HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX
Von The Velvet Ghost / Übersetzung / beta-gelesen von Christa Potter
A/N: Ich muss mich tausend Mal entschuldigen. Fast drei Wochen für dieses eine Kapitel! Aber ich hab dafür zwei gute Gründe. Erstens, die Schule hat wieder begonnen und ich brauche immer eine Weile, bis sich meine innere Uhr umgestellt hat. Und zweitens: ich hab seit über einem Monat eine ‚kleine' Schreibblockade. Seid Mitte August hab ich nur zwei Kapitel übersetzt, aber ich glaub, das schlimmste davon ist überwunden. Und damit ihr sicher sein könnt, dass das nicht wieder passiert, verspreche ich euch, dass die Geschichte in diesem Jahr noch fertig wird (das will schon was heißen, weil wir haben noch wirklich viel vor uns). Also, noch einmal Entschuldigung und reviewt das Kapitel trotzdem.
KAPITEL 23 – Gesucht Werden Und Frei Sein
Zu Beginn von Professor McGonagalls Verwandlungsstunde galt Harry seit nunmehr fast vier Stunden offiziell als vermisst. Die Klasse war schon hereingekommen, hatte sich hingesetzt, Bücher und Zauberstäbe ausgepackt und Professor McGonagall ging gerade den Plan für die Stunde durch.
„Ich erwarte von euch, dass ihr bis zwölf Uhr den Großteil, wenn nicht alles, des Musters geschafft habt", sagte sie. „Dann arbeitet ihr für den Rest der Stunde an den Details. Erinnert euch daran, dass es Extrapunkte für die Dekoration und die Arbeit gibt, die ihr in eure Vase investiert. Ja, Longbottom?"
„Ähm ... meine Vase hat noch Fell, Professor, wird das gegen mich zählen?"
„Da, wird es", sagte sie. „Es ist Ihre Aufgabe, das Fell zu entfernen, Longbottom, so wie Sie es versuchen wollen. Vergessen Sie nicht, was passiert ist, als Sie versucht haben, die Blätter der Rose zu entfernen, die einmal ein Kürbis war."
Die gesamte Klasse wandte den Blick zur Decke, an der noch immer ein großer, klebriger Fleck zu sehen war, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit wieder abgelenkt, als die Tür aufflog und Ron, ziemlich durcheinander aussehend, hereinkam.
„Tut mir Leid, dass ich zu spät bin, Professor", sagte er verschwommen. „Ich war beim Direktor."
Er wollte zu seinem Platz gehen, doch McGonagall sagte prompt: „Nein, Weasley, bleiben Sie, wo Sie sind. Warum waren Sie beim Direktor?"
„Wegen Harry, Professor", sagte Ron und wollte weiter gehen.
„Weasley, ich glaube, ich habe gesagt, Sie sollen stehen bleiben. Wäre es nicht besser gewesen, wenn Sie zu mir gekommen wären, um mir mitzuteilen, dass Sie später kommen?"
„Nun ... ich dachte nicht, dass es so lange dauern würde."
„Und das tat es?"
Ron hielt einen Moment inne und nickte dann. „Ja."
„Nun denn, Weasley, setzen Sie sich, kommen Sie nicht mehr zu spät. Wir arbeiten heute an den Vasen weiter und wenn die anderen arbeiten, werde ich zu Ihnen kommen und wir werden sehen, ob wir die Ohren von Ihrer entfernen können."
Ron ließ sich auf seinen Stuhl fallen und packte seinen Sachen aus seiner Tasche. Hermine lächelte einen Moment lang und sagte dann: „Und, was hat der Direktor gesagt?"
Er sah sie finster an. „Er meinte, ich würde ein wenig übertreiben."
„Stell dir das mal vor", sagte Hermine süß. „Wirklich, Ron, du musst dir wegen ihm keine Sorgen machen, er wird schon wieder auftauchen. Vielleicht ist er nur aufs Klo gegangen und eine Stiege hat ihn verschluckt."
„Klar, als würde das passieren."
„Oder, natürlich, hätte er auch ... nun, was hast du gesagt? Von Draco Malfoy als Opfer für den Dunklen Lord entführt werden können."Sie sah sich das perfekte, blaue Efeumuster auf ihrer Vase an, und fügte ab und zu gedankenverloren ein paar Blätter hinzu.
Ron runzelte die Stirn. „Es hätte doch sein können. Es gibt viele andere Dinge, die ihm passiert sein könnten. Was ist, wenn Peeves ihn geknebelt und irgendwo in einen Schrank gesperrt hat?"
„Und was ist mit Malfoy?"
„Vielleicht hat Peeves beide in einen Schrank gesteckt. Und sie sind einfach eingeschlafen oder so."
Hermine schnaubt. „Ich denke nicht, dass so etwas passieren würde."
Weder Harry noch Draco tauchten an diesem Tag auf. Man konnte Blaise Zabini hören, wie er zu seinen Freunden sagte, dass die beiden nun bekämen, was ihnen zustünde. Ron war schließlich schon so wegen Harry besorgt, dass er, als Blaise beim Verlassen der Großen Halle etwas von väterlichem Schutz erwähnte, ausrastete und sich auf ihn stürzte. Er schaffte es nicht einmal, Blaise zu berühren, weil in diesem Augenblick Snape auftauchte und ihn in Richtung Kerker schleppte. Als Ron zurückkam, war er ziemlich weiß im Gesicht und sagte kein Wort mehr über das Thema.
Die Gryffindors waren an diesem Abend ziemlich ruhig. Ein Tauschklub für Quidditch Karten war inzwischen gegründet worden, und eine Zeremonie, in der um Harrys sichere Rückkehr gebeten wurde, wurde abgehalten. Sie setzten sich alle um das Feuer, mit Harrys Quidditch Karte, die stolz über den Flammen schwebte, und Ron sagte ein paar Worte. Hermine setzte sich auf die andere Seite des Gemeinschaftsraumes, und Phrasen wie: „Also wirklich", und „Drama Könige", konnten während des gesamten Abends vernommen werden.
Die erste Stunde am Dienstagmorgen war Zaubertränke. Normalerweise war Ron wirklich froh, weil er das Fach nicht mehr hatte, aber diesmal machte er sich mit gesenktem Kopf in Richtung Pflege magischer Geschöpfe davon. Hermine wartete normalerweise auf Harry, bevor sie nach unten ging, und sie trafen dann Draco in der Eingangshalle, aber heute waren beide nicht hier und deshalb ging sie alleine.
Snape schrieb bereits die Zutaten des heutigen Zaubertranks an die Tafel, als die Gruppe leise hereinging, sich setzte, ihre Sachen auspackte und geduldig darauf wartete, dass ihr Professor fertig wurde. Snape sah heute ziemlich gestresst aus. Was die Schüler nicht wussten, war, dass er in der letzten Nacht gemeinsam mit Lupin das gesamte Schloss nach Harry und Draco durchsucht hatte. Weil er Harrys magischer Beschützer war, war es seine Pflicht, nach ihm zu suchen, und er hätte wegen der kalten Schauer sowieso nicht schlafen können. Malfoy war sein Lieblingsschüler und dass beide am selben Tag, wahrscheinlich auch zur selben Zeit, verschwanden, fand Snape sehr merkwürdig.
„Seid leise", sagte Snape, als jemand es wagte, seinem Sitznachbar etwas zu zuflüstern. „Der Zaubertrank, den wir heute herstellen werden, ist äußerst komplex und sehr gefährlich. Wenn ich Grund habe, die Verlässlichkeit einer Person in dieser Klasse zu bezweifeln – "
Hermines Hand war in der Luft.
„Was ist los, Miss Granger?", sagte er und wandte ihr seinen kalten Blick zu.
„Sie .. Sie haben geschrieben, dass wir Schlaftrunk benötigen werden, Professor", sagte sie.
Snape starrte sie an. „Danke, dass du es für alle gesagt hast. Ich würde dich aber darum bitten, dass du in deine Mitschüler genug Vertrauen hast, und annimmst, dass sie es selbst lesen können."
„Nein, Professor ... aber ... woher bekommen wir den Schlaftrunk?"
Snapes Augen blitzten gefährlich. „Es scheint, dass du es nicht mehr erwarten kannst, zu beginnen, deshalb werde ich den Rest der Anweisungen für den Trank überspringen und ihr müsst euch selbst damit abmühen, werdet euch wahrscheinlich verbrennen und in den Krankenflügel kommen, dank Miss Granger. Beginnt. Und, Miss Granger, du wirst den Schlaftrunk Glas für Glas vom Zaubertrankdepot im dritten Stock holen. Du hast eine Stunde, um jedes einzelne Glas zu holen und den heutigen Trank nach meinem Standard zu brauen. Ich schlage vor, du beeilst dich."
Hermine stand ruhig auf und ging zur Tür, ihre Schuhe klickten leise auf dem Boden. Hermine war wahrscheinlich die einzige Person, die sich nicht länger von Snape einschüchtern ließ, und seinem Sarkasmus und seinen abwertenden Kommentaren mit einer sehr tatsachennahen Einstellung entgegentrat, und alle waren deshalb ziemlich stolz auf sie.
Sie ging leise zum Zaubertrankdepot. Sie hatte natürlich vor, genug Schlaftrunk für die ganze Klasse auf diesem ersten Ausflug mitzunehmen, indem sie die Gläser schweben ließ, und wenn sich Snape beschwerte, dann war er unpraktisch denkend und stellte persönliche Angelegenheiten vor die Ausbildung seiner Schüler. Sie drehte den Türknopf des Schrankes sanft um, drückte dagegen, doch zu ihrer Überraschung bewegte sich die Tür nicht. Sie runzelte die Stirn, drückte fester dagegen, und sie schaffte es, die Tür vielleicht fünf Zentimeter weit auf zu bekommen, bevor sie wieder in Schloss fiel.
„Wie seltsam ..."
Es machte keinen Sinn, es weiterhin zu versuchen, weil irgendetwas eindeutig die Tür blockierte. Sie machte sich zurück auf den Weg zu den Kerkern, öffnete die Tür zum Klassenzimmer und trat ein.
Snape starrte sie von seinem Tisch aus an. „Ah, Miss Granger, vergessen, warum du den Unterricht verlassen hast? Meine Güte, ich habe dich wohl überschätzt. Einen Moment bitte, ich schreibe dir eine Notiz, auf der du lesen kannst, was du tun sollst, solltest du es wieder vergessen."
Hermine hielt den Kopf hoch und ignorierte den Sarkasmus. „Etwas blockiert die Tür des Zaubertrankdepots, Professor", sagte sie prompt und höflich wie immer.
Snape seufzte, als ob sie es mit Absicht gemacht hätte. „Dann lehn dich gegen die Tür und schieb es beiseite."
„Es ist zu schwer. Ich denke, dass dort drinnen etwas wirklich großes umgefallen ist."Sie faltete die Hände hinter dem Rücken. „Sir."
Sie stand seufzend auf. „Alle bleiben hier und konzentrieren sich auf ihren Trank. Wenn ich zurückkomme und nur den kleinsten Hinweis darauf finde, dass ihr nicht ordentlich gearbeitet habt, werdet ihr alle nach dem Unterricht eine Strafarbeit erledigen."Damit verließ er schnell den Raum, Hermine dicht an seinen Fersen.
Als sie das Zaubertrankdepot erreichten, versuchte es Snape, wie zuvor Hermine, mit den Türknauf und lehnte sich dagegen. „Ausnahmsweise könntest du Recht haben, Granger", sagte er, seine Stimme voller Sarkasmus. Er lehnte sich mit der Schulter gegen die Tür, seine Finger um den Türknauf geschlossen, und drückte mit seinem gesamten Gewicht dagegen. Hermine half ihm, drückte so fest sie konnte gegen die Tür, und fühlte, wie drinnen etwas am Boden entlanggeschoben wurde, Flaschen klirrten, etwas rutschte die Tür entlang und dann –
Die Tür gab nach und jemand flog aus dem Schrank, kollidierte mit Snape und warf ihn zu Boden. Snape schaffte es, seinen eher mädchenhaften Schrei in umzuwandeln und rief: „Aaaah!! – Aaaber Malfoy, was denkst du, dass du tust?"
Malfoy sagte nichts, sonder lag noch immer mit dem Gesicht nach unten und den Armen um Snapes Hals da. Snape schob ihn von sich, stand auf und klopfte mit düsterem Gesicht seinen Umhang ab. Er lehnte sich in den Schrank und schnupperte kurz, dann kam er wieder zurück.
„Leck im Schlaftrunk. Malfoy sollte es wieder besser gehen, wenn er Ruhe und das Gegen-Aaaah!"
Etwas anderes war gerade aus dem Schrank geflogen, wie ein Skelett in einer Geisterbahn, und fiel laut schnarchend auf Snape. Snape sprang zurück und Harry Potter landete auf dem Boden, wo er leise murmelte: „Aber Cho, ich dachte, du wolltest tanzen ...", lag mit dem Gesicht nach unten und schnarchte weiter.
„Wir haben uns alle ziemliche Sorgen gemacht, Harry", sagte Dumbledore ein paar Stunden später, als Harry aufgewacht war, von Madam Pomfrey überprüft worden war und dann ins Büro des Direktors geschickt worden war. Dumbledore goss ihnen Tee ein, während er sprach. „Mr. Weasley und Miss Granger machten sich besondere Sorgen, weil du so plötzlich verschwunden warst."
„Tut mir Leid, Professor", sagte Harry leise.
Dumbledore gluckste. „Es ist schon in Ordnung. Fehler passieren eben, und es war sehr nobel von dir, bei Draco Malfoy zu bleiben, als er dich brauchte. Ich habe natürlich bereits mit ihm gesprochen. Er sagt, dass du ihm ein Zimmer am Grimmauldplatz angeboten hast?"
Harry errötete leicht und nahm dankbar die Tasse, die ihm Dumbledore reichte. „Bis er etwas anderes gefunden hast, ist er willkommen."
„Ich muss zugeben, Harry, dass ich mir dich und Mr. Malfoy nie wirklich als Freunde vorgestellt habe. Und ich kann glücklich sagen, dass ich froh bin, dass ich mich geirrt habe."Dumbledore lächelte und setzte sich auf seinen neuen, purpurnen Stuhl hinter seinen Tisch, nahm einen Schluck Tee und sah Harry über den Rand seiner Tasse hinweg an. „Aber ich bin froh, dass wir dich lebend und bei bester Gesundheit gefunden haben ... jedoch ... es gibt einige Dinge, über die wir reden sollten. Keks?"Er bot Harry den Teller an.
Harry nahm einen Keks, murmelte: „Danke"und knabberte ein wenig daran, als Dumbledore fortfuhr.
„Harry ... ich muss dir nicht sagen, wie besorgt wir alle waren. Es sind dunkle Zeiten, Harry. Lord Voldemort könnte jeden Moment zuschlagen, und wenn ein Schüler meiner Schule vermisst wird ... besonders du."Er seufzte und stellte seine Tasse ab. „Ronald Weasley kam gestern sehr bald am Morgen in mein Büro, überzeugt davon, dass Draco Malfoy dich als Opfergabe Lord Voldemort übergeben hatte."
Harry starrte ihn an.
„Sieh nicht so überrascht aus", meinte Dumbledore. „Professor Snape dachte mehr oder weniger das gleiche, obwohl er es nicht so ausdrückte."
Harry Augen weiteten sich noch mehr. „Snape machte sich Sorgen? Im Ernst?"
Dumbledore gluckste. „Professor Snape, Harry. Und ja, das hat er, obwohl ich bezweifle, dass er es zugeben würde. Und eine amüsante Geschichte konnte er mir erzählen, als er mich von meinem Büro in den Krankenflügel holen ließ. Er sagt, dass du und Mr. Malfoy aus einem Schrank gesprungen seid, ihn umarmt habt, und du dann, eher enttäuscht klingend, sagtest, dass du dachtest, er wolle tanzen."
Harry lief dunkelrot an. Hermine hatte ihm natürlich erzählt, was passiert war, als ihr größter Lachkrampf vorbei war. „Ich habe geträumt. Ich wollte nicht wirklich mit ihm tanzen."Er grinste als Dumbledore wieder gluckste.
Der Direktor seufzte und wischte sich über die Augen. „Ja, ja ... nun ... ich denke, wir müssen zu ernsteren Themen kommen. Professor Snape war wegen dir besorgt, Harry, genau wie Professor Lupin, Ronald Weasley, Hermine Granger, ich selbst ... ich muss dich innigst um etwas bitten und hoffe, dass du meine Warnung ernst nimmst. Du musst besser auf dich Acht geben. Lord Voldemort kann nie den Höhepunkt seiner Macht erreichen, solange du am Leben bist. Das einzige, das die Zerstörung des Lebens, wie wir es kennen, aufhalten kann, ist deine Sicherheit."
Harry sah seine Hände an, die seine Tasse hielten, und wusste nicht, was er sagen sollte.
Dumbledore legte eine Hand auf seinen Arm, nur kurz, und sagte dann: „Harry ... es gibt noch etwas. Etwas, das ich erst heute von einem unserer Spione erfahren habe."
Harry sah ihn still an. Dumbledore erwiderte seinen Blick und seine blauen Augen glitzerten traurig.
„Lord Voldemort ist ... beschäftigt, schon seit ein paar Jahren. Natürlich hat er es immer wieder geschafft, dein Leben zu bedrohen, aber der Großteil seiner Konzentration lag auf seinen momentanen ... eher grausamen Hobbys. Wir denken, das der Augenblick, in dem er wieder aktiv wird und versucht, die Welt zu zerstören, immer näher und näher rückt. Aber du musst tot sein, bevor er zum Erfolg kommen kann ... und daran arbeitet er im Moment."
Harrys Augen weiteten sich. „Wie? Was unternimmt er?"
„Lord Voldemort hat die Heliopathen kontaktiert, Harry", sagte Dumbledore leise. „Wenn meine Informationen korrekt sind, gibt es irgendwo in der Zauberwelt einen Heliopathen, der einzig und alleine die Aufgabe und Mission hat, dich zu finden und zu töten."
Harrys Blut gefror. Er fühlte sich, als ob jeder Muskel in seinem Körper gefroren war, und dann im gleichen Moment wieder auftaute und kalte und warme Schauer über seinen Rücken schickte. „Er ... er hat einen professionellen Mörder auf mich angesetzt."
Dumbledore nickte ernst. Harry wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Alle hatten solche Angst vor den Heliopathen, und es gab dort draußen einen, der die Mission hatte, ihn zu töten. Nach einem Moment gab Dumbledore ihm einen weiteren Keks. „Du bist sicher, solange du gut auf dich Acht gibst, Harry. Jeder Professor in dieser Schule ist auf der Seite des Orden des Phönix, und alle werden auf dich aufpassen."
„Was ist mit Professor Alri-", Harry verstummte und nach einem Augenblick sagte er: „Er war nicht auf der Seite des Ordens ... aber er ist nicht mehr hier ..."Er sah in seine leere Tasse.
„Ich denke, ich schulde dir eine Erklärung, Harry", sagte Dumbledore leise. „Und ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich vergessen habe, dir etwas zu geben. Alrister sagte mir, ich solle dir die hier geben, als er ging, doch wegen er vielen Geschehnisse, habe ich es vergessen."
Harry sah auf, als Dumbledore unter seinen Tisch griff und einen schwarzen Lederkoffer hervorzog. Er stellte ihn vor Harry hin, öffnete die Schlösser und der Deckel hob sich.
Alristers Handschuhe. Sie waren im selben Zustand wie immer, ein sanftes, sandiges Gold, wie die Mähne eines Löwen. Er streckte zögernd die Hand danach aus, als würden sie wie ihr Besitzer verschwinden, wenn er sie berührte. Er nahm sie heraus und sah sie genau an.
„Er ... er hat mir gesagt, ich solle auf Cupid aufpassen", sagte Harry leise. „Seinem kleinen Falken."
Dumbledore nickte. „Alrister war schon immer auf seine Vögel stolz. Ich glaube, er hat einen Adler, der auf seinem Anwesen wohnt."
Harry sah überrascht auf. „Seinem Anwesen?"
„Alrister ist ein reicher Mann, Harry. Nach dem Tod seiner Frau zog er wieder auf das Anwesen seiner Familie und lebte dort einige Jahre allein. Der Rest seiner Familie lebt nicht dort und das gesamte Anwesen gehört ihm."
Harry runzelte die Stirn und dachte nach, dann sagte er: „Professor? Warum nennen Sie ihn Alrister? Sie sprechen alle anderen Professor bei den Vornamen an ..."
Dumbledore lächelte sanft. „Alrister verachtet seit dem Tod seiner Frau seinen Vornamen. Er sagt, er bringt Erinnerungen, die er lieber nicht hätte."Er sah die nächste Frage kommen und antwortete gleich darauf: „Romeo. Romeo David Alrister."
„Den Namen hab ich schon mal gehört ...", sagte Harry. Er runzelte die Stirn und versuchte, sich zu erinnern. „Romeo ..."Und dann traf es ihn wie ein Schlag. Seine Kinnlade fiel hinunter. „Aber dann – "Er drehte die Handschuhe um und sah sich das Familienwappen an, auf das er beim Willkommensfest nur einen flüchtigen Blick hatte werfen können.
Zwei Raben standen vor einer Wand aus grünem Efeu, ihre Schnäbel dem Boden zugewandt, mit feinstem goldenen Faden gestickt, und das Wort, das darunter eingelassen war, lautete – Rookwood.
„Er ist Rookwoods Cousin", sagte Harry leise. „Darum ist er auf der Flucht, nicht wahr?"
Dumbledore nickte. „Alrister ist seinem Cousin wirklich nahe, obwohl er bei weitem kein Todesser ist, Harry. Er glaubt, dass Familien die stärkste Verbindung von allen sind, mehr als alles andere, und er hat seinen Cousin immer unterstützt. Weil nun Rookwood offiziell als Todesser enttarnt wurde, will ihn das Ministerium natürlich befragen. Unglücklichweise sind Fudge und Alrister wegen Ereignissen in Alristers Vergangenheit nicht die besten Freunde. Er beschloss, dass es besser wäre, zu fliehen. Ich muss mich für die Nacht entschuldigen, in der ich in Alristers Büro kam und dein Gedächtnis verändern musste, aber damals dachte ich, es wäre nicht weise, wenn du all dies wüsstest."
„Aber ... Ron sah, wie ich in den Gryffindorturm ging", sagte Harry verwirrt.
„Ja", sagte Dumbledore schwer. „Ich gebe zu, ich veränderte auch das Gedächtnis von Mr. Weasley. Ich dachte, wenn du glaubtest, du hättest nur eine Gedächtnislücke, wäre es gut ... ich sehe nun, wie unfair das von mir war, Harry. Ich entschuldige mich."
„Es ist okay", sagte Harry. Er nahm einen Bissen von seinem Keks und dachte nach. „Professor?"
„Ja, Harry?"
„Wann wird Professor Alrister zurückkommen?"
„Ich fürchte, das weiß ich nicht", sagte Dumbledore. „Alrister versicherte mir, dass er wieder kommen wird, wenn sich die Aufregung um seinen Cousin gelegt hat, aber ich kann nicht versprechen, wann es sein wird."
„Aber er wird wieder kommen?"
Dumbledore nickte. „Ja, Harry. Das wird er."
Harry stellte seine Tasse ab und stand auf, die wertvollen Handschuhe in den Händen. „Danke, Professor .. Cupid, komm schon."Cupid, der auf Dumbledores Phönixstange saß, blickte auf, verabschiedete sich kurz von Fawkes, flatterte dann herüber und setzte sich, leise trillernd, auf Harrys Schulter. Als Harry sich von der bewegten Treppe nach unten bringen ließ, sah er, wie Dumbledore ihm zuwinkte. Er winkte lächelnd zurück, dann schlossen sich die Türen und ließen Harry mit seinen Gedanken und seinem Falken alleine.
„Oh, Cupid! Hör auf!"
Aus irgendeinem Grund war Cupid schon während des gesamten Abendessens ziemlich unruhig. Er hatte einen Becher voller Kürbissaft auf Nevilles Schoß ausgegossen, hatte eine halbe Semmel gefressen und die andere Hälfte in den Wasserkrug fallen lassen, hatte ein paar Teller zu Boden geworfen und knabberte nun an Harrys Messer, während dieser versuchte, zu essen.
„Was IST bloß heute mit diesem Vogel los?", sagte Ron und schob seinen Teller schnell beiseite, als Cupid nach einem neuen Ziel Ausschau hielt.
„Er ist wahrscheinlich gelangweilt", sagte Hermine weise hinter einem dicken Buch über fortgeschrittene Theorie der Verwandlung hervor. „Du solltest mit ihm einen Spaziergang unternehmen."
„Ich kann nicht", sagte Harry. „Ich darf das Schloss nicht verlassen."
„Frag jemanden, ob er dich begleitet", sagte sie schulterzuckend. „Ron und ich würden es tun."
Harry schüttelte den Kopf als Cupid sich mit einem Schrei auf Nevilles Dessert stürzte. „Nein, Dumbledore will nicht, dass ich das Schloss alleine verlasse. Es haben sich schon alle Sorgen gemacht, nur weil ich und Draco in einem Schrank geschlafen haben."
„Es aber doch ziemlich lustig", bemerkte Ron grinsend, den Mund voller Tomaten und Hühnchen.
„Klar, für dich vielleicht", sagte Harry aber lächelte trotzdem.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du Professor Snape umarmt hast", sagte Ginny kopfschüttelnd.
Harry grinste. „Ich wollte es nicht."Die ganze Geschichte hatte sich bereits in der gesamten Schule verbreite, wie Snape die Tür aufgestoßen hatte, und Draco Malfoy und Harry Potter herausgesprungen waren, ihn umarmt hatten und Snape wie eine Sechsjährige geschrieen hatte.
Als alle glucksten warf Harry einen kurzen Blick zum Lehrertisch. Snape hatte zerquetschte Tomaten, ein paar Karotten und sein Hünchen war bereits für ihn geschnitten worden, damit er nicht in die Nähe von Messern musste. Nach dem Unfall mit dem Wandteppich bestand Dumbledore wohl auf extra Vorkehrungen. Harry merkte, dass Snape mit einem Löffel aß und schrecklich böse aussah. Er dachte nicht, dass Snape es gern sähe, wenn er ihn um einen Spaziergang bat, obwohl er die beste Person dafür war – Snape war immerhin sein magischer Beschützer. Was konnte ihm schon geschehen, wenn Snape in der Nähe war?
Natürlich gab es da noch einen zweiten. Harry hatte nicht wirklich über die andere Person in Hogwarts nachgedacht, die auf ihn Acht gab, und dieselben kalten Schauer fühlte, die auch Snape hatte, wenn er in Gefahr war. Er hatte aber Vermutungen. Manchmal, in einer langweiligen Stunde, beobachtete er den Lehrer und fragte sich, ob er es wohl war.
Im Moment war Professor Lupin sein Hauptverdächtiger. Es machte einfach Sinn. Warum sonst würde Dumbledore Lupin zurückholen, wenn Voldemort wieder aktiv wurde? Und Lupin war auch hier gewesen, als Sirius auf der Flucht gewesen war und als gefährlicher Mörder bekannt gewesen war. Es machte irgendwie Sinn. Und Harrys Vater und Lupin waren die besten Freunde gewesen. Und wenn er darüber nachdachte, es waren Lupin und Snape gewesen, die in den Ferien die Verabschiedung von Sirius organisiert hatten. Es waren immer Lupin und Snape. Professor Lupin und Professor Snape hatten die ganze Nacht nach ihm gesucht, als er und Malfoy in einem Schrank im Land der Träume Urlaub gemacht hatten. Es war eigentlich ziemlich offensichtlich.
Als das Abendessen beendet war, hatte sich Harry einen Plan gemacht, und als Dumbledore verkündete, sie könnten nun in ihre Schlafsäle gehen, sprang er auf und ging zum Lehrertisch.
„Professor Lupin?"
Lupin wandte sich ihm zu. „Ja, Harry?"
„Sie wissen, dass ich nicht alleine aus der Schule darf ... es ist nur ... meinem Falken gefällt es nicht, immer drinnen zu sein."Er warf einen Blick auf den Tisch der Gryffindors. Cupid hatte gerade Nevilles Schal gestohlen und alle versuchten, ihn wieder zu bekommen. „Und ich wollte mit ihm spazieren gehen, damit er fliegen und seine Flügel strecken kann, aber ich darf nicht alleine raus ... und ich hab mich gefragt, ob Sie nicht mitkommen könnten."
Lupin lächelte. „Natürlich werde ich, Harry ... oh ... warte."Sein Lächeln verschwand. „Heute Nacht ist Vollmond, ich kann nicht."
„Aber ... Sie nehmen doch diesen Trank, oder? Der, der Sie Ihren Verstand behalten lässt? Könnten ... könnten Sie nicht mitkommen? Ein wenig Auslauf?"
Lupin gluckste leise und dachte nach. Nach einer Weile sagte er: „Ja, Harry. Ich werde dich auf den Spaziergang begleiten. Komm heute Abend zu meinem Büro ... vielleicht um etwa neun Uhr, damit ich auch ganz verwandelt bin. Ich könnte ein wenig Auslauf für meine Beine vertragen."
Harry merkte, wie er von den anderen Schülern davon getragen wurde, und er hatte nur noch ein paar Sekunden um: „Bis dann!", zu rufen, bevor er von dem Schülerfluss in Richtung Eingangshalle davon getragen wurde.
Es war ein ziemlich seltsames Gefühl, dachte Harry ein paar Stunden später, als er über die Schlossgründe ging. Es war halb zehn. Auf seiner Schulter saß ein sehr aufgeregter Falke, auf seiner anderen war seine Schneeeule Hedwig, und an seinen Fersen trottete treu Lupin. Als er um neun bei Professor Lupins Büro angekommen war, war ein Notiz des Professors auf dem Tisch gelegen, die erklärte, dass Hagrid, Kibbles und Fang wegen dem extra Schutz mitkommen würden, also waren sie jetzt auf dem Weg zu Hagrids Hütte um sie zu abzuholen.
Cupid bewegte sich unruhig singend auf seiner Schulter hin und her, und das Glöckchen, das an seinem Knöchel hing, klingelte leise. Harry hob eine Hand, stolz in Alristers Handschuh gehüllt, und klopfte dreimal an Hagrids Tür.
Von drinnen kamen einige laute Beller von Fang und dann das hohe Schreien von Kibbles. Ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür und Hagrid strahlte ihn an. „Harry! Wie geht's?"
„Gut, danke", sagte Harry. Kibbles steckte seinen großen grünen Kopf aus der Tür und beschnüffelte neugierig Lupin. „Bist du schon fertig?"
„Klar, gib mir noch eine Minute", sagte Hagrid. Er hielt eine dicke Leine in der Hand. „Nehm' nur noch Kibbles an die Leine ... will nicht, dass er im Moor verschwindet."Er kniete sich hin, schob das Halsband vorsichtig über den Kopf des Drachens und befestigte seine Leine daran. „Guter Junge, Kibbles ... wo ist denn Fang?"Fang kam unter Kibbles' Beinen hervor und lief zu Lupin hinüber, schwanzwedelnd und umkreiste ihn neugierig schnüffelnd. Lupin knurrte leise und setzte sich, den Schwanz zwischen den Beinen. „Fang! Nein!, nich'! Beschnüffle nicht Professor Lupin!"
Harry lächelte. „Es ist seltsam, dass wir spazieren gehen und nicht Fang an der Leine ist sondern der Drache, der einmal so groß wie ein Kätzchen war."
Hagrid gluckste, trat hinaus in die dunkle Nacht und schloss die Tür seiner Hütte hinter sich. „Ja, denke, es is' so. Nun komm schon – Fang! Lass Professor Lupin in Ruhe, hab ich gesagt! Kibbles? Wo is' Kibbles? Da bist du ... guter Junge ..." Er tätschelte den grünen Kopf des Drachens.
Die ganze Gruppe machte sich auf den Weg über die Schlossgründe, in Richtung Haupteingang und den Mooren dahinter. Harry war noch nie hier gewesen, und er freute sich irgendwie darauf. Sein langer Spaziergang hatte ihm Lust auf die Freiheit gemacht, einfach über das Gelände zu wandern und die seltsamen Kreaturen zu entdecken. Er sah sich um, und bemerkte, dass niemand, der ihn begleitete, zur Gänze menschlich war. Natürlich waren Fang, Kibbles, Cupid und Hedwig alle Tiere. Lupin war ein Werwolf, Hagrid ein Halbriese. Er dachte darüber nach und merkte, warum Voldemort die Riesen auf seiner Seite wollte. Nicht viele konnten einen Drachen so gut kontrollieren wie Hagrid.
Sie gingen Stunden und Stunden über die Moore und Hügel dahinter. Cupid und Hedwig streckten ihre Flügel und flogen Meilen in den dunklen Himmel hinauf, schrieen ihr Glück heraus, Lupin und Fang jagten kleinen Stöcken nach, die Harry für sie warf, und Hagrid brach vor Freude fast zusammen, als Kibbles nieste und ein Baum in der Nähe Feuer fing. Als sie zurückkamen, war es fast Mitternacht. Hagrid, Fang und Kibbles verabschiedeten sich am Eingangstor des Schlosses und als Harry Lupin zurück zu seinem Büro gebracht hatte, wo er unter seinem Schreibtisch schlief, ging er zurück zum Gryffindorturm. Ron und Hermine schliefen auf den Sofas und Decken. Er wollte sie nicht wecken und zog sich deshalb im Badezimmer um, stahl dann eine von Rons Decken und kuschelte sich in einen Lehnstuhl, seine Träume gefüllt davon, dass er durch den Himmel flog und keine Sorgen auf der Welt kannte.
