Nachdem sich der Nebel, der ihnen am Morgen die Sicht geraubt hatte, sich verzogen hatten, setzten sie ihren Weg fort. Gegen Mittag machten sie Rast. Sam holte etwas von dem Lambasbrot der Elben aus seinem Rucksack. Er reichte Arahiriel und Frodo je ein Stück. Während er genüsslich die Wegverpflegung aß, meinte er: „Ich mag fremdländische Küche eigentlich nicht. Aber dieses Lambas von den Elben ist ziemlich gut."Frodo lächelte. „Nichts vermag dir die Laune zu verderben Sam."Dieser wandte seinen Blick in die Richtung, die sie eingeschlagen hatte und erwiderte: „Nur die Regenwolken."„Ach, verdammt! Ich hasse diese Felsen! Ich hasse, hasse, hasse sie!"rief Arahiriel, die sich an einem der Steine aufgeschürft hatte. „Das Einzige, was ich noch mehr hasse , sind Rosen!"Die beiden Hobbits sahen die Sina an. Der Gefühlsausbruch der Fürstentochter kam so überraschend, dass sie nicht so recht wussten, wie sie reagieren sollten. Schließlich meinte Sam, der sein Staunen als erstes überwunden hatte: „Kein Wesen hasst Rosen."Die blauen Augen der Sina richteten sich auf ihn. An ihrem Blick konnte er erkennen, dass sie etwas erwidern wollte. Aber sie tat es nicht. Eine Weile lang saßen sie noch schweigend da und genossen ihr karges Mal. Arahiriel ließ ihren Blick über die Felslandschaft, welche sich vor ihr ausbreitete, streifen. Hätte ihr damals jemand gesagt, dass sie einem mit einem ihrer Schützlinge auf den Weg nach Mordor sein würde, um den dunklen Herrscher zu vernichten, sie hätte sich nicht einmal die Mühe gemacht, über ihn zu lachen...

Die Uruk-hai Truppe war nun schon tagelang unterwegs. Die vier Gefährten wurden von den Kreaturen getragen. Hände und Füße hatte man ihnen gebunden. Apate hob vorsichtig ihren Kopf. Ihr ganzer Körper schien nur aus Schmerz zu bestehen. Die Seile hatten sich in ihre Haut gescheuert. Hinzu kam noch, dass man ihnen schimmliges Brot und ein seltsames Gebräu zur Stärkung gab. Sie hatte sich mehr als einmal übergeben müssen. Von den anderen hatte sie lange nichts mehr gehört. Merry war seit Tagen bewusstlos. Ihre Schwester schien in eine Art Koma gefallen zu sein. Pippin hatte sie kurz zu Gesicht bekommen. Er hatte sich bei dem Kampf im Gesicht verletzt. Apate konnte aber nicht sagen, wann und wo dies geschehen war. Am Anfang hatte sie gedacht, dass der Schlaf ihrer Seele lindern bringen mochte. Doch dann waren sie gekommen. Die träume. Sie sah Boromir vor sich. Immer und immer wieder sah sie, wie sich die Pfeilen in seinen Körper bohrten. Und dann fühlte sie seine Lippen auf den ihren. Seine Hand, die sie berührte. Sie spürte seinen heißen Atem, der ihr ins Gesicht schlug, als er ihr sagte, dass er sie liebte. Aber sie konnte nicht mehr um ihn trauern. Sie hatte ihre Tränen um ihn bereits vergossen. Er war jetzt in einer besseren Welt. In einer Welt, in der es keinen Ring gab, der ihm den Verstand raubte.

„Halt!" schrie plötzlich der Anführer der Uruk-hai. er begann zu schnüffeln. „Ich rieche Menschenfleisch. Wir werden verfolgt! Los, schnell weiter!"Die Truppe folgte diesem Befehl. Ascarameniel kam es so vor, dass sie nun doppelt so schnell liefen als zuvor. Pippin begann über die Worte des Anführers nachzudenken. „Aragorn."meinte er schließlich. Mit seinen Zähnen versuchte er die silberne Spange seines Mantels abzumachen. Nach langem Versuchen gelang es ihm und er ließ die Spange auf dem Boden fallen, in der Hoffnung, die anderen würden es hoch rechtzeitig finden.

„Wir wollen nicht mehr weiterlaufen!"schrie einer der Orks. Es war nun schon dunkel. „Seit Tagen laufen wir schon durch, ohne Rast und ohne etwas Anständiges zu Essen!"fuhr der selbe Ork fort. „Ja, es reicht!"stimmten alle zu. Der Anführer sah die anderen wütend an, doch er merkte, dass sie wohl Recht hatten. „Gut, wir machen bei dem Waldrand dort vorne halt."erklärte er. Als sie unter den Bäumen angekommen waren, konnten die zwei Sinas und die beiden Hobbits endlich von den Rücken der stinkenden Orks absteigen. Man ließ sie auf die harte Erde fallen. Apate verbiss sich im aller letzten Moment den Kommentar, der ihr auf der Zunge lag. „Merry", begann Pippin. Er rüttelte an der Schulter seines Gefährten. Ein Stöhnen war zu hören und endlich wachte Merry auf. Ihm dröhnte der Kopf. „Was ist los? Wo sind wir?"fragte er etwas benommen. „Die Orks haben uns gefangen genommen"versuchte Pippin ihm auf die Sprünge zu helfen. Langsam kam die Erinnerung an das Geschehene zurück. Merry richtete sich auf. Die Orks begannen nun die Bäume am Rand des Waldes abzuholzen, um ein Feuer zu entfachen.

Ein seltsames Knarren und rascheln zog durch den Wald. Es war ein gespenstischer Laut. „Was ist das?"fragte Pippin ängstlich. „Das sind die Bäume.", erklärte Apate, die zum ersten Mal seit Tagen wieder mit jemanden sprechen konnte. Die anderen sahen sie verblüfft an. Ihre Züge wirkten noch immer von einer unendlichen Trauer beherrscht. Aber Ascarameniel konnte diesen Funken Lebensfreude in ihren Augen erkennen. „Habt ihr noch nie etwas von dem Lied des Lebens gehört?"fragte die Sina die beiden Hobbits. Diese schüttelten ihre Häupter. „Dieses Lied ist sehr alt."meinte Ascarameniel. „Es geht dabei um die einfache Tatsache, dass jedes Lebewesen und jedes Ding eine Seele und damit auch die Gabe zu sprechen hat."

In diesem Moment brach unter den Orks ein Streit aus. Als sie den Gegenstand des Streites erfuhr, lief es ihnen eiskalt den Rücken hinunter. „Warum können wir nicht sie essen?" fragte ein Ork. Seine Augen richteten sich auf die Gefangenen. „Nein. Die sind nicht zum Fressen da."„Aber ihre Beine...die brauchen sie doch nicht. Och sehn die Lecker aus!!"der Ork lief auf die vier Freunde zu. Der Anführer der Uruk-hais stieß dem Ork seine Waffe in den Bauch. „Es gibt wieder frisch Fleisch!"rief er seinen Kollegen zu, als der Ork tot zu Boden fiel. Sie waren gerade bei der Zerstückelung der Orks, als plötzlich ein Pfeil einen der Orks traf. Er fiel tot zu Boden. Die anderen erstarrten. Der nächste Ork wurde getroffen. Und dann begann ein Hagel aus Pfeilen auf sie nieder zu regeln. Plötzlich wurden Hufschläge laut und Dutzende von Reitern ritten in die schreienden Orkmenge und metzelte sie nieder. Ein heilloses Durcheinander entstand, in dem die vier Gefährten beinahe untergingen.