HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost / Übersetzung von Christa Potter

A/N: Ich bin erst vor zehn Minuten aus dem Bett und dachte mir, dass ich das Kapitel gleich noch fertig mache, damit ich euch nicht mehr so lange warten lasse. Noch eine Notiz an diejenigen, die finden, dass die Geschichte zu brutal wird: die Belagerung, die jetzt kommt, ist nicht so schlimm wie sie sich anhört. Wer die originalen HP Bücher gelesen hat, schafft das hier auch.

laser-jet: Könntest du mir noch die englische Textstelle sagen, an der du das gefunden hast? Ich hab nämlich in allen Wörterbüchern im Haus gesucht und einfach nichts entdeckt.

-

KAPITEL 41 – Die Belagerung von Hogwarts: Teil 1

Harry verließ den Krankenflügel ein paar Tage später, nachdem Madam Pomfrey ihn für gesund erklärt hatte, und als er ging, hörte er, wie sie zu Professor McGonagall sagte: „Seine Freunde um ihn herum zu haben hat ihm sehr geholfen. Besonders Malfoy. Wenn ich du wäre, Minerva, würde ich ihm Zutritt zum Gemeinschaftsraum gewähren... es würde sicher helfen."

Es war schwer zu sagen, wer darüber glücklicher war, Draco oder Harry. Der Rest der Gryffindors war zuerst sehr misstrauisch und viele von ihnen ließen Draco nicht in die Nähe ihrer Sachen, aber mit der Zeit gewöhnten sie sich daran. Ron hasste Draco noch immer und wollte ihm eines Nachts eine Strafarbeit aufbrummen, weil er in seinem Lieblingsstuhl gesessen hatte.

Seltsamerweise wurden die Dinge ein wenig besser für Harry. Es war, als hätte das Leben erkannt, durch welche Hölle es Harry schon geschickt hatte und ihm nun eine kleine Pause gönnte. Die Hausaufgaben wurden weniger und alle waren plötzlich sehr freundlich zu ihm. Er wusste, dass dies teilweise aus Sympathie war – inzwischen hatten alle von Kainda erfahren. Obwohl niemand ihn behandelte, als wäre er ernsthaft krank dachte er, dass sie es genauso gut könnten. Sie waren einfach nur freundlich.

Etwas, das in Harrys Leben schief lief war, dass seine Narbe zu schmerzen begann. Er wusste, warum das passierte. Es waren Warnzeichen. Das Dunkle Mal auf Dracos Rücken wurde auch nicht heller und hatte begonnne, eine dunkelrote Flüssigkeit abzusondern, die verdächtig nach Blut aussah. Draco musste immer einen Verband um den Rücken tragen, falls es während des Unterrichts zu bluten begann und seinen Umhang durchtränkte. Harry hatte mit Snape während des Okklumentik Trainings über das Dunkle Mal gesprochen. Snape schien nicht erpicht darauf zu sein, darüber zu reden, aber als der Zaubertrankmeister sah, wie besorgt Harry war, sagte Snape einfach: „Es wird nicht mehr dunkler werden. Wenn etwas geschieht, wird es allerdings, egal, welche Farbe die Tätowierung der einzelnen Todesser hat."

Jedes Mal, wenn Harrys Narbe schmerzte, schien jemand in der Nähe zu sein, mit dem er darüber sprechen konnte. Ron, Hermine und Draco waren immer bei ihm, aber wenn sie einen anderen Unterricht hatten als er und er Schmerzen spürte, sah der Lehrer oft auf, merkte, dass er Kopfschmerzen hatte, kam unauffällig herüber und sagte: „Du bist entschuldigt, Potter... geh und hol dir ein Glas Wasser. Komm heute Abend zu mir und wir sprechen über die Hausaufgaben." Harry hatte die Vermutung, dass Dumbledore den Lehrern gesagt hatte, sie sollten ihm dieses Privileg zugestehen, und er war froh darum.

Das gesamte Hogwarts schien zusammenzuhalten. Harry merkte, dass es nicht nur er war, der den guten Willen spürte. Die Schüler halfen sich gegenseitig in den Korridoren, boten an, für die Lehrer etwas zu erledigen, teilten sich beim Abendessen ihre Vorräte. Sogar Snape wurde eines Tages im Astronomieturm beobachtet, wie er ein eingerostetes Augenteil eines Teleskops mit einem Anti-Rost Trank bearbeitete, während eine sehr zufriedene Professor Sinistra mit einem Lächeln zusah.

Die entspannte Wärme in Hogwarts zog sich durch den gesamten Monat, bis Professor Flitwicks „Schwestern des Schicksals" Kalender verkündete, dass der Juni ins Land einzog und es Zeit war, die Eintrittskarten für das Weihnachtskonzert der Schwestern des Schicksals zu reservieren.

Es war ein Freitagmorgen und die dritte Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste zog gerade vorbei. Diese Stunde machte immer Spaß. Nachdem sie ihre Arbeit in den ersten beiden Stunden erledigt hatten, konnte Professor Lupin ihnen etwas interessantere, aufregendere Dinge zeigen. Zur Freude der meisten Schüler hatten sie kürzlich mit Zaubermaschinen begonnen, und vor allem die, die von Dunklen Zauberern benutz wurden.

Bis jetzt hatte Lupin ihnen einige der schrecklichsten Folterinstrumente gezeigt, die Harry je gesehen hatte. Es gab verschiedenen Waffen, die alle sehr tödlich aussahen, eine große Auswahl an illegalen Gegenstände, die in Zaubererhäusern beschlagnahmt worden waren (die meisten davon trugen ein Schild mit der Aufschrift: „Aus dem Malfoy Anwesen, vorsichtig behandeln") und zu Harrys Überraschung eine der Verdopplungsmünzen, die Snape ihm gegeben hatte. Alle sahen erstaunt zu, wie Lupin die Münze fest in die Hand schloss, die Finger öffnete und zeigte, dass eine weitere erschienen war. Jedes Mal, wenn er die Hand schloss, verdoppelten sich die Münzen.

„So eine könnte ich wirklich, wirklich gebrauchen", sagte Ron mit großen Augen. „Wo bekommt man die?"

„Wir denken, dass sie ursprünglich aus einer Bank in Südfrankreich kommen", erklärte Lupin. „Es war eine gewöhnliche Muggelbank, aber ein Zauberer hat dort gearbeitet, und begonnen, mit Muggelgeld zu experimentieren. Es dauerte nicht lange, bis er herausfand, wie man es perfekt verdoppelt. Nach dem Muggelgeld versuchte er es mit Zauberergeld. Jedoch ist es sehr schwer, eine von diesen hier herzustellen. Es gibt auf der Welt nur etwa zehn auf der Welt, die glaubhafte Kopien erzeugen."

„Und das ist eine davon?", fragte Harry und versuchte, sich nicht so anzuhören, als hätte er eine andere der zehn in diesem Augenblick in seiner Tasche.

Lupin nickte. „Durch Zufall entdeckt. Sehr viel Geld wurde unter dem Boden einer Muggelkirche gefunden, wahrscheinlich vor Jahre von Zauberschmugglern dort vergessen. Jemand hat eine der Münzen aufgehoben und zwei fielen aus seiner Hand."

„Wie weiß man, welche die Verdopplungsmünze ist?", fragte Ron.

„Die warme", sagte Lupin. Er warf die Münzen in eine Tasche, legte sie in eine Schublade seines Schreibtisches, schloss sie ab und steckte den Schlüssel ein. „Eine Verdopplungsmünze wurde vor etwa sechs Monaten aus Gringotts gestohlen und ist noch nicht aufgetaucht. Die Kobolde haben keine Ahnung, wie sie gestohlen wurde."

Harry spürte ein schuldbewusstes Ziehen. Snape hatte ihm die Münze vor ungefähr sechs Monaten gegeben. Er machte eine gedankliche Notiz, seinen Beschützer zu fragen, wo und wie er die Münze bekommen hatte, und warf dann wieder einen Blick auf Lupin, der etwas aus einer Schachtel unter seinem Tisch hob.

„Ihr solltet euch zurücksetzen", sagte Lupin. „Das ist wahrscheinlich einer der gefährlichsten Gegenstände und ich würde es gar nicht gerne sehen, wenn jemand das Augenlicht verliert ...", und unter dem Tisch holte er etwas hervor, das aussah, wie ein normaler Muggel Baseballschläger, gespickt mit fünf Zentimeter langen Nadeln. Alle rissen die Münder auf und rutschten mit den Stühlen zurück. Lupin legte den Schläger vorsichtig auf den Tisch, wobei er den Griff nicht ausließ, und drehte ihn um, damit die Schüler ihn gut sehen konnten.

„Was ist daran so magisch?", fragte Hermine und hob eine Augenbraue. „Tödlich, ja... aber ein guter Schildzauber würde ihn abprallen lassen."

„Er ist innen nicht aus normalem Holz", sagte Lupin ruhig. „Eine Phönixschwanzfeder ist hineingelassen, also kann er als Zauberstab verwendet werden. Und die Nadeln sind nicht nur scharf. Sie sind mehr schnell tötendem Gift gefüllt. Ich bin sicher, dass Professor Snape euch über die verschiedenen Gifte in Nadelschlägern aufklären kann."

„Wo wurde das gefunden?", fragte ein Hufflepuff in der Nähe von Harrys Ellbogen mit großen Augen.

„In einem Ort in der Nähe von Leeds", sagte Lupin ruhig. „Mitten während Voldemorts Schreckensherrschaft. Eine Gruppe Teenager wurde damit aufgegriffen, während sie eine Bushütte zerschlugen. Es waren Muggel."

„Muggel?", fragte Harry. „Aber... woher haben sie ihn bekommen?" Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie eine Gruppe Muggel einfach eine tödliche Waffe irgendwo in den Büschen fand und beschloss, sie zu benutzen.

„Wahrscheinlich ein Anti-Muggel Todesser", sagte Lupin, als würde er die ruhigste und friedlichste Sache der Welt erklären. „Sie geben einer Gruppe Muggel einen Nadelschläger, die Muggel nehmen ihn und gehen damit davon und sie können damit fast so viel Schaden anrichten wie ein Zauberer – aber unwissentlich."

„Wer auch immer den gemacht hat ist krank", sagte Ron und starrte das brutale Holz an, während Lupin eine Orange von der Tischkante nahm.

„Seht genau zu", sagte er. Alle lehnten sich neugierig nach vor. Lupin ließ den Nadelschläger nach unten baumeln und hielt die Orange vorsichtig in der Hand, dann steckte er sie an ein paar der Nadeln und zog die Finger sehr schnell zurück. Die Orange verfärbte sich augenblicklich zu seinem üblen Grün, und winzige Limonenfarbene Venen krochen über ihre Haut. Lupin erklärte während die Orange langsam infiziert wurde: „Eines der am schnellsten bewegenden Gifte, die bekannt sind. Und eines der effektivsten. Es wandert durch den Blutkreislauf, bleibt aber an den Wänden der Venen und Arterien hängen. Es gibt kein bekanntes Gegenmittel."

„Und Muggel in Leeds sind mit einem von denen umhergezogen?", sagte eine Ravenclaw und ihre Augenbrauen waren so weit oben, dass sie fast unter ihren Haaren verschwanden.

Lupin nickte ernst. „Ein sinnloser Akt von Gewalt. Es gibt natürlich ein Gesetz, das den Gebrauch und Besitz von Nadelschlägern regelt, aber – "

Alle in der Klasse zuckten zusammen, als er blutgefrierender Schrei aus einem der nahen Korridore die Luft zerriss. Harry sah auf und merkte, wie sich seine Muskeln anspannten, und er konnte von den Reaktionen der anderen ablesen, dass auch sie erschrocken waren.

Besorgt die Stirn runzelnd legte Lupin den Schläger zurück in seine Box und ging hinüber zur Tür. Harry sah, wie er einen Blick hinaus warf und, immer noch stirnrunzelnd, nach links und rechts sah. „Wie seltsam", murmelte der Professor. „Es ist wahrscheinlich – " Aber er hörte zu sprechen auf, als ein weiteres Geräusch hereinschwebte. Es war ein seltsames, rhythmisches, polterndes Geräusch.

Harry bewegte sich instinktiv ein weniger näher zu Ron und Hermine, während sich die gesamte Klasse umsah. Einige bekamen jetzt Angst. „Was ist das?", fragte Lavender Brown mit Augen so groß wie Golfbälle.

„Da... reden Leute", sagte Ron und runzelte verwirrt die Stirn.

Harry hörte angestrengt hin und erkannte, dass das kein normales Gespräch war. Es waren Sprechchöre, von vielen, vielen Menschen gleichzeitig, weit weg, aber alle sangen immer und immer wieder die gleiche Zeile. Was immer es war, es kam näher.

„Es ist wahrscheinlich nur eine andere Klasse", sagte Lupin, obwohl Harry von der Nervosität in seiner sonst ruhigen Stimme nicht besänftig wurde. „Es gibt keinen Grund zur Panik..."

„Aber wer hat geschrien?", sagte Ron neben Harry. Harry bemerkte, dass Ron und Hermine näher zu ihm gerutscht warn. Hermine versuchte, seinen Blick zu fangen.

Lupin sah ein wenig ratlos aus, und öffnete den Mund, um eine Erklärung abzugeben, aber er wurde von einem weiteren Schrei unterbrochen. Dieses Mal war es Lavender Brown, die das Geräusch verursachte, auf die Beine sprang, aus dem Fenster deutete und rief: „SEHT MAL!"

Harry wirbelte herum, als die ganze Klasse zum Fenster lief. Hermine packte ihn am Arm und zog ihn mit und er sah hinaus auf eine Szene, die er seit Monaten gefürchtet hatte. Obwohl sie noch zwei Hügel entfernt waren, erkannte er die Todesser.

Sie waren diejenigen mit den Sprechchören. Alle gingen in einer geraden Linie, wie eine große Schlange, die sich den Berg hinab schlängelte. Sie kamen und kamen einfach näher. Als Harry dachte, es könnten nicht mehr über die Bergkuppe kommen, folgte eine weitere Gruppe. Er versuchte zu zählen. Zehn, Zwanzig, Dreißig ... Fünfzig ... er wusste, dass es Hunderte sein mussten. Alle von ihnen sangen, alle trugen lange schwarze Stäbe, alle hatten ihre Gesichter mit weißen Masken verborgen. Harry war zu erstarrt, um sich zu bewegen. Er stand nur da und beobachtete, wie immer mehr Todesser auf das Schloss zukamen und ihr Singen mit jedem Schritt lauter wurde. Sogar noch schlimmer: er erhaschte einen Blick auf einen riesigen Kopf, der über den Hügel kam, und dann kam ein Riese in Sicht, einen Stab in der Hand, der mehr wie ein Baumstamm aussah, und er sang gemeinsam mit den Todessern. Es geschah. Er konnte sich nicht bewegen, als er erkannte, dass es wirklich geschah - nach Monaten um Monaten des Wartens begann es jetzt.

Und dann, so plötzlich, dass sein Herz vor Angst fast stehen blieb, begann die Sirene zu heulen, eine hohe, zittrige Note, wie ein Kampfgeschrei. Die Klasse begann auch zu schreien, aus Panik, und einige Schüler liefen zur Tür, wobei sie in ihrer Eile einige Tische umwarfen.

„Geratet nicht in Panik!", brüllte Lupin über den Lärm. „Kommt schnell mit mir in mein Büro! Es gibt keinen Grund in Panik zu geraten!"

„OH JA?", rief Ron. „Was ist DAMIT?"

Harry sah aus dem Fenster, dorthin, wohin Ron zeigte, und was er sah, warf ihn fast um. Eine Gruppe Todesser, alle singend und ihr schreckliches Lied dem Himmel entgegenschmetternd, war über den Hügel gekommen und zog einen Käfig auf Rädern. Und in dem Käfig war eine sehr blasse, weißhäutige Kreatur, mit schwarzem Material umhüllt und die Vorderseite der Roben blutgetränkt. Ein Vampir. Und mehr Riesen folgten nun, fünf, sechs, sieben, ein weiterer Vampir in einem Käfig, Todesser zu Hunderten, und jede Stimme sang nun dieses Lied. Sie könnten es sogar über das Heulen der Sirene hinweg hören, als ob die Stimme nun in Harrys Kopf wären.

Hermine und Ron packten ihn hinten am Umhang und zogen ihn vom Fenster weg, wo er vor Angst erstarrt gestanden hatte, durch den Raum. Als er an seinem Tisch vorbeiging, streckte er die Hand aus, packte seine Tasche und drückte sie an seine Brust.

„Harry, nein, lass sie hier!", rief Lupin. „Sie wird dich langsamer machen! Schnell! Wir haben nicht mehr viel Zeit!"

Harry wollte nicht loslassen. Ron gab den Versuch auf, sie ihm wegzunehmen, und zog ihn einfach durch die Tür in Lupins Büro. Lupin schlug die Tür hinter ihnen zu und die Sirene verstummte. Harry wünschte sich fast, sie würde wieder heulen. Das Singen der Todesser brachte ihn nun fast in den Wahnsinn. Er konnte die Worte des Liedes nun hören, und obwohl er nicht jeden Reim verstand, hörte er genug heraus, um ihn krank zu machen.

„Schlammblüter, Halbblüter, gebet gut Acht! Unterwerfet euch nun des Dunklen Lords Macht! Feuer und Blut, das Dunkel ist nah, bringet den Flammen ein lebend Opfer dar!"

Alle hatten sich um Professor Lupin versammelt. Er tat sein bestes, um die Schüler zu beruhigen, doch Harry konnte sehen, dass er genauso viel Angst wie sie hatte. Hermine packte plötzlich Ron und Harry und umarmte sie so fest, dass sie kaum atmen konnten, und sie zitterte. „Alles wird gut ... alles wird gut ..."

„Wir werden sterben", sagte Harry leise.

Die einzige Antwort darauf war ein lautes Krachen, als die Eisengitter auf ihren Platz vor der Tür und den Fenstern rutschten. Dieser Schutz besserte Harrys Gefühl nicht. Sie waren noch immer gefangen. Noch immer verletzbar. Jeder Spruch, den er je zur Verteidigung gelernt hatte, war plötzlich aus seinem Kopf gefegt worden. Ron schien das gleiche zu denken. Sein Cousin biss sich auf die Lippe und murmelte leise etwas vor sich hin.

„Bist du okay?", fragte Harry.

Ron nickte abwesend. „Nur ein wenig... verängstigt. Ich weiß nicht, in welchem Unterricht Ginny gerade ist... ich will wissen, ob es ihr gut geht."

„Es wird schon alles in Ordnung sein", beruhigte ihn Hermine. „Bleib einfach ruhig und entspannt, wir werden hier rauskommen... die Lehrer werden die Todesser besiegen und damit basta."

„Aber es sind Hunderte", sagte Harry. Er war von seiner zittrigen Stimme nicht überrascht. „Und Vampire, Hermine... und Riesen... Was ist mit Hagrid und Kibbles? Und den Opsittops? Sie sind alle draußen... die Todesser werden sie töten..."

„Hagrid hat Verstand", sagte Hermine. „Er wird mit den Opsittops hereingelaufen sein. Alle werden okay sein." Sie festigte ihren Griff um Harry und Ron. „Wir werden alle okay sein."

„Kinder", sagte eine sanfte Stimme vom Kamin. Harry sah sich um und erblickte Dumbledore, der neben dem Kamin stand. „Kommt mit mir... ihr werdet wegen der Sicherheit in die Kerker gebracht."

Etwas Beruhigendes lag in Dumbledores Gesicht, so ruhig und gesammelt, und das ließ Harrys ängstliches Herz langsamer schlagen, wenn auch nur für einen Moment. Er ging durch den Raum und stellte sich in der Schlange an, während seine Klassenkameraden in den Kamin stiegen und in einem Wirbel aus Flammen verschwanden. Lupin schob Ron und Hermine hinein und wandte sich dann ihm zu, während Dumbledore verschwand. „Komm schon, Harry", sagte er ruhig. „In den Kerkern bist du in Sicherheit."

Harry nickte, und wollte gerade ins Feuer steigen, als er durch das Fenster etwas sah, das ihn innehalten ließ. Auf dem Hügel war Feuer ausgebrochen. Zuerst dachte Harry, die Todesser hätten den Verbotenen Wald in Brand gesteckt – bevor er erkannte, dass es etwas anderes als ein harmloses Feuer war. Die Schlossgründe schienen sich in die Hölle auf Erden zu verwandeln, und auf dem Hügel erschienen riesige, hohe Figuren, wie die Skelette von Dinosauriern, aber sie standen in Flammen. Sie hinterließen Fußabdrücke so groß wie Autos, und sogar die Luft um sie herum war entflammt worden. Heliopathen. Harry erkannte nun, warum sie von der Zauberergesellschaft so gefürchtet wurden.

„Harry!", sagte Lupin drängend.

Harry nickte, wandte sich vom Fenster ab und lief auf das Feuer zu. Lupin sprang mit ihm hinein und in einem Rauschen von Feuer und Asche wurden sie aus dem Dunkle Künste Büro weggerissen.

Der Kontrast des warmem, harmlosem Feuer auf seiner Haut und der Kälte und Feuchtigkeit der Kerker überraschte ihn. Es war irgendwie dunkler, als er in Erinnerung hatte. Er sah sich um und merkte, dass er nicht einmal erkannte, in welchem Raum er war. Es gab keine Fenster oder Türen, wenn falls es welche gab, konnte er sie in der Dunkelheit nicht sehen. Alle anderen Schüler waren in Gruppen zusammen gedrängt, mit blassen Gesichtern und großen, verängstigten Augen.

Hermines Stimme sprach in Harrys Ohr. „Harry? Bist du es?"

Er wandte sich um und nickte, während er ihr verdunkeltes Gesicht studierte. „Ja... wo sind die anderen?"

„Sie sind dort drüben in einer Ecke", sagte sie leise. „Komm mit... pass auf, wohin du trittst..."

Sie gingen still durch die Schüllergruppen, vorbei an weinenden Mädchengruppen, Lehrern, die versuchten, die Schüler zu beruhigen und Ansammlungen und verängstigten Erstklässlern. Fast alle waren still. Was gab es noch zu sagen?

Hermine führte Harry in eine der entfernten Ecken des abgeriegelten Kerkerraums, wo Ron, Draco, Ginny, Neville und Luna auf sie warteten. Neville sah aus, als würde er vor Angst gleich sterben. Ron hatte seinen Arm um seine kleine Schwester gelegt. Draco lehnte an einer der Wände, seine Hand auf der Stelle mit dem Dunklen Mal ruhend und sein Gesicht vor Schmerz verzogen, und Luna sah ziemlich leer und unberührt aus, während sie die verschiedene Schüler ansah.

„Harry?", flüsterte Neville mit fast flüsternder Stimme, während Harry in die Mitte der Gruppe gezogen wurde.

„Ja, ich bin es", sagte er. „Alles okay, Neville?"

„Nein", sagte Neville mit zittriger Stimme. Harry fühlte, wie er verängstigt zitterte. „Ich... ich hab Angst."

„Das haben wir alle, Mr. Longbottom", sagte eine tiefe Stimme in der Nähe, als ein Schatten, den Harry als Alrister erkannte, durch die Dunkelheit auf sie zukam. „Fehlt irgendjemand, den ihr kennt? Irgendwelche Freunde?"

„Nein", sagte Hermine. „Ähm... Professor? Wie lange werden wir hier bleiben müssen?"

Alristers Umriss schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, Miss Granger... aber ich denke, einige Zeit. Versucht, ruhig zu bleiben und macht es euch bequem."

„Können wir nicht ein Licht anmachen?", sagte Ginny. „Bitte Professor... ich mag die Dunkelheit nicht..."

„Ihr könnte natürlich eure Zauberstäbe anmachen", sagte Alrister. „Aber kein Lärm, okay? Versucht, leise zu bleiben... und zündete keine Feuer an." Er hörte sich nun sehr ernst an. „Sie werden sie fühlen können."

„Sie?", brachte Neville hervor.

„Die Heliopathen", sagte Alrister schwer. „Aber mit ein wenig Glück, werden die Truppen des Ministeriums so bald wie möglich hier sein... wir werden hier zeitig zum fünf Uhr Tee draußen sein. Potter? Wo bist du?"

„Ich bin hier", sagte Harry und ging nach vor. Alristers Hand suchte einen Moment nach ihm und nahm ihn dann sanft am Arm.

„Du musst bei den Lehrern bleiben, Harry", sagte Alrister. „Komm mit mir."

„Können wir nicht bei ihm bleiben?", fragte Rons Stimme hinter Harrys Schulter.

Alrister hörte sich ein wenig zögerlich an. „Nun... eigentlich nicht..."

„Aber wir sind seine moralische Unterstützung", sagte Ron. „Bitte, Professor, er wird glücklicher und ruhiger sein, wenn wir in der Nähe sind, nicht wahr, Harry?"

„Das stimmt wirklich, Sir", sagte Harry.

Alrister seufzte leise und sagte dann: „In Ordnung, aber bleibt in der Nähe. Ich werde nicht zwischen den Schülern herumlaufen und auch noch suchen, wenn wir euch verlieren."

Harry ließ es zu, dass Alrister ihn durch die Schülergruppen führte, durch den Kerker, mit all seinen Freunden hinter ihm. Draco schwankte wegen dem Schmerz in seinem Rücken hin und wieder. Ron half ihm freundlicherweise mit einem kleinen Schlag auf den Kopf, wenn er langsamer wurde.

Endlich hielt Alrister an und sagte: „Ich hab ihn."

„Und ein paar zusätzliche?", schnarrte Snapes Stimme in der Dunkelheit vor Harry. Er konnte nicht einmal einen verschwommen Schatten erkennen, der einen Hinweis liefern könnte, wo sich der Professor befand.

„Moralische Unterstützung", sagte Alrister. „Sind alle hier? Wir haben niemanden verloren, oder?"

„Ich hab von Luna schon seit einer Weile nichts mehr gehört", sagte Rons Stimme.

„Warum sollte ich sprechen, wenn ich nichts zu sagen habe?", kam Lunas verträumte Antwort von hinter der Gruppe.

„Oh", sagte Ron, fast ein wenig enttäuscht. „Sie ist noch hier."

„Seid still", zischte Snapes Stimme aus der Dunkelheit. „Potter, komm her..." Eine kalte Hand schloss sich um Harrys Handgelenk und zog ihn weg von seinen Freunden. Vor ihm bewegte sich etwas, als Snape sich vor ihn hinkniete, um ihn besser zu sehen, und Harry sah gerade mal seine blasse Haut und die dunklen Flecken, die seine Augen waren. Alrister hatte mit dem Rest der Gruppe ein Gespräch begonnen, um Snapes Worte für Harry zu übertönen. „Angst, Potter?", murmelte die Stimme des Professors.

„Ein wenig", gab Harry leise zu. „Professor? Meine... meine Narbe beginnt zu schmerzen."

„Verständlich", murmelte Snape. Harry fühlte, wie er sich seine Narbe besah und blieb dabei einfach still stehen und ließ es ihn machen. Und dann sagte Snape, so leise, dass Harry es fast nicht hören konnte: „Hast du die Tasche?"

„Welche Tasche?", fragte Harry.

„Deine Notfalltasche", sagte Snape ungeduldig.

„Ja", sagte Harry. Er öffnete seine Schultasche und griff hinein, um das Samttäschchen herauszuholen, aber Snape hielt ihn auf.

„Nicht jetzt, Potter", murmelte er mit leicht belehrender Stimme. „Lass sie da drinnen, aber in Reichweite, solltest du sie brauchen. Obwohl ich noch immer von dir erwarte, dass du zuerst nachdenkst, bevor du etwas davon verwendest – diese Gegenstände sind die wirklich letzte Hilfe. Gerade noch kurz vor der Selbstmordpille. Ist das klar?"

„Ja Sir", sagte Harry nickend, obwohl Snape es nicht sehen konnte.

Plötzlich war ein kaltes Gefühl auf seiner Schulter und eine Stimme sagte: „Hab nichts verpasst, oder?"

„Peter?", sagte Harry. Er fühlte, wie sein magischer Beschützer ihn für einen Moment in eine sehr kalte und nasse Umarmung zog und sagte dann: „Sind sie schon in der Schule?"

„Nein", sagte Peters Stimme. „Noch weit weg... ich hab gerade von einem Fenster weiter oben rausgesehen. Sie versammeln sich im Moment nur, offenbar warten sie auf etwas. Es sind jedoch alle da. Nun, ich kann jedenfalls nicht sehen, dass noch mehr über den Hügel kommen."

„Nein, Peelish", sagte Snapes Stimme. „Es werden noch mehr werden."

„Oh?", sagte Peter. „Wirklich?"

„Mmm", sagte Snape fast abweisend. „Oder werden du, ich selbst und Malfoy nicht mehr als Todesser mitgerechnet?"

„Oh ja", sagte Peter, als würde er sich gerade erst daran erinnern.

„Peter?", sagte Harry plötzlich und erkannte plötzlich, dass er noch nie gefragt hatte. „Wo ist dein Dunkles Mal? Wie können sie einen Geist zeichnen?"

„Ich wurde in Menschengestalt gezeichnet", erklärte Peter. „Es zeigt sich nur, wenn ich so wie jetzt bin. Ich Glückspilz, nicht wahr, Snape?"

„Du unausstehliche Wolke Rauch", zischte Snape. Harry fühlte, wie der Professor seinen linken Arm packte. „Rede nicht über Dinge, die du nicht verstehst."

Harry hörte, wie Peter gluckste. „Tschuldigung, Sev."

„Nenn mich nicht Sev", kam die gezischte Antwort.

„Kann ich jetzt gehen?", fragte Harry.

„Nein", sagte Snapes Timme. „Du bleibst hier bei Peelish, mir selbst und den Weasleys, zu deiner eigenen Sicherheit. Falls du es noch nicht bemerkt hast, die Schule wird von Todessern belagert."

„Wie lange muss ich an Ihrer Seite kleben bleiben?", fragte Harry und versuchte, nicht zu bissig zu klingen.

„So lange es nötig ist", sagte Snape kühl. Harry fühlte, wie er seinen Zauberstab aus dem Ärmel zog, ihn kurz wedelte und dann gab der Professor Harry einen Plastikwürfel. „Ein Zauberwürfel... eine dumme, kleine Erfindung der Muggel, ein Kinderspielzeug, obwohl es dich für ein paar Stunden unterhalten sollte."

„Aber ich kann nicht einmal die Farben sehen", sagte Harry.

„Was es noch spannender macht", sagte Snape. „Machen wir einen Deal, in Ordnung? Wenn du es schaffst, bevor wir hier herauskommen, werde ich mir überlegen, ob ich deiner Klasse den Jahresabschlusstest erspare."

„Und wenn ich es nicht schaffe?", sagte Harry und hob die Augenbrauen.

„Ich denke, dass eine Woche Nachsitzen ausreichen wird", sagte Snape nachdenklich.

Harry starrte die Dunkelheit vor ihm an und sagte dann aufgebracht: „Sie können mir keine Strafarbeit geben, weil ich ein Puzzle nicht gelöst habe!"

Snape gluckste. „Oh, aber das ist doch das einzig Gute an meinem Job."

Peters Stimme holte neben ihm Luft. „Hab ich gerade gehört, was ich denke? Oder träume ich? Könnte das etwa der erste richtige Scherz gewesen sein, den Snape in seinem ganzen Leben gemacht hat? Sicherlich täuschen mich meine Ohren!"

„Die andere Möglichkeit, falls dir mit dem Würfel langweilig wird, Potter, wäre, dass du ihn in Peelishs Kehle steckt, das würde uns alle ohne Zweifel zumindest ein paar Minuten unterhalten."

Peter machte ein seltsames Protestgeräusch. „Ich habe keine Kehle, Snape, falls du es noch nicht bemerkt hast. Vielleicht solltest du deine Augen manchmal öffnen, wenn du es schaffst, deinen Kopf aus deinem – "

Und dann begann das Poltern...