Disclaimer: Personen und Orte, usw. gehörenTolkien. Mir gehört nur die Idee zu dieser kleinen AU-Story und ich verdiene kein Geld damit, aber ich bitte um Reviews ;)

Moirae - Pfade des Schicksals

Prolog

Rauch schwamm vor seinen Augen davon.
Ein Traum. Es muss ein Traum sein, dachte er.
Mit verschleiertem Blick schaute er auf die Rauchsäulen über sich, die sich spiralförmig immer höher und höher empor schraubten, den roten Himmel bedeckten. Ein sachtes Zittern lief durch den Boden um ihn herum.
Ein Traum, dachte er wieder, als müsse er dieses Wort für sich immer und immer wiederholen. Es fiel ihm schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, seine Gedanken schienen von einem schweren Nebel verdeckt zu sein, der in seinem Kopf wogte, genau wie der Qualm, der ihn umgab.
Das kann nicht wirklich sein, fuhr er in Gedanken fort, ohne es selbst zu bemerken. Ich träume.
Wieder begann seine Umgebung zu verschwimmen und er wünschte sich aufzuwachen. Die seltsame Szenerie um ihn herum gefiel ihm nicht sonderlich. Außerdem, was machte es für einen Sinn, herumzuliegen und in den Himmel zu starren? Selbst für einen Traum war das absurd.
Der schwärzliche Qualm drehte noch immer seine Spiralen und plötzlich bemerkte er, dass er es nicht willkürlich tat, sondern nach einem Muster. Er konnte noch nicht erkennen, was genau es war, aber das wollte er auch gar nicht. Er versuchte, sich herumzudrehen, den Blick abzuwenden, doch es gelang ihm nicht. Ob dies nun real war oder nicht, jedenfalls gehorchten ihm seine Muskeln nicht mehr, er vermochte noch nicht einmal die Augen zu schließen. Zudem spürte er noch, wie sich eine leise Kälte langsam, aber unaufhaltsam in seine Glieder schlich.
Die Sache gefiel ihm immer weniger. Er versuchte noch eine Weile vergebens, den eisigen Griff, der seine Muskeln gefangen zu halten schien, zu sprengen und gab es dann auf, blickte ängstlich weiter starr nach oben und lauschte in sich hinein. Nichts.
Er konnte seinen Herzschlag weder spüren noch hören. Erst jetzt bemerkte er, dass er überhaupt nicht atmete. Es war, als sei die Zeit stehen geblieben.
Wach auf, dachte er. Los, wach auf, das ist langsam nicht mehr komisch!
Dazu gezwungen, nach oben zu blicken, begann er zu zweifeln, ob er dies alles wirklich nur träumte.
Zu rot. Der Himmel ist viel zu rot.
Während er noch schaute, schob sich weiterer Rauch wie eine große Gewitterwolke über ihm zusammen, türmte sich auf, ballte sich zu einer einzigen schwarzen Masse. Müdigkeit erfasste ihn plötzlich, und wenn er die Augen hätte schließen können, wären sie ihm auf der Stelle zugefallen, doch so bewirkte die Müdigkeit nicht, dass er einschlief (Ein Traum, es ist ein Traum!), sondern nur, dass sich seine Gedanken wie durch zähen Sirup bewegten, in seinem Kopf festzukleben schienen. Mit wachsender Besorgnis bemerkte er diese Veränderung, immer noch den Blick auf die Rauchgebilde über sich gerichtet. Der graue Qualm wogte noch immer, doch er konnte das Bild nicht mehr richtig erfassen. Die Wolke wurde unscharf, an den Rändern seines Blickfeldes tauchten schwarze, schwimmende Flecken auf, vereinten sich mit der Wolke, das Bild vor seinen Augen begann zu zerfasern.
Abermals versuchte er, sich abzuwenden, plötzlich von der schrecklichen Gewissheit erfüllt, dass sich etwas zusammenbraute, bei dem er besser nicht zugegen sein sollte. Es half nichts. Er konnte sich nicht bewegen, so sehr er es auch versuchte. Währenddessen bahnte sich die tastende Kälte weiter in ihm vor, kroch schleichend, fast behutsam, in seinen Beinen hoch, erreichte seinen Unterleib, suchte nach seinem Herzen. Gleichzeitig hörten die Bewegungen des Gebildes über ihm auf und das Wirbeln der rauchigen Schatten kam zur Ruhe.
Er hätte gekeucht, hätte er es gekonnt.
Ein brodelndes, tiefschwarzes Etwas blickte mit einem hämischen Grinsen auf ihn hinab, seine Augen waren von solcher Bosheit erfüllt, dass sie die Gestalt von innen zu verzehren schien. Das Feuer in ihrem Blick erinnerte ihn plötzlich an den Balrog von Moria, doch mit einer unbestimmten Gewissheit wusste er, dass das Wesen, das ihm jetzt gegenüberstand, tausendmal mächtiger und schrecklicher war. Das Gesicht der Kreatur war von einem ascheschwarzen Helm bedeckt, in der rechten Hand hielt es locker eine große dunkle Keule, die mit reißenden, eisernen Stacheln und Zähnen übersät war. Der dunkelrote Himmel, jetzt einer lodernden Flamme gleich, krönte die Gestalt mit einem blutroten Kranz aus Feuer. Das Grinsen, das sich unter dem Helm schwach abzeichnete, verstärkte sich, als die Kreatur sich der Hilflosigkeit des unter ihm liegenden Opfers bewusst wurde. Sie ließ die Keule sinken, beugte sich leicht vor und sah ihrem Opfer tiefer in die Augen, zwang es, den Blick zu erwidern. Der Ausdruck in den Augen des Wesens glich dem eines Raubtieres, das sich sicher ist, im nächsten Moment seine Fänge in das weiche Fleisch seiner Beute zu schlagen.

Die Sinne des Hobbits schrieen auf, als er unter dem Blick der widerwärtigen Kreatur festgehalten wurde, seine Gedanken kreischten.
Wach auf! Wach auf!, flehte es in seinem Kopf, doch noch im selben Moment wurde ihm klar, dass er erst dann erwachen würde, wenn das schreckliche Wesen es ihm erlaubte. Bald waren diese widerlichen Augen das einzige, das er noch wahrnahm, das Feuer in ihnen trachtete danach, ihn zu verbrennen, erfüllte seinen Geist. Nein!, schrie es in ihm auf. Er wusste, dass er dies nicht lang aushalten konnte. Der Halbling hatte das Gefühl, dass sein Verstand zerspringen müsse, wenn er noch länger gezwungen wäre, in diese Flammen zu schauen, deren einzige Nahrung purer Hass war. Hass auf alles Lebende. Hass auf ihn.
Die Eiseskälte erreichte schließlich sein Herz, griff danach, presste es langsam zusammen, gleichzeitig mit der Bewegung der linken Hand des Schwarzen, die sich langsam, aber unaufhörlich zu einer Faust zusammenballte, während in seinem Kopf ein Sturm von Gedankenfetzen umherwirbelte, sein Geist in purer Agonie, die allein durch den Anblick des Wesens über ihm ausgelöst wurde, aufschrie und sich die Mundwinkel der fürchterlichen Kreatur in unverhohlener Freude über die Qualen seines Opfers zu einem immer höhnischeren Grinsen verzerrten.
Das Feuer erfüllte ihn, sengte schmerzhaft in seinem Kopf, die Kälte schnürte ihn zusammen, betäubte ihn, hielt ihn fest. Mit einer quälend langsamen Bewegung hob die schreckliche Gestalt die schwarze Keule in die Höhe, ließ sie kreisen. Er wusste, dass es nun zu Ende war. Wenn er von der Keule getroffen, von den rostigen Stacheln durchbohrt wurde, würde er sterben, gleichgültig, ob dies alles nur ein Albtraum war oder nicht. Er würde nicht wieder aufwachen.
Es störte ihn nicht. Wenn er sterben sollte, dann würde er es, doch wenigstens würden die Qualen ebenfalls enden.
Werden sie nicht, schoss es ihm mit einem Mal durch den Kopf, doch der Gedanke kam nicht von ihm. Und als er jetzt den Ausdruck in den Augen des Wesens sah, wusste er, dass es stimmte. Sie würden nie enden. Sein Körper würde vielleicht sterben, doch sein Geist würde auf Immer gefangen sein.
Mit einer unheimlichen Endgültigkeit holte der Schwarze zum vernichtenden Schlag aus. Ein letztes Funkeln in der tiefroten, verzehrenden Hitze seiner Augen, eine letzte Bewegung der linken Hand, die den schneidend kalten Druck auf sein Herz noch verstärkte, und dann –
War es vorbei.
Die Kälte verschwand aus seinem Leib und die Augen wandten sich ab, ließen seinen geschundenen Geist fallen. Mit einem Schrei, der im Kopf des Hobbits dröhnte, direkt dort zu entstehen und nicht den Umweg über die Ohren zu nehmen schien, wirbelte der Schatten herum. Und schrie ein zweites Mal. Der Schrei war so laut, und von einem solchen Hass und Schmerz erfüllt, dass der Halbling glaubte, allein durch das Geräusch den Verstand verlieren zu müssen. Er versuchte sich zu abzuwenden, die Hände zu seinen Ohren zu heben, sich herumzuwerfen und – schlug hart mit dem Hinterkopf gegen einen Felsen, als sich die Aufmerksamkeit des Schwarzen gänzlich von ihm abwandte und ihn frei ließ.

Der Hobbit spürte einen betäubenden Schmerz in seinem Kopf und ... öffnete die Augen. Sofort begann er qualvoll zu keuchen und saugte die Luft so gierig in seine Lungen, als ob er wirklich minutenlang nicht geatmet hätte. Seine Atmung ging in ein schmerzvolles Husten über und mit von Rauch gereizten Augen setzte er sich auf. Im ersten Moment wusste er nicht, was geschehen war, doch als er versuchte aufzustehen, schoss ein scharfer Schmerz durch seinen rechten Oberschenkel und als er danach tastete, spürte er eine warme, klebrige Nässe. Langsam ließ er sich wieder sinken und versuchte, das graurote Flimmern vor sich mit Blicken zu durchdringen. Was immer es gerade gewesen war, was er erlebt hatte, ob Traum, Ohnmacht oder etwas ungleich Schlimmeres, zumindest einiges schien der Wirklichkeit zu entsprechen. Dunkler, fast schwarzer Rauch erfüllte die Luft um ihn herum fast vollständig, in regelmäßig scheinenden Abschnitten lief ein Zittern und Grollen durch den Boden, ein starker Brandgeruch breitete sich aus.
Ihm wurde schwindelig, als er ein zweites Mal versuchte, sich zu erheben. Hustend fuhr er sich über den Hinterkopf und spürte auch dort die warme Nässe seines Blutes. Er hatte noch immer keine Ahnung, wo er sich befand, als ein weiteres Grollen durch den Boden lief, diesmal allerdings stärker als zuvor, so dass die Wand, an die er sich gelehnt hatte, zu zittern und bedrohlich zu knacken begann. Er musste hier raus.
Vorsichtig, um sein verletztes Bein nicht zu stark zu belasten, humpelte er in eine willkürliche Richtung, da er nicht wusste, wo der Ausgang war, falls es einen geben sollte. Nach einigen Metern spürte er, dass es wärmer wurde, als es so schon war, und die Luft um ihn herum begann zu flimmern. Fast blind von den Tränen in seinen Augen und dem Rauch um ihn herum, tastete er sich weiter vor und gerade, als er umkehren wollte, weil er annahm, dass diese Richtung wohl die falsche sei, da das Atmen durch die Hitze hier immer schwieriger wurde, wäre er beinahe nach vorne gestürzt.
Vor ihm tat sich ein Abgrund auf, der mehrere Fuß in die Tiefe abfiel und auf dessen Grund sich ein See aus flüssigem Feuer zeigte. Hin und wieder schoss eine gewaltige Feuerfontäne aus dem roten Schlund und brachte die Wände um ihn herum zum Beben. Keuchen warf sich der Hobbit ohne auf den aufflackernden Schmerz in seinem protestierenden Bein zu achten zurück. Mit klopfendem Herzen starrte er auf die brennende Spalte.
Der Anblick des lodernden Feuers brachte ihm nun endlich seine Erinnerung schon fast schlagartig zurück und er wirbelte ein zweites Mal herum, diesmal jedoch nicht aus Schrecken, sondern aus Sorge und Angst. Und er fand, was er suchte.
Zusammengekauert und reglos lag der zerbrechliche Körper seines Gefährten, seines Freundes, nicht weit entfernt, dicht neben dem brüllenden Abgrund.