„Kommt, wir müssen uns beeilen!", rief die helle Stimme von Nilelen den beiden Sinas zu. „Wir müssen unbedingt zu Elronds Rat!" „Elronds Rat?", fragte Ascarameniel. „Was ist mit Mittelerde los? Welches Böse möchte diesmal unser geliebtes Mittelerde zerstören?"fragte Apate weiter, während die beiden Sina laufend mit der fliegenden Sillnara Schritt hielten. „Der dunkle Herrscher Mordors, dessen elender Geist diesen, von Sillnara und Sina gehassten Ring erschaffen hat!", sagte Nilelen mit deutlicher Verachtung. „Auch die Neun sind wieder unterwegs und durchsuchen das Land nach dem Einen!"„Die Neun!", riefen die Geschwister wie aus einem Munde. „Ja! Ich fürchte, der Ring ist im Besitz eines Geschöpfes, dass seine entsetzliche Macht noch nicht kennt. „Armes Geschöpf, welches den Ring hat! Werden es die Neun finden, braucht es großen Mut und große Willenskraft sowie gute Freunde, um ihnen zu entkommen!"Mit diesen Worten schloss sie kurz die Augen, um all das Böse aus ihren Gedanken zu vertreiben. Schweigend flog die letzte Sillnara weiter, gefolgt von den zwei lautlos laufenden Sina, die beinahe zu schweben schienen... Ein Weiser der Menschen hätte diese Geschöpfe nicht erkannt, genauso wie nur wenig der Elben dies getan hätten. Doch Mittelerde selbst spürte die Kraft dieser alten Lebewesen über ihre Wiesen und Felder schweben. Von solch guten Geistern beschützt, begann Mittelerde zu hoffen. Zu hoffen, dass vielleicht noch einmal solch eine hohe Zeit kam, wie sei vor langer Zeit war, als noch viele Sillnara die Lüfte durchschwebten und nichts Böses existierte. So zur Hoffnung ermutigt schickte Mittelerde seiner letzten Sillnara eine sanfte Brise, die sie noch schneller an ihr Ziel bringen sollte. Als der Wind sie eingeholt hatte und rauschend in ihre Flügel blies, lächelte Nilelen voll Wonne. „Mach es gut...", flüsterte der Wind. „Ja", sagte sie mit leuchtenden Augen und nützte den Wind so gut sie es vermochte...

Nun wurde es für Arahiriel immer schwieriger, Frodo auf der Seite des Lichtes zu halten, damit er nicht in die Schattenwelt glitt und ein irrender Geist unter der Macht der Neun wurde. Die Schwarzen Reiter waren ihm gefährlich nahe, doch so konnte nichts dagegen tun. Mit einem Teil von Frodos Schmerzen beladen, fing Arahiriel wieder an zu zittern. Die böse Kraft in Frodos Wunde war wie ein Schatten, der sich immer mehr auf seinen und auch ihren Körper auszubreiten begann. Nun begann dieser Schatten gegen Frodos Geist zu kämpfen. Arahiriel fühlte, wie Frodos Widerstand zu schwinden begann. Bald würde er verloren sein und sie konnte nichts dagegen tun „Nein! Gib nicht auf!", schrie sie in die Nacht hinein. Nun kämpfte sie mit den Tränen. Er war nicht mehr Herr über seinen Körper. Die neun Schwarzen Reiter begannen ihn zu rufen. „Nein! Geh nicht zu ihnen. Bleibe im Licht, Frodo!", verzweifelt riss ihre Stimme ab. Schluchzend lag sie da und wusste nicht, was sie noch tun sollte. Die finstere Nacht trug ihre Trauer in die Welt, durchbrochen von herzzerreißendem Schluchzen...

Nilelen, Ascarameniel und Apate waren nun langsamer unterwegs. Sie waren auf einen Wald gestoßen. Nilelen hatte nun auch dem Fußweg gewählt. Als sie nun eine Weile so gingen kam ihnen das Geräusch eines Baches immer näher. Es war ein sehr klarer Bach, nicht getrübt von irgend welchen schändlichen Kreaturen oder von bösen Wesen besudelt. Sie erfrischen sich mit dem kalten, klaren Wasser des Baches, doch plötzlich stutzte Nilelen. „Was ist?", fragte Apate. Sie antwortete nicht, sondern steckte die Hand in den Bach und schloss die Augen. Sie fühlte die Strömung des Wassers, die Schwingungen des Bodens, das Flüstern des Baches und des Windes. Erschrocken riss sei die Augen auf und folgte mit ihrem Blick dem Bauchbett hinauf. „Was ist denn?", fragte Apate nochmals. Sie fragte ebenfalls ins Wasser. Sie betrachtete es und plötzlich erschrak sie. Nur für solche weißen Geschöpfe wahrnehmbar bemerkte sei das silberne Blut. „Ist das..?" „Kommt! Wir müssen sie finden!", befahl Nilelen ohne zu zögern. „Apate was ...?", wollte Ascarameniel fragen. Diese ließ Ascarameniel an ihren Fingern riechen. „Nein! Das kann doch nicht sein?!", fuhr sie erschrocken zurück. „Schnell, kommt!", befahl Nilelen noch einmal. Schweigend folgten sie der Anweisung. Sie rannten am Ufer des Baches entlang. Ascarameniel folgte mit ihrem Blick dem Bachbett und erschrak! Sie zeigte mit dem Finger nach vorne. „Da..."Nilelen folgte der Anweisung. Apate ergriff die linke Hand ihrer Schwester und drückte sie. „Ganz ruhig!", sagte sei. „Wir werden dieser Sina helfen! Du vergisst, dass Nilelen ist eine Sillnara. Denk an ihre Fähigkeiten." „Du hast recht", antwortete Ascarameniel. „Es ist nur...", begann sei und wandte ihre grünblauen Augen ihrer Schwester zu. „Hast du gewusst, dass noch eine Sina erwacht ist?"Die dunkelbraunen Augen Apates sahen noch einige Sekunden tief in die ihrer Schwester, bevor sie sich schlossen und Apate den Kopf senkte. Sie schüttelte ihn: Nein. Ich habe es auch nicht gewusst."Langsam wandte sie den Blick wieder an die 20 Meter entfernte Stelle, an der Nilelen kniete und dieser für sie unbekannt Sina half. „Komm. Wir müssen helfen". Mit diesen Worten erfasste Apate die Hand ihrer Schwester. Als sie zu Nilelen traten, bot sich ihnen ein schöner und zugleich auch erschreckender Anblick. Eine Sina mit rot-silbernen Haar lag im Gras. Sie hatte überall am Körper Kratzer, die mit silbernen Blutfäden gekennzeichnete waren. Ihr wunderschönes Antlitz ließ jedoch heftig Schmerzen erkennen, als würde sie im Träume kämpfen. Ihre halb geschlossenen Lider ließen die hellblauen Augen erkennen. Nilelen ergriff die rechte Hand der Sina und legte den Zeigefinger der ihrer rechten Hand auf sie Stirn der Sina. Sie fuhr durch ihre Gedanken und Träume, sowie durch ihre Vergangenheit. „Sie heißt Arahiriel." Erklärte Nilelen den beiden Geschwistern hinter ihr mit geschlossenen Augen. „Sie war die Gefangene der Dornen und hat sich befreit.", erklärte sie weiter. „Doch was ist das?", frage sei plötzlich, „das kann doch nicht..." Erschrocken öffnete Nilelen die Augen. „Was ist?", wollte Apate wissen. Neugierig betrachteten die beiden Geschwister die Sillnara und die danebenliegenden Sina. „Sie...sie ist mit dem Ringträger verbunden, der in großer Gefahr schwebt so wie sie."Sagte Nilelen, was selbst für sie verwunderlich klang. „Was?", fragte Ascarameniel. „Wir müssen ihr helfen. Ich denke ich werde sie tragen.", sagte Nilelen, nun, da sie wieder bei sich war. Gleich nahm sie Arahiriel vorsichtig in ihre Arme. Diese stöhnte leicht, als sie aufgehoben wurde. „Wir werden heute nicht mehr rasten. Wir laufen die Nacht durch. Sie braucht dingend die Hilfe Elronds. Aber vor allem muss sie mit dem Ringträger vereint werden und der ist ebenfalls gerade auf dem Weg Richtung Bruchtal. Nun lasst uns gehen." Mit diesen Worten schloss sie. Doch bevor sie sich in Bewegung setzte, sah sie noch einmal auf Arahiriel hinab. Sie schloss die halb geöffneten Augen der Sina und flüsterte in ihrer längst vergessenen Sprache: „Chan-nai. Ture nar-is tair ku!" – "Schlafe wohl. Bald fort ist dein Kummer." Sie küsste Arahiriel auf die Stirn. Dann bereitet sie ihre Flügel aus und stieß sich ab. „Kommt schnell."Rief sie Ascarameniel und Apate entgegen. „Wir wollen keine Zeit verlieren!"Und mit diesen Worten verschwanden diese vier alten Geschöpfe in der Ferne.