Part
2
,,Was ist eine Aangisfrucht?'', hallte Snapes
zischende Stimme durch den, mit Vorhängen verdunkelten,
Raum.
Sofort schoss Hermines Finger in die Luft und sie wand sich
auf ihrem Stuhl, um auf sich aufmerksam zu machen.
Snape aber,
beachtete sie nicht.Er sah jeden Griffindor der Reihe nach an, wobei
er Hermine und die Slitherins ignorierte.
Obwohl seine Absichten
bei Hermine sicher schlecht waren, wollte er die Schüler seines
eigenen Hauses womöglich nur unterhalten.
,,Potter.''
Harry
sah auf.Bis eben hatte er noch völlig gedankenverloren auf die
Tischplatte gestarrt.
,,Sie könnten uns zur Abwechslung auch
mit Beiträgen zum Unterricht ehren.''
Der Gryffindor seufzte
nur lautlos auf.
Er ließ seinen Blick über die Schüler
gleiten, die sich alle zur letzten Reihe umgedreht hatten.
Die
Gryffindors sahen ihn bedauernd an.Hermine fixierte Snape und
fuchtelte auffällig auffallend mit ihrem Finger in seinem
Blickfeld, was er gekonnt ignorierte.Und die Slytherins grinsten
schadenfroh.
Allen voran ein ganz bestimmter.
Die einzigartigen
Augen blitzten frech und unbekümmert und als sich Harry dabei
ertappte, wie er Malfoy mitleidig ansah, wandte er sich wieder Snape
zu.
Malfoy konnte ja nicht wissen, dass sein Vater gestorben
war.
Harrys Blick hatte heute Morgen regelrecht am Slytherin-Tisch
geheftet und er hatte sich davon überzeugt, dass Malfoy keinen
Brief bekommen hatte.
,,Was ist eine Aangisfrucht?'', schnarrte
eine verärgerte Stimme über ihm und als Harry seinen Blick
hob, bemerkte er, dass Snape an seinen Tisch getreten war und ihn
abwartend ansah.
,,Ich weiß es nicht, Proffessor.''
,,10
Punkte Abzug von Gryffindor'', und Harrys Mitschüler aus
besagtem Haus durchborten Snapes Rücken mit unheilvollen
Blicken.
Die Slytherins kicherten.
,,Bitte, Professor....''
Der
Zaubertränkemeister wandte sich Hermine zu.
,,Haben sie ein
Problem, Miss Granger?''
,,Nein, Professor.Eine Aangisfrucht ist
ei....''
,,Habe ich sie aufgefordert?'', wurde sie
unterbrochen.
Hermine senkte wütend den Blick.Ihre
widerspenstigen Haare bedeckten ihr Gesicht, aber Harry konnte
trotzdem sehen, dass sie frustriert ihre Lippen
zusammenpresste.
Snape drehte sich um und schritt dramatisch
langsam zu seinem Pult.Dort fixierte er die Klasse wieder.
Draco
Malfoy hob gelangweilt seine Hand.
,,Ja, Mister Malfoy?''
,,Die
Aangisfrucht ist eine Frucht aus Südamerika, die die Wirkung von
Drachenblut in einem Trank verhindert.Im Reumenia-Trank zum Beispiel
könnte eine Überdosis Drachenblut eine Katastrophe
heraufbeschwören, sprich eine Explosion mit einem Radius von
einem Kilometer.Nur kann man die Entwicklung der Explosion exakt zwei
Minuten mitverfolgen.Wenn man eine Minute vor der Explosion eine auf
genau einen halben Zentimeter gewürfelte Aangisfrucht in den
Trank gibt, bleibt sie aus.''
Malfoy drehte sich auf seinem Stuhl
und sah Harry spottend an.
,,Na, Potter?Hat dir das Schlammblut
etwa nicht rechtzeitig einsagen können?''
Die Slytherins
lachten.Snape beachtete Malfoys Beleidigung nicht und blickte ihn nur
mit einem Hauch von Stolz an.
Hermine presste ihre Lippen
kräftiger aufeinander und Harry ballte seine Hände unter
dem Tisch zu Fäusten.
Ron an seiner Seite, war vor Zorn rot
angelaufen und hielt sich nur schwer davon ab, aufzuspringen.
Eine
zähe Ewigkeit schien zu vergehen, in der die Slytherins lachten
und kicherten, während die Gryffindors ihre Wut
hinunterschluckten.
Sie konnten sich in Snapes Unterricht
schließlich nicht wehren, ohne dafür Punkte zu
verlieren.
Endlich mahnte Snape unbewusst zur Ruhe.
,,Ihre
Ausführung und ihr Wissen verdienen 20 Punkte, Mr Malfoy.Wir
werden einen Reumenia-Trank brauen.Obwohl dieser Trank sehr schwierig
ist und bisher nicht gelehrt wurde, habe ich vom Schulleiter die
Erlaubnis erhalten, ihn den Schülern des 5. Jahrgangs
beizubringen.Unter der Bedingung, dass ich jeweils einen guten
Schüler mit einem zusammentue, dessen Leistungen mangelnd
sind.''
Seine Stimme hatte einen genervten Tonfall
angenommen.
,,Professor Dumbledore hat sie auch schon
zusammengetan'', fuhr er missmutig fort.
Wahrscheinlich war es ihm
nicht recht, dass sich jemand in seinen Unterricht einmischte.Harry
konnte sich sehr gut vorstellen, dass er diese Aufgabe liebend gerne
übernommen hätte, nur um einige Gryffindors zu quälen.
'Das
wären dann wohl jeweils ein Slytherin und ein Gryffindor',
dachte sich Harry, denn außer Hermine war jeder in Gryffindor
schlecht in Zaubertränke.
,,Nott, Longbottom; Patil,
Bulstrode; Finnigan, Parkinson; Thomas, Goyle; Granger, Crabbe;
Weasley, Zabini; Potter, Malfoy; .....''
An der Stelle schaltete
Harry ab.Es überraschte ihn nicht, dass er mit Malfoy
zusammenarbeiten musste.In den letzten beiden Jahren hatte Dumbledore
oftmals versucht das Klima zwischen den Häusern Slytherin und
Gryffindor zu verbessern.Und der Schulleiter hielt vohl dermaßen
an dieser Idee fest, dass er immer noch nicht aufgegeben
hatte.
'Eigentlich nur verständlich', dachte sich Harry.In
heutigen Zeiten war Zusammenhalt wirklich wichtig.Und auch, wenn
Harry nicht unbedingt aktiv in ihren Streitereien mitmischte, waren
doch hauptsächlich er und Malfoy diejenigen, die keine
Veränderung zuließen.
Man konnte aber auch nicht
verlangen, dass er sich nicht wehrte, wenn er angegriffen
wurde.
,,Setzen sie sich zu ihren Partnern.Schlagen sie im Buch
die Seite 384 auf und machen sie die Theorie durch.''
Als Malfoy
keine Anstalten machte aufzustehen, nahm sich Harry seufzend seine
Sachen und setzte sich auf den freien Platz in der ersten Reihe,
gleich neben seinem Rivalen.
Der sah ihn missbilligend von der
Seite an.
,,Was gedenkst du da zu tun, Potter?'', erkundigte er
sich herablassend.
,,Ich befolge Snapes Anweisungen, Malfoy.''
Der
Slytherin wandte sich seinem Buch zu und ignorierte Harry eiskalt,
was diesem eigentlich nicht viel ausmachte.So hatte er zumindest
seine Ruhe.
Er bekam mit, wie Hermine Crabbe mit leiser Stimme
anfauchte, aber da ihn dies nicht weiter interessierte, tat er es
Malfoy gleich und las den Text in ihrem Zaubertränkebuch, ohne
ihn wirklich zu verstehen, bis er von Snape entlassen wurde und sich
mit seinen Freunden zum Wahrsageturm begab.
,,Harry!''
Harry
drehte sich ruckartig zu Ron, der seinen Arm ausgestreckt hatte und
auf etwas in der Luft deutete.Er folgte Rons Arm mit den Augen und
sah etwas golden glänzendes in der Luft schwirren.Schon bevor er
analysieren konnte, was es war, setzten seine Sucherinstinkte ein und
er flog blitzschnell auf den Schnatz zu.
Der Wind peitschte gegen
seine Haut und presste ihm seine Brille auf die Nase, während er
aus den Augenwinkeln bemerkte, wie ihm Malfoy mit steigendem Tempo
folgte.Er mochte vielleicht den besseren Besen haben, aber Harry
hatte nun einmal schneller reagiert und war auch dementsprechend
näher dran.
Malfoy kam dem Schnatz aber gefährlich nahe
und als Harry schon einmal vorsorglich den Arm ausstreckte, war
Malfoy fast gleichauf mit ihm.Harry konnte die Spannung fühlen,
die sie umgab.
Plötzlich flog der Schnatz einen Haken und auf
den Boden zu.Harry bremste ruckartig und eine Erschütterung ging
durch seinen Körper.Als er dann dem Schnatz hinterherflog, sah
er, dass Malfoy schon einen beachtlichen Vorsprung hatte.Harry flog
nun schneller, als der Fall und der Schnatz schien ihm weit weg,
obwohl der Rasen immer näher kam.Im Unterbewusstsein hörte
er die Menge erwartungsvoll keuchen.
Harry hatte Malfoy nun
eingeholt und konnte dieses Tempo nur mit großer
Kraftanstrengung halten.Malfoy hatte wohl alles aus seinem Besen
rausgeholt und warf ihm immer wieder nervöse Blicke zu.
Er
aber hatte nicht vor abzudrehen und als Malfoy seinen Besen dann
ungefähr fünf Meter über dem Boden hochzog, flog er
immernoch.
Der Schnatz war nun wenige Zentimeter vom Grund
entfernt und flog ganz plötzlich einen Haken.
Harry hob den
Stiel seines Besens ächzend hoch.Er atmete erleichtert auf, es
war knapp gewesen.Er streckte seinen Arm erneut aus und griff nach
dem goldenen Schnatz.
Die Menge tobte.Harry lächelte in sich
hinein.Sie hatten seinen Sieg wohl nie angezweifelt.
Harry wandte
sich Malfoy zu, der in beachtlicher Entfernung von ihm, auf seinem
Besen schwebte und aussah, als habe er gerade sauren Zitronensaft
getrunken.
Er bildete sich ein, einfach nur Malfoys
Gesichtsausdruck bei einer Niederlage sehen zu wollen, der es
nebenbei bemerkt wert war, aber in letzter Zeit suchten seine Augen
ein wenig zu oft nach dem Slytherin.Es verunsicherte ihn, aber er
wünschte sich, dass Malfoy die Todesnachricht seines Vaters
nicht bekommen würde und bildete sich ein, er könnte dies
beeinflussen, indem er ihn beobachtete, damit sich nichts an ihrem
Verhältnis änderte.Einfach nur Rivalen sein.Mit all den
kindischen Streitereien und dem Stessabbauen..
Harry fühlte,
dass sich Malfoy grundlegend verändern würde, falls er in
Erfahrung bringen sollte, dass sein Vater gestorben war.
Auch,
wenn ihn sein Vater wohl nicht sehr gut behandelt hatte, hatte Harry
schon damals in ihrem zweiten Jahr bemerkt, dass er ein Grundstein
für Dracos Leben war.Wahrscheinlich ein Vorbild.
Kurz
schüttelte Harry den Kopf.Wie konnte er nur schon wieder solchen
Unsinn denken?Das wurde langsam zur Angewohnheit.
Im nächsten
Augenblick riss er entsetzt seine Augen auf.Seine ganze Mannschaft
hatte sich auf ihn geworfen und sie lagen nun gemeinsam lachend auf
dem Gras.Als er sich wieder aufgerichtet hatte, fiel ihm jemand um
den Hals.
'Braune Haare', registrierte er.
,,Hermine, du
erdrückst mich'', sagte er, gespielt nach Luft schnappend.
Sie
löste sich von ihn und Ron lächelte erleichtert.Nicht, weil
Harry noch lebte, sondern weil sie ihn endlich losgelassen
hatte.
Rons Schwärmerei für Hermine war mittlerweile
offensichtlich.Die einzigen auf ganz Hogwarts, die es noch nicht
wussten waren wohl die beiden Betroffenen und Ron weigerte sich
immernoch stur, seine Verliebtheit zuzugeben, obwohl er jedes Mal
errötete, wenn er und Hermine normal miteinander sprachen..Was
selten genug vorkam, da sie die meiste Zeit stritten.
,,Hast du
Malfoys Gesichtsausdruck gesehen?'', fragte Ron als sie geduscht und
angezogen im Gemeinschaftsraum saßen.
,,Ja, hab ich.''
,,So
ein Hasenfuß.Der hat abgedreht, während du in vollem Flug
warst.''
,,Tolle Aktion Harry'', rief Ginny von der anderen Seite
des Raumes.
Harry hob kurz lächelnd die Hand, während er
Ron antwortete:,,Er ist eben nicht so lebensmüde wie
ich.''
,,Ach was.Das war super.Ich denke den Tag, an dem dich
Malfoy besiegt werden wir nicht erleben.''
Harry grinste.
,,Hoffen
wirs.''
Und sie lachten laut auf.
,,Was gibt es denn so
Witziges?''
Hermine setzte sich auf einen Sessel am
Kamin.
,,Harry, hast du deine Verwandlungen Aufgaben schon
gemacht?''
,,Ähm...nein.''
Hermine seufzte.
,,Ruh dich
heute aus, aber morgen musst du sie machen sonst bekommst du wieder
Strafpunkte von Professor McGonnagal.''
Harry nickte ergeben.Da
hatte er der Gryffindor Mannschaft gerade zum Sieg verholfen und
Hermine kam mit Hausaufgaben an.
,,Ihr solltet langsam anfangen,
für die UTZ zu lernen.''
Harry und Ron stöhnten synchron
auf.
,,Hermine, bitte!''
,,Ist ja gut'', sie verschränkte
die Arme vor der Brust und schien zu schmollen.Harry konnte Rons Herz
neben sich fast hüpfen
hören.
,,Harry!Aufwachen!Frühstück!''
Harry
öffnete verschlafen seine Augen, schloss sie kurz darauf wieder
und zog sich die Decke über den Kopf.
Dies alles mit dem
Wissen, noch einem Schultag trotz täglichen Widerstandes nicht
entkommen zu können.
So saß er eine Viertel Stunde
später gähnend in der großen Halle und ließ
sich von Hermine überreden doch noch etwas zu essen.
Ungeniert
gähnend griff er nach einem weichen Brötchen und biss
zögernd hinein.Eigentlich hatte er ja keinen Hunger, aber
Hermines angsteinflößendem Blick hatte er leider nichts
entgegenzusetzen und nahm die Gefahr, sich zu erbrechen deshalb in
Kauf.Warum war er eigentlich so müde?
Er war doch gestern
nach dem Spiel zeitig ins Bett gegangen.
Er vernahm ein Schwirren
und Flügelschlagen über seinem Kopf und richtete seinen
Blick an die Decke.
Die morgendliche Post.
Und er bekam
nichts.
Leise seufzend senkte er seinen Blick wieder.Seitdem
Sirius gestorben war, bekam er nur noch sehr selten Post und die war
meistens von Lupin, Tonks oder den Weasley Zwillingen.Er nahm es
ihnen nicht übel.Lupin und Tonks hatten nun einmal sehr viel mit
dem Orden zu tun und die Zwillinge bauten gerade ihr Geschäft
aus.Noch dazu waren sie unerwartet erfolgreich.Sie hatten Harry sogar
eine Stelle angeboten.Er hatte die Möglichkeit nach dem
Schulabschluss 'Weasleys Zauberhafte Scherzartikel' ein 'Potter'
beizusetzen, aber dies kam für Harry nicht in Frage.
Er
wusste, falls er die nächsten Jahre überleben sollte, würde
er immer weiter gegen das Böse kämpfen bis er starb.
Und
mit einer erschreckenden Sicherheit ging er davon aus, im Kampf zu
sterben.
Fast schon selbstständig glitt sein Blick zum
Slytherintisch und heftete sich an einen ganz bestimmten
Jungen.
Harry ließ sein Brötchen sinken und der Bissen
in seinem Mund schmeckte plötzlich wie eine uralte
Tennissocke.
Draco Malfoy saß minimal in sich zusammensunken
am Tisch.Harry wusste, dass er sich niemals mehr erlauben würde.
Der
Slytherin war weiß wie ein Laken und starrte ungläubig auf
einen schneeweißen Brief in seiner Hand.
Blonde Strähnen
fielen ihm ins Gesicht und obwohl er es nicht wirklich bezeugen
konnte, meinte Harry ein verräterisches Glitzern in Dracos Augen
zu erkennen.
Nun wusste er es.
Und ein bedrückendes Gefühl
von Schuld floss durch Harrys Körper.
Er war dabei gewesen,
konnte aber nicht helfen.Wieso hätte er denn überhaupt
helfen sollen?Malfoy war ein Todesser.Er hatte sich aus freiem Willen
dazu entschieden, Voldemord zu dienen und vor ihm im Dreck zu
kriechen.Es konnte ihm, Harry, doch nur recht sein, wenn es einen von
diesen Speichelleckern weniger gab.
Seltsamerweise tat es das
nicht.
Er hatte gedacht, dass er in den letzten Jahren ein wenig
abgehärteter geworden sei.In Zeiten des Krieges konnten zu viele
Gefühle den Tod bedeuten.Und auch wenn er sich manchmal wünschte
zu sterben, wusste er, dass er es nicht durfte.Er war die
Hoffnung.Und hatte eine schwere Last zu tragen.
Solange es ihn
gab, gaben die Menschen nicht auf.Sie kämpften weiter.Und wenn
er sterben sollte, war das der Untergang der Zauberwelt.Sein Tod wäre
mit Voldemords Sieg gleichzusetzen, denn ohne die Unterstützung
von hoffenden Menschen, war sogar der Phonix Orden ein schwacher
Gegner.
Gerade aus diesem Grund war es vielleicht besser, den
Menschen das zu zeigen was sie sehen wollen.
Aber im Moment konnte
Harrys dies nicht.Er hatte doch selber keine Hoffnung.Nichts zum
Festhalten.Er wandelte selber in der Dunkelheit und die Kälte
zerfraß sein Herz.
Seit dem Traum war dieses unbändige
Gefühl der Ohnmacht sogar noch um ein Vielfaches intensiver
geworden.
Er hatte wieder nicht helfen können.Mittlerweile
war ihm wohl egal ob Voldemord einen Unschuldigen oder einen seiner
Anhänger umbrachte.Er hatte jedes Mal Spaß daran, als
wüsste er, dass Harry dazu verdammt war, seinen Morden
zuzusehen.
Und mit jedem Mord, fühlte sich Harry, als ob ER
all diese Menschen umgebracht hätte.Als ob die Last auf SEINER
Seele stetig wuchs.Schwerer wurde.Ihn unter sich zu begraben
drohte.
Und als würde Sirius Tod nicht reichen, musste er
Draco Malfoy immer wieder begegnen.Musste immer wieder daran denken,
dass er die Qualen seines Vaters miterlebt hatte.Ihn vor Schmerz
schreien gehört hatte.Dabei nur daneben stehen konnte.Nicht
helfen konnte.
Draco erhob sich äußerlich gefasst von
seinem Platz und schritt zur Tür der großen Halle.Allem
Anschein nach konnte nur Harry die leichte Krümmung in seiner
Gestalt erkennen.Er meinte die leicht schlurfenden Schritte zu hören,
obwohl er es zwischen all den Unterhaltungen in der Halle gar nicht
wahrnehmen durfte und verspürte den Drang, das Brot in seinem
Mund, das ihm langsam aber sicher die Luft nahm, im großem
Bogen auszuspucken.
Nach zwei Doppelstunden Verwandlungen
und Zauberkunst fühlte sich Harry mehr tot als lebendig, machte
sich unter dem strengen Blick Hermines aber trotzdem zur Bibliothek
auf.Alles wonach er sich sehnte war ein warmes weiches Bett, indem er
die nächsten Stunden friedlich schlummern konnte.Aber er hatte
seiner Freundin am gestrigen Tag versprochen, seine Verwandlungen
Aufgaben heute zu machen und für üblich hielt er sein
Wort.Zu dem war morgen der letzte Abgabetermin und auch, wenn Harry
der Sucher der Gryffindormannschaft, der Mannschaft McGonnagals
Hauses, war, konnte er sich nicht erlauben die Aufgaben nicht zu
machen.
Professor McGonnagal nahm schon viel zu viel Rücksicht
auf ihn und als sich Harry ihr enttäuschtes Gesicht ins
Gedächtnis rief, als er eine wichtige Aufgabe Wochen lang
aufgeschoben hatte und sie dann doch nicht hatte und ihm Punkte
abgezogen wurden, wurde er augenblicklich wacher.
So schritt er
ein wenig zügiger durch die Gänge.Er betrat die, wie
erwartet, nicht sehr volle Bibliothek, suchte sich einige Bücher
über 'Zurückverwandlungstechniken' heraus und setzte sich
an einen Tisch nahe an einem Fenster.
Er musste ungewohnt wenig
schreiben und legte seine Feder schon nach einer halben Stunde
verwundert beiseite.Das war vollkommen untypisch für seine
Verwandlungen-Lehrerin.Normalerweise ließ sie über Themen
schreiben, für die mindestens fünf Pergamentrollen benötigt
wurden.
Der Gryffindor wollte die Bücher wieder in die Regale
zurückstellen, als er seinen Blick zufällig über eine
dunkle Ecke schweifen ließ und er verwirrt eine Augenbraue in
die Höhe zog bevor er sich wieder auf seinen Platz sinken
ließ.
Malfoy war hier?
Wieso hatte er ihn nicht
bemerkt?
Malfoy schien ihn auch nicht bemerkt zu haben.Der
Slytherin saß, sich unbeobachtet fühlend an einem Ecktisch
vor dem Regal mit Zaubereigeschichte Büchern und las sich
abermals einen Zettel durch.Das konnte Harry an seinen Augen
erkennen.Auch fiel ihm auf, dass es wohl der Brief von heute Morgen
war.Das Papier strahlte immernoch schneeweis.
Harry starrte Dracos
traurige Gestalt an fühlte sich an sich selbst erinnert.Niemand
hatte es ihm gesagt, aber Wochen nach Sirius Tod war er genauso durch
Hogwarts gelaufen.Mit dem selben gesenkten Blick und der deprimierten
Ausstrahlung.
Und genauso, wie damals so viele mit ihm Mitleid
hatten, hatte er selbiges mit Draco.Aber er hatte diese schwache
Gefühlsregung der Menschen nie haben wollen, wollte ihre
vorgeheuchelte Traurigkeit nicht und wusste, dass es Draco genauso
ging.
Obwohl seine Füße aufspringen und zu dem
Slytherin laufen wollten, obwohl ihn sein Körper um Verzeihung
bitten wollte, dass er die Grausamkeit die ihre Asche nun auf ihn
streute nicht verhindert hatte.Nicht verhindern hatte können.Obwohl
er seine Arme um Dracos Schultern legen wollte, ihn trösten
wollte.Obwohl sein Herz bei dem Anblick des leidenden Jungen zerriss,
saß er nur weiterhin auf dem, plötzlich ungewohnt
ungemütlichen, Stuhl und starrte den Slytherin einfach an.
Ihre
Rivalitäten waren vergessen.Als wären sie nie dagewesen.In
dem Moment fühlte Harry keine Abneigung gegenüber dem
blonden Slytherin.Nur Schuld und Scham, und er lehnte sich an die
Stuhllehne, wich zurück, weil er sich aus irgendeinem Grund
nicht zustand, Draco anschauen zu dürfen.Als wäre der Junge
ein Engel und er ungewollt, der Teufel, der ihm schon genug wehgetan
hatte.Der ihm gar nicht wehtun wollte, es aber immer wieder
tat.Vielleicht hatte er gar nicht das Recht, in diesem Raum zu
sein.
Draco ließ hier seinen Gefühlen freien Lauf, ließ
seine Mauer fallen und er beobachtete ihn ungefragt.Auch wenn das ein
öffentlicher Ort war, Harry meinte, Dracos Privatsphäre zu
missachten.
Und plötzlich erschien ihm dieser Gedanke so
sündig, so teuflisch, dass er aus einem Reflex heraus nach
seinen Pergamentrollen griff, lautstark aufstand und aus der
Bibliothek rannte.Einfach nur rannte.Er achtete nicht auf seine
Umgebung und sah auch nicht, wie Draco Malfoy erschrocken aufjapste,
als Harry an ihm
vorbeistürmte.
Ich
würde mich freuen, wenn euch dieser Teil dazu überreden
könnte, einen winzigkleinen Kommi zu schreiben.
