HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX
Von The Velvet Ghost
Übersetzung von Christa Potter
A/N: Ah, das Schreiben macht in letzter Zeit wirklich Spaß, vor allem, weil ich jetzt schon ein wenig mehr Reviews bekommen – das heißt aber NICHT, dass ihr keine mehr schreiben sollt, im Gegenteil. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
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KAPITEL 11 – Erster Unterricht
Deans Wecker läutete am nächsten Morgen um Punkt acht Uhr und riss Harry unsanft aus dem Land der Träume. Er stöhnte und zog die Bettdecke über seinen Kopf, denn für seinen Geschmack war es noch viel zu früh um aufzustehen, doch Ron und Neville (die beide schon aufgestanden und angezogen waren) bewarfen ihn so lange mit Socken, bis er doch endlich aufstand. Er zog sich widerwillig an, fischte seinen Umhang aus dem Koffer und warf ihn sich über, und dann machte er sich mit Ron auf den Weg zum Frühstück, die Augen noch verquollen und müde, weil er letzte Nacht zu spät ins Bett gegangen war.
Hermine saß bereits am Gryffindortisch, aß eine Scheibe Toast mit Marmelade und las aufmerksam ihren neuen Stundenplan. Sie setzten sich links und rechts von ihr auf Stühle, Harry zog eine Schüssel Haferschleim zu sich, als Hermine ihm seinen Stundenplan mit einem fröhlichen „Guten Morgen!" gab.
„Morgen", sagte Harry. Er sah sich die Spalte des heutigen Tages an, während er Zucker in seinen Haferschleim schüttete. Als erstes hatte er Verteidigung gegen die dunklen Künste, gefolgt von Zauberkunst, dann Pause, Verwandlung, Mittagessen und am Nachmittag zwei Stunden Reine Künste. Es könnte schlimmer sein, dachte er. Es könnte Zaubertränke sein.
„Hey", sagte Ron und sah seinen Stundenplan stirnrunzelnd an. „Wie kommt es, dass ihr zwei Stunden Reine Künste habt und ich stattdessen eine Stunde Pflege magischer Geschöpfe?"
Harry zuckte mit den Schultern. „Du hast fünf Stunden Pflege magischer Geschöpfe genommen, ich nur drei."
„Oh nein", sagte Hermine traurig und sah alle drei Stundenpläne an. „Ich hab heute Alte Runen statt Reine Künste ... meine erste Reine Künste Stunde ist am Mittwoch."
Ron grinste. „Du brauchst nicht zu weinen."
„Ich weine nicht", schnappte sie. „Ich bin nur enttäuscht. Harry hat Glück, er hat Reine Künste schon vor uns beiden."
„Ja", sagte Ron. „Du Glücklicher, ich werde verrückte Tiere über die Schlossgründe verfolgen während du Dinge in die Luft jagst und Hermine seltsame Schriftzeichen anstarrt."
„Sieh dir aber mal morgen an", sagte Harry und zeigte Ron seinen Stundenplan. „Du darfst Tiere jagen während ich zwei Stunden mit Snape in einem Kerker eingeschlossen bin."
Ron versuchte, nicht zu grinsen. „Hey, schaut mal! Am Freitag haben wir drei Stunden Verteidigung gegen die dunklen Künste – wir alle!"
„Nein", sagte Hermine und lächelte schüchtern. „Eine meiner Stunden ist Reine Künste."
„Oh, na ja, gut für dich", sagte Ron sarkastisch.
„Am Mittwoch haben wir alle Reine Künste den ganzen Nachmittag", sagte Harry. „Und Verwandlung zwischen den Pausen. Wartet mal ... oh nein!"
„Was ist los?", fragte Ron.
„Am Donnerstag bin ich alleine in Zaubertränke", stöhnte Harry. „Was soll ich machen? Snape wird mein Leben zur Hölle machen!"
Ron zuckte mit den Schultern. „Du hättest das Fach abwählen sollen, wie ich. Schau mal, Hermine und ich haben währenddessen Geschichte der Zauberei, du wirst wenigstens nicht vor Langweiligkeit sterben."
Der Lärmpegel am Tisch der Hufflepuffs steigerte sich abrupt, als sich die Tür hinter dem Lehrertisch öffnete und Professor Alrister eintrat; in seiner dunklen Tunika und dunkelbraunen Hosen sah er glänzend aus. Er trug nun nicht mehr seine Samthandschuhe, sondern rote fingerlose Handschuhe; um die Knöchel war eine goldene Linie eingestickt.
Ron schnaubte. „Wie glaubt er, sieht er aus, wenn er diese Handschuhe trägt? Kapitän Hut?"
„Du meinst wohl, Kapitän Hook", sagte Harry.
„Was auch immer", meinte Ron verschwommen, drehte sich um und stach mit seiner Gable so fest in ein Würstchen, dass es einen kleinen Knall gab, als die Luft daraus entwich. Er schien nicht mehr in guter Stimmung zu sein.
„Komm schon, denk an das Gute", sagte Harry. „Wir haben jetzt Dunkle Künste, und dann Zauberkunst."
Ron sah noch immer finster drein, und stach weiterhin auf seine Würstchen ein, bis sie nur noch ein Fleischhaufen am Rand seines Tellers waren. „Ich hasse Montage."
„Schau dir die positive Seite an", sagte Harry. „Nie wieder Zaubertränke für dich. Und wir können heute Nachmittag sehen, was für ein Idiot Alrister ist."Eigentlich dachte Harry nicht, dass Alrister wirklich so schlecht war, und dachte, dass er wie ein guter Lehrer aussah, doch er wollte Ron nicht so verärgert sehen.
Ron lächelte ein wenig. „Weißt du, ich bin froh, dass wir dritte Cousins sind."
„Einmal entfernt", sagte Hermines Stimme von dem dicken Runenbuch her, das sie gerade las.
„Wissen wir", sagten Harry und Ron gleichzeitig und grinsten dann.
„Komm schon, holen wir unsere Bücher", sagte Harry. „Ich bin nicht mehr hungrig."
„Ich auch nicht", sagte Ron. „Wir sehen uns dann nachher in Dunkle Künste, Mine. Und sabbere nicht dein Buch voll, falls Alrister vorbeikommt um sich die Milch zu leihen."
Hermine runzelte die Stirn, sagte aber nichts, blätterte ihr Buch mit verächtlichem Blick um, während Harry und Ron zum Gryffindorturm liefen, ihre Bücher holten und mit noch genügend Zeit vor dem Läuten beim Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste ankamen. Sie waren die einzigen, die schon da waren, und einige Minuten lang standen sie im Korridor und redeten einfach, bis eine weitere Figur am Ende des Korridors auftauchte. Malfoy sah noch immer so aus, wie am vorigen Tag, als er langsam den Flur entlangging, den Blick auf den Boden gerichtet, die Hände in den Taschen und Harry und Ron nicht einmal bemerkend. Er ging an ihnen vorbei und lehnte sich ein großes Stück von ihnen entfernt an die Wand, immer noch auf den Boden blickend, als verdiente er es nicht, sie anzusehen.
Ron rollte mit den Augen. Harry lächelte matt, als Ron ihm zuflüsterte: „Ein Glück, dass Hermine nicht hier ist, oder sie würde uns wieder mit ihrer Malfoy, Die Gefangene Seele Rede langweilen."
Harry nickte, obwohl er dachte, dass Hermine doch irgendwie Recht hatte. Er würde es Ron jedoch nicht sagen. Zum Glück kam Professor Lupin in diesem Augenblick aus dem Klassenzimmer, sah sie, lächelte und kam herüber. „Hallo Harry, Ron, ihr habt im Augenblick nichts zu tun, oder?"
„Nein, eigentlich nicht", sagte Harry. „Was werden wir heute machen, Professor?"
„Ich könnte eure Hilfe brauchen, um es vorzubereiten", sagte Lupin. „Habt ihr Lust zu helfen?"
„Sicher", sagte Harry und Ron nickte. Lupin lächelte und öffnete die Tür für sie und sie gingen in das Zimmer, doch bevor er die Tür schloss, sah er Malfoy und sagte: „Ah, Draco, du kannst auch helfen. Komm doch herein." Malfoy widersprach nicht. Harry bezweifelte, dass er die Kraft hatte, es zu tun. Als der Slytherin ins Licht des Dunkle Küste Klassenzimmers trat, merkte Harry, dass er doch etwas wertvolles hatte. Eine silberne Kette hing lose um seinen Hals; sie hatte einen Anhänger in der Form eines Kreuzes von Spielkarten, doch bevor Harry ihn genauer inspizieren konnte, bemerkte Malfoy seinen Blick, schlang seine Hand fest um den Anhänger, steckte ihn in seinen Umhang und erwiderte Harrys Blick mit so viel Hass, wie er aufbringen konnte.
„Nun denn", sagte Professor Lupin und lenkte Harrys Aufmerksamkeit auf sich. „Heute werden wir Flüche durchnehmen, deshalb wird jeder –" Er zog eine große Kiste unter seinem Schreibtisch hervor, „- eines dieser Bücher brauchen –"Er gab ihnen einen Stapel, den sie verteilen sollten, „- vielleicht etwas Pergament –"Er legte einige Rollen Pergament auf den Bücherstapel, „- und Schokolade, doch die verteile ich erst am Schluss, sollte sie jemand brauchen. Danke, Jungs, legt einfach ein Buch und ein Pergament auf jeden Platz."
Sie folgten Lupins Anweisungen und teilten das Equipment aus wie angewiesen, während Lupin etwas aus einem Buch an die Tafel schrieb. Als seine Kreide zum dritten Mal brach, seufzte er: „Wenn so etwas passiert wünschte ich, ich hätte Alristers Können."
„Warum?", fragte Harry neugierig, rollte eine Rolle Pergament auseinander und legte sie auf einen nahen Tisch.
Lupin lächelte. „Er kann mit den Fingern schnippen und die Kreide beginnt von selbst zu schreiben. Natürlich gibt es auch Zauber, die das bewirken, doch ich traue ihnen nicht mehr. Die Kreide schreibt, was man in genau diesem Moment denkt, und wenn man seine Gedanken nicht absolut klar hält, kann es schrecklich daneben gehen."
„Also ... Reine Künste ist eigentlich nur Magie ohne Zauberstab?", sagte Ron.
„Nein, nein, es ist viel komplizierter", sagte Lupin. „Wirkliche Zaubersprüche werden nicht gebraucht, deshalb kann er nicht mit den Fingern schnippen und einen Zauberspruch ausführen, aber Zauberer, die Übung mit roher Magie haben, können wunderbare Dinge vollbringen. Ich habe schon gesehen, was sie nur mit roher Magie machen können ... aber es bedarf großer körperlicher und physischer Anstrengung, um die Reinen Künste gut zu beherrschen."
„Meine Mum kocht immer mit roher Magie", sagte Ron, der sich plötzlich an etwas zu erinnern schien.
„Ah, ja, doch das ist eigentlich Reine Magie", sagte Lupin lächelnd. „Obwohl Mollys Kochkünste bemerkenswert sind, dass muss ich zugeben. Das ist ein wenig anders. Ich bin sicher, dass Alrister später alles erklären wird."
Der Rest der Klasse stand nun vor dem Klassenzimmer und spähte neugierig durch das Glas in der Tür um zu sehen, was drinnen vor sich ging. Lupin öffnete dir Tür um sie einzulassen, und alle gingen leise herein und setzten sich an die Tische, die Blicke interessiert auf die Bücher vor ihnen gerichtet. Harry setzte sich mit Ron und Hermine in die erste Reihe, und als sich alle gesetzt hatten, lächelte Lupin sie alle an. „Zwei Jahre sind schon vergangen, seit ich euch das letzte Mal gesehen habe", sagte er nachdenklich. „Wie war eure Verteidigung gegen die dunklen Künste seither?"
„Schrecklich", sagte Ron ohne groß nachzudenken.
Lupin gluckste. „Nun, ich bin sicher, dass es nicht ganz so schlimm war."
„War es", sagte Harry.
Lavender Brown nickte zustimmend. „Professor Moody ... nun, er eigentlich gar nicht Professor Moody, nicht? Aber er war ziemlich einschüchternd, und Professor Umbridge ... nun ... "
„Ja, ich hab schon von ihr gehört", sagte Lupin lächelnd und ein schrecklicher Blick, wie ihn Harry noch nie bei ihm gesehen hatte, lag in seinen Augen. „Ich war im selben Jahrgang wie sie und sie war schrecklich was Verteidigung gegen die dunklen Künste anging ... es tut mir Leid, dass ihr sie ein Jahr lang ertragen musstet."
Alle waren erleichtert, als sie das hörten, und setzten sich ein wenig aufrechter hin und beobachteten Professor Lupin genau. Sogar einige der Slytherins lächelten. Pansy Parkinson saß mit ihrer Gruppe in der hinteren Hälfte des Raumes und hörte Professor Lupin nicht einmal zu, Malfoy saß alleine in einer Ecke. Harry war überrascht, dass er nicht bei Pansy war.
„Wir nehmen heute die Fluchabwehr durch", sagte Lupin und nahm seine Namensliste. „Doch zuerst die Anwesenheitsliste. Lavender Brown?"
Nach der Anwesenheitsüberprüfung wies Lupin sie an, das erste Kapitel zu lesen und alles, was ihnen wichtig erschien, aufzuschreiben, und dass er sie danach prüfen würde und sie es deshalb ernst nehmen sollten. Hermine füllte ihr Pergament fast mit ihrer kleinen, ordentlichen Schrift und schrieb die Sätze teilweise direkt aus dem Buch ab. Harry schrieb ein paar der wichtigsten Flüche und Anweisungen, wie man sie blocken konnte auf und lehnte sich dann zurück. Ron warf immer wieder Blicke auf die Pergamente der beiden und schrieb alles auf, was ihm ins Auge fiel. Nach fünfzehn Minuten erklärte Lupin das Notizennehmen für Beendet, sammelte alle Bücher wieder ein und schob die Tische an die Wände, sodass in der Mitte des Raumes eine große freie Fläche entstand.
„Nun, ich hoffe, dass ihr euch ordentliche Notizen gemacht habt", sagte er. „Ich werde euch prüfen, indem ich euch einzeln nach vor rufe und versuche, euch zu verfluchen. Wenn ich es schaffe, bekommt ihr Hausaufgaben, wenn nicht, fünf Punkte für euer Haus und keine Hausaufgaben. Ist das fair?"
Alle nickten. Hermine sah enttäuscht aus, weil sie keine Aufgaben bekommen würde, wenn sie es schaffte und war offensichtlich hin und hergerissen zwischen Hausaufgaben und die Prüfung bestehen. Ron und Harry grinsten sich an, als sie murmelte: „Aber ... oh ..."mit ziemlich besorgter Stimme.
„Macht euch keine Sorgen", fuhr Lupin fort. „Alle Flüche sind aufhebbar und werden euch nicht viel antun und alle Gegenflüche stehen hier in diesem Buch."Er schlug mit der Hand auf das oberste Buch im Stapel. „Nun, wer will es als erster versuchen?"
Niemand meldete sich, alle machten sich Sorgen, dass sie sich nicht gründlich genug vorbereitet hatten, bis ein Junge aus Slytherin nach vor trat. Harry kannte ihn vom Sehen her, hatte aber nie wirklich mit ihm gesprochen. Blaise Zabini hatte dunkelbraunes Haar, intelligente haselnussbraune Augen und war ziemlich klein, aber für seine scharfe Zunge bekannt.
„Ich mache es", sagte er.
Lupin nickte. „Sehr gut, Blaise, stell dich dort vor den Tisch und mach dich bereit ... du kannst den Fluch abwehren, wie du willst. Das einzige, was du nicht tun darfst, ist, mich ebenfalls zu verfluchen, weil ich dich sowieso mit meinem Zauber treffen würde. Nur aus Neugierde, kann mir jemand sagen, was der Unterschied zwischen einem Zauber und einem Fluch ist?"
Hermines Hand schoss in die Höhe, was niemanden überraschte.
„Hermine?"
„Ein Zauber verändert etwas an dem Opfer zum Schlechten", sagte sie, „und gibt ihm ein Handicap. Flüche ist der Name, für alle bösen Zauber, die nicht in die Kategorie Zauber passen oder Schaden anrichten, wie die Unverzeihlichen Flüche."
„Exzellent wie immer", sagte Lupin. „Fünf Punkte für Gryffindor. Okay, Blaise, es ist ein Fluch, der auf dich zukommt. Fertig? Auf drei. Eins ... zwei ... drei!"Er hob seinen Zauberstab und rief: „Rictusempra!"
Eine Lichtkugel schoss direkt auf Blaise zu, der seinen eigene Zauberstab in die Höhe riss, sodass der Fluch in einem steilen Winkel abprallte und ein Loch in die Decke schoss. Alle klatschten, und Blaise nickte kurz mit dem Kopf als Zeichen, dass er es bemerkt hatte.
„Gut gemacht, Blaise, sehr gut. Das war eine perfekte Demonstration davon, wie man einen Fluch mit der Spitz des Zauberstabes abwehren kann. Natürlich finden einige Zauberer diese Methode unzuverlässig, denn wenn der Fluch einen anderen Teil des Stabes als die Spitze berührt, wird er nicht abgeblockt."Lupin lächelte in die Runde. „Wer ist der nächste?"
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„Nun, das hat doch Spaß gemacht", sagte Hermine, als sie das Klassenzimmer am Ende der Stunde verließen.
Ron schnaubte, als er seine Hausaufgabe in seine Tasche steckte. „Ja, vielleicht für dich, Miss Perfekter Abwehrzauber."
„Du hättest dir bessere Notizen machen sollen, nicht wahr?", sagte Hermine. Sie hatte natürlich überhaupt keine Aufgabe bekommen und war ziemlich zufrieden mit sich. „Und außerdem ist es doch nur eine kurze Hausaufgabe."
Ron nickte. „Ja, stimmt schon."Er nahm seinen Stundenplan aus der Tasche und sah sich die heutige Spalte an. „Ich hab jetzt Zauberkunst. Ihr beide auch?"
„Ja", sagte Harry. „Ich frag mich, was wir machen werden."
„Ich hoffe, wir fangen mit dem UTZ Kurs an", sagte Hermine, als ob ihr nur bei dem Gedanken daran ein kalter Schauer der Aufregung über den Rücken liefe.
Sie machten sich auf den Weg zu ihrem Klassenzimmer. Einige Schüler gingen andere Gänge entlang, wie auch Malfoy, der mit hängenden Schultern den anderen Slytherins folgte. Blaise Zabini rief ihm nach, als der die Stufen zum Astronomieturm hochstieg: „Und vergiss nicht, in der Pause dort zu sein, Malfoy, oder wir werden nicht erfreut sein!"
Pansy Parkinson grinste und ging näher zu ihm hin, nahm seinen Arm und kuschelte sich an seine Seite. Hermine verzog das Gesicht und sah woanders hin, als sie vorbeigingen.
„Also wirklich", murmelte sie.
„Ich dächte, Pansy wäre mit Malfoy zusammen", sagte Harry verwirrt.
„Ja, das wünscht er sich", sagte Pansy hochmütig, als sie und Blaise zum Verwandlungsklassenzimmer gingen, gefolgt von ihren Slytherin Kumpels.
Ron zuckte mit den Schultern. „Den haben Malfoy und Blaise keinen Geschmack. Kommt schon, oder wir kommen zu spät zur nächsten Stunde."
„Du hörst dich an, wie Hermine", sagte Harry lachend.
„Tut er nicht", sagte Hermine ein wenig beleidigt.
„Tu ich nicht", sagte Ron im selben Ton.
Harry lachte wieder und die drei beeilten sich dann, zum Zauberkunstunterricht zu kommen und erreichten das Klassenzimmer kurz vor dem Läuten der Glocke.
Der winzige und alte Professor Flitwick saß auf seinem üblichen Stapel Kissen und lächelte sie an, während Harry, Ron und Hermine sich am selben Tisch wie Neville niederließen. „Hi", flüsterte er, als sie sich setzten.
„Hey", sagte Ron. "Hat er schon gesagt, was wir heute machen?"
„Etwas wichtiges", sagte Neville. „Es hört sich gefährlich an."
„Gut genug für mich", sagte Ron, nahm seinen Zauberstab heraus und ließ seine Tasche unter den Tisch fallen.
Professor Flitwick sah wie Professor Lupin die Anwesenheitsliste durch und als er jeden aufgerufen hatte setzte er sich breit lächelnd auf das oberste Kissen seines Stapels. „Es ist schön, euch alle nach den Ferien wieder zu sehen, sehr schön ... Ich hoffe, ihr hattet schöne Ferien und seid nun bereit, wieder hart zu arbeiten!"
Ein ziemlich lustloses Gemurmel ging durch die Schüler und Professor Flitwick gluckste leise.
„Gut, gut. Nun, für alle, die eben erst gekommen sind, wir werden heute lernen, wie man Dinge heraufbeschwört, also packt eure Zauberstäbe aus und lockert eure Handgelenke. Ich will in dieser ersten Stunde harte Arbeit sehen."Er lächelte wieder und nahm seinen eigenen Zauberstab heraus und sah ihnen dann aufmerksam dabei zu, wie sie ihre Handgelenke lockerten. „Gut, das ist es. Geht sicher, dass ihr sie ordentlich streckt ... Weasley, nicht nur damit herumfuchteln ... ja, das ist besser, gut, gut. Nun, hat schon einmal jemand von euch etwas heraufbeschworen?"
Hermines Hand schoss in die Höhe, doch sie war die einzige.
„Macht euch nichts daraus", sagte Flitwick. „Es gibt für alles ein erstes Mal, nicht wahr?"Er gluckste. „Ich werde sehen, ob jemand von euch etwas ohne viel Übung heraufbeschwören kann, schaut mir einmal zu ... das wichtigste beim Heraufbeschwören ist, eure Gedanken klar zu halten, der Rest ist einfach. Klar und rein. Ihr müsst euch komplett auf das konzentrieren, was ihr heraufbeschwören wollt, dann macht ihr diese Handbewegung – "Er demonstrierte einen kleinen Kreis und ein Wedeln „ – und stellt euch vor, dass das Objekt vor euch erscheint. Ich will dass ihr versucht ... mmh ... Äpfel für mich zu machen. Alle bereit? Nun, los geht's, jeder in seinem Tempo."
Harry probierte die Zauberstabbewegung noch einmal und ging sicher, dass er sie richtig machte, schloss dann die Augen und dachte. Klar und rein. Äpfel, Äpfel, ich will Äpfel. Beschwöre Äpfel. Er öffnete die Augen während er immer noch mit all seinen Gedanken bei Äpfeln war, er machte einen kleinen Kreis, ein Wedeln und –
Ein schmerzhaftes Gefühl breitete sich aus, als ihn etwas hartes am Kopf traf. „Au!"
„Oh, alle einmal hersehen, Potter hat es geschafft! Oh, wunderbar, wunderbar!", rief Professor Flitwick voller Freude. „Er ist ein wenig groß, Potter, doch mach dir darüber keine Gedanken, für einen ersten Versuch war es gut, sogar sehr gut!"
Harry öffnete die Augen und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. Der größte Apfel, den er je gesehen hatte, lag neben ihm auf dem Boden. Er hatte die Größe eines Quaffels und hätte sicherlich fünfzig Menschen ernähren können, doch es war unbestreitbar ein Apfel. Er lächelte, hob ihn auf und legte ihn vor sich auf den Tisch, froh, dass er etwas magisches gefunden hatte, dass er ohne viel üben konnte.
„Ihr alle, macht weiter und ruft, wenn es Probleme gibt", rief Flitwick, während er von seinem Kissenstapel kletterte und zu Harrys Tisch eilte. Der Apfel war so groß, dass er kaum vorbeisehen konnte. „Sehr gut, Potter, wirklich sehr gut. Versuch es noch mal, und konzentriere dich ganz darauf ... fertig? Nun los."
Harry schloss die Augen. Kleiner Apfel. Kleiner Apfel. Ich will einen kleinen Apfel. Er wollte seinen Zauberstab bewegen, doch Professor Flitwick sagte schnell:
„Öffne deine Augen, Potter! Versuch niemals etwas mit geschlossenen Augen herauf zu beschwören! Das ist sehr wichtig. Du würdest nicht glauben, welchen Schaden Zauberer sich selbst schon zugefügt haben, wenn sie etwas beschwören, das nirgendwo hinkann. Ein Apfel im Gehirn ist nicht angenehm."
Harry öffnete schnell seine Augen. „Ja, Sie haben wahrscheinlich Recht, Professor ... soll ich es noch mal versuchen?"
„Ja, bitte."
Äpfel. Äpfel. Ich will Äpfel. Kleine Äpfel. Nicht in meinem Gehirn. Er beschrieb zwei Kreise mit seinem Zauberstab und wedelte einmal. Es gab einen Knall als ein Apfel aus dem Nichts erschien und hart auf den Tisch knallte. Professor Flitwick applaudierte und sah Harry stolz an.
„Gut, gut! Ich glaube, du hast es, mein Junge, und in nur fünf Minuten! Wunderbar, das ist wunderbar ... ja, ich denke, Gryffindor verdient zehn Punkte für solch einen Erfolg. Und wie geht es allen anderen?"
Hermine hatte einen Fruchtkorb voller Äpfel vor sich stehen, die alle in einem schönen Muster aus rot und grün angeordnet waren. Neville erging es nicht so gut. Jedes Mal, wenn er den Zauberstab kreiste und wedelte, erschien irgendetwas auf seinem Tisch, der nun mit Fellknäuel und Batterien und Steinen und etwas, das aussah wie ein Plastikkamm aus einem weihnachtlichen Knallbonbon, übersäht war. Ron hatte auch nicht mehr Glück als er, und beschwor nur Pergamentfetzen, auf denen ‚Apfel' stand.
„Ihr müsst eure Gedanken besser darauf konzentrieren, Jungs", sagte Flitwick. „Und haltet eure Augen dabei offen. Ich denke, dass ein Plastikkamm im Gehirn genauso schlimm wäre, wie ein Apfel, Mr. Longbottom. Nun, in euren Tempo ..."
Ron starrte ein Pergamentstück auf seinem Tisch an, kreiste seinen Zauberstab und nach dem Wedeln gab es ein kleines Puffen und eine Rauchwolke und ein weitere Pergamentfetzen erschien. Er seufzte.
„Ich komme in einer Minute, um mich darum zu kümmern, Mr. Weasley. Nun Longbottom, du bist dran. Du musst klar denken. Stell dir einen Apfel vor und bleib bei diesem Bild, lass nichts anderes in deine Gedanken ... fertig? Nun los."
Neville schloss seine Augen einen Moment lang und stellte sich klar einen Apfel vor, und als er seine Augen wieder öffnete, lag ein entschlossener Blick auf seinem Gesicht. Er kreiste seinen Zauberstab, wedelte damit, und –
Der Tisch brach mit einem markerschütternden KNALL zusammen, als ein Apfel in der Größe eines Lehnstuhles aus der Luft erschien und darauf fiel. Alle stürmten davon, als er zu rollen begann und die Beine eines Stuhles knickte, als wäre er aus Streichhölzern. Professor Flitwick blinzelte. „Ich denke, er ist wenig zu groß, Mr. Longbottom."
Neville wurde rot. „Tut mir Leid."
„Mach dir nichts draus", sagte Flitwick. „Eine kleine Missbildung ... und ich bin sicher, dass sich die Hauselfen nach dem gestrigen Fest darüber freuen werden. Potter, Weasley, könntet ihr Longbottom dabei helfen, ihn zu den Küchen schweben zu lassen?"
Harry und Ron nickten und alle drei richteten ihre Zauberstäbe auf den riesigen Apfel. „Mobiliarbus", sagten sie gleichzeitig und er erhob sich in die Luft.
„In Ordnung, den Korridor entlang und dann nach rechts", sagte Professor Flitwick. „Die Treppe hinunter, durch das Portrait, und ... nun, ihr wisst den Weg von dort aus. Geht schon, und passt auf, dass ihr auf dem Weg niemanden mit dem Apfel k.o. schlägt."
„Okay, aber wir können nichts versprechen", sagte Ron. „Nich mit Neville und einem Apfel, der dreimal so groß wie Neville ist."
Sie brachten ihn mit einiger Mühe aus der Tür, wobei sie kräftig darauf schlagen mussten, um ihn die letzten paar Zentimeter durch zu bekommen, und ließen ihn dann den ohne Probleme den gesamten Korridor entlang schweben, bis er sich plötzlich nicht mehr bewegte.
„Was ist los damit?", sagte Ron stirnrunzelnd und stupste den Apfel mit seinem Zauberstab an.
„Ich glaube, er ist hängen geblieben", sagte Harry. „Ich kann nicht vorbeisehen."
„Wir müssen ihn anschieben und hoffen, dass was auch immer dahinter ist, nachgibt", sagte Ron und steckte den Zauberstab in die Tasche. „Fertig?"
„Jep", sagte Neville.
Die drei hoben die Hände und begannen mit ihren Fäusten so fest wie möglich auf den massiven Apfel zu hämmern. Nach ein paar Sekunden rutschte er mit einem knarrenden Geräusch nach vor. „Kommt schon", keuchte Harry. „Wir müssen härter klopfen."Sie warfen sich mit all ihrer Kraft dagegen und schlugen so fest wie möglich darauf und dann, mit einem Geräusch, als würde Metall brechen, rutschte er nach vor und begann zu rollen.
„Oh nein", sagte Harry nach Luft schnappend. „Treppen! Wir müssen ihn aufhalten!"
Sie liefen dem Apfel nach, der mit einer für seine Größe erstaunlichen Geschwindigkeit die Marmortreppe hinunterrollte. „Beeilt euch!", keuchte Neville und nahm zwei Stufen auf einmal, obwohl es nichts nützte. Der Apfel fiel über etwa zehn Stufen zugleich, landete mit einem lauten Krachen in der Eingangshalle und rollte auf das Schlosstor zu, schlug es auf und rollte dann wie ein riesiger Quaffel über die Schlossgründe.
Ron setzte sich auf die unterste Stufe und wischte sich keuchend über die nasse Stirn. „Nun, das ist ja großartig. Es ist unser erster Tag und wir haben bereits einen verrückten Riesenapfel freigelassen, der nun das Schlossgelände terrorisiert."
Harry seufzte. „Ja, hört mal, ich geh raus und versuch, ihn wieder zu holen. Ihr zwei geht zurück und sagt es Professor Flitwick, ich schaff das schon."
„Bist du sicher, Harry?", fragte Neville."
„Klar, ich schaff das schon. Nun geht endlich."
Neville und Ron liefen die Marmortreppe hoch und Harry ging durch die Eingangshalle hinaus auf das Gelände. Es war ein kalter Morgen und Harry wünschte sich, er hätte seinen Umhang mitgenommen, um warm zu bleiben. Trotzdem sollte es mich warm halten, den Apfel hinaufschweben zu lassen, dachte er erschöpft, lief zu ihm hinüber und belegte ihn schnell mit einem weiteren Zauber.
Es dauerte etwa zwanzig Minuten, bis er den Apfel den gesamten Weg zum Schloss gebracht und durch das Tor gezwängt hatte, und als er ihn gerade durch die Halle brachte, kam eine Stimme aus dem Korridor, der zu den Kerkern führte.
„Potter!"
Harry blickte auf und sah Snape, der auf ihn zukam und dem Apfel dabei misstrauische Blicke zuwarf.
„Was ist das?"
„Es ist ein Apfel, Professor."
„Ich kann sehen, dass es ein Apfel ist, Potter, warum ist er in der Eingangshalle? Und warum bist du nicht im Unterricht?", schnappte Snape.
„Professor Flitwick hat mich gebeten, ihn zu den Küchen schweben zu lassen", keuchte Harry und wischte sich Schweiß von der Stirn.
„Und warum war er dann vor dem Schloss?", fragte Snape mit zusammengekniffenen Augen.
„Er ist losgekommen", sagte Harry. „Und über die Treppe gerollt."
Snape schnaubte. „Eine sehr glaubwürdige Geschichte. Fünf Punkte von Gryffindor."Er richtete seinen Zauberstab auf den Apfel und murmelte: „Reductio", und schrumpfte ihn damit auf eine normale Apfelgröße. „Nun sag mir, was du wirklich gemacht hast."
„Das hab ich schon!", sagte Harry wütend. „Er ist über die Treppe und dann nach draußen gerollt und ich habe ihn zum Schloss schweben lassen!"
„Wäre schrumpfen nicht am besten gewesen, Potter?", schnarrte Snape und zog eine Augenbraue hoch.
„Professor Flitwick hat gesagt, dass ich ihn so herunterbringen soll, wie er war", sagte Harry. Er runzelte die Stirn. „Sie können ihn fragen, wenn Sie mir nicht glauben."
Snapes Augen glitzerten gefährlich. „Nachsitzen", sagte er. „Und versuch nicht, mir besseres einreden zu wollen, Potter. Geh zurück in den Unterricht und widersprich mir nie wieder. Ich erwarte dich beim Läuten in meinem Büro, um deine Bestrafung zu arrangieren."Er gab Harry den Apfel zurück. „Lass es dir eine Lehre sein."
Und bevor Harry noch etwas sagen konnte, verschwand er wieder im Korridor zu den Kerkern, sein schwarzer Umhang hinter ihm wehend. Harry fühlte, wie sein Blut zu kochen begann. Nachsitzen? Wegen Widersprechens? Er hatte überhaupt nichts getan. Professor Flitwick hatte ihn angewiesen, den Apfel in die Küche zu bringen und trotzdem bestrafte Snape ihn? Wütend warf er den Apfel in einen Mülleimer und eilte zurück zum Unterricht, nun jedoch in schrecklicher Stimmung.
Als er sich wieder auf seinen Stuhl setzte, bemerkte Ron seine düstere Miene. „Was ist los mit dir?"
„Snape lässt mich nachsitzen", brachte Harry wütend hervor. „Wegen nichts. Er glaubte nicht, dass ich den Apfel auf Flitwicks Anweisung zur Küche brachte und deshalb sagte ich, dass er ihn fragen könne, und da hat er mir doch tatsächlich Nachsitzen verpasst, und ‚versuch nicht, mir besseres einreden zu wollen, Potter'. Ich glaub's einfach nicht."
„Geh zu McGonagall", schlug Ron schulterzuckend vor und beschwor gedankenverloren ein weiteres Pergament herauf.
Harry seufzte. „Nein, das würde nichts nützen ..."Er sah den Tisch finster an und zerknüllte ein Stück von Rons Papier während er sich vorstellte, es wäre Snapes hässliches Gesicht. „Du hast Recht. Ich hasse Montag auch."
Von The Velvet Ghost
Übersetzung von Christa Potter
A/N: Ah, das Schreiben macht in letzter Zeit wirklich Spaß, vor allem, weil ich jetzt schon ein wenig mehr Reviews bekommen – das heißt aber NICHT, dass ihr keine mehr schreiben sollt, im Gegenteil. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
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KAPITEL 11 – Erster Unterricht
Deans Wecker läutete am nächsten Morgen um Punkt acht Uhr und riss Harry unsanft aus dem Land der Träume. Er stöhnte und zog die Bettdecke über seinen Kopf, denn für seinen Geschmack war es noch viel zu früh um aufzustehen, doch Ron und Neville (die beide schon aufgestanden und angezogen waren) bewarfen ihn so lange mit Socken, bis er doch endlich aufstand. Er zog sich widerwillig an, fischte seinen Umhang aus dem Koffer und warf ihn sich über, und dann machte er sich mit Ron auf den Weg zum Frühstück, die Augen noch verquollen und müde, weil er letzte Nacht zu spät ins Bett gegangen war.
Hermine saß bereits am Gryffindortisch, aß eine Scheibe Toast mit Marmelade und las aufmerksam ihren neuen Stundenplan. Sie setzten sich links und rechts von ihr auf Stühle, Harry zog eine Schüssel Haferschleim zu sich, als Hermine ihm seinen Stundenplan mit einem fröhlichen „Guten Morgen!" gab.
„Morgen", sagte Harry. Er sah sich die Spalte des heutigen Tages an, während er Zucker in seinen Haferschleim schüttete. Als erstes hatte er Verteidigung gegen die dunklen Künste, gefolgt von Zauberkunst, dann Pause, Verwandlung, Mittagessen und am Nachmittag zwei Stunden Reine Künste. Es könnte schlimmer sein, dachte er. Es könnte Zaubertränke sein.
„Hey", sagte Ron und sah seinen Stundenplan stirnrunzelnd an. „Wie kommt es, dass ihr zwei Stunden Reine Künste habt und ich stattdessen eine Stunde Pflege magischer Geschöpfe?"
Harry zuckte mit den Schultern. „Du hast fünf Stunden Pflege magischer Geschöpfe genommen, ich nur drei."
„Oh nein", sagte Hermine traurig und sah alle drei Stundenpläne an. „Ich hab heute Alte Runen statt Reine Künste ... meine erste Reine Künste Stunde ist am Mittwoch."
Ron grinste. „Du brauchst nicht zu weinen."
„Ich weine nicht", schnappte sie. „Ich bin nur enttäuscht. Harry hat Glück, er hat Reine Künste schon vor uns beiden."
„Ja", sagte Ron. „Du Glücklicher, ich werde verrückte Tiere über die Schlossgründe verfolgen während du Dinge in die Luft jagst und Hermine seltsame Schriftzeichen anstarrt."
„Sieh dir aber mal morgen an", sagte Harry und zeigte Ron seinen Stundenplan. „Du darfst Tiere jagen während ich zwei Stunden mit Snape in einem Kerker eingeschlossen bin."
Ron versuchte, nicht zu grinsen. „Hey, schaut mal! Am Freitag haben wir drei Stunden Verteidigung gegen die dunklen Künste – wir alle!"
„Nein", sagte Hermine und lächelte schüchtern. „Eine meiner Stunden ist Reine Künste."
„Oh, na ja, gut für dich", sagte Ron sarkastisch.
„Am Mittwoch haben wir alle Reine Künste den ganzen Nachmittag", sagte Harry. „Und Verwandlung zwischen den Pausen. Wartet mal ... oh nein!"
„Was ist los?", fragte Ron.
„Am Donnerstag bin ich alleine in Zaubertränke", stöhnte Harry. „Was soll ich machen? Snape wird mein Leben zur Hölle machen!"
Ron zuckte mit den Schultern. „Du hättest das Fach abwählen sollen, wie ich. Schau mal, Hermine und ich haben währenddessen Geschichte der Zauberei, du wirst wenigstens nicht vor Langweiligkeit sterben."
Der Lärmpegel am Tisch der Hufflepuffs steigerte sich abrupt, als sich die Tür hinter dem Lehrertisch öffnete und Professor Alrister eintrat; in seiner dunklen Tunika und dunkelbraunen Hosen sah er glänzend aus. Er trug nun nicht mehr seine Samthandschuhe, sondern rote fingerlose Handschuhe; um die Knöchel war eine goldene Linie eingestickt.
Ron schnaubte. „Wie glaubt er, sieht er aus, wenn er diese Handschuhe trägt? Kapitän Hut?"
„Du meinst wohl, Kapitän Hook", sagte Harry.
„Was auch immer", meinte Ron verschwommen, drehte sich um und stach mit seiner Gable so fest in ein Würstchen, dass es einen kleinen Knall gab, als die Luft daraus entwich. Er schien nicht mehr in guter Stimmung zu sein.
„Komm schon, denk an das Gute", sagte Harry. „Wir haben jetzt Dunkle Künste, und dann Zauberkunst."
Ron sah noch immer finster drein, und stach weiterhin auf seine Würstchen ein, bis sie nur noch ein Fleischhaufen am Rand seines Tellers waren. „Ich hasse Montage."
„Schau dir die positive Seite an", sagte Harry. „Nie wieder Zaubertränke für dich. Und wir können heute Nachmittag sehen, was für ein Idiot Alrister ist."Eigentlich dachte Harry nicht, dass Alrister wirklich so schlecht war, und dachte, dass er wie ein guter Lehrer aussah, doch er wollte Ron nicht so verärgert sehen.
Ron lächelte ein wenig. „Weißt du, ich bin froh, dass wir dritte Cousins sind."
„Einmal entfernt", sagte Hermines Stimme von dem dicken Runenbuch her, das sie gerade las.
„Wissen wir", sagten Harry und Ron gleichzeitig und grinsten dann.
„Komm schon, holen wir unsere Bücher", sagte Harry. „Ich bin nicht mehr hungrig."
„Ich auch nicht", sagte Ron. „Wir sehen uns dann nachher in Dunkle Künste, Mine. Und sabbere nicht dein Buch voll, falls Alrister vorbeikommt um sich die Milch zu leihen."
Hermine runzelte die Stirn, sagte aber nichts, blätterte ihr Buch mit verächtlichem Blick um, während Harry und Ron zum Gryffindorturm liefen, ihre Bücher holten und mit noch genügend Zeit vor dem Läuten beim Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste ankamen. Sie waren die einzigen, die schon da waren, und einige Minuten lang standen sie im Korridor und redeten einfach, bis eine weitere Figur am Ende des Korridors auftauchte. Malfoy sah noch immer so aus, wie am vorigen Tag, als er langsam den Flur entlangging, den Blick auf den Boden gerichtet, die Hände in den Taschen und Harry und Ron nicht einmal bemerkend. Er ging an ihnen vorbei und lehnte sich ein großes Stück von ihnen entfernt an die Wand, immer noch auf den Boden blickend, als verdiente er es nicht, sie anzusehen.
Ron rollte mit den Augen. Harry lächelte matt, als Ron ihm zuflüsterte: „Ein Glück, dass Hermine nicht hier ist, oder sie würde uns wieder mit ihrer Malfoy, Die Gefangene Seele Rede langweilen."
Harry nickte, obwohl er dachte, dass Hermine doch irgendwie Recht hatte. Er würde es Ron jedoch nicht sagen. Zum Glück kam Professor Lupin in diesem Augenblick aus dem Klassenzimmer, sah sie, lächelte und kam herüber. „Hallo Harry, Ron, ihr habt im Augenblick nichts zu tun, oder?"
„Nein, eigentlich nicht", sagte Harry. „Was werden wir heute machen, Professor?"
„Ich könnte eure Hilfe brauchen, um es vorzubereiten", sagte Lupin. „Habt ihr Lust zu helfen?"
„Sicher", sagte Harry und Ron nickte. Lupin lächelte und öffnete die Tür für sie und sie gingen in das Zimmer, doch bevor er die Tür schloss, sah er Malfoy und sagte: „Ah, Draco, du kannst auch helfen. Komm doch herein." Malfoy widersprach nicht. Harry bezweifelte, dass er die Kraft hatte, es zu tun. Als der Slytherin ins Licht des Dunkle Küste Klassenzimmers trat, merkte Harry, dass er doch etwas wertvolles hatte. Eine silberne Kette hing lose um seinen Hals; sie hatte einen Anhänger in der Form eines Kreuzes von Spielkarten, doch bevor Harry ihn genauer inspizieren konnte, bemerkte Malfoy seinen Blick, schlang seine Hand fest um den Anhänger, steckte ihn in seinen Umhang und erwiderte Harrys Blick mit so viel Hass, wie er aufbringen konnte.
„Nun denn", sagte Professor Lupin und lenkte Harrys Aufmerksamkeit auf sich. „Heute werden wir Flüche durchnehmen, deshalb wird jeder –" Er zog eine große Kiste unter seinem Schreibtisch hervor, „- eines dieser Bücher brauchen –"Er gab ihnen einen Stapel, den sie verteilen sollten, „- vielleicht etwas Pergament –"Er legte einige Rollen Pergament auf den Bücherstapel, „- und Schokolade, doch die verteile ich erst am Schluss, sollte sie jemand brauchen. Danke, Jungs, legt einfach ein Buch und ein Pergament auf jeden Platz."
Sie folgten Lupins Anweisungen und teilten das Equipment aus wie angewiesen, während Lupin etwas aus einem Buch an die Tafel schrieb. Als seine Kreide zum dritten Mal brach, seufzte er: „Wenn so etwas passiert wünschte ich, ich hätte Alristers Können."
„Warum?", fragte Harry neugierig, rollte eine Rolle Pergament auseinander und legte sie auf einen nahen Tisch.
Lupin lächelte. „Er kann mit den Fingern schnippen und die Kreide beginnt von selbst zu schreiben. Natürlich gibt es auch Zauber, die das bewirken, doch ich traue ihnen nicht mehr. Die Kreide schreibt, was man in genau diesem Moment denkt, und wenn man seine Gedanken nicht absolut klar hält, kann es schrecklich daneben gehen."
„Also ... Reine Künste ist eigentlich nur Magie ohne Zauberstab?", sagte Ron.
„Nein, nein, es ist viel komplizierter", sagte Lupin. „Wirkliche Zaubersprüche werden nicht gebraucht, deshalb kann er nicht mit den Fingern schnippen und einen Zauberspruch ausführen, aber Zauberer, die Übung mit roher Magie haben, können wunderbare Dinge vollbringen. Ich habe schon gesehen, was sie nur mit roher Magie machen können ... aber es bedarf großer körperlicher und physischer Anstrengung, um die Reinen Künste gut zu beherrschen."
„Meine Mum kocht immer mit roher Magie", sagte Ron, der sich plötzlich an etwas zu erinnern schien.
„Ah, ja, doch das ist eigentlich Reine Magie", sagte Lupin lächelnd. „Obwohl Mollys Kochkünste bemerkenswert sind, dass muss ich zugeben. Das ist ein wenig anders. Ich bin sicher, dass Alrister später alles erklären wird."
Der Rest der Klasse stand nun vor dem Klassenzimmer und spähte neugierig durch das Glas in der Tür um zu sehen, was drinnen vor sich ging. Lupin öffnete dir Tür um sie einzulassen, und alle gingen leise herein und setzten sich an die Tische, die Blicke interessiert auf die Bücher vor ihnen gerichtet. Harry setzte sich mit Ron und Hermine in die erste Reihe, und als sich alle gesetzt hatten, lächelte Lupin sie alle an. „Zwei Jahre sind schon vergangen, seit ich euch das letzte Mal gesehen habe", sagte er nachdenklich. „Wie war eure Verteidigung gegen die dunklen Künste seither?"
„Schrecklich", sagte Ron ohne groß nachzudenken.
Lupin gluckste. „Nun, ich bin sicher, dass es nicht ganz so schlimm war."
„War es", sagte Harry.
Lavender Brown nickte zustimmend. „Professor Moody ... nun, er eigentlich gar nicht Professor Moody, nicht? Aber er war ziemlich einschüchternd, und Professor Umbridge ... nun ... "
„Ja, ich hab schon von ihr gehört", sagte Lupin lächelnd und ein schrecklicher Blick, wie ihn Harry noch nie bei ihm gesehen hatte, lag in seinen Augen. „Ich war im selben Jahrgang wie sie und sie war schrecklich was Verteidigung gegen die dunklen Künste anging ... es tut mir Leid, dass ihr sie ein Jahr lang ertragen musstet."
Alle waren erleichtert, als sie das hörten, und setzten sich ein wenig aufrechter hin und beobachteten Professor Lupin genau. Sogar einige der Slytherins lächelten. Pansy Parkinson saß mit ihrer Gruppe in der hinteren Hälfte des Raumes und hörte Professor Lupin nicht einmal zu, Malfoy saß alleine in einer Ecke. Harry war überrascht, dass er nicht bei Pansy war.
„Wir nehmen heute die Fluchabwehr durch", sagte Lupin und nahm seine Namensliste. „Doch zuerst die Anwesenheitsliste. Lavender Brown?"
Nach der Anwesenheitsüberprüfung wies Lupin sie an, das erste Kapitel zu lesen und alles, was ihnen wichtig erschien, aufzuschreiben, und dass er sie danach prüfen würde und sie es deshalb ernst nehmen sollten. Hermine füllte ihr Pergament fast mit ihrer kleinen, ordentlichen Schrift und schrieb die Sätze teilweise direkt aus dem Buch ab. Harry schrieb ein paar der wichtigsten Flüche und Anweisungen, wie man sie blocken konnte auf und lehnte sich dann zurück. Ron warf immer wieder Blicke auf die Pergamente der beiden und schrieb alles auf, was ihm ins Auge fiel. Nach fünfzehn Minuten erklärte Lupin das Notizennehmen für Beendet, sammelte alle Bücher wieder ein und schob die Tische an die Wände, sodass in der Mitte des Raumes eine große freie Fläche entstand.
„Nun, ich hoffe, dass ihr euch ordentliche Notizen gemacht habt", sagte er. „Ich werde euch prüfen, indem ich euch einzeln nach vor rufe und versuche, euch zu verfluchen. Wenn ich es schaffe, bekommt ihr Hausaufgaben, wenn nicht, fünf Punkte für euer Haus und keine Hausaufgaben. Ist das fair?"
Alle nickten. Hermine sah enttäuscht aus, weil sie keine Aufgaben bekommen würde, wenn sie es schaffte und war offensichtlich hin und hergerissen zwischen Hausaufgaben und die Prüfung bestehen. Ron und Harry grinsten sich an, als sie murmelte: „Aber ... oh ..."mit ziemlich besorgter Stimme.
„Macht euch keine Sorgen", fuhr Lupin fort. „Alle Flüche sind aufhebbar und werden euch nicht viel antun und alle Gegenflüche stehen hier in diesem Buch."Er schlug mit der Hand auf das oberste Buch im Stapel. „Nun, wer will es als erster versuchen?"
Niemand meldete sich, alle machten sich Sorgen, dass sie sich nicht gründlich genug vorbereitet hatten, bis ein Junge aus Slytherin nach vor trat. Harry kannte ihn vom Sehen her, hatte aber nie wirklich mit ihm gesprochen. Blaise Zabini hatte dunkelbraunes Haar, intelligente haselnussbraune Augen und war ziemlich klein, aber für seine scharfe Zunge bekannt.
„Ich mache es", sagte er.
Lupin nickte. „Sehr gut, Blaise, stell dich dort vor den Tisch und mach dich bereit ... du kannst den Fluch abwehren, wie du willst. Das einzige, was du nicht tun darfst, ist, mich ebenfalls zu verfluchen, weil ich dich sowieso mit meinem Zauber treffen würde. Nur aus Neugierde, kann mir jemand sagen, was der Unterschied zwischen einem Zauber und einem Fluch ist?"
Hermines Hand schoss in die Höhe, was niemanden überraschte.
„Hermine?"
„Ein Zauber verändert etwas an dem Opfer zum Schlechten", sagte sie, „und gibt ihm ein Handicap. Flüche ist der Name, für alle bösen Zauber, die nicht in die Kategorie Zauber passen oder Schaden anrichten, wie die Unverzeihlichen Flüche."
„Exzellent wie immer", sagte Lupin. „Fünf Punkte für Gryffindor. Okay, Blaise, es ist ein Fluch, der auf dich zukommt. Fertig? Auf drei. Eins ... zwei ... drei!"Er hob seinen Zauberstab und rief: „Rictusempra!"
Eine Lichtkugel schoss direkt auf Blaise zu, der seinen eigene Zauberstab in die Höhe riss, sodass der Fluch in einem steilen Winkel abprallte und ein Loch in die Decke schoss. Alle klatschten, und Blaise nickte kurz mit dem Kopf als Zeichen, dass er es bemerkt hatte.
„Gut gemacht, Blaise, sehr gut. Das war eine perfekte Demonstration davon, wie man einen Fluch mit der Spitz des Zauberstabes abwehren kann. Natürlich finden einige Zauberer diese Methode unzuverlässig, denn wenn der Fluch einen anderen Teil des Stabes als die Spitze berührt, wird er nicht abgeblockt."Lupin lächelte in die Runde. „Wer ist der nächste?"
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„Nun, das hat doch Spaß gemacht", sagte Hermine, als sie das Klassenzimmer am Ende der Stunde verließen.
Ron schnaubte, als er seine Hausaufgabe in seine Tasche steckte. „Ja, vielleicht für dich, Miss Perfekter Abwehrzauber."
„Du hättest dir bessere Notizen machen sollen, nicht wahr?", sagte Hermine. Sie hatte natürlich überhaupt keine Aufgabe bekommen und war ziemlich zufrieden mit sich. „Und außerdem ist es doch nur eine kurze Hausaufgabe."
Ron nickte. „Ja, stimmt schon."Er nahm seinen Stundenplan aus der Tasche und sah sich die heutige Spalte an. „Ich hab jetzt Zauberkunst. Ihr beide auch?"
„Ja", sagte Harry. „Ich frag mich, was wir machen werden."
„Ich hoffe, wir fangen mit dem UTZ Kurs an", sagte Hermine, als ob ihr nur bei dem Gedanken daran ein kalter Schauer der Aufregung über den Rücken liefe.
Sie machten sich auf den Weg zu ihrem Klassenzimmer. Einige Schüler gingen andere Gänge entlang, wie auch Malfoy, der mit hängenden Schultern den anderen Slytherins folgte. Blaise Zabini rief ihm nach, als der die Stufen zum Astronomieturm hochstieg: „Und vergiss nicht, in der Pause dort zu sein, Malfoy, oder wir werden nicht erfreut sein!"
Pansy Parkinson grinste und ging näher zu ihm hin, nahm seinen Arm und kuschelte sich an seine Seite. Hermine verzog das Gesicht und sah woanders hin, als sie vorbeigingen.
„Also wirklich", murmelte sie.
„Ich dächte, Pansy wäre mit Malfoy zusammen", sagte Harry verwirrt.
„Ja, das wünscht er sich", sagte Pansy hochmütig, als sie und Blaise zum Verwandlungsklassenzimmer gingen, gefolgt von ihren Slytherin Kumpels.
Ron zuckte mit den Schultern. „Den haben Malfoy und Blaise keinen Geschmack. Kommt schon, oder wir kommen zu spät zur nächsten Stunde."
„Du hörst dich an, wie Hermine", sagte Harry lachend.
„Tut er nicht", sagte Hermine ein wenig beleidigt.
„Tu ich nicht", sagte Ron im selben Ton.
Harry lachte wieder und die drei beeilten sich dann, zum Zauberkunstunterricht zu kommen und erreichten das Klassenzimmer kurz vor dem Läuten der Glocke.
Der winzige und alte Professor Flitwick saß auf seinem üblichen Stapel Kissen und lächelte sie an, während Harry, Ron und Hermine sich am selben Tisch wie Neville niederließen. „Hi", flüsterte er, als sie sich setzten.
„Hey", sagte Ron. "Hat er schon gesagt, was wir heute machen?"
„Etwas wichtiges", sagte Neville. „Es hört sich gefährlich an."
„Gut genug für mich", sagte Ron, nahm seinen Zauberstab heraus und ließ seine Tasche unter den Tisch fallen.
Professor Flitwick sah wie Professor Lupin die Anwesenheitsliste durch und als er jeden aufgerufen hatte setzte er sich breit lächelnd auf das oberste Kissen seines Stapels. „Es ist schön, euch alle nach den Ferien wieder zu sehen, sehr schön ... Ich hoffe, ihr hattet schöne Ferien und seid nun bereit, wieder hart zu arbeiten!"
Ein ziemlich lustloses Gemurmel ging durch die Schüler und Professor Flitwick gluckste leise.
„Gut, gut. Nun, für alle, die eben erst gekommen sind, wir werden heute lernen, wie man Dinge heraufbeschwört, also packt eure Zauberstäbe aus und lockert eure Handgelenke. Ich will in dieser ersten Stunde harte Arbeit sehen."Er lächelte wieder und nahm seinen eigenen Zauberstab heraus und sah ihnen dann aufmerksam dabei zu, wie sie ihre Handgelenke lockerten. „Gut, das ist es. Geht sicher, dass ihr sie ordentlich streckt ... Weasley, nicht nur damit herumfuchteln ... ja, das ist besser, gut, gut. Nun, hat schon einmal jemand von euch etwas heraufbeschworen?"
Hermines Hand schoss in die Höhe, doch sie war die einzige.
„Macht euch nichts daraus", sagte Flitwick. „Es gibt für alles ein erstes Mal, nicht wahr?"Er gluckste. „Ich werde sehen, ob jemand von euch etwas ohne viel Übung heraufbeschwören kann, schaut mir einmal zu ... das wichtigste beim Heraufbeschwören ist, eure Gedanken klar zu halten, der Rest ist einfach. Klar und rein. Ihr müsst euch komplett auf das konzentrieren, was ihr heraufbeschwören wollt, dann macht ihr diese Handbewegung – "Er demonstrierte einen kleinen Kreis und ein Wedeln „ – und stellt euch vor, dass das Objekt vor euch erscheint. Ich will dass ihr versucht ... mmh ... Äpfel für mich zu machen. Alle bereit? Nun, los geht's, jeder in seinem Tempo."
Harry probierte die Zauberstabbewegung noch einmal und ging sicher, dass er sie richtig machte, schloss dann die Augen und dachte. Klar und rein. Äpfel, Äpfel, ich will Äpfel. Beschwöre Äpfel. Er öffnete die Augen während er immer noch mit all seinen Gedanken bei Äpfeln war, er machte einen kleinen Kreis, ein Wedeln und –
Ein schmerzhaftes Gefühl breitete sich aus, als ihn etwas hartes am Kopf traf. „Au!"
„Oh, alle einmal hersehen, Potter hat es geschafft! Oh, wunderbar, wunderbar!", rief Professor Flitwick voller Freude. „Er ist ein wenig groß, Potter, doch mach dir darüber keine Gedanken, für einen ersten Versuch war es gut, sogar sehr gut!"
Harry öffnete die Augen und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. Der größte Apfel, den er je gesehen hatte, lag neben ihm auf dem Boden. Er hatte die Größe eines Quaffels und hätte sicherlich fünfzig Menschen ernähren können, doch es war unbestreitbar ein Apfel. Er lächelte, hob ihn auf und legte ihn vor sich auf den Tisch, froh, dass er etwas magisches gefunden hatte, dass er ohne viel üben konnte.
„Ihr alle, macht weiter und ruft, wenn es Probleme gibt", rief Flitwick, während er von seinem Kissenstapel kletterte und zu Harrys Tisch eilte. Der Apfel war so groß, dass er kaum vorbeisehen konnte. „Sehr gut, Potter, wirklich sehr gut. Versuch es noch mal, und konzentriere dich ganz darauf ... fertig? Nun los."
Harry schloss die Augen. Kleiner Apfel. Kleiner Apfel. Ich will einen kleinen Apfel. Er wollte seinen Zauberstab bewegen, doch Professor Flitwick sagte schnell:
„Öffne deine Augen, Potter! Versuch niemals etwas mit geschlossenen Augen herauf zu beschwören! Das ist sehr wichtig. Du würdest nicht glauben, welchen Schaden Zauberer sich selbst schon zugefügt haben, wenn sie etwas beschwören, das nirgendwo hinkann. Ein Apfel im Gehirn ist nicht angenehm."
Harry öffnete schnell seine Augen. „Ja, Sie haben wahrscheinlich Recht, Professor ... soll ich es noch mal versuchen?"
„Ja, bitte."
Äpfel. Äpfel. Ich will Äpfel. Kleine Äpfel. Nicht in meinem Gehirn. Er beschrieb zwei Kreise mit seinem Zauberstab und wedelte einmal. Es gab einen Knall als ein Apfel aus dem Nichts erschien und hart auf den Tisch knallte. Professor Flitwick applaudierte und sah Harry stolz an.
„Gut, gut! Ich glaube, du hast es, mein Junge, und in nur fünf Minuten! Wunderbar, das ist wunderbar ... ja, ich denke, Gryffindor verdient zehn Punkte für solch einen Erfolg. Und wie geht es allen anderen?"
Hermine hatte einen Fruchtkorb voller Äpfel vor sich stehen, die alle in einem schönen Muster aus rot und grün angeordnet waren. Neville erging es nicht so gut. Jedes Mal, wenn er den Zauberstab kreiste und wedelte, erschien irgendetwas auf seinem Tisch, der nun mit Fellknäuel und Batterien und Steinen und etwas, das aussah wie ein Plastikkamm aus einem weihnachtlichen Knallbonbon, übersäht war. Ron hatte auch nicht mehr Glück als er, und beschwor nur Pergamentfetzen, auf denen ‚Apfel' stand.
„Ihr müsst eure Gedanken besser darauf konzentrieren, Jungs", sagte Flitwick. „Und haltet eure Augen dabei offen. Ich denke, dass ein Plastikkamm im Gehirn genauso schlimm wäre, wie ein Apfel, Mr. Longbottom. Nun, in euren Tempo ..."
Ron starrte ein Pergamentstück auf seinem Tisch an, kreiste seinen Zauberstab und nach dem Wedeln gab es ein kleines Puffen und eine Rauchwolke und ein weitere Pergamentfetzen erschien. Er seufzte.
„Ich komme in einer Minute, um mich darum zu kümmern, Mr. Weasley. Nun Longbottom, du bist dran. Du musst klar denken. Stell dir einen Apfel vor und bleib bei diesem Bild, lass nichts anderes in deine Gedanken ... fertig? Nun los."
Neville schloss seine Augen einen Moment lang und stellte sich klar einen Apfel vor, und als er seine Augen wieder öffnete, lag ein entschlossener Blick auf seinem Gesicht. Er kreiste seinen Zauberstab, wedelte damit, und –
Der Tisch brach mit einem markerschütternden KNALL zusammen, als ein Apfel in der Größe eines Lehnstuhles aus der Luft erschien und darauf fiel. Alle stürmten davon, als er zu rollen begann und die Beine eines Stuhles knickte, als wäre er aus Streichhölzern. Professor Flitwick blinzelte. „Ich denke, er ist wenig zu groß, Mr. Longbottom."
Neville wurde rot. „Tut mir Leid."
„Mach dir nichts draus", sagte Flitwick. „Eine kleine Missbildung ... und ich bin sicher, dass sich die Hauselfen nach dem gestrigen Fest darüber freuen werden. Potter, Weasley, könntet ihr Longbottom dabei helfen, ihn zu den Küchen schweben zu lassen?"
Harry und Ron nickten und alle drei richteten ihre Zauberstäbe auf den riesigen Apfel. „Mobiliarbus", sagten sie gleichzeitig und er erhob sich in die Luft.
„In Ordnung, den Korridor entlang und dann nach rechts", sagte Professor Flitwick. „Die Treppe hinunter, durch das Portrait, und ... nun, ihr wisst den Weg von dort aus. Geht schon, und passt auf, dass ihr auf dem Weg niemanden mit dem Apfel k.o. schlägt."
„Okay, aber wir können nichts versprechen", sagte Ron. „Nich mit Neville und einem Apfel, der dreimal so groß wie Neville ist."
Sie brachten ihn mit einiger Mühe aus der Tür, wobei sie kräftig darauf schlagen mussten, um ihn die letzten paar Zentimeter durch zu bekommen, und ließen ihn dann den ohne Probleme den gesamten Korridor entlang schweben, bis er sich plötzlich nicht mehr bewegte.
„Was ist los damit?", sagte Ron stirnrunzelnd und stupste den Apfel mit seinem Zauberstab an.
„Ich glaube, er ist hängen geblieben", sagte Harry. „Ich kann nicht vorbeisehen."
„Wir müssen ihn anschieben und hoffen, dass was auch immer dahinter ist, nachgibt", sagte Ron und steckte den Zauberstab in die Tasche. „Fertig?"
„Jep", sagte Neville.
Die drei hoben die Hände und begannen mit ihren Fäusten so fest wie möglich auf den massiven Apfel zu hämmern. Nach ein paar Sekunden rutschte er mit einem knarrenden Geräusch nach vor. „Kommt schon", keuchte Harry. „Wir müssen härter klopfen."Sie warfen sich mit all ihrer Kraft dagegen und schlugen so fest wie möglich darauf und dann, mit einem Geräusch, als würde Metall brechen, rutschte er nach vor und begann zu rollen.
„Oh nein", sagte Harry nach Luft schnappend. „Treppen! Wir müssen ihn aufhalten!"
Sie liefen dem Apfel nach, der mit einer für seine Größe erstaunlichen Geschwindigkeit die Marmortreppe hinunterrollte. „Beeilt euch!", keuchte Neville und nahm zwei Stufen auf einmal, obwohl es nichts nützte. Der Apfel fiel über etwa zehn Stufen zugleich, landete mit einem lauten Krachen in der Eingangshalle und rollte auf das Schlosstor zu, schlug es auf und rollte dann wie ein riesiger Quaffel über die Schlossgründe.
Ron setzte sich auf die unterste Stufe und wischte sich keuchend über die nasse Stirn. „Nun, das ist ja großartig. Es ist unser erster Tag und wir haben bereits einen verrückten Riesenapfel freigelassen, der nun das Schlossgelände terrorisiert."
Harry seufzte. „Ja, hört mal, ich geh raus und versuch, ihn wieder zu holen. Ihr zwei geht zurück und sagt es Professor Flitwick, ich schaff das schon."
„Bist du sicher, Harry?", fragte Neville."
„Klar, ich schaff das schon. Nun geht endlich."
Neville und Ron liefen die Marmortreppe hoch und Harry ging durch die Eingangshalle hinaus auf das Gelände. Es war ein kalter Morgen und Harry wünschte sich, er hätte seinen Umhang mitgenommen, um warm zu bleiben. Trotzdem sollte es mich warm halten, den Apfel hinaufschweben zu lassen, dachte er erschöpft, lief zu ihm hinüber und belegte ihn schnell mit einem weiteren Zauber.
Es dauerte etwa zwanzig Minuten, bis er den Apfel den gesamten Weg zum Schloss gebracht und durch das Tor gezwängt hatte, und als er ihn gerade durch die Halle brachte, kam eine Stimme aus dem Korridor, der zu den Kerkern führte.
„Potter!"
Harry blickte auf und sah Snape, der auf ihn zukam und dem Apfel dabei misstrauische Blicke zuwarf.
„Was ist das?"
„Es ist ein Apfel, Professor."
„Ich kann sehen, dass es ein Apfel ist, Potter, warum ist er in der Eingangshalle? Und warum bist du nicht im Unterricht?", schnappte Snape.
„Professor Flitwick hat mich gebeten, ihn zu den Küchen schweben zu lassen", keuchte Harry und wischte sich Schweiß von der Stirn.
„Und warum war er dann vor dem Schloss?", fragte Snape mit zusammengekniffenen Augen.
„Er ist losgekommen", sagte Harry. „Und über die Treppe gerollt."
Snape schnaubte. „Eine sehr glaubwürdige Geschichte. Fünf Punkte von Gryffindor."Er richtete seinen Zauberstab auf den Apfel und murmelte: „Reductio", und schrumpfte ihn damit auf eine normale Apfelgröße. „Nun sag mir, was du wirklich gemacht hast."
„Das hab ich schon!", sagte Harry wütend. „Er ist über die Treppe und dann nach draußen gerollt und ich habe ihn zum Schloss schweben lassen!"
„Wäre schrumpfen nicht am besten gewesen, Potter?", schnarrte Snape und zog eine Augenbraue hoch.
„Professor Flitwick hat gesagt, dass ich ihn so herunterbringen soll, wie er war", sagte Harry. Er runzelte die Stirn. „Sie können ihn fragen, wenn Sie mir nicht glauben."
Snapes Augen glitzerten gefährlich. „Nachsitzen", sagte er. „Und versuch nicht, mir besseres einreden zu wollen, Potter. Geh zurück in den Unterricht und widersprich mir nie wieder. Ich erwarte dich beim Läuten in meinem Büro, um deine Bestrafung zu arrangieren."Er gab Harry den Apfel zurück. „Lass es dir eine Lehre sein."
Und bevor Harry noch etwas sagen konnte, verschwand er wieder im Korridor zu den Kerkern, sein schwarzer Umhang hinter ihm wehend. Harry fühlte, wie sein Blut zu kochen begann. Nachsitzen? Wegen Widersprechens? Er hatte überhaupt nichts getan. Professor Flitwick hatte ihn angewiesen, den Apfel in die Küche zu bringen und trotzdem bestrafte Snape ihn? Wütend warf er den Apfel in einen Mülleimer und eilte zurück zum Unterricht, nun jedoch in schrecklicher Stimmung.
Als er sich wieder auf seinen Stuhl setzte, bemerkte Ron seine düstere Miene. „Was ist los mit dir?"
„Snape lässt mich nachsitzen", brachte Harry wütend hervor. „Wegen nichts. Er glaubte nicht, dass ich den Apfel auf Flitwicks Anweisung zur Küche brachte und deshalb sagte ich, dass er ihn fragen könne, und da hat er mir doch tatsächlich Nachsitzen verpasst, und ‚versuch nicht, mir besseres einreden zu wollen, Potter'. Ich glaub's einfach nicht."
„Geh zu McGonagall", schlug Ron schulterzuckend vor und beschwor gedankenverloren ein weiteres Pergament herauf.
Harry seufzte. „Nein, das würde nichts nützen ..."Er sah den Tisch finster an und zerknüllte ein Stück von Rons Papier während er sich vorstellte, es wäre Snapes hässliches Gesicht. „Du hast Recht. Ich hasse Montag auch."
