HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX
Von The Velvet Ghost / Übersetzung von Christa Potter
A/N: Okay, ihr habt mich überzeugt. Ich werde (zumindest vorerst) die Geschichte weiter übersetzen. Vielen dank für eure Reviews. Ihr habt mir gezeigt, dass die Geschichte gelesen wird und, dass sie euch gefällt. Warum könnt ihr denn nicht bei jedem Kapitel so viele Reviews schreiben? Natürlich schreibe ich nicht, damit ich Reviews bekomme, sondern weil es mir Spaß macht, aber die Reviews sind eine sehr schöne Aufmunterung. Ich stecke nämlich wirklich viel Arbeit in diese Übersetzung, die längsten Kapitel werden an die achttausend Wörter haben, und da sitze ich schon ein paar Tage an einem Kapitel. Und zu guter Letzt möchte ich noch sagen, dass dieses Kapitel ausnahmsweise von mir selbst beta-gelesen wurde, damit es früher fertig ist. Eine ordentlich korrigierte Version kommt dann in ein paar Tagen.
KAPITEL 22 – Der Letzte Tropfen Des Blutes
Harry verbrachte die nächsten beiden Tage im Krankenflügel und erholte sich in Ruhe und Frieden. Madam Pomfrey stellte eine Ruhekerze neben sein Bett und gab ihm Zaubertrank für traumlosen Schlaf, deshalb schlief er den Großteil der Tage und hatte seine wohlverdiente Ruhe. Niemand besuchte ihn am Samstag, aber als er am Sonntag Morgen aufwachte, sah er Ron, Hermine, Neville, Luna, Ginny, Ernie, Kainda, Cho und Draco neben seinem Bett sitzen, die ihn alle genau beobachteten.
„Harry?", sagte Cho leise.
Harry blinzelte ihr entgegen und wünschte sich, sein Haar wäre nicht so unordentlich. „Hi."
„Wie geht's dir?", sagte Ron und schlug Cho ein wenig beiseite.
„Gut", sagte Harry. Er rieb sich die Stirn und Ron sah ihn verwirrt an.
„Was ist mit deinen Augen los?"
Harry warf einen Blick in den Spiegel neben seinem Bett und sah, dass seine Augen den selben bronzenen Ton wie Alristers angenommen hatten. „Die Ruhekerze verändert ihre Farbe. Macht euch deswegen keine Sorgen."Er blickte in die vielen Gesichter, die ihn ansahen und sagte: „Warum seid ihr alle hier?"
„Wir sind gekommen um zu sehen, ob es dir gut geht", sagte Neville. Er sah immer noch ein wenig besorgt aus.
Harry setzte sich auf und schüttelte seine Kissen, damit er sich an etwas weiches lehnen konnte. „Danke, Leute ..."
„Wie fühlst du dich?", sagte Hermine freundlich.
Er nickte leicht. „Besser. Tut mir Leid, dass ihr euch alle wegen mir Sorgen gemacht habt ..."
Ein allgemeines Murmeln, dass es nichts ausmachte, ging durch die Runde. Sie blieben etwa eine Stunde, alle sprachen mit ihm, und beschwerten sich, dass es ohne ihn wirklich langweilig war. Luna gab ihm, scheu lächelnd, eine Ausgabe des Klitterers, Draco hatte die Details über das nächste Quidditch Spiel für ihn aufgeschrieben, Hermine war so freundlich gewesen, seine Hausaufgaben für ihn mitzunehmen, damit er keine Ausrede hatte, warum er sie nicht erledigen konnte, und Cho umarmte ihn mitfühlend. Als Madam Pomfrey endlich herüberkam und sagte, dass es Harry offenbar schon viel besser ginge und er den Krankenflügel verlassen konnte, hätte er nicht glücklicher darüber sein können. Er zog sich hinter einem Vorhang um und dann gingen sie alle zum Abendessen; es gab Chinesisches Essen und danach Kirschkuchen. Harry fühlte sich den ganzen Abend ziemlich gut, spielte mit Ron im Gemeinschaftsraum Schach und stritt mit Hermine, damit sie ihm bei den Hausaufgaben half, aber als zehn Uhr näher kam, verebbte das glückliche Gefühl in ihm ziemlich schnell.
Hermine bemerkte, dass etwas nicht stimmte, und sagte: „Was ist los, Harry?"
Er war einen Moment lang still und sagte dann: „Ich muss zu Bett gehen ... ich ... ich will nicht. Es fühlt sich falsch an, nach oben zu gehen. Als wäre er noch dort und wartet auf mich."
Ron sah ihn unterstützend an. „Komm schon, Harry ... es war nur ein böser Albtraum, aber er war nicht echt."
Harry schüttelte den Kopf. „Ich will nicht hinaufgehen."
Hermine und Ron sahen sich besorgt an, dann setzten sie sich, jeder auf eine Seite, neben Harry auf das Sofa. Hermine legte einen Arm um ihn und umarmte ihn wie eine Schwester, während Ron ihm sanft auf die Schulter klopfte. Harry wünschte sich fast, dass er die ganze Nacht mit ihnen aufbleiben konnte und nie wieder schlafen müsste. Der Schlaf war ein beängstigender Gedanke. Madam Pomfrey hatte ihm eine ganze Flasche Zaubertrank gegen Träume gegeben, aber er wusste, er würde ihm nicht helfen.
„Armer Harry ...", sagte Hermine. „Es war wirklich schlimm, nicht wahr?"
Er nickte traurig. Ron sah einen Moment lang nachdenklich aus, als hätte er gerade die Inspiration seines Lebens gehabt. Harry starrte ihn an. „Was?"
„Ich komm gleich wieder", sagte Ron und verschwand dann auf der Treppe zu ihrem Schlafsaal.
Hermine klopfte Harry sanft auf den Rücken. „Komm schon, Harry ... lass das Licht eingeschaltet und die Tür offen. Lies ein Buch, geh sicher, dass du wirklich ruhig bist und du wirst gleich einschlafen."
Harry schüttelte wieder den Kopf. „Du hast es nicht gesehen ... du hast Alristers Frau nicht gesehen, oder den Vampir, oder den Werwolf, oder das brennende Zirkuszelt. Du warst nicht da". Er seufzte. „Tut mir Leid, Hermine ... ich weiß, du willst mir nur helfen."
Sie lächelte freundlich. „Ist schon okay, Harry ... ich – "Aber sie wurde von einem lauten, aber sanften Geräusch von der Treppe unterbrochen und dann rollte Bettwäsche die Treppe hinunter und fiel, wie riesige Marschmallows, auf den Boden. Ron kämpfte sich grinsend hindurch.
„Wir werden hier schlafen", sagte er fröhlich. „Wir machen ein Nest auf dem Sofa und schlafen im Gemeinschaftsraum. Wie eine lange Übernachtungsparty."
Hermine runzelte die Stirn. „Ich denke nicht, dass mir das gefällt."
Ron zog ein paar Kissen zum Sofa und begann, das Nest zu bauen, und stahl dann alle Kissen von den Lehnstühlen. „Gut, geh ins Bett. Ich bleibe bei Harry. Dir ist er vielleicht egal, aber mir nicht."
„Oh Ron, natürlich ist er mir nicht egal, es ist nur – "
„Gut", sagte Ron und zog nun die Bettdecken herüber. „Dann geh eben. Schlaf gut."
Sie hielt inne, sammelte dann ihr Zaubertrankhausaufgaben ein und sagte mit einem Seufzer: „Gut, ich gehe und hole meine Feder. Aber wenn wir in Schwierigkeiten kommen – "
„ – dann sagen wir McGonagall, warum wir es machen, und wenn sie uns ins Bett schickt, ist sie wirklich gemein", sagte Ron.
Harry konnte nicht anders als dankbar lächeln. „Danke, Ron."
„Hey, wozu hat man dritte Cousins?", sagte Ron grinsend.
„Einmal entfernt", rief Hermine, bevor sie die Treppe hoch lief.
Ron rollte die Augen und beide mussten grinsen, ließen sich dann auf beide Seiten des Sofas fallen und kuschelten sich unter die Decken. Ron suchte einen Moment lang in seiner Tasche herum und nahm eine große Tüte Bertie Botts Bohnen heraus. „Fred und George haben sie mir heute geschickt. Ich denke, die wären jetzt nett, oder?"Er öffnete die Tüte und hielt sie Harry hin. „Bohne, Cousin?"
Harry grinste wieder und nahm dankbar eine Bohne. Hermine kam ebenfalls bald zurück und die drei saßen gemeinsam in ihren Pyjamas vor dem Feuer (Ron und Harry zogen sich hintereinander im Bad um) und redeten noch eine Ewigkeit, bis sie endlich einschliefen.
Als Harry aufwachte, war der Himmel vor dem Fenster noch immer schwarz bemalt und hier und da mit einem glitzernden Stern versehen. Zuerst wunderte er sich, warum er aufgewacht war und sah sich verängstigt im Raum nach einem Hinweis einer dunklen Gestalt um, aber er sah nichts. Er zwickte sich kräftig in den Arm, und es tat wirklich weh. Kein Traum.
Ron schnarchte laut neben ihm im Nest, sein war Mund offen, und jedes Mal, wenn er ausatmete, blies er eine Speichelblase. Hermine war ihm gegenüber in den Decken zusammengerollt, und murmelte im Schlaf etwas über den faszinierenden Unterschied zwischen Verwandlung und Ummodellierung. Harry lächelte. Er war nicht wirklich überrascht, dass Hermine im Schlaf genauso eine Alleswisserin war, wie wenn sie wach war.
„Fwiiiiiiiiii!"
Er sah auf und erblickte Cupid, der von seiner Stange herüber flatterte, sich auf das Sofa setzte und ihn anstarrte.
„Fwiiii, fwiiii!"
„Was? Was ist los?"
Cupid schlug mit den Flügeln. „Fwwwwwiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii"
„Okay, okay, hör auf zu fwii-en. Was ist los? Willst du etwa jetzt gefüttert werden?"
Er hätte schwören können, dass Cupid den Kopf schüttelte, dann wieder mit den Flügeln schlug und nervös herumhüpfte.
Harry stöhnte, befreite sich aus dem Nest und ging zu Cupid hinüber. Cupid sprang auf seinen Arm, noch immer unruhig und noch immer laut singend. Seine Krallen zogen an Harrys Pyjama und wiesen ihn in Richtung Tür.
„Was? Da draußen ist kein erschlagener Lehrer, oder?"
„Fwiiiiiiii", rief Cupid ungeduldig.
Harry ging langsam auf die Tür zu. Cupid trillerte ihm zu, zog ihn davon und kniff ihn in die Hand. Harry streckte die Hand aus und stieß das Portrait auf. „So. Was nun?"
Cupid verließ seine Hand, flatterte davon und ließ sich dann auf einer steinernen Statue nieder. Der Falke sah ihn scharf an. Harry seufzte.
„Ich kann dir nicht folgen. Ich bekomme sicher Schwierigkeiten."
Cupid legte den Kopf auf eine Seite. Harry sah in diese verblüffenden, kleinen Augen und wünschte sich, dass der Falke nicht so süß wäre.
„Komm wieder herein und beruhige dich. Ich werde jetzt nicht mit dir spazieren gehen. Es ist dunkel und kalt."
„Fwiii ..."
„Nein, Cupid."
„Fwiii ... fwiiiiiiii ..."
Harry runzelte die Stirn. Cupid hatte ihn noch sie zuvor so angesehen. Er sah sich im Gemeinschaftsraum um, dann wieder den Falken, der den Kopf noch immer auf eine Seite gelegt hatte.
„In Ordnung. Aber wenn du mich auf einen Spaziergang einlädst, weil du mir einen tote Maus oder ein Gemälde zeigen willst, das dir nicht gefällt, bist du in Schwierigkeiten."Er hob seine Tasche vom Boden auf und suchte darin nach seinem Tarnumhang. Er hatte ihn jetzt immer mit, nur für den Fall, und er war froh, dass er es tat. Er zog ihn über, steckte seinen Zauberstab in die Tasche, trat dann auf den dunklen Korridor und schloss das Portrait hinter ihm.
Cupid trillerte ihm zufrieden zu. Harry runzelte die Stirn. „Ja, ja. Was nun? Wohin gehen wir?"
Der Falke hüpfte schnell vom Kopf der Statue, schlug ein paar Mal mit den Flügeln, als wolle er sich aufwärmen, und dann, mit einem Klackern seiner Krallen, erhob er sich in die Lüfte und glitt, einer braunen Fledermaus gleich, den Korridor entlang. Harry lief ihm schnell nach, versuchte, seine Schritte leise zu halten, nur für den Fall, dass ein Vertrauensschüler oder ein Lehrer in der dunklen Ecke stand.
„Cupid!", zischte er. „Cupid, komm zurück!"
Der Falke hörte nicht zu, sondern flog nur durch die Dunkelheit. Harry lief schneller, begann schon zu keuchen, und fragte sich, was Cupid wirklich wollte – aber als er in den nächsten Korridor bog, erkannte er es. Cupid trillerte leise, und flatterte auf die Schulter einer Person, die am Boden lag.
Harry ging nach vor, fragte sich, wer es wohl war, und es dauerte einige Sekunden, bis er ihn erkannte.
„Draco?"
Draco sah auf und Harry merkte, dass Tränen langsam über sein blasses Gesicht liefen. „Harry?", sagte er mit erstickter Stimme, nicht in der Lage, den anderen Jungen im Korridor zu sehen. Seine blassen Augen wanderten umher.
„Was ist los?", fragte Harry, ging näher und kniete sich neben Draco. Draco sah sich verängstigt um. „Ich bin es. Ich bin nur unsichtbar."Er zog den Umhang von seinem Gesicht und Dracos Augen weiteten sich.
„Was machst du hier?"
„Cupid hat mich hergeführt. Nun bist du dran ... was ist mit dir los?"
Draco schüttelte den Kopf. „Es ist ... es ist nichts ... ehrlich."Harry bemerkte, dass er einen Brief mit der Hand umklammerte. „Ich war nur ... ich wollte zu Professor Snape ... oder Professor Dumbledore ... oder ... irgendjemand ... und ich ..."Er wies verschwommen mit der Hand umher. Immer mehr und mehr Tränen liefen über sein Gesicht. Harry sah nach unten und bemerkte, dass Bissspuren von kleinen, scharfen Zähnen auf seinem gesamten Knöchel verteilt waren.
„Was ist passiert?", fragte er und seinen Augen weiteten sich.
„Eine Ratte", sagte Draco und wischte sich die Augen. „Ich ziehe sie an, weil – "Er verstummte, als hätte er etwas falsches gesagt, und konzentrierte sich dann nur noch auf das Atmen.
„Warum?", sagte Harry. „Was ist los? Und warum bist du hier und hast nach einem Lehrer gesucht?"
Dracos freie Hand wanderte zu seinem Anhänger, schloss sich fest um ihn, seine andere Hand hielt noch immer das Papier. Harry griff danach, und Draco hielt ihn nicht davon ab, seine Finger davon zu lösen und es zu nehmen.
„Dieser Brief ist nur für die Augen von Draco Ryu Salazar Malfoy bestimmt", las er. Er hielt inne und sah Draco an. „Dein Mittelname ist Salazar? Das ist einfach ... dreckig, nur mit s."
„Oh, Mann, danke vielmals, Potter! Wenn ich das nächste Mal geboren werde, frage ich einfach nach einem anderen Mittelnamen, okay?", sagte Draco wütend.
„Okay, okay, der Punkt geht an dich ..."Harry wandte sich wieder dem Brief zu und las weiter. „Sehr geehrter Mr. Malfoy. Mit tiefem Bedauern teilen wir Ihnen mit, dass das oberste Gericht Sie zum einzigen Erben der Familie Malfoy ernannt hat."Harry runzelte die Stirn. „Was meinen die – der einzige Erbe? Was ist mit deiner Mutter?"
Draco wies mit der Hand auf den Brief, wischte sich wieder über die Augen und bedeutete Harry, er solle weiterlesen.
Harry wandte sich wieder dem Brief zu. „Diese Entscheidung folgt daraus, dass Narcissa Malfoy seit nunmehr zwei Monaten als vermisst gilt. Vielleicht ist Ihnen bewusst, dass ein Zauberer oder eine Hexe, wenn er oder sie zwei Monate lang vermisst wird, gesetzlich für – "Er verstummte angesichts des nächsten Wortes. „ ...tot erklärt wird."
Draco wischte sich verzweifelt über die Augen, aber die Tränen waren jetzt schon zu viele. „Ich hab d-den Brief gerade bekommen ... und ich m-musste es jemandem sagen ... ich bin ... ich bin eine Waise. Meine Mutter ist für tot erklärt worden."Draco sah Harry mit Verzweiflung in den Augen an. „Ich bin der letzte aller Malfoys. Wenn sie nicht mein Haus und alles genommen hätten, wäre ich jetzt der Erbe der Malfoys. Und ... und ich bin alleine. Ich bin so alleine."
Harry legte ihm beruhigend den Arm auf die Schulter. „Komm schon, das wird wieder ... jemand wird dich sicher aufnehmen ..."
Draco schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, seine Tränen abzuwischen. „Niemand will einen Malfoy. Ich werde in ein verrottetes Waisenhaus der Muggel kommen."Er legte sich zitternd eine Hand über die Augen. „Es ist hier schon schlimm genug, ich meine, niemand außer dir mag mich, ich muss mit Zabini zurechtkommen, der mein Leben zur Hölle macht, jeden Monat wollen die Tiere mich umbringen ... ich hasse mein Leben. Ich hasse es so sehr."
Harry sah fragend in seine Augen. „Warum wollen die Tiere dich umbringen?"
Draco wandte den Blick ab. „Es ist egal, Potter, alles ist egal."
„Sag es mir."
„Nein ..."
„Sag es mir."
„Ich hab schon gesagt, ich will nicht – "
„Sag es mir oder ICH werde dich umbringen."
Draco schloss die Finger wieder fest um seinen Anhänger. „Potter, du würdest nicht verstehen ... meine ... meine Familienherkunft ist ... anders als ... als die Öffentlichkeit denkt. ..."
„Dann sag es mir! Was tut das alles zur Sache?", sagte Harry. „Ich will wissen, was du meintest, als du Slytherin Risotta hattest und sagtest, dass die Bauchschmerzen normal wären. Und warum die Ratten dich angreifen. Sag es mir, ich bin nicht wie alle anderen, ich gebe den Menschen eine Chance!"
Draco sah ihn durch seine dreckigen, blonden Haare hindurch an, schätzte ihn ab, mit seinen Augen voller Sorgen. Seine Griff um den Anhänger wurde fester. „Es ist ... Potter, du darfst keiner Seele etwas davon sagen. Nicht einer Person. Nicht Weasley, nicht Granger, niemandem."
„Das werde ich nicht", sagte Harry. „Sag es mir ..."
Draco biss sich auf die Lippe und seine Augen wanderten vage durch den Korridor. „Ich ... versuch einfach mal, darüber nachzudenken ... Zabini hat dir gesagt, was in meinem Anhänger ist, das hab ich gehört. Ein ... ein Haar meines Dads. Nur eines. Und ... warum, denkst du, bin ich so gut in den Reinen Künsten? Warum denkst du, kann ich mich immer durchsetzen? Warum habe ich Astronomie gewählt?"
Harry starrte ihn und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht ... warum?"
Draco hielt einen Moment lang inne, bevor er leise sagte: „Potter ... mein ... mein Vater ... er war ..."Er schluckte. „Er war Halb-Veela."
Harry klappte der Mund auf. „Aber das heißt, dass du - "
„Schhh!", zischte Draco schnell und sah sich nach rechts und links um. „Hast du irgendeine Ahnung, welch ein Skandal es wäre, wenn es bekannt wird? Die Malfoys sind nicht mehr reinblütig, es ist alles Unsinn. Die Frau, die auf meinem Stammbaum als meine Großmutter aufgeführt ist, ist nicht meine Großmutter. Vaters Mutter war eine Veela. Mein Vater war Halb-Veela ... in meinem Anhänger ist ein einziges Haar einer Veela. Es ist eine magische Substanz."Er sah auf seine Füße. „Ich habe geschwindelt. Aber ich schwöre, ich wusste nicht, dass ich es tat, ich dachte, ich wäre in den Reinen Künsten einfach gut ... und dann hab ich es ohne meinen Anhänger versucht, aber ich konnte es nicht."
„Und was ist mit den Ratten? Und deinen Bauchschmerzen?", sagte Harry.
„Veela und Halb-Veela haben im Körper ein Organ, das Menschen nicht haben", antwortete Draco. „Irgendwo in der Magengegend. Es ist winzig, aber einmal im Monat stellt es Chemikalien her, welche die Anziehungskraft der Veela verursachen. Natürlich haben Veela sie immer, aber sie sind am stärksten, wenn sie frisch hergestellt sind. Tiere riechen sie, sie sehen mich als Rivalen und dann greifen sie mich an."
„Seidenschnabel", sagte Harry leise.
Draco zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob ihm nicht gefiel, was ich gesagt habe, oder ob er den Geruch wahrgenommen hat ... aber es passiert jetzt und alle Tiere greifen mich an. Ich kann nicht in die Eulerei gehen. Sie würden mich umbringen. Und ... und nun ist mein Vater tot, und meine Mutter ist tot, und ich bin eine Waise, und ich produziere gerade und mein Magen schmerzt und mein Knöchel blutet ... und ich sitze im Dunkeln und es ist kalt ... ich bin der letzte Tropfen des Blutes und ich kann nirgendwo hinfließen."
Harry klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Sieh mal ... du bist sechzehn, nicht? Nach dem Zauberergesetz bis du alt genug, um Magie auszuführen, du kannst auch schon alleine wohnen. Du kannst dir eine Wohnung besorgen."
„Wie werde ich sie bezahlen können?", sagte Draco und starrte ihn ungläubig an. „Vielleicht kann ich einfach draußen stehen und warten, bis jemand vorbeikommt, der meine Schuhe gegen drei magische Bohnen eintauscht!"
„Dann gibt es noch den Grimmauldplatz", sagte Harry. „Es ist ein Haus, das eigentlich mir gehört, aber viele Menschen benutzen es. Es hat viele Zimmer. Du kannst dort wohnen, bis du zu etwas Gold kommst und eine eigene Wohnung bekommst."
Draco vergrub das Gesicht in den Händen. „Ich bin erst sechzehn ... ich sollte keine Familiendynastie übernehmen müssen und darüber reden, wo ich wohnen kann. Ich hab doch erst gestern den Sprechenden Hut aufgesetzt."
„Vielleicht ist es an der Zeit, erwachsen zu werden", sagte Harry. Er legte seine Hand wieder auf Dracos Schulter. „Du kannst gerne zum Grimmauldplatz kommen. Du kannst mit mir über dein Veela Problem reden. Du wirst das schon schaffen."
Draco schloss die Augen und hielt einen Moment lang inne. „Dann ... danke, Potter. Obwohl du wahrscheinlich nie wieder hören wirst, dass ich das zu dir sage. Ich bin dankbar."
Harry konnte nicht anders als lächeln. „Idiot."
„Ebenfalls", sagte Draco und lachte ein wenig durch die Tränen hindurch.
„Komm schon, geh wieder ins Bett. Morgen ist Montag. Dunkle Künste und Verwandlung, da musst du wach sein."Harry half Draco auf die Beine. Cupid flatterte herüber und landete mit seinem üblichen Trillern auf Harrys Schulter.
„Okay ... und ... sag es niemandem, Potter ..."
Harry öffnete den Mund, um zu antworten, aber sein Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als sich die Tür am Ende des Korridors öffnete und Licht sich auf den Boden ergoss.
Harrys kleiner Überraschungsschrei wurde gedämpft, als Draco ihn hart in die Seite stieß und hinter einen Wandvorhang bugsierte, als ihr Besucher den Korridor betrat. Harry hörte das Klicken von Absätzen auf dem steinernen Boden, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen Blick auf den Besucher zu werfen.
Snapes Freundin war wegen dem Leuchten in ihren rauchigen, silbernen Augen und ihrer Gangart leicht zu erkennen. Es schien, als leuchte ihre Haut in königsblau in der Dunkelheit. Harry bemerkte, dass sie ihr Haar kürzer geschnitten hatte, ungefähr in Kinnlänge.
Draco lächelte ihr entgegen. „Kann ich Ihnen helfen, Madam?"
„Ja ... zum Büro des Zaubertrankmeisters geht es hier entlang, nicht wahr?", sagte sie leise und deutete den Korridor entlang.
„Ja", sagte Draco. „Nur diesen Korridor entlang, dann um die hintere Ecke. Sonst noch etwas?"
„Nein", sagte sie lächelnd und ihre Augen blitzten in der Dunkelheit. „Das ist alles. Danke ..."
„ ...Draco", beendete er und erwiderte ihr Lächeln. „Und es ist mir eine Ehre."
Sie ging davon und verschwand in der Dunkelheit. Als sie das Klicken ihrer Absätze nicht mehr hören konnten, kam Harry hinter dem Wandvorhang hervor und ging zu Draco. „Du weißt, dass sie vergeben ist, oder, Draco?"
„Wovon redest du, Potter?"
Harry grinste. „Ich meine, du kannst so verführerisch sein, wie du willst, aber Snape wird dich umbringen, wenn du dich an seine Freundin ranmachst."
Draco stieß ihn in die Seite. „Hör auf damit, ich bin nur höflich. Übrigens könntest du mir dafür danken, dass ich dir gerade den Hals gerettet habe. Soll ich dich daran erinnern, dass du eigentlich nicht außerhalb deines Schlafsaales sein darfst? Ich könnte Alarm schlagen und ein Lehrer würde sofort hier sein. Du wärst schneller bei deiner Strafarbeit als du denken kannst."
„Okay, okay", sagte Harry. „Ich hab nur gescherzt." Er setzte sich neben Draco auf die Treppe und richtete seine Brille. „Hast du sie schon einmal hier gesehen?"
„Wen, die Frau? Natürlich habe ich das. Sie besucht Professor Snape ungefähr zwei Mal pro Woche."Draco gähnte, offenbar nicht sehr an ihrem Gespräch interessiert. „Sie ist attraktiv, ja, aber nicht der Typ von Frau, der zu Professor Snape passt. Zu jugendhaft, zu sprunghaft. Ich würde sagen, er steht eher auf gotische Schönheiten, wirklich langes Haar, schwarze Nägel, elegante Kleider ..."
„Sie hatte mal langes Haar", sagte Harry. „Irgendwie fedrig ... und sie ist ziemlich elegant. Sie sieht mit kurzem Haar einfach ein wenig anders aus."
„Sei kein Idiot, Potter", gähnte Draco. „Sie hatte schon immer kurzes Haar, schon seit unserem fünften Jahr."
Harry nickte verschwommen. „Ich weiß es nicht, ich hab sie ja nicht beobachtet", sagte er und grinste Draco an.
Draco stieß ihn wieder an, aber auch er grinste. „Nun erinnere ich mich wieder, warum ich dich immer gehasst habe, Potter. Bring mich nicht in Versuchung, oder ich werde dich verhexen."
„Das ist doch unfair", sagte Harry. „Wenn du mich verhext, ist es okay, aber wenn ich dich dann auch verhexe, bekomme ich eine Strafarbeit."
Draco kicherte. „Genau. Wie schon gesagt, bring mich nicht in Versuchung."
Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie beide nicht die rauchige Gestalt bemerkten, die hinter ihnen den Korridor entlang kroch und ein magisches Megaphon in der Hand hielt.
„Also, warum denkst du, dass Snapes Freundin immer herkommt?", fragte Harry und streckt die Beine auf der Treppe unter ihnen aus.
Draco zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, warum ich letzte Nacht einen Siebtklässler aus Ravenclaw erwischt habe, wie er zu den Hufflepuff Schlafsälen schlich. Spätes Rendezvous? Wenn du verstehst, was ich meine?"
„Snape ist nicht der Typ, der eine Freundin hereinschmuggelt", meinte Harry. „Ich und Ron denken, dass es etwas mit Voldemort zu tun hat."
Draco zuckte zusammen und verstummte.
„Oh – tschuldigung", sagte Harry. „Ich hab's vergessen."
„Nicht das", zischte Draco. „Sei still ..."
Beide verstummten und lauschten in die Dunkelheit. Eine Art tickendes Geräusch war hinter ihnen; jemand, der mit den Fingernägeln auf Plastik klopfte. Obwohl sie Angst davor hatten, was sie sehen würden, drehten sie sich im gleichen Moment um.
Peeves holte tief Luft und rief: „ ZWEI SCHÜLER AUS DEM BETT, AUF DEM HAUPTKORRIDOR!!!!", in das Megaphon; seine Stimme wurde so oft verstärkt, dass Harry dachte, sein Trommelfell würde auf der Stelle platzen. Draco sprang einen Fuß in die Höhe, schrie auf und fiel zurück. Harry packte seinen Arm und verhinderte somit, dass er die Treppe hinunterfiel, und zog ihn dann in Richtung des nächsten Vorratsschrankes.
„KOMM SCHON!", rief er über den Lärm hinweg, den der Poltergeist veranstaltete.
„Vergiss es, Potter, du bist in Schwierigkeiten, nicht ich!"
„Du wusstest, dass ich hier war und hast es niemandem gesagt, du bist auch mittendrin, los, in den Schrank!", rief Harry, riss die Tür auf und schob Draco hinein. Er sprang ihm nach, schloss die Tür mit einem Schnappen und atmete tief durch.
„Schhh!", zischte Draco und legte ein Ohr an die Tür.
Zwei Paar Schritte näherten sich, ein Paar mit festem Schritt, das andere leichter und begleitet von dem unverwechselbaren Klicken von Absätzen.
Snape sah sich im Korridor um und fluchte verhalten. „Dieser verdammte Poltergeist ..."
„Falscher Alarm?", sagte die Frau und lehnte sich an eine Steinsäule.
„Mmm", sagte Snape wütend. „Du hast keine Schüler gesehen, als du gekommen bist, oder?"
„Doch, einen. Ein netter, blonder Junge", sagte sie. „Mit einem Abzeichen auf der Brust, grüner und silberner Schal."
„Malfoy", sagte Snape. „Verdamm diesen Poltergeist, ich werde nie verstehen, warum Dumbledore ihn hier bleiben lässt. Er macht nichts als Ärger. Sogar noch schlimmer als Longbottom."
Sie runzelte die Stirn. „Neville Longbottom?"
„Merlin, seine Ungeschicktheit ist jetzt berühmt. Ja, das wäre Neville Longbottom. Der ungeschickteste Schüler, von dem ich je das Missvergnügen hatte, ihn zu unterrichten."
Sie gingen davon, den Korridor entlang, Peeves diskutierend und Draco wandte sich in ihrem Schrank Harry zu und hob eine Augenbraue.
„Nett", murmelte er.
Harry schüttelte den Kopf. „Lass sie einfach, sie hat unsere Haut gerettet."
Draco zuckte mit den Schultern, nahm einen neutralen Gesichtsausdruck an, runzelte dann aber die Stirn. „Riechst du auch etwas?"
Er nahm ein paar vorsichtige Atemzüge und nickte dann. Ein sanftes Lavendelaroma kam ihnen von irgendwo hinten im Schrank entgegen. Es war ein warmer, sehr einladender Duft, und Harry dachte sofort an ein sanftes, seiden bezogenes Bett in einem netten Raum, wo er sich einfach hinlegen und schlafen konnte ... es war so spät ... er sollte jetzt wirklich ins Bett gehen, und ein paar Tage lang schlafen ... vielleicht eine Woche ... er merkte, wie seine Augen langsam zufielen ... dieser Schrank war aber auch nett, Kisten, auf denen er sitzen konnte, warm, dunkel, komfortabel ... nur ein kurzes Nickerchen, dachte er, als er auf den Boden rutschte, und sich an etwas in der Nähe kuschelte, das mit weichem, blonden Haar bedeckt war ... Draco, erinnerte er sich verschwommen, Draco wollte wahrscheinlich auch schlafen ... nun gut ...
Die beiden Jungen verschwanden schon ein paar Sekunden später im Land der Träume, der warme Lavendelduft zog noch immer um ihre Nasen und gewährte ihnen schöne Träume und einen guten Schlaf. Unter einer Decke, in einer Kiste, unter einem Regal in der Ecke des Raumes, waren einige Gläser voller lilafarbener Flüssigkeit, mit weißen Etiketten, die an das Glas gezaubert waren. Geschrieben in unordentlicher schwarzer Handschrift waren die Worte – UNVERDÜNNTER SCHLAFTRANK. DEN VERSCHLUSS NICHT ABNEHMEN.
Einer der Glasdeckel war während des Transports beschädigt worden, lila Wolken kamen unter der Decke hervor und kitzelten die Nasen der schlafenden Jungen. In der Zwischenzeit füllten schöne Bilder von Quidditch und Cho Chang Harrys Gedanken, und Draco erhielt bereits den Orden des Merlin, Erster Klasse, weil er der beste Zauberer in der Geschichte der Welt war, und alle Menschen, die ihn während der Schulzeit als Snob bezeichnet hatten, stellten sich jetzt an, um seine Schuhe zu küssen.
Am nächsten Morgen um neuen Uhr hatte sich die Nachricht vom Verschwinden Harry Potters bereits in der gesamten Schule verbreitet. Ron und Hermine waren aufgewacht, hatten ihn nicht gesehen und waren zu McGonagalls Büro gelaufen, die dann zum Direktor gegangen war, der eine schlossweite Suchaktion gestartet hatte. Laut einem der seltsamen silbernen Instrumente in Dumbledores Büro war er noch in der Schule oder auf den Schlossgründen. Hagrid, Fang und Kibbles wurden in den Verbotenen Wald geschickt, nur um zu sehen, ob er nicht dort war, und sie kamen ohne Neuigkeiten zurück. Hagrids kleiner Bruder Grawp hatte ihn auch nicht gesehen, aber weil nur Hagrid Grawp zu verstehen schien, war diese Information ohne Nutzen.
Alle von Harrys Freunden standen unter Schock. In der ersten Pause waren Ron, Hermine, Neville, Luna und Ginny draußen im Schulhof und keiner sagte ein Wort. Sie fühlten sich, als gäbe es nichts mehr zu sagen. Hermine beschuldigte sich, weil sie erlaubt hatte, dass sie im Gemeinschaftsraum schliefen. Ron sagte, er wäre seine Schuld, weil er nicht gemerkt hatte, wie Harry verschwunden war, obwohl er doch neben ihm geschlafen hatte. Luna sah nur über den Rand ihrer Ausgabe des Klitterers und sagte, Harry wäre ein Wanderzeichen und er müsse sich leider immer bewegen, wogegen man aber nichts unternehmen konnte, und wandte sich dann wieder ihrem Magazin zu.
Es war erst, als Ron sich umdrehte und sagte: „Malfoy, gib mir deine Hausaufgaben für Verwandlung, ich habe meine nicht gemacht", als sie etwas ziemlich wichtiges bemerkten. Ron sah sich um. „Malfoy?"
„Wo ist er?", sagte Hermine.
„Keine Ahnung ... war er überhaupt schon hier?", sagte Ron schulterzuckend.
„Er war nicht in Dunkle Künste", sagte Neville. „Oder beim Frühstück."
Rons Augen weiteten sich. „Malfoy hat Harry an Du-weißt-schon-wen übergeben!"
Hermine sah ihn finster an. „Sei nicht so dumm, Ron. Das ist doch lächerlich."
„Ist es nicht", sagte Ron. „Wo ist er dann? Denkst du nicht, dass es ein wenig verdächtig ist, dass Malfoy am selben Tag verschwindet wie Harry? Irgendetwas ist da im Busch. Ich weiß es. Ich kann es fühlen, Malfoy hat Harry verraten. Ihr hättet ihm niemals vertrauen dürfen."
„Was ist mit dir?", sagte Hermine und sah ihn stirnrunzelnd über den Rand ihres Buches an. „Jedes Mal, wenn du seine Hausaufgaben abschreibt, bekommst du ein D, und du belästigst ihn trotzdem in jeder Pause."
„Die Lehrer mögen mich nicht", schnappte Ron. „Aber darum geht es jetzt nicht! Kommt schon, wir müssen zu Dumbledore und ihm sagen, dass Malfoy zum Verräter geworden ist! Ich wette, es war alles nur Täuschung, Lucius Malfoy hat seinen eigenen Tod nur vorgetäuscht, und hat sich dann für immer Du-weißt-schon-wem angeschlossen, und nun folgt Draco ihm und er hat Harry als ... als ein Opfer für den Dunklen Lord!"
Hermine zog eine Augenbraue hoch. „Denkst du nicht, dass du ein wenig übertreibst?"
Ron schüttelte vehement den Kopf. „Was denkst du, ist ihm sonst passiert? Nur meine Theorie macht Sinn!"
Hermine legte ihr Buch weg, hielt ihre Finger hoch und zählte sie ab, während sie sprach. „Erstens, Dumbledore hat festgestellt, dass Harry noch im Schloss ist. Zweitens, damit Draco Malfoy Harry hätte entführen können, hätte er das Passwort zum Gryffindor Gemeinschaftsraum gebraucht oder einen anderen Weg finden müssen, um an der Fetten Dame vorbeizukommen. Dann hatte er Harry hinausbringen müssen, und ich bin sicher, dass er nicht nur still dagelegen und sich entführen lassen hätte. Dann hätte er Harry aus dem Gryffindorturm und aus dem Schloss bringen müssen. Alles, ohne uns zu wecken, obwohl wir neben ihm geschlafen haben. Und Draco stand außerdem unter Veritaserum, und es gibt keine Möglichkeit, dann noch zu lügen, also ist sein Vater definitiv tot. Und zum Schluss noch, Draco ist einfach nicht so."
„Doch, das ist er!", sagte Ron wütend. „Ich wusste immer, dass er uns betrügen würde! Er hat vielleicht euch zum Narren gehalten, aber nicht mich!"
Hermine rollte mit den Augen, und kehrte mir einem gemurmelten: „Also wirklich ...", zu ihrem Buch zurück.
„Einmal Dreck, immer Dreck", sagte Ron. „Sieh dir Snape an."
„Oh, wieso wusste ich, dass er auch irgendwann mal vorkommen würde?", sagte Hermine wütend und legte ihr Buch wieder beiseite. „Du lässt einfach nichts fallen, Ron, ob es nun Draco oder Snape oder Viktor Krum ist. Sie sind gute Menschen, egal, was du denkst."
„In Erinnerung an Harry", sagte Neville. „Werde ich euch beiden jetzt sagen, dass ihr aufhören sollt. Also hört auf. Harry würde nicht wollen, dass ihr euch immerzu streitet."
Ron seufzte. „Gut. Gut, ihr bleibt alle hier. Ich werde es Dumbledore sagen, und wenn ich tausend Punkte für Gryffindor gewinne, werdet ihr es alle sehen!"Er stürmte aus dem Hof und stieß einen Schneehaufen an, während er ging.
Hermine schüttelte den Kopf und öffnete wieder ihr Buch. Luna sah Ron mit großen, langsam blinzelnden Augen nach. „Wie seltsam. Ein Protestzeichen ... das muss ich unbedingt Vater schreiben ..."
