HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost

Übersetzung von Christa Potter

KAPITEL 4- Das Haus des Spaßes

„Das ist es also?", sagte Fred von Ohr zu Ohr grinsend und sah am Haus empor.

„Sieht so aus. Bei Tageslicht ist es ganz anders." George sah die Straße auf und ab, die identischen Gärten entlang und gluckste dann leise. „Welche Tür sollen wir benutzen?"

„Die Vordertür, glaub ich", antwortete sein Zwilling. „Ja, irgendwas, dass wir die Hintertür nicht benutzen sollen. Ich kann mich nicht genau erinnern. Wir werden auf jeden Fall die Vordertür benutzen."

Sie grinsten. Natürlich wussten beide sehr gut, dass sie die Vordertür nicht nehmen sollten, und trotzdem hoben sie die Hände und jeder klopfte dreimal an die Tür und sie endeten mit einem netten Rhythmus.

Die Tür wurde wütend aufgerissen und Onkel Vernons puterrotes Gesicht kam zum Vorschein.

„Nur die Hintertür!", zischte er.

„Oh, tut mir Leid, haben wir vergessen", sagte Fred grinsend.

„Ebenfalls", sagte George. „Ist Harry bereit?" Er bemerkte Onkel Vernons geschockten Blick, als dieser das Auto und die farbengleichen Jacken sah, und zwinkerte ihm zu. „Das wird bald die neuste Mode sein; das Auto und die Jacken farblich abstimmen. Sie haben es hier zum ersten Mal gesehen."

„Fred! George!"Harry sprang breit grinsend die Treppe herunter und warf sich während dem Gehen eine Tasche über die Schulter.

„Hey Harry! Wie geht's dir?"

Harry schob Onkel Vernon beiseite und trat vor die Tür zu den Zwillingen. „Großartig, wirklich großartig! Und danke für die Geschenke!"

„Kein Problem."Fred grinste. „Ich hoffe, du hast sie weise verwendet, Harry."

„Oh, das hab ich", sagte Harry. „Dudley ist immer noch ein wenig blau."

Onkel Vernon räusperte sich laut. Fred, George und Harry warfen ihm die gleichen verächtlichen Blicke zu. „Ja?", sagte Fred.

„Ich würde es vorziehen, wenn ihr den Jungen mitnehmt und dann verschwindet", sagte Harrys Onkel steif, während sein Schnurrbart erzitterte. „Die Nachbarn – "

„In Ordnung, es ist an der Zeit, dich an einen Ort zu bringen, wo du willkommen bist, Harry", sagte Fred laut und die Zwillinge legten ihre Arme um Harrys Schulter und führten ihn den Gartenweg entlang zu ihrem Auto. Etwas in Georges Hand fing Harrys Blick, doch als er es näher ansehen wollte, hatte George es schon fallen lassen und Fred rief:

„LAUF!"

Harry hatte keine Ahnung warum, aber die drei liefen so schnell sie konnten den Gartenweg entlang und sprangen ins Auto, als Onkel Vernon Tante Petunia zurief, sie solle die Fenster schließen. George schlug auf einen Knopf auf dem Armaturenbrett und ein Dach und Fenster zogen sich plötzlich über das Auto. Harry sah für einen Augenblick eine Art Feuerwerk vor der Haustür, und dann –

KNALL!

Die Fenster wurden mit greller grüner und pinker Farbe beklatscht. Harry sprang erschrocken weg und landete beinahe auf Freds Knie. Die Zwillinge bogen sich vor Lachen.

„Was habt ihr getan?", fragte Harry und begann ebenfalls zu lachen.

„Schau es dir selbst an", sagte George und drückte auf einen weiteren Knopf am Armaturenbrett.

Scheibenwischer erschienen an den Seiten des Wagens, fuhren über die Fenster und wischten die Farbe weg, sprühten ein Extra-Glanz-Mittel auf die Scheiben und nach dem Fred jedem einen Knut gegeben hatte verschwanden sie wieder. Harry starrte das Haus der Dursleys an; er war hin und hergerissen zwischen kompletter Verblüffung und der Versuchung vor Lachen tot umzufallen.

Der Garten und die Vorderseite des Hauses waren ebenfalls mit der grünen und pinken Farbe bedeckt. Sie war auf allen Fenstern, auf dem gesamten Auto, auf allen Pflanzen, die Gartenzwerge trugen nun ausgeflippte Disko- Outfits und Ripper, der sich gerade an der Seite von Onkel Vernons Auto erleichtert hatte, war wie am Boden festgefroren, das Bein immer noch in der Luft und nun nicht mehr als ein kleiner grüner und pinker Farbhügel.

Das komischste bei der ganzen Sache war wohl Onkel Vernon, der immer noch in der Diele stand und die Vordertür offen hielt. Er sah aus wie ein besonders hässlicher Schneemann, sein Gesicht zeigte die erschrockenste Grimasse, die Harry je gesehen hatte. Als sie ihn ansahen, fiel ein besonders großer Tropfen Farbe von seinem Schnurrbart auf seine neuen Schuhe.

Fred startete das Auto und brauste die Straße entlang; Harry und die Weasleys saßen immer noch über das nun mehrfarbige Haus im Ligusterweg lachend darin. Fred stieß das Lenkrad mit seinem Zauberstab an und die Umrisse des Autos wurden immer unklarer, bis es schließlich gänzlich verschwand und dann vom Boden abhob und in Richtung Himmel flog. Bald war das Haus der Dursleys nur noch ein farbiger Punkt weit unter ihnen, als sie durch Wolkenberge flogen.

„Das war brillant!", sagte Harry grinsend, während George das Auto wieder sichtbar machte. „Was war das?"

„SuperKlatscherDekoration 2003", sagte Fred und drehte sich um, damit er Harry ansehen konnte. „Nur eine Galleone pro Stück. Wir haben sie in blau und orange, gelb und purpurrot, den grünen und pinken hast du gerade gesehen, oder die neuste Version. Regenbogen. Er ist wirklich beliebt bei unseren Kunden."

„Vielleicht muss ich noch einen für den Hintergarten kaufen", sagte Harry. „Es soll doch farblich zusammenpassen, nicht?"

Fred und George lachten.

„Die Farbe verschwindet ohne Versiegelungs - Zauber nach etwa einer Stunde", sagte George und zog den Wagen nach oben, sodass sie über dem Meer von Wolken inmitten des blauen Himmels flogen. „Deshalb können sie uns nicht wegen des Geheimhaltungsabkommens drankriegen. Das gilt nur für richtige Magie und Zauber, die über eine Stunde anhalten."

„Was passiert dann mit der Farbe? Verschwindet sie einfach?"

„Wird unsichtbar", sagte George. „Wir haben fast ein Jahr gebraucht bis wir raushatten, wie's geht. Du solltest unser Schlafzimmer sehen. Das totale Chaos."

„So", sagte Fred. „Alles Gute zum schon vergangen Geburtstag. Nun bist du also auch volljährig."

„Jep", meinte Harry grinsend. „Ich hab Onkel Vernon Hasenohren verpasst, Tante Magdas Hund verhext, zauberte ihr eine Warze direkt auf ihre Nasenspitze und so weiter."

„Das ist mein Junge", sagte Fred kichernd. „Ron und Ginny können es schon seit Wochen nicht mehr erwarten, dich endlich wiederzusehen. Und Hermine auch – sie ist gerade im Fuchsbau. Oh, und Mum sagt, sie hat deinen Brief und ja, wir können morgen alles für deine neue Junggesellenbude klären."

Harry lachte. „Es ist nicht meine Junggesellenbude; sei nicht immer so blöd. Wie soll ich jemals ein Mädchen mitbringen, wenn Sirius' Mum im Flur sofort einen Schreikrampf bekommt, wenn jemand an der Tür klingelt?"

„Keine Ahnung, darüber müssen wir noch reden."

Alle lachten und George nahm ein Säckchen mit Pralinen aus dem Handschuhfach, die er den anderen anbot. Harry hatte schon Erfahrung mit den Süßigkeiten der beiden und lehnte deshalb mit einem höflichen „nein, aber trotzdem danke"ab. Sie verbrachten die restlichen Fahrt während sie glücklich über das kommende Wochenende, den bereits vergangenen Sommer und das kommende Jahr in Hogwarts redeten. Fred und George hatten Hogwarts während ihrem siebten Jahr wegen Professor Umbridge verlassen und würden, wie sie Harry versicherten, nicht wieder zurück kommen.

„Aber sie ist doch weg", sagte Harry, als sie über das Dorf nahe des Fuchsbaus flogen. „Peeves hat sie am Ende des Schuljahres aus dem Schloss gejagt."

Fred grinste. „Oh, hat er das? Weißt du, dieser Poltergeist ist nicht so schlecht, wie alle immer sagen."

„Hast du schon die letzte Neuigkeit von Hogwarts gehört?", fragte George über seine Schulter. „Offenbar ist Peeves seit neuestem die Pest. Noch mehr als sonst. Natürlich ist es nur ein Gerücht, aber viele Leute sagen, dass er die Schule fast auseinander genommen hat."

„Das tut er immer", sagte Harry. „An meinem ersten Tag wollte er mich mit einem Bündel Spazierstöcke bewerfen. Percy musste ihm drohen, dass er den Blutigen Baron holen würde."

„Eine Schande, dass Peeves Percy nicht umgebracht hatte", murmelte Fred.

Harry beschloss, dass er sich nicht nach Percy erkundigen würde; die unangenehme Stille wurde glücklicherweise bald gebrochen, denn der Fuchsbau tauchte wenig später unter ihnen auf.

„Haltet euch fest!", sagte Fred und stieg auf das Gaspedal. Das knallgelbe Auto schoss wie ein farbiger Meteor aus den Wolken und schon wenige Augenblicke später kam es mit quietschenden Reifen vor dem Haus zum Stillstand. Harry fühlte sich, als wären seine Eingeweide einmal durchgemischt worden; der plötzliche Höhenverlust tat ihm gar nicht gut.

„Harry!"

Er blickte am Haus hoch und sah Ron, Hermine und Ginny, die aus einem Fenster in einem oberen Stockwerk hingen und ihm begeistert zuwinkten. Er grinste und winkte zurück.

„Wie geht's dir, Kumpel?", rief Ron.

„Gut!", schrie Harry zurück. „Besser seit ich hier bin!"

„Kommt schon Leute, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!", unterbrach Fred. „Ihr drei kommt sofort herunter! Wir sollten schon dort sein!"

„Wo fahren wir hin?", fragte Harry erwartungsvoll.

Fred und George grinsten genau gleich. „Das wirst du schon bald genug sehen", sagten sie gleichzeitig.

Harry wurde sofort neugierig. „Oh, kommt schon, sagt es mir!"

„Unser neuestes Projekt – gerade fertig geworden", sagte George.

„Und ihr vier seid unsere Beta-Tester", sagte Fred.

„Was? Was ist es?", sagte Harry und packte die Rückenlehne des Autositzes. So wie Fred und George aussahen, konnte es, egal was es war, wohin sie fuhren, nur etwas geniales sein.

„Du wirst schon sehen", sagte Fred und seine Augen glitzerten vor Aufregung. „Sieh's dir so an ... es ist noch nicht getestet, noch nie betreten worden, voller Magie und wenn ihre herauskommt und nicht voller Farbe oder Federn oder Schleim seid, werden wir komplett enttäuscht sein." Er hupte ein paar mal laut und sah das Haus an. „Kommt schon, Leute. Zeit ist Geld!"

Ron, Hermine und Ginny kamen nun durch die Vordertür und marschierten lautstark über den Hof; Ron jagte seine Schwester vor sich her. Als Ron die Autotür aufgerissen und sich auf einen Sitz fallen gelassen hatte, fragte Harry sofort: „Wohin fahren wir?"

„Weasleys Zauberhafte Zauberscherze Haus des Spaßes", sagte Ron von Ohr zu Ohr grinsend und zog seinen Sicherheitsgurt fest.

„Wohin?", fragte Harry.

Ginny konnte sich noch ins Auto quetschen, schlug die Tür zu und Fred startete den Motor wieder. Schon nach wenigen Sekunden flogen sie wieder hoch in den Lüften, vorbei an Wolkentürmen und der Wind zerzauste ihre Haare.

„Weasleys Zauberhafte Zauberscherze Haus des Spaßes", sagte Ron noch immer grinsend. „Es gehört Fred und George. Sie erzählen uns nicht viel darüber, doch es hört sich einfach cool an."

Fred kicherte und reichte die Pralinen wieder herum. „George und ich wollten eigentlich ein leer stehendes Muggel Einkaufshaus kaufen und daraus das Haus des Spaßes bauen, doch wir wussten, dass wir viel mehr Platz brauchen würden ..."

„Deshalb mussten wir mal die Baubedingungen für die Winkelgasse ansehen ..."

„Und fanden eine interessante Lücke im Gesetz. Im Untergrund zu bauen kostet sehr viel Geld und kann auch ziemlich kompliziert werden, aber ..."

„Man kann problemlos in den Himmel bauen", sagten die Zwillinge grinsend.

Harrys Augen weiteten sich. „Ihr habt ein fliegendes Haus des Spaßes gebaut?"

„Genau", sagte George. „Der aufregendste magische Ort auf der gesamten Welt."

„Absolut riesig. Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis es fertig war und uns den gesamten Profit gekostet, den wir bis jetzt hatten, aber wenn es öffentlich zugänglich wird ..."

„Was habt ihr da drinnen so?", fragte Ron, der den Mund gerade mit Pralinen voll hatte.

„Oh, das geht über deine kühnsten Träume hinaus, mein liebster jüngster Bruder", sagte George laut kichernd. „Magie, Rutschen, versteckte Räume, die du entdecken musst, Becken voll mit ekligem, schleimigem Zeug, Farbbomben, die an allen möglichen und unmöglichen Orten auf dich warten und mehr Schleim als du dir vorstellen kannst."

„Cool", hauchten Harry, Ron und Ginny.

Hermine sah ein wenig besorgt aus. „Wie sicher ist es?"

„Es ist vollkommen in Ordnung", sagte George lächelnd. „Vertrau uns, Hermine. Alle Zauber und Banne, die wir verwendet haben, sind Erstklässerstoff. Wenn du den Gegenzauber nicht kennst, haben wir dich wirklich immer überschätzt."

„Aber ... Schleim", sagte sich mit schmerzvoll verzogenem Gesicht.

„Reinigungszauber beim Ausgang", sagte Fred. Er drehte sich, damit er sie durch das Loch in seinem Autositz ansehen konnte. „Hättest du dir das nicht denken können?"

„Ah, natürlich, aber ... ich bin mir nicht sicher ...", sagte sie. „Ist die Sicherheit und all das schon getestet worden?"

„Das wird sie sein ... am Ende des Tages", sagte Fred.

„Ihr seid die Testpersonen", sagte George.

„Für mich hört sich das gut an", sagte Ron und nahm sich noch eine Praline. „Komm schon, Mine, es ist schon in Ordnung. Es ist doch Harrys freier Tag. Es wird großartig sein!"Er schob sich die Praline in den Mund lehnte sich nach vor. „Hey George, hab ihr auch Trick Treppen?"

„Wir denken schneller als du, kleiner Bruder", sagte George. „Das halbe Haus hat Bewegungssensoren um irgendwas zu ändern. Die ganze Sache ist ein fliegendes, magisches Hauptquartier des Chaos."

Harry, Ginny und Ron grinsten voller Aufregung. Hermine biss sich auf die Lippe, sagte aber nichts, und griff in eine Ledertaschen, die auf ihren Beinen lag und zog ein kleines Muggelbuch heraus. Harry war überrascht, als alle anderen im Auto verzweifelt aufseufzten.

„Was ist das?", fragte er und drehte den Kopf so, dass er das Titelbild des Buches sehen konnte – ERSTAUNLICHE FAKTEN, DIE SIE NOCH NICHT KANNTEN.

„Oh, es ist brillant!", sprudelte Hermine hervor und setzte sich aufrechter hin, plötzlich in bester Laune. „Ich hab es in einem Muggelladen in London gefunden. Es ist das ..."

„Langweiligste Stück zusammengeklebtes Papier, das es gibt", beendete George.

„Worum geht's darin?", fragte Harry.

„Vierhundert Seiten voller sinnloser Fakten über die Dinge, die dir in deinem Leben nie weiterhelfen werde", stöhnte Fred.

„Ist es nicht!", sagte Hermine empört. „Es ist sehr interessant – wirklich! Da drinnen stehen viele sehr, sehr interessante Fakten. Zum Beispiel – ", sie blätterte durch das Buch und verkündete schließlich: „In Texas ist es verboten, die Kuh von jemand anderem mit Graffiti zu besprühen."

„Falls wir also jemals nach Texas kommen, müssen wir unsere eigene Kuh besprühen, und nicht die eines bedauernswerten anderen", sagte Ron und rollte mit den Augen. „Hermine, dieses Buch ist komplett sinnlos. Ich wünschte du würdest aufhören, uns die ganze Zeit mit nutzlose Fakten zu langweilen."

„Der Weltrekord für die meisten Kinder einer Frau liegt bei 69", sagte Hermine prompt. „Und – "

„Hör auf", sagte Ron und schnappte ihr das Buch weg. „Oder das Buch fliegt aus dem Fenster."

Hermine kochte fast vor Wut und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Ron hielt das Buch nun gefährlich nahe zum Fenster und deshalb sagte sie nichts.

Sie flogen noch eine Stunde, vielleicht waren es auch zwei, über Wälder und Hügel und Felder, Städte und Dörfer, Landstraßen und Autobahnen, sogar über den Gipfel eines Berges, bis London in weiter Ferne am Horizont sichtbar wurde. Fred stieg langsam auf die Bremse und das Auto flog abwärts, was alle darin Sitzendes zu gleichzeitigem Stöhnen bewegte, und landete mit einem kleinen Stoß auf einer leeren Seitenstraße ein wenig abseits der Hauptstraße.

„Also, tut jetzt nichts, was die Muggel auf uns aufmerksam machen könnte", sagte Fred.

Harry starrte ihn an. Sie fuhren in einem knallgelben Auto, die Fahrer hatten gerade die Altersgrenze für einen Führerschein überschritten und beide trugen Jacken, die farblich auf das Auto abgestimmt waren. Nicht zu vergessen, dass vier Leute am Rücksitz zusammengepfercht waren und Ron einen Pullover trug, auf dem in großen Lettern „CHUDLEY CHANNONS" stand. Fred schien es nicht zu merken und lenkte das Auto langsam in die Hauptstraße.

Die normalen Einkäufer (wahrscheinlich nur Muggel) folgten dem Auto mit großen Augen, als es die Straße entlang fuhr. Fred kicherte.

„Ah, ich liebe die Aufmerksamkeit", kommentierte er und sah aus dem Fenster. „George, neun Uhr, gib ihr einen langen Pfeifer von mir."

Ron und Harry grinsten sich an als George sich aus dem Fenster lehnte und einer Blondine in einem Minirock nachpfiff, die gerade am Auto vorbeiging. Hermine schüttelte nur den Kopf.

„Ihr wüsstet nicht, was ihr mit ihr tun sollt", murmelte sie.

George grinste. „Du wirst mal richtig beliebt sein, wenn du erwachsen bist, Hermine ... im örtlichen Buchklub."

Fred kicherte und steuerte den Wagen in eine Seitenstraße und fuhr dann in ein unterirdisches Parkhaus. Hermine runzelte die Stirn und vergrub sich wieder in ihrem Buch voller sinnloser Fakten und sah erst ein paar Minuten später wieder aus, als sie aus dem Auto stiegen. Fred ging los, um ein Parkticket zu besorgen und George fuhr sich vor dem Rückspiegel des Autos durch die Haare.

„So, kannst du uns jetzt sagen, wie es ist?", sagte Ron. „Ich meine richtig? Nicht nur undeutliche Hinweise auf Schleim?"

George zog eine seiner Haarlocke in die richtige Position. „Du wirst es schon sehen, wenn wir dort, das haben wir schon gesagt, Ron. Nun ... es gibt da etwas, das ihr auswählen müsst ... es gibt verschiedene Räume. Spielhaus, Urwald, Labyrinth oder magische Katastrophe ... oder ... der ultimative Raum."

Allen lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ob er die Worte eines unbekannten Zauberspruches gesagt in den Mund genommen hätte.

„Was ist dort drinnen?", fragte Ginny.

George sah sie über seine Schulter hinweg an und lächelte. „Für jeden etwas. Stell dir folgendes vor ... nimm ein normales Muggel Spielhaus. Wie die für Kinder. Dann mach es ungefähr tausendmal größer, mit Netzen und Seilen und Rutschen und Becken voller kleiner Bälle und Leitern und Tunneln und versteckten Räumen und so was ... dann gib Schleim, Farbe, Federn, Konfetti und Glitzer dazu ... ein paar magische Kreaturen ... Puzzles, die du lösen musst ... Codes zum Knacken ... und natürlich sehr viel Magie."

Alle merkten, wie aus ihren Augen Funken der Aufregung flogen und sich ihre ganzen Körper mit Vorfreude füllten.

„So was will ich", sagte Ron.

Ginny und Harry nickten begeistert.

Hermine murmelte irgendwas, ob es da auch eine Bibliothek oder einen schleim-freien Raum gäbe.

„Ich weiß nicht, das werdet ihr entscheiden müssen", sagte George. „Mehrheitsvotum ... wenn Hermine der Ultimative Raum nicht gefällt ..."

Harry, Ron und Ginny warfen sich buchstäblich auf Hermine und begannen so laut und schnell auf sie einzureden, dass sie kein Wort davon verstand. Schließlich rief sie: „In Ordnung, in Ordnung! Ich gehe in den Ultimativen Raum, wenn es euch so viel bedeutet!"

Sie alle jubelten und George kicherte während Fred mit dem Parkschein zurückkam und ihn an der Windschutzscheibe befestigte. „Okay, umso früher wir hinkommen, umso mehr Zeit habt ihr dort. Lasst uns gehen."

Immerfort pfeifend führten die Zwillinge ihre Beta Tester aus dem Parkhaus in das hektische, laute und von trockener Sonne beschiene London. Autos jeder Farbe und Marke (vielleicht nicht gerade knallgelbe mit dazupassenden Fahrerjacken) fuhren unter ihnen mit hoher Geschwindigkeit auf den Straßen wie eine regenbogenfarbene Schlange und in der Ferne ragten Gebäude bis in den Himmel. Ein Arte Zeitstreifen war über der Skyline der Stadt sichtbar. Moderne, silberne, brandneue Wolkenkratzer mit glänzenden Fenstern und Außenaufzügen, zu den mit Tudor dekorierten Steinhäusern aus der Viktorianischen Zeit im Westen der Stadt und roten Backsteinhäusern aus den Fünfzigern des zwanzigsten Jahrhunderts im Osten der Stadt.

„Wie ist der Weg zum Tropfenden Kessel?", fragte Fred.

„Es ist nur die Straße entlang, dann durch die Allee dort drüben, am Schokoladegeschäft und der Bücherei vorbei – und dann bist du dort. Du kannst sogar das Dach sehen", sagte George, „wenn du dich so nach vor lehnst."

Hermine packte ihn hinter an der Jack um zu verhindern, dass er fünfzig Fuß von dem Parkhaus fiel, auf dem sie standen, aber George lachte nur und stieß sie sanft weg. „Ich mach nur Scherze. Kommt schon, haltet euch am Geländer fest. Falls ihr hinunter fällt wird uns Mum nie vergeben." Er begann die steile, enge Treppe ins London der Muggel hinab zu steigen. Die anderen folgte ihm; zuerst Fred, gefolgt von George, Ginny, Ron, Harry und zuletzt Hermine, die leise vor sich hin murmelte.

„Was ist los?", fragte Harry und blieb stehen, um mit ihr zu reden.

„Ich weiß nicht, ob das in Ordnung ist", sagte sie. „Es hört sich alles sehr gefährlich an."

„Es wird schon alles gut gehen", sagte Harry. „Mach dir keine Sorgen. Fred und George würden nichts allzu gefährliches machen ... ich weiß, sie sind manchmal ein bisschen wild, aber sie würden uns nicht weh tun."

„Hmmh", sagte sie ziemlich unüberzeugt.

Harry Füße traten auf eine hohe Steinstufe und er drehte sich um, um Hermine zu helfen, aber sie war schon neben ihm herunter gesprungen und band sich die Haare nun auf ihrem Kopf zu einem halben Pferdeschwanz zusammen.

„Haben wir noch alle?", fragte Fred und sah sich um. „Gut, gehen wir! Bliebt dicht zusammen. Wir wollen doch nicht, dass wir im Muggellondon jemanden verlieren. Und passt auf die Autos auf – Muggel sind schreckliche Fahrer!"

Harry dachte, dass diese Aussage etwas übertrieben war, wenn sie von jemandem kam, der sein Auto gerade quer über drei Parkplätze geparkt hatte, sagte aber nichts, und folgte Fred und George zum Zebrastreifen. Ginny und Hermine begannen, sich über ZAGs zu unterhalten und Harry war nicht überrascht als er hörte, dass Hermine nur die Topnoten erhalten hatte, die sie sich erhofft hatte.

„Was hast du bekommen, Harry?"

„Eigentlich nicht so schlecht", sagte er. „Der Brief kam letzte Nacht. Ich hab genug, um Auror zu werden."

„Du meinst, du hast Zaubertränke geschafft?", sagte Ron. Harry nickte. „Wow, das ist großartig! Siehst du? Es war nur Snapes Schuld, dass du im Unterricht schlecht abgeschnitten hast."

„Glaub ich auch", sagte Harry. „Was hast du so bekommen?"

„Naja, ich glaub, es ist schon in Ordnung", sagte Ron. „Ich hab aber nicht so viel wie Bill oder Percy, aber auch nicht wirklich schlecht."

„Ja, und wir sind froh, dass du nicht so viele wie Percy hast", mischte sich Fred mit tadelndem Ton ein, den Harry nur selten von ihm gehört hatte. „Er ist kein Teil unsere Familie mehr, erinnerst du dich?"

„Also ... der Streit ist noch immer nicht beendet ...?", fragte Harry vorsichtig.

Ron nickte als Fred wieder einmal auf einem Stadtplan nachsehen musste, sagte er leise zu Harry: „Obwohl das Ministerium die ganze Voldemort – Sache ... nunja, akzeptiert hat, denkt Percy noch immer, dass Dad die ganze Zeit auf der Seite des Ministeriums hätte sein sollen. Vor ein paar Tagen hatten sie über's Flohnetzwerk einen fürchterlichen Streit und haben seitdem nur noch durch Heuler miteinander gesprochen. Wir werden jede Nacht von Percys Geschrei über Treue gegenüber den Autoritäten aufgeweckt. Als ob er das Recht hätte, über Treue zu sprechen."

„Ich wünschte nur, sie würden aufhören, immer zu streiten", sagte Ginny und seufzte leise. „Wie Dumbledore gesagt hat: in Zeiten wie diesen müssen wir als Familien zusammenhalten. Ich hab gehört, er will dieses Jahr den Hauspokal absagen um die Rivalität zwischen den Häusern zu stoppen, und wir werden mehr Stunden zusammen haben."

„Ich hoffe, wir kommen mit Ravenclaw und Hufflepuff zusammen", sagte Hermine. „Es ist nett, Schüler von diesen Häusern kennen zu lernen."

„Solange wir nicht mit Slytherin zusammen kommen", murmelte Ron. „Ich halt diese Typen nicht mehr aus. Besonders Malfoy. Ihr wisst schon, manche Menschen sind manchmal ein bisschen gemein, aber sonst eigentlich nett und man kann ihnen vergeben, aber Malfoy ... der ist nur böse. Es gibt kein anderes Wort für ihn. Weißt du was, Harry? Er war immer auf der Seite von denen, die dich nicht mochten. Du-weißt-schon-wer, Umbridge, ... wenn sie dich nicht mögen, ist er ihr bester Freund."

„Er ist nur eifersüchtig, Ron", sagte Hermine. „Harry ist berühmt, beliebt, ein Held ... Malfoy ist das genaue Gegenteil."

„Malfoy wünscht sich, er wäre die Hälfte von dir", sagte Ron verächtlich.

„Habt ihr schon von der ganzen Malfoy Geschichte gehört?", fragte Hermine, aber bevor Harry die Möglichkeit hatte, nach der „Malfoy Geschichte" zu fragen, führten Fred und George sie in den Tropfenden Kessel.

„Will noch jemand einen Drink, bevor wir zum Haus des Spaßes gehen?", fragte George. „Ihr wisst ja, kein Essen und keine Getränke sind dort drinnen erlaubt – außer, was ihr drinnen findet."

„Nein, nun kommt schon, wir wollen endlich sehen, wie es ist!", sagte Ron. „Wir können später etwas essen! Kommt schon!"

„In Ordnung, in Ordnung, nur Ruhe bewaren", sagte Fred. „Folgt uns, bitte, und bleibt dicht zusammen, an Samstagen ist die Winkelgasse immer ziemlich voll."Er zog seinen Zauberstab heraus und beschwor gelbe Hüte aus dem Nichts herauf. Einen gab er George und den anderen setzte er auf seinen eigenen Kopf, wo er sich schrecklich mit seiner Haarfarbe biss. „Nur auf der Durchreise", sagte er zu Tom, dem Wirt.

Tom lächelte sein zahnloses grinsen und wies sie freundlich in den Hof hinaus. Fred öffnete den Durchgang zur Winkelgasse und führte sie hindurch und Harry hatte nun endlich das Gefühl, wirklich zu Hause zu sein. Die winklige Gasse war voller sprechender und lachender Menschen, dem Geklimper von Goldmünzen, irgendwo spielte ein Dudelsack der Sonne eine sanfte Melodie entgegen und der Geruch von frisch gekochtem Essen und Magie lag in der Luft. Jedes Geschäft verkaufte uralte magische Objekte oder Zaubertrankzutaten, Zauberspruchbücher, Kessel, Zauberstäbe, Umhänge, magische Kreaturen oder alle Arten von faszinierenden, unbekannten Dingen, die Harry einen kalten Schauer der Aufregung über den Rücken liefen ließen.

„Wie geht's zu euren Geschäft?", fragte Harry und suchte den Himmel über ihnen nach einem fliegenden Gebäude ab.

Fred kicherte leise. „Es ist unsichtbar, Harry. Wir haben auch Muggel Abwehr Zauber. Die haben wir zuerst vergessen, und dann hat ein Muggel Hubschrauber das Haus ... sagen wir gefunden. Das war vielleicht ein Chaos."

„Hat Monate gedauert, das wieder zu reparieren", sagte George nickend.

Sie gingen gemächlich die vollbepackte Zauberstraße entlang; vorbei an den Geschäften, Einkäufern und den Verkäufern, unter Torbögen und einige Stufen hinunter, kleine Gässchen entlang und wieder Stufen hinauf, bis endlich das lebhafteste der Häuser hinter einer Ecke in Sicht kam. Es war in einem knalligen Orange angestrichen, mit verstreuten pinken und grünen Punkten und das bekannte Logo WEASLEYS ZAUBERHAFTE ZAUBERSCHERZE stand in großen Letter über den Auslagenfenster.

„Nette Farbe", sagte Harry grinsend, als Fred einen großen Eisenschlüssel aus seiner Tasche nahm und in das Schloss steckte.

„Netter Sarkasmus", erwiderte Fred mit einem genauso gemeinen Grinsen. Er öffnete die Tür und der interessanteste aller Düfte schlug ihnen wie Wasser aus einem Container entgegen. Es war wie eine Mischung aus Rauch und Früchten und Zucker und Sonnenschein – alles auf einmal. Es war der Geruch von purem Unfug.

„Kümmert euch nicht darum?", sagte George und deutete wage auf eine Maschine, die auf einem nahen Regal lag und große grüne Blasen ausstieß. Hermine ging zur Seite, um einer besonders große und klebrig aussehende Blase auszuweichen, aber zu ihrer Überraschung folgte sie ihr.

„Willkommen in Weasleys Zauberhafte Zauberscherze", sagte Fred mit ausgestreckten Armen und grinste sie alle an. „Das moderne Hauptquartier des magischen Unfugs!"

„Wo ist das Haus des Spaßes?", fragte Ron gespannt.

Fred und George grinsten sich an und verschwanden dann hinter der Theke und zogen einige Instrumententafeln heraus. Alle versammelten sich um sie um zu zusehen, außer Hermine, die noch immer von der besessenen grünen Blase verfolgt wurde.

Harry sah den Zwillingen über die Schulter, als sie eine Tafel öffneten und ein großer, roter Knopf zum Vorschein kam.

„Haltet euch gut fest", sagte er, zwinkerte ihnen noch einmal kurz zu und drückte dann auf den Knopf.

Harry konnte das folgende Erlebnis nur damit vergleichen, dass es sich anfühlte, als wäre er in einem Mixer ohne Mixstäbe, dafür voller Farbe, die keine Flecken hinterließ und Wasser, das er einatmen konnte. Er fühlte, wie er herumgewirbelt wurde, vor und zurück, und dann immer höher und höher in die Luft, verzweifelt mit den Armen rudernd, um nicht abzustürzen, und dann, ziemlich unerwartet, stieß er gegen etwas Hartes über ihm und landete mit einem Plumps auf dem Boden. Er landete mit Ron auf einem Haufe in einem Raum, der keine Wände oder Boden oder Decke hatte, nur endloses Hellblau, das sich meilenweit in alle Richtungen erstreckte.

„Wo sind wir?", fragte Ron stöhnend und setzte sich seine Kopf reibend auf.

„Im Haus des Spaßes?", schlug Harry vor. „Wo sind Hermine und Ginny? Und Fred und George?"

„Du glaubst nicht, dass etwas schief gegangen ist, oder?", fragte Ron besorgt.

„Wir sind wahrscheinlich nur in Teams aufgeteilt worden", sagte Harry mit den Schultern zuckend. Er stand begierig auf, als eine knallgelbe Tür am weit entfernte Horizont erschien. „Komm schon!"

Die beiden rannten darauf zu, und als sie durch die Tür in den größten Spaß stürmten, den Harry jemals in seinem ganzen Leben gehabt hatte, wurde ihm bewusst, wie froh er war, dass er jemanden zum Freund hatte, der mit Fred und George verwandt war.