Sie legten Boromir mit seinem Schwert, Schild und Horn in eines der Boote. Dieses trieb den Fluss entlang und fand sein Ziel im Wasserfall. Nachdem die restlichen Gefährten Abschied genommen hatten von ihrem Freund, schob Legolas eines der Boote ins Wasser und rief den anderen drei zu: „Frodo, Sam und Arahiriel haben schon das andere Ufer erreicht. Wenn wir uns beeilen, können wir sie noch einholen!"Doch keiner der anderen rührte sich. „Wir lassen sie ziehen?" fragte der Elbe erstaunt. „Frodo will nicht, dass wir mit gehen." meinte Aragorn. „Arahiriel würde mir den Kopf abreißen." murmelte Nilelen. Doch sie hütete sich die Worte lauter auszusprechen. „Dann hat die Gemeinschaft des Ringes versagt?" fragte der Zwerg. Nilelen lächelte. „Einen Bruch kann man kitten."meinte sie. Aragorn zog den Stofffetzen, welchen er notdürftig als Verband benutzte fest. Es blickte auf. „Nilelen hat recht. Brüche kann man kitten. Wir müssen unsere beiden Freunde retten."Seine Augen blitzten auf, als der nächste Satz über seine Lippen kam: „Lasst uns Orks jagen!"Diese Worte entlockten Gimli einen Freudenschrei. Und die beiden anderen stimmten mit ihm überein. Orks jagen war eine ausgezeichnete Idee.
Sie waren gerade ein paar Schritte gegangen, als Legolas merkte, dass Nilelen nicht mehr hinter ihm war. Er wandte sich um und erblickte die Sillnara am Flussufer. „Ich wünsche dir viel Glück, Arahiriel. Mögen das Schicksal die Güte haben unsere Wege sich kreuzen zu lassen."flüsterte sie dem Wind zu. Dieser trug die Worte an das Gehör der Sina. Arahiriel blieb stehen und tat etwas, was sie bis jetzt noch kein einziges Mal in ihrem Leben getan hatte. Sie blickte zurück. Und für diesen winzigen Augenblick erschien ihr die Welt um sich herum verändert. Sie hatte das Gefühl, dass alles kleiner werden würde und sie es nicht mehr richtig erfassen konnte. „Ja,"dachte sie bei sich; „so etwas nennt man Abschied." Dann wandte sie sich wieder um und folgte den beiden Hobbits auf ihren Weg nach Mordor.
„Nilelen!"Legolas Stimme riss die Sillnara aus ihren Gedanken. Sie wandte sich um und blickte ihn an. Sie lächelte ihm zu. Der Elbe drehte sich wieder um, als er sich sicher sein konnte, dass ihm die Königstochter folgte. Nilelen tat ein paar Schritte und blieb dann wieder stehen. Sie fühlte sich so anders. Vorsichtig tastete sie mit ihren Fingerkuppen nach ihrer Stirn. Sie berührte etwas Kaltes. Der silberne Stern war auf ihrer Stirn erschienen. Dieses Zeichen sollte die Sillnara davon abhalten etwas zu tun, dass für ihre Art untypisch war. Nilelen hatte diesen Stern oft getragen und nur zu oft hatte sie durch ihn eine kräftige Tracht Prügel von ihrem Vater als Strafe für ihr Benehmen bekommen. Doch jetzt wunderte sie sich nur, dass der Stern erst jetzt aufgetaucht war. War es etwas typisch für die Sillnara, dass sie sich einer Gemeinschaft zur Rettung der Welt anschließen? Diese Frage würde ihr niemand mehr beantworten können. Denn alle, die über so ein Wissen verfügten, waren längst von dieser Welt verschwunden.
Frodo, Sam und Arahiriel, die jetzt nur noch so groß war wie ihre beiden Weggefährten, kletterten die Felsen der Emyn Muil hinauf. An der höchsten Erhebung blieben sie stehen und blickten auf das Land, welches vor ihnen lag. Hinter der Ebene, welche sich vor ihnen erstreckte, lag eine graues Gebirge. Rote und Schwarze Wolken verdunkelten den Himmel. „Das ist kein leichter Weg, den uns Mantos auf erlegt hat." flüsterte Arahiriel. Frodo sah sie an. In ihren Augen lag eine Entschlossenheit, die ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Ihr könnt noch umkehren."meinte er. Arahiriel lachte kalt. „Das glaubst du doch selbst nicht. Wir stecken genauso tief drinnen wie du."meinte sie. Frodo konnte ihrem Blick nicht länger stand halten. Er sah nach vorn. Nach einigen Momenten seufzte er. „Mögen die anderen einen Weg finden, der leichter ist. Wir müssen diesen hier nehmen." sprach er und gab mit diesen Worten das Zeichen zum Aufbruch....
Ende 1. Teil
Tage lang folgten sie der Gruppe Uruk-hais, die Merry, Pippin und die beiden Sina-Schwestern in ihrer Gewalt hatten. Legolas führt die kleine Gruppe an. Dann folgte Aragorn. Etwas weiter hinten kamen Nilelen und noch weiter hinten keuchte Gimli. Nilelen war zuerst am Anfang der Gruppe gelaufen. Doch ihre Kräfte hatten leider schnell nach gelassen. Sie war nun einmal eine Sillnara. Ein Wesen der Lüfte. Ihre Füße waren das Laufen nicht gewohnt. Fliegen durfte sie nicht, weil sie sonst entdeckt werden konnte. Ihre Füße taten höllisch weh. Bei jedem Schritt, den sie tat, fuhr ein stechender Schmerz durch ihren Körper. Je länger sie lief, desto mehr Platz beanspruchte er in ihrem Körper. Doch Nilelen hatte nicht vor, sich ihrer Schwäche oder gar dem Schmerz zu ergeben. Sie musste weiter laufen. Sie musste Apate und Ascarameniel retten. Die beiden vertrauten darauf, dass sie ihnen zu Hilfe kam. Und Nilelen würde sie nicht enttäuschen.
Ihr Atem ging unregelmäßig. Die Kette mit dem weißen Stein, die ihr Galadriel geschenkt hatte lag schwer auf ihrer Brust. Bei jedem Schritt schlug sie gegen ihren Körper. Einmal rechts und einmal links. Nilelen war schon am ganzen Oberkörper blau geschlagen. Doch auch diesen Schmerz ignorierte sie. Da draußen gab es zwei Wesen, die auf sie bauten. Die sie brauchten. Da draußen wartete jemand auf sie. Sie hatte dieses Gefühl schon lange nicht mehr gehabt. Das Gefühl gebraucht zu werden. Marinos fehlte ihr in diesem Moment mehr als alles andere auf der Welt. Aber er hatte versprochen immer bei ihr zu sein. Selbst wenn er jetzt tot sein sollte, würde er von Thárs Wolkenschloss auf sie herabschauen und sie beschützen. Schließlich hatte er es geschworen...
Frodo schreckte aus seinem Traum hoch. Seine Augen waren vor Entsetzen geweitet. er keuchte. Der Hobbit hatte zwischen Sam und Arahiriel gelegen. Sam war ebenfalls aufgewacht. „Was ist los, Herr Frodo?"fragte er besorgt. „Nichts. Ich hatte nur einen Alptraum."antwortete Frodo. Es sah Sam nicht an. Aber dafür blickte er in die Augen seiner Beschützerin. Arahiriel hatte sich nicht bewegt. Sie hatte lediglich ihre wunderschönen Augen geöffnet. An ihren Blick konnte er erkennen, dass sie genau wusste, was er geträumt hatte. Sie wusste, dass er von Gandalf geträumt hatte. Er hatte gesehen, wie sein Freund die Brücke hinab fiel. Er hatte gesehen, wie ihm Saraviera nach gesprungen war. Er hatte gesehen, wie die beiden mit dem Balrog gekämpft hatten. In ihren blauen Augen schien geschrieben zu stehen, dass sie von all dem wusste. Sie war in diesem Augenblick so schön, so unantastbar, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass sie ihn auch zu lieben vermochte. Sie hatte etwas besseres verdient. Einen blonden Elbenprinzen in einer Robe aus Samt und Seide. Nicht einen schmutzigen Hobbit mit schmuddeliger Bekleidung und behaarten Füßen. Er wandte sich von ihr ab und stand auf. „Wir sollten weiter gehen."meinte er zu seinen beiden Gefährten, ohne einen von ihnen anzusehen. Beide stimmten ihm mit einem Nicken zu und sie setzten ihren Weg fort...
