HARRY POTTER UND DER FLUG DES PHÖNIX

Von The Velvet Ghost / Übersetzung von Christa Potter

A/N: Heute hab ich endlich mal wieder genügend Zeit, um auf alle Reviews einzeln zu antworten.

radagastch: Danke! Ich weiß allerdings im Moment noch nicht, wann es weitergehen wird. Ich muss ja erst mal das hier fertig machen und dann noch die Fortsetzung vorbereiten.

Fraenzi: Dir hat das Kapitel anscheinend echt gefallen! Ich hab mich beeilt das hier rechtzeitig ins Netz zu bringen.

Sir Nick: Danke für das Kompliment!

Kissymouse: Für mich war das Kapitel auch schwierig – es geht einem doch zu Herzen. Allerdings ist das hier auch sehr bewegend.

Truemmerlotte: Oh, hier, nimm dir ein Taschentuch aus meiner Box.

backblack: Mir hat dieses Kapitel auch irrsinnig gut gefallen – sicher eines der besten.

Harry Black Potter: Auch dir natürlich danke! Hier ist auch schon das nächste Kapitel.

TinaHewen: Ich bin froh, dass meine Antwort genügt hat. Aber es wird sowieso alles zu seiner Zeit erklärt.

Lady-Claw: Dir hat wohl die Belagerung auch gefallen. Ich find die Stelle, an der Snape und Harry so schön miteinander reden auch wirlich traurig. Und die Fred und George Szene gehört, finde ich, zu den besten der Belagerung. Du findest das letzte Kapitel also auch traurig? Au weh, dann darfst du das hier nicht lesen - oder hol dir vorher zumindest noch ein paar Taschentücher.

Und nun noch eine ganz, ganz, ganz, ganz wichtige Meldung: ein paar von euch meinen, dass ihr Englisch nicht gut genug ist, um an The Velvet Ghost zu schreiben. Ich hab mich mit ihr in Verbindung gesetzt und sie sagt, dass sie sich auch irrsinnig über deutsche E-Mails oder Reviews freut. Also ich bitte euch wirklich, wenn ihr das hier gelesen (und ein Review für mich geschrieben habt), schaut doch auf ihrer Profilseite vorbei und schreibt ihr ein paar Zeilen. Sie wird sich sicher sehr darüber freuen – und erwähnt auch, dass ihr von der Übersetzung kommt.


KAPITEL 46 – Phönix Aus Der Asche (Der Flug Des Phönix)

Harrys Gehirn fühlte sich in jener Nacht so taub an, dass er sich auch Jahre später nicht daran erinnern konnte, wie er es geschafft hatte, zu schlafen, nachdem er eine solche Tragödie erlebt hatte. Er konnte sich nicht einmal erinnern, wie er die Halle verlassen hatte, zum Gryffindorturm hochging, oder wie er sich im Gemeinschaftsraum unter die Decken und Kissen zu seinen Freunden legte. Er erinnerte sich vage daran, von Ginny umarmt worden zu sein, viele andere sagten ihm, dass sie froh waren, dass es ihm gut ging, Professor Lupin kam um zwei Uhr am Morgen mit Schokolade für alle vorbei, Hermine war ganz aufgeregt und wurde von Ron beruhigt, aber alles schien später zu einem Brei aus Dingen zu verschmelzen. Alles, was er wusste, war, dass Percy Weasley tot war, Fred und George wurden vermisst, Dobby, Kingsley Shacklebolt, Kibbles und viele, viele andere, die er gekannt hatte, waren tot. Snape war im Wald verschwunden und Peter und Jinx hatte er auch schon lange nicht mehr gesehen.

Es war gut, seine Freunde um sich zu haben, obwohl niemand über die Vorkommnisse des Tages sprach. Aber er wollte einen Beschützer haben. Einen Erwachsenen, einen seiner Eltern, einfach jemanden, der auf ihn Acht gab. Mr. Weasley war losgegangen um seiner Frau mitzuteilen, dass sie ein Kind verloren hatten und vielleicht noch zwei weitere dazukamen. Snape und Peter wurden vermisst. Lupin konnte nicht bleiben. Alrister kam irgendwann mit einem Bündel von Ruhekerzen herein, aber er musste auch wieder gehen. Keiner der Erwachsenen schien bleiben zu wollen. Alle waren sie beschäftigt und durchsuchten das Schloss und die umliegenden Schlossgründe nach Schülern ab, die vielleicht überlebt hatten. Aber glückerlicherweise kam die Gelegenheit zum Reden am nächsten Tag.

Als er erwachte, hätte es ein Morgen wie jeder andere sein können. Erst als er die Hand ausstreckte, seine Brille aufsetzte und sich fragte, woher wohl der lange Sprung im Glas gekommen war, erinnerte er ich wieder an die vergangene Nacht. Plötzlich wünschte er sich, er wäre nie aufgewacht.

Er sah seine Freunde an, die um ihn zusammengekuschelt waren. Ginny, Luna und Neville lagen auf den Sofas, unter den Decken verborgen. Luna hatte zuerst nicht hereinkommen wollen, erinnerte er sich verschwommen, doch McGonagall hatte sie einfach hereingeschoben. Sie sagte etwas, dass Häuser im Moment nicht wichtig wären. Dann ging sie los, um den Astronomieturm zu durchsuchen. Draco saß nahe am Feuer, die Augen geschlossen und schlief, wo er saß. Ron und Hermine waren aneinander gekuschelt. Sie hatte ihren Kopf unter sein Kinn gelegt. Harry fühlte eine Welle gemischter Gefühle. Sympathie, weil sie ihre Gefühle erst in einer solch schweren Zeit entdeckt hatten. Sehnsucht nach jemandem, der ihm das Gleiche geben konnte. Hoffnung dafür, dass Hermine nicht plötzlich zur Besinnung kommen und Rons Freundlichkeit vergessen würde.

„Morgen", sagte eine sanfte Stimme in der Nähe.

Harry sah sich um und fragte sich, wer da gesprochen hatte, bis er merkte, dass Draco ihn beobachtete, ein Auge einen kleinen Spalt geöffnet. „Morgen", antwortete er. Keiner von ihnen verwendete das Wort ‚guten'. Es war kein guter Morgen. Es war ein schlechter Morgen. Der erste Tag vom Rest Harrys Lebens.

„Hast du geschlafen?", fragte Draco. Harry nickte benommen. Draco gab ein kleines, verstehendes Nicken zurück. „Ich nicht", sagte er leise. Er sah Harrys Gesichtsausdruck und fuhr fort: „Ich wollte den Trank nicht nehmen. Ich vertraue keinen Tränken mehr, die meine Gedanken verändern."

Harry wusste, nicht, was er darauf erwidern sollte. Er wusste überhaupt nicht mehr, was er sagen sollte. Er sah Draco an und fragte sich, wie er dem Ministerium geholfen hatte, ob er wusste, welche Todesser gefasst worden waren, fragte sich, ob er fragen würde, wie er sich fühlte, aber seine Gedanken wurden von einer Stimme von der Treppe zu den Jungenschlafsälen unterbrochen. „Jungs?" Es war Lupin, nicht mehr länger in seinem Lehrerumhang sondern in einem alten Hemd und Hosen, an den Ärmeln geflickt und noch immer eine Tüte mit Schokolade in der Hand. „Kommt schon, warum seid ihr schon so früh wach? Ihr braucht eure Ruhe..."

Harry schüttelte den Kopf und murmelte: „Ich konnte nicht schlafen... Professor..."

Draco hob eine Augenbraue. „Ebenfalls." Er streckte sich ein wenig und fragte dann leise: „Wurde sie erwischt, Professor?"

Lupin sah einen Moment lang verwirrt aus und nickte dann. „Ja, wir haben sie gefasst kurz bevor sie appariert ist... sie wird bei Sonnenaufgang schon in einer Zelle im Zaubereiministerium sein."

„Wer?", fragte Harry, begierig darauf zu wissen, wer gefangen worden war.

„Dolores Umbridge", sagte Lupin leise. Er ging an einem der Sofas vorbei und setzte sich im Schneidersitz auf die Bettdecke vor die beiden Jungen. „Sie wurde gefasst, als sie von den Schlossgründen fliehen wollte – gemeinsam mit Argus Filch."

„Filch war ein Todesser?", sagte Harry.

Lupin nickte. „Wir haben es erst letzte Nacht herausgefunden. Weil er keine Magie vollbringen kann, war er nicht mehr als ein Unterstützer. Er war jedoch letzte Nacht hier und hat als eine Art Botschafter eine Rolle gespielt."

„Wurden die anderen gefasst?", fragte Draco leise.

„Ich weiß es nicht", antwortete Lupin. „Ich bin sicher, dass euch Professor Dumbledore heute die ganze Geschichte erzählen kann... er will, dass ihr alle in die Große Halle kommt, sobald ihr wach seid. Er muss mit euch allen sprechen." Er stand auf. „Kommt schon... ich werde euch hinunterbringen. Minerva wird sich um die anderen Kinder kümmern."

Harry und Draco standen vom Sofa auf und folgten Lupin zur Tür, und hielten nur an, um sich Morgenmäntel und Hausschuhe über zu ziehen, dann gingen sie neben ihm in Stille zur Großen Halle. All die Fenster in den Korridoren waren geschwärzt worden, um die Schlossgründe außer Sicht zu halten. Harry konnte draußen Bewegung hören, Zauberer, die Dinge hin und her trugen. Vielleicht war es Kibbles, vielleicht Dobby. Kingsley. Alle die anderen, die ihr Leben gaben, um Voldemort aufzuhalten.

Lupin, vielleicht den Ausdruck auf Harrys Gesicht bemerkend, ging langsamer neben den beiden her. Nach einem Moment sagte er leise: „Das Ministerium ist gekommen, um die Schlossgründe zu durchsuchen, nur für den Fall... aber ihr müsst euch deswegen keine Sorgen machen."

Er führte sie durch die Eingangshalle und dann durch die Tür in die Große Halle. Die Haustische waren verschwunden, ersetzt durch viele kleinere, runde. Es war noch fast niemand da, nur ein paar der verbliebenen Slytherins, die bei Sinistra saßen, und Dumbledore an einem anderen Tisch. Lupin führte Harry und Draco hinüber zum Tisch des Direktors und drückte sie auf zwei Stühle. „Seid ihr hungrig?", fragte er freundlich. „Wenn ja, dann bedient euch einfach..."

Er setzte sich auf den Stuhl zwischen ihnen und Dumbledore, während Harry und Draco zögernd einige Würstchen von der Platte in der Mitte des Tisches nahmen. Es war ganz plötzlich sehr schwer, etwas zu essen, als ob in Harrys Kehle eine Blockade wäre, die sich einfach nicht bewegte. Draco schien genau die gleichen Probleme wie Harry zu haben. Seine Hände schienen sein Messer und seine Gabel nicht halten zu wollen. Zwei Mal fielen sie auf den Tisch, als seine Handgelenke merkwürdig zusammen zuckten.

„Harry?" Harry sah auf und traf auf Dumbledores hellen, blauen Blick. Der Direktor trug eine freundliche, sehr ruhige Miene. „Wie fühlst du dich heute Morgen?"

Harry dachte darüber nach. Er wusste eigentlich nicht wie er sich fühlte. Vernichtet. Bis in seine innerste Tiefe geschockt. Taub. Nach einem Augenblick sagte er: „Ich... ich weiß es nicht... einfach... verloren." Er versuchte, es besser zu erklären und legte seine Gabel und sein Messer auf den Tisch. „Es ist a... als wüsste ich nicht, was ich fühlen soll."

„Ich verstehe", sagte Dumbledore leise. Er legte eine Hand auf Harrys Schulter. „Ich verspreche dir, dass du am Ende des Tages alles verstehen und akzeptieren wirst, Harry." Er wandte sich dann an Draco links von Harry und fragte freundlich: „Draco? Wie geht es dir?"

Draco sah einen Moment lang nachdenklich aus, seine Stirn halb in Falten gelegt und sagte dann: „Seltsam stolz."

„Stolz?", sagte Harry, verblüfft, dass Draco so etwas denken und dann auch noch zugeben konnte.

„Ja..." Dumbledore lächelte zu Harrys kompletter Überraschung. „Ich dachte mir, dass du es sein würdest. Alastor hat mir erzählt, was auf dem Hügel geschehen ist, Draco. Es war sehr mutig, was du getan hast. Viel mutiger, als ich je dachte, dass du sein könntest. Es ist keine Schande, dass du darauf stolz bist... ich weiß, dass dein Vater es auch wäre."

„Was ist – ", begann Harry.

Draco legte endlich sein Messer und seine Gabel weg und gab den Versuch auf, zu essen, und warf Harry einen Blick zu. „Ich bin losgegangen, um dem Ministerium im Kampf gegen die Todesser zu helfen. Umbridge und Lestrange erkannten mich als ‚Malfoys Sohn'. Sie haben versucht, mich auf Voldemorts Seite zu locken. Sagten, dass mein Vater es so gewollt hätte, und dass ich sein Andenken betrügen würde, wenn ich gegen diejenigen kämpfte, für die er gestorben ist." Er seufzte leise. „Ich sagte nein, erzählte ihnen, dass eine der letzten Taten, die mein Vater vollbracht hat, war, dass er dem Ministerium Informationen im Kampf gegen die Todesser zuspielte. Ich weiß nicht, ob er Voldemort wirklich den Rücken zukehren wollte. Aber wenn er sein Leben riskiert und verloren hat, um Menschen wie sie ins Gefängnis zu bringen, denke ich, dass ich weiß, was er von mir gewollt hätte." Er schnippte ein wenig Dreck unter einen seiner Fingernägel hervor. „Ich hab fünf Rookwoods erledigt, zwei Lestranges, von denen eine die echte war. Dann hab ich einen weiteren Rookwood davon abgehalten, Mad-Eye Moodys Kopf mit einem Messerzauber abzutrennen. Moody schien ziemlich dankbar zu sein."

Er sah, wie er den Stundengläsern, die den Punktestand anzeigten, einen Blick zuwarf. All die anderen Gläser waren halbvoll und bis gestern Nacht war Gryffindor in Führung gelegen, aber das Stundenglas der Slytherins war nun so voll, dass es über den Rand übergelaufen war und der Inhalt sich auf den Boden und die anderen Gläser ausgebreitet hatte.

Dumbledore gluckste. „Moodys Worte waren, denke ich, eine halbe Million Punke für Slytherin, doch Hogwarts besitzt leider nicht so viele Smaragde und deshalb mussten wir es bei schlappen zwei Tausend belassen."

Während der nächsten Stunde kamen langsam mehr Schüler in die Halle. Sie blieben immer in großen Gruppen beisammen, bemerkte Harry, und wenn einer oder zwei alleine kamen, hingen sie draußen im Korridor herum, bis ein paar andere erschienen. Lehrer und Schüler saßen gemeinsam an den Tischen, leise sprechend und die gewöhnliche Barriere, die aufgrund des Respekts gegenüber den Lehrern immer schon da war, schien verschwunden. Professor Sprout sah mehr wie eine Mutter aus, die an ihrem Tisch auf der anderen Seite der Halle saß, mit alle ihren Erstklässlern um sie versammelt, während sie für sie Toast mit Butter bestrich und jeden umarmte, der ihr ein wenig zu traurig aussah. Sinistra und Andralyn saßen bei den übrigen Slytherins und übernahmen somit Snapes Aufgabe, der noch immer im Wald vermisst wurde, und sie verhielten sich den Schülern gegenüber mehr wie große Schwestern als irgendetwas anderes.

Harry, Draco, Dumbledore und Lupin bekamen an ihren Tisch bald Gesellschaft von Alrister, und McGonagall, allen von Harrys Freunden und einer Gruppe Erstklässler, die sich Schutz suchend an Hermine klammerten. Es war seltsam, Hermine zu sehen, wie sie sich so gut um sie kümmerte. Sogar Ron half mit. Sie sahen wie eine Familie aus. Harry wurde plötzlich klar, wie alt er und seine Freunde wurden. Fast Erwachsene. Der Krieg gestern hatte ihm das mehr als alles andere gezeigt. Die Tatsache, dass sie Schüler waren, die jüngere Klassenkameraden beschützten und gegen Todesser kämpften. Er erinnerte sich, was Draco in einer Nacht vor so langer Zeit sagte; dass sie erst gestern den Sprechenden Hut aufgesetzt hatten. Es war so wahr.

Die letzten, die in die Halle kamen, waren Peter und Jinx. Sie schossen aus der Tür, durch die normalerweise die Lehrer kamen, und Harry war so erleichtert, Peter zu sehen, dass sich in seiner Kehle ein Knoten bildete. Peter kam direkt auf ihn zu und umklammerte ihn in einer festen, wässrigen Umarmung. „Du warst so mutig", sagte er in Harrys Ohr. „So mutig... Harry, es tut mir Leid, dass ich nicht da war... ich musste im Schloss bleiben um die Schüler zu schützen, die sich vor den Todessern versteckten, alle Geister machten das... und ich wünschte, ich hätte dir geholfen..."

Harry schloss die Augen. „Es ist okay", sagt er leise. „Es ist egal, Peter."

„Aber was wäre, wenn du gestorben wärst?", sagte Peter und hielt ihn noch immer fest um den Hals. „Ich hätte mir niemals vergeben können. Nie."

„Aber das bin ich nicht", sagte Harry. „Mir geht es gut. Ehrlich... mach dir keine Sorgen." Nach einem Augenblick fragte er leise: „Hast du etwas von Snape gehört?"

Peter schüttelte den Kopf und ließ Harry mit traurig aussehenden Augen los. „Er ist noch nicht gefunden worden... aber das wird er, keine Sorge. Das Ministerium sucht im Moment im Wald nach ihm."

Harry nickte benommen und wollte Peter fragen, ob er etwas tun konnte, um die Suche zu unterstützen, aber Dumbledore stand auf und die Gespräche in der Halle verstummten. Alle wandten ihre Blicke ihm zu, und fragten sich, ob er ihnen endlich sagen würde, dass alles okay war und endlich würden ihre Sorgen beruhigt werden, und zwar so, wie nur Dumbledore es konnte.

„Kinder...", sagte er sanft. „Kinder, Freunde, Familien... wir sind heute alle hier, sitzen, geteilt wie wir sind, vermissen Freunde, Hauskameraden, Brüder, Schwestern, Cousins. Ebenso wie Lehrer - Professor Vektor und Professor Trelawney. Professor Snape ist bis jetzt noch nicht gefunden worden. Und doch liegen meine Hoffnungen und Wünsche in seiner sicheren Rückkehr..." Er sah den Tisch entlang. „Die Verluste sind größer als die Überlebenden, Kinder. Ich werde euch nicht verbergen, wie viele Menschen gestorben sind, und es wäre eine Beleidigung eurer Reife, zu versuchen zu sagen, dass alles gut wird. Denn ich mache keine Versprechen, von denen ich nicht sicher bin, dass ich sie halten kann... jedoch... obwohl wir jetzt hier sitzen, umgeben von den Aschen von unseren verlorenen Geliebte, müssen wir etwas sehr wichtiges erkennen...

Gestern wurde vielen, vielen Menschen das schöne Geschenk des Lebens genommen. Die Welt hätte für die Familien und Freunde der verlorenen Menschen leicht enden können. Gestern habe ich versucht, zu euch zu sprechen, doch ich konnte nicht. Denn um mich herum sah ich eure Tränen und was diese Tränen bedeuteten, und dann traf mich die Erkenntnis dessen, womit wir es hier wirklich zu tun haben.

Aber heute... heute ist ein anderer Tag. Heute wachen wir auf, vermissen Freunde, Familienmitglieder, geliebte Menschen und nichts wird jemals den Verlust eines nahen Menschen ausgleichen können. Und die Wunden sind noch frisch. Die Welt weint noch immer für die Kinder, die gestern so brutal ermordet wurden. Und es gibt dort draußen Menschen, die durch diesen ersten Schlag so viel verloren haben, dass sie sich am liebsten auf der Stelle hinlegen und aufgeben würden. Wenn ihnen ein solch schöner Teil ihres Lebens genommen wurde, schon jetzt, am Anfang, welche Chance hat dann die Zukunft?

Aber die Chance für die Zukunft ist immer da. Wir sollten nicht hier sitzen und uns umblicken und sehen, wie hoffnungslos die Dinge für die Zaubererwelt stehen. Wir sollten aufstehen und wir sollten in die Sonne blicken, vereint als eines, trotz der Menschen, die heute nicht mit uns hier sein können, und wir sollten auf die Welt hinaus blicken. Obwohl in unseren Augen Tränen sind, und diese Tränen weiterhin fallen werden, sollten wir gemeinsam gegen Lord Voldemort stehen. Er denkt, dass wir vor ihm fallen und ihm erlauben werden, noch mehr zu töten, wenn er diese Decke der Verzweiflung am Anfang über die Welt wirft. Doch seht euch um!

Seht euch die leeren Stühle an, und erinnert euch an die Menschen, die dort gesessen haben, Kinder! Wenn wir jetzt unsere Augen schließen und aufgeben würden, wie würden sie sich fühlen? Sie haben ihr Leben im Kampf gegen Voldemort gegeben und die Antwort der Zaubererwelt ist zu aufzugeben und zu trauern! Und ja, wir haben sehr viele wunderbare Menschen verloren, aber wenn wir uns vereinen und wenn wir kämpfen, werden wir nie wieder eine Seele an Voldemort und seine Armee verlieren! Unsere Geliebten würden wollen, dass wir stark sind und für ihre Ehre kämpfen, kämpfen und die Seelen zurückholen, die sie verloren haben und höher aufsteigen und mächtiger werden, als Voldemort es je war oder sein wird!"

Harry fühlte angesichts von Dumbledores Worten einen Schauer über seinen Rücken laufen. Er sah Dobby, der darum kämpfte, ihn zu befreien, und sagte, dass er lieber sterben würde als zu sehen, wie Harry Potter ermordet wird. Und als er jetzt an Dobby dachte, wo auch immer im Universum er jetzt war, wusste er, dass Dobby sein Leben gelassen hatte, damit Harry leben und weiterkämpfen konnte. Und Kibbles, Kibbles starb, während er Hagrid und Harry verteidigte.

Dumbledore fuhr fort, seine Fäuste geballt und er sah in jedes Gesicht in der Halle. „Was könnte bessere Gerechtigkeit für die Gefallenen sein, als endlich ihren Mörder zu vernichten und zu verhindern, dass er jemals wieder eine Person von anderen wegreißt und sie der Trauer und der Dunkelheit überlässt? Das Leben ist etwas Wertvolles, Kinder, und natürlich, wenn auch nur eines verloren wird, kann nichts dieses Verbrechen wieder gut machen. Aber Friede... Friede, Kinder, und Liebe, Friede und Liebe sind Dinge, die das Leben auf dieser Welt möglich machen! Ich sehe mich um... und ich sehe Menschen, die weinen, ich sehe Menschen, die um ihre verlorene Liebe weinen. Irgendwo, an einem Ort den wir nicht kennen, warten sie auf uns, wachen über uns, beschützen uns, wollen, dass wir unseren Kopf heben und sagen, dass wir für das dankbar sind, das sie uns gegeben habe. Weint nicht, weil es vorbei ist... sondern lächele, weil es passiert ist."

Er hob seine Hand und wies auf verschiedene Schüler in der Halle und seine Augen glänzten traurig im Kerzenlicht. „Miss Rose... du hast deine kleine Schwester verloren... erinnerst du dich an ihre Auswahlfeier? Sie war so stolz, als sie in dasselbe Haus wie du gekommen ist..." Er lächelte und in seinen Augen schimmerten sanfte Tränen, während das junge Mädchen nickte. Sie weinte auch, aber sie lächelte ein wenig.

Dumbledore wandte sich nun an Draco und legte seine Hand sanft auf den Kopf des Slytherins. „Draco... du hast deinen Vater verloren. Nicht gestern, doch vor fast einem Jahr... und es schmerzt dich immer noch. Aber gestern bist du nicht herumgesessen und hast um deine verlorene Familie geweint. Du bist aufgestanden und hast um ihre Ehre gekämpft. Du verdienst den Respekt von jeder einzelnen Person in dieser Halle."

Und dann wandte sich sein heller, blauer Blick an Harry. Er lächelte sanft. „Harry... deine Eltern, Sirius, Kainda... Dobby der Hauself... sie haben dich alle aus tiefstem Herzen geliebt. Und sie sind nicht wirklich weg. Sie warten nur auf dich, Harry."

Harry merkte, wie er trotz seiner Tränen lächelte. Er erinnerte sich daran, wie Dobby einmal den Raum der Wünsche für Weihnachten dekoriert hatte. Und alle die Briefe mit Aufmunterung, die Sirius ihm geschickt hatte. Der Tag, an dem Kainda ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebte. Das alles ließ sein Herz in ihm anschwellen während er aus einem Fenster auf den blauen Himmel blickte. Er wusste, dass sie dort waren. Nur außer Reichweite des Leben, und eines Tages würde er sie wieder sehen.

„Und..." Dumbledores Blick wandte sich Ron und Hermine zu und lächelte, wischte ein paar Tränen aus seinen Augenwinkeln. „Ich hoffe wirklich, dass Mr. Weasley und Miss Granger mir vergeben werden, dass ich sie als ein Beispiel nenne... aber wo Aschen sind, kann der Phönix wieder fliegen. Liebe erblüht während der besten und schlimmsten Zeiten unseres Lebens. Und wenn unsere Geliebten hier wären, würden sie uns gratulieren und glücklich sein. Deshalb sollten wir auch glücklich sein, obwohl sie nicht hier sind. Heute ist ein anderer Tag als gestern und morgen wird wieder alles anders sein. Gestern haben wir eine schreckliche Tragödie durchlebt, aber heute können wir hier sitzen und sagen, dass wir dankbar für das sind, was unsere Familien und Freunde für uns bedeuten, und morgen werden wir zurückblicken können und sagen, dass sie Tränen noch immer schmerzen, doch die Wunden beginnen zu heilen. Heute ist der Tag an dem der Phönix wieder fliegt. Und ich hoffe, dass wir alle mit ihm aus den Flammen aufsteigen können und durch die Lüfte fliegen und nicht zulassen, dass Voldemort unsere Hoffnungen und Träume zerstört. Gott schütze euch alle, Kinder. Gott schütze euch."

Schüler in der Halle weinten, andere lächelten, die meisten jedoch wischten ihre Tränen weg und klatschten für Dumbledore mit all ihrer verbliebenen Kraft und mit ihren Herzen. Die Halle war erfüllt von Applaus, so laut, dass es schien, als wolle der Lärm den Geist der Trauer und des Dunkel vertreiben und die Welt mit Freude und Hoffnung erfüllen.

Morgen würde ein anderer Tag sein.


Sie verbrachten den Rest des Tages gemeinsam in der Großen Halle und redeten einfach mit den Professoren über alles, was passiert war, teilten Erinnerungen von denen, die sie geliebt und verloren hatten. Es war einfach, reden und zuhören zu können. Harry merkte, wie seine Probleme und Sorgen davonflogen, als er mit anderen darüber sprach, und am Ende des Tages lachte er sogar wieder, als Professor Lupin ihnen Geschichten über James' und Sirius' Streiche erzählte, als sie sechszehn gewesen waren. Draco lachte ebenfalls mit ihm. Immerhin war Draco Sirius' entfernter Cousin und er hatte noch nie zuvor von Sirius gehört. Tonks erschien um Mittag und brachte noch mehr Geschichten mit. Sie aßen, als die Sonne auf den Horizont zuging, und dann kamen sie in ihren Pyjamas zurück in die Große Halle, um Kakao zu trinken. Tonks begann ein Spiel Flaschendrehen und schließlich musste Harry mit voller Lautstärke den Vogeltanz singen, und vom Jubel und Lachen seiner Freunde begleitet dazu auf einem Tisch tanzen.

Als sie endlich zurück in den Gryffindor Gemeinschaftsraum gingen, um zu schlafen, waren sie fast nicht mehr traurig. Sie vermissten natürlich noch sehr ihre verlorenen Freunde und Familien, doch jetzt wurden sie auf eine andere Art und Weise vermisst. Es war diese Art von Verlangen wie nach jemandem, der auf Urlaub gefahren war, und man wusste, dass man ihn wieder sehen würde. Es war einfach eine Frage der Zeit.

Harry wachte am nächsten Morgen auf, als Ron und Neville eine Kissenschlacht auf einem der Sofas veranstalteten, während Draco und Hermine in der Ecke an etwas arbeiteten, das er nicht sehen konnte. Luna schlief noch, doch ihre Augen waren geöffnet und sie starrte regungslos an die Decke, was sehr nervenaufreibend aussah. Ginny aß Süßigkeiten aus einem Täschchen neben ihrem Stuhl, und als Harry ihr einen Blick zuwarf, lächelte sie.

„Guten Morgen!"

„Morgen", gähnte er und duckte sich, als ein Kissen auf ihn zuflog.

Sie hob etwas vom Boden auf und warf es ihm mit einem noch breiteren Grinsen zu. „Sie haben heute Morgen Fred und George gefunden, gerade als die Sonne aufging!"

Harry fing die Ausgabe des Tagespropheten, die sie ihm zugeworfen hatte. „Großartig! Wo sind sie? Was ist mit dem Haus des Spaßes passiert, nachdem sie weggeflogen sind?"

„Lies es", kicherte sie und ihre Augen glitzerten.

Er faltete die Zeitung auseinander und wurde von einem großen Photo des Hauses des Spaßes begrüßt, das über eine Patchwork Landschaft aus Feldern weit unten flog. „HELDEN DES SPASSES STÜRZEN AB", verkündete der Titel. Harry hob eine Augenbraue und begann zu lesen.

Fred und George Weasley, die Besitzer der beliebten Zauberscherzartikelladenkette Weasleys Zauberhafte Zauberscherze und ihr fliegendes Haus des Spaßes sind heute früh am Morgen gelandet, nachdem sie zwei Tage lang unkontrolliert über die britischen Inseln flogen. Nachdem sie von den Geschehnissen an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei vor zwei Tagen erfahren hatten, brachen die heldenhaften Zwillinge alle Eigentumsgesetze und verließen mit ihrem fliegenden Spaßhaus den Himmel über der Winkelgasse. Sie flogen dann damit den gesamten Weg nach Schottland und verhalfen dem Zaubereiministerium zu einem großen Vorsprung im Kampf gegen die Mächte des Dunklen Lords, aber mitten während dem Kampf brachen die Lenkzauber, die das Haus hielten, zusammen.

„Wir wissen nicht wirklich, was passiert ist", sagte ein grinsender Fred Weasley gestern, aus einem der oberen Fenster des Hauses mit uns sprechend. „Aber er hat einfach versagt und wir sind davon getrieben. Wir sind eine Weile einfach über die Hügel geglitten, und dann über etwas Wasser, und wir waren wirklich, wirklich besorgt, dass wir im Weltall enden könnten. Aber dann kam dieser riesige Hügel auf uns zu und nun, wir sind dagegen gekracht, um es kurz zu sagen."

Das fliegende Haus des Spaßes der Weasley Zwillinge traf tatsächlich auf einen der größten Berg auf einer fast verlassenen Insel an der Nord-West Küste von Schottland. Zum Glück wurden durch den Flug des fliegenden Gebäudes keine Gesetze gebrochen, denn das Haus war zuvor von den Zwillingen mit einem Zauber belegt worden, der es für die Muggel unsichtbar machte. Einige Zauberer und Hexen in verschiedenen kleine Orten in Schottland kontaktierten das Zaubereiministerium per Flohpulver während der beiden Tage, welche die Zwillinge fliegend verbrachten, doch keiner der Angestellten, mit denen sie sprachen, schien zu glauben, dass ein Spaßhaus gerade eben über ihre Köpfe gesegelt war und große, violette Blasen ausgestoßen hatte, begleitet von Country und Western Musik.

Beim Aufprall wurde jedoch der Unsichtbarkeitszauber gebrochen. Glücklicherweise war der einzige Zeuge des Aufpralls war Brian Brown, ein Muggel, von Beruf Schafhirte, (nicht zu verwechseln mit „Schafherde", also einer Gruppe wollener Kreaturen, sondern vielmehr ein Muggelbegriff für denjenigen, der auf die oben genannte Gruppe wollener Kreaturen aufpasst) der den Zauberern des Ministeriums, die am Unfallort eintrafen, berichtete, es wäre ein wirklich dummer Ort, um dort einen neuen Park von Disney aufzubauen, und er würde seinem Stadtrat schreiben, und sich über unklare Genehmigungen beschweren.

Mr. und Mrs. Weasley waren gestern nicht in der Lage, uns einen Kommentar zukommen zu lassen, denn sie haben im Kampf einen Sohn, Percy Weasley verloren. Jedoch ließ Mrs. Weasley unseren Reporter wissen, dass Fred und George ‚in großen Schwierigkeiten sind, sobald sie es wagen, nach Hause zu kommen'.

Harry kam zum Ende des Artikels und merkte, dass er lachte. Ginny grinste. „Der Muggel lebt in einem Drachenareal und schreibt dem Stadtrat anscheinend ununterbrochen, dass er Drachen sieht. Also hat ihm niemand das mit Fred und George geglaubt."

„Gut", sagte Harry grinsend, faltete die Zeitung zusammen und gab sie ihr zurück.

„Es steht noch mehr drinnen... ein Script von Dumbledores Rede, ein Artikel, der Terrance McClavity gewidmet ist, Rita Kimmkorn hat eine List von allen gefangenen Todessern veröffentlich." Ginny nahm gelassen eine weitere Süßigkeit, warf Harry eine zu und besah sich dann die Rückseite der Zeitung. „Es wird eine immer bessere Zeitung, findest du nicht auch?"

„Daddy sagt, dass der Prophet nur das druckt, was die Leute wollen", sagte Luna gespenstisch und offenbar schlief sie doch nicht.

Ron warf ‚zufällig' ein Kissen, das an Neville vorbeisegelte und auf Lunas Gesicht landete. Sie machte sich nicht die Mühe, es zu entfernen, und es lag einfach dort, bis Ginny den Kopf schüttelte und es wegnahm.

Harry stand auf, gähnte und machte sich stolpernd auf den Weg ins Bad. Auf dem Weg dorthin sah er, dass Hermine und Draco über einem riesigen Stück Leinwand knieten und etwas zeichneten. „Was ist das?", fragte er.

Draco lehnte sich zurück und lächelte zu Harry hoch. „Das wird ein neues Banner für die Eingangshalle... McGonagall hat uns heute Morgen gebeten, es zu machen. Was denkst du?"

Es war das Wappen von Hogwarts, aber mit einigen Veränderungen. Der Dachs, Löwe, Adler und die Schlange waren aus den vier Vierteln des Wappens verschwunden, und in der Mitte war stattdessen ein Bild von Kibbles, der stolz stand. Sein Schwanz bewegte sich von Seite zu Seite, als Hermine Photographiezaubertrank auf die Farbe gab. Das Schulmotto „Draco Dormiens Nunquam Titillandus" was in verschnörkelten Lettern darunter geschrieben. Harry lächelte. „Ja, es ist gut."

„Willst du helfen?", sagte Hermine und lächelte ihn an.

„Oh, ich kann nicht zeichnen", sagte er.

„Sei kein Dummkopf", sagte sie, zog ihn auf den Boden und gab ihm einen Pinsel. „Du hast es nur nie versucht. Du kannst das Gold um das Wappen herum zeichnen, wenn du willst... hier ist die Farbe, tauch einfach den Pinsel hinein, gib etwas von dem Photographiezaubertrank auf die Leinwand, bevor du zu malen beginnst. Es ist einfach, wenn du weißt, wie es funktioniert."

Harry lehnte sich zurück und begann zu malen, aber er hatte gerade drei Striche geschafft, als sich das Portraitloch öffnete und McGonagall hereinkam. „Potter, Weasley? Professor Dumbledore will euch beide so bald wie möglich in seinem Büro sehen."

„Oh?", sagte Harry. „Warum? Was haben wir angestellt?"

Sie lächelte. Harry merkte, wie überrascht er von der Gütigkeit und Freundlichkeit des Lächelns war. „Nichts, Potter. Es gibt gute Nachrichten. Zieht euch an und beeilt euch dann. Arthur und Molly sind bereits hier." Und sie lächelte wieder. „Ich denke, dass du sehr zufrieden sein wirst, Potter."