Hinter den Statuen wurde ein Wasserfall sichtbar. Das donnernde Rauschen drang an die Ohren der Gefährten. Kurz vor dem Wasserfall brachte die Gesellschaft am rechten Ufer des Flusses zum stehen. Arahiriel spürte, wie ein seltsames, flaues Gefühl sich in ihrem Bauch breit machte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Dieses Ufer kam ihr wie das Angesicht der Gefahr vor. Sie äußerte ihren Verdacht jedoch nicht. Sie war eine Verstoßenen. Wer würde ihr schon Glauben schenken? Sie blickte sich um und ließ ihre Augen auf ihrem Schützling ruhen. Wenn sie ihn im Auge behielt, könnte es schon nicht so schlimm werden. In diesem Moment hob Frodo sein Haupt. Die blauen Augen des Hobbits richteten sich auf sie. Ohne ein Wort zu verschwenden. verstand sie, dass der Hobbit alleine sein wollte um nachzudenken. Arahiriel dachte kurz nach. Sie konnte fühlen, wenn ihm was geschah. Außerdem würde er sicherlich nicht so dumm sein und weit weg gehen. Sie nickte ihm zu und er schenkte ihr ein schüchternes Lächeln. Dann wandte er sich um und verschwand im Wald. Arahiriel sah sich um. Keiner außer ihr hatte wahrgenommen, dass Frodo gegangen war. Eine schöne Beschützertruppe hatte Elrond ausgesucht. Aber was konnte man auch anderes von ihm erwarten? Schließlich fesselte er auch mit Vorliebe Fürstentöchter mit Rosenranken an Bäume...

Sam, Merry und Pippin kamen aus dem Wald. In ihrem Armen hatten sie Brennholz. Aragorn trat neben Legolas, der seine Augen über das andere Ufer gleiten ließ. „Wir sollten hier nicht zu lange verweilen." meinte der Waldläufer. „Ich weiß. Och habe Orks am Ostufer gesehen."„Nicht das Ostufer ist es, dass mit Sorgen bereitet."Der Schrei eines Adlers ertönte. Nilelen blickte auf. Ein Lächeln erhellte ihre Züge. Als sie den besorgten und erschrockenen Blick der anderen sah, meine sie: „Keine Angst. das ist mein Ehe... ein guter alter Freund von mir."„Dein guter alter Freund könnte uns verraten."erwiderte Aragorn. Die Augen der Sillnara verengten sich zu Schlitzen. „Wie könnte er mich verraten, wenn er doch die Aufgabe erhalten hat, mich zu beschützen. Außerdem achten Orks nicht auf das Geschrei von Vögeln, um ihre Opfer ausfindig zu machen. Sie nehmen die Fährte mit ihren Nasen auf. Die kann sie nicht so leicht täuschen."Aragorn erwiderte nichts. Doch sein missbilligender Blick war noch immer auf den Greifvogel über ihn gerichtet. Gimli trat auf Aragorn zu. „Wir sollten aufbrechen."meinte er. „Nützt die Pause und erholt euch, Herr Zwerg."„Als ob ein Zwerg Erholung bräuchte. Hört nicht auf ihn junge Hobbits. Ein Zwerg braucht sich nicht auszuruhen."Pippin legte das Holz neben der Feuerstelle zu Boden. Dann sah er sich um. „Wo ist Frodo?"fragte er. Sam wurde aus seinem Trance ähnlichen Zustand gerissen und sah sich nervös um. Aragorn tat das Gleiche. Jedoch blieben seine Augen an Boromirs Schild hängen. Von dem Sohn des Stadthalter von Gondor war nichts zu sehen. „Wo sind die beiden Nervensägen?"fragte Nilelen. Sie sah Arahiriel an. „Ich habe nichts mit ihrem Verschwinden zu tun." meinte diese. „Das weiß ich. Hast du sie gesehen?" Arahiriel zuckte mit den Achseln. „Vielleicht spielen sie im Wald verstecken."schlug sie vor. „Gut. Dann suchst du Frodo und ich die beiden Prinzessinnen."Arahiriel lächelte. Als sie an Nilelen vorbeiging konnte sie folgende Bemerkung von der Sina aufschnappen: „Ja, ja. Gleich und gleich gesinnt sich gerne." Doch bevor sie Arahiriel zu recht weisen konnte, war diese schon im Wald verschwunden...

Frodo stand neben einer großen, umgefallenen Steinfigur, die die Menschen gemacht hatten und war tief in Gedanken versunken. Er wusste, es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Sollte er mit den anderen Gefährten nach Gondor und Mordor ziehen oder sollte er alleine weiter ziehen? Arahiriels Antlitz erschien vor seinen Augen. Sie hatte schon so viel auf sich genommen. Er wollte sie nicht in Lebensgefahr bringen. Sie hatte das nicht verdient. Sie musste weiter leben und glücklich werden. „Du solltest nicht alleine umherziehen. Vor allem du nicht."riss ihn Boromirs Stimme aus seinen Gedanken. Frodo blickte ihn an. Boromir trug Feuerholz in seinen Armen. Seine Augen ruhten auf dem Hobbit. Sein Blick verfolgte jede Bewegung von Frodo. „Du quälst dich schon so lange... ich sehe es."Ein seltsamer Schein erhellte die Züge des jungen Mannes. „Warum sollten ...wir den Ring nicht einsetzten? Wir könnten Saurons Armee damit bezwingen!"begann er.

„Deine Worte würden mir weise vorkommen, wenn mein Herz mich nicht warnte."sprach Frodo. Doch bei sich dachte er: „Warnt mich wirklich mein Herz oder Arahiriel?"„Warnte? Wovor sollte es dich warnen? GIB MIR DEN RING!!!!"Die letzten Worte schrie er. Er ließ das gesammelte Feuerholz fallen. „Nein! Du bist nicht du selbst!" erwiderte der Ringträger. Er wollte an Boromir vorbei und zu den anderen gehen. „Du...du hast ihn doch nur durch einen unglücklichen Zufall erhalten, du verfluchter Narr!!"Frodo wandte sich um und sah ihn an. „Er hätte mir gehören können. GIB IHN MIR!"rief er und stürzte sich auf Frodo. Dieser wollte fortlaufen, doch Boromir packte ihn und er stürzte zu Boden. „GIB IHN MIR!!"schrie der junge Mann. Dabei versuchte er Frodo die Kette mit dem Ring abzunehmen. Doch Frodo war schneller. Ohne über die Konsequenzen nach zu denken, steckte er den Ring an den Finger. Etwas abseits von Boromir und Frodo stürzte Arahiriel im selben Moment zu Boden. „So eine verdammte Scheiße!!" schrie sie. Dann rappelte sie sich hoch. Sie musste ihn finden. Er hatte das Dümmste auf der Welt getan. Er war ein männliches Wesen. Sie hätte wissen müssen, dass so etwas passieren musste. Während sie lief, murmelte sie: „Verdammt, Linus! Warum habe ich nicht aus den Fehlern, die ich bei dir gemacht habe gelernt?"

Inzwischen hatte sich Frodo von Boromir befreit und war einen Hügel hinauf gelaufen. Hinter einer alten Steinstatuen versteckte er sich. Vorsichtig lugte er darüber hinweg. Er blickte nach Westen und er erblickte einen großen Turm, der nur aus Finsternis und Feuer zu bestehen schien. Auf der Spitze des Turmes befand sich ein rotes Auge ohne Lider, umgeben von einem schrecklichen Rad aus Feuer. Es wurde immer größer und größer und versuchte ihn zu erfassen. Frodo wich zurück und versuchte so schnell wie möglich den Ring abzunehmen. Plötzlich fiel er und landete auf dem Laubboden des Waldes. Er hielt den Ring in der Hand. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken. Er spürte plötzlich wie eine unsichtbare, große Hand über ihn hinweg zu gleiten Schien. Beinahe hätte er ihn entdeckt...