HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX
Von The Velvet Ghost
Übersetzung von Christa Potter
KAPITEL 6 - Die Mitglieder der Magie: Teil 2
Harry rollte das Pergament wieder zusammen, band die Schleife wieder darum und steckte die Rolle in seinen Rucksack. „Wir sollten das aufheben ... nur für den Fall. Komm schon, schauen wir weiter. Vielleicht finden wir etwas, das beweist, dass Malfoy mit Trollen verwandt ist."
Sie steckten die Köpfe wieder die Truhe und sahen sich weitere Pergamentrollen an. Hermine begann, sie in Stapeln nach Land oder Herkunft zu ordnen, doch Harry, neugierig wie er war, öffnete jede Rolle. Die Entdeckung über Peeves hatten seinen Durst nach weiteren Familienstammbäumen geweckt. So seiner Erleichterung fand er heraus, dass der arrogante Hufflepuff Zacharias Smith von Squibs und Kleinkriminellen abstammte, obwohl Hermine seine Freude nicht teilte, weil sie mit ihrem Ordnen viel zu sehr beschäftigt war. Ein oder zweimal schnappte sie nach Luft, als sie den Stammbaum eines uralten Zauberers fand, von dem niemand außer ihr je gehört hatte, und Harry versuchte interessiert aus zu sehen, als sie ihm eine Menge über russische Zauberer des fünften Jahrhunderts erzählte, obwohl es eigentlich recht langweilig war.
Sie erklärte ihm gerade die Feinheiten der Zaubererherkunft, als Mr. Weasley über die nahen Kisten zu ihnen herübergeklettert kam und sich dabei mit einem Taschentuch über den etwas kahlen Kopf wischte. „Also", sagte er. „Wie geht's bei euch voran?"
„Wir haben dort drüben ein totes Etwas gefunden", sagte Harry und deutete vage in Richtung des Sargs. „aber wir haben auch das hier gefunden."
„Es sind alle magischen Stammbäume", erklärte Hermine prompt. „Einige sind wirklich interessant, einfach faszinierend. Hier, das ist die Blutslinie des russischen Zaubereiministers ... und hier ist der Stammbaum von Ablaris Kex, er war einer menschlichen Verräter während der Koboldaufstände ... oh, seht euch das an! Der hier ist wirklich besonders, seht ihr das hier? Das war der Cousin von Balrat Molrin, ihr wisst, wer er ist, oder?"
Mr. Weasley starrte sie einen Moment lang an und sagte dann: „Das kann ich nicht behaupten, Hermine."
„Oh, er war faszinierend! Er gründete die Gesellschaft für Werwolfrechte, nachdem sein Bruder von einem gebissen worden war", sagte sie sehr schnell, als ob die Worte darum kämpften, aus ihr heraus zu sprudeln. „Vor etwa fünfzig Jahren ist er selbst während einer Werwolfattacke ums Leben gekommen, das steht alles in den wichtigsten Geschichtsbüchern. Das ist glaube ich Schicksal. Aber er war ein großartiger Mann, er hat so für Werwolfrechte gekämpft und sogar ein Buch darüber geschrieben. Ich kann mich nicht genau an den Titel erinnern, aber es war revolutionär – "
„Hermine", stöhnte Harry. „Ich hab schon Kopfschmerzen."
Mr. Weasley lächelte und griff in die Truhe, nahm einige Pergamentrollen heraus und entrollte sie. Er setzte sich auf eine andere Kiste, um sie zu betrachten. „Ah, Julius Bones, er arbeitet in der Abteilung für experimentelles Zaubern ... mmh, ich wusste gar nicht, dass er halbblütig ist." Er rollte den nächsten Stammbaum auseinander und als er ihn betrachtete, weiteten sich seine Augen hinter seiner Brille. „Grundgütiger ..."
„Was? Wer ist es?", fragte Harry begierig. „Ist es Malfoy? Ist er ein Troll?"
„Nein, nein", sagte Mr. Weasley. „Es ist einer der Todesser ... Augustus Rookwood, er arbeitete vor einer Weile im Ministerium." Harry und Hermine besahen sich den Stammbaum genauer, der auf Mr. Weasley Knien lag.
Hermine hob die Augenbrauen. „Seine ganze Familie ist Purblut ... ziemlich seltsame Namen haben die allerdings. Beagle? Wer nennt seinen ältesten Sohn Beagle? Ich wette, der Junge wurde immer gehänselt ... und schaut mal, Rookwoods Cousin hieß Romeo. Das ist doch ein ziemliches Cliché, glaubt ihr nicht? Wenn ich mal Kinder habe, werde ich originelle Namen für sie finden. Etwas wie Tiger-Lily. Ich hab Tiger-Lily schon immer gemocht."
„Molly und ich wollten ein weiteres Mädchen Jessie nennen", sagte Mr. Weasley und polierte seine Brille am Ärmel. „Aber mit sieben Kindern glaube ich nicht, dass wir noch ein weiteres überlebt hätten."Er kicherte, legte die Rollen zurück in die Truhe und nahm noch ein paar weitere heraus. „Ah, Hermine, ich glaub, dieser wird dich interessieren ..."
„Wer ist es?", fragte sie und spähte auf das Pergament. Dann erhellte sich ihre Miene deutlich. „Merlin! Sie haben Merline gefunden!"Er hielt ihr das Blatt hin und sie riss es ihm praktisch aus der Hand. Sie trug es zu ihren anderen Entdeckungen, wo sie es mit großen Augen studierte.
Harry kicherte leise und er betrachtete sich das Pergament genauer, das er in der Hand hielt. Sein Blick wurde zu einem bekannten Namen ganz unten gezogen – Minerva McGonagall. Interessiert folgte er ihrer Linie Hunderte Jahre zurück und fand zahllose schottische Hexen und Zauberer und seiner Überraschung entdeckte er, dass ein Zweig zur Familie Pomfrey führte. Die beiden Damen waren durch einen alten Großvater, der vor Jahrhunderten gelebt hatte, entfernt miteinander verwandt.
„Hermine, sieh dir das mal an."
Zögernd entfernte sie ihren Blick von Merlins Stammbaum, um über seine Schulter auf den Baum in seiner Hand zu blicken. „Oh, wow! Professor McGonagall! Ich hab mich immer gefragt, von wem sie abstammt ... viele Schotten – das hab ich mir gedacht ... oh, sieh mal, Madam Pomfrey. Wow, das ist wirklich interessant, Harry. Ich wette, - "
„Harry."
Sie hörten auf zu sprechen und sahen hinüber zu Mr. Weasley, der aufgestanden war. Er stand ein wenig außerhalb des Lichtkreises und hielt einen Familienstammbaum in seinen Händen.
„Alles in Ordnung?", fragte Harry besorgt.
Mr. Weasley sah ziemlich blass aus. Harry bemerkte, dass er verwirrter aussah als er ihn je gesehen hatte. Für einen Moment antwortete er nicht.
„Was ist los?", fragte Harry. Er stand auf.
Mr. Weasley biss sich auf die Lippe und sah weiterhin auf das Pergament. „Ich glaube, wir sollte es Molly sagen ... und Ron ... schnell!"
Harry trat zu ihm und fragte sich, was zum Teufel Mr. Weasley so stark verwirren konnte. „Warum? Was haben Sie gefunden?"
Mr. Weasley hielt ihm den Familienbaum hin, den er in der Hand hielt. „Etwas sehr wichtiges", sagte er leise.
Harry nahm das Blatt. Er merkte, dass seine Finger zitterten, als er die Seite auf und ab sah, auf der Suche, nach etwas wichtigem. Es war der Stammbaum der Weasleys. Alle rothaarig, alle sommersprossig, alle mit vielen Kindern an jedem Ast. Er konnte nicht ungewöhnliches entdecken.
Und dann sah er, dass eine Ecke des Pergaments anders aussah. Eine schwarzhaarige Familienlinie war von der Seite hereingekommen. Und dann sah er etwas, das sein Herz fast zum Stillstand brachte.
In der unteren Ecke, sah er ein Gesicht, das er sehr gut kannte. Er hatte es an jedem Tag seines Lebens gesehen. Jeden Tag. Wenn er aufwachte, aus seinem Schrank ging, den Flur hinunter ... und in den kleinen Spiegel über dem Telephon geblickt hatte.
HARRY POTTER.
Seine Augen wanderten aufwärts. LILY POTTER geborene EVANS. Und dann weiter hinauf zu einem Großvater, den er nie gekannt hatte, JOSEPH EVANS, und dann ... sein Blick wanderte hinüber, eine Linie entlang hinab – MOLLY WEASLEY.
Uns plötzlich kam eine Erinnerung wieder hoch. Seine erste Fahrt im Hogwarts – Express, als er und Ron wie Brüder Süßigkeiten getauscht hatten. „Sind alle in deiner Familie Zauberer?"Er erinnerte sich so gut an Rons Antwort. „Ähm – ja, denke schon. Ich glaube, Mum hot noch einen zweiten Vetter, der Buchhalter ist, aber wir reden nie über ihn."
Und dann sah er das Bild seiner Mutter an. Dunkelrotes Haar. Eine Mischung aus den roten ihres Vaters und dem dunkelbraunen ihrer Mutter. Lily Evans Haar war ein tiefes, blutrot ... während ihre Schwester ihrer Mutter viel ähnlicher sah. Petunia Dursley, geborene Evans, war dunkelhaarig und pferdegesichtig.
Sein Blick wanderte dann wieder zurück zu dem Gesicht unter Lilys. Seinem eigenen. Es lächelte zufrieden und begrüßte ihn zum Rest seines Lebens.
Mr. Weasley zog langsam das Pergament hinunter und die beiden sahen sich in die Augen, jeder genauso geschockt wie der andere. Harry erkannte dann, dass Mr. Weasley mit ihm verwandt war. Familie. Onkel Arthur. War es Onkel? War das überhaupt wichtig?
„Warum hast du es mir nie gesagt?", fragte er mit gebrochener Stimme, die er fast nicht als seine eigene erkannte.
„Ich hatte keine Ahnung", flüsterte Mr. Weasley. „Überhaupt keine ... Molly hat niemals ... nun, ich weiß über ihren zweiten Cousin Bescheid, aber ... ich wusste nicht, dass du ... und ... Merlin, warum stehen wir noch hier herum? Komm schon, wir müssen es ihnen sagen ... Hermine, leg diesen Stammbaum jetzt weg, du kannst Paracelsus später studieren, das hier ist wirklich wichtig!"Er schnappte Harry am Arm, obwohl er ihn kaum zur Leiter ziehen musste. Harry zitterte fast vor Schock, was würde Ron sagen?
Er bemerkte fast nicht, dass Hermine hinter ihnen herlief und fragte: „Was? Was? Was könnte interessanter sein als Paracelsus?"und Mr. Weasley sagte, dass sie es beim Ministerium überprüfen müssten und irgendwas über Muggel DNA Tests. Harry war wie betäubt. Er hatte eine Familie ... er wagte kaum, es zu glauben. Mrs. Weasley war seine, was? dritte Cousine? Zweimal entfernt? Und Ron ... dritter Cousin, einmal entfernt. Ron und Ginny. Fred und George. Dritte Cousins, einmal entfernt.
„Ich hab eine Familie", sagte er wie gelähmt, und konnte selbst noch nicht wirklich glauben, was er sagte.
Das Flohnetzwerk wurde an diesem Tag besonders beansprucht; die Aufzeichnungen zeigten eine ‚Mrs. M. Weasley', die verschiedene Besuche und Anrufe tätigte. Sie sprach mit Dumbledore und dann Lupin. Sie besuchte Fred und George, sie benutzte das Muggeltelephon in der Küche und brauchte ziemlich viel Geld, weil sie Charlie in Rumänien und Bill in Ägypten anrief. Dann besuchte sie ihre Mutter und sprach danach wieder mit Dumbledore, sie schickte eine Eule an Hagrid und sie versuchte auch die Dursleys anzurufen, die jedoch nicht ans Telephon gingen, dann, ohne ersichtlichen Grund, sprach sie mit Snape, der nicht im Geringsten interessiert klang. Sie verbracht einige Minuten damit, Moody zu überreden, dass sie ihn kontaktieren konnte und er schlug dann vor, den Stammbaum überprüfen lassen solle, bevor sie aufgeregt wurde uns es allen erzählte. Aber es war schon zu spät, und deshalb rief sie noch etwa tausend Leute mehr an und erst dann verlies sie das Telephon und begab sich zu den anderen in die Küche.
Ron hatte sich stur geweigert, es zu glauben, bis die Eule aus dem Ministerium kam und die Nachricht überbrachte, das der Baum korrekt war. Harry war mit den Weasleys verwandt.
„Ja ... ja, es ist gerade erst gekommen, ich halte es gerade in der Hand. Oh, Dumbledore, das sind wunderbare Neuigkeiten ... wirklich großartig ... oh, natürlich ... so bald alles geregelt ist, natürlich ... ja ... das werde ich."
Harry hörte gespannt Mrs. Weasleys drittem Gespräch mit Dumbledore zu, während er gedankenverloren ein Marmeladebrot aß, das er selbst hergerichtet hatte. Es war nicht sehr gut und die Marmelade rann über seine Finger. Mrs. Weasley bemerkte dies und wischte sie zerstreut ab. Dann kniete sie sich wieder vor den Kamin um mit Dumbledore zu sprechen.
„Natürlich. Also wird er bald ankommen?"
Ron hatte Harry seit mindestens einer halben Stunde gedankenverloren angestarrt und dabei Trauben aus einer Schüssel auf der Mitte des alten Tisches gegessen. Die Neuigkeit schien noch nicht richtig eingesunken zu sein. Als Harry an ansah, blickte Ron auf und gab ihm eine Traube. „Du bist mein Cousin."
„Dritter Cousin einmal entfernt", sagte Hermines Stimme von der anderen Seite des Tisches.
Harry nahm die Traube, steckte sie in seinem Mund und begann abwesend, sie zu kauen. „Ich wusste nicht, dass wir verwandt sind."
„Ich auch nicht", sagte Ron. Er blickte in die Fruchtschüssel. „Ich kann nicht glauben, dass uns Mum nie was gesagt hat."
„Oh, einen Moment, Albus", sagte Mrs. Weasley, bevor sie sich vom Feuer abwandte. „Ich hatte auch keine Ahnung. Ich wusste nicht, dass Joe eine Familie gegründet hatte, aber –"Sie drehte sich wieder zum Feuer hin und sprach weiter mit Dumbledore.
Ron nahm eine weitere Traube. „Ich kann's nicht glauben. Es kommt immer noch vor wie ein schlechter Scherz."
„Ron", sagte Hermine und legte ihr Buch voller sinnloser Fakten beiseite. Sie sah in hochgezogenen Augenbrauen an. „Diese Truhe ist verzaubert. Sie kann nicht getäuscht oder belogen werden."
„Aber ... wir sehen uns überhaupt nicht ähnlich", sagte Ron vage, als ob er seine eigene Ausrede nicht glauben würde.
„Harry sieht seinem Vater sehr ähnlich", sagte Mrs. Weasley und kam mit einer Zeitung und einer Tasse Tee zu ihnen herüber. „Obwohl es einige vage Gemeinsamkeiten gibt. Wenn du dir Harrys Nacken ansiehst, wirst du ein kleines Muttermal finden. Wenn du einen Spiegel findest, Ron, wirst du bei dir eines an der selben Stelle sehen. Bill hat eins, glaub ich, die Zwillinge nicht, Ginny hat eins und auch ..."
Er wurde still, rümpfte kurz die Nase und setzte sich dann auf einen Stuhl und begann, seine Zeitung so lesen; so, als ob die Diskussion nie stattgefunden hätte. Harry spielte mit einer Traube herum. Er wollte so viele Fragen stellen, von denen er wusste, dass er es nicht sollte. Er sah Mr. und Mrs. Weasley und Ron an und versuchte, sie sich als seine Familie vorzustellen. Es war so einfach. Einfach genug um ihm den Mut zu geben, die eine Frage zu stellen und sie kam aus seinem Mund, bevor er richtig darüber nachgedacht hatte.
„Was passiert jetzt eigentlich mit Percy?"
Mr. Weasley sah ihn über den Rand der Zeitung hinweg an, überrascht von der plötzlichen Frage. Er sah aus, als ob seit langem niemand diesen Namen erwähnt hätte. „Ich ... weiß es nicht."
„Hast du mit ihm gesprochen?", fragte Harry.
„Ich ... nunja, nicht gerade ... freundlich ...", sagte Mrs. Weasley, der aussah, als wäre er mehrere Male in mit dem Kopf in kaltes Wasser getaucht worden.
„Will er sich nicht versöhnen?"Harry nahm noch eine Traube und versuchte, seine Stimme normal klingen zu lassen. Er hatte das Gefühl, wenn er wie ein kleines Kind klang, das Angst hatte, könnte er vielleicht ein wenig helfen. Nur ein wenig.
„Nein", sagte Mr. Weasley und plötzlich war Traurigkeit in seinen Augen zu sehen. „Und ich fürchte, das wird er nie wollen."
„Warum? Glaubt er immer noch, dass ihr Verräter gegenüber Fudge seid?"
Mr. Weasley nickte. Alle anderen beobachteten ihr Gespräch als ob sie um Leben und Tod kämpften; alle, außer Hermine, die einen Keks aß und ihr Buch mit den sinnlosen Fakten las und dabei aussah, als hätte sie den Sinn des Lebens entdeckt.
„Percy schätzt seine Karriere mehr als seine Familie", fuhr Mr. Weasley seufzend fort. „Er vergisst auch, dass, wenn er nicht Schulsprecher gewesen wäre, er heute nicht stünde, wo er ist. Seine Familie war seine erste Treue. Dann Dumbledore. Und jetzt Fudge ..."Er fuhr sich müde über den Kopf. „Ich will einmal daran denken, wohin er als nächstes kommen wird."
„Wann hast du das letzte Mal mit ihm gesprochen?"
„Vor ungefähr einer Woche", antwortete Mr. Weasley. Er nahm den Tee an, den ihm seine Frau anbot. „Ich weiß, dass es nicht klug wäre, ihn zu kontaktieren. Es macht einfach keinen Sinn, Harry."
„Könnte ich mit ihm sprechen?", fragte Harry.
Mr. Weasley sah überrascht von seiner Zeitung auf. „Ich glaube nicht, dass das klug wäre, Harry. Ich bin sicher, dass er mehr als nur unerfreut darüber sein wird, dass der Junge, dem er die Schuld für ‚Aufruhr in der gesamten magischen Welt' gibt, sein dritter Cousin ist."
„Einmal entfernt", sagte Hermine hinter ihrem Buch.
Harry nickte. Er beschloss, dass es besser war, das Thema nicht noch mehr zu pressen – aber vielleicht würde er es ein andermal wieder versuchen. Er wollte keine gespaltene Familie haben, obwohl es noch neu für ihn war.
Mrs. Weasley stand vom Kamin auf und wischt sich Asche von den Knien. „Das war Dumbledore. Er sagt, dass der Orden das Haus wieder als Hauptquartier benutzen kann, deshalb werden einige Mitglieder ziemlich bald hier sein. Sie fliegen her. Und Harry kann den Rest des Sommer hier bei uns verbringen – sofern sein Onkel und seine Tante es erlauben."
„Oh, darf ich?", sagte Harry begierig und sein Enthusiasmus kehrte sofort zurück. „Bitte, Mrs. Weasley, ich werde alles tun!"
Sie lächelte. „Ich hab mir gedacht, dass du so etwas sagen würdest. Ich hab's Dumbledore schon gesagt. Er regelt es gerade mit deinem Onkel und deiner Tante und ich habe das Gefühl, dass sie ja sagen werden."
Harry strahlte. Er drehte sich zu Ron um und wollte etwas sagen, doch dieser war aufgestanden, ging um den Tisch herum und blieb vor Harry stehen, macht dann eine Pause und sah dabei sehr angespannt aus.
„Kann ich eine Umarmung haben?", fragte er nach einem Moment. Er sah aus, als würde ihm die Frage Schmerzen bereiten.
Harry grinste, stand auf und die zwei umarmten sich wie Brüder. Ron strahlte Harrys Schulter an und bald kamen noch Hermine, Ginny, Mr. und Mrs. Weasley hinzu. Harry fühlte, wie er zwischen den anderen eingeklemmt wurde, jemand klopfte ihm auf den Rücken, die Brille rutschte ihm auf der Nase herunter und jemand schob sie wieder hinauf. Sein Gesicht verwandelte sich in das größte Lächeln seit schrecklich langer Zeit.
„Ich hasse es, diesen Augenblick zu unterbrechen", sagte Hermines Stimme, die gedämpft war, „aber wir haben Tonks alleine oben gelassen und ich hab gerade ein lautes Krachen gehört. Ich glaube, sie etwas zerbrochen."
Wie zum Beweis hörten sie einige Momente später eine unsicheren Ruf von oben: „Ähm ... Mrs. Weasley? War diese Vase wertvoll?"
„Einen Moment!", rief Mrs. Weasley mit leicht wütender Stimme zurück. „Ihr werdet euch selbst etwas zu Essen machen müssen, während ich mich um Tonks kümmere ... Arthur, in den meisten Schränken ist Essen, ihr könnt euch selbst – ja, nur eine Minute, Tonks! – alles herzaubern, was ihr wollt. Und macht keine Unordnung!"
Sie wuselte aus der Küche, als Tonks anfing, über zerbrochenes Porzellan auf dem Boden zu stöhnen. Mr. Weasley lächelte sie alle an.
„Nun, was wollt ihr haben?"
„Pommes Frites", sagte Ron, schnell, wie ein Blitz.
„Ich würde etwas gesünderes bevorzugen ...", sagte Hermine.
„Habe wir Pizza?", fragte Harry.
„Chicken Nuggets", sagte Ginny.
„Wir können das nicht alles auf einen Teller geben", sagte Mr. Weasley lächelnd. „Was würde euer Mutter dazu sagen?"
„Zu uns nichts", sagte Ginny. „Sie würde nur dir etwas sagen."
Mr. Weasley kicherte. "Gut, ich mache Pizza und Pommes Frites. Ja, und Nuggets, Ginny, und Pasta für Hermine, aber ihr müsst alle mithelfen. Ich bin kein guter Koch."
Sie sahen alle aufgeregt aus wegen der Aussicht, ihr eigenes Essen zu kochen; besonders Ron, der auch fragte, ob sie noch Burger haben könnten, aber hier zog Mr. Weasley einen Schlussstrich. Hermine wurde für die Salat eingeteilt und war die einzige, die, abgesehen von ein paar Aufrufezaubern, die Muggelart des Kochen bevorzugte. Alle anderen wählten Magie. Und es war schrecklich.
Harrys Pizza schaffte es, sich auf der Wand zu verteilen und schließlich war mehr Käse auf dem Fußboden, als auf er Pizza selbst. Ginny versuchte erfolglos einen Apfel in ein Huhn zu verwandeln. Aber man muss schon fair sein, sie schaffte ein Huhn. Es war jedoch ein lebendes Exemplar. Sie rannten fünf Minuten in der Küche herum und versuchten, das entwischte, gefederte und gebackene Huhn zu fangen, bis sie es schließlich in eine Ecke treiben konnten. Ron schlug es mit einer Bratpfanne, als Harry versuchte, es wieder einen Apfel zu verwandeln. Aus irgendeinem Grund explodierte es.
Als sie sich zum Essen hinsetzten, war die Küche übersät mit Käse, Tomaten, Apfelstücken, Teilen von Rons Pommes Frites, Ketchup und Spaghettis, an denen sich Ginny nach dem Huhn versucht hatte. Nur Hermine war sauber geblieben. Die trugen den Großteil ihres Abendessen.
„Das ging gar nicht mal so schlecht", meinte Ron und nahm sich eines seiner verbrannten Pommes und steckte es in seinen Mund.
Hermine zog angesichts der Ketchupflecke auf seiner Stirn die Augenbrauen hoch und spielte gedankenverloren mit einer Spaghetti auf ihrer Gabel. „Ich weiß nicht, was du ‚gar nicht mal so schlecht' nennst, ich hab gesehen, wie sich Affen besser selbst gefüttert haben."
„Unsinn", sagte Ron. „Ich glaub, wir haben's gut gemacht. Zumindest, für unseren ersten Versuch."
Harry nahm ein Stück Pizza und versuchte, es zu Essen doch der Belag rutschte herunter und landete mit einem Klatschen auf seinem Teller und ein Teil davon landete auf seinem ohnehin schon befleckten Pullover. „Oops!"
„Oh, ist doch kein Problem", sagte Mr. Weasley fröhlich. Er hatte ein Sandwich gemacht, doch, wie Hermine, es auf Muggelart versucht – ‚nur zum Spa' – und nun waren seine Hände voller Pflaster und Verband. „Ein paar gute Reinigungszauber sollten das wieder hinkriegen können."
Sie hörten eine Reihe sehr leiser Klopfer an der Vordertür. „Ich mach schon auf", sagte Harry, stand auf ließ seine Pizzabestandteile auf dem Tisch zurück. Vorsichtig verließ er die Küche und schlich sich den Gang entlang, immer hoffend, dass Mrs. Black nicht aufwachen würde. Er zuckte zusammen, als die Tür laut quietschte, als er sie öffnete.
Professor Dumbledore stand auf den Stufen, sein langer silberner Bart glitzerte im Abendlicht und er lächelte zufrieden. „Guten Abend, Harry", sagte er leise.
Harry lächelte und versuchte, sich nicht daran zu erinnern, wie er vor Wut über Sirius Dumbledores Büro demoliert hatte. „n'Abend, Professor."Er ging zurück und öffnete die Tür weiter, damit Dumbledore eintreten konnte.
„Ich muss mich entschuldigen, Harry", sagte Dumbledore, während Harry die Tür hinter ihm schloss. „Für meine klägliche Suche vor sechzehn Jahren. Ich, wie alle anderen, hatten keine Ahnung – warum hast du geschmolzenen Käse auf deiner Augenbraue?"
Harry lächelte. „Wir haben Pizza gemacht."
„Ah, ich verstehe vollkommen", murmelte Dumbledore und das zufriedene Lächeln kehrte zurück und seine Augen funkelten.
Harry führte ihn in die Küche, wo er von den anderen freundlich begrüßt wurde. Mr. Weasleys sprang auf, wischte sich Mayonnaise mit einem Geschirrtuch von den Fingern und schüttelte dann Dumbledores Hand. „Ich muss mich für die Unordnung entschuldigen. Wir haben das Abendessen gemacht und Molly erledigt sonst das Kochen ..."
Dumbledore gluckste leise. „Das ist schon in Ordnung, Arthur, ein wenig Unordnung hat noch niemandem geschadet."Er setzte sich auf den einzigen freien und sauberen Stuhl neben Hermine, stahl lächelnd ein Pommes Frites von Rons Teller und fuhr dann lächelnd fort: „Nun, ein neues, und ich bin sicher, ein freudig begrüßtes, Mitglied der Weasley-Familie."
Harry grinste. „Haben Sie es nicht gewusst, Professor?"
„Ich hatte keine Ahnung", gab Dumbledore zu und seine Augen glitzerten sogar in der leichten Dunkelheit der Küche. „Es war eine ziemliche Überraschung, als Molly Weasleys Kopf in meinem Kamin auftauchte. Ich habe gerade Socken zusammengelegt und einige verloren, aber ich denke, eine solch gute Neuigkeit entschuldigt auch das."
Harry bemerkte nun, dass Dumbledore eine rot und gelb gestreifte Socke auf dem einen Fuß, und eine gepunktete grüne auf dem anderen trug.
Arthur bot Dumbledore lächelnd einen Teller mit verbrannten Pommes Frites an. „Ich hab das Pergament gefunden und es war ein ziemlicher Schock. Ich glaube nicht, dass einer von uns daran geglaubt hat, bis wir die Bestätigung hatten. Aber es sind gute Nachrichten, sehr gute."
„Weiß der Rest der Familie es schon?", fragte Dumbledore, nahm ein Pommes Frites, zwickte das verbrannte Stück herunter und schob den Rest in seinen Mund.
„Ja, die, die es wissen wollen", sagte Arthur lächelnd, aber als er sich umdrehte, um ein Glas aus dem Regal hinter ihm zu nehmen sah Harry, dass er hinter der Brille doch ziemlich traurig aussah.
Ein weiteres Klopfen an der Tür erregte ihre Aufmerksamkeit. Harry machte sich wieder auf den Weg, um sie öffnen. Als er die Tür aufzog, sah er Professor Lupin und –
„Oh, Sie sind hier", sagte Harry.
Snape antwortete mit einem Augenrolle und richtete dann seinen wütenden Blick auf Harry. „Der Direktor wünscht mich zu sehen, Potter, aber du kannst beruhigt schlafen, ich werde so bald wie möglich wieder weg sein."
„Schhh, seien Sie leiser", sagte Harry stirnrunzelnd. „Sie werden sonst Sirius' Mum wecken. Kommen Sie rein."
Die zwei Zauberer folgten Harrys Anweisung und Harry schloss die Tür hinter ihnen und führte sie in die Küche. Snape schnaubte, als er die an der Wand verteilten Spaghetti sah, doch Lupin schien es nichts auszumachen und er setzte sich auf einen Stuhl. Er musste sich an den Rand setzen um zu vermeiden, dass er auf einem kleinen Haufen Bohnen saß.
„Setz dich doch, Severus", sagte Dumbledore höflich und deutete auf einen freien Stuhl.
Snape warf einen verächtlichen Blick auf den mit Ketchup bedeckten Stuhl, seufzte und zog dann seinen Zauberstab hervor. „Scourgify", sagte er.
Nichts geschah.
Es war das erste Mal, dass Harry Snape ein wenig besorgt sah. Er sah ziemlich genervt aus. In seinen Augen lag etwas, wie kalte Einsicht, als ob er schon lange gewartet hätte, dass so etwas passiert und denn Moment immer gefürchtet hätte, aber schon in der nächsten Sekunde, sah er wieder aus wie immer und hatte den Zauberstab in seinen Ärmel geschoben.
„Dieses Haus reagiert schlecht auf Drachenherzfasern", schnarrte er. „Jemand anderes soll es tun."
Hermine zog ihren Zauberstab hervor und wollte den Zauber aussprechen, doch Lupin war schneller. Der Zauber reinigte den Stuhl innerhalb weniger Sekunden. Als Snape sich setzte, zuckte Lupin leicht mit den Schultern. „Seltsam, meiner ist auch Drachenherzfaser, aber er scheint gut zu funktionieren."
Snape starrte ihn hasserfüllt über den Tisch hinweg an. „Sein nicht zuviel mit dir zufrieden, Werwolf", zischte er.
„Severus", sagte Dumbledore warnend.
Snape verstummte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte Lupin weiterhin an. Harry und Ron tauschten einen vielsagenden Blick. Als sich Dumbledore nach vor lehnte um sich zu erkundigen, wie die Ferien bis jetzt gewesen waren, murmelte Ron Harry zu: „Hast du das gesehen ...?"
„Ja", sagte Harry leise. „Was glaubst du, ist passiert?"
„Keine Ahnung", sagte Ron und tat so, als ob er von seinem Orangensaft trinken würde. „Lupins hat funktioniert ..."
„Ich wei", sagte Harry und nahm eines von Rons Pommes Frites. „Was kann einen Zauberstab behindern?"
Ron wollte gerade antworten, doch Dumbledore sprach nun zu allen und deshalb wandten sie sich um, damit sie ihm zuhören konnten. „Danke", sagte Dumbledore. „Nun, ihr alle wisst über die großartige Entdeckung des heutigen Tages Bescheid. Deshalb stehen uns jetzt neue Möglichkeiten zur Verfügung, vor allem, Harrys – "
Aber er wurde wieder von Klopfen an der Vordertür unterbrochen. Harry stand auf und als der zur Tür ging überlegte er, ob es nicht klüger wäre, sie einfach offen zu lassen, damit jeder kommen und gehen konnte, wie er wollte. Er nahm den Türgriff, zog die Tür auf und sagte: „Komm einfach rein, mach dir nicht die Mühe, deine Füße abzuw- " Und dann stoppte er abrupt und seine Augen weiteten sich.
„Ich 'ab sie", sagte Mundungus Fletcher und grinste ihn von der Türmatte aus an. „Musste für die zwei da allerdings 'n bisschen Gewalt anwenden, aber die werden schon wieder."
Harrys Augen wanderten zu den zwei Menschen, die gefesselt, geknebelt und schwebend links von Mundungus waren. Percy Weasley und Onkel Vernon sahen ihn fuchsteufelswild an und es war schwer zu sagen, wer wütender aussah. Fred, George, Charlie und Bill Weasley standen hinter Percy; alle grinsten von Ohr zu Ohr.
„Warum – warum habt ihr meinen Onkel gefesselt?", fragte Harry, noch immer ziemlich geschockt.
„Anordnung von Dumbledore", sagte Mundungus strahlend. „Ich – "
„Mundungus, ich habe nie gesagt, dass ihr sie fesseln sollt", sagte Dumbledores Stimme hinter Harry. „Ich hab nur verlangt, dass sie hierher kommen – aus freiem Willen."
„Nun, ja, aber ... ich 'ab sie doch, oder?"
Dumbledore rieb sich erschöpft die Stirn. „Das Ministerium wird nicht glücklich, wenn sie das herausfinden, Mundungus."
Mundungus gluckste. „Ja, aber ich glaub, die zwei da, die sind auch nich' wirklich glücklich damit. Bringt sie rein, Jungs, aber pass' auf, dass ihr ihnen nich' wehtut."
Fred und George gingen nach vor und nahmen je einen von Percys Armen. „Oh, das werden wir", sagte sie grinsend.
