HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost / Übersetzung von Christa Potter

A/N: Wieder mal danke für eure Reviews! Ihr erhellt damit meine Welt! Es hat jemand gefragt, ob wir den zweiten Beschützer schon kennen: ja, diese Person ist schon vorgekommen, sowohl in den Büchern von JKR, als auch in meiner Geschichte. Viel Spaß beim Weiterraten! Ich hab ab morgen für etwa eine Woche keinen Internetzugang, also wird das nächste Kapitel um den 13. oder 14. August kommen - vielleicht ist es dann sogar wieder einmal ein Doppelupdate.

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KAPITEL 16 – Fordere Dein Glück Heraus (Dejavu)

Donnerstage waren nicht die besten Tage auf Harrys Stundenplan. Am Morgen hatte er zwei Stunden Pflege magischer Geschöpfe, draußen auf den kalten Schlossgründen, mit und verschiedenen Arten seltsamer Geschöpfe, um die sie sich kümmern mussten, obwohl die Kreaturen es wollten oder nicht. Dann hatten sie Verwandlung zwischen den zwei Pausen, und der UTZ Kurz in Verwandlung war das kniffligste, das Harry jemals hatte tun müssen. McGonagall setzte hohe Standards, und Harry musste kämpfen, um sie zu erfüllen, und er hatte ihr erstes Projekt nur zufriedenstellend abgeschlossen. Dann, nach dem Mittagessen, hatte er Zaubertränke. Obwohl die Stunden nur viel erträglicher waren als je zuvor, war es noch immer schwer und er musste wirklich viel Mühe in diese zwei Stunden in den eiskalten Kerkern stecken.

Also waren Donnerstage nich wirklich die besten Tage auf dem Stundenplan. Jeden Donnerstag, nach der letzten Unterrichtsstunde, gingen Harry, Ron und Hermine hinaus zum See, um ihre Hausaufgaben in Ruhe zu erledigen, auszuspannen uns sich über den anstrengenden Tag auszulassen. Viele andere Schüler taten es ihnen gleich, und es war nichts ungewöhnliches fünfzig oder mehr Schüler um den See versammelt zu sehen, solange es noch hell war, die redeten, lernten und Spaß hatten.

Genau an einem solchen Donnerstag Nachmittag saßen die drei auf einer Decke, die sie mitgebracht hatten, weil der Boden im Herbst schon ziemlich kalt war, umgeben von Papier und Bücher, Bergen von Pergamenten und verschiedenen Flaschen von farbiger Tinte. Es war komplett windstill, und es war nicht so kalt wie üblich und deshalb versuchten alle, soviel Hausaufgaben wie möglich zu erledigen.

„Was ist eine häufige Verwendung für einen Wärmezauber?", fragte Ron und rieb sich mit seinem Federhalter das Kinn.

„Kochen?", schlug Harry vor.

„Oh, ja."Ron kritzelte es auf sein Pergament, als sich das Schlosstor öffnete und eine blonde Figur auf den Schlossgründen erschien. Ron rollte mit den Augen. „Oh, seht mal, der wandernde Poet."

Hermine runzelte die Stirn. „Nicht, Ron, lass ihn in Ruhe."

Ron hatte begonnen, Malfoy als ‚der wandernde Poet' zu bezeichnen, weil er an den meisten Abenden auf einem Baum in den Schlossgründen saß, ganz allein und weit weg von den anderen, die sich um den See versammelten, in einem Zeichenblock zeichnend, der das einzige wertvolle zu sein schien, das er noch besaß. Es sah so aus, als wäre Ron noch nicht bereit, Mitleid für Malfoy zu empfinden. Anders als Hermine konnte Ron die Beleidigungen gegen seine Familie und Witze, wie arm sie waren, nicht vergessen.

Harry sah gedankenverloren zu, wie Malfoy schweigend auf einen nahen Baum zuging und ohne Schwierigkeiten hinaufkletterte. Seit er an die Schule zurückgekehrt war, hatte sich seine Gesundheit deutlich verbessert, und obwohl er noch nicht so behende wie zuvor war, ging es ihm doch besser. Er machte es sich nun auf einem dicken Ast bequem und ließ ein Bein hinunterbaumeln, während er seinen Block öffnete und zu zeichnen begann.

Ron schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. Hermine sah ihn finster an. „Ist er noch nicht genug gestraft worden?", murmelte sie.

„Nein", sagte Ron stur. „Erinnerst du dich, wie er dir Biberzähne verpasst hat? Oder wie er dich immer Schlammblut genannt hat? Und als er mir zwei blaue Augen und Nasenbluten verpasst hat? Oder die Millionen Mal, als er über Harry hergezogen ist? Die ganze Sache mit den Dementoren? Was ist damit?"

„Sei nich so laut", sagte Hermine leise. Harry blickte über seine Schulter und sah, dass Malfoy sie über den Rand seines Zeichenblockes hinweg beobachtete.

Ron schnaubte. „Warum sollte ich? Er sollte inzwischen wissen, was die anderen von ihm denken."

„Das tue ich", sagte Malfoy, Ron anstarrend, seine Stimme ruhig und wütend zugleich. „Obwohl du etwas Feingefühl lernen könntest."

Ron drehte sich um und starrte zurück. „Oh ja? Daran fehlt es dir doch auch, oder?"

Malfoy wandte sich nur wieder seiner Zeichnung zu, offensichtlich wollte er sich nicht mit Ron streiten. Ron jedoch wollte nicht so schnell wieder aufhören.

„Was ist los, Malfoy? Kannst du nicht kämpfen, wenn Crabbe und Goyle nicht hinter dir stehen, hm?", rief er. Die anderen Schüler drehten sich nun um, um ihnen zusehen zu können, und Hermine zischte Ron immer wieder zu, er soll aufhören, doch er ignorierte sie.

Malfoy blickte nicht auf, zeichnete einfach weiter, als ob ihn alles nicht anginge.

„Ignorier mich nicht", rief Ron wütend und stand auf.

Der Slytherin im Baum sah ihn mit kühlem Blick an und unterbrach sein Zeichnen. „Kannst du mir einen Grund nennen, warum ich es nicht tun sollte?"

„Weil jedes Mal, während der letzten sechs Jahre, wenn du uns und geärgert hast und wir dich ignoriert haben, dann machtest du einfach weiter und weiter", schnarrte Ron. „Du hast einfach nichts ausgelassen. Es ist nicht spaßig, wenn man auf dieser Seite der Beleidigungen ist, nicht wahr?"Er ging nach vor und starrte Malfoy in seinem Baum an. „Es ist mir egal, was mit dir passiert ist, weil anderen viel schlimmeres zugestoßen ist. Sieh dir Harry an! Dauernd bist du darauf herumgeritten, dass er keine Familie hat und dass ihn niemand will, und jetzt bist du es, und du glaubst, dass dich die Leute in Ruhe lassen werden?"

„Potter war ein Jahr alt", sagte Malfoy leise. „Er wird sich nicht erinnern, seinem Vater in die Augen gesehen zu haben und die Angst vor dem Tod dort zu sehen, bevor er tot zusammenbrach."

„Welchen Unterschied mach das schon?", schnappte Ron. Alle sahen nun zu, viele feuerten Ron an, einige jubelten sogar. Ein paar von Blaise Zabinis Bewunderern pfiffen und applaudierten. „Harry sah, wie sein Pate starb! Er sah, wie Cedric starb! Er sah sie alle sterben! Und sieh dich an, du hast dich überhaupt nicht verändert, es ist mir egal, was andere sagen. Du denkst noch immer, dass du besser als wir bist, aber das bist du nicht! Du bist genau wie wir!"

Malfoy wandte den Blick wieder ab. „Wenn du Streit suchst, wirst du ihn hier nicht finden. Geh und bewirf Zabini mit Steinen, häng Lupin an eine Leine, schließ Flitwick in einen Schrank, aber lass mich einfach alleine."

Harry stand instinktiv auf und ging nach vor, stand dann neben Ron und merkte, wie seine Wut wegen des Kommentars über Lupin hochkochte. „Du denkst, dass du besser bist als wir, nicht wahr? Nur weil Professor Lupin ein Werwolf ist macht dich das nicht halb so viel Mensch wie er ist."

„Welcher Teil von lasst mich in Ruhe bereit euch die größten Schwierigkeiten?", schnarrte Malfoy auf seinem Baum. „Ich will nicht mit euch kämpfen. Lasst mich in Ruhe."

„Warum? Weil du ein Malfoy bist?", sagte Harry wütend. „Weil Malfoys nicht zu kämpfen brauchen? Weil sie andere Leute dafür haben?"

„Nein", sagte Malfoy und hörte sich nun so wütend wie Harry an, seine Augen verengt und seine Finger von unterdrückter Wut zitternd. „Es ist weil du ein arroganter, heroischer, kleiner Schlammblutliebhaber bist, darum! Und nun lasst mich allein!"

Ron zog seinen Zauberstab hervor, richtete ihn auf den Ast, auf dem Malfoy saß, und rief laut: „Diffindo!"

Ein lautes Knirschen durchbrach die Luft und der Ast knarrte gefährlich, warf Malfoy fast nach unten. Seine Augen weiteten sich ängstlich und er drückte sich gegen den Stamm, doch Harry zog nun ebenfalls seinen Zauberstab. „Diffindo!"

Mit einem lauten Knarren brach der Ast durch und Malfoy fiel hart auf den Boden, den er mit einem Schrei traf. Alle außer Hermine jubelten; sie sagte: „Nein, Harry, Ron, nicht!", aber sie hörten ihr nicht zu. Ron ging nach vor und drehte Malfoy um, sein Zauberstab nun direkt auf dessen Gesicht deutend.

„Nimm zurück, was du über Harry gesagt hast."

„Nein", sagte Malfoy und versuchte, Ron abzuschütteln.

„Nimm es zurück", sagte Harry wütend. Er stand neben Ron, Cousins nebeneinander, beide Zauberstäbe auf Malfoy am Boden gerichtet. „Nimm alles zurück, was du jemals gesagt hast. Alles über mich, über Ron, über Hermine, über Lupin, über alle."

„Zwing mich", schnappte Malfoy. Er schlug aus, versuchte, ihr Zauberstäbe wegzuschlagen. Alle waren nun von ihren Plätzen hergekommen und sahen zu. Eine Schülerschar formte sich um Malfoy, Ron und Harry, alle jubelten, alle riefe, dass Harry und Ron ihn verhexen sollten. Hermine war an Harrys Ellbogen, bat ihn, aufzuhören, doch er ignorierte sie. So viele Jahr, in denen er von Malfoy geärgert worden war, zeigten sich jetzt.

„Nimm es zurück oder ich werde dich so verhexen, dass du dir wünscht, du wärst nie nach Hogwarts zurückgekommen", sagte Ron.

Malfoy schlug wieder au, versuchte, von ihnen wegzukommen, den Zeichenblock fest unter dem Arm eingeklemmt.

Ron hob den Zauberstab. „Accio Zeichenblock!"

Malfoy griff danach, als der Block aus seinen Händen flog und in Rons Armen landete. Hermine schnappte danach und rief: „Ron, nein!"Ron zog es von ihr weg und begann, es durchzublättern.

„Wie rührend", sagte er, als er Bild nach Bild der Malfoy Villa und Lucius sah. „Ich wusste nicht, dass du so sentimental bist."

„Gib es mir zurück!", sagte Malfoy und Harry konnte einen Anflug von Panik in seiner Stimme hören, weswegen er Malfoy nur noch mehr verhexen wollte.

Hermine bettelte: „Ron, bitte, gib es ihm einfach! Sei nicht so gemein!"

„Ich brauche keine Hilfe von dreckigen kleinen Schlammblütlerinnen", sagte Malfoy böse und griff erneut nach seinen Zeichnungen.

Harry merkte, dass ein Blut vor Wut kochte. Er dachte noch immer, er wäre besser. Er war noch immer arrogant, er dachte noch immer, dass er, weil er reinblütig war, jeden beleidigen konnte. Er hob wütend seinen Zauberstab und rief: „Scoritis!"Eine Lichtkugel schoss aus seinem Zauberstab, traf Malfoy im Gesicht und er schrie auf, als sich eine Verbrennung auf seiner blassen Haut ausbreitete.

Hermine sagte verzweifelt: „Nein! Harry, nicht, du bekommst nur Ärger", sie zog an seinem Arm, versuchte, ihn zu stoppen. „Bitte, Harry, sieh ihn dir an, was hat er euch getan?"

Und da lief es Harry plötzlich kalt den Rücken hinunter, in seinem Magen verkrampften sich seine Eingeweide. Er hatte das schon einmal gesehen. Snapes Denkarium ... Snape, in der Mitte einer Schülerschar, alle riefen, James Potter solle ihn verhexen, Sirius, sein bester Freund, stand hinter ihm, verspottete Snape, und Lily, die sie anbettelte, sie sollen ihn in Ruhe lasen. Er merkte, dass seine Hand zitterte und mit einem kalten Schauer erkannte er, dass er genauso wurde, wie sein Vater damals gewesen war.

„Ignorier sie, Harry", sagte Ron wütend. „Erinnerst du dich, als er dich beim Quidditch gefoult hat? In all diesen Spielen? Komm schon, Harry, er soll dafür bezahlen!"

Harry starrte Malfoy nur an, seine Hand zitterte. „Was tue ich nur?", sagte er mit weiten Augen und trat zurück, wollte nur davonlaufen, wollte die Flecken, die sein Vater hinterlassen hatte abschütteln, doch er kam nicht weit, denn die Stimme, die er am wenigsten hören von allen hören wollte, schallte plötzlich durch die Menge.

„Was ist hier los? Lasst mich durch, aus dem Weg!"

Es war Snape. Harry drehte sich um, wollte laufen, aber Snape kam durch einen Spalt in der Menge auf ihn zu, trat in den Kreis mit Harry, Ron, Malfoy am Boden, der die Hände auf die Verbrennung auf seinem Gesicht presste, und Hermine, die an Harrys Arm hing und ihn anflehte, er solle aufhören.

Es dauerte vielleicht zwei Sekunden, bis der Professor erkannt hatte, was vor sich ging. Und als er es tat, wünschte sich Harry, er könne sofort sterben, dann müsste er den Ausdruck auf Snapes Gesicht nicht mehr sehen. Es war nicht mehr erträglich. So viel Angst, so viel Wut, so viel komplettes Unverständnis, angesichts dieser Situation, und einen Moment lang, war Snape wie versteinert, während die Schüler augenblicklich verstummten. Harrys sah, wie die Hände des Professors zitterten, als er von Malfoy zu Harry blickte.

Harry starrte zurück in diese schwarzen Augen, und er konnte nicht seinen Professor sehen, sondern einen Teenager, der eine ähnliche Szene immer und immer wieder in seinen Albträumen erlebte. „Ich – "Was konnte er sagen? Was gab es zu sagen. „Ich habe nicht gemerkt – "

Es war, als ob Snape die Wut versagte – oder dass seine Wut so groß war, dass er sie nicht zum Ausdruck bringen konnte. Harry wusste, dass es wahrscheinlich letzteres war. Der Professor trat vor, zog Malfoy auf die Beine und stütze ihn, und packte dann Harry hart am Nacken. Harry schrie vor Schmerz auf, und Snapes Gesicht kochte vor Wut, als ob er den Schmerz selbst fühlte, und sein Griff lockerte sich ein wenig, doch er war noch immer so fest, dass Harry versuchte, ihm zu entkommen. Aber Snape würde ihn nicht loslassen. Harry konnte sehen, dass auf Snapes Nacken roten Spuren auftauchten, als der Beschützerbund ihm dieselben Schmerzen wie Harry bereitete, aber Snape kümmerte sich nicht darum. Er begann, in Richtung Schloss zu gehen, zu schnell für Harry, deshalb fiel er immer wieder hin, nicht in der Lage, mitzuhalten. Jedes Mal, wenn er fiel, packte ihn Snape wieder und stieß ihn noch härter. Doch Harry fühlte den Schmerz fast nicht. Er wusste wirklich, dass er ging, merkte nicht wirklich, dass Malfoy ebenfalls kämpfte, um mitzukommen und dass Tränen über sein Gesicht liefen, die mit einem Zischen auf seine Verbrennung fielen.

Harrys Schuldgefühl ertränkte ihn fast. Er hatte dasselbe wie sein Vater getan. Snape hatte Recht. Er war kein bisschen besser als sein Vater gewesen war.

Snape zog ihn halb über die Stufen empor zum Schloss, die Korridore zu den Kerkern entlang, im kompletter Stille, abgesehen von ihren schnellen Schritten und Malfoys zitternden Atemzügen, als er versuchte, sich zu beruhigen. Endlich erreichten sie die Tür zu Snapes Büro, Snape stieß sie auf, warf die beiden hinein und packte dann Harry vorne an seinem Umhang, schrie so laut, dass es schmerzte.

„DU KLEINER, VERDAMMTER WIDERLING, POTTER!!"

„Es tut mir Leid", rief Harry und versuchte, von Snape wegzukommen während er vor Angst zitterte. „Es tut mir Leid, es tut mir Leid, ich wollte nicht – "

„WAS!? ES WAR EIN UNFALL, NICHT WAHR!? DU WOLLTEST ES NICHT TUN!?!"Snapes Augen glühten fast vor Wut, und es sah aus, als würden sie gleich aus seinem Kopf springen.

Harry brachte: „Es tut mir Leid, es tut mir Leid, es geriet außer Kontrolle!", hervor.

Snapes Wut erreichte den Siedepunkt und Harry konnte die Explosion in seinem Inneren sehen, als jahrzehntelang aufgestaute Wut durch einen Damm brachen und Harry ertränkten. Snape schrie so laut, dass Harry nicht einmal hören konnte, was er rief, es war so wütend, dass es über alles hinausging, was Harry jemals erlebt hatte. Snape schrie etwas über James Potter, Sirius Black, Lupin und Pettigrew, die sein Leben in die Hölle auf Erden verwandelt hatten, seit dem Moment, an dem er das erste Mal das Schloss betreten hatte, die Jahr von Ungerechtigkeit, die er durchgemacht hatte, wie viel seines Lebens er aufgegeben hatte, um Harry in Sicherheit zu wissen, und das war, wie er bezahlt wurde, es war ein für alle Mal bewiesen worden, dass James Potter nicht vor sechszehn Jahren gestorben war sondern sein Leben nun durch seinen Sohn zerstörte. Harry schrie immer nur zurück, dass es ihm Leid tat, ich bin nicht mein Vater, es tut mir Leid, bitte, ich wollte nicht, dass alles passiert, es tut mir Leid. Malfoy rief auch etwas, doch niemand verstand ihn, wegen Harry und Snapes Schreien, bis –

„HÖRT AUF!!!!!", rief Malfoy und packte ein Glas vom Regal hinter ihm, warf es mit aller Kraft auf den Boden, wo es laut zerbrach.

Die nun folgende Still e war fast so schmerzhaft wie zuvor die Schreie. Harry hatte ein merkwürdiges Klingeln in den Ohren sein Herz pochte wie verrückt. Tränen liefen über Malfoys Gesicht und die Verbrennung hatte sich schon bis zu seinem Hals ausgebreitet. Er zitterte mehr als die anderen beiden, als er auf seine Wunde deutete und rief: „AU!!!! AU, BEI MERLIN, HÖRT AUF ZU SCHREIEN!!!"

Noch immer vor Wut zitternd wandte Snape sich Malfoy zu, nahm einen Zauberstab heraus und hielt Malfoys Kopf zurück. „Halt still", sagte er, seine Stimme klang heiser und zitterte fast so stark wie seine Hand. Er murmelte etwas und die Verbrennung verschwand langsam, als ein sanftes, blaues Licht aus seinem Zauberstab fiel und sie heilte. Malfoy schloss nur die Augen, als würde alles zuviel für ihm. „Hier."Snape zog den Zauberstab weg und schob ihn wieder in seinen Ärmel.

Malfoy öffnete die Augen wieder. „Gut, nun, SIE werden hier sitzen, und POTTER wird sich dort hinsetzen, und niemand außer mir wird noch schreien. Ist das klar?"Er sprach so wütend und stur, dass Snape nichts sagte. Er sah aus, als hätte er sich ausgeschrieen. Er fiel auf den Stuhl hinter seinem Tisch, lehnte sich nach vor und fuhr mit den Fingern durch sein Haar.

Malfoy wandte sich Harry zu und nun war er an der Reihe, Harry auszuschelten. „Du bist arrogant, du bist abscheulich, du bist ein Heuchler, und du siehst einfach nicht, was du bist! Und wage es ja nicht, mich eines Besseren belehren zu wolle, Potter, weil das NICHT fair ist! Du wirst hier sitzen, und es ist mir egal, was du denkst, und du wirst mir ZUHÖREN, und du wirst GUT zuhören."Er wandte sich dann Snape zu und sagte mit viel ruhigerer Stimme und respektvollerem Ton, der jedoch noch immer wütend klang: „Ich werde Sie nicht allzu laut anschreien, weil ich sonst rausgeworfen werden, aber Sie gehen nicht nur viel zu schnell, Sie sind auch blind! Da, ich habe es gesagt. Und seid ihr BEIDE ruhig!"

Snape und Harry gehorchten, zu erstaunt von Malfoys Mut, um irgendetwas zu tun. Snape sah aus, als hätte ihm noch nie ein Schüler gesagt, er solle leise sein, und Harry wollte nur nicht, dass der Professor wieder zu schreien begann.

Malfoy wandte sich zuerst an Snape, mit zitternder Stimme sagte er: „Potter ist nicht sein Vater. Er mag arrogant sein, er mag stur sein, er mag manchmal die Linie übertreten, und ich setze mich jetzt nicht für Potter ein, aber er ist nicht ein Vater. Sie können nicht Ihren gesamten Stress an ihm auslassen. Es ist mir egal, was Potters Vater Ihnen angetan hat, aber es an ihm auszulassen wird nichts bringen. Es ist egal, wie laut Sie schreien, Potters Vater wird Sie nicht hören."

Er wandte sich dann Harry zu, wischte sich sein Haar aus den Augen, bevor er sagte: „Professor Snape und ich sind nicht halb so arrogant wie du. Du bist ein absoluter Heuchler. Du sagst, ich denke, ich wäre besser als du, wenn du denkst, du hast das Privileg, mich in der Öffentlichkeit bloßzustellen, mein Gesicht zu verbrennen und dann Professor Snape anzuschreien. Du verstehst nicht, was Respekt ist, du verstehst nicht, dass du nicht das Zentrum des Universums bist, du verstehst nicht, dass es Menschen gibt, die genauso viel leiden wie du, vielleicht sogar mehr."

Er sah dann auf keinen von den beiden, sein Blick starr nach vorne gerichtet. „Ich bin arrogant. Ich dachte immer, ich wäre Gottes Geschenk an alles und jeden. Ich dachte immer, ich wäre besser als alle anderen, ich dachte, ich besäße diese Schule, ich dachte, ich wäre dir überlegen, Potter. Ich wollte mich immer bei Ihnen einschleimen, Professor. Ich bin nicht, was ich immer war! Ich bin nicht Malfoy, ich bin kein Stück Haut, gefüllt mit noblem Blut, ich bin jemand, der gesehen hat, wie sein Vater ermordet wurde, ich bin DRACO."

Er atmete tief durch und sagte dann: „Da, dass wollte ich schon vor JAHREN sagen."Er sah Snape an, dann Harry. „Nun, hat jemand von euch noch ein Problem, dass er loswerden will?"

Harry schüttelte benommen den Kopf. Snape ebenfalls.

„Wenn das so ist, sollte keiner von euch ein Problem damit haben, sich zu entschuldigen und ihr seht euch dabei in die Augen, und hört auf, immer zu kämpfen. Professor Snape ist ein guter Lehrer, und Potter ist, zugegeben, mit ein wenig Übung ein guter Schuler. Es gibt keinen Grund zu streiten."Er starrte sie beide an. „Entschuldigt euch."

„Tschuldigung", murmelte Harry.

„Tschuldigung", kam die Antwort.

„Ich bin nicht überzeugt!", sagte Draco und seine Augen glitzerten wütend.

Snape war einen Moment lang still, stand dann auf, ging zu Harry hinüber und setzte sich dann wieder. Er sah Harry direkt in die Augen, und obwohl Harry sehen konnte, dass es ihn viel Stolz kostete, sagte der Professor, von dem er nie gedacht hätte, dass er ihn tolerieren könne, langsam und klar: „Es tut mir Leid."

Harry erwiderte den Blick, und seine Antwort war komplett aufrecht und ehrlich: „Es tut mir auch Leid."

Draco seufzte. „Danke für das."Er setzte sich auf einen Stuhl; er sah erschöpft aus. „Und dankt mir nicht zuviel."

Snape sah über seine Schultern hinweg auf den Slytherin. „Übrigens, Malfoy, fünf Punkte von Slytherin, weil du einen Professor eines Besseren belehrt hast. Potter, zwanzig Punkte von Gryffindor für das Verhexen von Malfoy."Die Enden seiner Lippen zuckte ein ganz klein wenig. „Und zehn Punkte für jeden von euch, weil ihr die ersten Schüler seid, die es je gewagt haben, mich anzuschreien. Und nun raus. Und ich will keine Feindschaft mehr zwischen euch beiden sehen."

Draco und Harry verließen den Raum in Stille, und als sich die Tür schloss, gingen sie gemeinsam in Richtung Eingangshalle. Nach einigen Augenblicken sagte Draco: „Ich wusste nicht, dass du so laut schreien kannst."

„Ich wusste es auch nicht von dir", sagte Harry.

Draco hielt inne und Harry tat es ihm gleich, als sich der Slytherin, den Blick auf seine Füße gerichtet, ihm zuwandte, und sichtlich kämpfen musste, um die nächsten Worte herauszubringen. „Sieh mal, Potter ... vielleicht hab ich einen falschen ersten Eindruck von dir bekommen. Und vielleicht hatte ich ein paar ... Vorurteile."

Harry zog die Augenbrauen hoch. „Nun verschluck dich mal nicht an dieser Entschuldigung, Draco."Draco blickte auf und Harry lächelte. „Ich hab von dir auch einen falschen ersten Eindruck bekommen. Obwohl du manchmal ein wirklicher Idiot warst."

Draco grinste. „Ich könnte das gleiche über dich sagen."Er hielt inne, überlegte kurz und streckte dann die Hand aus. „Was sagst du, Potter? Frieden?"

Harry nahm Dracos Hand. „Frieden."Sie schüttelten die Hände und Harry fiel ein, dass es jetzt sechs Jahre her war, dass Malfoy die Hand auf ihrer ersten Fahrt im Hogwarts-Express angeboten hatte. „Es hat lange genug gedauert."

„Stimmt", sagte Draco. „Ich denke, das ist das erste Mal, dass ich ... nun, mit dir geredet habe."

Harry dachte darüber nach und nach einem Moment nickte er. „Stimmt, oder nicht?"Er hielt inne und sagte dann: „Es tut mir Leid, wegen deinem Zeichenblock. Hermine wird ihn wahrscheinlich bekommen haben und ihn irgendwo für dich haben. Und ... tut mir Leiden wegen ... deinem Dad."

Draco wandte die Augen dem Fußboden zu und zuckte leicht mit den Schultern, obwohl Harry sehen konnte, dass es ihm ganz und gar nicht egal war. „Solche Dinge passieren. Wie Weasley gesagt hat ... ich bin kein Einzelfall ..."

„Es war trotzdem unfair von Ron", sagte Harry und gingen nun wieder den Korridor entlang. „Vielleicht sind wir alle, tief drinnen, ein wenig arrogant."

Sie verließen den kalten Kerkerkorridor und traten in die Eingangshalle, die von Sonnenlicht durchflutet war. Harry sah Draco von der Seite her an und merkte plötzlich, wie wenig er über den Slytherin wusste. Sie hatten sich sechs Jahre lang gehasst, und der einzige Grund war Eifersucht und Arroganz gewesen. Wirklich sinnlos, dachte Harry.

„Gehst du nicht in deinen Gemeinschaftsraum?", fragte Harry.

Draco schnaubte. „Zabini ärgert mich schon genug, auch wenn ich mich ihm nicht als einfaches Ziel präsentiere."Seine Finger schlossen sich instinktiv um den Anhänger um seinen Hals. „Egal was ich tue, immer hackt er darauf herum. Du hast keine Ahnung, Potter."

„Wo verbringst du dann deine Zeit?", fragte Harry, als sie die Halle durchquerten und in Richtung der Schlossgründe gingen.

„Meistens bin ich in der Großen Halle, oder in der Bibliothek. Der Astronomieturm ist immer leer. Ich dachte, es wäre sicher, in einem Baum zu sitzen, bis mich jemand heruntergehext hat. Oh ja, es waren ja du und Weasley, wie vergesslich von mir."

Harry sah ihn an und merkte, dass Malfoy grinste. Irgendwo konnte er ein kleines Stück des alten Malfoys sehen, des Malfoys, der gerne seine Mitschüler ärgerte. Harry grinste. „Du bist ein richtiger Idiot."

Sie traten durch das Schlosstor und wurden augenblicklich von einem Schwarm Schüler begrüßt. Ron kämpfte sich durch die Menge nach vor. „Harry, Harry! Was ist passiert?"

„Wo ist Dracos Zeichenblock?", sagte Harry.

Hermine erschien an seinem Ellbogen und gab ihm das Buch, sie sah absolut neben sich aus. „Du bist nicht rausgeflogen, oder, Harry?"

„Nein, ich hab zehn Punkte für Gryffindor bekommen, weil ich Snape angeschrieen hab", sagte Harry. Er hab Malfoy seinen Zeichenblock wieder, und die Geste mochte noch so simpel sein, Ron Augen weiteten sich.

„Was – "

„Danke."Malfoy steckte den Block unter seinen Arm, und sah dann in Rons erschrockenes Gesicht. „Oh, übrigens, Weasley. Professor Snape will dich sehen. Er sagte, du sollst vorher jedoch packen, er hat schlechte Neuigkeiten für dich."

Rons Mine war nun nur noch purer Schock. Harry starrte Malfoy an. "Snape hat das nicht gesagt, oder?"

Und dann sah er wieder dieses hinterlistige Lächeln und er lachte. Ron fand es nicht lustig. „Oh ja! Du bist einfach dumm, Malfoy. Komm schon, Harry, lassen wir ihn."

„Draco und ich haben beschlossen, dass wir unsere Streitereien beenden", sagte Harry.

„Oh, das ist wunderbar!", sagte Hermine schrill und lächelte die beiden an. „Also keine Kämpfe mehr? Wirklich? Das ist alles so großartig, ich bin wirklich, wirklich stolz auf euch beide! Also, was ist in Snapes Büro passier?"

„Er hat euch gezwungen, euch zu versöhnen, stimmt's?", sagte Ron.

„Nein", sagte Harry. „'Wir beide haben ihn angeschrieen, Draco hat eines seiner Gläser zerbrochen und er hat uns jeweils zehn Punkte gegeben."

„Nein, im Ernst, sag's uns."

Harry konnte nicht anders als lächeln.

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Wieder einmal vergingen die Wochen wie im Flug. Draco begann, immer mehr Zeit mit Harry, Ron und Hermine zu verbringen, zu Rons großem Missfallen. Ron, so schien es, hasste Draco noch immer und ließ Harry nicht aus den Augen um sicher zu gehen, dass Draco wusste, wer Harrys bester Freund war. Harry machte das eigentlich nicht aus und Draco ebenso wenig. Er tat sein bestes, um Ron nicht zu provozieren und ließ ihn einmal, als Zeichen seines guten Willens, sogar seinen Verwandlungsaufsatz abschreiben. Hermine genoss es, Draco um sich zu haben, weil sie beide Alte Runen hatten und weder Harry noch Ron hörten auch nur einem Wort zu, das über das Fach sagte, doch Draco tat es. Harry merkte, dass der Slytherin ziemlich schlau war, besonders wenn es um Alte Runen und Astronomie ging. Er war auch Reine Künste höchst erfolgreich, und Alrister war sehr erfreut, als Draco es schaffte, während einer Stunde einen ihrer Ballons zu verfärben.

Neville hatte noch immer panische Angst vor Draco und hielt sich meistens dicht bei Hermine, wenn er in der Nähe war. Ginny schien es nichts auszumachen, und Luna schien gar nicht zu merken, dass Draco da war, bis eines Tages beim Mittagessen, als sie über den Rand ihres Klitterers blickte und mit ihrer träumerischen Stimme sagte: „Draco Malfoy". Luna war für Draco von diesem Augenblick an nicht mehr wirklich geheuer und ließ sie nicht in seine Nähe. Er erklärte Harry, er reagiere allergisch auf seltsame Menschen.

Und so verging Woche nach Woche, bis plötzlich der November einzog und bitterkaltes Wetter mit sich brachte und fünfzehn Zentimeter hohen Schnee über das Schloss fallen ließ. Die Feuer in den Klassenzimmern wurden entflammt, in der Hoffnung, ein wenig der Kälte zu vertreiben, aber der Atem der Schüler erhob sich dennoch in Nebeln vor ihnen. Zum Glück hielten die Hauselfen die Schüler mit einer Reihe von heißen Eintöpfen und Nachspeisen jeden Tag warm, und Flitwick zeigte ihnen einen praktischen, kleinen Zauber, mit dem sie ihre Umhänge gegen die Kälte isolieren konnten, und so wurde das Leben insgesamt wieder erträglich nach dem Donnerstagsdrama am See. Die Dinge wurden für Harry gerade wieder ein wenig entspannter, bis sie gegen Ende November wieder um so viel aufregender wurden.