Der Rat war zusammen getroffen. Doch die Sillnara und die Sinas waren noch nicht erschienen. Saraviera hielt die ganze Zeit Ausschau nach den Wesen. Wo stecken sie bloß? Nicht nur, dass sie Arahiriel aus den Augen verloren hatte, jetzt waren auch die anderen verschwunden. Sie versuchte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die gerade stattfindende Diskussion zu richten. Frodo hatte gerade den Ring auf den Tisch gelegt. In diesem Moment stand der Zwerg Gimli auf und schlug mit der Axt auf das Schmuckstück. Die Axt explodierte regelrecht und der Zwerg wurde nach hinten geschleudert. Stille kehrte nein, die zugleich von einem glockenreinen Gelächter durchbrochen wurde. Apate und Ascarameniel traten durch den Torbogen in den Versammlungsraum und lachten. Hinter ihnen kam Nilelen und in einem blauen Umhang eingehüllt erschien Arahiriel. „Siehst du, ich hab dir ja gesagt, dass ein Zwerg versuchen wird den Ring mit Hilfe seiner „Muskelkraft" zu zerstören."Meinte Apate zu ihrer Schwester. „Ich weiß, dass du das gesagt hast. Damit hast du die Wette gewonnen."„Du bist selber Schuld. Es hat dich niemand dazu gezwungen auf einen Menschen zu setzten." „Ich hab eben die Menschen für heißblütiger gehalten."„ Ich finde es nur lustig, dass er nicht auf die Idee gekommen ist, dass wenn es so leicht wäre den Ring zu zerstören, Gandalf oder ein anderer längst getan hätte."„Tja. So sind eben die Männer."Nilelen warf den beiden einen Blick zum der sie augenblicklich verstummen ließ. Allerdings konnte er nicht das Grinsen auf den Lippen der beiden Geschwister unterbinden. Elrond hatte sich unterdessen aufgerichtet und starrte die verhüllte Gestalt an. „Wer seid Ihr und warum verhüllt Ihr Eure Antlitz?"Sekunden, die den anderen Anwesenden wie Stunden vorkamen, vergingen, ehe die Angesprochene sich dem Elben zuwandte. Mit beiden Händen schlug sie die Kapuze des Umhanges zurück. Ihr blauen Augen funkelten Elrond mit unverhohlenem Hass an. „Erkennst du mich jetzt Elbenherr? Oder muss ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen?" Das Gesicht des Angesprochenen hatte sich verändert. Sein Blick glitt unweigerlich zu dem rechten Unterarm des Wesens. Er erkannte den Eisenring, der sich über den ganzen Unterarm zog und vor den Fingern spitz zusammen lief. Genau das Gleiche tat er auch vor dem Ellbogen. Er konnte das Glitzern des blassblauen Saphirs wahrnehmen, der das Eisen zierte. Feine Linien, die Runen einer alten Sprache waren. Überzogen das Metall wie ein Spinnennetz. Wie konnte er vergessen, wer sie war? Eine Prinzessin, die er selbst dem Gefängnis der Dornen übergeben hatte. Sie galt als gefährlich. Aber war sie das wirklich? Er konnte es heute so wenig glauben, wie damals. „Ich hoffe, Ihr bringt mich dieses Mal nicht zurück in mein Gefängnis."Elrond schwieg. Arahiriel nahm das Schweigen des Elben mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis. Sie wandte sich ihrem Schützling zu. Frodo hatte sie die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen. Er starrte sie auch jetzt noch an. Arahiriel lächelte ihm zärtlich zu und setzte sich auf den Stuhl, der neben dem jungen Hobbit stand. Als das wunderschöne Wesen neben ihm Platz nahm, fühlte er dieses wunderbare Gefühl der Geborgenheit wieder. Mit einem Mal wusste er, wer neben ihm saß. Dieses Wesen, diese Schönheit war die Stimme, die er gehört hatte, als er zwischen den Welten schwebte. Es war das Mädchen aus seinen Träumen, die er immer dann hatte, wenn es ihm schlecht ging. Verlegen senkte er seinen Blick. Auch die anderen drei nahmen Platz. „Es tut mir leid. Wir wollten nicht stören. Bitte fahrt fort." brach Nilelen das Schweigen, dass sich über den Rat gelegt hatte. Der Blick der Sillnara schweift über die Anwesenden. Dabei blieb sie an den blauen Augen eines Elben hängen. Sie erwiderte kurz seinen Blick. Dann wandte sie sich ab. Apate und Ascarameniel hatten sich soweit im Griff, dass sie nicht wieder zum Lachen anfingen. Ihre Lippen waren gerade wie ein Strich. Doch in ihren Augen blitzten ab und zu der Schalk auf. Viele der Anwesenden betrachteten die vier Fremden mit großer Neugier. Vor allem die Menschen wussten nicht, welche Geschöpfe das waren, die gerade hinzugestoßen waren. Nur ein Mensch wirkten nicht sonderlich überrascht. In Wahrheit hatte er zum ersten Mal, seit die Sitzung begonnen hatte, ein erfreutes Lächeln auf den Lippen. Es war Aragorn, der Waldläufer, der jedoch auch der Sohn des Arathorn, des ehemaligen Königs von Gondor, war, was aber bis jetzt fast niemand der Anwesenden wusste. Er hatte die Hobbits seit Bree begleitet und sie nach Bruchtal gebracht. Ansonsten waren außer ihm nur die meisten Elben nicht sonderlich überrascht, oder zu mindestens verbargen sie ihre Überraschung gut. Die Zwerge sahen misstrauisch auf die fremden Geschöpfe und waren auch beleidigt, weil die Wesen Gimli überrascht hatten. Die edlen Geschöpfe bemerkten natürlich, dass sie von allen Seiten neugierig betrachtet wurden. Sei meisten Blicke hingen an der Sillnara. Die beiden Sina – Geschwister konnten sich nur noch sehr schwer im Zaum halten, um nicht gleich los zu lachen. „Nun", brach Saravieras Stimme das gespannte Schweigen und riss viele aus ihren Träumen und Gedanken. „Wir haben gesehen, dass der Ring nicht so einfach zerstört werden kann. Wir haben nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir schaffen ihn aus Mittelerde und über See...", sie ließ den Blick kurz durch die Runde schweifen und besah sich jeden der Anwesenden. An Aragorns blauen Augen blies sie hängen. Beide sahen sich tief in die Augen und keiner wandte den Blick ab. Saraviera erkannte, dass er wusste, was wohl die zweite Möglichkeit war. Sie seufzte leise und senkte den Blick. „Oder", fuhr sie endlich fort, „wir werfen ihn zurück in die Feuer, in denen er geschmiedet wurde. Ich rede von den Feuern des Schicksalsberges in Mordor." „Was?" fing Boromir, der Mensch neben Aragorn an. „Ihr wollt damit sagen, wir sollen den Ring in die Hände unseres Feindes legen?" „Unser einziger Weg, Sauron für immer zu vernichten, ist der Weg nach Mordor. Würden wie den Ring über das Meer bringen, würde Sauron einen Weg finden , ihn sich zu holen. Und vor allem hat auch der Ring einen eigenen Willen." Antwortete Gandalf. „Einer in diesem Rat, muss die gefährliche Aufgabe übernehmen." sprach Elrond. „Warum..", fing Boromir erneut an „warum verwenden wir ihn nicht einfach selbst gegen unseren Feinde? Gondor würde Sauron besiegen. Gebt uns den Ring als Waffe!"„Nein."Fuhr ihm eine Stimme ins Wort, „der Ring gehorchte nur dem Dunklen Herrscher. Niemand sonst kam ihn beherrschen!" Boromir blickte hasserfüllt in Aragorns Gesicht. „Was versteht ein Waldläufer von solchen Dingen?"„Das ist der Thronerbe von Gondor. Er ist euer Herr!" entfuhr es Legolas und er sprang auf. Nilelen sah den Elben verwundert an. „Er weiß anscheinend viel.."dachte sie sich im Stillen und betrachtete den Elben jetzt etwas genauer. Inzwischen war ein Streit ausgebrochen. Gimli hatte die Elben beleidigt und diese waren wütend aufgesprungen. Ein heilloses Durcheinander entstand. Beinahe alle waren auf den Beinen. Nur Frodo, Saraviera, Arahiriel, Nilelen, die beiden Sina Geschwister, Aragorn und Elrond sahen enttäuscht auf die sich streitende Menge.