HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost

Übersetzung von Christa Potter

KAPITEL 7 - Snapes Geheimnisse

Der Salon war der sauberste und sicherste Raum des Hauses, und deshalb machten sich nach der Begrüßung alle auf den Weg dorthin. Percy wurde unter der Voraussetzung, dass er nicht davonlaufen und kooperativ sein würde, von seinen Fesseln erlöst. Er stolzierte vor ihnen die Treppe hoch, die Nase in die Luft gereckt und ging an seinem Vater vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Onkel Vernon hingegen wurde als gefährlich eingestuft und wurde deshalb von Fred und George die Treppe hinauf gezogen, die sich lauthals darüber beschwerten, dass sie ‚den fetten Muggel' schleppen mussten.

Harry sah nun auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes, während die anderen um ihn herum gruppiert waren. Die Weasleys, ohne Percy, waren zu seiner Rechten, Onkel Vernon war an einen Stuhl am Fenster gebunden, wo er niemandem schaden konnte, Professor Lupin, Dumbledore und Snape waren auf verschiedenen Plätzen im Zimmer verteilt, Mundungus Fletcher saß beim Feuer und versuchte so auszusehen, als würde er das Silber nicht bestaunen, Tonks stand bei Lupin, und Percy stand so weit möglich von seinem Vater entfernt an der Tür, die Arme über der Brust verschränkt.

„Nun denn", sagte Professor Dumbledore ruhig. „Wir sind hier, um über Harrys zukünftiges Zuhause zu sprechen."

„Ähem", sagte Percy wichtigtuerisch. „Ich brauche nicht hier zu sein."

„Du bist ein Mitglied er Familie Weasley", sagte Dumbledore. „Und deshalb muss du hier sein, egal, wie sehr es dir missfällt."

„Und meine Anwesenheit ist nötig, weil ...?", sagte Snape eisig.

„Darauf komme ich in einer Minute zu sprechen", erwiderte Dumbledore. „Nun, wie wir alle wissen, verbrachte Harry die letzten sechszehn Jahre in Ihrer Obhut, Mr. Dursley."Er lächelte Onkel Vernon an.

Onkel Vernon starrte ihn verachtungsvoll an. „Unglücklicherweise", sagte er barsch nach einem Moment.

Dumbledore tat, als ob er ihn nicht gehört hätte. „Natürlich dachte ich zuerst, dass Sie und Ihre Familie Harrys einzige lebenden Verwandten wären. Deshalb habe ich ihn zu Ihnen gebracht, wegen dem Blutsschutz Ihrer Frau und auch, um ihn aus dem Rampenlicht der Zaubererwelt zu bringen. Neueste Entdeckung zeigen uns, dass Harry jedoch noch andere Verwandte hat – die Familie Weasley."

Harry fühlte sich, als wäre er Gast in einer Talkshow. Dumbledore war der Moderator und stellte nun alle Charaktere einer Geschichte voller Verwirrung, Entdeckungen und eines Jungen, der seine über seine Familie Bescheid wusste.

„Was nun entschieden werden muss", sagte Dumbledore, „ist, wo Harry den Rest seiner Kindheit verbringen soll. Natürlich können wir nicht erwarten, dass er sein gesamtes Leben bei seiner Familie verbringt – aber ich denke, so lang wie möglich."

„Sie können ihn haben", sagte Onkel Vernon schnell, jedoch mit klarer Stimme, als ob Dumbledore nicht viel Englisch verstünde.

„Einverstanden", sagte Fred. „Nun, das hätten wir geklärt. Wer ist für eine Tasse Kakao?"

Dumbledore gluckste leise. „Ich fürchte, es ist nicht so einfach, Mr. Dursley, Mr. Weasley ... wir müssen einige Dinge bedenken. Erstens: die Verbindung zwischen Harry und den Weasley Kindern ist dritte Cousins, einmal entfernt. Meine schlimmste Angst ist, dass diese Verbindung nicht stark genug ist."

Eine unheilvolle Stille trat ein, während derer Mrs. Weasley und Hermine besorgt aussahen, Mundungus nicht zu verstehen schien und Snape leicht mit den Schultern zuckte. Dann sagte George laut: „Nun, wir müssen es wahrscheinlich testen. Hat zufällig jemand etwas Scharfes und sehr Spitzes bei sich?"

„Ich kann dir – ", begann Mundungus, doch Bill unterbrach ihn.

„Wie können wir erfahren, ob sie stark genug ist, Dumbledore?"

„Es gibt nur einen Weg, dies herauszufinden. Ein Todesser oder Voldemort – "die meisten im Raum zuckten leicht zusammen, „müsste Harry angreifen."

„Bevor es jemand vorschlägt", sagte Snape düster. „Nein."

„Du, Severus, hältst unserer Seite die Treue", sagte Dumbledore. „Wenn du Harry angreifen würdest, und ich bitte, dass du das nicht tust, ist es keine Attacke von Voldemorts Seite." Er setzte sich auf einen alten Lehnstuhl und legte die Ellenbogen auf die Armlehnen und blickte Harry über seine zusammengelegten Finger hinweg an. „Harry, wir können zwischen zwei Möglichkeiten wählen. Ich könnte die Stärke der Verbindung zwischen dir und den Weasleys nicht anzweifeln und dich den Rest des Sommers hier verbringen lassen. Falls wir uns irren, und die Verbindung nicht stark genug ist, ist es möglich, dass Lord Voldemort angreift."Dumbledore sah Harry über den Rand seiner halbmondförmigen Brillengläser an. „Oder du bleibst bei deiner Tante und deinem Onkel, wo wir wissen, dass der Schutz hält."

Harry sah auf seine Hände. Er wusste, was er wirklich wollte. Er würde alles geben, um bei Ron und seiner Familie bleiben zu können, doch falls der Schutz nicht stark genug war ... und diese Prophezeiung. Die Welt war nicht groß genug für ihn und Voldemort. Die beste Zeit, um ihn anzugreifen, war, wenn der Blutschutz nicht aktiv war.

Harry blickte auf und sah, dass ihn alle Weasley hoffnungsvoll und beruhigend ansahen. Rons Augen schienen in ihn hinein zu bohren. Harry wandten seinen Blick Dumbledore zu und sah geradewegs in diese bohrenden, blauen Augen, und er lächelte dann sanft. „Ich will bei den Weasleys bleiben."

Das Gesicht des Direktors verwandelte sich ebenfalls in ein Lächeln. „Nun, in diesem Fall, Remus, Severus, kommt bitte her."

Sie gingen auf Dumbledore zu. Remus blieb hinter Harry stehen und legte ihm eine Hand auf die rechte Schulter, Snape verweilte zwischen Dumbledore und Harry, die Arme vor der Brust verschränkt und sah ziemlich gelangweilt aus.

„Ich kommandiere alle Weasley Kinder zur Harry Potter Beschützungspflicht ab", sagte er. „Und ich will, dass ihr beide ein Auge auf alles werft ... ich glaube, auch Alrister wird helfen, wenn er ankommt, wie die anderen Professoren. Ich gebe euch beiden jedoch die Verantwortung für alles. Ist das in Ordnung?"

„Perfekt", sagte Lupin. Er lächelte und packte sanft Harrys Schulter.

„Severus?", fragte Dumbledore.

Snape kämpfte darum, keine Emotionen in seinem Gesicht zu zeigen und starrte auf den Kaminsims und sah dabei aus, als bräuchte er all seine Kraft um gegen den Drang zu kämpfen, auf der Stelle jemanden zu ermorden. „Das ist in Ordnung", sagte er gepresst nach einer Minute.

Dumbledore lächelte sanft. „Exzellent. Nun, ich glaube, jemand hat vorhin Kakao erwähnt?"

„Ich mach das!", sagte Tonks fröhlich und schoss aus dem Zimmer. Mrs. Weasley sah eine Minute lang ziemlich besorgt aus und stand dann auf, um ihr zu folgen, aber Dumbledore sagte:

„Ah, Molly? Ich möchte, dass du hier bleibst. Remus, könntest du bitte Ms. Tonks mit dem Kakao helfen?"

„Kann ich jetzt auch gehen?", sagte Snape stirnrunzelnd.

„Und gebt extra viel Zucker in Severus' Tasse", fügte Dumbledore hinzu, als Lupin den Raum verließ. Snape stöhnte und rieb sich die Augen. Der Direktor wandte sich and Mundungus. „Mr. Fletcher, könnten Sie bitte Mr. Dursley nach Hause begleiten? Severus, ich möchte, dass du Harry und Hermine woanders hin bringst. Ich würde gern mit den Weasleys sprechen. Allen", fügte streng hinzu, als Percy ebenfalls gehen wollte.

„Ich – "

„Du bleibst, wo du bist, Percy, setz dich", sagte Dumbledore so streng, dass Percy es nicht wagte, zu widersprechen und sich prompt setzte.

Snape winkte Harry und Hermine zur Tür und verließ dann mit einem Wirbel aus seinem Umhang und schnellen Schritten das Zimmer. Harry schlug Ron auf die Schulter, bevor er den Raum ebenfalls verließ. Die Weasleys sahen ziemlich besorgt aus.

Snape führte sie über den Treppenabsatz, die alte Treppe hinunter, durch einen Korridor, eine weitere Treppe hinunter und dann in die Küche. Er warf einen Blick auf die Wände, an denen immer noch Essensreste klebte, und griff nach seinem Zauberstab, um sie zu reinigen. In mitten der Bewegung hielt er inne und tat dann so, als bemerke er den Dreck nicht.

Harry sah Hermine an, die jedoch nichts bemerkt hatte, und sich jetzt auf einem Stuhl niederließ und ihr lästiges Buch herausholte. Er versuchte, ihren Blick zu fangen, aber Snape beobachtete ihn genau; er gab es auf und lehnte sich seufzend nach vor und stützte sich gelangweilt mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab. Seine Gedanken wanderten zu Ron, der mit einem verärgerten Percy und dem Rest seiner Familie oben eingeschlossen war. Dem Rest meiner Familie, erinnerte sich Harry.

„Warum muss ich hier bleiben?", fragte er sich laut. „Ich bin auch ein Teil dieser Familie."

„Sie kennen Percy besser als du", sagte Hermine sanft. „Lass sie reden, dann kannst du sie wieder sehen. Mach dir keine Sorgen."

Harry seufzte gelangweilt und begann, mit seinem Fingern einen Rhythmus auf dem Tisch zu klopfen, um sich abzulenken. Snape sah ihn scharf an. Harry blickte auf. „Was?"

„Schluss."

„Was?"

„Ich sagte Schluss, das heißt, du sollst aufhören, Potter. Dieses schreckliche Klopfen. Hör auf."

Harry rollte mit den Augen und sah woanders hin, hörte jedoch auf.

Snapes Gesicht verfinsterte sich, als er die Stirn runzelte. „Sie mich nicht so schmollend an, Potter."

Harry begann, mit seinen Fingern ein Muster in die Spagettisauce auf dem Tisch zu malen. „'tschuldigung", sagte er schließlich.

Ein paar weitere Minuten lang herrschte Stille, während derer Harry Hermine beim Lesen beobachtete und Snape mit verschränkten Armen am Tisch saß und auf ein Glas, das mit schwarzen Blättern gefüllt war, starrte. Harry legte den Kopf auf die Arme. Warum musst Snape sogar außerhalb der Schule so streng und langweilig sein. Etwas schlimmes musste ihm zugestoßen sein, um ihn so verbittert und streng werden zu lassen.

„Potter, gibt es hier Gläser?", fragte Snape plötzlich.

Harry sah über seine Schulter und deutete vage auf einen Schrank über dem Waschbecken. „Ja, ich glaub, da drinnen. Und passen Sie auf das Tomatenpüree auf", fügte er hinzu, als Snape fast ausrutschte.

„Danke, Potter, ich hab selbst Augen", murmelte der Professor, ging zum Schrank und griff nach dem Knauf. „Ich weiß, dass man dich immer wieder erinnern muss, aber –"

Ein lautes Krachen erfüllte die Küche, lauter, als Harry je einen gehört hatte, als alle Gläser aus dem Schrank fielen und auf Snapes Kopf landeten. Hermine schrie und Harry sprang vor Schreck einige Zentimeter in die Höhe, und als das letzte Glas gefallen war, lag Snape auf dem Boden, fluchte leise und hielt sein rechtes Handgelenk. Eine fliegende Glasscherbe hatte ihm tief ins Fleisch geschnitten und er blutete ziemlich stark.

Hermine eilte hinüber und zog ihren Zauberstab hervor, um die Wunde zu heilen, doch bevor sie den Zauber aussprechen konnte, begann Mrs. Black draußen im Flur zu schreien. Harry hielt sich die Hände über die Ohren und rief: „Ich werde mich um sie kümmern, du bleibst hier!" und lief aus der Küche.

Sie schrie und schrie, ihr Augen rollten in ihren Höhlen und es schüttelte sie vor Wut. Professor Lupin kam im selben Moment die Treppe herunter, dicht gefolgt von Tonks, die den abgebrochenen Griff einer Tasse in der Hand hielt. Sie schafften es, das Portrait wieder ab zu decken und als sich die Vorhänge schlossen, verschwanden ihre Schreie in der Stille.

„Was war das für ein Lärm, Harry?", fragte Lupin schwer atmend.

„Jemand muss die Gläser falsch ins Regal gestellt haben. Sie sind alle auf Snape gefallen", sagte Harry. „Sein Handgelenk ist verletzt."

Lupin und Tonks eilten, dicht gefolgt von Harry, in die Küche. Snape war immer noch auf dem Boden und versuchte, sich Hermine von Hals zu halten, und als er sich von ihn wegdrehte und schnarrt: „Bleiben Sie von mir weg, Miss Granger!", sahen sie, dass er auch am Kopf einen Schnitt hatte. Der Ärmel seines Umhangs war blutgetränkt.

Lupin kniete sich neben die beiden und nahm rau Snapes Arm und sah ihn ruhig an. „Es sind noch einige Glasscherben drinnen ... also wirklich, Severus ... man kann Sie auch keine Minute alleine lassen ..."

„Halten Sie den Mund, Lupin", murmelte Snape, doch Harry hörte es trotzdem.

Lupin zog seinen Zauberstab hervor, hielt ihn über Snapes Wunde und sprach einen Heilzauber. Das Blut trocknete sofort und die Wunde schloss sich wie ein Reißverschluss; nach einigen Momenten war nur noch eine helle Narbe zu sehen. Snape wollte aufstehen, doch Lupin hielt ihn fest. „Die Kopfwunde. Bleiben Sie sitzen, das könnte sich ein wenig seltsam anfühlen."

Snape rollte mit den Augen als Lupin einen weiteren Heilzauber ausführte, der jedoch länger als der vorige dauerte. „Beeilen Sie sich, Lupin", schnarrte Snape.

„Wollen Sie eine große Narbe auf Ihrer Stirn, Severus? Wenn dem so ist, bewegen Sie sich ruhig und sagen mir, dass ich mich beeilen soll."

Snape seufzte ungeduldig und sobald Lupins Zauber ausgeführt war, stand er auf, ging zum Waschbecken und füllte seine Hände mit etwas Wasser. Sie sahen ihm erstaunt zu, als er sein Gesicht darin vergrub und das Wasser auf seiner Haut verteilte. Harry reichte ihm besorgt ein Handtuch. Snape riss es aus seiner Hand und trocknete sein Gesicht.

Wahrscheinlich um der gespannten Stille zu entgehen sagte Lupin: „Der Kakao ist fertig. Ich glaube, wir brauchen jetzt alle eine kleine Erfrischung." Harry nickte und als die anderen die Küche verließen, blieb er noch ein wenig zurück und beobachtete Snape stirnrunzelnd. Etwas seltsames geschah mit ihm. Die Gläser im Regal hätten nicht alle auf seinen Kopf fallen können, selbst, wenn sie wirklich falsch geordnet gewesen wären; bevor sie gefallen waren hatte Harry sehen können, dass sie in ordentlichen Reihen gestanden hatten.

Er hörte nicht zu, während sich Hermine und Lupin über Mackelige Malaclaws unterhielten und sah nicht hin, als Tonks ihren Kopf in die Länge zog und die Augen schrumpfen ließ, um einem ähnlich zu sehen. Die ganze Zeit lauschte er mit gespitzten Ohren und hoffte, dass Ron und seine Familie bald zu Ende diskutiert hätten. Snape war auch nicht gesprächig. Er saß etwas abseits von den anderen am Fenster und blickte mit gerunzelter Stirn auf die graue Straße und trank dabei seinen Kakao durch zusammen gepresste Lippen. Vor einer Woche war er noch nicht so ungeschickt gewesen. Nun, ungeschickt war nicht das richtige Wort. Tonks war ungeschickt, fröhlich und freundlich aber ein wenig zu eifrig und deshalb warf sie andauernd Dinge um. Snape hatte nichts getan, um diese Gläser zum Fallen zu bringen. So verrückt es auch klang, Harry bildete sich ein, dass er gesehen hatte, wie alle Gläser auf Snape zugeschossen waren, wie um ihn anzugreifen. Hatte es etwas damit zu tun, dass sie im Haus der Blacks waren? Machte sich vielleicht Sirius bemerkbar und schlug mit diesen Zwischenfällen vor, dass Snape das Haus verlassen solle?

Nein ... als seine Magie versagt hatte, hatte Harry etwas in seinem Gesicht gesehen, so, als ob er diesen Moment schon gefürchtet hätte.

Als die Weasleys endlich in den Salon kamen war es draußen schon dunkel. Mr. Weasley sah ziemlich geschafft aus, sank auf einen Stuhl, nahm eine Tasse Kakao und trank sie ohne ein Wort zu sagen – doch er war der einzige, der nicht glücklich aussah. Bill und Charlie setzten sich zu Tonks und Lupin und begannen, über den Orden zu diskutieren. Ginny und Mrs. Weasley lächelten erleichtert. Percy hörte Fred und George zu, die über ihr Geschäft redeten, und brachte hin und wieder eine Anekdote aus dem Ministerium ein. Ron kam herüber zu Harry und grinste.

„Dumbledore hat alles geregelt", sagte er. „Wir sind wieder eine Familie."

„Großartig", sagte Harry undeutlich. „Ich muss dir was sagen."

„Was ist los?", fragte Ron, setzte sich auf einen Lehnstuhl und griff nach einer Tasse Kakao.

Harry antwortete nicht. Dumbledore war gerade hereingekommen und Lupin hatte sich von der Gruppe gelöst, war zu ihm gegangen und flüsterte ihm etwas in Ohr. Sie blickten zu Snape, der zurückstarrte. Nach einem Moment nickte Dumbledore, winkte Snape zu sich hinüber und die beiden verließen den Raum.

„Harry?", fragte Ron neugierig.

„Wir müssen ihnen folgen", sagte Harry. „Ich will wissen, was mit Snape los ist. Wir waren in der Küche und er öffnete einen Schrank. Alle Gläser regneten auf seinen Kopf herab ... aber ... es sah nicht wie ein Unfall aus ... ich glaube, irgendetwas geht vor sich."

„Vielleicht hat ihn jemand mit einem Pechfluch belegt", schlug Ron schulterzuckend vor. „Ist es wirklich wichtig?"

„Ja", sagte Harry bestimmt. „Komm schon, es könnte wichtig sein." Er stellte seine Tasse auf den Tisch, sagte den anderen er und Ron würden noch etwas Zucker holen und die beiden verließen schnell den Raum; sie hörten gerade noch, wie eine Tür einige Stockwerke unter ihnen geschlossen wurde.

So leise sie konnten machten sie sich auf Weg, sie hielten sich an den Wänden, um ein Knarren der Treppe so gut wie möglich zu verhindern. Harry sah die Tür, durch die ihre Professoren verschwunden sein mussten und deutete darauf damit Ron sie sah. Sie schlichen sich die Treppe hinunter und blieben leise vor der Tür stehen. Ron zog Harry am Arm und er sah, dass Ron auf die nächsten Tür deutete. Im Zimmer dahinter könnten sie sich gut verstecken. Harry nickte und sie schlichen hinein.

Sie setzten sich neben der Wand auf den Boden und pressten die Ohren gegen die Wand, um besser hören zu können.

Harry hörte das Knarren eines Stuhl, als sich jemand darauf niederließ und dann seufzte Snape. „Ich nehme an, Lupin hat dir alles erzählt?"

„Das hat er, Severus", sagte Dumbledores Stimme ruhig. „Obwohl er mir nicht genau sagen konnte, wie es geschehen ist. Er wusste nur was Harry ihm gesagt hatte – dass die Gläser auf dich fielen."Der Direktor hielt einen Moment inne und fuhr dann in ernstem Ton fort: „Sind sie wirklich gefallen, Severus, oder wurden sie gestoßen?"

Harry und Ron sahen sich besorgt an.

Sie hörten, wie Snape erneut seufzte und dann sagte: „Sie ... wurden gestoßen, um deine Worte zu benutzen, Albus."

„Severus ..."

„Ich weiß", sagte Snape. „Und natürlich hast du vorhin das ... Versagen meines Zauberstabes gesehen."

„Das habe ich. Sag mir, Severus, und ich verlange keine Details, nur eine ehrliche Antwort."Dumbledore klang nun sehr ernst. „Ist etwas geschehen?"

Eine lange Pause trat ein. Dann ... „Ja", kam Snapes Stimme.

Dumbledore seufzte, wie ein Vater, der mit seinem Kind unzufrieden war. „Ich habe dich über die Gefahren gewarnt, wenn man sich einmischt in – "

„Schhh", sagte Snape vorsichtig. „Ich weiß, und du brauchst es mir nicht noch einmal zu sagen. Die Welt um mich erinnert mich mit jedem Tag ein wenig mehr daran."

„Welche Dinge geschehen?", fragte Dumbledore ruhig und sie hörten ein weiteres Knarren, als er sich ebenfalls setzte. Harry sah fast, wie er Snape mit diesem Blick ansah, den er so gut beherrschte und einem das Gefühl gab, man hätte versagt, wenn man log.

„Dinge verschwinden", kam die vage Antwort. „Pech. Du kennst mich gut, Albus, wir kennen uns seit fünfundzwanzig Jahren und würdest du sagen, dass ich eine Person bin, die regelmäßige Unfälle hat?"

„Ganz und gar nicht", sagte Dumbledores Stimme.

„Nun, jetzt bin ich es", sagte Snape seufzend. „Ich habe versucht, die Anzeichen bis jetzt zu ignorieren ... sagte mir, es wären Zufälle ... ich hab versucht, mich selbst zum Narren zu halten. Und das kann ich nicht mehr. Meine Magie hat heute das erste Mal versagt und sei ist noch nicht zurück. Wie lange wird es dauern?"

„Einen oder zwei Tage", meinte Dumbledore. „Das hängt, von der Schwere des Falles ab. War es ...?"

„Nein", sagte Snape schnell und fuhr dann ruhiger fort: „Nein, Albus, nein. Ich habe meine Grenzen. Es war nur ... gestehend."

Ron runzelte Stirn, komplett verwirrt von dem Gespräch und Harry musst zugeben, dass er auch keine Ahnung hatte, worum es ging. Snape hatte offenbar etwas getan, was ihm viele unerklärliche Unfälle und Pech bescherte. Harry frage sich, ob es etwas mit Voldemort zu tun hatte. Vielleicht ein Ritual der Todesser? Es machte keinen Sinn.

„Ich weiß, das ist wahrscheinlich der Rat, den du am wenigsten hören willst", sagte Dumbledore ruhig. „Aber es der beste."

„Ich weiß, was du sagen willst", sagte Snape. „Und du hast Recht, Albus. Ich will es nicht mehr hören."

„Ich sage es dir trotzdem."Dumbledores Stimme hatte wieder einen ernsten Ton angenommen. „Lass dich nicht mehr in diese Geschichte treiben, Severus. Uralte Magie ist die stärkste und rachsüchtigste, die es gibt, und im Moment könntest du auch nach Wales fahren und einem schlafenden Drachen ins Augen stechen. Es wurde dir soviel Gutes tun, wie – "

„Schhh", sagte Snape wieder.

Dumbledore senkte die Stimme und Harry konnte nun seine Worte fast nicht mehr ausmachen. „Severus, dies ist eine sehr wichtige Warnung. Du glaubst vielleicht, dass du alles Recht der Welt hast, aber du erkennst nicht, dass du mit der Gefahr spielst, und du wirst mit Sicherheit mehr als nur deinen Stolz verlieren."

Snape war für einen Moment still, dann sagte er: „Wenn ich jetzt aufgeben, gebe ich zu, dass ich zu schwach bin, um für die Dinge zu kämpfen, die ich will. Und das werde ich bestimmt nicht tun."

„Manchmal müssen wir vergessen, was wir wollen und daran denken, was wir brauchen", sagte Dumbledore ernst. „Im Moment brauchst du dein Leben und deine Magie. Ich flehen dich an, dass du dich zurückziehst, solange es noch möglich ist. Das nächste, das aus einem Regal fällt könnte viel gefährlicher sein als Gläser."

Harry fing Rons Blick. Sie sahen sich an, als Snape wieder pausierte und nachdachte, was er am Besten sagen könnte.

„Ich versuche es, Direktor."

„Gut."Sie hörten das Knarren der Stühle, als die Professoren aufstanden. Tritte näherten sich der Tür, die sich leise öffnete, und dann fügte Dumbledores Stimme noch hinzu: „Noch eines, Severus."

„Ja, Direktor?"

„Nähere dich lieber nicht dem Besteck in der Küche. Es ist nur um deiner Willen."

„Und was soll ich tun? Mit den Fingern essen?"

Dumbledore antwortete langsam: „Entweder das oder sterben, Severus."

Der dramatische Effekt dieser Bemerkung war erstaunlich. Harrys und Rons Augen weiteten sich vor Schock.

„Sterben?", flüsterte Ron. „Was - ?"

Harry stieß ihn an, damit er den Mund hielt, und Dumbledores und Snapes Schritte entfernten sich, beide sagten kein Wort. Als sie hörten, wie oben eine Tür geschlossen wurde lehnte sich Ron, noch immer geschockt, zurück.

„Was glaubst du, hat er getan? Etwas für Du-weißt-schon-wen?"

„Das hab ich mir auch gedacht", sagte Harry und biss sich auf die Lippe. „Mir gefällt nicht, wie sich das anhört. Es ist gruselig."

„Ja. Vielleicht hat sich's Snape verspielt. Was ist, wenn er Du-weißt-schon- wem versehentlich wichtige Informationen gegeben hat?"

„Nein, das glaube ich nicht."Harry dachte einen Moment nach. „Es hört sich an, als ob er wo hineingeraten würde ... vielleicht ist es etwas gefährliches mit den Todessern und Dumbledore will ihn raushalten?"

„Nein, kann nicht sein. Warum hat seine Magie versagt? Und was ist mit den Unfällen? So etwas passiert nicht, weil du Todesser bist."

Harry schüttelte den Kopf. „Ich versteh's nicht."

„Ich glaub, er hat was vor", sagte Ron. „Etwas wirklich schlimmes. Vielleicht will Du-weißt-schon-wer, dass er seine Treue beweißt. Und er testet ihn, indem er ihm mit diesem Pechfluch belegt hat. Hey, ich hab eine Idee! Vielleicht will Du-weißt-schon-wer, dass er schwarze Magie benutzt, indem er ihm seine nimmt."

„Vielleicht", sagte Harry. „Komm, wir sollten den Zucker holen und wieder nach oben gehen, bevor Snape uns verdächtigt."

Sie holten den Zucker und beeilten sich, wieder nach oben zu kommen; sie sahen gerade noch, wie Percy seine Mutter mit feuchten Augen umarmte. In all der Glücklichkeit der Wiedervereinigung merkte niemand, wie sich wieder ins Zimmer schlüpften, als wären sie immer dort gewesen, doch als Percy und Mrs. Weasley sich voneinander lösten sah Harry, wie Snapes Augen zu ihm wanderten. Er drehte sich um, bevor Snape in seine Gedanken eindringen konnte. Obwohl er nicht viel wusste hatte Harry das Gefühl, dass Snape nicht wollte, dass er irgendetwas wusste. Snape hatte etwas vor und Harrys neuer Vorsatz war, herauszufinden was es war.