HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX
Von The Velvet Ghost
Übersetzung von Christa Potter
KAPITEL 9 - Malfoy
„Ron, hast du meine Socken gesehen?"
„Nein, weißt du, wo mein Umhang ist?"
„Ich glaub, ich hab ihn gestern neben der Tür gesehen. Ja, da ist er. Nun müssen wir meine Socken finden, ich kann nicht ohne meine Socken nach Hogwarts!"
„Du hast du Hunderte Socken!"
„Ja, aber das sind meine Lieblings- ... oh, hör auf zu lachen!"
Harry grinste und schlug Ron mit seinem Kissen. Ron packte seines und verfolgte Harry durchs Zimmer, beide lachten und schlugen sich gegenseitig mit den Kissen, bis Mrs. Weasleys stirnrunzelnd die Tür öffnete. „Was treibt ihr beiden? Kommt schon, ihr müsst noch frühstücken und eure Koffer nach unten bringen, und was macht ihr? Ihr jagt euch mit Kissen."
„Er gibt mir meine Socken nicht!", sagte Harry lachend und schlug Ron mit seinem Kissen, während ihm dieser den Rücken zudrehte.
Ron schlug zurück. „Ich habe deine Socken nicht!"
„Kommt schon, hört endlich auf zu streiten", sagte Mrs. Weasley sanft und nahm ihnen die Kissen weg. „Harry, nimm Socken aus deinem Koffer. Ron, bring deine Sachen runter und wecke Mrs. Black nicht auf."
Harry setzte sich ans Ende seines Bettes, öffnete seinen Koffer und begann, nach einem Paar Socken zu suchen, während Ron seinen Koffer hinaus auf den Treppenabsatz zog und dabei über unfaire Behandlung vor sich hin murmelte. Er hörte erst auf, als er in die Mrs. Black Gefahren Zone kam. Mr. Weasley hatte es geschafft, das Gemälde mit einer Art Dämpfungszauber zu belegen, wodurch Mrs. Black nun von keinem Geräusch innerhalb eines weißen Kreises am Boden geweckt werden konnte. Jemand hatte ‚MRS. B ZONE – MUND HALTEN' hineingeschrieben, weil Tonks es immer vergaß und den neuesten Hit der Schicksalsschwestern singend hineintrat.
„Harry!", rief Ron und er wurde von "Schhh!", Zischern unterbrochen. „Tschuldigung, tut mir Leid ... Harry!", rief er in lautem Flüsterton. „Harry! Harry, lass mich nicht den ganzen Tag hier stehen und die Treppe raufsehen!"
Harry lächelte, stand auf und machte sich hüpfend auf den Weg auf den Treppenabsatz, während er den zweiten Socken anzog. „Was?"
„Wo ist Hedwig?"
„Ich weiß nicht, sie war letzte Nach jagen", sagte Harry. „Sie weiß aber, dass wir heute nach Hogwarts fahren, wir brauchen sie nicht zu suchen."
„In Ordnung, wirf den Käfig so leise wie möglich herunter", sagte Ron. Harry holte den Käfig aus dem Zimmer, ging sicher, dass kein Eulenmist drinnen war und hielt dann ihn dann über das Geländer. Ron, der darunter stand, streckt die Arme danach aus.
„Nein, ich komm nicht ran", sagte er. „Wirf ihn herunter – aber sanft, und nicht direkt auf mich!"
„Okay, auf drei", sagte Harry. „Eins – zwei – "
„Ron! Komm und hol deinen Toast!"
„Was?"
Ein Krachen ging durchs Haus, als der Käfig auf Rons Kopf schlug und er so leise wie möglich fluchte, nach hinten fiel und seinen Kopf rieb und dann noch einen besorgten Blick auf Mrs. Blacks Portrait warf.
„Ron! Hüte deine Zunge!", sagte Mrs. Weasley in lautem Flüsterton und kam von der Küche her die Treppe hoch; sie hob den Käfig auf. „Und hört auf, Dinge die Treppe rauf und runter zu werfen. Ihr beiden seid schlimmer als Fred und George."
„Ich habe ihn gewarnt", sagte Harry grinsend.
„Sobald ich ein Kissen gefunden habe, bist du dran, Harry Po- "
„Hört auf zu streiten und kommt aus der Mrs. Black Zone, sonst wacht sie noch auf", sagte Mrs. Weasley stirnrunzelnd. „Und Ginny ist schon seit mindestens einer Stunde fertig."
„Ginny wurde aber auch nicht von Harry wegen seiner Lieblinssocken vollgejammert", grinste Ron.
„Ich fahre nicht ohne meine besten Socken nach Hogwarts!", sagte Harry und tat, als wäre er beleidigt. „Diese Socken sind etwas besonderes, sie sind alt und passen nicht wirklich zusammen, sie sind wie meine Kinder!"
Ron und Harry krümmten sich vor Lachen. Mrs. Weasley sah sie finster an. „In Ordnung, falls ihr lieber hier stehen bleibt und euch auslacht, fein. Ich glaube nicht, dass ihr wirklich Frühstück braucht."
„Okay, okay, wir kommen", sagte Ron. „Was gibt's denn? Toast?"
„Alles, was ihr wollt", sagte seine Mutter und die beiden folgten ihr in die Küche, wo sie sich an den Tisch setzten. Seit dem katastrophalen Zwischenfall mit dem selbstgemachten Abendessen kochte ihnen Mrs. Weasley alles, was sie wollten, als ob sie fürchtete, dass sie wieder selbst die Initiative ergreifen würden.
Nachdem sie Schinken und Eier gegessen hatten, brachten Harry und Ron das restliche Gepäck herunter, stellten es bei der Tür ab und setzten sich gelangweilt darauf. Beide konnten es nicht erwarten, nach Hogwarts zurück zu kehren und beide waren so in Gedanken versunken, dass sie einige Minuten lang nicht sprachen.
„Harry", sagte Ron.
"Ja?"
„Ich frag mich", sagte Ron.
Harry sah ihn an. „Du fragst dich was?"
„Hogwarts", antwortete Ron. „Es hört sich an, als ob sich viel verändert hätte. All diese neuen Verteidigungen. Und Peeves hat den ganzen Sommer versucht, dass Schloss zu zerlegen; ich wette, der Gryffindorturm ist eingestürzt oder so was. Und dann ist da noch dieses neue Fach, das wir nehmen müssen. Ob wir den UTZ Kurs belegen müssen?"
Als sie im Sommer ihre ZAG Resultate erhalten hatten, war auch ein Formular dabei gewesen, ebenso ein Brief von Professor McGonagall, in dem sie ihnen mitgeteilt hatte, welche Fächer sie für ihren Berufswunsch belegen mussten. Harry hatte es sofort ausgefüllt und weggeschickt, damit er es im Chaos seines Zimmers nicht verlieren konnte.
„Vielleicht. Welche Fächer hast du genommen?", fragte Harry, rutschte von seinem Koffer, öffnete ihn und nahm ein farbenfrohes Päckchen heraus und bot Ron etwas darauf an.
Ron sah zögerlich aus. „Welche sind sie?"
„Gummibohnen", sagte Harry.
„Oh, Bertie Botts? Die neuen?"
„Nein, sie sind ganz gewöhnliche", sagte Harry während Ron eine orangefarbene Bohne herausnahm und sie genau ansah.
„Also keine seltsamen Geschmäcker?"Ron schnaubte und kaute dann die Bohne. „Wo bleibt dann der Spaß? Jedenfalls ich hab ... ähm ... Verteidigung gegen die dunklen Künste, Zauberkunst, Geschichte der Zauberei, Verwandlung und Pflege magischer Geschöpfe. Und du?"
„Verteidigung gegen die dunklen Künste, Zauberkunst, Verwandlung, Pflege magischer Geschöpfe, Geschichte der Zauberei und Zaubertränke", sagte Harry.
Ron sah empört aus. „Zaubertränke? Du nimmst freiwillig weiterhin Zaubertränke?"
„Ich brauche es, damit ich Auror werden kann", sagte Harry achselzuckend. „Was glaubst, wird das neue Fach sein?"
„Vermutlich Flüche oder so was", sagte Ron. Er nahm eine weitere Gummibohne und kaute sie nachdenklich. „Es muss wichtig sein, es wird uns im Kampf gegen Voldemort helfen. Vielleicht werden sie uns zeigen, wie man wie Muggel kämpft, mit Pistolen und all dem Zeug."
„Nein, irgendwie glaube ich nicht, dass es Schusswaffen Stunden sein werden", sagte Harry lächelnd. „Vielleicht ist etwas wie ... Stehlunterricht. Sie zeigen uns, wie man unbemerkt überall hinschleichen kann."
„Das hört sich gut an", sagte Ron. Er nahm noch eine Gummibohne. „Ich frag mich, welche Fächer Hermine nimmt."
Harry lachte. „Keine Ahnung, wie viele Fächer gibt es?"
„Weiß ich nicht", sagte Ron. „Wir müssen sie fragen, wie viele sie nimmt, und weil sie sich für alle angemeldet hat, wissen wir dann, wie viele es gibt."
„Es gibt noch was, was ich mich gefragt habe", sagte Harry.
„Was denn?"
„Wie kommen wir nach Kings Cross? Dein Dad hat doch kein Auto, oder? Werden wir zu Fuß gehen?"
Ron schnaubte. „Und all das tragen? Nein, natürlich gehen wir nicht. Fred und George fahren uns hin."Er sah auf die alte Uhr, die er am Handgelenk trug. „Sie sollten allerdings schon hier sein. Vielleicht stecken sie wieder im Stau. Der Muggelverkehr ist so langsam, du würdest es nicht glauben. Sie brachten mich vor ein paar Wochen zur Winkelgasse, und wir standen eine Stunde lang hinter einem Traktor. Fred hatte in der Zwischenzeit ein kleines Nickerchen. Und er fuhr."
Harry wollte gerade einen auf Hermine machen und sagen, wie gefährlich das war, als sie das Quietschen von Bremsen auf dem Kiesweg vor der Tür hörten und durch das gerippte Glas um die Tür konnten sie eine knallgelbe Masse draußen sehen. Harry öffnete die Tür. Fred und George saßen in ihrem glitzernden gelben Auto; heute trugen sie grüne Samtanzüge und dazupassende schwarze Sonnenbrillen, die mehr danach aussahen, als sollten sie ihre gesamten Gesichter bedecken als nur die Augen.
„N'Morgen, Harry", grinste Fred vom Fahrersitz aus. „Gefallen dir die neuen Anzüge?"
„Ja, sie sind wirklich ... einmalig", sagte Harry und versuchte, nicht zu lachen.
Ron wählte seine Worte nicht so gut. Mit angewidertem Gesicht sagte er: „WAS habt ihr an?"
Die Zwillinge stiegen lässig aus dem Auto, nahmen ihre Sonnenbrillen ab und steckten sie in die oberen Taschen ihrer Anzüge. Es stellte sich nun heraus, dass die Anzüge weit ausfallende Schlaghosen hatten, ähnlich denen, die Zirkusleute trugen, wenn sie auf Stelzen gingen.
„Seht euch das an!", sagte George grinsend und die beiden zogen gleichzeitig an Schnüren, die von ihren Jacken baumelten. Die Anzüge wurden sofort bonbonpink, dann nahmen sie einen orangefarbenen Ton an und wurden schließlich wieder limonengrün.
„Cool", sagte Harry grinsend. "Wie habt ihr das gemacht?"
„Zauberkunst", antwortete Fred. „Das und Färbemittel, dass ziemlich viel gekostet hat. Nun, schafft euer Gepäck in den Kofferraum und passt auf das Leder auf, es wurde gerade gereinigt."
Ron, Harry, Fred und George schafften es tatsächlich, die großen Koffer in den magisch vergrößerten Kofferraum zu quetschen. Trotzdem musste Fred auf dem Kofferraumdeckel springen, damit er zuging, und hinterließ dabei Fußabtritte darauf. Als sie alles eingepackt hatten, standen Mr. und Mrs. Weasley vor der Haustüre. Mrs. Weasley trocknete sich die Augen mit einem Taschentuch.
„Und fahrt vorsichtig, Jungs", sagte Mr. Weasley und legte den Arm um seine Frau.
„Werden wir", sagte Fred und schwang sich ins Auto. Dann wandte er sich an Harry, Ron und Ginny. „Also, verabschiedet euch, ihr werdet sie erst in einem Jahr wieder sehen."
Mrs. Weasley umarmte die drei herzlich und immer lächeln, doch Harry merkte, wie sehr es sie schmerzte, sie gehen zu sehen. „Habt ein gutes Jahr, ihr alle. Und arbeitet fleißig." Mr. Weasley kam nun herüber und umarmte sie ebenfalls. Er klopfte Harry auf den Rücken und sagte: „Und geratet nicht wieder in Schwierigkeiten."
Harry lächelte. „Ich kann nichts versprechen."
Mr. Weasley sah besorgt aus, doch dann sah er Harry Gesichtsausdruck und kicherte. „Guter Junge. Nun beeil dich, du willst doch nicht zu spät kommen."
Harry öffnete die knallgelbe Autotür, stieg ein, ließ sich neben Ron nieder und legte den Sicherheitsgurt an. Mit einem letzten Verabschiedungsruf startete Fred das Auto und fuhr von dem alten Grundstück, hinaus auf die Straße. Harry drehte sich um, damit er noch einmal winken konnte, doch Mr. und Mrs. Weasley waren bereits im Haus. Er war traurig, das Haus verschwinden sehen zu müssen; er wusste, dass er vermissen würde, den Treffen des Ordens zu lauschen, Versteckspiele in den vielen Zimmern des alten Hauses, stundenlang aufbleiben und mit Ron Süßigkeiten essen. Er seufzte sanft.
„Harry? Alles in Ordnung?", sagte George besorgt und drehte sich um, damit er in Harrys ernstes Gesicht sehen konnte.
„Ja, ich werde es nur vermissen", sagte Harry traurig. „Das waren die besten Ferien, die ich seit langem hatte."
„Hey, hey, keine traurigen Gesichter im Auto", sagte George. Er lächelte und stieß Harry an der Schulter. „Komm schon, sei nicht traurig. Du hast du viel, worauf du dich freuen kannst, nicht? Neue Fächer, mehr Arbeit, UTZ Vorbereitung ... du Glücklicher."Er grinste. „Fred und ich haben unsere versäumt. Aber hey, wer braucht UTZe, wenn wir diese Anzüge und ein Auto haben, das kleine Kinder erschreckt?"
Harry, Ginny und Ron lachten, und Harry, der sich nun schon etwas besser fühlte, wandte sich um und sah aus dem Fenster auf das vorbeibrausende London. Es waren bereits Leute auf den Straßen, erledigten den Einkauf oder gingen die Straße entlang, die Aktentaschen schwangen nach vor und zurück und Bowler saßen auf ihren Köpfen. Viele Muggel drehten sich um, als das gelbe Auto vorbei raste, wie ein riesiger Komet, der durch Londons Straßen brauste, und als sie anhielten, damit George an einem Muggelkiosk Kaugummi kaufen konnte, formte sich eine Gruppe neugieriger Londoner um das Auto; alle flüsterten miteinander und warfen dem Auto abwertende Blicke zu. Harry mochte die Aufmerksamkeit, genau wie Fred und George, die keine Möglichkeit ausließen, um grinsend an einem gut aussehenden Mädchen vorbei zu fahren.
Als sie in Kings Cross ankamen, hatten sie noch viel Zeit bis elf Uhr, und nachdem sie Gepäckkarren für all ihre Koffer besorgt hatten, führten Fred und George Harry, Ron und Ginny in ein kleines Cafe für einen Imbiss. Es waren schon viele Hogwarts Schüler dort, und als Fred und George eintraten winkten sie und riefen ihnen zu. Ein Tisch mit Fünftklässlerinnen aus Gryffindors, die nahe der Theke saßen, jubelten. Fred zwinkerte ihnen fröhlich zu, fand einen Tisch für sie und bestellte. George lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nahm die Sonnenbrille ab. Ginny grinste.
„Ihr wisst, dass ihr jetzt berühmt seid", sagte sie stolz.
„Ja, ich weiß", sagte George grinsend und legte seine Jack ab. Darunter kam ein T-Shirt zum Vorschein, auf dem in großen gelben Lettern ‚Großartiger George' stand.
„Nettes T-Shirt", sagte Harry kichernd.
George grinste. „Es ist komisch, weil es doch wahr ist, nicht?"
„Oh, keine Ahnung, du bist nicht mein Typ", sagte Harry und Ron lachte laut auf. Fred kam nun mit den Getränken zurück, teilte sie aus und setzte sich dann auf den Stuhl neben George. Er nahm seine Jacke ab – ‚Fab Fred'.
Sie tranken gemütlich ihre Getränke und verbrachten so die halbe Stunde, die auf den Zug warten mussten. Fred und George meinten, dass sie sich wünschten, mit zur Schule fahren zu können, und Ginny erwiderte, dass sie immer willkommen wären, doch George antwortete seufzend: „Die Unfugtreiber der Zaubererwelt brauchen uns, meine liebste Ginny."Endlich waren es nur noch zehn Minuten bis elf und Fred verkündete, dass der Hogwarts-Express schon auf Gleis 9 ¾ eingefahren sein würde und deshalb, nach einer lauten und fröhlich Verabschiedung, schoben Harry, Ron und Ginny ihre Gepäckkarren hinaus in die Station, durch die magische Barriere zwischen den Gleisen neun und zehn; der Hogwarts-Express stand schon bereit, die Türen geöffnet und wartete darauf, dass die Schüler einstiegen.
Sie fanden ziemlich schnell ein leeres Abteil, hievten ihre Gepäckstücke in die Gepäckablagen über ihren Köpfen und setzten sich dann, um auf die Ankunft ihrer Freunde zu warten. Luna kam als erste. Sie schwebte herein wie eine übergroße Elfe, setzte sich an den Rand ihres Platzes, nahm den Klitterer heraus und begann zu lesen; danach sprach sie nicht viel. Danach kam Neville mit seinem komischen Kaktus und seiner Kröte Trevor und schließlich fand sich Hermine ein.
Rons Augen weiteten sich, als er die vier Karren voller Taschen, die nur mit Bücher gefüllt waren, sah, die Hermine hinter sich herzog. „Hermine, wie hast du es geschafft, dass alles hier her zu bringen?"
Sie lächelte strahlend. „Dads neues Firmenauto hat einen riesigen Kofferraum, deshalb war es nicht so schwer. Hey, Luna, wie geht's?"
Luna blickte nicht von ihrem verkehrt gehaltenen Klitterer auf, denn sie war offensichtlich in einen neuen Artikel vertieft. „Mir geht es gut", sagte sie sanft. „Und wie geht es dir?"
„Mir geht's gut. Oh, danke, Harry", sagte sie, als Harry ihr half, den ersten ihrer Koffer in das Abteil zu bringen. „Ich hoffe, dass es heute nicht zu heiß ist ... alle Züge der Muggel hatten im Sommer furchtbare Verspätungen. Die Gleise verbogen sich durch die Hitze und viele Züge konnten oft gar nicht fahren."
„Das ist doch Muggelverkehr", sagte Ron dumpf, während er mit einem schweren Baskenkorb kämpfte und versuchte, was immer darin war, über die Stufen herauf zu heben. „Hermine, was zum Teufel hast du da drinnen, was so schwer sein kann?"
„Krummbein", sagte Hermine prompt.
„Nun ja, das erklärt es", murmelte Ron düster und ließ den Korb in eine Ecke des Abteils fallen. „Du hast mir nicht gesagt, dass du ihn im Sommer in einen Elefanten verwandelt hast."
Hermine runzelte die Stirn. „Sei nicht so dumm, Ron."
Eine magische Stimme, die durch den Zug hallte, unterbrach sie. „Könnte ich bitte ihre Aufmerksamkeit haben, könnte ich bitte ihre Aufmerksamkeit haben. Die Fahrgäste werden angewiesen, ihr Gepäck nicht im Zug zurück zu lassen, sondern mit ins Schloss zu nehmen. Alle Stücke, die zurückgelassen werden, werden erst in einem Jahr ihrem Besitzer zurückgegeben, geht Sie deswegen bitte sicher, dass nicht vergessen wird. Das Gepäck darf auch nicht durch einen Schwebezauber zum Schloss gebracht werden, denn es sind keine Professoren anwesend, die bei einem Zwischenfall helfen könnte. Danke."Die Stimme hörte abrupt auf.
Ron stöhnte. „Ich kann nicht glauben, dass wir all das zum Schloss schleppen müssen ... es war schon schwer genug, es überhaupt in den Zug zu bringen."
Harry sah sich um und blickte auf die mit Büchern vollgestopften Taschen, die nun im ganzen Abteil lagen, und musste zugeben, dass Ron Recht hatte.
Der Zug fuhr in die Station Hogsmeade mit einer langen, lauten Note der Pfeifen und dem Quietschen der Bremsen; eine weitere lange Fahrt war vorüber und die Nacht senkte sich wie ein Mantel über das Dorf. Dampf stob von den Rädern, als sie zum Stillstand kamen und die Türen entlang des Zuges öffneten sie magisch. Die Schüler quollen aus dem Zug, alle redeten lebhaft. Gepäck und Schachteln und Koffer und Vogelkäfige wurden aus dem Zug geladen und auf dem immer dunkler werdenden Bahnsteig abgestellt, der vom Schreien der Eulen und dem Lärm der Schüler erfüllt war.
Harry sprang aus dem Waggon und sah hoch zum Himmel. Dunkle Sturmwolken peitschten über den Horizont.
„Komm schon", sagte er, als Ron ebenfalls heraussprang und ihm Hedwigs Käfig gab. „Sieht aus, als würde es bald zu regnen beginnen."
Sie nahmen ihr Gepäck vorsichtig aus den Ablagen, brachten es auf den Bahnsteig und luden es in eine der Kutschen, die von den Thestralen gezogen wurden. Ron sprang ohne einen weiteren Gedanken hinein und Hermine folgte ihm, doch Harry hatte etwas seltsames am anderen Ende der Reihe der wartenden Kutschen gesehen.
Draco Malfoy stand neben einem der Thestrale, und er streichelte sanft seinen Hals, den Blick auf das prächtige Gesicht des Tieres gerichtet ... aber es war nicht der Draco Malfoy, an den sich Harry erinnerte.
Er hatte sich während des Sommers ziemlich verändert. Er war normalerweise dünn, elegant und groß, aber jetzt war er gefährlich dünn und ein Stück kleiner als vor den Ferien. Vielleicht lag es daran, dass er keine schwarze und silberne Designerkleidung mehr trug. Die extra angefertigten Hosen und das Satinhemd waren verschwunden, und von einem ziemlich alten grauen Pullover und abgetragenen Jeans ersetzt worden, die unter dem Schulumhang, der einige Zentimeter zu kurz war, hervorlugten. Sein Haar, das einst seidig gewesen war, lag nun ungewaschen auf seinen hängenden Schultern. Obwohl er schon immer blass gewesen war, sah er nun ziemlich schwach aus, unternährt und krank. Harry merkte, dass er sich wegen dem müden Ausdruck in seinen grauen Augen, sorgte.
„Harry?", sagte Ron neugierig. „Komm schon, steig ein. Wo siehst du hin?"
„Malfoy", sagte Harry leise. „Sieh ihn dir an ..."
Ron lehnte sich aus dem Fenster der Kutsche und warf einen geringschätzigen Blick aus Malfoys neues Aussehen. „Oh, armer Junge", sagte er wenig überzeugend und dann hob er die Stimme und rief laut: „Hey, Malfoy!"
Malfoy blickte auf, seine Hand lag noch immer auf dem Hals des Thestrals. Er sagte nichts, als ob er zu müde wäre, um zu sprechen.
„Welchen Muggel hast du bis zum Tod quälen müssen, um dieses Pferd sehen können?", rief Ron und eine Gruppe Gryffindors in der Nähe lachte laut.
Hermine jedoch war ganz und gar nicht beeindruckt. „Ron", sagte sie. „Tu das nicht!"
„Warum sollte ich nicht?", sagte Ron und wandte sich ihr zu. „Er verdient es doch, oder etwa nicht?"
„Hast du nicht gehört, was im Sommer mit Malfoy geschehen ist?", fragte sie und hob die Augenbrauen.
„Nein", schnappte Ron.
Harry kletterte in die Kutsche, schloss die Tür und sofort setzte sich die Kutsche in Bewegung, auf den Weg durch das Dorf und dann hoch zum Schloss. „Warum? Was ist passiert?", sagte er und setzte sich gegenüber von Ron und Hermine.
„Es stand ganz groß im Tagespropheten", sagte Hermine mit leiser Stimme. „Ich kann nicht glauben, dass ihr es nicht gehört habt."
„Wirst du es uns irgendwann sagen, oder die Spannung noch stundenlang aufbauen?", fragte Ron stirnrunzelnd.
„Ich komm schon dazu", schnappte Hermine. „Nun ... ihr wisst, dass Lucius Malfoy nach Askaban kam. Jeder erwartete jedoch, dass er nicht lange dort bleiben würde. Es gab nicht genug Beweise, und Fudge sagte dem Tagespropheten, dass es nur eine Vorsichtsmaßnahme war. Aber dann fanden sie Beweise gegen ihn und es kam zu einer Untersuchung vor dem Zaubergamot. Er bekam für Zusammenarbeit mit dem Dunklen Lord einen lebenslängliche Haftstrafe."
„Und?", sagte Ron. „Er hat es doch verdient, oder?"
„Ich bin noch nicht fertig, Ron, lass mich ausreden", sagte sie. „Fudge versuchte, seine Strafe zu mildern. Er glaubte nicht an die Beweise und sagte, Lucius wäre ein guter Mensch mit einer Familie. Deshalb willigte Dumbledore ein, dass Lucius einen Tag im Moment rauskäme, damit er Draco und Narcissa besuchen könne, doch nur, wenn er kooperiert. Lucius gab dem Ministerium während den Verhören einige nützliche Informationen über Voldemort und sein Verhalten war so gut, dass sie überlegten, ihn in ein weniger schärferes Gefängnis zu überstellen. Dann hatte er seinen ersten freien Tag ... er kam nie nach Askaban zurück."
„Er floh?", fragte Harry mit aufgerissenen Augen.
Hermine schüttelte den Kopfe. „Nein, er war nur mit Draco in der Malfoy Villa ... sie haben die wahre Geschichte der Ereignisse erst herausgefunden, als sie Draco eine massive Dosis Veritaserum gegeben haben ... einer der Todesser, den Malfoy verraten hatte, kam ihn ihr Haus. Rookwood."Sie sah Harry an. "Lucius wurde vor Dracos Augen ermordet."
Harry riss den Mund auf. Hermine nickte mit gehobenen Augenbrauen.
„Das ist noch nicht das schlimmste", sagte sie grimmig. „Nachdem bekannt wurde, dass er tot war, hat das Ministerium die Malfoy Villa beschlagnahmt. Ich weiß, dass in normalen Fällen das Haus an Narcissa und Draco gegangen wäre, doch Lucius war ein Todesser, und niemand im Ministerium empfand Mitleid mit ihnen, außer Fudge, doch die anderen überstimmten ihn. Sie gruben ein altes Gesetz aus, das sagt, dass sie den Besitz beschlagnahmen können und ihn nicht an die Familie geben müssen. Die Villa und die dazugehörigen Ländereien gingen and das Ministerium, sowie alle darauf befindlichen Gegenstände. Narcissa und Draco wurden ohne einen Penny aus dem Haus geworfen. Sie verbrachten die Ferien an einem unbekannten Ort außerhalb des Landes und es geht das Gerücht um, dass Crabbe und Goyle jetzt in Durmstrang sind ... also hatte Draco nicht viel von seinen Ferien."
Für einige Momente herrschte Stille, die erst durch Rons Schnauben unterbrochen wurde.
„Also merkt Malfoy jetzt einmal, was sein Dad der Welt jahrelang angetan hat. Große Sache."
„Natürlich ist es eine große Sache", sagte Hermine stirnrunzelnd. „Draco hat alles verloren, Ron ... seinen Vater, sein Haus, seine Sachen, seine Freunde ..."
„Malfoy ist nicht der einzige, der jemanden verloren hat", sagte Ron. „Sieh dir mal Harry an! Er hat seine Eltern und seinen Paten verloren, und sie waren gute Menschen. Lucius Malfoy war nur ein Schleimbeutel."
„Heißt das, dass es in Ordnung ist, wenn Dracos Leben ruiniert wird?", schnappte Hermine. „Draco war vielleicht nicht auf Voldemorts Seite, Ron, nur weil sein Vater es war."
„Oh, klar", schnarrte Ron.
„Und was soll das nun heißen?", fragte Hermine kalt.
„Hört endlich auf", sagte Harry. „Warum müsst ihr beiden immer wegen allem streiten?"
Sie verstummten, obwohl Hermine immer noch ziemlich finster dreinsah und Ron aussah, als wolle er weiter streiten und mit finsterem Gesicht mit seinen Fingern spielte.
Harry verschränkte die Arme, lehnte sich zurück und sagte in einem Ton, der deutlich sagte, dass weiteres Streiten nicht toleriert würde: „Es ist traurig, dass Malfoy jetzt arm ist und keine Familie mehr hat, aber Lucius hat bekommen, was er verdient hat. Er sollte keinem Leid tun. Ron hat Recht, Hermine, es gab schon so viele Opfer, und Lucius Malfoy ... er bekam, was er verdiente. Obwohl es traurig für Draco ist", fügte er hinzu, als er ihren Blick sah. „Und ich werde das wahrscheinlich nie wieder sagen, aber er tut mir Leid. Da hast du es. Nun hört endlich auf zu streiten."
Ron und Hermine nickten stumm und keiner sprach während der verbleibenden Fahrt viel. Als Harry vor dem Schluss aus der Kutsche kletterte konnte er nicht umhin zu bemerken, dass Malfoy nur einen zerknautschten alten Koffer für seine Sachen hatte, und niemand half ihm, ihn von der Gepäckablage der Kutsche zu hieven.
„Ich kann nicht glauben, dass Bücher so schwer sein können", stöhnte Ron fünf Minuten später, während er und Harry sechs Taschen voll mit Hermines Büchern über die Schlossgründe zogen.
„Ich auch nicht", keuchte Harry. Seine Arme schienen in den letzten dreißig Sekunden um einige Zentimeter länger geworden zu sein. Plötzlich schien Hermine anzubieten, ihre Taschen zum Schloss hoch zu bringen, keine wirklich gute Idee mehr zu sein. „Wie viele Bücher kannst du eigentlich brauchen, Hermine? Meine haben alle in eine Tasche gepasst!"
„Ich nehme eben mehr UTZ Kurse als du, nicht?", sagte sie prompt und ging hinter ihnen den Weg entlang; sie hatte ihren Koffer, zwei weitere Büchertaschen und Krummbeins Korb auf dem Koffer bei sich. Die Katze tänzelte hinter ihr her, den Flaschenbürstenschwanz in die Höhe gestreckt, und offensichtlich zufrieden damit, dass er nichts tragen musste.
„Warum?", stöhnte Ron und fiel fast um, als ein Träger der Tasche von seine Schulter rutschte. „Du weißt doch noch gar nicht, was du später einmal werden willst!"
„Doch, das tue ich", schnappte sie.
„Was denn?"
„Ich werde Professorin werden."
„Wofür? Alles?"
„Sei nicht so naiv."
„Nun, wofür dann?"
„Ich hab mich noch nicht entschieden."
„Deshalb lernst du einfach alles, was es zu lernen gibt?", sagte Ron skeptisch.
„So ungefähr", gab sie zurück.
Ron starrte sie ungläubig an, als sie die beiden überholte und zum Schloss hochging, ihr Haar wehte leicht in einer sanften Brise. „Ich weiß nicht, wie sie das macht", sagte er mehr zu sich selbst als zu Harry als sie begannen, das Gepäck die Steintreppe hinauf zu ziehen. Harrys Arme reichten fast bis zum Boden und schrieen fast in Protest gegen die schwere Last. Der Gedanke, dass sie die Koffer über die Marmortreppe hinauf, durch die gesamte Schule, weitere sechs Treppen hinauf, ungefähr zwanzig Korridore entlang und dann noch den Gryffindorturm hoch tragen mussten, war nicht sehr angenehm.
Hermine schob das Schlosstor auf und hielt es offen, damit Harry und Ron hindurch konnten. Endlich drinnen ließen sie das Gepäck stöhnend fallen.
Sie kicherte. „Also wirklich, Jungs."
Ron starrte sie durch die Haarsträhnen hindurch an, die an seiner Stirn klebten, sagte aber nichts; offenbar hatte er Angst, er würde nicht das richtige sagen.
„Ihr könnt die Taschen einfach dort drüben auf diesem Haufen lassen", sagte sie und deutete auf einen kleinen Gepäckberg, der aus dem Nirgendwo in der Eingangshalle entstanden war. „Seid aber vorsichtig. Sie sind wichtig."
Ron stöhnte, zog die Taschen grob über den Boden und ließ sie am Rand des Berges zurück. „Ich bekomme jetzt sicher einen Buckel, Hermine", stöhnte er und massierte seine Arme.
Harry legte die Taschen vorsichtig an den Fuß des Berges, wo sie nicht herunter- oder umfallen konnten, dann richtete er sich auf massierte sich den unteren Bereich seines Rückens. Er wollte gerade in die Große Halle gehen und einen Sitzplatz finden, als jemand hinter dem Berg hervorkam und ihn im Laufschritt fast umwarf. Er sprang zur Seite und erhaschte einen sehr kurzen Blick auf eine Frau mit langem, pechschwarzem und fedrigem Haar und blasser Haut, und die von Kopf bis Fuß im dunkelsten blau gekleidet war, bevor sie mit langem wehendem Umhang an ihm vorbeirauschte. Sie sah aus, als wäre sie in großer Eile und Harry hatte das seltsame Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben, konnte aber nicht sagen, wo.
In der nächsten Sekunde erkannte er, warum sie in Eile gewesen war, denn ein Gesicht erschien plötzlich aus der Mitte der Berges und rief: „Buuh!"
Er sprang fast zehn Zentimeter in die Höhe und stolperte zurück. Peeves der Poltergeist grinste ihn gemein an und kam dann lachend zwischen zwei Koffern heraus.
„Hab ich dich erschreckt, Potty?", gackerte er boshaft, flog in die Luft und drehte sich langsam um.
„Nein", sagte Harry irritiert und richtete seinen Umhang zurecht.
Peeves kicherte. „Oh, Lügen, Lügen, Potty. Du wirst schon so wie Schleichender Snape, oh ja, das wirst du!" Er lachte boshaft während er sich im Kreis drehte und dabei mit kindischer Stimme sang: „Schleichender Snape erschreckt die Erstklässler, verstopft die Duschen mit seinem fettigem Haar! Ahahahaha!"
„Verschwinde, Peeves!", sagte Harry und versuchte, an ihm vorbei in die Halle zu kommen. „Geh und belästige jemand anderen."
„Oooh, was redest du da, Potty", gackerte Peeves. „Sollte dir eine Lektion beibringen, sollte ich. Lass uns einen Spaß machen, sollen wir? Wenn die Große Halle du willst sehen, beantworte drei Fragen, bevor du kannst vorbei hier gehen."
„Nein", schnappte Harry. „Aus dem Weg, Peeves!"
Peeves hüpfte lachend auf und ab, seine dunklen Augen erfüllt von Boshaftigkeit und Vergnügen, und noch immer ging er nicht aus dem Weg.
„Ich hole den Baron", sagte Harry warnend, doch immer noch wütend. „Ich meine es ernst, Peeves, lass mich vorbei!"
Peeves schoss nach vorn, packte seinen Kopf und fuhr ihm einige Sekunden lang rau durch die Haare, was sie noch unordentlicher machte, und verschwand dann mit einem lauten Pop!, sein Lachen erfüllte noch immer die Eingangshalle. Harry schlich sich in die Große Halle, machte sich auf den Weg zum Gryffindortisch und ließ sich neben Ron, Hermine, Neville und Ginny auf einen Stuhl fallen.
„Wo warst du so lange?", fragte Ron neugierig.
„Peeves hat mich erwischt", sagte Harry und versuchte, seine Haare ein wenig zu glätten. „Weißt du was, ich glaub, er tut mir jetzt überhaupt nicht mehr Leid. Er ist nur ein kleiner, lästiger – "
Aber am Hohen Tisch stand jetzt Dumbledore auf und bat um Ruhe. Harry sah ihn an und verstummte; er wollte diesmal wirklich wissen, was Dumbledore zu sagen hatte. Es gab wirklich viel, was er wissen wollte. Das neue Fach, zum Beispiel. Harry bemerkte plötzlich, dass am Tisch zwei Plätze frei waren, einer neben Snape und der andere rechts von Dumbledores Stuhl.
„Wo ist Professor Lupin?", fragte Ron stirnrunzelnd und ließ den Blick über den Tisch schweifen.
Harry zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht", sagte er, als Dumbledore den Mund öffnete, um zu beginnen.
