HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost / Übersetzung von Christa Potter / Beta-Leserin: Honigdrache

A/N: Also, Leute, ich muss mal ein ernstes Wort mit euch reden. Wie soll ich anfangen? Ich sage es einfach direkt: wenn ich nicht mehr Reviews bekomme, dann werde ich nicht weiter übersetzen. Ich hab einfach keine Lust, nur für die paar Leute zu schreiben, die jedes Kapitel reviewen, obwohl ich doch weiß, wer die Geschichte sonst noch liest (ich will jetzt aber keine Namen nennen), auf wessen Favourites Listen ich stehe und wer mich beim Author Alert dabei hat. Bitte, ich bin doch schon zufrieden, wenn ihr mir ein Wort ins Review schreibt, es müssen doch keine Romane sein. Also, denkt darüber nach. Wenn ich nicht mehr Reviews bekomme, wird diese Geschichte aufhören, egal, ob jetzt noch fünfzehn oder vielleicht nur noch drei Kapitel bis zum Schluss fehlen. Es liegt bei euch. Danke.

KAPITEL 21 – Albträume

Kibbles wurde mit der Zeit ziemlich anstrengend. Er war nun schon so groß wie ein riesiger Irischer Wolfshund, höher als Harrys Hüfte, und nur Hagrid hatte ihn noch unter Kontrolle. Der Drache schien damit zufrieden zu sein, hinter Hagrid herzulaufen, als wäre er ein Schoßhündchen, und jeden Abend führte Hagrid ihn in eines der alten Gewächshäuser, das nun als eine Art Stall diente. Während den Stunden mit der DA musste Harry allen etwas über Drachen und andere dunkle Kreaturen und Verteidigung beibringen, und so wusste er jeden Freitag für zwei Stunden, warum man oft sagte: ‚arbeite niemals mit Tieren'.

Nach einer besonders anstrengenden Stunde schleppte er sich hoch zum Gryffindorturm, müde, verbrannt, und wirklich froh, dass das Wochenende nun da war. Cupid saß glücklich auf seiner Stange, als Harry den Schlafsaal betrat.

„Fwiiiiiiii..."

„Hi, Cupid ..."Er zog seinen Umhang aus, hängte ihn über das Ende des Bettes und kitzelte den Falken unter dem Kinn. Cupid schloss genüsslich die Augen. Harry konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Cupid half ihm immer, sich nach anstrengenden Stunden, oder nachdem er einen Gemeinen Walisischen Grünling zwei Stunden durch die Halle gejagt hatte, um ihn davon abzuhalten, die Erstklässler zu fressen, sich besser zu fühlen.

„Fwiii..."Cupid plusterte die Federn auf und schob den Kopf unter einen Flügel.

„Ich versteh dich", sagte Harry leise. „Ich könnte auch etwas Ruhe gebrauchen."

Cupid trällerte kurz unter seinen Massen von Federn. Harry lächelte, zog sich um, ohne den Falken weiter zu stören, zog dann die Vorhänge seines Bettes zurück und legte sich endlich hin. Er schlief schon, bevor Ron, Neville, Dean oder Seamus hereinkamen, verloren in seinen Träumen. Oder besser gesagt, seinen Albträumen.

Alles drehte sich schnell. Herum und herum und herum, so schnell, dass Harry dachte, er müsse sich übergeben, aber dann, ganz plötzlich, stand er wieder auf festem Boden. Er sah sich um; vor ihm war ein kleines Haus mit einem Strohdach und Rosen, die um die Haustür herumwucherten. Es war spät am Abend. Und er wusste nicht wie, aber irgendwie wusste er, dass er gerade von einem langen Arbeitstag nach Hause kam. Sarah würde drinnen mit einem Abendessen auf ihn warten. Als er den Weg entlang ging, fragte er sich, wie der Termin im St. Mungo gelaufen war und ob ihr ungeborenes Kind ein Junge oder Mädchen war. Er hoffte ein Junge. Er hatte schon immer einen Sohn gewollt.

Ein Lied, das er nie gelernt hatte, pfeifend, steckte er den Schlüssel ins Schlüsselloch und betrat das Haus. „Sarah! Sarah, Liebling, wo bist du?"

Er lächelte, nahm seinen Hut ab und ging den Korridor entlang, während er noch seinen Mantel auszog. Sie antwortete nicht. Wahrscheinlich nahm sie ein Bad oder schlief, dachte er, als er die Tür zum Wohnzimmer öffnete und eintrat.

Da war sie; sie lag auf dem Teppich und war still. Er runzelte die Stirn. „Sarah? Was ist los?"Er warf seine Aktentasche beiseite und fühlte, wie seine Hände zu zittern begannen, als er zu ihr lief. Sie bewegte sich nicht. „Sarah ... Sarah, sag etwas ...Sarah! Sarah!"Er streckte die Hand aus und berührte ihre Schulter, versuchte sie zu wecken – und als er es tat, fühlte er etwas warmes und nasses. Er hob die Finger. Blut rann in purpurroten Strömen an ihnen hinab. „SARAH!!"Er wischte ihr blondes Haar, das er so liebte, beiseite. Ein Messer steckte hinten in ihrem Hals. Sie war tot.

Tränen begannen über sein Gesicht zu laufen. „Sarah!! Sarah, wach auf ... bitte sei nicht tot, Sarah ... Sarah ..."Er nahm sie in die Arme, schluchzte und zitterte, klammerte sich an sie, fühlte, wie das Blut in Strömen über seine Hände lief. Er wusste, dass es zu spät war. Sie war tot. Mehr und mehr Tränen fielen auf sein Gesicht, er schrie, zitterte, schluchzte so stark, dass er nicht mehr denken oder atmen konnte. Er legte eine Hand auf ihren Bauch, über ihr ungeborenes Kind, und hielt sie noch immer so fest, als würde alles wahr werden, wenn er sie losließ. Aber es war wahr. Sie war tot.

Und dann begann sich wieder alles zu drehen, schneller und schneller, sie schmolz davon in seinen Armen und der Raum um ihn herum verschwand. Er flog und flog durch Dunkelheit, bis er ziemlich unsanft wieder auf festem Boden stand.

Alles war jetzt dunkler. Ruhiger. Sein Büro, an seinem Tisch, und seine Kristallkugel stand vor ihm. Er wusste, er sollte nicht hineinsehen ... aber er musste es. Er streckte die Hand unsicher aus und sagte mit seiner kalten Stimme: „Aralris."Der weiße Nebel im Inneren der Kristallkugel begann, sich zu bewegen, drehte sich immer und immer wieder, und teilte sich dann, als würde er von einem Sturm beiseite geblasen. Er beugte sich näher an die Kugel, um tief in ihr Herz zu sehen.

Da war sie ... mit ihm ... die Kirche. Er war eingeladen gewesen, selbst hin zu kommen, aber er hatte abgesagt. Er wusste, es hätte ihn umgebracht, es direkt vor ihm zu sehen. Aber da waren sie. Oh, sie war so schön, in einem Kleid in perfektem Silber, mit winzigen Schmetterlingen, die um ihre Hüfte flatterten. Ihre Haut war makellos, ihr rabenschwarzes Haar war in einem eleganten Knoten zusammengehalten. Sie war das allerschönste Lebewesen, dass er je gesehen hatte. Und zu wissen, dass der Mann, der ihr gegenüber stand, der war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte ...

Wut, Hass, Verrat, alles begann, in ihm hoch zu kochen. Er hatte sie zuerst geliebt. Schon immer, seit er sie zum ersten Mal in dem Café gesehen hatte, als er sechzehn gewesen war, hatte er gewusst, dass er sie, und nur sie, sein Leben lang lieben würde. Und dann ... wurde sie aus seiner Umarmung gestohlen, aus seinen Armen gerissen, und man hatte ihn immer wieder angelogen. Ihr neuer Ehemann würde sie nie, nie so lieben, wie er es getan hatte.

Er sah mit wütenden Tränen in den Augen zu, wie sie Hand des Mannes vor ihr nahm, und in ihrer sanften Stimme, die ihn immer zum Schmelzen brachte, sagte: „Ich will ..."

„Nein ...", flüsterte er. „nein ... nein, nein, NEIN! Ich liebe dich, ich habe dich schon immer geliebt! Du kannst nicht .. du kannst nicht ..."Er brach zusammen. Das war es. Seine letzte Chance, das zu bekommen, was er wollte, war vorbei. Niemand würde ihn je lieben. Er hatte immer gedacht, dass er bei ihr in Sicherheit war, aber jetzt nicht mehr. Er war so wütend – er stieß die Kristallkugel vom Tisch, sie flog durch den Raum. Sie zerbrach an der Wand, nicht mehr als eine Rauchwolke und Glasscherben, und als er auf den Boden sank, ein gebrochener Mann, wusste er, dass sein Leben von nun an keinen Sinn mehr haben würde.

Der Raum begann, sich wieder zu drehen, Farben und Lichter und Geräusche zogen undeutlich an ihm vorbei. Er wurde wieder angehoben, hoch, hoch in die Luft, und dann fiel er durch Zeit und Raum, um wieder zu landen. Er war in einem Krankenhaus. St. Mungo. Er saß auf einem der schrecklichen roten Plastikstühle vor einem Raum, in den er nicht durfte, obwohl sie dort drinnen war. Sie lag im Sterben. Er wusste, dass sie niemand retten konnte, aber sein Kind ... seine letzte Hoffnung. Seine letzte Chance.

„Mr. Alrister?"

Er sah verzweifelt auf und sah einen Medizauberer aus dem Zimmer kommen. Blut bedeckte die Vorderseite seines weißen Umhangs.

„Es ... es tut mir Leid", sagte der Zauberer leise. „Ihr Frau ... es gab nichts, das wir noch hätten tun können. Der Messerzauber war viel zu fortgeschritten, als dass man ihn rückgängig hätte machen können."

Also war sie wirklich tot. Aber ... „Mein Baby? Was ist mit meinem Baby?"Er stand auf, und ging dem Medizauberer entgegen, all seine Hoffnungen und seine Träume auf der Antwort des Mannes ruhend. „Ist es ... ist es noch am Leben?"

Der Medizauberer sah stumm auf den Boden. Das war mehr Antwort, als er brauchte. Seine Welt brach um ihn herum zusammen, genau in diesem Moment. Er hatte alles verloren. Seine Frau und sein ungeborenes Kind ... die einzigen Gründe, warum er jeden Morgen aufwachte. Er fühlte, wie etwas in ihm zerbrach, sein Herz in mehr Stücke zersplitterte, als man je zählen könnte. Das war es. Aus und vorbei.

Alles drehte sich wieder, herum und herum, und diesmal noch schneller. Er wurde aus St. Mungo gerissen, aus seinem Körper gerissen, über Zeit und Raum bis er wieder hart landete.

Dunkelheit. Es musste immer dunkel sein, so dunkel wie möglich. Sie mochten das Licht nicht, und wenn Voldemorts teure Haustiere nicht glücklich waren, dann würde jemand sterben müssen.

Er faltete die Arme hinter dem Rücken und hielt sich still. Das war die Regel. Sprich niemals bevor der Dunkle Lord dich anspricht. Voldemort sah durch ein Fenster in der Wand in ein Zimmer dahinter, seine Hände lagen auf der Scheibe, sein schlangenähnliches Gesicht zeigte Faszination und Bewunderung angesichts dessen, was er sah. Harry drehte den Kopf, um es auch sehen zu können. Der Raum hinter dem Fenster war wie immer spärlich beleuchtet, mit roten Licht, so dass die Wärter sehen konnten, aber ihrem Haustier nichts geschah. Ein junges Mädchen, vielleicht noch nicht einmal acht Jahre alt, saß mit ihrem Mahl auf dem Boden. Der Mann, von dem sie sich ernährte, war schon tot gewesen, als er ihr vorgesetzt worden war, aber erst vor kurzem ermordet, so dass sie sein Blut gefahrlos trinken konnte.

„Ist sie nicht schön, Severus?", sagte Voldemort mit leiser Stimme.

Er nickte. „Sehr, mein Lord ...", murmelte er ebenso leise.

Voldemort legte den Kopf schief und fuhr mit den Fingern über das Glas, die Augen voller Verwunderung, als das Mädchen sich daran machte, das Blut von ihrem Opfer zu trinken. „So jung, so unschuldig ... doch so mächtig ... so rein ... so blutdurstig. Sieh dir an, wie sie ihn hält, Severus. Nicht einmal ein lebendes Wesen könnte einem so mächtigen Griff entfliehen."

„Sie sind faszinierend, mein Lord", murmelte er so leise wie möglich. „Eine weit überlegene Lebensform."

„Ja", sagte Voldemort sanft und ein Lächeln kräuselte seine Lippen, als das Mädchen seinen Mund mit dem Handrücken abwischte, um ihre Fangzähne zu säubern. „Ich wusste, dass du meine Liebe für solche Kreaturen teilen würdest ... die Macht, die dieses Mädchen besitzt, kommt der von zehn Zauberern gleich. Und sie ist noch nicht einmal erwachsen. Noch nicht einmal alt genug, um Kinder zu gebären ... aber wenn sie es ist ..."

Und wieder fühlte er, wie er zurückgezogen wurde und dann hoch hinaus, aus dieser Szene hinfort, und drehte sich, bis er in einem schrecklichen orangen Auftrieb auf den Boden traf. Er sah hoch, gerade noch rechtzeitig, um ein Krachen wie von einem Gewehrschuss zu hören, bevor die größte Säule, die das meiste der Zeltleinwand hielt, nachgab. Die gesamte Decke kam näher, fiel, immer weiter herunter, Flammen leckten über die einst herrlichen Farben, die durch das Feuer schwarz übermalt worden waren.

Er würde sterben. Aber seine Schwestern, seine Brüder. Sie konnten leben. Sie hatten noch eine Chance. Die Zeltleinwand kam ihnen immer näher, wurde immer schneller, die Temperatur war nun schon so hoch, dass er es fast nicht mehr aushielt, aber er wusste, dass er seine Familie retten musste. Er sprang zur Seite und wickelte seine Arme um sie, beschützte sie vor den Flammen, und rief ihnen zu, sollen rennen und sich verstecken, als die ersten Flammenzungen an seinem Rücken leckten und die Zeltleinwand nun am Boden war, ihn bedeckte, das brennende Material in seine Haut einriss, ihn bei lebendigem Leib kochte, seine Schwestern und Brüder schrieen, er konnte fühlen, wie die Hitze in ihn eindrang.

Aber dann wurde er wieder in die Luft gehoben, drehte und drehte sich, und dann fühlte er wieder festen Boden unter den Füßen. Aber nun lief er. Er konnte nicht stehen bleiben, um sich umzusehen. Alles was er wusste war, dass es dunkel und kalt war, und dass er verfolgt wurde. Es würde ihn fangen und töten.

Er schrie, Tränen liefen ihm über das Gesicht, und er kämpfte mit seinen Beinen, damit sie schneller wurden, schlug sich an Büschen und Bäumen vorbei, die im Weg waren. Er war Meilen von Zuhause entfernt. Er würde es nie schaffen. Er konnte nicht so schnell laufen.

„DAD!!! MUM!!! HILFE!!!", schrie er, immer mehr Tränen liefen über sein Gesicht, und er hörte, wie es schneller und schneller hinter ihm wurde, sich knurrend durch die Bäume kämpfte. „HELFT MIR!!!!"

Er hörte, wie es sprang, das Rauschen als es durch die Luft sauste, und dann traf es ihn hart am Rücken und er fiel schreiend nach vorne, und wusste, dass es vorbei war. Er wurde hart an der Schulter gepackt und umgedreht, und er schrie, als er in dieses Gesicht sah, Halb-Mann, Halb-Ungeheuer, mit Fell bedeckt und mit rollenden, scharlachroten Augen. Krallen gruben sich in seinen Arm, zogen ihn in Richtung der Fangzähne, und dann schnappten diese Zähne zu.

Sie schienen sofort zu schmelzen, und er wurde nach oben gezogen, herumgewirbelt, und dann wieder auf die Erde geworfen. Er war wieder in den Zirkuszelt. Jemand hatte ihn aus dem Feuer gezogen, aber war zu schwer verbrannt, um weiterleben zu können. Seine Arme und Beine fühlten sich nicht mehr wie Arme und Beine an. Sie waren schwarze Kohlen, kochendes Blut. Er hörte Menschen schreien, weinende Kinder, die Pferde schrieen auch, als sie lebendig verbrannt wurden, gefangen unter dem Zelt. Ein Paar Arme klammerten sich um seinen Hals und hielten in fest, jemand schluchzte in sein Ohr, und seine kleine Schwester zitterte. Sie war fast so schlimm verbrannt wie er. Sie würde ebenfalls sterben. „Ich liebe dich, Peter, ich liebe dich ..."

Er klammerte sich an sie und fühlte, wie das Leben aus seinem Körper tropfte. „Weine nicht, Jilly ... e-erinnere dich an dein Versprechen ... ich werde dich wiedersehen."

Sie hustete. „Ich verspreche es, Peter ...", und dann starb sie in seinen Armen, als das Leben aus ihr gerissen wurde. Er schloss die Augen, und das letzte, das er dachte, bevor er wieder davon gewirbelt wurde, war: „Ich habe es versucht ..."

Hoch, hoch und höher, und dann wurde er wieder nach unten geworfen, diesmal schneller, und er war zu Hause, lag in seinem Bett, sein Teddy fest im Arm. Seine Mum und sein Dad saßen bei ihm. Sie weinten.

„Es ist okay, Remus ..."Seine Mutter hielt ihn fest, schlang ihre Arme um ihn. Sie roch nach frischgebackenem Kuchen, so weich, wie ein großer Haufen Federn, sanft und beruhigend. „Es war nur ein kleiner Biss ... du wirst wieder in Ordnung sein ... ich verspreche es ..."

Er wusste, dass sie log. Es war ein großer Biss. Der Werwolf hatte ihm fast seinen Arm abgerissen. Und er wusste, was es bedeutete, von einem Werwolf gebissen zu werden.

Der Arzt kam wieder ins Zimmer und er hielt ein Glas voll von seinem Blut, das getestet worden war. Der Mann sah seine Mum und Dad ernst an, dann sagte er leise: „Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten ..."

„Sie meinen ... er ist ...", sagte sein Dad.

Der Doktor nickte. „Er wurde infiziert. Er wird für den Rest seines Lebens ein Werwolf sein."

Als seine Mutter in Tränen ausbrach, und er sich an seinen Teddy klammerte und ebenfalls zu weinen begann, fühlte er, wie er zum letzten Mal in die Luft gehoben wurde. Er wirbelte durch Dunkelheit, drehte und drehte sich, schneller und schneller, bis –

Harry saß kerzengerade im Bett, vor Angst zitternd. Er sah sich im dunklen Gryffindor Schlafsaal um, und seufzte vor Erleichterung und schlug die Arme und dem Körper; ihm war kalt und er zitterte, als ob er sich von einer schweren Krankheit erholte. Es war nur ein Albtraum. Das war alles. Es war nicht real. Bleib ruhig ...

Er atmete ein paar Mal tief durch, beruhigte seine Nerven. Alrister ... und Sarah. ER hatte sie tot gefunden. Und dann Snape, als er in die Kristallkugel gesehen hatte und Zeuge der Hochzeit der einzigen Frau gewesen war, die er je geliebt hatte. Und dann Peeves ... Peeves, der gestorben war, nachdem er versucht hatte, seine Familie zu retten. Und Lupin, der vom Werwolf gebissen worden war.

Er streckte die Hand nach dem Wasserkrug aus und nahm ein paar Schlucke. Das war wahrscheinlich der schlimmste Albtraum gewesen, den er je gehabt hatte. Es war schrecklich, so schrecklich, dass er kaum denken konnte. Durch die Dunkelheit erinnerte er sich nur noch mehr an alles, und deshalb streckte der die Hand nach der Lampe aus und knipste sie an.

Er schrie. Jemand stand am Fußende seines Bettes, eine schwarze Gestalt, die fast bis zur Decke reichte, mit verrückten, scharlachroten Augen, die ihn aus der schwarzen Kapuze heraus anstarrten. Er fühlte schreckliche Angst in sich hochsteigen und lehnte sich zurück, um möglichst weit weg zu kommen, und sah sich nach den anderen Jungen um – sie waren alle tot. Er konnte das Messer sehen, das in Rons Hals steckte. Er rief: „RON!!!! RON!!!!", aber es war zu spät. Voldemort hob erneut seinen Zauberstab, richtete ihn auf Harrys Herz und flüsterte: „Avada Kedavra ..."

Ein grüner Lichtblitz erhellte den Raum, Harry schrie wieder und –

Er schrie noch immer, als er endlich und wirklich aufwachte, so verängstigt, dass er nicht richtig denken konnte. Er zitterte, Tränen rannen über sein Gesicht und er schrie und schrie. Er nahm Bewegung um sich herum wahr und Ron riss die Vorhänge seines Bettes zurück und starrte ihn erschrocken an. „WAS?! WAS IST LOS?!"

Harry konnte das Bild von Ron nicht vergessen, wie er in seinem Bett gelegen hatte, seine Augen und sein Mund offen, das Messer in seinem Hals. Er konnte nicht aufhören zu schreien. Er rollte sich in einen Ball zusammen, wippte vor und zurück, Tränen strömten über sein Gesicht, und er zitterte so stark, dass er weder seine Arme noch seine Beine fühlen konnte. Er stellte sich vor, wie sie verbrannt waren, angeschwärzt vom Feuer und starben und schrie noch lauter.

Seamus, Dean und Neville waren inzwischen auch wach und starrten sie aus ihren Betten heraus an. „Was ist los?", fragte Neville und erblasste.

„Wir brauchen einen Lehrer", sagte Ron mit zitternder Stimme. „Ihr drei bleibt bei ihm, redet mit ihm, kühlt seine Stirn mit Wasser, ich werde McGonagall holen!"Er eilte durch das Zimmer, riss die Tür auf und rannte die Treppe hinunter. Unten im Gemeinschaftsraum waren schon Schüler.

„Was ist los?", sagte ein Drittklässler mit großen Augen. „Was ist passiert? Wer schreit?"

Ron stieß die Schüler unsanft zur Seite und ging auf die Tür zu. „Wir brauchen einen Lehrer, es ist etwas – "Er stieß das Portraitloch auf und wollte gerade hinausgehen, als er draußen etwas im Halbdunkel sah. Das Licht aus dem Gryffindor Gemeinschaftsraum kroch langsam über den Boden und zeigte eine Figur, die vor dem Portraitloch auf dem Boden lag, ein großer Wandteppich auf ihr. Ron schluckte.

Es war Professor Snape.

„Was ist hier los?", sagte eine Stimme von draußen und Schritte näherten sich. Professor McGonagall erschien am Ende des Korridors, ihr Haar in einem festen Knoten und in einen karierten Morgenmantel gehüllt. „Was soll die ganze Aufregung? Ich sehe nicht, warum – "

Ihr Blick fiel auf Snape, der unter dem Wandteppich lag, seine Augen geschlossen, seine Hand lag schlapp auf dem Boden. Sie schlug eine Hand vor den Mund.

„Grundgütiger ... Mr. Weasley, beeilen Sie sich, gehen Sie zum Büro des Direktors! Das Passwort ist ‚Keksteig' und bringen Sie ihn sofort hier her!"Sie lief den Korridor entlang und kniete sich neben Snape und legte die Hand an seinen Hals. „Oh, Gott sei dank ... ich fühle noch einen Puls ..."Sie sah auf. Hermine stand am Portraitloch, ihre Augen vor Schrecken geweitet. „Miss Granger? Wer schreit dort drinnen?"

„Es ist Harry, Professor", sagte sie zitternd. „Er schreit nur, er will nicht aufhören, er will uns nicht sagen, was los ist ... was ist mit – "

McGonagall schüttelte den Kopf und sah hinab auf Snapes bewusstloses Gesicht. „Ich weiß es nicht, Miss Granger, ich weiß es nicht."

Das gesamte Haus war inzwischen wach und versuchte herauszufinden, was los war. Alle waren blass und verängstigt. Professor McGonagall ordnete Hermine und alle anderen Vertrauensschülern an, bei Professor Snape zu bleiben, während sie nach drinnen ging und die Treppe hinauf eilte.

Harry schluchzte noch immer, atmete nur noch stoßweise und zitterte stark. Seamus und Dean versuchten ihn zu beruhigen, während sich Neville an die gegenüberliegende Wand presste, zu verängstigt, um etwas tun zu können.

„Finnigan, Thomas, was ist mit ihm los?", sagte McGonagall und kam zu ihnen herüber.

„Voldemort", brachte Harry hervor. „Voldemort, er war h-hier ..."

„Es war ein Albtraum, Potter", sagte McGonagall beruhigend. „Nichts anderes. Voldemort ist bestimmt nicht hier im Schloss."

Harry schüttelte den Kopf und wiegte sich immer noch von einer Seite zur anderen. „Holen Sie Sn-Snape, und Lupin, und P-Peeves, ich werde b-beweisen, dass es nicht nur ein A-A-Albtraum war."

Professor McGonagall sah Dean an. „Thomas, gehen Sie zu Professor Lupins Büro und bringen Sie ihn her. Peeves – wir können ihn nicht herbringen, Potter, er – "

Plötzlich glitt etwas weißes durch die andere Wand und Peeves, der Poltergeist, erschien, von Ohr zu Ohr wegen der Aufregung grinsend. „Sie haben gerufen, Madam?", sagte er in seiner öligen Stimme.

„Wir brauchen dich für ... etwas, Peeves", sagte sie. „Potter, beruhigen Sie sich. Es war ein Albtraum."

Harry öffnete die Augen, sah Peeves an, und mit einer Stimme, die noch voller Tränen war, sagte er leise: „Ihr N-Name war Jilly ... sie war die einzige außer dir, die l-lebend aus dem Feuer kam, die anderen sind a-alle gestorben, als das Z-Zelttuch herunterfiel ... und du h-hast ihr gesagt, sie solle sich an das V-Versprechen erinnern ..."

Peeves sah ihn scharf an. Er hatte noch nie in seinem Leben so erschrocken ausgesehen, als er Harry überrascht, verängstigt ansah. „Wie – Wie weißt du es – "

„Ich war da", schluchzte Harry, wiegte sich vor und zurück, die Arme noch um ihn gewickelt, als klammere er sich an das Leben. „Ich h-hab alles gesehen ... und Lupin, und Snape, und A-Alrister ... ich hab es gesehen ... i m-muss mit Professor Sn-Snape reden ..."

McGonagall schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt, Potter ... kommen Sie schon, wir bringen Sie hier raus. So ist es gut, vorsichtig, wir werden zum Direktor gehen und uns um Sie kümmern."Sie half ihm vom Bett, obwohl er wegen seiner zitternden Beine kaum gehen konnte. Jedes Mal, wenn er das Ende seines Bettes ansah, sah er einen Moment lang fast wieder die bis zur Decke ragende, schwarze Gestalt, und dann Ron, der mit dem Messer in seinem Hals im Bett lag. Er zitterte, fühlte sich, als würde er sich gleich übergeben müssen, als McGonagall, Seamus und Neville ihn nach unten brachten.

Alle im Gemeinschaftsraum kamen nach vor und fragten, was denn los sei. McGonagall schickte sie davon, brachte Harry zu einem Lehnstuhl am Feuer und drückte ihn hinein. „Atmen Sie ruhig, Potter. Einfach Entspannen."

Peeves folgte ihnen und einige Schüler schrieen und wichen vor ihm zurück, doch er schien heute nicht daran interessiert zu sein, sie zu erschrecken. Er schwebte zu ihnen hinüber, hielt hinter McGonagall an und sah Harry mit verengten Augen an. „Was meint er damit, er hat es gesehen?", fragte er McGonagall.

„Er hatte einen Albtraum, Peeves", sagte sie.

„Es war kein Albtraum!", rief Harry. „Es war real, es ist alles passiert!! Ich muss zu Professor Snape!!"

Ron kletterte durch das Portraitloch, gefolgt von Seamus, Professor Dumbledore und Lupin. Der Direktor sah sehr ernst aus, doch Lupin schien nur verwirrt zu sein.

„Was ist passiert, Minerva?", sagte er.

Ron ging zu seinem Cousin und packte ihn an den Handgelenken. „Harry? Alles in Ordnung? Was ist passiert, was war los?"Der Rest des Hauses kam nun wieder näher, wollte alles wissen, doch Peeves kam ihnen entgegen und sie wichen zurück um Dumbledore und Lupin durch zu lassen.

Harry wollte gerade erzählen, was passiert war, doch dann sah er aus den Augenwinkeln, wie Hermine und die anderen Vertrauensschüler Professor Snape hereinschweben ließen. Harrys Augen weiteten sich vor Angst. „Was ist passiert?"

„Er ist am Leben, Harry", sagte Dumbledore. „Es scheint, dass ein Wandteppich in einem sehr unpassenden Augenblick auf ihn gefallen ist. In ein paar Stunden wird es ihm wieder gut gehen."Er kniete sich vor Harry hin und sah ernst in seine Augen. „Ich will, dass du mir sagst, was passiert ist, Harry, und kein Detail ist unwichtig."

Harry hörte, wie seine Lippen zu sprechen begannen, während McGonagall die neugierigen Gryffindors davon scheuchte, obwohl er sich nicht erinnern konnte, dass er die Worte sagen wollte. Er erzählte Dumbledore, wie er eingeschlafen war, Alrister gewesen war, der nach Hause kam und seine schwangere Frau tot auf dem Boden gefunden hatte, dann Snape, der zusah, wie eine Frau geheiratet hatte und wusste, dass sein Leben keinen Sinn mehr hatte, dann Alrister, der erfuhr, dass sein Kind tot war und Voldemort mit dem kleinen Vampirmädchen. Er sah Peeves an, und die Geschichte, vom Tod des Poltergeists flog von seinen Lippen, und dann Lupin, als er gebissen wurde und der Arzt gesagt hatte, dass er immer ein Werwolf bleiben würde. Dann kam der schlimmste Teil. Er erzählte Dumbledore, wie er geglaubt hatte, er wäre aufgewacht, und Voldemort am Ende seines Bettes gesehen hatte als er das Licht angeschaltet hatte, und Ron, tot, mit dem Messer in seinem Hals. Als er geendet hatte, sahen die anderen genauso verängstigt aus wie er. Lupin kam zu ihm herüber und legte seine Arme um Harry. Harry schluchzte nur in seine Schulter.

„Es scheint, dass Lord Voldemort dir diesen Albtraum gegeben hat, Harry!, sagte Dumbledore leise. „Ein Sammlung der schlimmsten Erinnerung von Menschen um dich. Ich nehme an, Harrys Details waren korrekt?", fügte er hinzu und sah Peeves und Lupin an. Beide nickten. „Aber mach dir keine Sorgen, Harry. Es war alles nur ein Albtraum. Alles in der Vergangenheit."

„Was ist mit dem Ende?", sagte Harry zitternd und klammerte sich immer noch an Lupin.

„Es war ein Albtraum", wiederholte Dumbledore.

Hermine und Ron kamen nach vor und umarmten Harry ebenfalls. Er saß nur still da, Tränen noch immer im Gesicht, als alle drei, die ihre Arme um ihn hatte, versuchten, ihn zu beruhigen. Aber jedes Mal, wenn er ruhig war, kam dieses Bild von Voldemort an seinem Bett zurück, und er zitterte wieder.

Dumbledore trat leise zurück und sah sie ein paar Augenblicke an, bevor er sagte: „Ich würde alle außer Harry bitten, den Raum zu verlassen. Ich muss alleine mit ihm reden."McGonagall nickte und wollte Snape hinausschweben lassen, aber Dumbledore fügte hinzu: „Ich bin sicher, dass Severus nicht in der Lage ist, uns zu belauschen, Minerva. Lassen Sie ihn bitte hier."

Hermine küsste Harry auf die Wange und Ron gab ihm eine letzte unterstützende Umarmung, bevor er McGonagall hinaus folgte. Lupin murmelte: „Das wird schon wieder", bevor er ebenfalls ging. Peeves war bereits verschwunden. Dumbledore schloss das Portraitloch und die Türen zu den Schlafsälen, dann ging er zu Snape und zog seinen Zauberstab. Nach ein paar gut gewählten Worten sah Harry, wie Snape Augen sich langsam öffneten, ein leises Stöhnen folgte und dann wachte er zitternd auf. „Potter!"

„Beruhige dich, Severus. Harry ist hier."Dumbledore wies mit der Hand auf Harry, und er stand auf und ging ein wenig zittrig zu Snape hinüber. Dumbledore sah auf seinen Professor hinab. „Was ist passiert?"

„Ich ..."Snape sah sich verschwommen im Gryffindor Gemeinschaftsraum um, runzelte die Stirn und versuchte, sich zu erinnern. „Ein kalter Schauer weckte mich. Ich dachte mir nichts dabei – sie sind nicht ungewöhnlich. Potter hat viele Albträume."Er wandte den Blick zur Decke und starrte sie nachdenklich an. „Aber sie kamen immer wieder. Ich beschloss, dass ich nachsehen sollte, nur um sicher zu sein, dass er nicht im Schlaf ermordet wurde. Ich fand das Portrait vor dem Gryffindorturm, und stritt gerade mit dem Portrait, weil es mich nicht einließ, als ..."Er schüttelte den Kopf.

„Ein Wandteppich auf dich fiel", sagte Dumbledore leise. „Ich denke, Mr. Ronald Weasley fand dich darunter liegend vor dem Portraitloch."

Snape wandte seinen Blick Harry zu. „Was war los, Potter?"

„Ich ... es war ...", sagte Harry. Es war schwer zu erklären. „Ich bin eingeschlafen und Voldemort kam in meine Gedanken ... er ... er zwang mich, die schlimmsten Erinnerungen von Menschen um mich zu erleben ... ich ... ich sah Sie. Und das kleine Vampirmädchen. Und wie die Frau geheiratet hat."

Snape Augen blitzten ein wenig. Er wandte den Blick einen Moment lang ab, und wollte sich aufsetzen, doch gab dann einen kleinen Schmerzensschrei von sich. Er packte seinen rechten Arm, das Gesicht verzerrt vor Schmerz. „Mein Arm ..."

„Gebrochen?", sagte Dumbledore.

Snape nickte verschwommen. „Wahrscheinlich."

„Harry, ich will, dass du und Professor Snape beide in den Krankenflügel geht", sagte Dumbledore. „Madam Pomfrey wird sich um euch beide kümmern können."

Harry stand auf und half Snape auf die Beine. Er wollte Snapes unverwundeten Arm nehmen, um ihn zu stützen, doch Snape sagte: „Lass los, Potter", und Harry ließ die Arme fallen. Sie verließen den Gryffindorturm und Ron sah aus, als wolle er bei Harry bleiben, doch Dumbledore rief sie alle herein und schickte sie ins Bett. Harry murmelte Ron und Hermine: „Nacht", zu, als sie vorbeigingen, aber das war es.

Snape und Harry machten sich auf den Weg in den Krankenflügel. Harry war wie betäubt von Schrecken und emotionaler Erschöpfung von allem, was er gesehen hatte, und deshalb musste Snape Madam Pomfrey erklären, was geschehen war. Sie wies den beiden Betten zu, sagte ihnen, sie sollen sich hinlegen und ging davon, um die Ausrüstung zu suchen, die sie brauchte, um Snapes gebrochenen Arm zu heilen.

Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Er lag nur auf seinem Bett und starrte die Decke an. Er wünschte sich, Ron, Hermine und Professor Lupin wären noch hier. Er brauchte jemanden, mit dem er reden konnte, und Snape schien nicht gerade in guter Laune zu sein. Harry wusste, dass er jetzt nicht schlafen konnte. Er dachte nicht, dass er jemals wieder im Dunkeln schlafen könnte. Er fühlte sich wie ein Kind, das einen Albtraum gehabt hatte, und nichts anderes wollte, als ins Zimmer der Eltern zu laufen und bei ihnen im Bett zusammengerollt zu schlafen.

Er schlang seine Arme um seine Schultern und sah die leere Station entlang. Vielleicht schickte Voldemort ihm die Albträume als ein Zeichen. Eine Warnung, dass er nicht immer ruhig bleiben würde. Sogar die Erinnerung an Quidditch war jetzt nicht genug, um ihn zu beruhigen, und alles, was er tun konnte, war ruhig zu liegen und zuzusehen, wie Madam Pomfrey Snapes Arm heilte, ihm sagte, er solle sich ausruhen und dann davon ging.

Snape sah ihn an, als sie in ihrem Büro verschwand. „Potter."

Harry erwiderte seinen Blick. „Was? Sir?"

„Du siehst besorgt aus."

„Ich bin besorgt."Er seufzte leise und zog die Bettdecke bis zu seinem Kinn hoch. „Ich will nicht schlafen. Es ... es war einfach so ..."

Snape nickte. „Ich ... ich verstehe, Potter. Denk einfach nicht daran."

„Das ist Ihre Antwort auf alles", sagte Harry düster.

„Es hat für mich sechsunddreißig Jahre lang funktioniert", sagte Snape verschwommen und drehte sich im Bett um. „Es gibt Dinge, über die man besser nicht nachdenkt."

Harry sah nachdenklich seine Bettdecke an. „Professor?"

„Was, Potter?", gähnte Snape.

„Wie lange ist die Erinnerung mit dem Vampirmädchen her?", sagte Harry.

Snape antwortete einen Moment lang nicht, dann sagte er: „Zwei Jahre."

„Also ... ist sie jetzt ungefähr zehn."

„Elf. Warum, Potter?"

„Ich habe nur ... versucht herauszufinden, wie lange wir noch haben", sagte Harry leise.

„Wie ich schon sagte, Potter. Denk nicht daran."

Harry war davon nicht beruhigt. Er beobachtete Snape einen Moment lang, dachte nach und sagte dann: „Warum waren es diese vier Menschen? Warum Sie, Lupin, Alrister und Peeves?"

Snape antwortete mit ruhiger Stimme: „Ich denke, dass diese vier Menschen großen Einfluss auf dein Leben haben."

„Peeves?", sagte Harry und zog die Augenbrauen hoch.

Snape grinste. „Sag mir, Potter, wenn dir das nächste Mal jemand einen Besuch im Zirkus anbietet, was wird deine Reaktion sein? Oder wenn du das nächste Mal einen Clown siehst?"

Harry verstummte einen Moment lang und murmelte dann: „Ja ... aber ... Sie können jetzt nicht zurück zu Voldemort. Er weiß, dass Sie Einfluss auf mein Leben haben. Er weiß, dass Sie zu Dumbledore stehen."

Snape schüttelte den Kopf. „Nein. Ich kenne den Fluch, den er benutzt haben muss, um dir diesen Traum zu schicken. Er ist ziemlich einfach, aber hat großen Effekt. Er hat nicht gesehen, was du geträumt hast."

„Wieso wissen Sie das?", sagte Harry. „Wie können Sie sicher sein? Was, wenn er es gesehen hat?"

„Ich weiß es einfach, Potter", sagte Snape. „Ich habe diesen Fluch schon so oft gesehen. Ich kann ihn sofort erkennen."

„Wo haben Sie ihn schon gesehen?", fragte Harry; er wollte unbedingt wissen, wie sicher Snapes Beruhigung war.

Snape sah die Decke an, seine Augen ein ganz klein wenig verengt. „Er arbeitet am besten, wenn er von einem Zauberer ausgeführt wird, der Legilimentik beherrscht. Der Dunkle Lord involviert sich nicht selbst in solch einfache Dinge, und deshalb lässt er immer einen Todesser die Sache in seine Hände zu nehmen."

„Sie", sagte Harry leise.

Snape wandte sich um. „Du solltest jetzt schlafen, Potter."