HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost / Übersetzung von Christa Potter

A/N: Vielen, vielen herzlichen Dank für all eure Reviews. Wenn ich sie lese weiß ich, dass es die Anstrengung des Schreibens wert ist. Ich hoffe, dass euch auch dieses Kapitel wieder gefällt ... wir erfahren endlich, wer das Risotta verursacht hat. Und ein besonderer Dank geht heute an meinen Beta-Leser; ich hab ihm erst gestern Abend das Kapitel geschickt und heute ist es schon fertig. Du bist der Beste!

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KAPITEL 40 – Voldemorts Teenager Diener

Zuerst, hatte Draco Malfoy – verständlicherweise - kein Wort von dem geglaubt, was der panische Hauself an der Seite seines Bettes in kaum hörbarem Flüsterton von sich gegeben hatte. Die Vorstellung, dass Blaise Zabini ein Mörder war, war absurd. Er war böse, daran bestand kein Zweifel, und Draco wusste, dass Zabini der Name einiger Todesser in Voldemorts Reihen war, aber Blaise war sechszehn Jahre alt. Wie böse er auch war, er war kein Mörder, besonders nicht der seiner eigenen Schwester. Und dann war da noch die Sache, dass die Nachricht von seinem ehemaligen Hauselfen, Dobby, überbracht wurde, und die Dinge zwischen den beiden standen nicht gerade freundlich. Dobby konnte Draco kaum in die Augen sehen und Draco hätte zu gerne einen gehässigen Kommentar von sich gegeben.

Aber schließlich stimmte Draco zu, den Elfen zumindest zu begleiten und mit Professor Snape zu sprechen. Nach der Erklärung des Professors machten die Dinge ein wenig mehr Sinn. Natürlich war Snapes vorgeschlagener Plan nicht so einfach aufzunehmen.

„Das kann nicht Ihr Ernst sein", sagte Draco und starrte Professor Snapes dunklen Umriss in der Eingangshalle an.

Snape grinste ihn an. „Aber sicher doch. Es gibt in der Schule keinen anderen Ort, wo die Wasservorräte zugänglich sind."

„Aber – Sie wissen nicht, für wann er es plant", sagte Draco mit großen Augen. „Sie schlagen doch nicht etwas vor, dass ich vierundzwanzig Stunden am Tag neben dem See sitze."

„Natürlich tue ich das", sagte Snape und sein Lächeln weitete sich. „Unter einen Desillusionierungszauber natürlich."

„Aber – ich muss doch zum Unterricht gehen!", sagte Draco. „Was ist damit? Die anderen werden merken, dass ich nicht da bin, Professor. Niemand wird das mit einem Schulterzucken ignorieren."

„Dem Rest der Schüler wird gesagt, dass du die Schule schnell wegen einem Problem mit dem Malfoy Erbe verlassen musstest", sagte Snape und sah Draco an, das Lächeln immer noch im Gesicht.

„Aber es gibt kein Malfoy Erbe mehr", sage Draco.

„Das ist eben das Problem", sagte Snape.

Draco hielt inne, starrte den Professor nur an und sagte dann: „Das ist verrückt. Ohne sie beleidigen zu wollen, Professor, aber erstens, Blaises eigene Schwester stirbt. Zweitens, Blaise ist kein Mörder. Drittens, es ist einfach... was ist, wenn jemand herausfindet, dass ich unter einem Desillusionierungszauber am See herumlungere? Blaise wird es herausfinden und alles ist ruiniert, und wenn ich nicht erklären kann, warum ich dort war, werde ich rausgeworfen."

„Malfoy", sagte Snape einfach. Draco wusste, dass das ein schlechtes Zeichen war. Snape reservierte diesen Ton normalerweise für die Leute, die zuhören sollten oder Ähnliches. „Ich bin dein Hauslehrer und diese Aufgabe ist sehr wichtig. Wenn ich dich darum bitten würde, die Testbögen einer anderen Klasse durchzusehen, würdest du es tun, oder?"

„Nun... ja, aber das ist etwas anderes."

„Nicht für mich, Malfoy." Snape zog den Zauberstab aus seiner Tasche, klopfte damit zwei Mal auf Dracos Kopf und Draco fühlte dieses schreckliche Gefühl, desillusioniert zu werden, als ob etwas Kaltes und Flüssiges von seinem Hals aus seinen Rücken entlang laufen würde. „Wir werden dir zu den richtigen Zeiten etwas zu Essen bringen. Ich selbst werde jeden Tag ein paar Stunden für dich übernehmen, damit du schlafen kannst. Abgesehen davon, wirst du draußen sitzen und beobachten, als würde dein Leben davon abhängen. Ist das klar?"

Draco wollte es wirklich, wirklich nicht machen. Er sah Snape an und mit einem sehr schweren Seufzen sagte er: „Ja, Sir."

„Sehr gut. Geh schon, Malfoy, und merk dir, sei aufmerksam." Snape drehte sich zum Gehen um.

Draco hielt einen Moment inne und rief ihm dann nach: „Sir!"

„Was ist los, Malfoy?"

„Ich muss mit Ihnen noch über... ähm..." Er legte seine Hand hinweisend an seine Seite. Snape sah ihn einen Moment lang misstrauisch and, und dann erkannte er es und Zaubertrankmeister nickte.

„Ja... ich bin sicher, wir können das ein andermal diskutieren."

„Aber – es ist... nun... es ist im Moment eigentlich ziemlich dringend", sagte Draco. „Es beginnt sich bereits zu verändern."

Snape hob eine Augenbraue. „Ich denke, ich sagte, dass wir das ein andermal diskutieren können. Gute Nacht, Malfoy." Und er verließ die Halle und ging den Korridor zu den Kerkern entlang. Draco seufzte, drehte sich um und ging aus dem riesigen Schlosstor hinaus auf die Schlossgründe.

Es war eine sehr kalte und sehr dunkle Nacht. Die Stürme hatten sich noch nicht wirklich gelegt. Draco merkte, dass das noch ein Grund mehr war, seinen neuen Job zu hassen. Es war alles so plötzlich – vor knapp einer halben Stunde war er noch sicher in seinem Bett im Slytherin Schlafsaal gelegen, und nun war er auf den Schlossgründen mit dem Auftrag, den See zu schützen. Sie hatten doch einen Riesekraken dafür, oder?

Trotzdem... wenn alles damit endete, dass Blaise als der Schleimball enttarnt wurde, der er war... es würde es wert sein. Während der ersten drei Jahre in Hogwarts hatte er Blaise fast toleriert, hatte dem anderen Jungen sogar erlaubt ihm, Crabbe und Goyle einige Zeit lang zu folgen. Er war immer so still und unzugänglich.

Draco erinnerte sich an einen Tag während der Sommerferien, als sein Vater nach Hause gekommen war, seinen Reiseumhang abgelegt und an den Ständer neben der Tür gehängt hatte. „Ein sehr interessantes Treffen heute, Draco", hatte er gesagt. Draco erhielt immer einen Bericht von seinem Vater darüber, was bei den Todessern vor sich ging. Von Draco war immerhin erwartet worden, dass er sich den Todessern anschloss, wenn er volljährig wurde. Draco musste zugeben, dass ihm diese Vorstellung damals gefallen hatte.

„Was ist passierst?", hatte er gefragt, sah zu, wie sein Vater die Haupttüren in die Eingangshalle öffnete und war wie immer gefolgt.

„Unsere Gruppe hat ein paar neue... ähm... Freiwillige gefunden", hatte sein Vater gesagt. Sie gingen die riesige Marmortreppe in der Eingangshalle hoch und machten sich auf den Weg in das erste von vielen Stockwerken, in Richtung des Salons. Sie gingen immer dorthin. Draco wusste, dass er, wenn er je an das Malfoy Anwesen zurückkehren würde, er ihre Schritte einzeln nachfolgen konnte.

„Oh? Wen?", hatte er gefragt.

„Ein junger Mann namens Zabini", antwortete sein Vater. Er schnippte mit den Fingern und eine lange Reihe Fackeln an der gesamten Länge des Korridors sprang zum Leben. Es waren nicht wirklich die Reinen Künste. Viele Dinge auf dem Malfoy Anwesen waren mit der Hand seines Vaters verbunden und konnte mit einem Fingerschnippen aktiviert werden. Es war sehr einfache Magie. „Er scheint ein guter Mann zu sein... sehr enthusiastisch. Fast schon unnatürlich. Jedoch, ein Unterstützer ist ein Unterstützer..."

„Mmm", meinte Draco ruhig. „Er hat einen Sohn. Blaise. Er ist im gleichen Jahr wie ich."

„Ah, ja", sagte sein Vater. „Dieser Name ist während des Treffens auch vorgekommen... offenbar ist der Junge ebenfalls interessiert. Endlich folgen immer mehr Reinblut Dynastien dem Ruf des Dunklen Lords. Natürlich gibt es noch eine Tochter... im vierten Jahr, denke ich. Das schwarze Schaf der Familie."

Als Draco, inzwischen Sechstklässler, über den Rasen in Richtung See ging erinnerte er sich mit einem Stechen daran, wie er gelacht und geschnarrt hatte: „Ja, ich kenne sie. Fliegt immer am Quidditchfeld herum. Gewöhnlich wie Dreck."

Er seufzte leise und verbannte diese Gedanken aus seinem Kopf, während er am See entlang ging. Er breitete sich vor ihm aus, wie eine perfekte, schwarze Glasplatte. Es gab keinen Hauch von Wind, um die spiegelglatte Oberfläche zu stören. Draco bereitete sich geistig auf seine lange Nacht vor, streckte die Hand nach oben, packte den Ast eines Baumes und zog sich hinauf. Als er gemütlich saß, lehnte er sich an den Stamm, faltete die Arme über der Brust und begann, zu beobachten.

Die Stunden zogen vorbei. Mit nichts, um seine wandernden Gedanken abzulenken, merkte Draco, wie er immer und immer gelangweilter und müder wurde. Er überlegte schließlich, ob er seinen Wachdienst unterbrechen und ins Schloss schleichen sollte, um seinen Zeichenblock oder ein Buch zu holen, als er Bewegung am obersten Fenster eines Turmes sah.

Obwohl es dunkel war konnte Draco einen Schüler sehen, der auf dem Fenstersims stand und etwas in der rechten Hand hielt. Dracos Erfahrungen mit dem Astronomieturm ließen ihn wissen, dass er immer kalt und windig war, besonders an den Fenstern, und sicherlich konnten die Winde, die um das Schloss heulten, jemanden davon treiben.

Er lehnte sich auf seinem Baum nach vor und beobachtete genau. Die Wolken vor dem Mond bewegten sich und die Szene wurde erhellte; er erkannte nun leicht diese kleine Figur, das dunkle Haar, die blasse Haut. Blaise. Draco überlegte gerade, ob er Professor Snape alarmieren sollte, als er merkte, dass ein langes Seil um Blaises Hüfte geschlungen war. Das andere Ende war am Fenstersims befestigt.

Draco fühlte Panik in sich hochsteigen. Sicherlich würde Blaise nicht springen und sich umbringen?

Als er zusah, nahm Blaise das Ding in seiner rechten Hand, fummelte einen Moment lang daran herum und hob die Hand dann zum Mund. Ein Zaubertrank, dachte Draco. Aber was würde Blaise tun? Er sah, wie der Junge das leere Fläschchen zur Seite war und sich dann anspannte. Draco erkannte, was er tun würde, und zwar einen Moment bevor es wirklich geschah. Blaise ging in die Knie, streckte seine Arme weit nach vor und sprang von der Wand weg. Draco riss den Mund auf und fiel fast aus seinem Baum; er wusste, dass in diesen Winden Blaise sicher in einem Bogen zurückgeblasen wurde, bis er gegen die Schlossmauer krachte und sich all seine Knochen brach.

Aber zu seiner größten Überraschung, fiel der Junge nicht einmal. Er glitt einfach durch die Luft, als würde er Eislaufen, und sein Umhang umwehte und umspielte ihn in der starken Brise. Er begann zu sinken, als fiele er durch Wasser, und das Seil hielt ihn in der Nähe des Schlosses. Natürlich, dachte Draco. Es war Larin. Der Leicht Wie Luft Trank ... Snape hatte ihn ein paar Mal in Zaubertränke erwähnt. Natürlich konnte sich Blaise nicht dabei erwischen lassen, wie er auf die Schlossgründe hinausging. Snape würde ihn beobachten. Und deshalb war er nach oben gegangen, zum Astronomieturm, und er sank nun graziös zu Boden. Es war tadellos.

Blaises Beine gaben unter ihm nach, als er auf den Boden traf, doch er richtete sich sofort wieder auf und zog den Zauberstab. Er murmelte einen Zauberspruch, den Draco nicht hören konnte, und das Seil verbrannte sofort von innen nach außen, verwandelte sich in Asche und wurde von den Winden in alle Richtungen verteilt. Wieder tadellos. Unauffindbar. Ein weiterer Zauberspruch und sein Gewicht war wieder normal.

Der Slytherin ging weiter über das Gelände. Er bewegte sich so leise und schnell, dass er leicht ein Schatten hätte sein können, oder vielleicht auch eine der Kreaturen aus dem Verbotenen Wald. Draco merkte, dass er ein wenig Angst bekam. Wenn Blaise sich all die Mühe gemacht hatte, unbemerkt zu bleiben, würde er sicher bedacht haben, was er unternehmen würde, wenn er angegriffen oder konfrontiert wurde.

Draco blieb einfach sitzen und beobachtete, wie Blaise sich dem See näherte, sich dann neben das Wasser kniete und seine dicke, schwarze Kapuze zurückzog. So vorsichtig wie er konnte zog Draco den Zauberstab aus seinem Ärmel, während er Blaise immer aus dem Augenwinkel beobachtete. Er schien eine handvoll kleiner Glasperlen zu durchsuchen, von denen jede eine andere Farbe hatte, die im Mondlicht glitzerte.

Blaise hatte offenbar die Perle gefunden, nach der er gesucht hatte. Er ließ die anderen vorsichtig wieder in seiner Tasche verschwinden und besah sich die Perle genau. Ein schreckliches Lächeln kräuselte seine Lippen. „Ich werde Euch dienen", murmelte er. „Ihr habt vielleicht den Malfoy Jungen verloren, Meister, aber Ihr werdet niemals mich verlieren."

Draco zog seinen Zauberstab in diesem Moment ganz heraus und ließ ihn durch die Luft sausen, während er rief: „Petrificus Totalus!" Die Lichtkugel traf Blaise hart in der Brust, bevor er überhaupt gemerkt hatte, was passierte, seine Arme schlossen sich fest um ihn und er fiel steif wie ein Brett zu Boden.

Draco kletterte von seinem Baum herunter und hielt den Zauberstab dabei immer auf Blaise gerichtet. Die farbigen Kugeln waren über den Boden gerollt und Draco erkannte, dass es gar keine Glaskugeln waren, sondern lauter kleine runde Phiolen und in jeder war ein anderer Zaubertrank. Die, deren Inhalt Blaise in den See hatte leeren wollen, war fest in seiner Hand verschlossen, und nach ein paar Augenblicken Anstrengung hatte Draco sie heraus bekommen. Der Trank war purpur, mit kleinen schwarzen Venen, die über die rote Oberfläche liefen wie Spinnenbeine. Draco hob eine Augenbraue. „Palaris Prang? Das ist illegal, weißt du das, Blaise... und du hattest doch nicht etwa vor, das in den Wasservorrat fallen zu lassen, nicht wahr? Wie vorhersehbar. Du hättest ein paar Monate warten sollen. Oder konntest du nicht warten? Du wolltest wieder zuschlagen, während die Schule noch vor dem Angst hatte, was Potter und deiner Schwester zugestoßen ist... wenn noch keiner dich als Schuldigen im Auge hatte. Und wenn der gesamte Wasservorrat der Schule vergiftet war, dann würdest du die große Trauershow aufziehen, wegen verlorenen Schwester und den anderen, die tot waren, oder?"

Blaise konnte sich überhaupt nicht bewegen, nicht einmal seine Augen aus ihrer geweiteten und starrenden Position ziehen, aber seine Pupillen waren von Wut erfüllt. Draco gluckste und konnte sich ein paar Kommentare nicht verkneifen.

„Du hättest es eigentlich besser wissen sollen, nicht wahr...", sagte er. „Und wie schrecklich für dich, dass ich es bin, der dich erwischt. Nun, wenn das alles letztes Jahr gewesen wäre, hätte ich dir wahrscheinlich dabei geholfen. Und sogar ohne meinen Vater in meiner Nähe... wenn du mir dann so etwas vorgeschlagen hättest, dann... nun ja, ich wäre in Versuchung geraten. Aber nein. Du musstest den besten Platz erklimmen während ich schwach war." Er steckte das Gift in seine Tasche, so ruhig wie es ging, und hob eine dünne Augenbraue. „Und das wirst du für den Rest deines Lebens bereuen."

Es war schwer, Blaise den gesamten Abhang zum Schloss hoch zu ziehen, und er musste oft anhalten, ob die Ganzkörperklammer zu erneuern, nur für den Fall, aber bei jedem Schritt erfüllte ihn Stolz und auch ein wenig Arroganz, wenn er sich selbst vor Dumbledore - nein, eigentlich Professor Snape stehen sah, und Snape überreichte ihm eine Medaille und sagte: „Ein tausend Punkte für Slytherin, weil du den Schuldigen gefangen hast, Malfoy, und ich muss sagen, wir sind alle begeistert davon, wie du es geschafft hast... wirklich sehr heldenhaft von dir..."

Und er würde lächeln und sagen: „Nun, Professor Snape, es war nicht schwer... obwohl ich Zabini in einer Schlägerei besiegen musste, nur mit meinen Fäusten, er hatte ja meinen Zauberstab gestohlen, und nach einer Stunde harten Kampfes neben dem eisigen See, in totaler Dunkelheit, hatte ich ihn endlich bei der Kehle. Er gab seine sündigen Taten zu, dann eroberte ich meinen Zauberstab wieder und sagte zu ihm: „Das Böse gewinnt nie, Zabini!" - aber bitte, diese ganze Aufmerksamkeit ist ein wenig zuviel... aber wenn Sie darauf bestehen."

Er warf sich mit der Schulter gegen das Schlosstor, um es zu öffnen, und zog den brettharten Blaise in das Kerzenlicht der Eingangshalle, wobei er sicherging, dass er seine beste „triumphierender aber erschöpfter Held" Miene aufgesetzt hatte. Snape kam aus dem Korridor herausgeschwirrt, wo er Wache gestanden hatte. „Malfoy! Was ist passiert?"

Draco lächelte und sagte: „Nun, Professor Snape, es war nicht schwer... obwohl ich Zabini in –"

„Ja, ja, mach dir jetzt keine Gedanken darüber", sagte Snape, packte Zabini am anderen Arm und zog ihn in Richtung Treppe. „Zum Büro des Direktors, Malfoy."

Und Draco, leicht irritiert aussehend, nahm Zabinis Füße und begann, den steifen Körper die Treppe hinaufzutragen, während er vor sich hinmurmelte: „Merlin, danken Sie mir nicht zuviel..."

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Ein paar Minuten später war Blaise gegen einen Schrank in Dumbledores Büro gelehnt. Dumbledore hatte es geschafft, seine Halsmuskeln so zu entspannen, dass sie sein Geständnis hören konnten, außerdem die in seinem Magen, damit sie ihn aufsetzen konnten, ohne dass er in zwei Teile zerbrach. Snape war losgegangen, um eine Portion Veritaserum zu holen. Zuerst hatten Dumbledore und Snape Draco seltsame Blicke zugeworfen, als Veritaserum erwähnt wurde, aber nach einem miesepetrigen Blick war Snape einfach gegangen, um es zu holen.

Blaise saß nun einfach dort und starrte Malfoy hasserfüllt an, der sich daran erfreute, ihm ein süßes, kleines Lächeln zu schenken. Er hatte schon begonnen, das Script für dieses Ereignis zu schreiben, wenn sein Leben später verfilmt wurde. Natürlich mussten ein paar Dinge geändert werden. Eine Gruppe Mädchen sollte, so hatte Draco es sich ausgerecht, in diesem Moment durch die Tür stürzen, sich an seine Schulter werfen und vor Erleichterung weinen, weil er diese schreckliche Qual überlebt hatte.

Dumbledore schob seine rote Nachtmütze auf seinem Kopf zurück und schob Draco einen Teller voller Kekse zu. „Während wir warten bin ich sicher, dass du sehr hungrig bist, Draco... willst du dir nicht einen Keks nehmen?"

Draco zögerte einen Moment lang und nahm dann einen. „Danke", murmelte er. Der Keks als Belohnung konnte wahrscheinlich aus dem Film geschnitten werden.

Die Tür öffnete sich und Snape kam herein, eine kleine Kristallphiole mit Veritaserum in der Hand. Draco konnte sofort erkennen, was es war. Er hatte eine verschwommene Erinnerung daran, wie er auf einem der Kettenstühle in einem Gerichtsraum im Zaubereiministerium saß, voller blauer Flecken, physisch und geistig erschöpft, als ein Zauberer eine Flasche Veritaserum hereinbrachte. Er schüttelte den Kopf und das Bild zu vertreiben. Nicht jetzt.

Blaise sah das Veritaserum und seine Augen weiteten sich ängstlich. „Nein", brachte er atemlos hervor. „Nein, nein! Professor! Nicht -... bitte, ich bitte Sie, bitte Sir..."

Snape Augen verengten sich, als er zu Blaise ging und sich dann wie ein Vampir, der zum Töten ansetzte, vor Blaise aufbaute. Seine Finger vergruben sich vorne in Blaises Haar, zogen es zurück und der Mund des Junges fiel erschrocken auf. Snape ließ den klaren Inhalt der Phiole ruhig in seinen Mund tröpfeln. „Bitte so viel du willst", schnarrte er. „Ich werde es nicht hören."

Blaise hustete und kämpfte mit sich selbst, als sein Körper versuchte, das Veritaserum wieder heraus zu bringen. Draco konnte bereits sehen, wie die Effekte ihn packten. Seine Augen wurden leer, und umso härter er kämpfte, umso stärker wurde er vom Trank benebelt. Nach einem Moment des Wehrens gaben seine Muskeln nach und er kämpfte nicht länger gegen den Trank. Er hatte ihn komplett übermannt. Snape lächelte ein wenig. „Blaise Zabini?"

„Ja", kam die flache, tonlose Antwort. Blaises Augen zitterten.

„Du warst heute Nacht nicht in deinem Bett", sagte Snape und lehnte sich gegen Dumbledores Schreibtisch. „Und du hattest einige sehr giftige Tränke bei dir. Du hattest vor, den Wasservorrat zu vergiften. Ist das korrekt?"

Ein weiteres Zittern ging über Blaises Gesicht. „Ja."

„Und du hast das Essen in dieser Schule schon mehrere Male vergiftet."

„Ja."

„Eine von diesen Begebenheiten wird wahrscheinlich den Tod deiner eigenen Schwester herbeiführen und Harry Potter wurde fast getötet."

„Ja..." Draco fühlte einen Stich angesichts des Stolzes in der Stimme des anderen Jungen.

„Hast du darauf gezielt, diese beiden zu vergiften?"

„Nein", kam die sanfte Antwort. „Es einfach nur... Glück."

Draco wandte den Blick ab; er konnte bei Gott nicht sehen, wie Blaise so etwas ‚Glück' nennen konnte. Snape fuhr mit seinen Fragen fort, ruhig und unbeeindruckt wie immer. „Warum hast du das getan?"

Blaise sah sehr selbstgefällig aus, starrte nur gerade nach vor und es war, als würde sein Mund alleine sprechen. „Mein Meister hat mir befohlen, Unruhe in Hogwarts zu stiften. Und das habe ich getan. Er will Dumbledore brechen. Er will Potter brechen. Er hat mir befohlen, die Schule von innen zu zerstören, wie auch immer ich es machen wollte... und das habe ich." Ein schreckliches, krankhaftes Lächeln kräuselte seine Lippen. „Sie wird sterben. Und mein Meister wird zufrieden sein. Ich hatte immer gehofft, dass sie diejenige sein wird, die stirbt... sie, oder Potter, oder Malfoy... sie sind diejenigen, die mein Meister aus dem Weg schaffen muss. Potter zerstört immer unwissentlich seine Pläne. Malfoy ist eine Gefahr... er weiß viel über meinen Meister. Von seinem toten Vater. Und meine Schwester wusste fast so viel wie Malfoy. Und ich habe sie für den Dunklen Lord getötet."

„Sie ist noch nicht tot", sagte Draco leise.

„Das wird sie bald sein", sagte Blaise tonlos, obwohl das Leuchten in seinen Augen allzu sichtbar war. „Und dann wird Potter verwundbar sein. Der Dunkle Lord weiß, dass etwas an Potter ihn immer und immer wieder aufhält... obwohl er nicht weiß, was. Niemand weiß es. Die Prophezeiung wurde zerbrochen. Mein Lord wird Potter töten. Er kann nicht immer entkommen. Und wenn Potter fällt, wird Dumbledore ihm folgen und dann der Rest der Zaubererwelt.

„Spricht du direkt mit dem Dunklen Lord?", sagte Snape ruhig.

„Ja", sagte Blaise. Wieder legte sich etwas über seine Augen. „Er spricht oft mit mir."

„Bist du gezeichnet worden?"

„Ja."

„Wo?"

„Unten neben meiner Wirbelsäule", sagte Blaise. „Dort wird es am wenigsten bemerkt. Der Lord zeichnet seine Todesser nicht mehr am Unterarm. Es ist der letzte Versuch, sie vor dem Ministerium zu schützen... diese Dummköpfe überprüfen nur die Arme."

Dumbledore trat aus dem Schatten nach vor. Er sah sehr ernst aus und die Linien auf seinem Gesicht unterstrichen sein hohes Alter, während das Kerzenlicht über seine Haut wusch und seinen Bart golden erstrahlen ließ. „Blaise... warum sollte ein Junge wie du dem Dunklen Lord dienen wollen? Fühlst du irgendwelche Trauer oder Schuld wegen deiner Schwester?"

„Nein", kam die schnelle Antwort. Blaises Augen verengten sich ein wenig, als er versuchte, seinen verschwommenen Blick ins Feuer zu halten, der nun viel wütender wurde. „Mein ganzes Leben lang war sie die ältere. Die stärkere. Die schnellere. Die freundlichere. Meine Eltern waren so stolz. Aber sie musste gehen. Sie bedeutete für uns nichts anderes als Schwierigkeiten. Und mit Malfoy ist es genauso... er war immer der beste der Slytherins. Der Stolz des Hauses. Der perfekte Slytherin. Aber nun bin ich es...", hauchte er. In seinen Augen leuchtete verrückte, manische Macht. „Ich bin der perfekte Slytherin. Ich bin ehrgeizig, klug. Reinblütig. Der Dunkle Lord selbst sagt es. Er wird mich für meine Mühen belohnen. Und das Ministerium kann mich nicht aufhalten. Sie können mich für meine Verbrechen nach Askaban schicken... aber ich kann entkommen. Askaban war nur mit den Dementoren eine Bedrohung, aber sie sind nun auf der Seite des Dunklen Lords, so wie die Riesen und die Heliopathen. Mein Meister kann nicht aufgehalten werden. Die Zaubererwelt wird fallen."

„Genug", sagte Snape so plötzlich, dass Draco aufschreckte. Er wandte sich an Dumbledore. „Wir müssen das Ministerium verständigen... ohne Zweifel will Fudge wieder mit Reportern im Schlepptau im Schloss einfallen wollen. Zabini ist nicht mehr bei Verstand, Direktor."

Dumbledore hielt einen Moment inne und nickte dann ein wenig. „Ja... ich werde Cornelius sofort verständigen. Draco? Du solltest am besten zu Harry gehen und ihm sagen, was passiert ist... ich bin sicher, dass er wissen will, dass der Schuldige gefasst ist und gestanden hat."

Draco stand auf und nickte, obwohl es sich inzwischen ziemlicht betäubt fühlte. Er bemerkte nicht einmal, dass er die Tür von Dumbledores Büro öffnete, und die sich bewegende Treppe ihn nach unten trug – ja, nicht einmal, dass er den Korridor entlangging. Seine Gedanken waren erfüllt von dem schrecklichen Blick in Blaises Augen, als der Junge sich selbst als den perfekten Slytherin bezeichnet und davon gesprochen hatte, wie Voldemort ihn belohnen würde. Als er an den Namen dachte, fühlte Draco ein leichtes Stechen, gleich neben seiner Wirbelsäule. Er zuckte ein wenig zusammen und legte seine Hand darauf. Es war so schon schlimm genug, aber nun hatte er noch einen, sogar viel düstereren Schmerz, denn er seinem Unwohlsein hinzufügen konnte.

Er merkte, dass er vor der Tür zum Krankenflügel stand, öffnete sie sanft und schlich hinein. Madam Pomfrey war nicht in der Nähe – zum Glück. Die Schwester hatte ihn nie wirklich gemocht. Sie rollte jedes Mal mit den Augen, wenn er in den Krankenflügel kam, und fragte ziemlich bissig, wie lange er diesmal plante zu bleiben.

Harry war noch wach in seinem Bett, an die Kissen gelehnt und leise ein Buch lesend. Draco hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, Harry so zu sehen. Sie still und unschuldig, nur dasitzend und nachdenkend, mit einer neugierigen Miene im Gesicht, während er las. Als Draco die Station betrat, sah Harry von seinem Buch auf und lächelte ein wenig. „Hi."

„Hi", sagte Draco. Er setzte sich neben Harrys Bett. „Wir haben ihn."

„Was?"

„Wir haben ihn... Zabini. Ich wurde raus geschickt, um mich neben dem See zu verstecken und er ist gekommen. Er hat gerade in Dumbledores Büro gestanden, sie bringen ihn jetzt ins Ministerium." Draco lehnte sich zurück und wischte sich sein Haar mit gespreizten Fingern verschwommen aus dem Gesicht. Sein Haar war einmal sein Stolz und seine Freude gewesen, regelmäßig geschnitten, aber nun war es unordentlich und lang und war bis zu seinen Schultern gewachsen.

Harry nickte leise und wandte seine Augen der Bettdecke zu. „Also war es eindeutig Blaise?"

„Ja", sagte Draco. Er wartete einen Moment, damit die Nachricht einsinken konnte, und fuhr dann fort. „Wir haben ein volles Geständnis... und er ist auch gezeichnet worden?"

„Gezeichnet?", fragte Harry und hob eine Augenbraue.

Draco fuhr fort. „Mit dem dunklen Mal tätowiert worden. Gezeichnet ist eine Art Abkürzung dafür. Blaise hat sein Mal unten an der Wirbelsäule – nach dem zu schließen, was er uns gesagt hat. Er stand unter dem Einfluss von Veritaserum."

Harry sah einen Moment lang so aus, als müsse er etwas entscheiden, und fragte dann leise: „Hat er gesagt was er wegen... wegen Kainda fühlt?"

„Ja..." Draco nickte und es war sehr schwer, in diese hellen grünen Augen zu sehen und zu sagen, was er musste. „Er sagte, dass es einfach nur Glück war... ich denke nicht, dass sich die Familie sehr nahe steht." Er sah den Ausdruck auf Harrys Gesicht und klopfte ihm einmal auf die Schulter.

„Ich bin okay...", sagte Harry leise und fuhr mit einer Hand über die Augen. „Also... ist es ihm wirklich egal... es ist ihm egal, dass sie stirbt..."

„Er... er schien stolz darauf zu sein", sagte Draco. „Er ist böse... einfach böse... sogar für einen Todesser."

„Alle Todesser sind böse", sagte Harry zu plötzlich, dass Draco leicht überrascht war. Stille folgte dieser Aussage, bis Draco wieder sprach.

„Denkst du das?", sagte er ruhig und hob eine Augenbraue. Harry nickte nur. Draco hielt wieder inne und fügte dann in ruhiger, sachlicher Stimme hinzu: „Mein Vater?"

Harry sagte nichts. Draco brauchte es auch nicht zu hören. Der Gesichtsausdruck sagte alles. Nach einem Moment Stille sagte Harry: „Dein Vater war... nun... ja, es war tragisch für dich und deine Familie, und das weiß ich auch... aber... nun, er war ein wirklicher Engel."

Draco lächelte ein wenig, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rollte sich, fast wie eine Katze, zusammen. „Ja, ich weiß... du kannst von ihm nur nicht als guter Mensch denken, weil er ein Todesser war, oder?"

„Nun... ja", sagte Harry. „Es ist nur... ich hab ihn gesehen, auf dem Friedhof. Mit einer Kapuze. Es ist schwer, so etwas zu vergessen."

„Ich verstehe", sagte Draco. Er sah sich seine Fingernägel an und sagte dann, wie nebenbei: „Wie steht's mit Professor Snape?"

„Snape ist kein Todesser", sagte Harry und wischte es ruhig beiseite. „Nun... doch, ist er. Oder war er. Aber er hat sich verändert. Er ist kein richtiger Todesser. Ihm gefällt nicht, was er macht."

Draco nickte angesichts dessen. Es machte irgendwie Sinn. Er dachte über alles einen Moment lang nach, schätzte Harry ab und sagte dann leise: „Und was ist mit mir?"

Harry ließ das praktisch von sich abprallen. „Du bist kein Todesser..."

„Oh? Bin ich das nicht?"

Harrys Augen wanderten zu ihm. Draco lächelte wegen seinem Gesichtsausdruck, beobachtete Harry noch kurz und erklärte dann.

„Keine Angst... ich werde nicht aufspringen und dich erwürden... ich arbeite nicht für den Dunklen Lord."

„Aber – du hast gesagt...", begann Harry besorgt.

Draco nickt ernst und hielt kurz inne, währenddessen er Harry immer noch abschätzte. Er beschloss, es ihm zu sagen. „Ich bin mehr oder weniger in Professor Snapes Gruppe... ich ‚war' ein Todesser. Doch das hat sich jetzt geändert."

Er sah, wie sich Harrys Augen weiteten und seine Kinnlade hinunterfiel. „Aber... das kannst du nicht sein! Du bist erst sechszehn, und du hast nicht das Dunkle Mal! Ich hab deine Arme gesehen, wenn du dich für Quidditch umziehst!"

„Oh, mein Mal ist nicht auf meinen Armen...", sagte Draco. „Das ist es jetzt nie. Jeder, der erst kürzlich gezeichnet wurde, hat es an einem unauffälligen Ort. Wie ich."

Harry wollte es unbedingt wissen, und Draco konnte es in seinen Augen sehen. Er beschloss, es ihm zu zeigen, ohne dass Harry die Frage stellen musste, stand auf und drehte sich halb um, damit er Harry über seine Schulter hinweg ansehen konnte. Er ließ seinen Umhang zu Boden fallen und hob dann ganz vorsichtig den unteren Zipfel seines Hemdes hoch. Und da war es. In seine blasse Haut gebrannt, schwarz glühend, das Dunkle Mal, ein Schädel mit einer gewundenen Schlange im Mund. Draco sah, wie Harry zurückwich. „Es ist schwarz", sagte der Gryffindor mit eindeutiger Panik in der Stimme.

Draco nickte. Harry musste wissen, dass ein schwarzes Dunkles Mal nur eines bedeutete. „Mmm... es hat sich vor ein paar Tagen verfärbt... er ruft die Todesser zu sich."

„Warum?", sagte Harry leise und nervös.

Draco ließ sein Hemd wieder fallen und das Mal verschwand wieder darunter. „Ich weiß es nicht... Professor Snapes hat sich auch verändert. Alles, was wir tun können, ist warten um herauszufinden, was er will."

„Er wird wütend sein, weil du nicht gekommen bist", sagte Harry. „Er wird kommen und dich suchen, das weißt du."

Draco nickte mit einem schweren Seufzer. „Mmm... ich habe aber das Gefühl, dass er nicht nur wegen mir kommen wird."

Er wollte weiterreden, um die Angst aus Harrys Gesicht zu wischen, aber in diesem Moment lief Madam Pomfrey aus ihrem Büro und richtete ihren Umhang. „Malfoy!", sagte sie. „Was machst du hier? Es ist jetzt nicht Besuchszeit!"

„Ich hab nur – ", begann er, doch sie unterbrach ihn.

„Nein! Du hast gerade gar nichts, nun los! Hinaus! Komm zu einer vernünftigen Zeit zurück, nicht jetzt, die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen! Komm schon, hinaus!"

Und damit beförderte sie ihn aus dem Zimmer, schob ihn praktisch an, damit er schneller ging. Draco warf einen Blick über die Schulter, bevor sie die Tür zuschlug, und sah Harry, der seinen Blick erwiderte, tief in Gedanken und Sorge noch immer auf seinem Gesicht sichtbar.

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A/N: Nun noch eine kurze Bemerkung zum Schluss: haltet euch den Sonntag Nachmittag oder Abend frei, denn dann gibt es ein neues Kapitel – und das ist eines der besten!