HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX
Von The Velvet Ghost
Übersetzung von Christa Potter
KAPITEL 3 Geburtstagskind
„Ich bin voll, Harry. Willst du die restlich McNuggets essen?"
„Sie müssen sie nicht McNuggets nennen", sagte Harry lächelnd und nahm dankend die Schachtel an. „Nur Nuggets. Es steht zwar McNuggets außen drauf, aber hier heißt alles McIrgendwas. McEimer, McStuhl, McTisch, McKellnerin, McDrehtür, ..."
Lupin sah ihn leicht verwirrt an und öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Harry konnte seine Frage vorhersehen und beantwortete sie gleich grinsend.
„Ja, ich mache Witze."Er zog den Rest seines Erdbeer-Milschshakes vom Boden seines Bechers durch den Strohhalm und sagte dann: „Also, was war jetzt die Sache über meinen Dad, die Sie mir erzählen wollten?"
„Ah ja, ich dachte mir schon, dass du das nicht vergisst", sagte Lupin. „Nun ... du weißt, dass James Sucher war. Ein ziemlich guter. Du musst die Trophäen im Pokalzimmer gesehen haben."Als Harry nickte überlegte er einen Moment und fuhr dann fort. „Professor Snape war ebenfalls ein guter Spieler – wie dein Vater war er Sucher. Ich hab meine Abende immer in der Bibliothek verbracht und die Slytherins haben auf dem Feld Quidditch geübt und ich habe sie dabei durch ein Fenster sehen können. Snape hätte ein großartiger Spieler für das Team werden können, doch er hatte nie die Gelegenheit .. wegen eines Streiches, den dein Vater ihm gespielt hat."
Harrys Augen weiteten sich. „Warum? Was hat er getan? Was ist passiert?"
„Severus kam, glaube ich, in seinem dritten Jahr ins Team", erklärte Lupin. „Natürlich war dein Vater bereits im Team und hörte vom neuen Slytherin- Sucher. Er hasste den Gedanken, dass Snape sein Rivale war, weil er natürlich dachte, dass er selbst besser war. Ich denke, mir hätte auffallen müssen, dass er etwas vorhatte als er begann, viel Zeit in der Bibliothek zu verbringen. Er suchte nach Zaubern und unbrechbaren Flüchen und so weiter."
„Hat er ihn angegriffen –"
„O nein", sagte Lupin und schüttelte den Kopf. „Es war nicht gewalttätig. Wir warteten vor dem Zaubertrankklassenzimmer und James zog einfach seinen Zauberstab heraus. Er führte ganz ruhig einen Zauber aus und Snape bemerkte bis zum letzten Moment nicht, was er getan hatte."
„Was hat der Zauber bewirkt?", flüsterte Harry.
„Er hieß Anti-Fang Zauber", sagte Lupin. „Er beeinflusst den Griff oder die Reflexe nicht in geringster Weise; das Opfer wird unfähig irgendetwas zu fangen. James teilte Severus mit, was er getan hatte, indem er ihm einen Tennisball zuwarf, den er fangen sollte. Snapes Finger waren wie mit Butter eingeschmiert – und der Zauber war unbrechbar. Er verlor seinen Platz im Team."
Harry fühlte sich nun so unglaublich schuldig, dass es fast schmerzte. Er spürte, wie sich sein Essen im Magen umdrehte und er sich nun schuldig fühlte. „Warum erkannte Dad, dass er zu weit gegangen war? Fand er es nicht lustig?"
„Ich denke schon", sagte Lupin nachdenklich, „wenn der Slytherin Kapitän Snapes Rausschmiss nicht vor der gesamten Schule vor dem nächsten Quidditch Spiel bekannt gegeben hätte. Severus stand in seinen Quidditchsachen da und war bereit für sein Spiel – und dann sagte ihm der Kapitän, dass er sich wieder umziehen könne ... das hat Snape und deinen Vater getroffen, Harry. James sah, dass Snapes einzige Chance an diesem Tag verloren ging, und wusste, dass er die Schuld dafür trug..."
Harry war nicht sicher, ob er sich jetzt besser oder schlechter fühlen sollte. Snape könnte jetzt ein berühmter Quidditch Spieler sein, wenn James ihm keine Butter-Finger angehext hätte. „Mein Dad war ziemlich gemein", sagte er traurig.
„Eigentlich nicht wirklich. Dein Vater hat sich am nächsten Tag tatsächlich bei Snape entschuldigt – das war ein Zeichen dafür, dass es ihm wirklich Leid tat. James hielt keinen Groll lange. Ich glaube, er starb als Mann ohne Groll ... außer gegen Voldemort natürlich; ich glaube, kein Zauberer würde diese faule Kreatur zum Freund wollen." Lupin legte seine Hand väterlich auf die Harrys. „Sirius starb, während er gegen den Dunklen Lord kämpfte, Harry. Das beste, was du tun kannst, um seinen Tod zu rächen und sein Andenken zu bewahren, ist, dafür zu sorgen, dass denen, die ihn getötet haben, die gerechte Strafe widerfährt."
Harry nickte. Genau das hatte er schon vor. „Von welchen Informationen hat mir Sirius Teile gegeben? Irgendwas über Spione und Ron und die Frau eines Todessers? Und ein Brief?"
Lupin lächelte. „Es war typisch für Sirius so was zu tun. Er hinterließ dir Hinweise, Harry, die wahrscheinlich erst dann Sinn machen, wenn du das Rätsel wahrscheinlich schon gelöst hast und dann darauf zurück blickst. Entweder das, oder er wollte dich auf eine wilde Schnitzeljagd schicken." Er lächelte Harry wieder väterlich zu. „Ich habe nicht eine Minute geglaubt, dass für ein Abenteuer zu sterben Sirius' Freude daran lindern würde."
Harry lächelte, nahm eine Papierserviette, fand einen Kugelschreiber in seiner Tasche und schrieb: MEHR SPIONE, DIE NICHT VERDÄCHTIGT WERDEN, ETWAS BESONDERES ÜBER RON, ETWAS ÜBER DIE FRAU EINES TODESSERS, EIN BRIEF;
„Wenn ich du wäre, würde ich mir darüber nicht allzu viele Gedanken machen", meinte Lupin noch immer lächelnd. „Es war nicht richtig von Sirius, dir Teile von Dumbledores Geheimnissen anzuvertrauen ... ich denke, ich hätte es erwarten sollen."
„Dumbledores Geheimnisse? Wie wissen Sie, dass –"sagte Harry und strahlte dann. „Sie wissen, was es bedeutet! Oh, bitte, sagen Sie es mir, Professor!"
Lupin gluckste leise. „Ein definitives nein. Ich weiß etwas über ein paar Dinge auf deiner Liste, aber ich werde dir nicht sagen welche und vor allem was. Beim letzten kann ich raten ... das erste geht nur Dumbledore etwas an ... das dritte ist nur Rederei und wir werden jahrelang nichts davon hören. Das zweite könnte etwas wichtiges sein. Vielleicht wollte Sirius nur die Freundschaft hervorheben."
„Nein, ich glaube, es ist etwas wirklich wichtiges", sagte Harry. „Sirius war nicht so gefühlsduselig. Vielleicht ... vielleicht wird Ron Zaubereiminister!"
Lupin lachte wieder. „Geister können nicht in die Zukunft sehen, Harry."
„Vielleicht ist ein toter Wahrsager mit Sirius dort", sagte Harry grinsend.
„Vielleicht auch nicht", sagte Lupin. „Komm, es ist schon fast sechs und ich will nicht, dass du zu spät nach Hause kommst."
Sie standen auf, sammelten ihre Taschen zusammen, warfen ihren Abfall in den Eimer und verließen das Restaurant. Langsam gingen sie die Straße in Richtung Bahnhof entlang.
„Wer kommt nächste Woche zu mir?", fragte Harry neugierig. „Wissen Sie es?"
„Ja, ich weiß es", antwortete Lupin. Er lächelte. „Ich denke, du wirst dich freuen. Die Weasleys haben angeboten, dich einen Tag auszuführen. Du wirst die Nacht bei ihnen verbringen und ich glaube, sie lassen dich am Sonntag deine Hausaufgaben machen, weil ich heute keine große Hilfe für dich war."
Harry strahlte übers ganze Gesicht. Er würde Ron und Ginny wiedersehen, vielleicht waren Bill und Charlie auch dort, und die Zwillinge, und vielleicht –
Er wurde still, als er sich an etwas erinnerte.
„Professor?"sagte er.
„Remus", wurde er korrigiert.
„Remus?", fragte er.
„Ja, Harry?"
„Was ist mit Percy Weasley?"
Lupin schüttelte traurig den Kopf. „Ich bin nicht sicher. Molly will ihm vergeben, doch Arthur will den Jungen nie wieder sehen. Ich weiß nicht, welche Position Percy vertritt, aber das Ministerium und Dumbledore arbeiten nun zusammen, deshalb verstehe ich nicht, wieso er den Rest seiner Familie noch hassen sollte."
„Es ist komisch ... Ron hat immer gescherzt, dass Percy seine Familie in den Rücken stechen würde", sagte Harry. „Er hat es letztes Jahr getan."
Lupin lächelte ihn schwach an. „Ich bin sicher, sie werden ihre Probleme lösen können, Harry. Blut ist dicker als Wasser. Percy wird sicher wieder zu sich kommen."
„Ich hoffe es."
„Das tun wir alle."
Sie gingen in Stille weiter, über die Brücke von vorhin, die Straße entlang, in der Professor Snape wohnte, durch eine kleine Straße und dann auf die Landstraße, die zum Bahnhof führte. Der Zug, der Harry zu einer weiteren Woche Hölle mit den Dursleys bringen würde stand schon am Gleis. Aber eigentlich fühlte er sich gar nicht so schlecht. Er hatte einen brillanten Tag mit Professor Lupin verbracht, hatte sich von Sirius verabschieden können, er wollte Waffenstillstand mit Snape und würde das gesamte nächste Wochenende mit Ron und seiner Familie verbringen. Er war so in seinen Gedanken verloren, dass er nicht merkte, wie sie den Bahnhof erreichten und viel zu bald stand Lupin auf dem Bahnsteig während Harry am offenen Fenster des Zuges stand um sich zu verabschieden.
„Danke für alles, Remus", sagte Harry. „Das war der beste Geburtstag, den ich seit langem hatte."
Lupin lächelte. „Es war mir ein Vergnügen. Oh, bevor du fährst, ich hab dir was gekauft."Er nahm ein in braunes Papier gewickeltes und mit Schnur zugebundenes Päckchen aus seiner Tasche und gab es ihm vorsichtig. „Ich habe von deinem Verteidigungs-Club gehört und hab mir gedacht, du könntest ein paar Ideen gebrauchen."
Harry lächelte und nahm das Paket. „Danke."
Die Lokomotive blies laut in die Abendluft und stieß in einer großen Wolke weißen Dampf hervor.
„Vergiss nicht, dass du mir immer eine Eule schicken kannst, wenn du etwas brauchst", sagte Lupin. „Und steig in Little Whinging sofort aus dem Zug. Professor Snape wird dort sein, um dich nach Hause zu begleiten und du solltest ihn nicht warten lassen."
Der Zug setzte sich in Bewegung und Harry hatte gerade noch Zeit um aus dem Fenster zu rufen: „Das würde mir nicht im Traum einfallen, Remus!", bevor der Zug um eine Kurve bog, den Bahnhof hinter sich ließ und auf den Sonnenuntergang zufuhr.
Lupin gluckste leise und merkte wieder einmal, wie ähnlich sich Harry und James waren. Er steckt die Hände in die Tasche und ging langsam aus der Station, wobei er munteres Lied pfiff, das ihn über die Landstraße zurück in die Stadt begleitete. Er fand eine ruhige Stelle, die nicht von Muggeln beobachtet wurde und nachdem er sicher war, dass niemand hinsah lächelte er, schloss die Augen und mit einem kleinen plop als einzigen Beweis seiner Existenz verschwand er ins Nichts. Nun bereits einige Meilen entfernt schlief Harry nach einem lange, glücklichen Tag auf dem Weg nach Hause.
„Potter."
„Wa'?" „Potter, wach – jetzt – auf."
„Nnnenn, lassnsmilos!"
Harry schlug nach der Person aus, die seinen Arm festhielt und seine Finger berührten samtiges Material und kalte Haut, die ihm irgendwie bekannt vorkam aber er konnte sich noch nicht identifizieren.
Doch dann merkte er, dass er gerade Professor Snape geohrfeigt hatte.
Mit einem Schlag wurde er wach und schrie kurz auf als Snapes Hände den Weg zu seiner Kehle fanden. Snape schaffte es gerade noch sich zusammen zu reißen und zu vermeiden, Harry in aller Öffentlichkeit zu erwürgen.
„Welcher Teil von ‚wach auf' bereitet dir die meisten Schwierigkeiten, Potter?", zischte er.
„Wenn Sie etwas sagen, dann –"
„Ich HABE etwas gesagt, du dummer Junge", schnappte Snape. Einige Muggel drehte sich um und starrten sie an. Snape starrte zurück, packte Harry wieder am Arm und zog in aus dem Waggon. „VERSUCHST du mich wegen Kindesmisshandlung ins Gefängnis zu bekommen?", schnarrte Snape als sie außer Hörweite der Muggel waren.
„Tut mir Leid", sagte Harry und glättete verärgert seinen Pullover. „Ich wusste nicht, dass Sie es waren."
„Oh, das ist ja in Ordnung, nicht wahr? Ein unschuldiger Passant will dich mit nur guten Absichten im Zug wecken, und du reagierst indem du ihn ohrfeigst?"Snape lachte kalt. „Ich bin nicht überrascht, dass dein Onkel und deine Tante dich hassen."
Harry runzelte leicht die Stirn und wollte schon seine Gedanken aussprechen, als er es sich noch einmal anders überlegte und stattdessen murmelte: „Gut, tut mir Leid. Ich werde Sie nie wieder ohrfeigen."
„Das will ich auch hoffen", sagte Snape. „Um deines Willens. Komm endlich, es ist schon viertel vor acht ... verdammter Lupin, er weiß nie, wann er Schluss machen soll ... beeil dich, Potter, ich bin verdammt, wenn ich die Schuld für die Unordnung deines geliebten Lupin auf mich nehme."
Harry versuchte, mit Snapes lächerlich zügigen Schritten mitzuhalten und musste dafür tatsächlich etwas laufen. Er hielt das Paket fest im Arm, um zu verhindern, dass er es fallen ließ. Snape saß es und runzelte die Stirn.
„Was ist das?"
„Ein Geburtstagsgeschenk von Remus", sagte Harry unerschrocken.
Es war schwer zu sagen, worüber Snape mehr überrascht schien; dass Harry Geburtstag hatte, dass er tatsächlich ein Geschenk bekommen hatte oder dass er Lupin beim Vornamen genannt hatte. Harry sah es nur kurz auf seinem Gesicht, dann sah der Professor aus wie üblich, als ob es ihn nichts anginge.
„Dein Geburtstag?", fragte er kühl.
„Ja, ich bin 16", sagte Harry. „Die Dursleys werden es vergessen – aber das tut nicht jeder."
„Ich dachte, es wäre der fünfte November", sagte Snape stirnrunzelnd.
„Nein", sagte Harry mit kalter Stimme. „Das ist Malfoy."Jeder wusste, wann Draco Malfoys Geburtstag war. Es war normalerweise der Tag, an dem der Slytherin Tisch unter dem Gewicht zahlreicher Glückwunscheulen und Geschenken fast zusammenbrach.
„Hmm", machte Snape und kümmerte sich nicht im Geringsten darum.
Den Rest des Fußmarsches verbrachten sie in Stille; Harry wusste nicht, ob er darüber froh sein oder sich unbehaglich fühlen sollte. Er hatte nun keinen Grund mehr, um Snape zu verachten. Immerhin hätten nicht viele Menschen seinen Paten aus dem Reich der Toten gerufen damit er sich verabschieden konnte. Als sie in den Ligusterweg bogen bemerkte Harry, dass er sich für sein ungehobeltes Benehmen nicht richtig entschuldigt hatte.
„Professor?", sagte er und rann ein Stück um Snape einzuholen.
„Nein, Potter, ich werde nicht langsamer gehen. Wir sind schon zu spät und- "
„Nein, das ist es nicht", sagte Harry und die Tatsache, dass er Snape unterbrochen hatte schien dessen Aufmerksamkeit mehr als alles andere zu erregen. „Ich ... ich will mich entschuldigen ... weil ich in Ihrem Denkarium war und alles herausgefunden habe. Und weil ich mich dann über Sie lustig gemacht habe."
Snape zog eine Augenbraue hoch, sah Harry scharf an und zu dessen Erleichterung ging er etwas langsamer. „Eine Entschuldigung von Harry Potter? Lupin muss dich verhext haben."
„Nein", sagte Harry mit einem schwachen Lächeln. „Ich wollte nur eine Art ... Waffenstillstand vorschlagen."
„Potter, wir hatten niemals Krieg."Snape ging wieder schneller und Harry bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten. Er war sicher, dass er hinfallen und seine Nase brechen würde, wenn er so weitermachte.
„Gut, dann eben ein Friedensangebot. Ich wollte nur sagen, dass es mir Leid tut. Was mein Dad getan hat war nicht fair. Nichts was er tat, war es." Er hielt einen Moment inne und fuhr dann fort: „Ich hab über die Sache herausgefunden ..."
Snape warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Die Sache, sagst du? Merlin sei mit mir, Potter weiß die Sache. Wie kann ich mit dem Wissen leben, dass Potter über die Sache bescheid weiß?"
Harry suchte in seiner Tasche herum und fand eine von Dudleys alten Murmeln und sagte: „Fangen Sie ..."und warf sie sanft Snape zu. Jeder hätte sie fangen können; es war ein sanfter Wurf, unmöglich zu verfehlen. Der Professor streckte instinktiv die Hand aus um sie zu fangen, es gab ein Geräusch als ob jemand auf einem rutschigen Boden hinfiel und die Murmel entwischte seinen Fingern und fiel zu Boden.
Snape sah zu, wie sie unter einem nahen Auto verschwand und dann mit einem sanften plop! in durch das Kanalgitter fiel. Harry beobachtete Snapes Gesicht scharf.
„Wer hat es dir gesagt?", sagte Snape nach einem Moment leise.
„Ich werde es Ihnen nicht sagen ... aber ich möchte mich auch für die Butter-Finger entschuldigen."
„Kein Bedarf."Snape seufzte. „Dein Vater hat das gesamte sechste und siebte Jahr damit verbracht, mir Honig ums Maul zu schmieren und mich dazu zu bringen, ihm zu vergeben damit er mein Leben wieder zur Hölle machen konnte. Sein emotionaler Sohn muss nicht dasselbe tun." Er begann seinen Marsch wieder. „Beim Barte von Merlin, Potter, beeil dich."
Harry beeilte sich ihm zu folgen. Als sie in die Auffahrt von Nummer vier bogen bemerkte er, dass Snape seine Hände fieberhaft an seiner Hose abwischte, als wolle er einen Fleck loswerden. Der Professor klopfte dreimal laut mit seiner knochigen, langfingrigen Hand an die Tür. Auf der anderen Seite herrschte Bewegung und zu Harrys komplettem Terror hörten sie auch Hundegebell. Die Tür wurde geöffnet und Harry sah kurz Onkel Vernons wütendes, purpurnes Gesicht bevor er von etwas zurückgeworfen wurde, das aus der Tür auf ihn zuflog.
„Aaaargh!"
Ripper warf Harry bellend zu Boden, schüttelte seinen runden Kopf und Spucke verbreitete sich auf Harrys Gesicht und Kleidung. Er hörte, wie Tante Magda im Haus lachte; Dudleys Stimme folgte und bald lachten alle Dursleys. Harry konnte sich gut vorstellen, dass auch Snape grinste, doch zu seiner Überraschung sagte Snape ruhig: „Potter, wie alt wirst du heute?"
„Sechszehn", brachte er hervor und versuchte, Rippers scharfen Zähnen auszuweichen.
„Hast du die Zeitung gelesen, Potter?"
„Nein, und Sie helfen mir damit nicht!" Harry versuchte, von Ripper wegzukommen, der nun nach seinem Gesicht schnappte.
Snape seufzte, als ob er ihm erklären müsse, dass eins und eins zwei ergibt. „Wegen bestimmter Ereignisse – und glaub nicht, dass ich nicht gerne sehen würde, wie du von einer Bulldogge in Stücke gerissen wirst – hat das Ministerium beschlossen, das Volljährigkeitsalter um ein Jahr zu senken ... nun wirst es sogar du verstehen-"
Und dann verstand es Harry voller Aufregung. „Ich darf zaubern!" Er zog seinen Zauberstab aus seinem Ärmel und richtete ihn auf Rippers Maul, aus dem Schlabber triefte. „Expello!"
Ripper wurde ihn die Luft gehoben und krachte auf Harrys bedürftig zusammengesetzten Gnom und brach ihn in Stücke. Harry sah alle anderen im Garten an. Tante Magda stand noch immer im Flur und sah in voller Terror an. Eine neue rote Lederhandtasche hing von ihrem dicken Arm. Die Dursleys drängten sich vor der Haustür und sahen aus, als wäre ihr schlimmster Albtraum wahr geworden. Snape grinste jedoch.
„Ein Vertreibungszauber? Hättest du dir nicht etwas besseres einfallen lassen können, Potter?"
Ripper wimmerte, schaffte es wieder auf die Füße zu kommen und lief zu Tante Magda, um bei ihr Schutz zu finden; den Schwanz hatte er zwischen den Beinen, der Kopf des Gartenzwerg steckte auf einem Ohr.
Harry fühlte sich von nun an wie der König der Welt. Er konnte zaubern. Die Dursleys waren nun wie Spielzeuge. Er musste aber zugeben, dass der damit etwas angab. Er veränderte Tante Magdas Gedächtnis, repartierte den Gartengnom, strich sein Zimmer in einer anderen Farbe und Dudleys Haar wurde rot – Onkel Vernon verlangte, dass er dies sofort wieder änderte. Vernon verbrachte daraufhin zwei Stunden mit Schweineohren, bis Harry sich genug amüsiert hatte und Dudley und seinen Onkel wieder zurückverwandelte. Bei all dieser Magie war Tante Magdas Gedächtnis um neun Uhr schon so oft verändert worden, dass sie keine Ahnung hatte, wer sie war oder wo sie wohnte. Sie mussten im Telefonbuch nachsehen, um sicher zu sein.
Snape war nach dem Zwischenfall mit Ripper ziemlich schnell verschwunden. Vielleicht wollte er keine Zeit mit einem glücklichen Harry verbringen, vielleicht wegen Tante Magda oder weil eine wütendende Bulldogge in der näheren Umgebung war. Vielleicht war er aber auch sicher, dass die Unruhe Muggel anziehen würde wie Licht Motten anzog. Egal welche Gründe er hatte, das letzte, was er sah bevor er disapparierte, war, wie Harry hinter Dudley ins Haus lief, der über die Möbel fiel, als er versuchte, zu entkommen und laut dabei schrie. Es war also keine Überraschung, dass Snape nicht für eine Tasse Kaffee bleiben wollte.
Magie zu haben war für Harry, als ob er wieder wirklich lebte. Die Dursleys würden ihn sicher nicht mehr wie einen Sklaven oder Geist behandeln. Wegen all der Aufregung, weil er zahlreiche Zauber direkt vor Dudleys Nase ausführte, war es schon sehr spät, als sich Harry in sein Zimmer zurückzog und lächelnd auf sein Bett fiel. Er konnte sich vorstellen, dass die Dursleys nun aus ihren Verstecken kamen und zu sehen, ob die Luft wieder rein war. Harry war in diesen Gedanken so vertieft, dass es eine Weile dauerte, bis er merkte, dass er auf etwas hartem und eckigem lag.
Er griff danach und zog Professor Lupins Packet unter sich hervor. Wie hatte er es vergessen können? An jedem anderen Tag hätte er es sofort geöffnet, neugierig, was darin war. Für einen Moment, fühlte er sich sehr schlecht, weil er Professor Lupins Geschenk einfach beiseite geworfen hatte, als er etwas anderes bekommen hatte. Er würde ihm einen Dankesbrief schreiben, egal was es war.
Vorsichtig zog er die Schnur und das Papier herunter. Es war ein Buch. Ein großes, schweres Buch in einem glänzenden Umschlag mit dem Titel „SPEZIELLE FLÜCHE, ZAUBER UND ZAUBERSPRÜCHE"in silbernen Lettern auf der Vorderseite. Harry öffnete es und fand eine handgeschriebene Notiz auf der ersten Seite.
„Ich dachte, dass dir dieses Buch gefallen könnte, Harry. Dumbledore hat mit alles über die DA erzählt und ich denke, dass es eine gute Organisation ist. Er hat mich gefragt, ob du einen ordentlichen Verein daraus machen willst – mit meiner Hilfe, obwohl ich denke, dass du der Experte bist. Schick mir deine Eule, wenn du denkst, dass es eine gute Idee ist. Alles Gute zum Geburtstag – Remus."
Harry lächelte, drehte die Notiz um und zog seinen Kugelschreiber hervor. Er kritzelte: „Danke für das Geschenk – natürlich will ich!" und wollte Hedwig rufen, damit sie den Brief nehmen konnte –
Als plötzlich etwas großes, weißes und fedriges sein gesamtes Fenster zu überdecken schien. Harry sprang weg und fürchtete schon, dass eine Art flaumiger Drache das Haus angriff, als er merkte, dass es nur eine Ansammlung von Eulen war, die alle Briefe und Pakete trugen. Misstrauisch öffnete er das Fenster. Alle flogen herein, schuhuten laut und ließen ihre Post auf seinen Kopf fallen; es war wie ein Wirbelsturm von Kommunikation.
„AU! Hört auf! Kommt schon, macht etwas Ordnung Runter von meinem Kopf!"
Die Eulen ließen sich im gesamten Zimmer nieder. Harry rieb sich den Kopf und bückte sich dann, um die gesamten Briefe und Pakete, die er nun hatte, aufzuheben.
Ein wichtig und offiziell aussehnender Brief in einem weißen Umschlag fing seinen Blick. Für ein paar Augenblicke war er besorgt, dass sein Geburtstag erst morgen war und sie ihn wegen all der Magie von Hogwarts verwiesen hatten, doch als er den Brief öffnete, grinste er über das ganze Gesicht.
Sehr geehrter Mr. Potter,
hiermit teilen wir Ihnen mit, dass der kürzlich verstorbene Mr. Claus I. Brisk Ihnen in seinem Testament Teile seines Besitzes hinterlassen hat. Bitte antworten Sie auf diesen Brief und teilen uns mit, dass Sie folgendes gelesen haben und den Besitz akzeptieren.
BESITZ -
GRIMMAULDPLATZ NUMMER 12, LONDON MIT DEM GESAMTEN INHALT
Vielen Dank,
Andralyn Galvez Zaubereiministerium
Harry bemerkte eine mit der Hand gekritzelte Notiz unter dem Brief. Die schwarzen Buchstaben waren spitz und elegant; sie erinnerten ihn an jemanden, doch er wusste nicht, an wen.
PS – Die Abteilung für Magische Strafverfolgung beobachtet Sie genau. Sie haben die Magie in Ihrem Haus bemerkt und warten nur darauf, Sie wegen etwas dranzukriegen. Deswegen übertreiben Sie es bitte nicht. Nur zwischen uns beiden.
Er nahm seinen Kugelschreiber wieder zur Hand und fügte hinzu: „Bestätigung, dass ich das Anwesen annehme, unterschrieben: Harry Potter", und legte das Pergament auf den Stapel mit den zu verschickenden Briefen.
Der nächste Brief, dachte er. Er erkannte eine der Eulen, die ihn aus der Ansammlung um ihn anstarrte. Es war Errol, die Eule der Weasleys. Seine Federn standen in alle Richtungen und er sah ziemlich erschlagen aus, doch Harry dachte, dass er glücklich war noch eine Lieferung überlegt zu haben. Er trug ein ziemlich großes Paket. Ein Geschenk? Harry riss das Zauberband herunter und öffnete aufgeregt die Schachtel; ein großer, in Papier gewickelter, Schokoladekuchen, ein Bündel Briefe und eine kanariengelbe Tasche, die seinen Blick sofort fesselte, kamen zum Vorschein. Er nahm sie vorsichtig heraus.
WEASLEYS ZAUBERHAFTE ZAUBERSCHERZE stand in grellen grünen und orangen Lettern darauf. Harry grinste. Fred und George Weasley besaßen einen eigenen Zauberscherzladen in der Winkelgasse Nummer 93. Zweifellos hatten sie ihm etwas gefährliches geschickt. Genial.
Es dauerte eine Stunde, bis er alles ausgepackt und Antworten und Dankesbriefe weggeschickt hatte. Er hatte Geschenke von Ron, Ginny, den Zwillingen und dem Rest der Weasley-Familie, Hermine, Hagrid und Luna Lovegood bekommen – und natürlich von Professor Lupin. Das Zimmer war so voll von Papier und Verpackungen, dass er den Boden nicht mehr sehen konnte. Er begann, die Geschenksüberreste beiseite zu räumen und erst dann sah er etwas unter der Unordnung. Ein offiziell aussehender Brief, an ihn adressiert – und mit dem Siegel von Hogwarts.
Harrys Magen verknotete sich schneller als je zuvor. Er ließ die Verpackungen auf sein Bett fallen, ging zu dem Brief und hob ihn auf. Konnten es seine ZAG Ergebnisse sein? Sie waren schon fällig ...
Er setzte sich auf sein Bett, öffnete vorsichtig den Umschlag und nahm zögernd den Brief heraus. Etwas schmerzhaftes machte sich in seiner Kehle breit; er vermutete, dass es sein Magen war. Die erste Zeile kam nun in Sicht: Ihre ZAG Prüfungsergebnisse. Harry zog das Papier soweit heraus, dass der erste Absatz sichtbar war. „Sehr geehrter Mr. Potter, wie Sie wissen, legten Sie am Ende Ihres letzten Schuljahres die Zaubergrad- Prüfungen ab. Ihre Ergebnisse folgen. Anbei finden Sie ein UTZ Anmeldeformular. Bitte tragen Sie die Fächer ein, deren UTZ Kurse Sie besuchen möchten. Ihr Lehrer haben ihre ZAG Ergebnisse gesehen und Kommentare neben Ihre Noten geschrieben, wie und ob Sie sich für die Kurse in Ihrem sechsten und siebten Schuljahr eignen. Falls sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an M. McGonagall. Ihr Ergebnisse lauten wie folgt: -"
Harry hielt inne. Er holte tief Luft und zog leicht am Papier an. Sein erstes Ergebnis erschien.
„Verteidigung Gegen Die Dunklen Künste. Professor: Remus J. Lupin. ZAG Prüfungsergebnis: Ohnegleichen. 96%."
Harrys Herz machte einen kleinen Sprung. Ermutigt las er Professor Lupins Notiz, und bei jedem Wort wurde sein Lächeln größer. „Harry hat verblüffendes Potential und ich denke, dass er in seinem UTZ Kurs erstaunlich gut abschneiden wird. Ich werde sehr enttäuscht sein, falls er das Fach nicht wählt. Unser bester Schüler in seinem Jahr."
Durch diesen Erfolg angespornt zog er sein nächstes Resultat heraus und fand ein Erwartungen Übertroffen, 78% in Zauberkunst. Professor Flitwick spornte ihn an, den Zauberkunst UTZ Kurs zu wählen und bemerkte, dass er „den besten Aufrufezauber auf dieser Seite des Millenniums"mache.
Als Harry jedoch sein nächstes Resultat sah, verknotete sich sein Magen wieder. Er sah die Worte Zaubertränke und Severus A.L. Snape und sah dann schnell weg. Ein großer Teil von ihm wollte es nicht wissen. Falls er kein Ohnegleichen hatte, würde Snape ihn nicht in den UTZ lassen und seine Hoffnungen, Auror zu werden, wären vernichtet.
Sie waren es nicht.
„Zaubertränke. Professor: Severus A.L. Snape. ZAG Prüfungsergebnis: Ohnegleichen. 86%. Kommentar des Professors: Trotz meiner Versuche, das Prüfungskomitee davon zu überzeugen, dass Potter einen Weg gefunden haben muss, um bei der Prüfung zu schummeln, beharren sie darauf, dass dies unmöglich ist und es ist noch immer ein Rätsel für mich. Es ist deshalb meine Verpflichtung, Potter in meinen UTZ Kurs aufzunehmen damit er beweisen kann, dass er kein Schummler ist. Wie lange er aushält ist seine Sache."
Harry hatte das Gefühl, dass er einen Orden des Merlin für Zaubertränke bekommen könnte und Snape würde immer noch nicht akzeptieren, dass er ein wenig Talent hatte.
In Verwandlung und Pflege Magischer Geschöpfe hatte er Erwartungen Übertroffen und beide Professoren drängten ihn, den UTZ Kurs zu wählen. In Astronomie hatte er ein M und die Notiz sagte, dass Professor Sinistra geschockt war, dass er in der Prüfung so schlecht abgeschnitten hatte. In Geschichte Der Zauberei hatte er ebenfalls ein M, doch unerklärlicherweise hatte Professor Binns geschrieben, dass er den UTZ Kurs wählen solle, weil er Potential hätte und es eine Schande wäre, wenn er den Kurs nicht belegen würde. In Kräuterkunde hatte er ein A mit der Annmerkung, dass das Fach für ihn vielleicht nicht das richtige war, und in Wahrsagen hatte er ein S. Es war eigentlich egal, er wollte nicht weitere zwei die Voraussage hören müssen, dass er sterben würde.
Als er die Noten noch einmal durchgelesen hatte, sie stolz Hedwig und der Ansammlung von Eulen auf seinem Bett gezeigt hatte, nahm er das UTZ Anmeldeformular heraus und fand seinen Federkiel wieder. Als er auf das Pergament sah war er überrascht, dass in der ersten Zeile, in Professor McGonagalls Handschrift, schon etwas stand: „Pflichtfächer für alle Schüler". Er entschied, dass das eigentlich keinen Unterschied machte und füllte schnell das kleine Formular aus: „Verteidigung Gegen Die Dunklen Künste, Zauberkunst, Zaubertränke, Verwandlung, Pflege Magischer Geschöpfe."Er hielt inne und kratzte sich mit der Feder am Kinn. Ron hatte geschrieben, dass er und Hermine Geschichte Der Zauberei gewählt hatten. Ron hatte es die „einfache, sanfte Lösung"genannt. Harry schrieb es dazu und dachte dabei, dass es während der Auroren Ausbildung nützlich sein könnte, auch, wenn er dafür etwas mehr arbeiten musste.
Nachdem er das Pergament in einen Umschlag gesteckt und am Bein der Eule befestigt hatte, öffnete er das Fenster und die gesamte Schar flog hinaus in den Nachthimmel. Dann fiel er müde und den Kopf immer noch von den Prüfungsergebnissen brummend auf sein Bett und schlief ein, ohne sich die Mühe zu machen sich umzuziehen. Seine Träume in dieser Nacht waren voller verwirrter Ideen und flüchtigen Blicken auf Erinnerungen; Sirius und Snape und Lupin, Ron und Hermine, das feixende Gesicht von Draco Malfoy, Professor McGonagall und Umbridge und noch vielen weitern undeutlichen Gesichtern, die einfach an ihm vorbeiflogen.
Sein sechstes Jahr in Hogwarts würde ihm die Augen mehr als jedes andere seines Lebens öffnen. Gefahr, Romanzen, Geheimnisse, Action und neue Entdeckungen lagen vor ihm, doch als er in der Nacht seines Geburtstages, den Kopf voller Träume, schlief hatte Harry Potter keine Ahnung, was das nächste Jahr für ihn in petto hatte.
Alles begann am folgenden Wochenende, als ein knallgelbes Auto vor der Nummer vier des Ligusterweges stehen blieb und seine Fahrer heraussprangen; sie hatten das gleiche Lächeln im Gesicht und trugen Lederjacken, die farblich sehr gut zu ihrem Auto passten. Wenn die Dursleys gedacht hatten, dass Mad-Eye Moody ein Problem war, würden sie nicht wissen wie ihnen geschah, als Fred und George Weasley vor ihrem Haus auftauchten.
