HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX
A/N: Ich darf mit diesem Kapitel meinen neuen Beta-Reader vorstellen: Kartarus. Vielen herzlichen Dank, dass du mir ab jetzt hilfst! Für die Leser bedeutet das, dass die Kapitel ab sofort mehr Qualität und weniger Tippfehler haben werden.
------ ------ ------
KAPITEL 36 – Rosa Schmetterling
„Was ist passiert, Remus?"
„Ich bin gerade mit den Siebtklässlern aus dem Wald zurückgekommen... einer der Hauselfen lief auf mich zu und rief, dass Harry Potter plötzlich blutüberströmt am Boden der Küche aufgetaucht sei. Sie sagten, sie hätten nicht gesehen, wie er hereingekommen sei. Aber ich habe gehört, dass in einem Moment der Boden leer war, und im nächsten war er plötzlich da."
„Irgendwelche Theorien?" Professor McGonagall kniete sich neben Lupin auf dem Boden und sah Harrys unbewegtes Gesicht an.
Lupin seufzte leise. „Es ist schwer zu sagen... aber es hört sich an, als hätten die Hauselfen genau den Teil ihres Gedächtnisses verloren, in dem Harry hier aufgetaucht ist."
Professor McGonagall zog eine Augenbraue hoch. „Seltsam."
„Mmm, sehr", sagte Lupin nickend. Er deutete auf die verschiedenen Schnitte und Flecken in Harrys Gesicht. „Die wurden nicht von einem Zauber verursacht, sondern von körperlicher Gewalt. Ich hätte, so seltsam sie auch klingen mögen, zwei Ideen, wie das vielleicht hatte passieren können." Er runzelte leicht die Stirn und fuhr fort. „Entweder kam Harry alleine hier rein, hat die Hauselfen mit Gedächtniszaubern belegt und sich dann selbst verletzt, damit die Hauselfen denken würden, er wäre aus dem Nichts aufgetaucht. Entweder das, oder jemand hat ihn verletzt, ihn hergezerrt, die Gedächtnisse der Hauselfen verändert und dann wieder Abgehauen."
„Wahrscheinlich eher das zweite", sagte McGonagall. „Aber wer? Und warum?"
Lupin schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung ... er ist noch nicht aufgewacht. Severus ist los, um etwas Belebungstrank zu besorgen. Hoffentlich werden wir herausfinden, was mit ihm geschehen ist..."
McGonagall sah sich besorgt Harrys rechten Arm an. „Schreckliche Verletzung hier..."
„Ich denke, er könnte leicht gebrochen sein", seufzte Lupin. „Und das so kurz vor seinem Quidditch Spiel. Es sieht jedoch nicht kompliziert aus, und mit etwas Glück, kann Poppy ihn schnell wieder zusammenflicken."
„Es würde ihn fertig machen, wenn er in dem Spiel nicht einsatzbereit wäre", sagte McGonagall leicht stirnrunzelnd. „In welchem Unterricht hätte er sein sollen, als der Unfall passierte?"
„Reine Künste", antwortete Lupin. „Alrister machte heute mit ihnen rohe Liebesmagie, er wurde von Glitzer attackiert und ging, um ihn abzuwaschen."
„Was machte er dann zum Teufel in der Nähe der Küchen?", sagte McGonagall.
Lupin schüttelte wieder den Kopf. „Ich weiß es nicht, Minerva ... Blaise Zabini war jedoch zur gleichen Zeit auch nicht im Unterricht. Er kam, um mich zu holen, damit ich die Effekte eines verunglückten Versuchs von roher Magie beseitigen konnte. Er kam zurück lange bevor Harry gefunden wurde, er kann damit nichts zu tun haben. Wer auch immer es war, müsste in der Nähe der Küche gewesen sein, als ihn die Hauselfen entdeckten – außer, der Täter hat einen Lähmzauber und einen Gedächtniszauber gleichzeitig verwendet. Dann wäre der Gedächtniszauber erst in Kraft getreten, als die Elfen wieder aufwachten. Aber das ist unwahrscheinlich schwierig, und wird nur im siebten Jahr unterrichtet."
„Wo waren alle Siebtklässler um diese Zeit?", fragte McGonagall.
„Ich war mit der Hälfte draußen am Rand des Waldes", sagte Lupin. „Filius hat die andere Hälfte in Zauberkunst unterrichtet."
Die Tür öffnete sich und Snape kam herein; er hielt einen Kelch in jeder seiner Hände. Der eine rauchte sanft, und der andere enthielt eine sehr klare Flüssigkeit, die aussah wie purer Alkohol. „Belebungstrank", sagte er und gab Lupin den, der rauchte. „Und Veritaserum. Ich dachte, es würde nichts schaden."
„Ich denke nicht, dass Potter lügen wird", sagte McGonagall kalt und ignorierte den Kelch, den er ihr geben wollte.
„Ich ebenfalls nicht", sagte Snape in einem Ton, der niemanden überzeugte. „Aber vielleicht wäre es eine gute Vorsichtsmaßnahme."
Nach einem Moment nahm McGonagall das Veritaserum mit einem Seufzer und einem Stirnrunzeln und besah sich die Menge, die Snape gebracht hatte. „Das ist viel, Severus. Vertraust du Potter wirklich so wenig?"
Snape lächelte ein klein wenig und seine Augen glitzerten kalt. „Hast du die Umstände nicht bedacht, Minerva?", sagte er glatt. „Seit ein paar Monaten hat das Risotta nun jeden in der Schule heimgesucht - und nun taucht Potter blutüberströmt am Küchenboden auf und die Hauselfen haben keinerlei Erinnerung daran, wie er hierher kam, denkst du nicht, dass das ein klein wenig verdächtig ist?"
„Willst du damit etwa sagen, dass Harry Potter das Essen der Menschen in diesem Schloss vergiftet hat?", sagte McGonagall kalt und eine Augenbraue hob sich hinter dem Glas ihre Brille.
„Ich habe nichts dergleichen behauptet", sagte Snape. Er beobachtete, wie Lupin, düster dreinblickend, den Rauch von seinem Kelch weg blies. „Was tust du?"
„Du hättest ihn nicht ein wenig kälter machen können, oder, Severus?", sagte Lupin. „Er kocht fast noch."
Snape seufzte, kniete sich auf den Boden und murmelte: „Pathetisch ...", bevor er Lupin den Kelch abnahm und sich nach unten beugte, Harrys Mund öffnete und den Kelch vorsichtig an seine Lippen legte. Der Junge verschluckte sich, hustete ein wenig, wachte jedoch nicht auf, sogar, als Snape den Inhalt des gesamten Kelches in seine Kehle geleert hatte.
„Du hast es doch richtig gemacht, nicht wahr?", sagte Lupin besorgt.
„Natürlich habe ich", schnarrte Snape. „Der Trank braucht einige Minuten, bis er wirkt." Er nahm den Kelch mit den Veritaserum, doch bevor er ihn Harry verabreichen konnte, hielt McGonagall ihn auf.
„Severus", sagte sie warnend. „Der Junge braucht nicht die volle Dosis."
„Im Gegenteil", sagte Snape sanft. „Ich denke, es würde ihm sogar gut tun." Und er hob den Becher langsam an die Lippen und die klare Flüssigkeit tröpfelte langsam in Harrys Mund. Snape war der einzige, der wusste, dass es nicht nur Veritaserum war. Er hatte zuvor Harrys Wunden gesehen, und ein paar weitere Zutaten hinzugefügt, um seinem Körper zu helfen, das verlorene Blut zu ersetzen. Obwohl Snape es nie gegenüber McGonagall und besonders Lupin zugeben würde, aber er sorgte sich um den Jungen.
Als der letzte Tropfen verschwunden war, stellte Snape den leeren Kelch ab und lächelte auf eine zufriedene Art. Lupin sah deswegen besorgt aus, ebenso McGonagall. Nach ein paar Augenblicken, gab Harry ein müdes, leises Stöhnen von sich und seine Augen öffneten sich langsam. Er fühlte sich, als wäre er wiederholt mit einem Baseballschläger geschlagen worden, aber da war noch etwas anderes, als ob er kontrolliert würde. Es fühlte sich an, als hätte er nicht die Kraft, selbst zu denken.
„Potter? Können Sie mich hören?", sagte McGonagalls Stimme über ihm.
„Ja", sagte er automatisch und seine Augen sahen sich um.
„Wie fühlst du dich?", fragte Lupin mit besorgter Stimme.
Harry dachte eine Weile darüber nach und sagte dann leise: „Ich bin verletzt." Er runzelte ein wenig die Stirn; es war ein sehr benommener und verwirrter Ausdruck in seinem Gesicht. „Küche."
„Ja", sagte McGonagall. „Sie sind in der Küche. Können Sie uns sagen, wie Sie hergekommen sind?"
„Nein", sagte Harry.
„Nein?", fragte McGonagall, von seiner Antwort überrascht.
Harry blinzelte automatisch. „Ich kann mich nicht erinnern."
„Woran kannst du dich erinnern?", fragte Lupin. „Kannst du uns sagen, was passiert ist, nachdem du Reine Künste verlassen hast?"
Eine weitere Emotion flog über Harrys Gesicht, sein linkes Auge zuckte leicht und sein Mund begann zu sprechen, als würde er von etwas anderem als seinem Gehirn angetrieben. „Ich habe Reine Künste nicht verlassen. Draco hat Ron gefragt, woran er gedacht hat. Und nun bin ich hier." Ein weiteres benommenes Stirnrunzeln, ein fast träumerischer Ausdruck, dem von Luna Lovegood nicht unähnlich. „Ich war in Reine Künste, und dann war ich woanders. Da war ein Wandvorhand, ich bin hindurch gegangen und dann war eine Treppe. Ich bin jemandem gefolgt – ich weiß nicht, wem. Er hat ein Licht angemacht und ich habe die Treppe gesehen. Es war ein Ort, an dem ich noch nie gewesen war. Die Zuflucht der Slytherins. Und mehr weiß ich nicht. Jetzt bin ich hier."
McGonagall blinzelte. „Die Zuflucht der Slytherins? Potter, es gibt keinen solchen Ort."
„Aber er steht unter dem Einfluss von Veritaserum", sage Lupin und runzelte verwirrt die Stirn.
Snape legte die Stirn ebenfalls in Falten. „Wie zum Teufel hat er über die Zuflucht herausgefunden?"
„Was?", sagte McGonagall und wandte sich ihm zu.
Snape starrte Harry and und runzelte wieder misstrauisch die Stirn. „Es war ein alter Treppenaufgang, den Lucius Malfoy in seinen zweiten Slytherin Gemeinschaftsraum umgewandelt hat – seit Jahren nicht mehr benutzt. Meines Wissens nach verschlossen. Es ist unmöglich, einfach darüber zu stolpern – nur jemand, der weiß, wo er ist, kann den Eingang sehen."
„Weiß Dumbledore davon?", fragte McGonagall. „In keiner meiner Aufzeichnungen habe ich etwas über einen geheimen Gemeinschaftsraum gefunden. Wann genau hat Lucius Malfoy das alles arrangiert? Warum ist es nicht gemeldet worden?"
„Der Direktor weiß nichts davon", sagte Snape einfach. „Obwohl das in der gegenwärtigen Situation nichts zur Sache tut. Potters Gedächtnis wurde von dem gelöscht, der ihn verletzt und hierher gebracht hat. Nur ein Slytherin kann wissen, dass die Treppe existiert – er muss einem Slytherin gefolgt sein."
„Nicht unbedingt", sagte McGonagall. „Ein Slytherin hat vielleicht dieser Person gesagt, wo man diese ... diese Zuflucht findet. Jeder könnte es gewesen sein."
„Quidditch", sagte Harry müde und noch immer auf dem Boden liegend.
„Was war das, Potter?", sagte McGonagall.
„Quidditch", wiederholte er benommen. „Ich soll in ein paar Tagen Quidditch spielen... aber ich bin jetzt verletzt... wenn ich verletzt bin, kann ich nicht Quidditch spielen."
„Oh, wir werden Sie wieder aufpäppeln", sagte McGonagall brüsk. „Es gibt wichtigere Dinge, Potter. Sind Sie sicher, dass Sie nicht wissen, wer es war?"
Harry schüttelte schwach den Kopf. „Nein. Ich weiß nicht, wer es getan hat."
McGonagall seufzte. „Nun gut ... Remus, bring Potter hoch in den Krankenflügel. Er braucht zumindest ein paar gute Heilzauber. Ich glaube, dass Mr. Weasley und Miss Granger darüber informiert werden wollen."
„Und was ist mit mir?", sagte Snape und hob kühl eine Augenbraue.
„Geh und benachrichtige den Direktor", sagte McGonagall, während sie und Lupin Harry auf die Beine halfen. „Er muss davon erfahren."
Snape nickte und sah zu, McGonagall und Lupin Harry halb aus der Küche trugen. Als sich die Tür schloss und den Zaubertrankmeister alleine in der Küche ließ, sagte er leise, obwohl niemand in der Nähe war: „Hast du gesehen, wer es war?"
„Nein", antwortete eine Stimme hinter ihm und eine Figur flackerte in die Sichtbarkeit. Peter lehnte sich an eine Wand in der Nähe und spielte mit Ärmeln seiner Schuluniform. „Ich war in den Gewächshäusern und hab Drittklässler mit explodierenden Packungen von Samen beworfen."
Snape seufzte müde. „Verdammt Potter... nur dieses eine Mal hätte er dich gebraucht."
„Und was soll das jetzt heißen?", schnarrte Peter. „Ich hab meinen Job nicht ordentlich erledigt, nicht wahr?"
„Ich bin froh, dass du das schon selbst gesehen hast", sagte Snape kühl, ging hinüber zur Tür und zog sie auf. „Zumindest muss ich nicht meinen Atem damit verschwenden, es dir zu sagen." Er ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
Peter sah ihm düster nach, flackerte zurück in die Unsichtbarkeit und hielt nur inne, um einen Topf voller Suppe auf den Boden zu werfen, bevor ein in einer der Wände verschwand.
------------------------------
Den nächsten Tag, einen Donnerstag, musste Harry in einem Bett im Krankenflügel verbringen, damit Madam Pomfrey immer wieder seinen Arm begutachten konnte. Sie hatte den Knochen sofort regeneriert, aber weil er so lange gebrochen gewesen war, mussten ein paar Risse noch von selbst verheilen. Als er sie vorsichtig gefragt hatte, ob er Quidditch spielen könne, hatte sie geseufzt, den Kopf geschüttelt und etwas über gefährliche Sportarten gemurmelt, bevor sie ihm ziemlich mürrisch gesagt hatte, dass er spielen durfte.
„Du solltest deine Prioritäten ändern", fügte sie gedankenverloren hinzu, während sie für ihn Suppe in eine Schüssel neben seinem Bett füllte. „Gesundheit ist viel wichtiger als Quidditch."
Dracos Prioritäten waren denen von Harry jedoch sehr ähnlich. Er kam am Donnerstag Nachmittag gleich nach dem Unterricht vorbei, riss die Tür auf und rief: „Weasley sagt, dass du dir den Arm gebrochen hast und nicht spielen kannst! Sag mir, dass er gelogen hat, Potter, sag es mir!"
„Beruhig dich", sagte er schnell und hoffte, dass Draco nicht jetzt und hier in der Tür einen Herzanfall bekommen würde. „Ja, ich werde spielen!"
Draco seufzte wie einer, der gerade lebendig verbrannt wurde und merkte, dass es zu regnen begonnen hatte. Harry erwartete fast, dass er auf die Knie fallen und vor Dankbarkeit zu weinen beginnen würde. „Tu mir das NIE wieder an, Potter!"
„Oh, tut mir Leid", sagte Harry gereizt. „Falls du es nicht bemerkt hast, ich weiß nicht mal, was ich getan hab! Mein Gedächtnis ist gelöscht worden und ich wurde zusammen geschlagen! Jemand hat mir den Arm gebrochen!"
„Du Armer", sagte Draco sarkastisch. „Ich wollte Weasley ERWÜRGEN, als er auf mich zukam und so nebenbei bemerkte, dass du nicht spielen kannst! Du bist unser Sucher! Wie kannst du es wagen, mir solche geistigen Qualen anzutun, du eingebildeter, du verrotteter –" Er kämpfte um ein Wort, das beschreiben konnte, was hässlich Harrys Verbrechen war. „Du GRYFFINDOR!"
„Wow, wow", sagte eine kühle Stimme hinter Draco. „Komm ihm nicht zu nahe, Draco, er könnte dir vielleicht zuhören."
Kainda kam durch die Tür herein, grinste den ziemlich fertigen Draco an, ging ruhig hinüber zu Harrys Bett und ließ sich auf einen Stuhl neben ihm fallen. Wenn es eines gab, das man über Kainda sagen konnte, dann war es, dass sie es sich so ziemlich überall gemütlich machen konnte, oder zumindest sah es so aus. Draco sah sie düster an und sagte dann verzweifelt: „Darum geht es nicht! Er hätte Weasley zumindest sagen können, dass – warte mal ... Potter, hast du Weasley gesagt, dass du nicht spielen wirst?"
Harry runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Nein ... ich hab gesagt, dass ich spielen werde ..."
Draco war einen Moment still, während er zwei und zwei zusammenzählte, und als er damit fertig war, konnte Harry die Wut in seinen Augen sehen. „Verdammt Weasley!", rief er. „Das hat er mir absichtlich gesagt! Das ist es! Wo ist er?"
Harry zuckte glucksend mit den Schultern. „Wahrscheinlich mit Hermine in der Bibliothek."
„Bibliothek", sagte Draco. „Klar." Er rollte seine Ärmel hoch und lief aus der Tür, immer fort murmelnd, dass er Rons Kopf abreißen und ihn als Quaffel verwenden würde.
Kainda kicherte. „Meine Güte, er ist nicht einmal Kapitän und explodiert bald vor Stress. Ich will gar nicht daran denken, wie du bald sein wirst."
Harry lächelte sanft, lehnte sich in seinen Kissen zurück und streckte den Arm vorsichtig aus. „Wenn ich so werde, musst du mir versprechen, mich unter Beruhigungsmittel zu stellen."
„Ich verspreche es'", sagte sie grinsend. „Also, wie geht es dir? Fühlst du dich okay?"
„Verwirrt", gab er zu. „Aber okay, ja. Ich fange an, dass ich es gar nicht mag, wenn ich Teile von meinem Gedächtnis verliere, weißt du... beim nächsten Mal vergesse ich vielleicht etwas wichtiges. Nun, herauszufinden, wer meinen Arm gebrochen hat wäre eigentlich ziemlich wichtig, glaub ich."
„Hey, mach dir keine Sorgen darüber", sagte sie, lehnte sich zurück und nahm eine Weintraube von seinem Nachttisch. „Du bist gesund, nicht wahr? Noch am Leben? In der Lage zu spielen? Damit ist für mich alles in Ordnung." Sie lächelte ihn an, in ihren Stuhl nach hinten gelehnt und ihre haselnussbraunen Augen glitzerten glücklich. „Ich hab auch bemerkt, dass du diesen Unfall zufällig an unserem Tag arrangiert hast. Ich glaub, dass ein langer Spaziergang jetzt nicht in Frage kommt, oder?"
Er gluckste. „Tut mir wirklich Leid, beim nächsten Mal werde ich vorher darüber nachdenken. Wie egoistisch von mir. Und ich würde gerne einen langen Spaziergang unternehmen, aber ich denke nicht, dass das Madam Pomfrey gefallen würde."
„Sie könnte mitkommen", sagte Kainda lächelnd. „Ich bin sicher, sie würde uns gerne über die Ländereien verfolgen."
„Oh, klar", sagte Harry. „Sie würde vor Freude springen, sicher doch."
Beide lachten und Kainda stahl eine weitere Weintraube. „Mann, bin ich hungrig ... weißt du was? Vielleicht sollte mich absichtlich verletzen, damit ich das Essen vom Krankenflügel bekomme. Es ist das einzige, das im Schloss noch sicher ist, oder?"
„Ich glaub schon", sagte Harry. Er lud etwas von seiner wässrigen Suppe auf einen Löffel und ließ sie dann mit einer Grimasse in die Schüssel zurückplätschern. „Nun ... die Wahl zwischen Rons abgestandenen Brot und dieser abgestandenen Suppe ist wirklich sehr schwierig."
Sie lächelte sanft und rutschte auf ihrem Sessel nach vor, um es sich bequemer zu machen, als sie sich auf der Station umsah. Es lag etwas in ihrer Miene, das Harry sagte, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. Er hatte diesen Ausdruck schon ein paar Mal gesehen. Kainda hatte das Talent so dreinzublicken, dass es nicht aussah, als würde sie nach Aufmerksamkeit suchen, sondern einfach ein generelles Gefühl von ‚ich denke nach' verbreitete.
„Was ist los?", fragte Harry und drehte sich auf die Seite, um sie ansehen zu können.
Sie sah ihn an und hielt inne, wobei sie etwas gequält aussah. „Es ist... du willst das vielleicht gar nicht hören..."
Ein schreckliches kaltes Prickeln machte sich in seiner Brust breit, genau wie damals, kurz bevor Cho im sagte, dass es aus war. Seine Miene wurde sehr ernst und er sagte besorgt: „Was ist los? Sag's mir ..."
Kainda sah ihn an, dachte einen Moment nach und sagte dann leise: „Einige Leute sind... misstrauisch."
„Wegen uns?", sagte Harry genauso leise.
„Nun ja, das auch", sagte Kainda. „Aber da ist noch was. Ich weiß, dass die Leute denken, wir würden uns mögen, ich finde das sogar ziemlich komisch, aber es ist etwas anderes. Etwas ernsteres. Es geht um dich."
Harry starrte sie mit großen Augen an. „Was ist es? Was? Ich hab doch nichts getan, was dich verletzt hat, oder?"
„Nein, nein, natürlich nicht", sagte sie. „Es ist nicht wegen uns, Harry, keine Sorgen." Sie lächelte ein wenig angesichts seiner besorgten Miene. „Es ist wegen deinem Unfall ... offenbar hat sich die Sache rumgesprochen... ich war kurz nach dem Abendessen in der Eulerei, und es waren noch ein paar andere Schüler dort, und ... nun ... die Leute finden das alles einfach verdächtig."
„Was meinst du?", sagte er und runzelte verwirrt die Stirn.
„Du wurdest in der Küche gefunden", sagte Kainda und hob eine Augenbraue. „Auf dem Boden der Küche liegend, mit Blut verschmiert, und du hättest eigentlich im Unterricht sein sollen und sonst war niemand da. Und du hast ‚zufällig' dein Gedächtnis verloren. Ich denke das natürlich nicht", fügte sie schnell hinzu, als sie sein Gesicht sah. „Du weißt, dass ich so etwas nicht denken würde, aber manche Leute sagen, dass ..."
„Sie denken, dass ich es bin, oder?", sagte er leise. „Sie denken, dass ich das Gryffindor Risotta gestartet habe."
„Ja", sagte sie und biss sich auf Lippe. „Tut mir Leid."
„Was tut dir Leid?", sagte er und lächelte ein wenig. „Es ist nicht deine Schuld, dass die anderen Idioten sind... ich bin dir nicht böse, nur weil du es mir gesagt hast."
Sie erwiderte sein Lächeln und es war das erste Mal, dass sie ein wenig schüchtern aussah. „Ich dachte nur, dass ich es dir vielleicht sagen sollte ... ich will dir nichts verheimlichen ..."
„Ich bin froh, dass das so ist", antwortete er lächelnd. Er hielt einen Moment inne und fragte sich, ob er die Nerven hatte, es zu tun und dann, langsam, vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte sanft ihre Wange. „Hast du deine Haare gefärbt?"
Sie lächelte leicht und fuhr mit einer Hand durch ihre sanften, braunen Locken. Es stand ihr wirklich gut, wenn sie so auf ihre Schulten fielen, wild, ungezähmt und cool. „Du bist bis jetzt der einzige, dem es aufgefallen ist. Letzte Nacht haben alle in meinem Schlafsaal Färbezauber ausprobiert ... gefällt es dir?"
Er nickte, fuhr mit seinen Fingern sanft über ihre Wange und genoss es zu sehen, wie sie leicht rosa wurde, ein sanfter Schein, der ihn an den rosa Schwan erinnerte, den Alrister geschaffen hatte. „Es ist wirklich hübsch."
Sie lächelte noch ein wenig mehr und ihre Wangen glühten. Kainda wurde normalerweise nie rot, und er wusste, dass sie es hasste, wenn es doch passierte, als würde sie denken, dass es dumm und mädchenhaft war, aber Harry fand, dass es ihr dieses besondere feminine Etwas verpasste. Wenn er nun Kainda ansah, erkannte er, wie kindisch Cho gewesen war. Sie war noch immer ein kleines Mädchen, schön anzusehen, aber sie konnte ihre Emotionen nicht kontrollieren. Aber Kainda ... Kainda behandelte ihn nicht wie eine Trophäe, oder als einen Ausweg für ihre Emotionen. „Ich liebe dich", murmelte er, bevor ihm überhaupt klar wurde, was er tat.
Nur Kaindas leicht überraschte Miene ließ ihn erkennen, was er getan hatte, und als er es tat, lief es ihm kalt über den Rücken. Hatte er das gesagt? Oder hatte er es sich nur eingebildet? Es war nur so herausgerutscht, und Harrys Gedanken wirbelten sofort um die Frage, ob das nun gut oder schlecht war. Er sah ihn ihre sanften braunen Augen und dann tat sie etwas, das ihn sofort erkennen ließ, dass es das Beste war, dass er während des ganzen Jahres getan hatte. Sie lächelte ihn an und sagte dann leise, sanft: „Ich liebe dich auch ..."
Aus dem Nirgendwo spürte er plötzlich das Verlangen, aufzuspringen, zu singen und zu tanzen. Vielleicht konnte er Madam Pomfrey dazu überreden, ihn kurz auf den Astronomieturm rennen zu lassen, damit er es über die Dächer hinweg schreien konnte. Wo war Ron? Hermine? Draco? Er musste es jemandem sagen, er wollte jemanden packen und mit ihm im Kreis tanzen und ihm mit der glücklichsten Stimme, die er zusammenbrachte, sagen: „Sie liebt mich!"
Auf seinem Gesicht machte sich ein Lächeln breit und sie grinste auch. Sie lehnte sich nach vor und gab ihm einen kurzen, kleinen Kuss. Harry schaffte es, seine Hand so an die Seite von ihrem Gesicht zu legen, dass sie noch ein paar Augenblicke länger bei ihm blieb, und als sie sich schließlich doch trennten, lächelten beiden. „Du schmeckst nach Suppe", sagte sie grinsend.
„Du schmeckst nach Weintrauben. Wir beide sind schon ein tolles Paar, oder?"
Sie lachte sanft und strich ihr Haar aus ihrem Gesicht. „Mhm, das sind wir... ich muss jetzt aber gehen, Harry..."
„Oh, warum?", sagte er enttäuscht und warf ihr seinen besten hoffnungsvollen Blick zu, den er schaffte.
„Ich muss noch einen Aufsatz für Snapeykins schreiben", sagte sie halb lächelnd. „Wie man etwas nach den gängigsten Giften überprüft. Ich Glückspilz, nicht? Du kannst hier liegen und Weintrauben essen und ich muss die Arbeit von sechs Monaten auf mindestens zwei Rollen Pergament zusammenfassen."
„In Ordnung..." sagte er traurig. Er hielt einen Moment lang sanft ihre Hand, als sie aufstand und sich ihr Haar zurechtmachte.
„Sehen wir uns morgen? Bist du dann schon raus aus dem Krankenflügel?"
Er nickte. „Das hoffe ich."
„Bis dann", sagt sie lächelnd als sie rückwärts ging und ihre Hand die seine verließ.
„Wir sehen uns", antwortete er. Er sah ihr mit einem Lächeln auf den Lippen hinterher, und sein Herz schlug plötzlich ihn ihm, als hätte er dort drinnen einen Schmetterling an einem Sommertag. In dem Moment, als sie die Tür schloss und außer Sicht war, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen; er nahm eine Weintraube aus der Schüssel und aß sie, und die ganze Zeit fühlte er sich wie der König der Welt. Ein Heliopath hätte durch die Tür brechen können, und es wäre ihm egal gewesen.
Nur um zu testen, was passieren würde, formte er mit den Händen eine Schüssel, streckte sie nach vorn, sah sie an und dachte nach, stellte sich diesen einen Moment vor, dachte an ihr Gesicht, den Ton ihrer Stimme. Und er war nicht wirklich überrascht, als ein handvoll sanfter, schimmernder Flammen in seinen Händen zum Leben erwachte und ihn der leichten Brise seines Atems flatterte. Er biss sich auf die Lippe, dachte nach, konzentrierte sich und die Flammen verwandelten sich in einen eher unförmigen Schmetterling. Er war ein wenig einseitig und flog mit einem Drall nach rechts, aber als Harry zusah, wie er aus seiner Hand flatterte und in der Station umherflog, wobei er rosa Funken hinter sich herzog, musste er glücklicher lächeln, als jemals zuvor in seinem Leben.
