„Frodo!" Aragorns Stimme ließ den Hobbit zusammen zucken. „Er...er hat sich Boromirs bemächtigt!"rief er dem Waldläufer zu. „Wo ist der Ring?"fragte Aragorn. Frodos Antlitz verzog sich zu einer Maske aus purem Entsetzen. Er wich einige Schritte zurück. „Was ist mit dir?"Doch Aragorn brauchte nicht auf eine Antwort zu warten. Er konnte sie in den blauen Augen des Halblinges lesen. Er ließ sich vor ihm auf die Knie nieder. „Ich habe geschworen dich zu beschützen."Frodos Blick fixierte ihn. „Kannst du mich auch vor dir selbst beschützen?"Er streckte Aragorn seine Hand entgegen. In ihr lag der Ring. Aragorn antwortete nicht sofort. Er nahm Frodos Hand und schloss seine Finger um den Ring. „Ich wäre bis ans Ende mit dir gegangen, selbst in die Feuer Mordors."sprach er leise. Frodo nickte. „Kümmere dich bitte um die anderen. Arahiriel und Sam werden es nicht verstehen."Ein Schrei zerriss die Luft. „Orks!"rief Aragorn. „Ich werde sie aufhalten. Lauf du und rette unser aller Leben!" Frodo zögerte noch einen kurzen Augenblick. Dann wandte er sich um und lief in den Wald. Plötzlich sah er Orks und versteckte sich hinter einem Baum. „Frodo!"Merrys und Pippins plötzliches Auftauchen beim benachbarten Baum erschreckte ihn. „Komm und versteck dich mit uns."flüsterten sie ihm verschwörerisch zu. Frodo schüttelte den Kopf. „Was hat er den auf einmal?"fragte Pippin seinen Freund. „Er...er will uns verlassen."erwiderte Merry mit einem seltsamen Ton in der Stimme. „Was?"frage Pippin noch einmal nach. Doch er wusste, dass Frodos Entschluss bereits feststand und das er nicht die Macht besaß ihn zu ändern...

„Nein!" rief er und brach aus seinem Versteck hervor. Merry tat es ihm gleich."Die Orks bemerkten sie und kamen auf die beiden zu. „Lauf Frodo!"forderte ihn Merry auf. Frodo war ihm einen kurzen dankbaren Blick zu und rannte los. Merry und Pippin liefen in die entgegengesetzte Richtung los. Und die Orks folgten ihnen. Den beiden Hobbits wurde fast gleichzeitig klar, dass es keinen Sinn mehr hatte vor ihren Feinden wegzulaufen. Sie fügten sich ihrem Schicksal und stellten sich in Kampfposition auf. Ein Ork lief mit gezogenen Schwert auf sie zu. Doch bevor er sie erreichte, warf sich Boromir zwischen die Kreatur und die Hobbits. Dies war der Anfang eines Gemetzels, dass mehr als nur ein Leben forderte.

Arahiriel keuchte. Warum verspürte sie auf einmal so einen stechenden Schmerz in ihrer Brust? Kampfgeschrei drang an ihr Ohr. Sie wollte wieder los laufen, als sie eine Hand packte. Sie wandte sich um und blickte in die braun-goldenen Augen Nilelens. „Geh und erfülle deine Aufgabe. Ich werde den anderen zur Seite stehen."Arahiriel richtete sich auf. „Ich danke dir, Königin der Sillnara." Nilelen lächelte traurig über die Worte der Sina. „Ich hoffte, wir würden Freunde werden."„Vielleicht werden wir das auch irgendwann einmal. Wenn die alten Wunden verheilt sind." „Dann werde ich auf unser Wiedersehen vertrauen, Fürstentochter." Arahiriel verbeugte sich leicht. „Wenn der Schicksalsgott Mantos uns wohl gesinnt ist, werden wir uns wiedersehen, Königin." Dann lief sie an Nilelen vorbei und begab sich auf die Suche nach ihrem Schützling. Das Wort Suche war zweifellos übertrieben. Schließlich wusste sie ja, wo er war.

Legolas und Gimli kämpften bereits tapfer an Aragorns Seite, als Nilelen zu ihnen stieß. Obwohl sie alle Hände voll zu tun hatte sich gegen die Angreifer zur Wehr zu setzten, konnte sie sich doch immer wieder bei dem Gedanken ertappen, dass sie nur zu gerne wüsste, wo die beiden Sina-Geschwister sich befänden. Sie konnte nicht wissen, dass Ascarameniel und Apate versuchten Boromir so gut wie möglich zur Seite zu stehen. Sie wären zwar Prinzessin, aber als weibliche Mitglieder der Königsfamilie war es ihnen verwährt geblieben Einblicke in die Kunst der Kriegführung zu erlangen. Dass sie sich dennoch tapfer und gerissen zur Wehr setzten, lässt darauf schließen, dass sie sich auch an diese Regel nie wirklich gehalten hatten. Und dies war zweifelsohne ihr Glück.

Frodo stand am Ufer bei den Booten. Er war sich seiner Entscheidung sicher. Dennoch stiegen Zweifel in ihm hoch. Eine Träne löste sich aus seinen Augen, als er an die anderen dachte. Er legte sich die Kette wieder um den Hals und diesem Moment wusste er, dass er sich nicht gegen sein Schicksal zur Wehr setzte konnte. Was geschehen musste, würde geschehen. Nichts konnte etwas daran ändern. Er trat an eines der Boote heran und schob es ins Wasser. Er ergriff die Ruder und paddelt um sein Leben. Als er schon in der Mitte des Flusses war, brach Sam aus dem Wald hervor. Er sah, was Frodo vor hatte und lief ihm nach...

Arahiriel atmete tief durch. Der Schmerz verschwand. Ein Ork tauchte plötzlich vor ihr auf. Sie zog ihr Schwert und schlug ihm den Kopf ab. Weitere dieser Bestien stürzten sich auf sie. Arahiriel tötete fünf von ihnen. Doch die Angreifer gaben immer noch nicht auf. „Verdammt! Seht ihr denn nicht, dass ich jetzt keine Zeit habe um mit euch zu spielen!?!"schrie sie ihnen entgegen. Doch die Orks ignorierten ihre Schrei und stürzten sich auf sie. Arahiriel schob ihr Schwert in die Scheide zurück. Sie lief den Orks entgegen. Diese wussten nicht so recht, was sie von dem Gegenangriff der Sina halten sollten. Doch bevor sie dazu kamen, sich eine Meinung darüber zu bilden, stieß sich Arahiriel vom Boden ab. Sie sprang auf die Schulter des ersten Orks und benutze ihn als eine Art Sprungbrett. Das gleiche tat sie auch mit den anderen. Am Ende der Angreiferkette berührten ihre Füße wieder den Boden. Schnell wie ein Pfeil schoss sie durch den Wald und auf das Ufer zu. Als sie dort ankam, erblickte sie Frodo und Sam bereits am anderen Ufer. Sie fluchte. „Die Götter im Himmel wissen alleine, wie lange ich das nicht mehr getan habe."fauchte sie. Sie ging einige Schritte rückwärts. Dann lief sie los und sprang. Ihre Füße berührten das Wasser des Flusses, sanken aber jedoch nicht darin ein. Jetzt musste sie sehr schnell sein, schoss es durch ihren Kopf. Nur eine Sekunde zögern und der Fluss hatte sie in seiner Gewalt. Schneller als zuvor lief sie über das Wasser.

Frodo, der ein seltsames Platschen gehört hatte, blickte auf den Fluss. Sein Erstaunen war mehr als groß, als er Arahiriel entdeckte. Auch Sam war überrascht. Arahiriel landete elegant neben dem Boot der beiden Hobbits. „Wenigstens weiß ich jetzt wieder, warum ich diese Gabe nie einsetzt."meinte sie nach Atem ringend zu den beiden Halblingen. „Warum bist du hier?"frage Frodo, der sich von seiner Überraschung einigermaßen wieder erholt hatte. „Ich habe eine Aufgabe und die werde ich auch erfüllen." Frodos Wangen röteten sich. Er senkte seinen Blick und antwortete nicht. „Wie hast du das gemacht?"fragte nun Sam. Arahiriel lächelte. Dann meinte sie mit ihrer sanften Stimme: „Das, mein lieber Sam, ist die Magie der Verfluchten...."