HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost / Übersetzung von Christa Potter

A/N: Herzlichen Dank für die Reviews an: JonThePunk, IAmFAllen, Truemmerlotte, Hermine1992, Kissymouse, Lady Claw, Mäuschen, Imobilus, Avallyn Black und Eneira. Ich glaube, dass ich noch nie so viele Reviews für ein Kapitel bekommen habe – und freu mich total darüber. Wäre schön, wenn ihr so weitermachen könntet.


KAPITEL 42 – Die Belagerung Von Hogwarts: Teil 2

„Die andere Möglichkeit, falls dir mit dem Würfel langweilig wird, Potter, wäre, dass du ihn in Peelishs Kehle steckt, das würde uns alle ohne Zweifel zumindest ein paar Minuten unterhalten."

Peter machte ein seltsames Protestgeräusch. „Ich habe keine Kehle, Snape, falls du es noch nicht bemerkt hast. Vielleicht solltest du deine Augen manchmal öffnen, wenn du es schaffst, deinen Kopf aus deinem – "

Und dann begann das Poltern...

Alle sahen sich überrascht um. Der Lärm schien von allen Seiten zu kommen, einfach ein konstantes, polterndes Knurren. Harry ging automatisch ein wenig näher zu Peter und Snape. Es hörte sich an, als ob plötzlich eine Autobahn über der Decke verlaufe, aber dann kam ein weiteres seltsames Geräusch hinzu. Es war ein glucksendes, gluckerndes Geräusch, eine sehr dicke Flüssigkeit kochte und gurgelte. Und dann ein Kratzen. Kratz, kratz, kratz, kratz.

Die Schüler schrien auf, als plötzlich an lautes Krachen an einer der Steinwände ertönte, gefolgt von einem weiteren, als etwas Schweres gegen den Stein donnerte. Die Leute zogen sich schnell von dem Geräusch weg. Sie alle waren zu verängstigt um zu erkennen, was so ein Geräusch verursachen könnte. Und als sie es taten, war es viel, viel zu spät.

Snape sah es zuerst. Harry hörte ihn fluchen, als er herumwirbelte, seinen Zauberstab wieder herauszog und ihn irgendwo in die Dunkelheit richtete. „Lumos portal", befahl er und sofort brachen Flammen aus, ein Durchgang wurde flackernd sichtbar. Die Tür öffnete sich knarrend und gab den Blick auf einen langen steinernen Korridor frei, der zurück in die Schule führte.

Jedes Gesicht wandte sich Snape zu und Harry fühlte eine Welle kalter, kranker Angst, als der Zaubertrankmeister rief: „Worauf wartet ihr noch? Hinaus, los hinaus!"

Genau in diesem Moment wurde die Luft von einem KRACHEN erfüllt, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Steine stürzten von der Decke und der Raum wurde von einem gelblichen Feuerschein erfüllt. Alle schrien auf und stürzten zur Tür, kämpften miteinander, um hinaus zu kommen, während immer mehr und mehr Steine auf sie herunterregneten. Harry wandet sich um und begann zu laufen, doch Snape packte ihn hinten am Umhang und schnarrte: „Lumos Büro portal!". Weitere Flammen brachen hervor und eine Tür erschien nur für ein paar Sekunden. Snape stieß sie auf und warf Harry hindurch. Harry wirbelte herum und rief: „Nein, Ron!", als Snape hindurchlief und die Tür schließen wollte.

Snape fauchte: „Wir haben keine Zeit!", aber er hatte den Satz noch nicht einmal beendet, als Ron, Draco, Hermine, Ginny, Neville, Luna, Peter und Alrister ins Büro stürzten. Snape warf die Tür hinter ihnen zu, schloss sie kraftvoll und zog dann Eisengitter von der Decke herunter. Er brachte sie in Position, verschloss sie mit einem Zauber und das nicht einen Moment zu früh. Eine Welle von Schreien ertönte auf der anderen Seite, als die Wand offenbar ganz nachgab. Harry fühlte, wie die Temperatur nach oben raste, hörte, wie die Schüler durch den Kerkerraum liefen, hinaussprinteten und das Singen noch lauter wurde. Er erzitterte und klatschte sich die Hände auf die Ohren, um den Lärm nicht mehr hören zu müssen.

Snape murmelte etwas und alles wurde still, als sich der Stillezauber über den Raum legte. Ron schaffte es, die Situation perfekt zusammenzufassen, als er an einer der Wände zu Boden rutschte und einfach dort sitzen blieb, mit blindem Schrecken in den Augen nach vorne starrend. „Ich glaub das einfach nicht."

„Steh auf, Weasley", sagte Snape brüsk und packte Ron am Arm, um ihn auf die Beine zu ziehen. „Das ist nicht die richtige Zeit, um den erschöpften Helden zu spielen."

„Streichen Sie das!", sagte Ron wütend. „Wir alle werden tote Helden sein!"

„Nein, werdet ihr nicht", zischte Snape. Er stellte Ron wieder auf die Beine, packte ihn am Umhang und starrte Ron sehr wütend in die Augen. Harry wusste nicht, wie Ron diesen Blick erwidern konnte – die meisten liefen schreiend aus dem Raum, wenn Snape sie so anstarrte. „Diese Schule hat schon viel Schlimmeres als eine handvoll Todesser und Feuer gesehen! Stein, falls du es nicht weißt, schmilzt nicht, Weasley!"

Alrister packte Snape hinten am Umhang, zog ihn zurück und sah ihn wütend an. „Lass ihn los, Snape, es ist nicht deine Aufgabe, die Schüler zu terrorisieren."

Ron ließ sich wieder auf den Boden sinken. Offenbar hatte er nichts von dem wirklich mitbekommen, bis er den kalten Boden mit einem Plumps erreichte. Snape, noch immer von Alristers großer Hand gefangen, konnte nichts anderes tun als hasserfüllt zu starren.

„Werden alle okay sein?", sagte Hermine zitternd in einer Ecke und durch ein Fenster auf die höllengleiche Landschaft draußen blickend.

„Sie werden sich schon irgendwo versteckt haben", sagte Alrister. „Ich bin sicher, dass die Lehrer es schaffen werden, zumindest einige der Todesser zurück zu halten."

„Und was ist mit den Heliopathen?", fragte Ginny.

„Nun... ich nehme an, dass ihr alle Wasserzauber beherrscht", sagte Alrister. Sie nickten. „Gut. Vergesst sie, seid keine Dummköpfe und versucht, einen Heliopathen mit einem kleinen Wasserzauber zu besiegen. Werft euren Zauberstab am besten zwischen seine Augen und dann rennt!"

Snape murmelte: „Eine andere Möglichkeit wäre, seine Mutter zu beleiden und ihn anschließend mit irgend etwas Brennendem zu schlagen – das wäre genauso hilfreich wie jeder Rat von Alrister." Er befreite sich aus Alristers Griff und ging hinüber zum Fenster, um auf die Schlossgründe zu blicken. „Wir sind umzingelt... von allen Seiten. Verdammt noch mal... es gibt keine Möglichkeit, sie zu bekämpfen. Wir müssen auf die Hilfe vom Zaubereiministerium warten."

„Wir werden sterben", meinte Ron.

Ginny begann zu weinen. Hermine und Luna umarmten sie, während sich Harry, Draco, Ron und Neville besorgte Blick zuwarfen. Ihre Situation schien aussichtslos zu sein. Das Schloss wurde von Heliopathen, Riesen, Todesser und Vampiren belagert - und was war Dumbledores Armee? Schulkinder und eine handvoll Lehrer. Harry sah die Menschen im Raum an, die wichtigsten in seinem Leben und er erkannte, wenn ein Todesser jetzt hereingestürmt käme, würden sie alle sterben.

„Wir müssen die Kinder an einen sicheren Ort bringen", sagte Alrister, der offenbar das gleiche dachte wie Harry. „Wo ist der nächste Kamin? Wir könnten das Flohnetzwerk benutzen, um sie aus der Schule zu bringen."

„Ein paar Korridore entfernt", sagte Snape. „Und ich habe kein Pulver bei mir... ich denke, dass drei Türen entfernt ein Vorratsschrank mit welchem ist. Aber wir können diesen Raum auf keinen Fall verlassen. Die Todesser werden nach Geiseln suchen, und der Schüler, den wir am wenigsten als Geisel wollen, ist in dieser Gruppe."

Harry merkte, wie ihn alle ansahen, und plötzlich fühlte er sich wie der König in einem Schachspiel. Suchten Voldemorts Anhänger etwas schon nach ihm? Suchten in jedem Raum, töteten jeden, der ihnen in den Weg trat...

„Wir könnten laufen", schlug Draco mit gehobener Augenbraue vor.

„Wir würden es nicht schaffen", sagte Hermine, die immer noch Ginny beruhigte. „Die Todesser haben alle Zauberstäbe... ihnen wurde wahrscheinlich befohlen, kein Mitleid zu zeigen. Wenn sie sehen, dass wir rennen, werden wir getötet werden. Besonders, wenn Harry bei uns ist."

„Wartet... Peter!" Harry wandte sich dem Geist mit großen, hoffnungsvollen Augen zu. „Du kannst uns sagen, ob jemand kommt, nicht wahr? Du weißt doch alles über dieses Schloss, oder?"

Peter nickte ernst. „Mmm, das tue ich... ein Todesser kontrolliert gerade den Korridor vor der Tür. Wenn wir die Tür nur öffnen, wird er uns anfallen wie ein Crup einen Kniesel."

„Dann brauchen wir eben eine Ablenkung", sagte Harry. „Wenn du nach draußen schwebst und ihn davon lockst könnten wir alle zum Kamin gelangen."

„Nein", sagte Peter und schüttelte den Kopf. „Ich bin im Moment in fester Form, Harry. Ich müsste die Tür öffnen und er würde den Raum sowieso durchsuchen. Todesser sind nicht dumm."

Harry öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn dann aber wieder. Ihm fiel nichts ein, was er darauf sagen könnte. Peter hatte Recht. Es gab keinen Weg aus dem Raum, und es sah aus, als könnten sie nur dasitzen und warten. Harry ließ sich gegen eine Wand fallen und bereitete sich geistig auf ein langes, hartes Warten vor – als etwas in sein Blickfeld kam, das sein Herz fast stoppen ließ. Die Spitze eines Zauberstabes war direkt zwischen seine Augen gerichtet.

Er sah überrascht auf, sich sicher, dass es ein Scherz war, und erblickte Snape, der auf ihn herabsah. Seine Muskeln spannten sich an. „Professor? Warum – was machen Sie – "

„Snape, lass ihn in Ruhe", sagte Alrister müde. „Das ist nicht die richtige Zeit für Scherze."

„Bewegt euch nicht", schnarrte Snape. Seine dunklen Augen flackerten zu dem Professor der Reinen Künste. „Keiner von euch. Oder ich werde ihn töten. Seht das als das Ende der Fahnenstange an."

„Aber –", sagte Hermine. Sie starrte erschrocken abwechselnd Snape und Harry an. „Professor, Sie können nicht – !"

„Gib mir einen guten Grund warum nicht", sagte Snape leise.

Harry war noch immer überzeugt, dass dies eine Art Scherz war. Er rutschte nervös ein wenig herum und erwartete, dass Snape plötzlich lachte und ihnen sagte, wie verdammt dumm sie doch alle waren, aber der Zaubertrankmeister tat nichts dergleichen. Die Spitze seines Zauberstabes war immer noch zwischen Harrys Augen und er knurrte: „Bleib hier, Potter... du gehst nirgendwo hin..."

„Worauf spielen Sie eigentlich an?", sagte Harry nun verängstigt und versuchte, weg zu rutschen.

Snape grinste. „Du denkst, das alles ist ein Scherz?", sagte er mit dieser leisen, manischen bösen Stimme. „Ich sehe hier niemanden, der lacht, Potter... nun... keiner von euch bewegt sich. Stellt euch an diese Wand." Er warf der Wand hinter seinem Schreibtisch einen Blick zu. „Jetzt."

„Sie Verräter", flüsterte Ron. Sein Gesicht war kreideweiß. „Ich wusste es. Ich habe es schon immer gewusst. Sie waren nie wirklich auf Dumbledores Seite, nicht wahr? Sie sind noch immer ein lügnerischer, böser – "

„Ron", stöhnte Hermine. „Tu es nicht..."

„Hör auf sie, Weasley", sagte Snape. Er hob eine dunkle, dünne Augenbraue. „Und wie clever von dir, es zu bemerken... nein... ich habe nie die Seite gewechselt. Dumbledore ist ein vertrauensseliger Dummkopf der höchsten Klasse... und alles, was ich dafür benötigte, waren ein paar Geständnisse, ein paar unwichtige Informationen und er protestierte für meine Unschuldigkeit sogar vor dem Ministerium. Er hat mich sogar als Lehrer eingestellt... sogar in der Nähe von Potter. Denkt einmal darüber nach. Wenn ein ehemaliger Todesser an diese Schule käme und um eine Position bitten würde, bei der er Harry Potter unterrichten müsste, wie viele von euch würden ihm den Job geben?" Er gluckste leise und seine dunklen Augen funkelten. „Unglaublich, nicht wahr?"

Harry starrte zurück in die Augen seiner Freunde, die ihn alle in Stille beobachteten. Peter zitterte vor Angst und schwebte zwischen der Wand und dem Tisch. Alrister sah fuchsteufelwild aus. Seine Fäuste waren geschlossen und seine Zähne zusammen gepresst. „Du wertlose, verräterische Ratte", schnarrte er. „Dumbledores einziger Fehler, war, dir zu vertrauen."

Snape gluckste. „Ja, das war er, oder etwa nicht? Wie amüsant, dass sein ‚einziger Fehler' zu seinem Untergang führen wird." Er streckte eine Hand aus, als Harry versuchte, zu entkommen, und Harry hustete, als sich diese kalten Finger um seinen Hals schlossen. Snape zuckte ebenfalls vor Schmerz leicht zusammen und lockerte den Griff. „Halt still, Potter... du willst doch nicht, dass ich dir wehtun muss."

„Das ist unmöglich", sagte Harry. Er starrte Snape jetzt mit großen Augen an, vor Angst zitternd und die Spitze des Zauberstab noch immer zwischen seine Augen gerichtet. „Der Bund! Sie können das nicht machen... er würde es nicht zulassen, er würde es einfach nicht."

„Nein, das tut er nicht", sagte Snape grinsend. „Daher ist mein Pech gekommen. Siehst du es nicht? Warum würden uralte Zauberer so viel Zeit und Mühe darin investieren, eine einzige Ehe zu retten? Der Bund wusste, dass ich geplant habe, dich zu betrügen und gab mir diese Warnzeichen. Dumbledore hätte es wirklich bemerken sollen, doch er hat es nicht. Der alte Mann wird langsam senil... so offensichtlich. Zugegeben, der Ehebruch bringt einen Preis mit sich, aber so einen hohen, wie ich ihm gegenüberstand, wohl kaum."

„Sie haben mir mit Okklumentik überhaupt nicht geholfen, nicht wahr?", sagte Harry und zitterte nun vor Wut, und die Hitze hinter seinen Augen wurde immer mehr. „Während meinem ganzen fünften Jahr haben Sie meine Gedanken nur noch mehr geöffnet ... Ron hat es mir gesagt. Und ich habe ihn ignoriert! Ich habe Ihnen vertraut!"

Snape gluckste wieder leise, so kalt und todbringend wie ein Atem aus Eis. „Kluger Junge, Potter... du hast Recht. Und darf ich hinzufügen, dass du in Legilimentik schrecklich bist... es war so einfach, dich glauben zu machen, dass du es dieses Jahr besser kannst. Ich hab einen sehr schwachen Legilimens Zauber an dir verwendet, der mit der Zeit immer einfacher wurde, bis du überzeugt warst, dass es dein eigenes Können in Okklumentik war, das mich aus deinen Gedanken hielt."

„Was ist mit dem Risotta?", sagte Harry. „Sie haben mit diesem Trank mein Leben gerettet... und wenn Sie ihn mir nicht gegeben hätten, wäre ich inzwischen tot. Und Sie hätten mich umbringen können, während ich im Krankenflügel war, und es hätte so ausgesehen, als wäre ich wegen dem Gift gestorben."

„Denk an die Prophezeiung, Potter...", sagte Snape fast gelangweilt. „Der Dunkle Lord muss dich selbst töten, oder dein Tod wird nichts bedeuten. Er wird trotzdem nie seine volle Macht erreichen können. Er weiß das nicht... aber ich tue es. Ich wusste, dass ich dich nicht selbst umbringen könnte, oder dein Tod wäre bedeutungslos gewesen... nun." Er benutzte seinen Griff um Harrys Hals um ihn an der Wand entlang zu ziehen, sein Zauberstab noch immer ruhig wie ein Stein auf Harrys Gesicht gerichtet. „Der Rest von euch, vor uns, jetzt, und durch diese Tür. Wenn jemand auch nur den kleinsten Fluchtversuch unternimmt, oder versucht Potter zu helfen, werden ich ihn so schnell lähmen, dass er nicht einmal Zeit zum Schreien hat."

In Stille ging die Gruppe zu Tür. Hermine hielt davor inne, ihre Hand über dem Türknauf, bevor sie die Tür öffnete. Augenblicklich ertönte draußen ein Schrei und Schritte kamen dem Raum näher, aber Snape rief den näherkommen Todesser zu.

„Keine Flüche! Ich habe den Potter Jungen hier!"

Ein junger Todesser öffnete die Tür, starrte herein und erblickte Snape, der Harry an der Kehle gepackt hatte. Ein schreckliches, bösartiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich wusste, dass Sie es sein würden, der ihn findet, Sir... der Meister wird zufrieden sein. Bringen Sie ihn hier entlang, der Dunkle Lord wird bald draußen auf den Schlossgründen erwartet, wenn er mit dem Anführer der Heliopathen eintrifft."

„Ich werde ihn zur Großen Halle bringen", sagte Snape ruhig. „Ich will dem Jungen nicht mehr Gelegenheiten zum Entkommen geben als nötig, und er könnte sehr leicht in der Menge verschwinden."

Harry warf einen Blick auf Snapes Gesicht als der verräterische Professor dies sagte. Warum in die Große Halle? Sicherlich könnte Snape Voldemort auch hierher bringen, in sein Büro.

„Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist, Sir", sagte der andere Todesser mit schmerzvoller Miene. „Der Meister will, dass Potter nach draußen gebracht wird, sobald wir ihn finden, sonst nirgendwo hin. Genaue Anweisung, Sir."

Harry sah, wie ein seltsames Flackern über Snapes Gesicht lief, aber es war innerhalb einer halben Sekunde verschwunden. Der Zaubertrankmeister schnarrte: „Hast du mich nicht gehört? Der Junge wird entkommen! Sicherlich wäre es dem Dunklen Lord lieber, wenn ich Potter in sichere Umgebung bringe, als dass er entkommt."

Harry begann sich zu wundern. Es war etwas sehr dumm, genaue Anweisungen von Voldemort anzuzweifeln, und Snape sollte das wissen. Und außerdem wäre es nicht wirklich so schwer, Harry im Griff zu halten, während er ihn nach draußen brachte. Und... Harry merkte, dass er noch immer seine Tasche hielt, und in ihr waren alle möglichen Gegenstände zur Flucht, Dinge, die er von Snape selbst bekommen hatte. Snape war kein Dummkopf. Er hätte sie Harry abgenommen, wenn er die Gruppe hätte wehrlos machen wollen.

„Aber... Sir... der Dunkle Lord – ", brachte der junge Todesser hervor.

„Nun gut!", bellte Snape. „Nimm die anderen und pass auf, dass sie nicht fliehen. Ich werde euch mit Potter folgen."

Der Todesser nickte und zog dann die anderen Gefangenen aus der Tür, sein Zauberstab inzwischen aus seinem Ärmel hervorgeholt und ruhig auf die Gruppe gerichtet. „Bewegt euch", befahl er. „Keine schnellen Bewegungen, geht in Richtung der Eingangshalle." Die anderen begannen zu gehen und ein oder zweimal warfen Ron und Hermine mit weiten Augen einen Blick zurück auf Harry. Snape hatte seine Hand noch immer um Harrys Kehle geschlossen, und es sah nicht so aus, als würde er bald loslassen. Harry sah, wie Ron ängstlich aussehend zögerte, und dann formte er mit dem Mund einfach: „Bye ..."

Harry fühlte einen Stich und flüsterte es zurück, während Ron aus seiner Sichtweite gezogen wurde, einen Seitengang entlang zur Eingangshalle. Snape, zu Harrys großer Überraschung, murmelte: „Sehr gut gemacht, Potter ..."

„Was?", sagte Harry und starrte ihn an, doch Snape erwiderte den Blick nicht und zählte stattdessen die Türen.

„Sei kein Dummkopf, Junge ...", sagte Snape leise, als er Harry zu einer Tür zog und sie öffnete. „Flohpulver ..."

„Was werden Sie mit mir machen?", sagte Harry mit großen Augen und kämpfte verzweifelt gegen den Griff seines Professors.

„Dich zu den Weasleys schicken", sagte Snape abgelenkt. Er suchte noch immer zwischen den verschiedenen Gläsern herum, bis er endlich das fand, welches er brauchte. „Ich werde ihnen sagen, dass du entkommen bist... der Dunkle Lord wird Kensington die Schuld geben, weil er zugelassen hat, dass ich dich durch die gesamte Schule bringen musste... ja..."

„Aber...", sagte Harry besorgt und fand es immer noch schwer, es zu glauben. „Voldemort will mich haben, Sie wissen das, oder? Sie haben gerade ein großes Geständnis abgelegt, falls Sie das vergessen haben."

„Dann bin ich eben ein Lügner", sagte Snape verschwommen, als er das Glas öffnete. „Ich musste deine Freunde glauben lassen, dass ich dich wirklich gefangen nehmen würde... keiner von ihnen kann schauspielern."

„Also... Sie sind nicht auf Voldemorts Seite."

Snape warf ihm einen belehrenden Blick zu. „Benutz dein Gehirn, Potter! Die einzige Möglichkeit, wie ich dich da rausbekommen konnte war, wenn du in Begleitung eines Todessers warst. Ich habe gelogen... aber alles ist schief gegangen... ich hatte erwartet, dass ich euch alle zur Großen Halle bringen könnte, und dort gibt es einen besonders großen Kamin... verdammt, verdammt noch mal... ich werde dich zum Haus der Weasleys schicken, sag Arthur, was hier los ist, während ich gehe und nach den anderen suche..."

„Sie haben alles vermasselt", sagte Harry besorgt. „Voldemort hat nun alle meine Freunde, und Alrister, und Peter. Sie sind alle Geiseln. Dumbledore wird sie nicht sterben lassen, und Voldemort wird ihre Leben sicher für meines tauschen wollen. Sie haben alles nur noch schlimmer gemacht."

„Das habe ich nicht", zischte Snape wütend, während er das Flohpulver in seine Taschen leerte und Harry zur Sicherheit zwei handvoll davon gab. „Das wichtigste Anliegen jeder Person in diesem Schloss ist es, dich an einen sicheren Ort zu bringen."

„Oh, also ist es in Ordnung, wenn alle anderen hier sterben, solange es mir gut geht?", sagte Harry und wurde jetzt genauso wütend. „Ich kümmere mich nicht um mich, ich will meine Freunde retten!"

Snape sah aus, als wolle er Harry erwürgen, packte ihn am Arm und führte ihn den Korridor entlang. „Hör mir zu, Potter, und hör gut zu. Du – bist – ein – sechszehn – Jahre – alter – Teenager. Und KEIN voll ausgebildeter Zauberer. Du hast keine außergewöhnlichen Kräfte, oder Glück, und das einzige, das du bist, ist dumm! Jeder dieser Todesser würde dich ohne mit der Wimper zu zucken töten, und da draußen sind Hunderte, Junge! Wenn du nicht erkennst – "

„Ah...", sagte eine sanfte Stimme, die plötzlich im Korridor erschien. „Snape... welch eine angenehme Überraschung..."

Harry sah auf zu dem Besitzer der Stimme und musste schnaubend Luft holen, als sich Snapes Hand sofort wieder fest um seinen Hals schloss. Der Todesser, der ruhig an der Ecke stand, war ziemlich dünn und groß, sein Gesicht hinter einer Maske verborgen, obwohl Harry diese Stimme schon einmal gehört hatte.

Snapes Augen verengten sich angesichts des anderen Mannes. „Mmm. Tatsächlich", war seine brüske Antwort. „Potter, komm schon mit, und keine falschen Bewegungen."

Als Snape sich wandte, um zu gehen, gluckste der Todesser sanft und trat nach vorn. „Oh, gehen wir schon so bald? Ich wollte mit dir reden... hast du nicht einmal mehr Zeit für einen alten Schulfreund?"

„Der Dunkle Lord braucht diesen Jungen sofort", sagte Snape kalt, doch er blieb stehen wo er war und starrte den Todesser mit so hasserfüllten Augen an, dass Harry kurz überrascht war. „Ich habe keine Zeit um stehen zu bleiben und auch nicht für Gespräche mit dir."

Eine verschwommene Erinnerung regte sich in Harrys Kopf, wie Snape das letzte Wort ausgespuckt hatte, und erinnerte sich, wie der Professor in diesem Ton über jemanden gesprochen hatte. Aber damals war es „er" gewesenen und nicht „du", aber Harry wusste jetzt genau, wer unter dieser Kapuze sein musste. Snape würde sich diesen verräterischen Ton nur für eine solche Person reservieren.

„Du bist Rookwood", sagte Harry und starrte den Mann überrascht an.

Ein Lächeln kräuselte Rookwoods dünne Lippen. „Oh... wie nett... dein kleiner Freund kennt mich, Snape. Ja, Junge, das bin ich." Er hob eine langfingrige Hand, zog die Maske weg und zeigte sein dünnes Gesicht und fettiges, braunes Haar. Der Hohn auf seinen Lippen brachte Harrys Magen zum Kochen. Das war also der Mann, der Dracos Vater ermordet hatte. Rookwood schien jedoch keine Zeit für ihn zu haben, sondern wandte sich stattdessen wieder Snape zu. „Also... sag mir Snape, alter Freund... du hast nicht zufällig meine Frau hier in der Nähe gesehen, oder? Sie ist jetzt schon seit einigen Wochen ohne eine Nachricht vermisst..."

„Isabis?", sagte Snape und hob eine Augenbraue. „Warum sollte ich wissen, wo sie ist? Aber Rookwood. Ich dachte, du hättest genug Verstand, dich selbst um deine Familienmitglieder zu kümmern."

„Ja, das hab ich auch...", sagte Rookwood mit gefährlicher Stimme. „Die Sache ist die, ich habe mich gefragt, was du mit meiner Frau zu schaffen hast."

Snape warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. „Niemals einer, der die Vergangenheit vergisst, oder?" Damit wandte sich Snape um, Harry noch immer an der Kehle mit sich ziehend, und ging davon in Richtung der Eingangshalle.

Rookwood rief ihm nach, versuchte aber nicht, ihnen zu folgen: „Ich weiß, dass sie hier ist, Snape. Ich werde sie finden. Und wenn ich sie habe, werde ich mir deinen Kopf an die Wand hängen."

„Mmm", meinte Snape desinteressiert.

Ohne, dass ein weiteres Wort zwischen den Todessern fiel, zog Snape Harry einen Seitengang entlang und davon. Harry merkte, dass Snapes Gesicht nur tiefsten Hass spiegelte. Nur um etwas zu sagen, um die Stille zu brechen, sagte Harry leise: „Könnte ein Bad vertragen, oder?"

Ein fast zufriedenes Lächeln kräuselte Snapes dünne Lippen. „In der Tat. Nun... Potter... ein Plan. Unser langfristiges Ziel ist es, dich auch der Schule zu bringen, und wenn du das geschafft hast, holst du Hilfe. Das Zaubereiministerium wäre natürlich am besten, aber wenn nicht, wird jeder erwachsene Zauberer reichen. Die Große Halle wird der beste Ort sein, um dich aus dem Schloss zu schmuggeln... aber wie kommen wir dorthin... wir werden durch die Eingangshalle gehen müssen."

„Werden sie inzwischen die Eingangshalle nicht bewachen?", sagte Harry besorgt.

„Mmm", murmelte Snape leise. „Mehr als wahrscheinlich, aber wir müssen jetzt annehmen, dass unser Weg nicht beobachtet wird."

„Können wir nicht einfach zurückgehen und den Raum mit dem Kamin suchen?", fragte Harry.

Snape schüttelte den Kopf. „Rookwood wird den Korridor genau bewachen, und wir müssen, wenn wir das hier tun, so wenig Aufsehen wie möglich erregen."

„Können wir Rookwood nicht einfach töten?", fragte Harry hoffnungsvoll. „Ich habe diesen Ring in meiner Tasche, Sie könnten ihm die Hand schütteln und ihn töten, einfach so."

Der Professor gab ein kaum hörbares, kurzes Lachen von sich. „Potter, das ist während der letzten zwanzig Jahre das größte Ziel in meinem Leben gewesen. Und wie anregend diese Idee auch sein mag, nein. Nicht heute. Unser Ziel ist es, so wenig Opfer wie möglich zu haben... das Letzte, was wir brauchen können ist, dass ein Krieg ausbricht!"

Sie gingen an einem Fenster vorbei und Harry machte den Fehler, einen Blick hinaus zu werfen. Die Todesser sangen noch immer, doch sie hielten nun brennende Fackeln in den Händen, und die schrecklichen feurigen Skelette der Heliopathen standen oben auf den Hügeln, umgeben von noch mehr Todessern. Harry schluckte schwer und sagte dann ernst. „Ich glaube, er ist bereits ausgebrochen, Professor."

Harry sah, wie Snapes schwarze Augen ebenfalls durch das Fenster hinaus wanderten, und als er dem Blick des Professors folgte, sah er einen der Vampire in den Käfigen vor Wut aufheulen, als die Todesser ihre Hände aufschlitzen und ihre blutenden Handflächen lachend an den Käfig der Kreatur hielten. Snape zuckte ein wenig zusammen. „Sinnlos."

„Wo sind die Totenbeschwörer?", fragte Harry und sah sich in der Masse um, die das Schloss umringt hatte.

„Ein Totenbeschwörer sieht nich anders aus als jeder normale Mensch", sagte Snape ruhig. „Es ist eine Gabe, die manche besitzen, manche nicht. Ich zweifle, dass Voldemort einige seiner geliebten Haustiere auf dem Schlachtfeld riskieren will."

„Was ist mit den Vampiren?"

Snapes Augen flackerten zu dem, der von den Todessern gefoltert wurde. „Er ist kein reinblütiger Vampir, und ist daher in den Augen des Dunklen Lords nicht würdig."

„Aber ... Vampire sind als Zauberwesen eingestuft, nicht wahr? Nicht als Tierwesen? Warum haben sie ihn also in einem Käfig gefangen?"

„Denk darüber nach, Potter ... Todesser denken, dass Muggel Tierwesen sind. Jede lebende Kreatur, die nicht ein reinblütiger Zauberer ist, wird als unwürdig eingestuft, Vampire sind keine Ausnahmen."

Harry war inzwischen fasziniert aber auch verängstigt von dem Vampir, und hatte noch weitere Fragen, aber Snape hielt eine Hand hoch und zog Harry in einen Seitenkorridor. „Keine weiteren Fragen, Potter, das Schloss wird belagert. Die Zeit für Fragen ist später. Konzentrier dich jetzt darauf, ruhig und ein guter Gefangener zu sein."

„Ich bin kein Gefangener", sagte Harry steif.

„Jacardia", murmelte Snape.

Harry zuckte zusammen, als das Halsband wütend gegen seinen Hals summte. „Au, tun Sie das nicht!"

„Dann gehorch mir", sagte Snape einfach. Sie waren jetzt an den Türen zur Eingangshalle und von dort war es nicht mehr weit zur Großen Halle und zur Sicherheit. Harry war nun definitiv vom Gesang der Todesser genervt, und das konstante Brüllen der Heliopathen war auch nicht angenehm, aber aus irgendeinem Grund wollte er nicht durch den Kamin geschickt werden. Er wusste, wenn er dort drin war, war er allein, und es lag an ihm, die gesamten Bewohner von Hogwarts zu retten.

Er zögerte, aber Snape ebenfalls. Er wandte sich an Harry und beobachtete den jüngeren Zauberer einen Moment lang; Harry konnte in diesen kalten, schwarzen Augen nicht eine einzige Emotion sehen. „Falls ich sterbe, Potter, dann gehst du zum Kamin."

„Sie werden nicht sterben", sagte Harry, ziemlich überrascht von der Idee, beim Durchqueren der Eingangshalle zu sterben.

„Hör einfach zu", sagte Snape und da war wieder dieser ernste Tonfall, der Harry so nervös machte. „Falls ich sterben sollte, gehst du zum Kamin und verschwindest von hier. Ich würde das Atrium des Zaubereiministeriums vorschlagen, vielleicht zum Grimmauldplatz oder zum Fuchsbau. Falls wir beim Durchqueren der Eingangshalle gesehen werden und es so aussieht, als ob wir nach draußen geführt werden, werde ich meinen Griff lockern und du hast hiermit meine ausdrückliche Erlaubnis, körperliche Gewalt gegen mich anzuwenden, um frei zu kommen. Dann lauf zur Großen Halle und verschwinde.

„Sie wollen, dass ich so tue, als würde ich Ihnen wehtun?", sagte Harry, davon überrascht. Er hatte niemals, niemals gedacht, dass er von Snape so etwas hören würde.

Aber Snape nickte nur und sagte dann so ernst, dass Harry dachte, sie wären bereits bei einem Begräbnis. „Die nächsten Schritte könnten leicht die wichtigsten in deinem Leben sein." Er sah einen Moment ein wenig grün aus. „Während diesem gesamten Jahr habe ich versucht, dir die Wichtigkeit von manchen Dingen beizubringen, und die Unwichtigkeit von anderen. Ich habe dir gesagt, wie wichtig es ist, dich nicht in Gefahr zu bringen, und trotzdem tust du es, und ich habe schließlich erkannt, dass nichts, was ich mache, das jemals stoppen wird. Ich habe dir immer und immer wieder gesagt, dass du nur ein junger Zauberer bist, und ich habe erkannt, dass du das niemals akzeptieren wirst. Vielleicht ist es besser so. Jedoch... ich werde meinen Stolz schlucken, Potter. Ich hoffe, dass du das ernst nimmst."

Angesichts von Snapes Tonfall und der grimmigen Miene auf seinem Gesicht, nahm Harry es wirklich sehr ernst. „Das tue ich", sagte er leise.

„Gut...", Snape legte eine Hand auf seine Schulter, und Harry fühlte eine weitere Welle des Schuldgefühls, als er sich Snape als einen Onkel vorstellte, der ihm Rat gab, wie jedes andere Familienmitglied, das einem jungen Verwandten zur Seite stand. „In diesem Augenblick bist du der Wichtigste im gesamten Universum. Das Schicksal des Lebens, wie wir es kennen, könnte leicht darauf ruhen, dass du es in die Große Halle schaffst. Verstehst du das?"

Harry nickte stumm. Snape ging nach vor, umschloss sanft seine Kehle und hielt ihn in einem vorgetäuschten Griff. Der Zaubertrankmeister streckte die Hand aus und öffnete die Tür, dann führte er Harry stumm hinaus in die Eingangshalle und zum angespanntesten Gang seines ganzen Lebens.