Vernum Manolis - Das Ende der Zeit by Sakura

Part 6

An diesem Tag wurde Draco nicht mehr gesehen.Weder die Slytherins noch die Mitglieder der anderen Häuser verloren seltsamerweise ein Wort darüber.Es schien ihnen nicht aufzufallen und es ärgerte Harry.
Wie konnte einem die Abwesenheit Draco Malfoys nicht auffallen?!
Nach dem Nachmittagsunterricht schlug Hermine vor, Ron zu besuchen und Harry stimmte zu, in der Absicht, die Gedanken an den Slytherin beiseite schieben zu können.Nur lief die Sache nicht so, wie er es beabsichtigt hatte; Es fiel ihm selber auf, dass er gedanklich völlig abwesend war und die anderen ihn seltsam ansahen.Allen voran Hermine.
Harry hatte eigentlich häufig das Gefühl, dass sie Sachen wusste, die sich andere nicht einmal vorstellen konnten aber seit dem Mittagessen sah sie ihn mit solch einem wissenden und besorgten Blick an, dass er überlegte, ihr alles zu sagen, da sie es eh schon wusste.Aber dann fragte er sich, was dieses 'alles' denn war.
Er hatte seinen Freunden von seinem Traum, seinem ersten wohlbemerkt, erzählt, aber das war auch ein Sprungbrett ins Schweigen gewesen und er hatte das Gefühl, so viel mit sich herumzutragen, dass es ihn auffraß.
Mittlerweile hatte er noch einen Traum gehabt, eine seltsame Begegnung mit Draco in der Eulerei und, nicht zu vergessen, ER HATTE MIT MALFOY GESCHLAFEN!
Ja, es war schön gewesen und er hatte sich mit ihm verbunden gefühlt, aber war das nicht immer so beim Sex?
Er weigerte sich zu glauben, dass er, Harry Potter, in Draco Malfoy verliebt sein sollte.
Er sorgte sich um ihn, aber sein Beschützerinstinkt zwang ihn dazu.Abgesehen davon war Harry der festen Überzeugung, nicht schwul zu sein.
Er hatte nichts gegen Schwule.Er akzeptierte und respektierte sie.Auch hatte er nichts gegen Sex mit Männern.Schön und gut, es war sein erstes Mal gewesen und es hatte ihm gefallen, aber das musste doch nichts heißen.
Eine Beziehung mit einem Mann, nein, einem Malfoy war aber etwas ganz anderes.
Wiederum bekam er langsam ein flaues Gefühl im Magen, wenn sich Draco mit der linken Hand durch die Haare strich, was er sich seit dem sechsten Jahr angewöhnt hatte, oder sich über die trockenen Lippen leckte.Und manchmal verspürte Harry auch den Wunsch, seine Arme um den Slytherin zu legen und ihn festzuhalten, wie neulich im Astronomieturm.Er sehnte sich nach Dracos warmen Atem in seiner Halsbeuge und seinen feingliedrigen Händen an seinem Rücken und versuchte sich einzureden, dass diese Gefühle rein erotischer Natur waren, obwohl er bei diesen Gedanken keinesfalls erregt wurde.
,,Harry?''
Verwirrt blinzelte er und erblickte die weise Krankenflügeltür vor sich bevor er sich in die Richtung drehte, aus der die Stimme gekommen war.
,,Es geht ihm bestimmt gut'', lächelte Hermine und legte ihm eine Hand auf die Schulter.Harry fühlte, dass sie nicht von Ron sprach.Hermine behielt ihre Hand einen Moment auf Harrys Schulter aber diesem kam diese Geste völlig trostlos vor und munterte ihn keinesfalls auf, abgesehen davon, dass er am Wahrheitsgehalt der Aussage zweifelte.
Als sie den Krankenflügel mehr oder weniger ethusiastisch betraten, fiel Harry sofort Rons roter Schopf ins Auge.Auch war er der einzige Patient und schwer zu übersehen.
Er lag in einem Bett, weit hinten im Raum, damit ihn Madame Pomfrey im Notfall schnellst möglich erreichen konnte.
Harry fragte sich, was ein Notfall für Ausmaße haben musste, bei einem Schüler, der zusammengeschlagen wurde.
,,Hey, Ron!'', rief Hermine schon von Weitem.
Ron blickte sofort von seiner Quidditch-Zeitschrift auf und freute sich sichtlich über den Besuch.
,,Wird aber auch Zeit'', murrte der Rothaarige gespielt und zog die Augenbrauen zusammen.
Als sich Harry und Hermine auf zwei Stühle gesetzt hatten, die an jedem Bett bereitstanden meinte Ron:,,Seamus war heute hier und hat mir einiges erzählt.''
Dabei sah er strafend zu Harry.
,,Wo warst du heute Morgen, Harry?''
,,Ich...ähm..ich...''
,,Er ist in der Nacht durchs Schloß gelaufen, hat die Karte der Rumtreiber vergessen und sich verirrt'', fiel ihm Hermine ins Wort.
Ron schien dem nicht so leicht zu glauben, aber nach einem Blick Hermines, den Harry nicht deuten konnte, unterließ er es, etwas einzuwerfen.
Dann schwiegen sie und suchten interessante Gegenstände in dem über und über weisem Raum zum Fixieren, bis Ron wieder sprach.
,,Malfoy war heute seltsam?''
,,Ja..irgendwie ganz anders'', antwortete Hermine nachdenklich, während Harry zu Boden sah.
,,Ha!Wahrscheinlich haben sie endlich seinen Vater gekriegt und hoffentlich umgebracht!Das wurde aber auch Zeit!''
Harry hob ungläubig den Kopf.
Wie konnte sein bester Freund so etwas sagen?!
War er wirklich so weit gesunken, dass er einem SCHÜLER, und wenn dieser noch so ungerecht gewesen sein mochte, den Tod wünschte?
Harry öffnete den Mund, aber fand die richtigen Worte nicht um seinem Ärger Luft zu machen, als die Tür auf und fast aus den Angeln sprang.
Etwas Großes rauschte ins Zimmer und rief nach Madame Pomfrey.
,,Hagrid?!'', fragte Hermine verwirrt ohne ihren Blick vom aufgebracht hin und her laufenden Wildhüter zu nehmen.
Es schien nicht lange zu dauern, bis die Krankenschwester ebenfalls ins Zimmer rannte.
Harry fragte sich mittlerweile, was los war.Hatte sich Hagrid verletzt?Aber es sah nicht danach aus.
Pomfrey rief schon von Weitem irgendetwas, was in Hagrids Gebrülle unterging, aber der selber hatte es wohl verstanden, denn er ging zügig zu einem der Betten.
Erst, als er etwas ins Bett legte, fiel Harry auf, dass er ein schwarzes Bündel in den Armen getragen hatte, dass sich bei näherem und distanzierterem Hinsehen als Mensch entpuppte.
Dann erreichte die Krankenschwester das Bett, schupste Hagrid zur Seite und zog die Vorhänge darum zu.
Während gemurmelte Worte und womöglich Zaubersprüche hinter den Vorhängen zu hören waren, hüpfte Hagrid von einem Bein auf das andere und sah sich erst jetzt richtig um.Er wollte sich wohl nur ablenken, da er nicht helfen konnte, entdeckte dabei aber Harry, Hermine und Ron.
,,Oh, Harry!'', schrie er ein wenig zu schrill, was seine Gefühlswelt offen darlegte und kam zügig auf sie zu.
,,Wer war das?''
Ron sah zwischen dem Bett des Verletzten und Hagrid hin und her.
,,Oh Merlin...es ist schrecklich!....Ich hab ihn ja nie gemocht aber das....der Arme...''
,,Hagrid wer war das?!'', wiederholte Harry Rons Frage.
,,Ich hab ihn im Wald gefunden...so viel Blut...ich...''
Harry hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, dass ihn aufspringen ließ.
,,WER WAR DAS?!''
,,HARRY!'', schrie Hermine.
,,Er hat einen Schock!''
Harry schloss die Augen.Sie hatte Recht.Er sollte sich nicht so gehen lassen.Er wusste nichts genaues.Wieso hatte er überhaupt das Gefühl, dass wenn er auf das Bett zuginge, Draco darauf liegen sehen würde.Und wieso fühlte er sich plötzlich noch viel schlechter als vorhin?!
Hagrid setzte sich auf ein Bett, links von dem, in dem Ron lag, und es knarzte unter seinem Gewicht.
Als er sein Gesicht in den Händen vergrub und mehrere Male tief durchatmete, tat es Harry leid und er versuchte auch sich selber zu beruhigen.
,,Er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten....ich bin einem Mardus gefolgt, das sich gefährlich nah am Waldrand aufgehalten hat und hab es verscheuchen können, bevor es über ihn hergefallen ist....der Geruch des Blutes....Merlin!...ein Malfoy hat es wohl auch nicht leicht.''
Harry versucht, die Worte zu verstehen.Er hatte sie gehört...ja.....jetzt musste er sie verstehen.
Pulsadern aufgeschnitten.Mardus.Malfoy....MALFOY?!
Im nächsten Momen beobachtete er seinen Arm, der den Vorhang energisch zur Seite zog.
Seine Hand zitterte und als er Draco erblickte, hielt er sich diese vor den Mund, um das, was sein Magen hobschob, nicht zu erbrechen.