Lange gingen sie schweigend durch den Wald. Endlich kamen sie am Hafen der Elben an. Vier Boote waren am Ufer vertäut worden und warteten nur darauf von den Gefährten in das Abenteuer ihres Leben gefahren zu werden. „Wo ist die hohe Frau Galadriel und Herr Celeborn? Wollen wir uns nicht ihnen verabschieden?"fragte Sam besorgt. Wie zur Antwort erschienen die beiden mit einem Gefolge von zwanzig Elben. „Wir kommen um Lebewohl zu sagen." begann Celeborn. „Doch haben wir noch einige kleine Geschenke, die euch auf euren Weg helfen sollen, für euch."Er winkte den Elben hinter ihm. Zwölf von ihnen lösten sich bei dieser Geste aus der Schar und traten auf die Gefährten zu. Alle trugen sie Mäntel der gleichen Farbe in den Händen. „Dies Mäntel werden euch ein guter Schutz sein. Sie wehren zwar keine Klingen und Pfeilen ab, doch werden sie euch kühlen oder wärmen, wann immer es nötig ist und was die Situation gerade erfordert. Auch vor ungewollten Blicke seit ihr geschützt."Ascarameniel stieß ihre Schwester an und flüsterte ihr zu: „Diese Fähigkeit kann für uns nur von Vorteil sein." Apate lächelte wissend. „Meinst du nicht, dass es unbequem wäre in gewissen Situationen einen solchen Mantel zu tragen?"„Das müsste man erst einmal ausprobieren."Dann schwiegen sie. Die Elben traten an die Gefährten heran und legten ihnen die Mäntel um. Eine Spange, die ein Blatt darstellte hielt die Umhänge zusammen. „Hohe Gunst wurde euch von unserer Herrin und unserem Volk gewehrt. Denn noch nie zuvor haben wir fremde in unsere Gewänder gehüllt."„Noch etwas wollen wir auch mit auf den Weg geben."sprach Galadriel. Arahiriels Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie folgte mit misstrauischem Blick jeder Bewegung der Elbin. Galadriel begann nun jeden der Gefährten einzeln aufzurufen. „Für den Führer eurer Fahrt, Aragorn," und mit diesen Worten reichte sie Aragorn eine Scheide passend für sein Schwert. Sie war mit fein gehämmerten Maßwerk von Blättern und Blüten von Silber und Gold überzogen und mit Elbenrunen aus vielen kleinen Edelsteinen besetzt, die den Namen Andúril und die edle Herkunft des Schwertes angaben.

„Möge die Klinge, die aus dieser Scheide gezogen wird auch in der Niederlage nie besudelt oder zerbrochen werden. Doch gibt es etwas anderes, das du zum Abschied von mir begehrst?"„Hohe Frau, du kennst mein Begehren,"antwortete Aragorn, „doch kannst du es mir nicht erfüllen." „Aber ich habe etwas, dass dir das Herz leichter macht."Und mit diesen Worten überreichte sie ihm einen Edelstein von klarem Grün, eingefasst von einer silbernen Spange in Form eines Adlers mit ausgebreiteten Schwingen. „Es soll dir als Zeichen der Hoffnung dienen, Elessar, der Elbenstein aus dem Hause Elendil!"Aragorn verneigte sich und trat zurück. Dann wandte sie sich an Boromir. Ihm schenkte sie einen Gürtel. („An den kannst du dich besser anhalten. Vielleicht hättest du sie aber vorher bitten sollen Haltegriffe für dich einzubauen."flüsterte Ascarameniel ihrer Schwester zu. Diese zeigte ihre als Antwort demonstrativ die Zunge.) Merry und Pippin erhielten jeder einen schmalen, silbernen Gürtel mit blumenförmigen, goldenen Schnallen. Legolas erhielt einen Bogen, wie in die Bewohner Lothlóriens gebrauchten. Er war länger und stärker und mit einer Sehne von Elbenhaar. Auch einen Köcher mit Pfeilen bekam er. „Und dir, kleiner Freund der Bäume", wandte sich Galadriel an Sam „schenke ich dies."Sie gab Sam einen kleinen hölzernen Schachtel mit nur einer einzigen Verziehung einen silbernen „G"als Rune. „Das G für Galadriel, obwohl es für dich auch für Gärtner stehen könnte."Sie zwinkerte Sam lächelnd zu. Dieser neigte verlegen das Haupt und trat zurück. In der Schachtel war fruchtbare Erde mit allem Segen, den Galadriel verteilen konnte.

„Und welches Geschenk mag ein Zwerg wohl von den Elben erbitten?"fragte Galadriel Gimli. „Keines, hohe Frau,"erwiderte Gimli. „Mir genügt euch gesehen zu haben."„Hört ihn euch an, ihr Elben!"lachte Galadriel. „Niemand möge noch sagen, Zwerge seien Rohlinge. Doch du begehrst etwas, Gimli. Nenne deinen Wunsch und ich werde ihn dir gewähren."„Ich ..nein." stammelte der Zwerg verlegen. Er räusperte sich und brachte dann seinen Wunsch vor: „Nichts...doch...ich dürfte bitten, um...nein, ich will es nur nennen: eine Strähne Eures goldenen Haares würde mir reichen. Ich bitte nicht darum, doch du befahlst mir meinen Wunsch zu nennen."Galadriel lächelte. „Nie mehr soll ein Elbe schlecht über die Zwerge reden." unterbrach Galadriel das erstaunte Geraune der Elben. Celeborn blickte Gimli ebenfalls verblüfft an. „Ich würde es hüten wie einen Schatzen und es soll für immer die Freundschaft zwischen Berg und Wald widerspiegeln." erklärte der Zwerg weiter, ohne auf die Elben zu achten. Galadriel lächelte sanft, löste ihre goldenen Flechte und schnitt drei Strähnen ab. „Mögest du immer an Galadriel und dieses Volk denken, denn unsere Zeit hier geht dem Ende zu."Und mit diesen Worten legte sei Gimli drei Strähnen in die Hände.

Die anderen Gefährten waren nicht minder überrascht gewesen als alle anderen Anwesenden. Legolas setze ein Lächeln auf, denn er hätte nicht gedacht, dass Gimli jemals so etwas tun und wünschen könnte. Galadriel ging weiter. Nun waren die beiden Sina-Geschwister an der Reihe. „Für euch beide habe ich dies!"sprach die Herrin des Waldes zu den Prinzessinnen und überreichte jeder von ihnen einen Armreif aus Eisen. Feine Linien zogen sich netzartig über die Oberfläche. Die Linien waren Runen aus alter Zeit. Ihr Mittelpunkt war ein eingefasster Edelstein. „Dies sind die Armreifen, geschmiedet von der kunstfertigen Hand der Sillnara und Sillnor. Es sind eure Armreifen. Euer Vater gab sie mir einst, damit ich sie euch überreiche, wenn die Zeit gekommen ist."Trauer erschien für einen Moment in den Augen der Geschwister, als sie die Worte der Elbin vernommen hatten. Doch dieser verschwand so schnell, wie er gekommen war und ein vielsagendes Lächeln erhellte die Gesichter der beiden Sinas. Dennoch sprachen sie kein weiteres Wort. Galadriel trat nun auf Nilelen zu. „Dir, ehrwürdige Königin, letzt deiner Art werde ich ein etwas anderes Geschenk geben. Du sollst einen Schutz unseres Volkes erhalten, der deinen ohnehin schon große Kraft noch etwas verstärkt."Nilelen warf Legolas einen beredeten Seitenblick zu. Dieser senkte verlegen sein Haupt. Celeborn war währenddessen an die Sillnara heran getreten. Sanft küsste er sie auf die Stirn. Galadriel tat es ihm gleich. Anschließend legte ihr die Elbin eine Kette mit einem weißen Stein als Anhänger um ihren schwanengleichen Hals. „Dies ist für dich." sprach sie laut. Und in Gedanken setzte sie hinzu: „Damit du das Böse in dir in Zaum halten kannst." Nilelen erwiderte nichts und Galadriel sah dies als Zustimmung an.

Galadriel wandte sich Arahiriel an. Der misstrauische Blick in den Augen der Fürstentochter war noch nicht erloschen. „Für dich Habe ich einen guten Rat als Geschenk: Höre auf deine Herz!"Arahiriel lachte kurz auf. „Oh ja, höre auf dein Herz. Schließlich hat mein Herz mich ja noch nie im Stich gelassen oder zugelassen, dass ich an einen Baum gekettet werde."Galadriel erwiderte nichts. Sie nahm die Hand der Sina und lege eine Rosenbrosche hinein. „Trage sie an der Stelle deines Herzens. Ich hoffe du denkst nun anders von mir."Arahiriel wollte etwas erwidern, doch Nilelen hielt sie durch eine kleine Geste mit ihrer rechten Hand zurück. So schluckte sie ihre Worte hinunter und verbeugte sich vor Galadriel. „Und dir, Ringträger,"sprach Galadriel, „schenke ich dies."Sie überreichte ihm eine kleine, kristallenen Phiole. Sie sandte bei jeder Bewegung glitzerndes, weißes Licht aus. „In dieser Phiole ist das Licht unseres geliebten Sternes, Earendil, gefangen, so wie in meinem Spiegel. Möge sie dir an dunkeln Orten leuchten, wo alle anderen Lichter erlöschen. Dies waren die Geschenke Celeborns und Galadriels. Mögen sie euch Kraft und Hoffnung in schweren Stunden bringen. Und nun lebt wohl und tragt unsere Bilder immer in euren herzen."Mit diesen Worten schloss Galadriel und die Gefährten verneigten sich. Dann teilten sie sich auf die Boote auf. Aragorn, Frodo, Sam und Arahiriel in einem Boot. Dann Legolas, Gimli, Apate und Nilelen. Das letzte war mit Ascarameniel, Merry, Pippin und Boromir besetzt. Sie ruderten davon. Ein letzte Mal blickten sie noch zurück und dann verschwand Lórien aus ihrem Blickfeld...