HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost

Übersetzung von Christa Potter

Disclaimer für alle Kapitel: Alle Charaktere, die ihr kennt, gehören JK Rowling. Alle, die ihr nicht kennt, gehören The Velvet Ghost. Sie hat die Geschichte mit dem Titel „Harry Potter And The Phoenix's Flight" hier auf FF. net veröffentlicht. Mir gehört nur die Übersetzung. Geld erhalte ich dafür leider nicht.

Ich hab eine kleine Bitte an alle Leser: Wer das hier liest und mir ein Review schreibt, soll bitte auch an The Velvet Ghost ein Review oder eine E-Mail schicken. Sie freut sich sehr über jede Nachricht und hat mir mitgeteilt, dass ihr auch auf Deutsch schreiben könnt, weil sie das auch versteht.

Diese Geschichte und ihre Forsetzung wurden vor dem Erscheinen von "Harry Potter und der Halbblut-Prinz" und "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" geschrieben. Daher werden keine der Ereignisse dieser beiden Bücher berücksichtigt. Der Flug des Phönix beginnt nacht Harrys fünften Schuljahr.

Anstatt der klassischen Inhaltsangabe gibt es bei meinen Übersetzung immer einen Trailer im Stil der Filmtrailer.

TRAILER: HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Das Bild ist schwarz.

Harrys Stimme: Der Krieg und seine Konsequenzen scheinen den wahren Charakter der Menschen zu zeigen.

Ein Bild erscheint. Malfoy steht neben einer der Kutschen und tätschelt den Hals eines Thestrals. Das Bild überblendet langsam in ein anderes. Eine Frau mit schwarzen Haaren klammert sich verzweifelt an Snape.

SCHNELLE ABFOLGE VON BILDERN:

Harry folgt jemandem über eine dunkle Treppe ... ein Unbekannter sitzt am Boden und hält eine tote, blutverschmierte Frau in den Armen ... Harry, Ron und Ginny sitzen bei einem Treffen des Orden des Phönix ... Harry streckt die Hand nach dem Schnatz aus ...

Dumbledore erscheint. „Es scheint, als wäre es Voldemort gelungen, Kreaturen zu kontaktieren, von denen wir nie dachten, dass sie einmal Teil dieses Kampfes werden würden. Ich spreche über die Heliopathen ..."Plötzlich erscheint eine andere Szene ... Schüler rennen in Panik einen Korridor entlang, gefolgt von einer Wand aus Flammen ...

... Wir sehen Harry, der jemanden anschreit, der nicht im Bild zu sehen ist. „Ich habe Ihnen vertraut!"...

... Snape zerrt Harry einen düsteren Korridor entlang. Ein Todesser mit einer weißen Maske erscheint plötzlich vor ihnen ...

... Harry, Hermine und Mr. Weasley sitzen in einem Dachboden. Mr. Weasley hält eine Pergamentrolle in der Hand und sagt mit zittriger Stimme: „Ich glaube, wir sollten es Molly sagen ... und Ron ... schnell!"...

... Harry erwacht schreiend aus dem Schlaf ...

... Voldemort steht vor zwei gefesselten Frauen und zieht den Zauberstab. „Avada Kedavra ..."

... Malfoy liegt auf dem Boden, Harry und Ron stehen mit ihren Zauberstäben über ihm. Hermine (hinter den beiden) fleht sie an: „Nein, nicht! Ihr werdet nur in Schwierigkeiten kommen! Was hat er euch je getan?"...

... Ein riesiger grüner Drache brüllt laut und bäumt sich vor Hagrid auf ... ein Haus mit den Weasley-Zwillingen an den Fenstern fliegt über Hogwarts ... mindestens zwanzig Gläser fallen aus einem Schrank und direkt auf Snapes Kopf ... der Krankenflügel ist gefüllt mit Schülern ... Voldemort foltert jemanden mit dem Cruciatus-Fluch ... mehr als zehn Schüler, darunter Harry, Ron, Hermine, Malfoy und Pansy Parkinson, sind in eine Schlägerei am See verwickelt ... Snape und Harry sitzen aneinander gefesselt auf dem Boden, doch das Kampfgetümmel um sie herum übertöntHarrys Worte...

... Wir sehen Ron. „Nimm zurück, was du über Harry gesagt hast!" Malfoys harsche Antwort kommt prompt: „Niemals!"

... Wir sehen Snape, der seinen Zauberstab direkt zwischen Harrys Augen gerichtet hat und ihn bedrohlich ansieht. „Professor? Warum – was tun Sie – "...

... Eine Frau mit hohen Lederstiefeln und einem kurzen Rock sitzt auf einer Tischkante. Hinter ihr ein gut aussehender Mann, der den Schülern etwas erklärt ...

... Wieder Harry und Snape aneinandergefesselt. Dobby ist nun bei ihnen und versucht, die Fesseln zu lösen. „Harry Potter ist zu groß, um verloren zu gehen!"„Geh Dobby, oder sie werden dich töten!" Dobby hört nicht auf Harry und plötzlich ist ein Todesser hinter ihm ...

... Dumbledore, Snape und Harry sitzen an einem Tisch. Dumbledore sagt: „Es könnte eine lange Nacht werden, und wir wollen doch alle wach bleiben."...

... Jemand schleicht sich am Seeufer entlang, Malfoy folgt ihm leise ...

... Harry sitzt am Boden und ruft: „Sie werden dich bekämpfen!" Aus Harrys Perspektive sehen wir Voldemort, der direkt vor ihm steht. „Ruhe! Halte deine Zunge im Zaum, bevor du etwas sagst, wonach du nicht mehr leben wirst, um es zu bereuen!"...

... Ein riesiger Feuerball bricht aus Harrys Fingerspitzen hervor und rast auf eine Wand zu ...

... Das Bild ist plötzlich wieder schwarz. Eine letzte Szene erscheint. Harry liegt wie tot im Krankenflügel. Dann wird alles wieder schwarz.


KAPITEL 1

Du-Weißt-Schon-Welcher-Tag

Als die Sonne am Morgen des 31. Juli über den Horizont kroch, merkte Harry Potter, dass er wegen zwei Dingen aufgeregt war: erstens, weil es sein sechzehnter Geburtstag war, und zweitens, weil endlich Samstag war. Er wusste nicht, welche die längere Wartezeit gewesen war: ein Jahr oder eine Woche. Es könnte leicht die Woche sein. Samstage waren für Harry immer etwas besonderes und er wartete immer ungeduldig darauf, weil Samstag der Tag war, an dem er die schrecklichen Dursleys nicht ertragen musste. Einmal in der Woche durfte er einen Tag mit einem Mitglied des Orden des Phönix verbringen. Diese Besuche waren ein Leuchtturm der Hoffnung im Vergleich zur Langweiligkeit seiner Sommerferien, und auf den 31. Juli hatte er sich ganz besonders gefreut. Er würde den Tag mit Lupin verbringen. In seinem letzten Brief hatte dieser angedeutet, dass sie zu Ehren von Harrys Geburtstag etwas besonderes unternehmen würden - und weil Harry in seinem ganzen Leben noch nie etwas besonderes an seinem Geburtstag unternommen hatte, war das natürlich ein Grund um aufgeregt zu sein.

Er wachte um etwa halb acht auf – und das war um einiges früher als sonst. An den meisten anderen Tagen zog er es vor, den Großteil des Morgens im Bett zu verbringen, weil es sonst nichts zu tun gab. Heute aber gab es einen Grund um auf zu wachen. Lupin würde ihn um etwa neun Uhr abholen. Wenn er sich auf seine Uhr am Nachttisch verlassen konnte, hatte er anderthalb Stunden um sich anzuziehen, seine Sachen zu packen und erwartungsvoll vor der Hintertür zu warten. Tante Petunia und Onkel Vernon hatten den Ordensmitgliedern strengstens verboten die Vordertür zu benutzen.

„Wir wollen nicht, dass die Nachbarn deine ... deine Freunde vor unserem Haus sehen", hatte seine Tante naserümpfend gesagt und versucht normal zu klingen, obwohl ihre Nasenflügel fast zusammenklebten.

Zu Harrys Erleichterung hatte Mad-Eye Moody die Regel vollkommen missachtet, war in all seiner schrecklichen Herrlichkeit zur Vordertür gehumpelt und hatte mit seiner verstümmelten Hand wie wild an die Tür geklopft und geknurrt: „Macht endlich auf, ihr Muggel. Ich hab schließlich nicht den ganzen Tag Zeit." Als Harry dann Probleme mit einem Knoten in Dudleys Schuhbändern gehabt hatte verwendet Moody Zauberei zur Lösung des Problems und Onkel Vernon kochte buchstäblich vor Wut, obwohl es nichts sagte. Vermutlich hatte Moody ihn zu sehr eingeschüchtert. Er hatte diesen Effekt auf die Menschen, mit seinem magischen Auge, der halben Nase und so weiter.

Harry kicherte leise bei dieser Erinnerung und drehte sich dann im Bett um. Er warf die Decke auf den Boden und rieb sich die Augen. Lupin würde sich sicher and die Nur-die-Hinterür Regel halten, das war Harry klar, und trotzdem hoffte er irgendwie, dass er es nicht tun würde. Die Dursleys in Rage zu bringen war eines seiner Lieblingshobbys. Allerdings war es noch besser, wenn erwachsene Zauberer es taten. Besonders Dudleys Reaktionen waren Gold wert. Vor einer Woche hatte Hagrid Harry zu einem Besuch im Londoner Zoo abgeholt, und Dudleys letzte Begegnung mit ihm hatte ihm einen geringelten Schweineschwanz eingebracht. Harrys Cousin hatte den ganzen Tag im oberen Stockwerk verbracht, den Rücken und das massige Hinterteil fest an die Wand gepresst.

Unten konnte Harry die Dursleys beim Frühstück reden hören. Nach einigen Momenten, konnte er die schroffe Stimme seines Onkel ausmachen.

„... hoffentlich besser als die letzten beiden ... komplett unakzeptabel ... die Nachbarn hätten sie sehen können ... Umhang und alles drum und dran ..."

„... kann mich nicht beschweren", sagte Tante Petunias Stimme und Harry hörte leise, wie sie durch zusammengepresste Lippen Tee trank. Er hatte es in den letzten Jahren oft genug gehört um das Geräusch unter tausenden wieder zu erkennen.

„.. müssen etwas sagen, wenn die sich weiterhin so benehmen ... persönliche Rechte ... wir können unseren Neffen behandeln wie wir wollen ... keine Ahnung worüber die sich beschweren ... kleinlich ... wusste immer, dass diese Leute ... Probleme mit dem Jungen ... verrückte Anschuldigungen, dass wir Dudley bevorzugen ..."

Harry wusste, was der letzte Satz bedeutete und ein gemeines Grinsen breitete sich bei der Erinnerung auf seinem Gesicht aus. Onkel Vernon sprach von Hagrids Reaktion als er Dudley mit einem riesigen Teller voller Schinken und Eier gesehen hatte, während Harry nur eine Scheibe Brot mit etwas Marmelade gegessen hatte. Er lauschte weiter, als er seine einzige noch nicht kaputte Jean anzog und nach einem Gürtel suchte, damit sie ihm nicht dauernd herunterrutschen konnte. Dudleys Hose war immerhin vier Nummern zu groß für ihn und er wollte sie nicht wieder in aller Öffentlichkeit verlieren wie vor zwei Wochen, als er mit Moody gerade in einen Zug steigen wollte.

„Ich weiß nicht WAS die Nachbarn sagen würden...", sagte Tante Petunias Stimme und wurde von Onkel Vernon gefolgt, der murmelte, er wolle eine Zeitung kaufen.

„Willst du mitkommen, Dudders?", fragte er dann fröhlich.

„Mnöh", war die einzige Antwort, die Harry von seinem massigen Cousin hörte, der, wie es sich anhörte, mit rasender Geschwindigkeit etwas aß. Offensichtlich genoss er gerade sein richtiges Frühstück und wenn Lupin kam würde Harry einen großen Teller mit dem besten Essen bekommen während Dudley so tun würde, als ob er einen Reiscracker aß.

Sein Onkel lachte herzhaft, zerzauste wahrscheinlich Dudleys Haar, und die Tür fiel ins Schloss als er sich auf den Weg machte um das neuste Boulevardblatt und ein Klatschmagazin für Tante Petunia zu besorgen. Harry zog sich einen Gryffindor Pullover den er von Mrs. Weasley bekommen hatte an und überprüfte sein Aussehen im Spiegel. Sein Haar war wie immer in totaler Unordnung, egal wie oft er sich kämmte und deshalb hatte er den Versuch schon längst aufgegeben. Als er seine Brille aufgesetzt hatte begann er, eine Tasche für den Besuch bei Lupin zu packen. In seinem Brief hatte er erwähnt, dass Harry Hausaufgaben mitnehmen sollte, sodass er sie in seiner Gesellschaft erledigen konnte. Harry packte seinen Zaubertrank Aufsatz, einige Schulbücher und viel Pergament ein. Nach einigen Minuten harten Kampfes mit der Tasche war schließlich alles drin was hinein musste. Er schob auch noch seinen Zauberstab, etwas Geld und ein kleines Säckchen mit Eulenkeksen für Hedwig ein. Sie wurde immer unfreundlich wenn sie hungrig war und er ihr nichts geben konnte. Da bestand die Gefahr, dass sie seine Briefe nicht mehr befördern würde und das wollte er vermeiden.

Als er endlich hinunterging war es schon halb neun. Er setzte sich an den Küchentisch und seine Tante schmiss ihm eine trockene Scheibe Brot hin. „Iss das schnell. Du hast nur noch eine halbe Stunde bis dein ... Freund kommt", schnappte sie.

Tante Petunia nannte den Orden immer „seine Freunde", obwohl man in ihren Augen sehen konnte, dass sie den Gedanken überhaupt nicht mochte, dass er irgendwelche Freunde hatte. Es gab einige Worte, die im Haus der Dursleys nie ausgesprochen wurden: Zaubere, Magie, Harry, der Orden des Phönix, Hogwarts, Samstag und Mad-Eye Moody waren auf dieser Liste vertreten. Für die Dursleys waren sie: diese Sippe, du-weißt-schon-was, der Junge, diese Leute, dieser Ort, du-weißt-schon-welcher-Tag und „dieser schreckliche Mann". Es war manchmal sehr verwirrend, wenn sich Onkel Vernon und Tante Petunia über den Jungen und diese Sippe, die du-weißt-schon-was and diesem Ort machten, und diese Leuten und „dieser schrecklichen Mann"an jedem du-weißt-schon-welchem-Tag ihr Haus bestürmten unterhielten.

Harry nahm das Brot uninteressiert an und begann, es auseinander zu zupfen und die kleinen Stücke in den Topf der Pflanze in der Ecke zu schießen wenn Tante Petunia gerade nicht hinsah. Dudley sah ihm von der anderen Seite des Tisches zu und nach dem sechsten oder siebten Schuss formte er mit dem Mund die Worte: „Ich sag's Mum..."

Harry grinste. „Tu das", flüsterte er und schnippte ein kleines Stück in Richtung Dudley. Er versuchte nicht zu lachen, als es in seinem Ohr landete.

Dudley schüttelte wütend den Kopf. „Mum! Er schnippt Brot auf mich!"

Als sich Tante Petunia umdrehte, war die ganze Scheibe Brot verschwunden und Harry stand am Waschbecken und wusch seinen Teller. Unschuldig schaute er über seine Schulter. „Wenn ich hier herüben bin?", sagte er.

„Hmmh", sagte seine Tante, runzelte die Stirn und biss sich auf die Lippe. Harry sah, dass sie wusste, dass er etwas getan hatte, es aber nicht beweisen konnte. Sie drehte sich wieder um und begann, mehr Brote mit Butter zu bestreichen.

„MUM!", heulte Dudley.

„Oh, Dinkydiddidums, es tut mir so Leid", sagte Tante Petunia mütterlich. „Aber wenn alles, was dieser dumme Junge tun kann, dich mit Brot zu bewerfen ist, dann ist er doch sehr kindisch, nicht wahr? Hier, nimm dir ein Sandwich..."

Und kein weiteres Wort wurde darüber verloren als Dudley das Sandwich verdrückte, das ihm seine Mutter gegeben hatte. Harry grinste in das Waschbecken.

„Worüber grinst du?", fragte seine Tante scharf von der anderen Seite der Küche.

„Ich kann's kaum noch erwarten, bis Lupin kommt", sagte Harry, „Wir machen was heute was tolles. Die vom Orden sind einfach großartig."

Tante Petunia machte ein Geräusch wie ein kochender Teekessel und wollte ihn gerade anschreien weil er eins der verbotenen Wörter benutzt hatte, als sie von dreimaligem Klopfen an der Vordertür unterbrochen wurde.

„Das ist wahrscheinlich dein ... Freund", sagte sie und erinnerte sich noch ihre Hände am Handtuch abzuwischen bevor sie hinausging um die Tür zu öffnen.

Harry schnappte seine Tasche, die auf dem Fußboden lag und lief erwartungsvoll in den Flur, gerade als Petunia die Tür öffnete.

„Professor –", setzte er an, doch als er sah, wer es war, verging ihm seine Freude relativ schnell. „Snape?"

„Potter", sagte Snape mit samtiger Stimme und warf ihm einen kurzen Blick zu. Er wollte gerade etwas zu Tante Petunia sagen als Onkel Vernon den Gartenweg hinter ihm entlangschnaufte. Sein fröhliches Pfeifen verklang als er Snape sah.

„Er ist nicht einer von diesen Deno Memtoren?", fragte er vorsichtig.

Snape drehte sich um und zog eine Augenbraue hoch. „Nein, ist er nicht", meinte er trocken.

„Warum sind Sie hier?", sagte Harry und brachte seine Aufmerksamkeit wieder zurück und bemerkte zu spät, dass er das ‚Sie' etwas zuviel betont hatte.

Snape trat zurück, damit Onkel Vernon in sein Haus konnte. Die zwei tauschten für einige Momente finstere Blicke bevor der Professor beschloss Harrys Frage zu beantworten. „Lupin tut es Leid dir mitteilen zu müssen, dass er heute morgen wichtigeres zu erledigen hat. Deshalb muss ich bis zu seiner Rückkehr bei dir sein. Doch schlafe ruhig, Potter, ich bin darüber genauso wenig erfreut wie du."

Onkel Vernon sah in der Küche von seiner Zeitung auf. Nun war er offensichtlich an Snape mehr interessiert als zuvor.

„Aber ...", begann Harry, doch dann fiel ihm ein, dass er eigentlich keine Entschuldigung hatte um den Tag nicht mit Snape zu verbringen, außer, dass er den Mann hasste. Er blickte von Snape zu Tante Petunia und fragte sich, welcher von den beiden wohl schlimmer zu ertragen war. Nach einem Moment entschied er, dass ein Tag weg vom Ligusterweg ein Tag weg von den Dursleys war. Er seufzte. „Okay, okay, ich komme."

„Welche Schande", sagte Snape kalt. Er nickte Tante Petunia kurz zu. „Lupin soll ihn um sieben Uhr wieder herbringen, aber wie ich Lupin und seine Sorge um Pünktlichkeit kenne sollten Sie acht oder später erwarten."

Sie lächelte höflich und öffnete die Tür damit Harry und Snape hinaus konnten. Als Harry Snape den Gartenweg entlang folgte hörte er durch die offene Tür wie Onkel Vernon zu Tante Petunia sagte: „Was für ein netter Mensch."

„Mmh, viel besser als dieser schreckliche Mann", war ihre Antwort bevor sie die Tür schloss.

Harry stieß einen kleinen Stein vor sich her während er Snape den Weg entlang folgte. Das war wirklich toll. Er musste den ganzen Morgen mit Snape verbringen und danach gab es kein Garantie, dass Lupin wirklich Zeit für ihn finden würde. Und das auch noch an seinem Geburtstag. Es war eines seiner schrecklichsten Geschenke, nur noch von dem Besuch von Tante Magda übertroffen. Aber so wie die Dinge liefen erwartete er schon fast, sie die Straße entlangmarschieren zu sehen. All ihre Hunde im Schlepptau.

„Hör auf zu träumen, Potter, und beeil dich", sagte Snape eisig und sah Harry über seine knochige Schulter hinweg an. „Ich hab heute noch andere Dinge zu erledigen – falls dir das noch nicht aufgefallen ist."

Harry ließ sich Zeit und ging wütend den Weg weiter entlang. Er trat gegen einen kleinen Gartenzwerg der umfiel und zerbrach. Er blieb stehen und kniete sich neben ihn hin. Er wollte ihn irgendwo verstecken, doch bevor er überlegen konnte hatte Snape ihn schon gesehen.

„Potter! Was treibst du da!"

„Geben Sie mir eine Sekunde", sagte Harry und setzte dem Gartenzwerg den Kopf wieder auf.

Snape verschränkte die Arme vor der Brust und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf seinem Oberarm. „Potter, wenn du weiterhin meine Zeit vergeudest, dann..."

„Ziehen Sie Gryffindor ein paar Punkte ab?", sagte Harry bitter und wusste dabei, dass Snape ihn hören konnte. Er ließ sich Zeit um sicher zu gehen, dass der Gnom keinen bleibenden – oder zumindest deutlich sichtbaren – Schaden erlitten hatte. Sein Hass auf Snape hatte eindeutig seit den ... Ereignissen des letzten Jahres zugenommen. Er schob die Gedanken sofort weg und verließ sich auf seine übliche Strategie einfach nicht daran zu denken. Wenn er nicht daran dachte schmerzte es nicht.

Snape ballte die Fäuste und zischte: „Du solltest dir gut überlegen, was du zu mir sagst, Potter. Wir sind vielleicht nicht in der Schule aber du wirst den Großteil des Tages mit mir verbringen müssen, und wenn du nicht willst, dass ich ihn dir zur Hölle mache, solltest du dich beeilen."

Harry öffnete den Mund um etwas zu entgegen, wurde aber von etwas unterbrochen. „Er hat einen Gartenzwerg zerbrochen!", hörte er vom Fenster. Er blickte auf und sah, dass die Dursleys hinter den Netzvorhängen standen und sie beobachteten. Sie merkten, dass er sie gesehen hatte und verschwanden schnell vom Fenster.

Harry versicherte sich, dass der Gartenzwerg wieder stehen konnte und so gut als möglich zusammengeflickt war und folgte dann Snape.

„Wohin gehen wir?", fragte er und musste etwas laufen um mit dem schnellen Schritt des Professors mithalten zu können.

Snape antwortete nicht deshalb beschloss Harry, dass er einfach abwarten musste. Vielleicht, dachte er, war das alles nur ein Trick und Snape brachte ihn zu einem alten Gebäude, wo alle vom Orden mit einer Überraschungsparty auf ihn warteten. Der Professor jedoch ging nach links, zwischen zwei Hecken hindurch, und deutete ihm, dass er folgen sollte.

Harry sah eine Sackgasse hinter Snape. „Ähm, Professor?"

„Ich weiß, dass es eine Sackgasse ist, Potter. Ich hab nicht das Gehirn eines Hufflepuffs, das du allerdings zu besitzen scheinst", sagte Snape. „Steig da nicht drauf", fügte er hinzu und deutete auf einen toten, halb gefressen Vogel auf dem Asphalt.

Harry starrte auf Snapes Rücken und machte einen melodramatisch großen Schritt über den Vogel und sagte dabei sarkastisch: „Danke, dass Sie mir das gesagt haben. Normalerweise schaue ich nie, wo ich hingehe oder worin meine Füße einsinken.2

„Ich weiß", sagte Snape mit einer eigenartig zufriedenen Stimme, was Harry das Gefühl gab, dass doch er als der Idiot dastand.

Sie gingen bis zum Ende des Weges ohne miteinander zu reden. Snape sah sich um damit er sicher war, dass sie von keinen Muggeln beobachtet wurden. Harry gähnte laut und Snape sah ihn scharf an während er eine leere Packung Knäckebrot und eine Uhr aus der Tasche zog. Er sah auf die Uhr und gab Harry die Packung. Harry starrte ihn verständnislos an.

„Sie ist leer, Professor."

„Ich weiß, Potter. Nimm sie einfach, du einfältiger Junge", schnappte Snape. „Kannst du dir nicht denken, dass sie ein Portschlüssel ist?"

Harry rollte mit den Augen und nahm die Ecke der Packung in die Hand. „Darf ich fragen, wohin ich befördert werde?"

„Nein", war die kurze Antwort. „Du musst noch sieben Sekunden warten."

Snape schob die Uhr wieder in seine Tasche und Harry begann zu zählen. Sieben, sechs, fünf ... er gähnte wieder, es war so langweilig ... drei, zwei ... eins

Er wurde wie erwartet von einem unsichtbaren Haken hinter dem Nabel gepackt. Die dunkle Hecke vor ihm verschwand und seine Füße verließen den Asphalt und er fühlte, wie er in einem Wirbel aus Farben und Geräuschen verschwand ...


Harry spürte den Fußboden unter seinen Füßen und seine Knie gaben fast nach, als er hart landete. Eine weitere Form nahm hinter ihm Gestalt an und gab ihm den Stoß den er brauchte, um endgültig zu Boden zu fallen. Plötzlich verebbte der Wirbel und alles um ihn herum wurde klar. Harrys Schwindeligkeit verging und nach ein paar Augenblicken hatte er sich schon genug gesammelt um fragen zu können: „Wo sind wir?"

Snape seufzte und packte den Nacken seines T-Shirts und zog ihn wieder auf die Füße. „Bist du so kläglich, dass jemand für dich sehen muss? Öffne deine Augen zur Abwechslung mal und schau selbst! Weasley läuft vielleicht gerne wie ein zutraulicher Welpe hinter dir her, aber ich sicher nicht!"

Bei der Bemerkung über Ron verfinsterte sich Harrys Gesicht, doch dann zog er den Blick weg von Snape und sagte: „Sprechen Sie nicht so über meine Freunde."Doch dann wurden alle Gedanken an weitere Diskussionen fortgespült als er sich umsah. Er konnte sicherlich nicht in Snapes Haus sein. Das Wohnzimmer war tatsächlich nach Snapes Geschmack, aber... Snape würde ihn in sein Haus bringen. „Ist das Ihr Haus?"

„Überraschung", kam die trockene Antwort.

Es war ein relativ großes Zimmer, spärlich beleuchtet, die Fenster waren von dicken, weinroten Vorhängen verdeckt. Der Boden war aus Holz, die Wände cremefarben und mit Bildern und Photographien behängt und alle Möbel hatten dieselbe Farbe wie die Vorhänge. Harry sah die Photos, die über dem Sofa hängten, und vielleicht um seine Aufmerksamkeit davon abzulenken sagte Snape: „Ich denke, ich müsste dir jetzt etwas zu Essen anbieten. Oder bist du mit dem zerdrückten und trockenen Brot in der Tasche zufrieden?"

Harry runzelte die Stirn und zog das besagte Brot aus seiner Tasche. Er hatte vergessen, dass er es nach dem Frühstück hinein gestopft hatte. Er fühlte eine Art böse Freude als Snape zusammenzuckte als ein paar Brotkrümel auf den makellos sauberen Flussboden fielen.

„Etwas zu Essen wäre–", begann Harry. Er hätte fast ‚nett' gesagt, aber dann erinnerte er sich schlagartig an das Ende des letzten Schuljahres und sagte: „-nett, aber nein, danke. Ich hab ... genug mit meinem", er hob die auseinanderfallende Brotscheibe hoch, „zerdrückten und trockenen Brot, danke."

Snape hob die rechte Augenbraue, sagte aber nichts. Beide erinnerten sich noch gut an Dinge, die sie lieber vergessen wollten und um die störende Stille zu vermeiden, sagte Harry: „Wann wird Professor Lupin hier sein? Naja ... eigentlich heißt es jetzt nur noch Lupin, oder?"

Snape schüttelte leicht den Kopf. „Nein, es heißt tatsächlich Professor Lupin, und wie sollte ich wissen wann er kommt, Potter?"

Harry sah ihn durch die Haare hindurch an, die ihm in die Stirn hingen. „Weil Sie doch seine Nachricht weitergegeben haben...", meinte er undeutlich. „Und warum wieder Professor?"Seine Augen weiteten sich hinter seiner Brille. „Er hat seinen Posten wieder!"

„Hurra", murmelte Snape trocken.

„Ist er der Lehrer für Verteidigung?", sagte Harry und konnte die Erwartung in seiner Stimme nicht unterdrücken. Snapes verachtungsvoller und verzerrter Gesichtsausdruck war Antwort genug. Harry jauchzte vor Freude und konnte nur schwer der Versuchung widerstehen, einen kleinen Freudentanz hinzulegen. Es war besser zu sehen, dass Snape vor Wut kochte. Er hatte nun schon siebzehn Jahre lang versucht, die Stelle des Verteidigungslehrers zu bekommen, und Lupin hatte ihn wieder geschlagen.

„Potter, hör auf dich wie ein Verrückter zu benehmen, du verteilst Brotkrümel auf dem gesamten Boden", schnappte Snape. „Professor Lupin kommt hoffentlich bald und bringt dich hoffentlich so weit wie möglich weg von mir."

„Das ist nur, weil Sie eifersüchtig sind", sagte Harry grinsend.

Harry erwartete einen scharfen Kommentar des Professors, aber die Reaktion im Gesicht des Mannes war das glatte Gegenteil. Harry runzelte leicht die Stirn, sein Hüpfen ließ nach und dann merkte er, dass er Snape wahrscheinlich wirklich verletzt hatte. Jeder sagte immer, dass Snape eifersüchtig auf Harrys Vater gewesen war doch nachdem, was Harry im letzten Jahr gesehen hatte, gab es einen anderen Grund warum Snape James hasste.

Sie sahen sich einen Moment lang an. Snape mit seinem üblichen kalten Blick und Harry mit seinem Snape-irritierenden Ausdruck.

„Ich hätte allerdings nichts gegen ein Getränk", sagte Harry nach einem Augenblick.

„Was?"

„Ein Getränk."Harry fuhr in der Luft den Umriss eines Glases nach und verstreute dabei noch mehr Brotkrümel. „Oops, Entschuldigung."

Snape sah finster drein und zog seinen Zauberstab heraus. Nach ein paar kleinen Handbewegungen erschien ein Mopp neben dem Sofa. „Ich glaube ich weiß, was du zu tun hast, Potter. Wasser?"

Harry konnte es nicht glauben. Er wollte, dass er sein Haus putzte! Dieser kaltherzige –

Nach einem Moment bemerkte Harry, dass Snape ihm Wasser angeboten hatte und nickte. „Ja, bitte."

Snape grinste dieses selbstgefällige, schreckliche, kalte Lächeln, das Harry schon gut von ihm kannte. Eine weitere Handbewegung und ein Eimer Wasser erschien neben dem Mopp. „Viel Vergnügen."

Der Meister der Zaubertränke verließ das Zimmer, sein schwarzer Umhang wehte hinter ihm in einer leichten Brise. Harry starrte ihm nach. „Es sind doch nur ein paar Krümel!", rief er hinterher, erhielt aber keine Antwort. Grummelnd nahm der den Mopp und fuhr damit um die Brotkrümel herum. Verdammter Snape, dachte er. Putzen? Und auch noch an einem Samstag und seinem Geburtstag. Nicht genug, dass Snape den Tag ruiniert hatte, den er mit Lupin verbringen sollte, aber es war auch einer seiner Fluchttage und sein Geburtstag. Wütend zerdrückte er die Brotkrümel mit dem Mopp und es war ihm egal, welche Unordnung er dabei verursachte. Sirius hätte ihm so etwas nie angetan –

Bei dem Gedanken hielt er inne, als eine Welle der Erkenntnis über ihn hinwegfegte. Sirius würde nicht wissen, dass er Geburtstag hatte ... er würde gar nichts wissen ... wenn Sirius nur hier wäre um Snape wegen Harrys schlechter Behandlung (besonders an seinem Geburtstag) zu erwürgen. Es war alles Snapes Schuld.

Harry fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und versuchte, einen emotionalen Zusammenbruch in Snapes Wohnzimmer zu vermeiden. Er stopfte den Mopp geräuschvoll in den Eimer.

„Schon so schnell fertig?", kam eine samtige Stimme. Harry drehte sich um und starrte Snape an. Zu seiner Überraschung gab ihm der Professor ein großes Glas Wasser. Mit Eis. Ein Knoten bildete sich in Harrys Kehle.

„Danke", murmelte er.

„Es ist mir ein Vergnügen", sagte Snape kalt und musterte ihn mit einer verdächtigen Stirnfalte.

Harry sah auf und dann schnell wieder auf den Fußboden. Er merkte, dass er ein paar rebellische Tränen in den Augen hatte. „Ich hab den Fußboden fertig."

„Sprich lauter, Junge, oder ich muss dich mit einem Sonorus-Zauber belegen."

„Ich sagte, ich hab den Fußboden fertig!", schrie Harry fast. Er wurde wieder still, überrascht über die Lautstärke und die Wut seiner Stimme. Er nahm einen Schluck Wasser und fuhr sich noch einmal mit dem Ärmel über das Gesicht.

„Das reicht", sagte Snape glatt. „Die Wände haben keine Ohren. Im Gegensatz zu den Nachbarn."

„Es ist nicht meine Schuld, dass Sie neugierige Nachbarn haben", murmelte Harry laut genug, dass Snape es hören konnte. Sein Blick war noch immer auf den Boden gerichtet und er nahm noch einen Schluck Wasser.

„Ich entschuldige mich", sagte Snape kalt. „Wenn ich das nächste Mal ein Haus kaufe werde ich alle Nachbarn besuchen um zu sehen, ob sie mit den Ohren an den Wänden lauschen. Nur für den Fall, dass ein über-emotionaler Teenager in meinem Haus ist."

„Ich bin NICHT über-emotional!", schnappte Harry.

„Wie du meinst, Potter", sagte Snape in einem Ton, der Harry überhaupt nicht gefiel.

Er starrte den abstoßenden Zaubertrankmeister wütend an. Nur konnte er seinen Vater verstehen. Snape war manchmal so unwahrscheinlich gemein, dass es unmöglich war, denn fetthaarigen, bleichhäutigen und Vampir-ähnlichen Mann nicht zu hassen. Er wollte irgendetwas gehässiges sagen, irgendetwas, das Snape wirklich verletzen würde.

Sein Blick fiel wieder auf die Photos über dem Sofa und ein Schwarzweißphoto fing seinen Blick. Ein schwarzhaariger Junge in einer Hogwartsuniform hielt eine Pergamentrolle in der Hand und grinste selbstgefällig in die Kamera. Es konnte nur Snape sein. „Wer ist der hässliche Typ mit dem Hut?", fragte Harry vernichtend.

„Mein Vater", antwortete Snape, eine hässliche Grimasse auf dem Gesicht. „Ich weiß bei Gott aber nicht, wie er es geschafft hat; er war noch dümmer als du. Ich hasste ihn."

Harrys Beleidigung wurde in sein Gesicht zurück geschleudert. Voller Hass sah er sich die anderen Photos an, saß ohne Erlaubnis auf einem Lehnstuhl und trank sein Wasser. „Und ich bin nicht über-emotional", sagte er plötzlich, als ob er sich erinnerte, dass sie noch nicht fertig diskutiert hatten.

Snape saß nun an einem Tisch in der Ecke und schrieb etwas mit einem schwarzen Federkiel und tat so, als ob er Harry nicht hören könnte.

„Egal, was Sie denken", setzte Harry laut hinzu.

„Mein Gott", sagte Snape gelangweilt. „Du hast wirklich ein Problem mit der Lautstärkenregelung. Von leisem Piepsen und Flüstern bis dahin, dass du mich durch das ganze Zimmer hindurch anschreist ... Ich kann nicht erwarten, was du als nächstes vorhast..."

Harry starrte ihn an. So hasserfüllt, dass es fast nicht möglich war. Er wollte nur seinen Zauberstab herausziehen und diese grässliche Hakennase von seinem Gesicht hexen. Er sah auf die Uhr und hoffte, dass sich Lupin mit was auch immer er gerade tat beeilen würde, denn wenn er es nicht tun würde ... Harry hatte die böse Vorahnung, dass Snape und er sich bis zum Abendessen schon tausendmal verhext haben würden.

Er legte den Kopf auf die Hände und versuchte, das Kratzen von Snapes Federkiel zu ignorieren. „Ich hasse Samstage", murmelte er zu sich selbst.