HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost / Übersetzung von Christa Potter

A/N: Wieder Dank an meine treuen Reviewer: TinaHewen, radagastch, IAmFallen, Kissymouse, Truemmerlotte, laser-jet, Lady-Claw, Schicki (danke für dein erstes Review!) und Tmc2004. Ich bin froh, dass euch offenbar die Szene mit Snape gefallen hat – die war echt toll zum Übersetzen.

Übrigens, falls es jemanden interessiert: Heute ist der Geburtstag von Ron Weasley! Also, Happy Birthday, Ron!

Dieses Kapitel widme ich Tmc2004, als Entschädigung dafür, dass du das 200ste Review nicht bekommen hast.


KAPITEL 43 – Die Belagerung Von Hogwarts: Teil 3

Harry nickte stumm. Snape ging nach vorn, umschloss sanft seine Kehle und hielt ihn so, dass es bei anderen den Eindruck erwecken würde, er packe sehr hart zu. Der Zaubertrankmeister streckte die Hand aus und öffnete die Tür, dann führte er Harry wortlos hinaus in die Eingangshalle und damit in den anspannendsten Trip, denn Harry je durchgemacht hatte.

Die Zeit schien sich in diesem Moment zu verlangsamen, und er konnte sich fast einen Countdown vorstellen, der mit jedem seiner Schritte tickte. Das Schreien und Lachen der Todesser war nur dort draußen, genauso wie das Kreischen der Heliopathen, die Wutschreie der Vampire, die mit Blut gefoltert wurden, das ewige Knistern der Flammen. Harry versuchte, einen Blick nach draußen zu werfen, aber Snapes Hand schoss nach oben und drehte seinen Kopf zur Seite. Der Zaubertrankmeister bewegte sich sehr schnell, doch jeder Schritt schien einfach zu lange zu dauern, und Harry wollte schon verzweifelt losrennen, aber jedes Mal, wenn er es versuchte, verenget sich Snapes Griff, um ihn davon abzuhalten.

Sie hatten ein jetzt ein Viertel des Weges hinter sich und die Türen waren offen. Falls jemand sie jetzt noch erwischte, dann würde es in den nächsten Sekunden geschehen. Harry schloss die Augen und ging einfach weiter. Seine Beine fühlten sich wie Blei an, doch es waren nur ein paar Schritte, bis sie für andere außer Sichtweite wären. Nur noch ein paar. Ein paar Schritte noch. Das ist es, geh weiter. Nur noch ein kurzes Stückchen. Harry fühlte sich elend. Plötzlich wusste er, dass jemand nach ihnen rufen würde, und die Todesser sie umzingeln und sie aufhalten würden. Er spannte sich wieder an und wollte loslaufen, aber Snape knurrte: „Nein", und hielt ihn weiterhin fest.

Das Lachen und Rauschen und Schreien wurde lauter, und durch Snapes Finger hindurch konnte Harry verschwommen Bewegungen sehen, rote Zunge von Feuer, die am Himmel leckten, Leute, die schrien und liefen, etwas ratterte in einem Käfig. Er wollte wegrennen, einfach nur weg von hier. Er fühlte sich, als wäre er in der Mitte eines blutigen Kampfes, mit Explosionen und Feuer überall um ihn herum, und hier war er, und ging einfach weiter, während der Kampf mit jedem Schuss näher heran kam.

Sie waren jetzt von der Tür aus nicht mehr sichtbar, und Harry wollte schon wieder abhauen, aber Snape hielt ihn so fest, dass es schmerzte, und ging einfach weiter. Die Welle der Erleichterung, endlich aus dem Sichtfeld zu sein, war so groß, dass er fast lachen musste, und nun waren die Türen der Großen Halle direkt vor ihnen. Sicherheit. Bald würde er im Fuchsbau sein, das Ministerium alarmieren und alles würde wieder gut werden.

Aber dann geschah etwas, mit dem keiner von beiden gerechnet hatte.

Knarrend öffnete sich die Tür zur Großen Halle einen Spalt und ein Todesser kam heraus und ging direkt auf Snape und Harry zu. Harrys Muskeln spannten sich und er fühlte, wie er vom Schreck durchflutet wurde, als Rookwood auf die beiden herabsah. „Ah", sagte er mit seltsam flacher Stimme. „Gut. Bring ihn hinaus, Snape, der Dunkle Lord wird schon bald hier sein."

Auf genau diese Worte hatte Harry nur gewartet, und Snape anscheinend ebenfalls. Der Griff des Professors wurde plötzlich locker und mit Reflexen so schnell wie das Licht, riss sich Harry los, stieß Snape hart in die Seite und bevor jemand auch nur blinzeln konnte, wirbelte er herum und lief, lief, wie er noch nie zuvor gelaufen war.

„HALTET IHN AUF!", hörte er Snape rufen, aber er lief bereits so schnell er konnte die Marmortreppe hoch, wie ein Hase, auf der Flucht vor dem Jäger, und lief den ersten Korridor entlang, den er sah.

Tür nach Tür rauschte an ihm vorbei, doch keine davon schien gut genug zu sein. Er brauchte einen Kamin. In welchen Räumen gab es einen Kamin? Er konnte sich an nichts mehr erinnern und erst ein paar Augenblick zu spät merkte er, dass er gerade an einer Tür vorbeigelaufen war, hinter der es einen Kamin gab. Doch er konnte jetzt nicht zurück, denn hinter sich hörte er bereits schnelle Schritte. Er wurde von jemandem verfolgt. Er wusste, wenn er normalerweise mit so einer Geschwindigkeit dahingejagt wäre, er wäre schon nach Augenblicken außer Atem und gestürzt. Aber jetzt, mit der Angst in den Knochen, jeden Moment wieder eingefangen zu werden, da stand Müdigkeit überhaupt nicht mehr zu Debatte.

Er flog praktisch eine Treppe hinunter und sprintete eine andere hinauf, und erkannte plötzlich, dass er in Richtung Astronomieturm unterwegs war. Vielleicht war Professor Sinistra noch dort und konnte ihm Unterschlupf gewähren. Sicherlich hatte sie dort oben irgendwo einen Kamin. Er wusste, dass er es riskieren musste. Er feuerte seine Beine an und wetzte einen Korridor zu seiner Rechten entlang, aber dann, so schnell, dass sein Herz zu explodieren schien, stieß er an etwas.

Seine Schnelligkeit wurde nun von seinem Verbündeten zu seinem größten Feind. Er stieß hart auf das Etwas vor ihm, stolperte, fiel und flog den Korridor entlang, traf auf die Wand und fiel dann schlapp zu Boden. Er versuchte verzweifelt, aufzustehen und weiter zu laufen, aber wen auch immer er getroffen hatte, eben jener packte ihn jetzt fest hinten am Umhang und stellte ihn unsanft wieder auf die Beine.

Er starrte wieder einmal in das Rookwoods Gesicht, doch wie er es geschafft hatte, so schnell her zu kommen, macht für Harry überhaupt keinen Sinn. Nichts machte mehr Sinn. Das einzige, woran er denken konnte war, dass man ihn erwischt hatte. Rookwood hielt ihn fest, so fest, dass er sich nicht mehr bewegen konnte, und rief dann: „Wir haben hier einen Ausreißer! Es ist der Potter Junge!"

Und zu Harrys größter Überraschung erschien ein weiterer Rookwood am Ende des Korridors, keuchend und krebsrot im Gesicht. „Er hat Snape in der Eingangshalle angegriffen", sagte der neue Rookwood mit dieser flachen Stimme.

„Hmm, nun, jetzt haben wir ihn ja", sagte der Rookwood bei Harry. Seine Stimme war nicht flach, dafür jedoch dieses schleimige Schnarren, dass er vorhin benutzt hatte, als er mit Snape gesprochen hatte. „Geh zurück auf deinen Posten. Ich werde ihn diesmal zum Dunklen Lord bringen." Er zog den Zauberstab, murmelte etwas und Seile schossen aus dem Ende hervor, wickelten sich um Harrys Arme und Beine und banden ihn fest. Harry fühlte, wie die Verzweiflung durch ihn rann, und er war vom Laufen zu erschöpft, um sich auch nur irgendwie zu wehren. Er wusste, dass nun endgültig alles aus war, und schloss die Augen, während Rookwood ihn den gesamten Weg zur Eingangshalle zurück schleifte.

Auf dem Weg kamen sie an zwei weiteren Rookwoods vorbei, beide vor Professor McGonagalls Büro stationiert. Harry hörte aus Fetzen ihrer Unterhaltung heraus, dass der Fast Kopflose Nick drinnen offenbar eine Gruppe Erstklässler beschützte. Er konnte durch die Tür das Schluchzen der Schüler hören und ihm wurde fast schlecht und er schloss die Augen.

Als Rookwood ihn die Marmortreppe hinunterzog hörte er aus der Halle unter ihm harschen, manischen Jubel. Rookwood grinste und winkte mit der Hand den wartenden Todessern zu, so wie ein König seine Untertanen grüßen würde. „Ich habe ihn", verkündete er. „Was Snape nicht tun konnte, habe ich geschafft... das war vorherzusehen."

Harry öffnete die Augen nicht. Er wollte nichts mehr von der Welt sehen. Er fühlte, wie er rau durch eine Ansammlung von Menschen gezogen wurde, und alle Todesser lachten, einige von ihnen stießen ihn an, zogen an seinem Umhang. Er sah nicht hin. Nur als er merkte, dass Gras unter seinen Füßen war erkannte er, dass Rookwood ihn nach draußen auf die Schlossgründe brachte. Er machte den schrecklichen Fehler, seine Augen zu öffnen.

Es war, als würde er einen Blick in die Hölle werfen. Die friedliche Umgebung von Hogwarts war in eine Welt aus Feuer, einem geschwärzten Himmel, und Rauch, der von überall aufstieg, verwandelt worden; das Gras und alle Bäume waren geschwärzt und verbrannt. Der Verbotene Wald stand in Flammen und tauchte alles in ein krankhaftes, gelbliches Licht. Überall standen Todesser in Gruppen, einige von ihnen versuchten, in das Schloss einzubrechen, andere fütterten die Vampire, andere vollführten Tricks mit den Heliopathen, die überall standen, ihre Dinosaurier ähnlichen Skelette in Flammen. Die Todesser behandelten sie wie übergroße Haustiere. Harry fühlte, wie sich sein Magen umdrehte, als ihm bewusst wurde, was es bedeutete, dass sie ihn erwischt hatten.

Die größte Gruppe der Todesser war am Eingang zu einem der Schulhöfe versammelt, in einem Ring stehend, offenbar sehr an dem interessiert, was in ihrer Mitte war. Als Rookwood näher kam, drehten sich alle um und jubelten und klatschten. Harry sah zwei Mcnairs, mehrere Bellatrix Lestranges und ein paar weitere Rookwoods. Harry erkannte nun, wie Voldemort es geschafft hatte, so viele Todesser zu versammeln. Irgendwie hatte er es geschafft, diejenigen, die er hatte, zu kopieren. Aber Harry hatte keine Möglichkeit mehr, länger darüber nachzudenken, denn sein Blick fiel auf das, was in der Mitte des Kreises aus Todessern war.

Ron, Hermine, Neville, Luna, Ginny und Draco waren zusammengebunden, Rücken an Rücken in einem Kreis, alle geknebelt und mit deutlicher Angst im Gesicht. Ron war die pure Angst ins Gesicht geschrieben und Ginny weinte bitterlich. Die Todesser wichen zurück, als Rookwood Harry nach vorne brachte und machten eine Lücke im Kreis. Harry wurde zwischen Ron und Neville auf die Knie gezwungen, noch mehr Seile wurden um ihn herum beschworen, die ihn noch fester banden, so sehr, dass er kaum noch atmen konnte. Jemand steckte einen Knebel in seinen Mund, und jemand anderes nahm ihm seine Schultasche ab, eine weitere Hand untersuchte ihn nach versteckten Zauberstäben. Dann gingen die Todesser zurück, und alle lachten und jubelten nur mit diesen flachen, aber vollen Stimmen. Sie müssen die Kopien sein, dachte Harry, und die Stimme seiner Gedanken war leise und müde. Die richtigen haben ihre normalen Stimmen.

Falls er Recht hatte, war es der wirkliche Rookwood, der mit gekreuzten Armen vor ihm stand und ihn angrinste, mit einem Blick, als würde er eine Trophäe ansehen. „Oh, der Meister wird so zufrieden sein", sagte er sanft und seine Augen glitzerten. „Die eine Person, die er als Geisel haben wollte, und dabei ist noch nicht einmal eine Stunde vergangen..."

„Mmm", sagte eine kalte Stimme, die Harry erkannte. „Endlich hast du es auch einmal geschafft, etwas gut zu machen, Rookwood... der Dunkle Lord wird überrascht sein..." Snape trat in den Kreis, nun in die Roben eines Todessers gehüllt und grinste die Geiseln an. „Bist du dir sicher, dass du sie gut angebunden hast?"

„Natürlich bin ich das", zischte Rookwood ihm zu. „Im Gegensatz zu dir, Snape, weiß ich, wie man sich um Gefangene kümmert."

„Vielleicht hätte ich, wenn mich deine Kopie nicht so erschrocken hätte", sagte Snape gelangweilt, während er um die Kinder ging und sie alle ansah. „den Jungen gar nicht losgelassen. Aber wir haben ihn nun endlich. Ah, wunderbar... und auch Granger und Weasley."

Rookwood grinste manisch. „Oh, wir haben einen Weasley hier? Perfekt, nun befindet sich also ein Kind eines Ministeriumsangestellten in unserem Besitz."

„Zwei von ihnen", sagte Snape ruhig und deutete auf Ron und Ginny. „Granger ist ein Schlammblut, also haben wir etwas, dass die Muggelliebhaber werden haben wollen... und Lovegood ist die Tochter des Herausgebers des Klitterers."

„Aber hier ist ein Gesicht, das ich erkenne", hauchte Rookwood, als er vor Draco trat und seine Augen glitzerten. „Der Malfoy Junge. Ich habe seinen Vater getötet, das weißt du", sagte er ruhig zu Snape, als würden sie Small Talk machen. „Es stand überall im Tagesprophet... sie mussten Veritaserum benutzen, damit er die Geschichte erzählte. Er hat zuerst gelogen. Sagte, dass er nur mit seinem Zauberstab herum gespielt hätte und seinen Vater bei einem Unfall getötet hat... wolltest die Ehre deines Vaters schützen, Junge? War es das?" Rookwood gluckste. „Oh ja, solch ein hasserfüllter Blick. Was habe ich je getan, um das zu verdienen?"

„Außer dem Offensichtlichen?", sagte Snape und sah ihn mit erhobener Augenbraue an.

Rookwood lachte. „Ah, Snape... ich kann mich noch an deine Scherze aus unserer Schulzeit erinnern... welch eine Schande, dass eine niedere Frau zwischen uns kommen musste. Solch eine Schande. Was sagst du, wenn wir das alles vergessen, alter Freund? Dies ist trotz allem eine Zeit zum Feiern, nicht, um getrennt zu sein."

Snape grinste. „Nun gut, Rookwood. Für den Dunklen Lord."

„Ja", sagte Rookwood und wandte seine Augen Harry zu. „Welch ein wunderbarer Grund... und ah..." Seine Augen ruhten nun auf Neville. „Dieser hier", sagte er ruhig. „Ich erinnere mich an dieses Gesicht... der Sohn der Longbottoms... dessen bin ich mir sicher. Bellatrix Liebes? Wo bist du?"

„Hier", sagte eine weibliche Stimme, als Bellatrix Lestrange aus dem Kreis trat und sich weit grinsend neben Snape stellte. „Also ist er es, nicht wahr? Ich habe ihn letztes Jahr in der Mysteriumsabteilung nicht richtig zu Gesicht bekommen... ich war zu sehr damit beschäftigt, Black zu töten..."

Harry fühlte, wie Neville zusammenzuckte, als sich Bellatrixs kalte, schreckliche Augen ihm zuwandten und, falls das möglich war, weitete sich ihr Grinsen noch. „Oh, er sieht genau wie sie aus... ich will ihn haben, Augustus. Gib mir das Vergnügen, das Blut der gesamten Longbottom Familie an meinen Händen zu haben."

„Nein, nein", sagte Rookwood leise. „Ich habe einen viel größeren Plan für diese Kinder. Wir haben hier sieben... der Potter Junge muss leben. Unser Meister wünscht Potter für sich zu haben... wir werden drei als Erlösung für Dumbledore behalten. Und drei werden wir jetzt töten."

Bellatrix zog ihren Zauberstab heraus. „Bitte, Augustus, lass mich!", gackerte sie. „Einer von ihnen muss Malfoys Sohn sein!"

Rookwood schüttelte wieder den Kopf und stieß dann ihren Zauberstab von der Gruppe weg. „Mmm, Bellatrix... Longbottom und Malfoy, denke ich fürs erste... und Weasleys Tochter. Wie ist ihr Name, Severus?"

„Ginny", sagte Snape kühl, doch Harry sah das Aufflackern von Sorge in Snapes Augen.

„Ja, Ginny... diese drei." Rookwood wedelte mit dem Zauberstab und Harry fühlte, wie sich das Seil einen Moment lockerte, als Neville, Draco und Ginny aus dem Kreis geworfen wurden, aber bevor sich Harry bewegen konnte, um zu entkommen, hatten sich die Fesseln schon wieder verengt und hielten ihn fest.

Bellatrix gackerte fröhlich. „Longbottom, Augustus, ich habe das Recht auf Longbottom!"

Rookwood schüttelte wieder den Kopf. „Nein, Bella... du kannst ihn nicht haben... ich denke, dass es Zeit ist, dass unsere Spione sich zu erkennen geben, und endlich ihre Loyalität gegenüber dem Dunklen Lord zeigen." Er warf Severus einen Blick zu. „Du, Snape. Und unser kleiner Informant in Hogwarts... Wo ist Peelish?"

„Hier", sagte eine leise, sehr verängstigte Stimme am Rande des Kreises. Peter zitterte vom Kopf bis zu den Füßen, als er nach vor trat und erschrocken die drei Kinder am Boden ansah.

„Peelish... du auch." Rookwood grinste.

„W-Wie?", sagte Peter. „Ich kann keine Magie..."

Rookwoods Grinsen wurde weiter und seine Augen glitzerten fast wahnsinnig. „Magie ist nicht die einzige Möglichkeit, einen Menschen zu töten... die Muggel kommen wunderbar ohne sie zurecht. Und du kannst es auch." Rookwood wandte sich an einen der Todesser am Rand des Kreises. „Bring es her. Das, was wir im Verteidigung gegen die Dunkle Künste Büro gefunden haben."

Am Rand der Menge bewegte sich etwas und dann brachte einer der Mcnairs den letzten Gegenstand nach vor, den Harry jetzt sehen wollte. Es war der Nadelschläger. Peter fiel fast in Ohnmacht, als er ihn sah, und als einer der Todesser ihn ihm in die Hände legte, ließ Peter ihn fallen, weil er so sehr zitterte. Rookwood hielt inne und gab ihn ihm zurück. „Sei nicht so eine Frau", schnarrte Rookwood.

„Denkst du nicht, dass das... nur ein klein wenig... barbarisch ist?", quiekte Peter und sein Atem kam nur noch in verängstigten Stößen.

Rookwood lachte, doch auf seinem Gesicht spiegelte sich noch immer die Wut. „Ganz im Gegenteil, ich denke, es ist wunderbar. Wenn du so nervös bist, kommst du nach Snape an die Reihe. Severus, zeige dem kleinen Wurm wie man die Dinge bei den Todessern löst."

Alle im Kreis wandten sich um und sahen Snape an. Harry war so angespannt und verängstigt, dass er kaum atmen konnte. Snape würde sie nicht töten, das würde er einfach nicht. Er war nicht so. Ja, er war ein Todesser, aber er war kein Mörder. Das konnte er nicht sein. Und es waren Ginny, Neville und Draco. Draco war Snapes Lieblingsschüler. Sicherlich...

Snape schluckte nach einem Moment und zog den Zauberstab aus seinem Ärmel heraus. „Mm", sagte er einfach. Harry versuchte zu sprechen, bekam jedoch nur ein seltsam gedämpftes Schreien heraus und schlug um sich, verzweifelt versuchend, Snape davon abzuhalten, es zu tun, aber Bellatrix Lestrange trat nach vor und packte ihn unwirsch an den Haaren, zog seinen Kopf zurück und hielt ihn so still.

Snape ging nach vor, sein Zauberstab noch immer an seiner Seite, während er die drei Kinder beobachtete. Ginny und Neville hatten ihre Gesichter verborgen, saßen dicht aneinander, und Harry konnte die Tränen sehen, die über die Gesichter der beiden liefen. Draco versteckte sich überhaupt nicht. Er saß im Schneidersitz auf dem Boden und erwiderte starr Snapes Blick, mit einer stillen, eisigen Miene auf seinem Gesicht. Er würde dem Tod in die Augen sehen. Harry versuchte wieder, sich zu befreien, doch Bellatrix hielt ihn fest.

„Etwas das schmerzt, bitte, Snape", sagte Rookwood leise und sah die drei Kinder mit Hunger in den Augen an. „Besonders für Malfoy... ich habe diesen Blick auf dem Gesicht seines Vaters gesehen, bevor er starb. Wisch ihn bitte für mich weg. Peelish, du kannst schon mal damit anfangen, deine Schwünge zu üben."

Snape nickte still. Er starrte Draco an, offenbar gefangen vom stolzen und trotzigen Blick des blonden Jungen. Draco richtete sich auf und hielt das Kinn hoch. „Tun Sie es... Sie werden durch meinen Tod jedoch keine Befriedigung verspüren. Überhaupt keine."

„Sei still", sagte Rookwood bösartig. „Halt einfach den Mund, Junge."

„Ich habe wie ein Malfoy gelebt", flüsterte Draco. „Und ich werde wie ein Malfoy sterben."

Rookwoods Augen wandten sich Snape zu. „Beeil dich, Snape. Ich halte dieses heldenhafte Geschwafel nicht mehr aus... vielleicht hätte er besser mit den anderen Schlammblut Kindern in Gryffindor sein sollen. Töte ihn."

Snape hob den Zauberstab. Harry schrie in seinen Knebel, wand sich und schlug um sich. Bellatrix Griff wurde um so viel fester, dass es schon schmerzte, und Harry fühlte die Seile in seine Handgelenke schneiden. Snape zuckte ein wenig. Er war komplett still und niemand sprach oder bewegte sich, außer Harry, der sich immer noch aus Leibeskräften wehrte.

Und dann, mit einem leisen Seufzer, schloss Snape die Augen in krankem Horror. Harry schrie, sicher, dass Snape einen Fluch murmeln und Draco töten wurde, aber Snapes Hand mit dem Zauberstab fiel nach unten. Er schluckte und sagte dann mit lauter, klarer Stimme: „Nein."

Ein Wutschrei ging durch den Ring von Todessern und Harry sah, wie sie nach vorne schwebten und Snape packten. Der Professor war von all den schwarzen Umhängen und der schreienden Menge komplett verborgen und Harry schrie auf, versuchte, frei zu kommen und Snape zu helfen. Sie würden ihn bestimmt in Stücke reißen, und irgendwo in dem kämpfenden Knäuel war der Nadelschläger. Draco, Ginny und Neville krochen unter den Todessern hervor, alle zitterten und sahen geekelt aus. Harry konnte nichts anderes tun, als in Horror zusehen, wie die Todesser zur Gewalt übertraten und dabei immer wieder riefen: „VERRÄTER! VERRÄTER! VERRÄTER!"

„Harry", sagte eine sanfte Stimme in seinem Ohr. Er hob die Augen und erblickte Alrister, der auf ihn hinabsah, und der Professor der Reinen Künste beugte sich nach unten begann, seine Fesseln durch zu schneiden. „Wenn du frei bist, dann lauf zum Schulhof, lauf einfach hin. Andralyn hat ein Schild aufgezogen und die Todesser werden dir nicht folgen können."

Alrister riss Harrys Knebel aus seinem Mund und Harry brachte hervor: „Snape! Was ist mit Snape?"

„Lauf!", rief Alrister, packte ihn an der Schulter und warf ihn in Richtung des Hofs. Harry stolperte fast, konnte sich aber noch umdrehen, wollte laufen und Snape helfen, aber Alrister packte ihn um die Hüfte herum und begann, ihn davon zu ziehen. Harry schrie, wehrte sich mit allem, was er hatte, und versuchte frei zu kommen. „Harry! HÖR DAMIT AUF!", bellte Alrister und zog ihn heftig zurück, aber in diesem Moment wurde Alristers Aufmerksamkeit abgelenkt. Harry erhaschte einen flüchtigen Blick auf Draco, der bei den ersten Hügeln verschwand und zur Gegend um die Schlosstore lief, und Alrister rief: „Draco!"

Diese momentane Unaufmerksamkeit von Alrister war alles, was Harry brauchte. Er riss sich los und lief auf die Menge der Todesser zu. Seine Wut würde die Magie kontrollieren... Er hob die Hände, bereit, so viel Feuer wie möglich durch sie zu entfesseln. Jemand packte ihn, gerade, als er die Hände senkte, und der Rauch, der aus seinen Fingern stieg, hüllte die Szene vor ihm ein. Er wandte sich um und erwartete, wieder Alrister zu sehen, aber es war nicht Alrister. Ein weiterer Todesser hatte ihn um die Kehle herum gepackt und zog ihn weg von dem Chaos. Harry schrie und begann sich zu wehren, aber es nützte nichts.

Er konnte Hermine, Ron, Neville, Luna und Ginny sehen, die hinter dem Schild, das den Schulhof umgab, im Zaum gehalten wurden. Alle fünf hämmerten mit ihren Fäusten gegen den Schild und schickten damit unregelmäßige, magische Intervalle über die Kuppel, die Andralyn und Alrister heraufbeschworen hatten. Ein paar Todesser versuchten, in die Kuppel einzudringen, im Gegensatz zu den anderen, die sich gerade daran machten, etwas fort zuschleppen. Mit einer übelkeitserregenden Welle der Angst erkannte Harry, dass es Snape war; gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen.

Der Todesser bei Harry zwang ihn zu Boden und hielt ihn so fest wie ein Schraubstock. Die anderen Todesser warfen Snape neben Harry und die beiden wurden Rücken an Rücken gezwungen. Jemand packte ihre Ellbogen, drückte sie zusammen und band dann fest eine Schnur um sie, dann folgte ein weiteres Seil um ihre Hüften, und schließlich hielt eine der kopierten Bellatrixs ihre Köpfe zusammen, während die echte eine sehr dünne, sehr feste Schnur um ihre Hälse wickelte und sie zusammenband. Harry hustete, fast nicht in der Lage zu atmen, und er hörte Bellatrixs triumphierende Stimme: „So... wenn sie einer bewegt, wird der andere erwürgt."

„Gute Arbeit", sagte Rookwoods Stimme. „Zieh um sie herum einen Schildzauber auf und dann können wir sie hier lassen, damit sie Dumbledore sieht, wenn er von seinem verdammten Schloss aus herüberschaut."

„Ich habe gesehen, wie dein Cousin versucht hat, Potter zum Schulhof zu bringen", sagte Bellatrix. „Warum?"

„Sie haben eine Art Barriere aufgezogen", seufzte Rookwood. „Verdammter Romeo... er versucht, die Kinder zu retten. Ich wusste, dass er das tun würde."

„Warum hat sich Potter gegen ihn gewehrt?", fragte Bellatrix und lachte schnaubend.

Harry konnte Rookwoods Grinsen in seiner Stimme hören. „Er wollte Snape retten. Wirklich rührend, nicht wahr? Ich denke, dass das kleine Gör der erste Mensch in der Geschichte sein muss, der sein Leben riskiert, um jemand so bedeutungslosen wie Snape zu retten. Das wird wie ein Spaziergang im Park werden, Bella, denk an meine Worte... ich kann mir nicht denken, wie die Dinge noch besser für uns stehen könnten. Wir haben Potter, sind bereits in der Schule... und auf welchen Widerstand sind wir gestoßen?"

„Keinen", gackerte sie.

„Dessen wäre ich mir nicht so sicher", sagte Harry mit erstickter Stimme und versuchte, seinen Kopf ein wenig zu drehen, ohne Snape zu erwürgen.

„Oh? Wärst du nicht, hm?", sagte Rookwood vernichtend. „Und was lässt dich so etwas denken?"

„Hier kommt die Kavallerie", sagte Harry und warf einen Blick in Richtung der Schultore.

Das Zaubereiministerium war endlich eingetroffen, und Harry konnte sehen, wie sich Zauberer durch die Massen von Todessern kämpften. Flüche und Zauber flogen wie verrückt vor und zurück und nach dem zu schließen, was Harry sehen konnte, trafen sich die Todessern mehr gegenseitig als die Ministeriumsmitglieder.

„Verdammt", fluchte Rookwood. Er wandte sich der Gruppe Todesser in der Nähe zu und rief: „Heliopathen, bringt die Heliopathen hinüber! Verjagt sie von den Schlossgründen! Bella, du kommst mit mir!" Er lief in die Richtung Schlosstore davon und Bella folgte ihm, nachdem sie einen Schildzauber über Harry und Snape gezogen hatte. Beide liefen außer Sichtweite, während die Hüter der Heliopathen die großen Kreaturen nach vorne brachten und die Flammen wie riesige Fahnen hinter ihnen her wehten.

Harry schloss die Augen und schluckte mit großen Schwierigkeiten. Er wusste nicht einmal, ob Snape okay war – oder noch am Leben. Und hier steckte er fest, bis jemand es schaffte, durch den Schild zu gelangen, und es würde sehr lange dauern, bis das Ministerium das schaffte. Harry fühlte, wie eine müde, wütende Träne ihren Weg über sein mitgenommenes Gesicht fand. Vielleicht würde er so sterben. Wenn Voldemort erschien, wusste er, dass sein Tod die höchste Priorität über allem anderen haben würde.

Er bewegte sich ein klein wenig und versuchte, es sich auf den kalten, harten, dreckigen Boden ein wenig bequemer zu machen. Zu seiner Erleichterung veränderte Snape seine Position ebenfalls, um sich Harry anzupassen. Er wünschte sich fast, dass Snape sprechen konnte... aber sein magischer Beschützer war geknebelt. Wahrscheinlich um sie davon abzuhalten, irgendwelche Fluchtpläne zu schmieden. Harry hatte sich noch nie in seinem Leben so hilflos gefühlt.

„Potter", sagte eine leise, müde Stimme direkt hinter seinem linken Ohr. Er sah sich instinktiv um, doch Snape spannte sich an und hustete. Die Stimme zischte: „Nicht!"

„P-Professor?", brachte Harry leise hervor und drehte den Kopf zurück.

„Schhh", war die leise Antwort hinter seinem Ohr. „Kannst du atmen?"

„Ja", krächzte Harry. Er hielt einen Moment inne, holte tief Luft und sagte dann leise: „Wie haben Sie den Knebel herunter bekommen?"

„Habe ich nicht", sagte Snapes Stimme.

Harry riss fast den Kopf herum, erinnerte sich jedoch rechtzeitig und machte so nur eine seltsame, zuckende Bewegung. Dann fragte er: „Dann... wie können Sie...?"

„Falls du es nicht bemerkt hast, Potter, wir sind zusammen gebunden."

„Ich weiß", sagte Harry. „Deshalb können wir uns auch nicht bewegen."

„Nicht diese Art von Verbindung", sagte Snape müde, doch diesmal hörte er sich nicht belehrend an. Nur sehr, sehr müde. „Der andere Bund. Denk nach."

„Oh", sagte Harry. Er hielt inne und sagte dann: „Aber wie kann das...?" Er runzelte die Stirn, überlegte, sagte aber nichts, und dachte er nur in seinem Kopf: „Sie können mich hören, nicht wahr?"

Die Stimme hinter seinem linken Ohr sagte in fast stolzem Tonfall: „Guter Junge... nun, lass dir nicht anmerken, dass dies hier geschieht. Ich bezweifle, dass die Todesser erkennen werden, was es ist, aber sie werden nach jeglichen verdächtigen Aktivitäten Ausschau halten... und ich denke, dass wir uns gegenseitig brauchen werden, um so lange leben zu können, um den nächsten Sonnenaufgang zu sehen."

„Was passiert hier?", dachte Harry und schloss die Augen wieder.

„Telepathie", murmelte Snapes Stimme in seinem Ohr. „Eine Zeit der großen Gefahr für die beiden, die den Bund eingegangen sind... offensichtlich will der Bund, dass wir beide überleben und wird nun alles in seiner Macht stehende tun, um dies zu erreichen."

„Also können Sie nun all meine Gedanken lesen", dachte Harry schwer.

„Nein", antwortete Snape. „Nur diejenigen, die du an mich denkst. Stell dir vor, du stehst in einem Raum voller Menschen und alle sprechen miteinander, aber du hörst nur die Stimmen, die zu dir sprechen."

Harry nickte ein wenig. Er war wirklich zu müde und verängstigt um noch über irgendwelchen Neuigkeiten überrascht zu sein, und saß deshalb nur ruhig da und akzeptierte dieses neue Phänomen. Seine Fragen hob er sich lieber für später auf. Nach einem Moment murmelte Snapes Stimme: „Was kannst du sehen?"

„Ähm... das Ministerium ist hier", gab Harry leise zurück. „Sie kämpfen sich durch die Heliopathen und die Todesser. Versuchen, zur Schule zu kommen."

„Was ist mit deinen Freunden?", sagte Snape.

Harry warf einen Blick hinüber zum Schulhof und fühlte einen kalten Schauer, als er eine zusammengebrochene Hermine sah, sie von Alrister und Ron beruhigt wurde, und noch immer versuchte, durch die Barriere zu gelangen. „Es geht allen gut... Alrister und Andralyn haben sie hinter einem Schildzauber am Schulhof in Sicherheit gebracht."

„Und das Schloss?"

„Es steht noch", sagte Harry und besah sich die Fenster der Schule. „Ich kann jedoch überhaupt keine Bewegungen sehen... ich denke, dass sich alle irgendwo verstecken... die Verteidigungen sind hochgezogen, aber sie haben Tunnelzauber." Er war einige Minuten lang still und ließ seine Gedanken einfach verstummen, als er seinen Blick auf die Hügel und den Krieg, der bei den Schultoren begann, wandern ließ. Er konnte sehen, wie Flüche und Zauber hin und zurückflogen, die Todesser zu körperlicher Gewalt übergingen und sofort geschockt wurden. Einer der Heliopathen griff einfach jeden und alles an, was er erreichen kann, wobei er einen schrecklichen, hohen, quietschenden Ton von sich gab, und es waren fast nur Todesser, die von seinen brennenden Klauen verschlungen wurden. Harry schloss die Augen wieder. „Wir werden sterben, nicht wahr?"

Snape antwortete nicht gleich auf diese Aussage. Dann sagte er: „Nachdem ich den Dunklen Lord und die Todesser schon sehr lange kenne, würde ich sagen, dass, verglichen mit anderen Dingen, die vielleicht auf uns zukommen, der Tod die bevorzugte Option ist."

Harry schluckte leise und fühlte, wie heiße Tränen der aufgestauten Angst und des Elends hinter seinen Augenlidern brannten. „Professor?"

„Hmm?"

„Ich... es ist... danke, dass Sie es versucht haben, Sir." Er schluckte wieder. „Und es tut mir Leid, dass ich nie zugehört habe."

„Nein, Potter... ich denke, du hast zugehört", sagte Snape leise und mit schwerer Stimme. „Du hast viel besser zugehört, als ich je gedacht habe, dass du es tun würdest, auf eine Art, von der ich nie geglaubt habe, dass du es könntest." Der ältere Zauberer war einen weiteren Moment lang still und fuhr dann fort. „Als der Direktor mich als deinen magischen Beschützer auswählte, habe ich kein Problem damit, dir zu sagen, dass ich mehr als nur gezögert habe. Du würdest genau wie dein Vater sein, habe ich mir gesagt, und die ersten fünf Jahre, die ich dich kannte, warst du es auch. Seit ich dich das erste Mal an deinem ersten Tag hier gesehen habe, warst du jeder Zentimeter von dem James Potter, an den ich mich erinnere. Ohne Zweifel hörst du es jeden Tag, aber du bist ihm sehr ähnlich, und du sprichst mit derselben Sicherheit wie er.

Sogar im Unterricht... natürlich weiß ich jetzt, dass es eigentlich ganz anders ist... ich habe dir während deiner ersten Zaubertrankstunde diese Fragen gestellt, um zu sehen, ob du mit der gleichen Einstellung antworten würdest, wie James Potter es getan hätte. Und du hast, auf gewisse Art und Weise. Ich habe dich als arrogante Kopie deines Vaters abgestempelt und mir wäre es am liebsten gewesen, wenn ich nichts mehr mit dir zu tun gehabt hätte... bis ich erkannte, dass dein Leben durch Quirrel in Gefahr war. Ich habe dich gerettet, und fand dann heraus, dass Dumbledore dich angelogen hat und gesagt hat, dass ich das, was ich getan habe, nur aus Selbstsucht gemacht habe, damit ich in Ruhe die Erinnerung an deinen Vater weiter hassen konnte.

Du hast die Art, in der ich von dir dachte, erst in diesem Jahr geändert. Als du über den Bund herausgefunden hast, hatte ich eigentlich erwartet, dass du meinen Anblick noch mehr hassen würdest. Tatsächlich, als du Mr. Malfoy so kurz darauf angegriffen und einige meiner... weniger freundlichen Erinnerungen wieder heraufbeschworen hast... aber dann haben du und Malfoy zusammen mir gezeigt, dass du nicht dein Vater bist."

Harry hörte all dem zu, sehr still, die Augen geschlossen, und fragte sich einen Moment lang, ob es wirklich Snape war, mit dem er sprach, oder vielleicht doch einer der Todesser, der ihm einen Streich spielte. Vielleicht erfand sein eigenes Gehirn, müde, nicht in der Lage, die Welt um ihn zu akzeptieren, Dinge, um ihn zu beruhigen... aber Snape sprach weiter.

„Und natürlich gingen deine Okklumentik und Legilimentik Stunden weiter, ebenso Zaubertränke, und das brachte mich dazu, Dinge über dich zu lernen. Darf ich sagen, dich kennen zu lernen? Etwas in der Richtung... aber obwohl ich nun mehr über dich wusste, machtest du mich noch immer wütend. Und ich bin ziemlich sicher, dass es noch weit, weit in die Zukunft so bleiben wird, aber... bevor wir durch die Eingangshalle gegangen sind, erkannte ich etwas über dich, Potter, etwas, von dem ich nicht einmal glaube, dass du es selbst weißt."

„Was?", dachte Harry leise und hört gespannt zu. Er wusste, dass Snape seinen Stolz wahrscheinlich nie mehr so schlucken würde und er wollte die Gelegenheit nützen, um seinen magischen Beschützer zu verstehen.

„So oft habe ich dich gescholten, weil du nicht zuhörst", sagte Snapes Stimme. „Jedes Mal, wenn du in diesem Jahr etwas Gefährliches unternommen hast, habe ich die Gelegenheit gepackt um dir immer wieder klar zu machen, dass du nicht zuhörst... aber ich habe erkannt, dass du es tust, Potter. Du hast etwas geschafft, zu dem dein Vater nie in der Lage war, und sogar, wenn du die Gewohnheit hast, nie auf direkten Rat oder Beschwerden zu hören, hörst du nicht, was gesagt wird, sondern was damit gemeint ist. Du wirst wahrscheinlich dein ganzes Leben lang deinen Kopf riskieren, und ich weiß jetzt, dass ich lernen muss, damit zu leben... und doch... du bist jedem kleinen Rat gefolgt, den ich dir je gegeben habe. Wenn ich dir sagen, dass du nur ein Junge bist, und du nicht der sein wirst, der die Rückkehr des Friedens und der Harmonie herbeibringen wird, hörst du nicht zu und akzeptierst es. DU hörst zu und versuchst, es zu ändern." Snape hielt einen Moment inne und dann sagte er leise und ernst: „Vielleicht, Potter, bin ich es, der öfters zuhören sollte, und nicht du."

Harry schloss die Augen und fühlte etwas Seltsames um sein Kinn, als würde etwas in seiner Kehle stecken. Ihm fiel nichts ein, was er darauf hätte sagen können, außer, dass er jedes Wort perfekt verstand. Obwohl in seinen Gedanken keine Worte waren, um das auszudrücken. Einen Moment lang wollte er nun in Stille dasitzen und das Gespräch so belassen, bis er erkannte, wie viel Stolz es Snape wohl gekostet haben musste, ihm das alles zu sagen. Er schluckte, und dann, obwohl es ihn fast umbrachte, es zu sagen: „Ich verstehe... und es tut mir Leid... und danke." Er musste nur noch eines sagen, etwas, dass er fragen musste, etwas, von dem er nie gedacht hätte, dass er jemand wie Snape fragen würde. „Professor... warum sind Sie nur so zu mir?"

„Wie?", fragte Snapes Stimme mit Neugier gefüllt in seinen Gedanken.

„So... so..." Harry fiel kein einziges Wort ein, um zu beschreiben wie Snape war. Er konnte den Snape beschreiben, den er im Unterricht sah... er war streng, unwirsch, sarkastisch und grausam. Er war kalt, ungesellig, unfreundlich, ohne Respekt, er bedachte nie, dass die Menschen vielleicht Menschen waren, und nicht nur Schüler... Harry fand schließlich eine Phrase, die fast zu dem passte, was er ausdrücken wollte. „So voller Respekt und Rücksicht... Sie behandeln mich wie eine richtigen Person, nicht nur einen Schüler."

Snape hielt einen Moment inne und sagte dann leise: „Ich denke, aus dem selben Grund, warum ich dich während dem Fiasko mit Malfoy nicht erwürgt habe... weil du dich getraut hast, Harry. Damals hast du dich getraut, mir zu widersprechen und mir zu sagen, dass ich im Unrecht war, und niemand hat je zuvor so zu mir gesprochen. Und ich sehe dich jetzt als Person... weil du mich ebenso siehst."

Harry verstand wirklich, wie weise das war. Er dachte über Snapes Leben nach, der einsame Lehrer und Todesser, den jeder hasste, und wie einsam der Mann sein musste. Nachdem, was Harry gehört hatte, hatte Snape in der Schule keine wirklichen Freunde gehabt, und hatte danach gleich zu arbeiten begonnen und ein Fach unterrichtet, dass die Schüler hassten. Er war als Kind in einer zerstrittenen Familie gewesen, und wahrscheinlich ungewollt von einem Elterteil zum anderen geschoben worden. Es war keine Überraschung, dass Snape so kalt und bitter war, denn das war alles, was die Welt ihm je gezeigt hatte.

„Und Harry?", sagte Snape Stimme und brachte Harry sanft aus seinen versteckten Gedanken.

„Ja?", sagte Harry. Sogar die Stimme seiner Gedanken hörte sich ein wenig erstickt an.

„Du warst ein wunderbarer Ersatz für einen Neffen."

Harry schloss die Augen und die Hitze unter seinen Lidern war unerträglich. Wie lange hatte er im Unterbewusstsein gewollt, das von Snape zu hören? Er schluckte und sagte dann: „Und Sie waren ein wunderbarer Ersatz für einen Onkel."

Und damit beschlossen die beiden Zauberer, das Gespräch zu beenden und nie wieder davon zu sprechen, doch als Harry still dasaß und den Krieg beobachtete, der um sie herum im Gange war, konnte er einen kleinen Hoffnungsschimmer nicht unterdrücken... Hoffnung, dass, wenn er wirklich sterben musste, er nicht allein sein würde.

Und er wusste, obwohl sie kein weiteres Wort wechselten, dass Severus Snape genau das gleiche fühlte.