Titel: Lovestory
Autor: cristall
Teile: Prolog/3
Pairings: Harry/Draco
Warnings: Slash, Death, Angst
Serie : Harry Potter
Genre : Romantik, Angst, Death, Slash
Email: cristall_myra@web.de
Disclaimer: Harry Potter gehört nicht mir, sondern Rowling. Ich hab mir die Charas lediglich geliehen und ich verdiene hiermit auch kein Geld
Begonnen: 21.02.04
Kommentar: Diese Fanfic sollte eigentlich für den Shonen ai Wb auf Animexx sein... der ist aber am ersten April zu Ende und ich hänge am Anfang des zweiten Kapitels rum, deshalb habe ich mich entschieden nicht teilzunehmen, sondern die Fanfiction so zu veröffentlichen.. es tut mir leid, denn die Fanfic war an die Wettbewerbsbedingungen angepasst (Meer, Baka, Mamotte ageru müssen vorkommen(Mamotte ageru heisst soviel wie : Ich werde dich beschützen)) und das merkt man ab und zu auch... im Prolog denke ich noch nicht so... und es tut mir leiden wegen selene (verzeih mir!!!), weil der WB für uns etwas... besonderes ist, ne?!
Mir macht diese Fanfiction Spass zu schreiben auch wenn sie für meine Verhältnisse relativ dunkel ist.. ich halt dass nur nie ne Weile durch *lach* deshalb müssen ab und zu andere Szenen dazwischen sein um das ganze aufzulockern.
Ich mag Remus in dieser Fanfiction und Harry auch.. er ist anders als meine anderen Harrys zuvor denke ich... aber das wird erst in den späteren Teilen klar... und Draco mag ich auch, aber der hat hier im Prolog noch nicht viel zu sagen *lach*
Ich wird versuchen die Fanfic so regelmäßig wie möglich zu updaten... viele Teile hat sie ja nicht.. (obwohl.. PPF hatte auch nicht mehr und es hat Ewigkeiten gedauert..) jedenfalls streng ich mich an!! Ich kann mich einfach nicht zusammenreißen und eine Fanfic fertig machen bevor ich sie veröffentliche *grins*
Und für Mistery *wink* hab ich in dieser Fanfic ein, zwei Szenen als Geschenk eingepackt weil sie sich diese bei Past Present Future gewünscht hatte und ich sie ihr nicht erfüllen konnte... weissu was ich meine?!
Ansonsten nehme ich erneut Wünsche für Pairings an!!! Ein paar habe ich natürlich schon im Hinterkopf aber wenn ihr gerne etwas hättet dann schreibt mir das (und je schneller desto besser) dann versuche ich die Pairings reinzubringen.
Widmung: Ralna Malfoy, für liebe Kommentare, aufmunternde Worte und dafür, dass sie einfach süße ist und in Hoffnung auf ein baldiges Treffen ~.^
Und Selene, weil sie ist wie sie ist und mir durch diese Fanfic hilft *knuddel*
Anmerkung: Diese Fanfic ist nicht gebetat!!!
Prolog
Draco Malfoy hatte sein Vater immer bewundert.
Er konnte sich an keinen Moment in seinem Leben erinnern, an dem er seinen Vater nicht bewundert und ihn nicht geliebt hätte und in dem er nicht alles dafür getan hätte um seinen Vater stolz zu machen.
Gerade diese Tatsache war es, die es ihm selbst so unmöglich machte seine eigene Entscheidung zu begreifen. Was es ein bisschen einfacher machte war, dass jedes Mal sobald er nachdachte, dass Bild seines wütenden Vaters und seiner weinenden Mutter vor ihm auftauchte und seine Tat irgendwie... realer machte.
Er saß in einem der großen Sessel in Dumbledores Büro und wartete darauf, dass der Schulleiter endlich auftauchte.
Draco stand auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht und schritt langsam durch den Raum auf das Fenster zu und schaute hinaus und betrachtete das Schnee bedeckte Gelände.
Wie konnte sich Dumbledore in einer solchen Situation nur soviel Zeit lassen. Das Gespräch um das er gebeten hatte war dringend, dass sollte selbst – oder wohl eher vor allem – Dumbledore bewußt sein.
Draco wandte sich wieder vom Fenster ab, denn es machte keinen Spaß den Gryffindors bei einer ihrer albernen Schneeballschlachten zuzuschauen.
Er schaute sich in dem Raum um. Er war schon oft hier gewesen, aber fast immer nur in Begleitung seines Vaters und er hatte anderes zu tun gehabt als auf die Einrichtung zu achten. Und diese war wirklich Beachtung wert, denn sie war mehr als nur seltsam.
Vor allem eine kleine Glassäule in einem der Regal zog Dracos Aufmerksamkeit auf sich. Sie schimmerte silbern und golden und als Draco näher trat viel ihm auf, dass dies nur die Sonne war, die sich im Glas brach und von diesem vielfach reflektiert wurden.
Er blieb direkt vor dem Regal stehen und versuchte etwas in dem Glas zu erkennen ohne geblendet zu werden. Die Säule, die nicht höher als zehn Zentimeter war schien innen aus einigen Dutzend Spiegeln zu bestehen, die alle in verschiedenen Winkeln angeordnet waren.
Bevor Draco sich weitere Gedanken über diesen magischen Gegenstand machen konnten, ging die Tür auf und Professor Dumbledore trat zusammen mit Professor Snape ein.
Dumbledore lächelte sanft, aber seine Gesichtszüge wirkten müde und seine Augen waren klein und unter ihnen lagen dunkle Ringe.
„Mister Malfoy. Setzen sie sich bitte wieder."
Draco wich dem Blick des Mannes aus und setzte sich. Als er saß schaute er zwar Dumbledore an – denn wo sollte er sonst hinschauen – doch vermied es ihm direkt in die Augen zu blicken.
Snape blieb schräg hinter Dracos Sessel stehen. Draco wünschte sich sein Hauslehrer würde sich auch setzen, denn so konnte er nicht seinen Gesichtsausdruck sehen und das machte ihn nervös.
Dumbledore faltete seine Hände vor sich auf dem Tisch. „Nun Mister Malfoy, Professor Snape sagte mir, dass sie dringendst um ein Gespräch mit mir gebeten hätten?"
Draco nickte. „Das habe ich Sir."
Er war entschlossen nichts weiter zu sagen. Sollte Dumbledore doch das Gespräch beginnen. Draco hatte sich schließlich schon genug heruntergelassen und um das Gespräch gebeten.
Doch Dumbledore schwieg nur und trug dabei ein seltsames Lächeln auf seinen Lippen. Draco schwieg bis Snape eine Hand auf seine Schulter legte und leicht zudrückte.
Draco biss sich kurz auf die Unterlippe bevor er begann zu reden.
„Ich denke sie wissen warum ich hier bin, nicht wahr Professor?"Dumbledore betrachtete ihn einen weiteren Moment und Snape zog seine Hand zurück.
Draco war froh darüber, denn die Geste hatte nichts beruhigendes, sondern hatte ihn nur noch nervöser gemacht. Dumbledore zog wieder Dracos Aufmerksamkeit auf sich, als er nickte.
„Mir sind ihre momentanen Lebensumstände sehr wohl bekannt Mister Malfoy. Dennoch bitte ich sie mir zu erläutern was sie von diesem Gespräch erwarten."
Draco zögerte. Reden würde er so oder so müssen, aber er war sich nicht sicher, ob er dies auch in Snapes Anwesenheit tun konnte.
Er hatte den Zaubertrankmeister schließlich oft genug in der Malfoy Manor gesehen. Was wenn er auf der Seite seines Vaters stand?
Dumbledore schien die Gedanken zu verstehen und machte eine abwinkende Handbewegung.
„Sie müssen sich keinerlei Gedanken machen. Sie können hier vollkommen offen reden."
Draco biss sich erneut auf die Unterlippe und suchte nach Worten.
„Ich bitte um Schutz.", sagte er schließlich und blickte Dumbledore zum ersten Mal in die Augen, als er noch deutlicher wurde.
„Ich bitte um Schutz vor meinem Vater."
~*~
Früher einmal, in seinen ersten Jahren in Hogwarts hatte Harry die große Halle geliebt. Hogwarts war seine neue Heimat gewesen und die Menschen in Hogwarts seine Familie und die große Halle war ihm wie das Wohnzimmer vorgekommen in dem die ganze Familie zusammenkam.
Bei den Dursleys hatte er das Wohnzimmer nicht einmal betreten dürfen außer es hatte sich nicht vermeiden lassen.
Nun, wo er in seinem sechsten Jahr angekommen war und er festgestellt hatte, dass nicht unbedingt jeder in Hogwarts zu seiner Familie gehörte, empfand er die Große Halle nur noch als unangenehm.
Er schaffte es in diesem Raum einfach nicht zur Ruhe zu kommen. All die Menschen, der Lärm und das ständige Gefühl beobachtet zu werden und nicht zu wissen wer es war der einen beobachtete.
Harry blickte auf und traf für einen kurzen Augenblick Hermiones Blick und schenkte ihr ein kurzes Lächeln. „Ich werde schon einmal hochgehen. Wir sehen uns später ja?"
Hermione nickte und Harry stand auf und bemerkte McGonagall die hinter ihm stand erst, als diese eine Hand auf seine Schulter legte.
„Mister Potter?"Harry blinzelte erstaunt und drehte sich zu ihr um, so dass sie die Hand zurückziehen musste. McGonagall war blass und sah müde aus, doch das war nichts ungewöhnliches. In Zeiten wie diesen sahen sie wohl alle so aus.
Harry strich sich über die Augen und sah für einen Moment so etwas wie Mitleid in den Augen seiner Hauslehrerin aufblitzen. Auch er musste müde und geschafft aussehen – zumindest fühlte er sich so.
„Professor?".
„Der Schulleiter möchte sie gerne sprechen."Harry nickte „Sicher. Ich werde heute Abend...."Sie schüttelte den Kopf und unterbrach ihn.
„Nicht heute Abend. Jetzt direkt. Die Tür des Büros ist offen."
Harry zögerte kurz und wollte etwas sagen, doch da spürte er die Blicke der anderen Schüler auf sich und nickte nur und drehte sich um und verließ die Große Halle und ging zum Büro des Schulleiters.
Als er den Raum verließ fiel sein Blick für einen Moment auf Draco Malfoy und er war überrascht, dass der Slytherin ihn ohne jeglichen Sarkasmus sondern einfach nur mit nachdenklichem Interesse anblickte.
Harry verschob den Gedanken. Er hatte jetzt wirklich keine Zeit sich über Malfoy Gedanken zu machen.
In letzter Zeit war er seltsam oft ins Büro des Schulleiters gerufen worden. Nein, so dachte er während er durch die leeren Gänge ging und ein bitteres Lächeln formte sich auf seinen Lippen, eigentlich war es wirklich nicht seltsam. Irgendwo verstand er sogar warum ihn alle für fragile hielten.
Es war schließlich nicht lange her – genau gesagt ein halbes Jahr – dass er einige der schrecklichsten Tage seines Lebens erlebt und Voldemort gegenüber gestanden und zum ersten Mal bemerkt hatte wie viel er eigentlich falsch machen konnte. Es war nicht lange her, dass er seinen Paten verloren hatte.
Die Wahrheit aber war, dass es ihm gut ging – so gut wie es einem im Krieg gehen konnte und er in keinster Weise fragile war.
Ja, er hatte geschrieen und geweint und war verzweifelt und hatte um seinen Paten getrauert, aber er hatte auch festgestellt, dass die Welt nicht einfach stehen blieb, sondern dass es weiter ging und dass er nicht einfach stehen bleiben konnte.
Dennoch erwartete Dumbledore, dass er ihn regelmäßig besuchte, damit sich der Schulleiter versichern konnte, dass mit Harry alles in Ordnung war.
Harry ging die Treppe zum Büro hoch. Wenigstens Hermione und Ron ließen ihn in Ruhe. Irgendwann innerhalb des letzten halben Jahres hatten sie wohl verstanden, dass er nicht reden wollte.
Er klopfte an die Tür zum Büro und war erstaunt als diese nachgab und aufschwang.
„Professor?", fragte er und schob die Tür langsam auf.
Der Professor saß wie immer in seinem Sessel ,die Augen geschlossen und die Hände vor sich auf dem Tisch verschränkt.
Harry hatte es in letzter Zeit schon öfter erlebt, dass der Schulleiter einfach eingeschlafen war. Dumbledore war schließlich auch nicht mehr der jüngste.
Aber heute.. irgendetwas an der Atmosphäre im Raum war anders als sonst. Harry trat zögernd ein und schloss die Tür hinter sich, trat langsam auf den Professor zu.
„Professor Dumbledore?", fragte er erneut, seine Stimme halb gedämpft als hätte er Angst davor den Professor zu wecken.
Er trat zu dem Schulleiter und legte eine Hand auf dessen Schulter. Er erstarrte, als er bemerkte was falsch war. Der Professor atmete nicht mehr.
„Albus?", fragte er dennoch wieder, seine Stimme nur noch ein Flüstern und zitternd, denn sein Verstand erlaubte es ihm nicht, die Tatsachen zu verleugnen.
Albus Dumbledore war tot.
~*~
Harry betrachtete nachdenklich die dunkle Flüssigkeit in seiner Tasse und spürte wie der aufsteigende Dampf warm sein Gesicht streifte, machte jedoch keinerlei Anstalten etwas von dem Tee zu trinken.
Er blickte auf, als ein Schatten auf ihn fiel und blickte in Hermiones Gesicht. Ihre Augen waren gerötet und ihre Haut blass und er wusste, dass sie Trost brauchte, doch er fühlte sich einfach nicht in der Lage ihr Trost zu spenden.
Sie ging in die Hocke um mit ihm auf einer Ebene zu sein und griff nach der Decke die um seine Schultern lag und zog sie noch etwas fester um ihn.
Ihm war nicht kalt, aber die Decke war etwas, das ihm dieselbe Wärme gab wie eine Umarmung und wenn er die Augen schloss konnte er sich für ein paar Sekunden einbilden, dass er von seiner Mutter oder von Sirius umarmt wurde und nicht von einem muffeligen Stück Stoff.
„Brauchst du irgendetwas?", fragte sie und er schüttelte den Kopf. Sie strich ihm leicht durch die Haare und schien kurz zu zögern.
„Ich weiß nicht was ich tun soll.", erklärte sie schließlich und blickte zu ihrer Hauslehrerin, die in einem Sessel in der Ecke des Lehrerzimmers saß und auf nichts reagierte.
Harry begann auf seiner Unterlippe zu kauen, stoppte jedoch sofort als Hermione ihn strafend anblickte. „Die anderen Lehrer kommen bestimmt bald."
Hermione zögerte erneut und schaute ihn als, als wisse sie nicht was sie von ihm denken sollte. „Kannst du...", sie atmete tief durch und begann noch einmal von vorne. „Kannst du nicht mal versuchen mit ihr zu reden?"
Harry streckte ihr die Tasse entgegen. „Halt mal.", erklärte er und streifte beim Aufstehen die Decke ab und ging zu seiner Lehrerin hinüber.
„Professor.", sagte er leise und kniete sich neben ihren Sessel auf den Boden. Eine Hand ließ er auf der Lehne des Sessels liegen, die andere legte er auf ihren Arm.
„Professor. Schauen sie mich bitte an.", sagte er nach einigen Sekunden erneut und blickte sie durchdringend an. Die Frau reagierte noch immer nicht.
„Minerva.", meinte er und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und fuhr dann harsch weiter. „Könnten sie sich bitte zusammenreißen. Sie sind hier der Professor okay?! Und ich der Schüler?! Ich glaube wir haben gerade unsere Rollen vertauscht, denn schließlich bin ich es der den Professor gefunden hat und sie sollten sich gerade um mich kümmern."
Er wusste ohne hinzuschauen, dass Hermione etwas sagen wollte und hob seine Hand von der Lehne und brachte sie so dazu zu schweigen.
McGonagall reagierte noch immer nicht. „Professor!! Die Schule steht ohne Leitung da!! Bitte reißen sie sich zusammen!!"
Sie blinzelte und schaute Harry für einen Moment an, blickte dann aus dem Fenster. „Der Schnee schmilzt.", sagte sie und er war froh, dass sie wieder redete und dass er in ihrer Stimme einen Funken Leben finden konnte. Das war einfacher als er erwartet hätte.
„Ja Professor. Es wird Frühling."Sie schaute ihn wieder an. „Es ist kalt.", erklärte sie und er konnte ihre Gänsehaut spüren.
„Nein Professor. Es ist nicht kalt.", erwiderte er und ignorierte Hermione die mit seiner Decke neben ihn getreten war. Sie hatte die Decke wohl McGonagall um die Schultern legen wollen, doch bei seinen Worten zögerte sie.
„Sie bilden sich die Kälte nur ein.", fuhr er fort. „Sie wissen doch, dass die Hauselfen die Schule immer heizen."Harry hoffte, dass die anderen Lehrer bald wiederkommen würden. Die Professorin stand eindeutig unter Schock und er wusste nicht ob die Art wie er sprach hilfreich war oder alles nur noch schlimmer machte.
Hermione legte eine Hand auf seine Schulter und er fragte sich für einen kurzen Moment ob sie wusste wie viel Stärke ihm diese kleine Geste gab.
„Es wird nicht einfach sein.", meinte Professor McGonagall plötzlich und ihre Stimme war fast wieder normal. „Die Schule ohne Albus zu leiten."
Harry drückte ihren Arm leicht. „Bestimmt nicht, Professor. Aber sie haben ja Snape um sie zu unterstützen."Seine Professorin lächelte bei diesen Worten tatsächlich.
„Dafür müsste ich ihnen jetzt eigentlich Punkte abziehen.", sagte sie und schaute Harry direkt in die Augen.
„Aber das werden sie nicht."
Minerva lächelte noch immer und als Harry sie umarmte schlang sie ihre Arme um den Jungen der für sie wie ein Sohn war.
~*~
Harry zögerte für einen Moment und setzte dann seinen Turm vier Felder zurück, blickte Seamus fragend an. „Und? Wie war der Zug jetzt?"
Seamus schenkte ihm ein Lächeln. „Nicht schlecht. Du wirst besser Harry.", erwiderte er und bewegte seinen Läufer.
Harry betrachtete das Brett für einen Moment und schüttelte dann den Kopf. „Ich verstehe diesen Zug nicht."Er spürte ein Gewicht auf seiner Schulter und drehte den Kopf leicht, lächelte als er Rons erkannte, der Harrys Schulter als Stütze missbrauchte und interessiert das Brett musterte.
„Ist doch ganz klar was er tun will.", sagte er schließlich und griff nach Harrys Pferd und setzte es. Seamus stöhnt auf. „Das ist unfair Ron. Ich spiele gegen Harry und nicht gegen dich."
Ron ignorierte ihn mit einem Grinsen und schaute Harry an. „Er hätte dich in drei Zügen Schachmatt gehabt."Harry öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Ron ließ es mit einem Kopfschütteln gar nicht soweit kommen.
„Du warst nicht schlecht Kumpel, da hatte Seamus Recht, aber du bist immer noch zu sehr mit den Zügen beschäftigt, die in der Gegenwart liegen. Schach ist ein Strategiespiel. Du musst immer ein paar Züge weiter denken, sonst kommst du nicht weit."
Harry erwiderte das Lächeln obwohl er wusste, dass Ron nicht nur von seinem Verhalten beim Schach sprach. „Ich werde versuchen mich zu ändern.", sagte er und Ron nickte.
„Gut so. Ach und ich hab McGonagall irgendwann auf dem Gang getroffen, sie würde dich gerne sehen."Harry nickte und stand auf.
In den ersten paar Tagen nach Dumbledores Tod war es in der Schule chaotisch gewesen, doch nun einen Monat später verlief schon wieder alles wie früher.
Ron setzte sich auf Rons Platz und stellte die Figuren in ihre Ausgangsposition zurück. Seamus tat es ihm gleich. Harry betrachtete seine beiden Freund noch einen Moment und drehte sich dann um und verließ den Gemeinschaftssaal.
Ob es auch so einfach sein würde alle Probleme und Gefahren zu ignorieren wenn der Kampf erst einmal richtig losgebrochen war?
„Warum spielt ihr eigentlich mit Mugglefiguren und nicht mit Zauberfiguren?", hörte er Ron Seamus fragen und dann schloss sich das Portrait hinter ihm.
„Weil sei keinen eigenen Willen haben, Ron.", sprach Harry leise seine Gedanken als eine Antwort aus die Ron nicht mehr hören konnte. „Weil sie so nicht wie selbstständig denkende Wesen erscheinen. Weil man so nicht daran denken muss wie viele Menschen noch im wirklichen Kampf sterben werden."
„Mit wem redest du Darling?!", fragte das Portrait besorgt.
~*~
„Professor?`", Harry schob vorsichtig die Tür zum Schulleitungsbüro auf. Er hatte von McGonagall direkt das Passwort bekommen, aber dennoch erforderte es von im das überschreiten einer gewissen Hemmschwelle das Büro einfach so zu betreten.
McGonagall die an einem der vielen Regale stand drehte sich zu ihm um. Das Lächeln auf ihren Lippen war fast unsichtbar, aber Harry kannte seine Hauslehrerin gut genug um es zu erkennen.
„Harry, komm herein.", forderte sie ihn auf und er schob die Tür hinter sich zu. McGonagall hatten Dumbledores alten Sessel weggeschafft und Harry war froh darüber, denn jedes Mal wenn er in den letzten Wochen den Sessel gesehen hatte war vor seinen Augen das Bild des toten Dumbledores aufgetaucht.
Und Harry war inzwischen froh, dass sie Sirius Leiche nie gefunden hatten, denn er wollte nicht wie bei Dumbledore auch bei Sirius jedes Mal wenn er sich erinnerte den toten Körper seines Paten vor Augen haben.
„Setz dich Harry.", forderte sie ihn auf und er setzte sich auf einen der Stühle, blickte sich um. Über all standen Kartons und er bemerkte erst nun, dass McGonagall dabei war das Regal auszuräumen.
„Sie räumen die Sachen des Schulleiters zusammen, Professor?", fragte er und McGonagall drehte sich wieder um und blickte ihn an.
„Dies ist ein privates Treffen Harry. Kein Grund so höflich zu sein."Harry nickte auf die Worte hin, obwohl er sich unwohl fühlte.
So war es schon seit den Ferien. Immer öfter hatten die Lehrer ihm erklärt, dass Förmlichkeiten unnötig waren, wenn sie „privat"miteinander redeten.
Es war als hätten die Fehler die er begangen hatte, so schrecklich sie auch gewesen waren, ihn in den Augen der Erwachsenen abstruser Weise erwachsener werden lassen. Er verstand nicht warum, aber.. nunja die vergangenen Ereignisse hatten ihn gelehrt, dass es manchmal besser war auf Anweisungen und Ratschläge zu hören, statt immer aus dem Bauch heraus zu handeln.
Minerva zückte ihren Zauberstab und ein neuer Stuhl tauchte hinter dem großen Schreibtisch aus. Er sah weniger gemütlich aus und strenger, doch er passte in den Raum und vor allem passte er zu der Lehrerin.
„Es war an der Zeit.", erklärte sie „Ich kann seine Sachen nicht ewig hier bleiben. Schüler und Lehrer mit denen ich Gespräche führe fühlen sich nicht wohl wenn sie von den Dingen der Toten umringt sind.", sie zögerte kurz „Und ich auch nicht."
Harry nickte verstehend und war nicht überrascht als mit einem Male eine dunkelrote Tasse vor ihm stand. Die Tassen die Dumbledore hergezaubert hatte waren immer weiß gewesen.
„Früchtetee wie immer Harry?"Er nickte und die Tasse füllte sich mit einer roten dampfenden Flüssigkeit die aus dem Nichts zu kommen schien.
Ihre eigene Tasse füllte sich ebenfalls. Mit einer Hand hielt sie ihre Tasse, mit der anderen schob sie Harry einen dunkelbraunen dicken Umschlag entgegen.
„Die Ergebnisse von Albus Untersuchung sind da."
„Untersuchung?"
Harry stellte seine Tasse ab und nahm den Umschlang entgegen und zog einige Pergamentblätter heraus. Verwirrt zog er die Stirn kraus.
„Was bedeutet das alles?", fragte er „Die meisten der Fachbegriffe habe ich noch nie in meinem Leben gehört. Und warum wurde Professor Dumbledore überhaupt untersucht? Er ist doch nicht ermordet worden oder?"
Minerva seufzte „Albus war ein wichtiger und angesehener Mann Harry. Er hat mit seinem Testament veranlasst, dass ich Zugriff zu all seinen Unterlagen haben und selbst nach durchschauen dieser Sachen kenne ich wahrscheinlich gerade mal die Hälfte all seiner Kontakte. Es ist bei einem Menschen seiner Größe und mit so vielen Geheimnissen vollkommen normal ihn nach seinem Tode auf seine Todesursache zu untersuchen."
Harry packte die Schriftstücke wieder zurück. „Und? Wurde etwas festgestellt?"
Sie seufzte erneut und trank einen Schluck ihres Tees obwohl dieser noch immer heiß sein musste. „Es ist schwierig Harry. Die Experten sind sich selbst nicht wirklich sicher."
Harry verstand immer weniger. „Aber wie kann man sich denn nicht sicher sein, ob der Tod eines Menschen Mord war oder eine natürliche Ursache hatte?"
„In der Zaubererwelt ist alles etwas verschwommen. In Albus Blut wurde ein Stoff festgestellt, nunja.. er kann unter Umständen tödlich wirken, doch... es ist zuviel Zeit vergangen um nun noch festzustellen, ob dies Dumbledores Todesursache war."
Harry biss sich auf die Unterlippe. „Das versteh ich noch weniger... warum hat man die Untersuchungen dann nicht rechtzeitig gemacht?"
Minerva schloss die Augen und rieb sich mit der rechten Hand über die geschlossenen Augenlieder, eine Geste die sie müde und schläfrig erschienen lass. Harry wurde mit einem Male klar wie schwer sie der Verlust getroffen haben musste.
McGonagall war niemals eine schwache Frau gewesen, gewiss nicht. Aber bisher hatte sie sich in der Schule niemals nur auf ihre eigene Stärke stützen müssen, weil Dumbledore immer da gewesen war.
Nun stand sie alleine da und die Menschen im Schloss litten noch immer unter dem Verlust des alten Mannes. Und sie war die Frau die mit einem Male ohne jegliche Vorbereitung an der Spitze all dieser Menschen stand, sie führen sollte und ihnen Kraft geben sollte.
Harry schluckte als ihm bewusst wurde, dass er irgendwann einmal – wenn er alt genug war oder wenn der Krieg ihnen allen keine andere Möglichkeit mehr ließ, ihre Rolle würde übernehmen müssen.
Er war sich nicht sicher, ob er stark genug war um mit so einer Last klar zu kommen. Doch er war sich sicher, dass Minerva stark genug war.
„Du kennst das Ministerium Harry.. sie.. wollen gewisse Gefahren einfach nicht sehen. Albus Untersuchung wurde als Routine angesehen. Man hat es nicht für nötig gehalten die Priorität seiner Untersuchung höher zu stufen als unbedingt notwendig."
Harry ließ sich gegen die Lehne des Stuhles sinken, setzte sich jedoch gleich wieder aufrecht hin. Das Sitzen auf dem Holzstück wurde langsam aber sicher unbequem.
Minerva bemerkte sein Geste und verwandelte lächelnd mit einer kleinen Bewegung ihres Zauberstabes den Stuhl in einen Sessel ähnlich denen im Gryffindorsaal.
Er lächelte dankbar und schwieg. In seinem Kopf befanden sich mit einem Male viel zu viele Gedanken.
Minerva schwieg für eine Weile und ließ ihm soviel Zeit wie sie ihm im Moment geben konnte. „Dies ist aber nicht der Grund warum ich dich hergeholt habe Harry. Es geht um etwas anderes."
Harry blickte interessiert auf. Ob es irgendetwas neues im Orden gab? In letzter Zeit war es seltsam still geworden.
„Jetzt wo ich Schulleiterin bin, wirst du sicher verstehen, dass es mir unmöglich ist weiterhin eure Hauslehrerin zu bleiben, ebenso wenig werde ich noch die Zeit haben weiterhin Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterrichten – mein Einsatz in diesem Fach war ja sowieso nur eine Notlösung."
Harry nickte. Er hatte mit Dumbledore am Anfang des Schuljahres über diese Maßnahmen gesprochen. Und ihm waren die internen Maßnamen bekannt – zumindest soweit er das beurteilen konnte.
„Deshalb werden wir in den nächsten zwei Tagen Zulauf von einem neuen Lehrer bekommen. Jiyu Osuneko ist ein Kollege der bisher an einer Zauberschule in Tokyo unterrichtet hat und uns nun unterstützen wird."
„Japan?", fragte Harry erstaunt und Minerva lächelte.
„Ja Harry Japan. Schließlich müssen die Zauberkinder dort ja auch unterrichtet werden. Außerdem..", sie seufzte erneut. „Uns steht ein harter Kampf vor Harry und die asiatischen Zauberkünste unterscheiden sich von den hiesigen. Ich hoffe, dass Professor Osuneko Möglichkeiten besitzt und auch auf uns vielleicht unbekannte Art und Weise auf den Kampf vorzubereiten."
Harry dachte erneut einen Moment nach. Irgendwie... immer wenn er an den Krieg in der Zukunft gedacht hatte – und das hatte er oft. Hatte er nie an etwas anderes gedacht als an Schottland oder England.
Es hatte nie seine Gedanken gestreift, dass da draußen auch noch andere Länder existierten die ebenfalls in den Kampf verwickelt werden würden. Auch sie mussten doch unter Voldemort leiden? Wie sah es mit der Zusammenarbeit der Länder aus?
Minerva schüttelte den Kopf als würde sie seine Gedanken erraten und wahrscheinlich hatte sie das auch getan.
„Nicht jetzt Harry. Ich erkläre dir es wann anders oder wahrscheinlich.. sollte dies jemand anders tun, jemand der mehr Überblick und mehr Ahnung hat. Ich werde mit Remus reden."
Harry nickte und zögerte bei seiner nächsten Frage. „Warum haben sie mir von dem neuen Lehrer erzählt?", fragte er. Dumbledore hatte ihm zwar auch viel erzählt aber beim alten Schulleiter hatte er immer als erstes nachfragen müssen.
Er war es nicht gewohnt, dass man ihm von sich aus erzählte was los ist. Auch nicht wenn sich soviel im letzten halben Jahr geändert hatte.
„Ich brauche jemanden der Professor Osuneko durch Hogwarts führt und ihm alles zeigt. Normalerweise würde ich es selber machen, aber momentan sind wir Lehrer vollkommen ausgelastet. Ich weißt, dass du kein Vertrauensschüler bist aber ich würde dich dennoch darum bitten."
Harry fühlte sich als würde er gerade zur Beschäftigungstherapie verdonnert werden.
„Harry, Ich..", begann sie, doch Harry unterbrach sie nun seinerseits indem er den Kopf schüttelte. „Es ist in Ordnung Minerva.", sagte er und es fühlte sich irgendwie seltsam an bei einem solchen Gespräch ihren Vornamen zu benutzen. Auch wenn er gebeten wurde die Formalitäten zu lassen, änderte das nichts daran, dass er außerhalb der Privaträume der Lehrer immer noch ihr Schüler war.
„Wann kommt Professor Osuneko an?"
„Montag morgen. Ich werde sie beim Frühstück den Schülern vorstellen.", sie blickte auf die Uhr Dumbledores die noch immer im Regal stand. „Das Abendessen beginnt bald. Du solltest in die Große Halle gehen."
Harry nickte und stand auf. Er stoppte, als sie mit einem Male ebenfalls aufstand.
„Warte Harry.", erklärte sie und ging zu einem Regal und nahm einen kleinen Gegenstand heraus und reichte ihn ihm. „Albus wollte, dass du unter anderem dies bekommst. Er hat noch mehr seiner Gegenstände für dich vorgesehen... aber die muss ich erst raussuchen. Nimm dies schon einmal."
Harry betrachte diesen Gegenstand nachdenklich. Es war eine kleine Säule die das matte Licht im Raum durch die Dutzende Spiegel in ihrem Innerem reflektierte. Er war sich sicher, würde man die Säule ins Sonnenlicht stehen würde sie wie eine Lampe leuchten.
Harry wechselte sie von der linken in die rechte Hand. Sicher, sie war nett anzusehen, doch er wußte nicht wirklich was er damit anfangen sollte.
„Was ist das?", fragte er deshalb und erntete für die Frage ein trauriges Lächeln. „Albus hätte es lustig gefunden, sie das selbst rausfinden lassen."
Harry nickte verstehend und betrachte die Säule nachdenklich.
„Er hatte eine seltsame Art von Humor.", stellte er fest und spürte mehr als er sah, wie sich Minervas Blick ebenfalls auf die Säule fixierte.
„Ja das hatte er.", sagte sie und dann schwiegen sie beide, denn es gab soviel zu sagen, dass es besser war zu schweigen.
Manchmal sagt die Stille mehr als es alle Worte der Welt könnten.
~*~
Als Harry am nächsten Morgen die Augen aufschlug blickte er direkt in das Gesicht seines besten Freundes. Für einen Moment schauten sie sich nur an und Harry der sich noch immer im Halbschlaf befand wunderte sich was dieser komische Ausdruck in Rons Augen bedeuten sollte.
Doch gerade als er anfing klar Gedanken zu fassen und die Situation zu analysieren war Ron mit einem Male wieder wie immer und grinste und strubelte ihm durch die Haare.
„Aufwachen Harry. Wenn du dich nicht beeilst verpasst du noch das Frühstück."
Harry grummelte instinktiv und drehte sich auf die Seite und zog die Decke bis zu seiner Nase und schloss die Augen wieder.
„Noch fünf Minuten.", erklärte er und hörte wie Ron erneut laut auflachte. „Okay Kumpel, aber pass wirklich auf, dass du nicht wieder einschläfst. Wir haben in den ersten beiden Stunden Snape und ich werde nicht nochmal hochkommen nur um dich aus dem Bett zu schleifen."
Harry murmelte etwas von dem er selbst nicht einmal wußte was es bedeutete und lauschte wie sich Rons Schritte von seinem Bett entfernten und schließlich die Tür des Schlafsaals zufiel.
Der Gryffindor seufzte und blieb noch für eine Weile liegen, doch nach einigen Momenten ließ ihm sein schlechtes Gewissen keine andere Wahl und er rappelte sich auf und verließ mit müden Bewegungen das Bett.
Das Wasser in der Dusche war kalt und erzeugte bei ihm eine Gänsehaut. Er stützte sich mit den Händen an der Fliesenwand ab und schaut auf den Boden, während das Wasser über seine Haut lief.
Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die immer trockenen Lippen und lehnte seine Stirn ebenfalls gegen die Fliesen.
Er hatte nicht wirklich Lust runter zum Frühstück zu gehen. Er seufzte und drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und hob den Kopf, so dass er die Augen schließen musste, damit das Wasser nicht direkt in seine Augen tropfte.
Das war einer der vielen Tage in letzter Zeit an denen er es nicht leiden konnte in der Nähe anderer Leute zu sein.
Er drehte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch und wickelte es um seine Hüfte und trat aus der Dusche heraus, an die Waschbecken heran. Links von den Becken befand sich ein kleines Fenster und Harry blickte für einige Momente einfach nur hinaus.
Es wäre schön jetzt fliegen zu gehen, dachte er und drehte sich vom Fenster weg um sich hastig fürs Frühstück fertig zu machen.
Als er die Große Halle betrat waren viele schon gegangen und Harry war froh, dass einigermaßen Ruhe in dem großen Raum herrschte.
Er ließ sich neben Ron fallen und griff nach einem Brötchen, während er Hermione, die ihm gegenüber saß ein leichtes Lächeln schenkte.
„'ten Morgen.", murmelte er und schnitt das Brötchen auf, reichte eine der Hälften Ron, der ihn angrinste und sofort nach dem Glas mit der Schokoladencreme griff.
Hermione verdrehte die Augen. „Ronald Weasley. Soviel von diesem süßen Zeug kann einfach nicht mehr gesund sein."
Ron biss in das Brötchen und machte eine abwinkende Handbewegung. „Reg dich nicht auf Herm.", erklärte er, doch Hermione war nicht bereit so schnell aufzugeben.
„Harry! Sag ihm doch auch mal, dass er sich gesünder ernähren musste."
„Soviel Schokolade ist nur etwas für depressive Menschen, Ron.", erklärte Harry und bemerkte nicht einmal wie Ron sein Brot weglegte, weil Hedwig auf ihn zugeflogen kann und seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Hey du schöne..", begrüßte er die Schleiereule und strich ihr leicht durch das Gefieder, bevor er ihr den Brief am Bein abnahm.
Wir vermissen dich
Sagte der Brief, mehr nicht.
Harry packte den Brief in seine Robentasche und blickte auf und begegnete Hermiones Blick. „Und? Von wem ist der Brief?"
Harry seufzte. „Von Remus. Er möchte, dass ich am Wochenende zu ihm komme.", übersetzte er die drei Worte und griff nach Rons Schokobrot und biss hungrig hinein.
~*~
Harry starrte nachdenklich auf seine Tasche und drehte sich dann zu Ron um, der auf seinem Bett saß und in eins seiner Bücher vertieft war.
„Wieviel muss ich packen um am Wochenende kein Problem mit meiner Kleidung zu haben?"
Ron linste über seinen Buchrand und schaute Harry mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Fragst du mich gerade allen ernstes was du für zwei Tage einpacken sollst?"
Harry dachte einen Moment über diesen Satz nach. „Ich bin nur unsicher, weißt du..", begann er doch Ron winkte ab und begann weiterzulesen.
„Du redest dir deine Unsicherheit nur ein.", erklärte er und Harry betrachtete seinen besten Freund für einen Moment nicht sicher was er tun sollte, bevor er sich wieder zu seiner Tasche drehte und ein weiteres Shirt und eine Hose einpackte.
„Remus holt mich in ner Stunde ab.", erklärte er, doch von Ron kam keine Reaktion. Harry schloss die Tasche und stellte sie an sein Bettende und ging die Treppe zum Gemeinschaftssaal runter.
Hermione saß mit Ginny zusammen in den Sessel vor dem Kaminfeuer und schauten auf als Harry sich zu ihnen setzte.
„Ron ignoriert mich schon wieder.", erklärte er und Ginny legte für einen Moment eine Hand auf seinen Arm. „Er hat momentan einfach nur viel über das er nachdenken muss."
Harry schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es nur das ist. Hermione ignoriert er doch zum Beispiel nie. Und im einem Moment redet er noch ganz normal mit mir im nächsten tut er so, als würden wir uns kaum kennen."
„Das ist die Pubertät.", meinte Hermione und schlug eine Seite ihres Buches um. Harry und Ginny blickten sie aus großen Augen an.
„Hast du gerade das gesagt was ich denke was du gesagt hast?", fragte Harry und Hermione blickte erstaunt von ihrem Buch auf. „Was ist Harry?"
Harry ignorierte ihren verwirrten Gesichtsausdruck und hob ihr Buch hoch, so dass er den Titel lesen konnte. „'Die Psychoanalyse des jugendlichen Geistes' Du solltest wirklich anfangen vernünftige Bücher zu lesen."
Hermione verzog das Gesicht. „Das Buch ist..."„...sehr interessant, wir wissen es Hermione.", meinte Ginny lachend.
Ihre Hand lag noch immer schwer auf Harrys Arm.
~*~
Harry schulterte seine Tasche und hauchte Hermione einen Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns am Montag."Sie nickte und drückte seine Hand.
„Ron...", begann sie und er schüttelte den Kopf. „Mein bester Freund.. sitzt noch immer oben und ignoriert mich und mir ist es auch egal. Wenn wir Glück haben beruhigt er sich übers Wochenende wieder."
„Harry er meint es sicher nicht so. Für ihn ist es nicht leicht momentan. Seine ganze Familie bereitet sich auf den Kampf vor und er hat Angst sie zu verlieren und...", sie stoppte als sie bemerkte was sie da redete.
Harry Gesichts war hart geworden. „Wenigstens hat er noch eine Familie. Bis Montag."Ohne weiter auf sie zu achten verließ er den Gemeinschaftssaal und ließ Hermione zurück.
„Ich werde mit ihm reden!", rief sie ihm hinterher, doch er reagierte nicht mehr und war froh als das Portrait hinter ihm zufiel.
Remus wartete bereits in McGonagalls Büro auf ihn und sein blasses und ausgelaugtes Gesicht erinnerte Harry daran, dass erst vor zwei Tagen Vollmond war.
„Hallo Harry.", sagte er und zog Harry in eine Umarmung. Harry versteifte sich automatisch und zwang sich dann doch sich zu entspannen, denn schließlich war es Remus und sie hatten doch nur noch einander.
„Hey Remus...", murmelte er und schlang seine Arme um den älteren Mann und ignorierte, dass seine Tasche langsam von seiner Schulter glitt. Er hatte Remus seit den Sommerferien nicht mehr gesehen.
Natürlich hatte es die Möglichkeit gegeben sich zu treffen, aber bisher.. er war einfach nicht dazu bereit gewesen. Nicht wenn er jedes Mal wenn er Remus sah an Sirius denken musste.
Doch heute war es irgendwie anders. Und, so dachte er, als er Remus losließ und der Mann ihm lächelnd über die Haare strich, vielleicht war ein Wochenende weg von Hogwarts ja gar nicht so schlecht.
~*~
Harry stocherte in der Pfanne herum und verzog das Gesicht.
„Ich glaub ich hab das Essen versaut Remus.", sagte er und spürte wie Remus hinter ihn trat und über seine Schulter linste.
„Sieht so aus. Ich ruf den Pizzaservice an. Was willst du haben?", fragte Remus und griff nach dem Telefon, wählte die Nummer.
„Ne große Thunfisch und eine kleine Schinken.", erklärte Harry und brachte Remus damit zum grinsen. „Scheint als hätte da jemand Hunger."
Harry lachte und kratzte den Inhalt aus der Pfanne um das einstmalige Essen wegzuschmeißen und lauschte mit halbem Ohr wie Remus bestellte.
Dann schmiss er die Pfanne ins Waschbecken und ließ sich auf einen der Stühle am Küchentisch fallen. Für einen kurzen Moment schaute er nach draußen und stellte fest, dass es bereits dunkel war.
Er war gerade erst ein paar Stunden hier und es war immer noch Freitags abends aber es hatte sich bei ihm das Gefühl breit gemacht, dass schon die ganze Zeit ein Gespräch in der Luft lag zu dem keiner von ihnen wirklich den Mut hatte.
Remus legte das Telefon auf. Harry hatte schon in den ersten Minuten festgestellt, dass Remus Wohnung wie eine ganz normale Mugglewohnung eingerichtet war.
Es hatte ihn nicht gewundert – es war immerhin Remus in dessen Wohnung er sich befand und Remus.. nunja wenn man von der Werwolfgeschichte absah war es nun einmal aus irgendeinem Grund einfacher von Remus als Muggle und nicht als Zauberer zu denken.
„In zwanzig Minuten kommt die Pizza.", sagte Remus und Harry nickte und dann schwiegen sie beide. Harry fuhr mit dem Finger die Musterung des Tisches nach, als wäre es das interessanteste in der Welt.
Remus stand auf und schaltete das Radio an. Leise Musik erfüllte den Raum. Remus setzte sich wieder an den Tisch und sie blieben beide für einige weitere Minuten still.
„Ich vermisse ihn.", sagte Remus irgendwann und Harry hob den Blick und sie blickten sich beide an und Harry nickte und traute sich nicht etwas zu antworten, weil er sich sicher war, dass seine Stimme zusammenbrechen würde.
Dann wurde die Pizza geliefert und sie aßen sie nebeneinander im Wohnzimmer und schauten sinnlose Fernsehshows, während hinter der geschlossenen Tür in der Küche noch immer das Radio lief.
~*~
Harry wachte am Samstag morgen auf, weil Remus an seiner Schulter rüttelte.
Er grummelte und versuchte sich auf die Seite zu drehen, doch mit einem Male war auch noch Remus zweite Hand da und rüttelte ihn.
„Was ist denn los...?"murmelte er und richtete sich auf, froh als Remus Hände aufhörten zu schütteln und ihn einfach nur noch festhielten.
„Ich muss los Harry. Grimmaulds Place ist der Treffpunkt – der ganze Orden wurde zusammengerufen."Harry war schlagartig ganz wach und setzte sich aufrecht hin.
„Warum?"
Remus zog seine Hände zurück und begann hastig seine Robe zu glätten die er sich einfach nur übergeworfen hatte. „Ich weiß es nicht.", erklärte er und versuchte die Robe zusammenzubinden.
Harry seufzte schließlich und schob Remus Hände zur Seite um die Aufgabe selber auszuführen. Remus lächelte dankbar.
„Ich habe gerade von Arthur von dem Treffen erfahren und ich muss direkt los. Es tut mir leid Harry, ich dachte wirklich wir könnten das Wochenende zusammenverbringen, aber es geht nicht anders..."
Harry unterbrach ihn. „Ich möchte mit Remus."Remus seufzte und strich sich über die Haare. Harry war fertig und zog seine Hände zurück.
„Ich weiß, dass du mit willst, Harry, aber das geht nicht, du bist kein Mitglied des Orderns und zu jung."Er streckte eine Hand aus und strich Harry kurz über die Wange. „Ich schick dir nachher eine Eule okay? Vielleicht kannst du zum Mittagessen rüber kommen."
Remus zog die Hand zurück und lächelte als würde er erwarten, dass Harry von der ganzen Sache ganz begeistert wäre.
Das war Harry nicht und das zeigte sein Gesichtsausdruck auch, ebenso wie seine Stimme. „Zu jung? Wieso kommst du jetzt schon wieder mit so einem Mist an?! Was erwartet ihre eigentlich alle von mir? Alle reden immer davon, dass ich es einmal sein werde der euch alle retten soll, aber ihr gebt mir keine Möglichkeit in irgendeiner Weise zu handeln, sondern sperrt mich in Hogwarts ein. Wann habt ihr vor mich rauszulassen? Wenn Voldemort alle anderen getötet hat?"
Remus brauchte eine Weile um eine Antwort zu finden. „Harry, niemand sperrt dich in irgendeiner Weise ein, ganz bestimmt nicht. Wir machen uns nur Sorgen und wollen dich schützen!"
Harry war nicht bereit Remus zuzuhören. „Sorgen?! Na toll, als wenn mir das was bringen würde!! Sirius hat mich auch beschützen würde und jetzt...?!"
Das hatte er nicht sagen wollen und es tat ihm leid und er drehte den Kopf weg um Remus nicht anschauen zu müssen. Dieser schien von Harrys Ausbruch geschockt und verletzt, aber er streckte dennoch erneut die Hand nach Harry aus.
„Harry...", begann er, doch verstummte als Harry seiner Hand auswich.
Für einen kurzen Moment zögerte er, doch dann drehte er sich um und ging, denn er wußte nicht mehr was er sagen sollte.
Harry jedoch blieb alleine in seinem Bett sitzen und bewegte sich nicht und begann erst zu weinen, als die Tür hinter Remus zugefallen war.
~*~
Harry aß sein Frühstück draußen auf der Terrasse und versucht sich dabei zu beruhigen, doch es war nicht so einfach wie er sich das gewünscht hatte.
Langsam, aber sicher wurde ihm klar welches Spiel die Lehrer mit ihm gespielt hatten. ‚Lassen sie die Formalitäten. Dies ist ein privates Gespräch' hatten sie gesagt und er hatte sich stolz und toll gefühlt, weil sie ihm das Gefühl gaben, dass er dazu gehörte.
Aber die Wahrheit war, dass er nicht dazu gehört hatte. Wie ein kleines Kind hatten sie ihn behandelt... hatten geglaubt, wenn sie ihn fühlen ließen, dass er dazu gehörte würde er nicht nach mehr verlangen.
Aber die Wahrheit war.. die Wahrheit war, dass sie nie vorgehabt hatten ihn kämpfen zu lassen, dass konnte er nun sehen. Nun wo es wichtig wurde schlossen sie ihn erneut aus!!
Er schob den Teller von sich weg und stand auf, begann mit geballten Fäusten durch den kleinen Garten zu laufen.
Sie hatten alle nur mit ihm gespielt, hatten sich wahrscheinlich einen Spaß daraus gemacht ihn auf die falsche Fährte zu locken.
Schließlich ging er zurück zum Tisch, nahm seinen Teller und ging hinein, stellte ihn zu der Pfanne vom gestrigen Abend ins Spülbecken.
Er wußte, dass seine Wut unbegründet war – zum Teil zumindest. Und er wußte, dass es nichts bringen würde sich aufzuregen und sich aufzuführen als wäre er ein Kind wenn er nicht so behandelt werden wollte.
Aber er konnte nicht anders, die Wut war nun einmal da und er hatte sie bereits zulange unterdrückt um noch weiter still bleiben zu können.
Er blickte auf das Foto, dass auf dem Kaminsims stand und bis sich auf die Unterlippe. Er kannte das Bild.. es befand sich auch in dem Fotoalbum, dass Hagrid ihm in seinem ersten Jahr geschenkt hatte.
Es zeigte seinen Vater und seine Mutter und Remus und... Sirius...
Harry fühlte wie sein Hals trocken wurde und sich zusammenzog. Sirius hatte ihn immer wie einen Erwachsenen behandelt.
Vielleicht hat er aber auch nur deinen Vater in dir gesehen, flüsterte ihm eine Stimme in seinem Unterbewusstsein zu, doch er ignorierte sie.
Er war wirklich nicht in der Stimmung sich Gedanken über seine Beziehung zu Sirius machen.. eine Beziehung die vergangen war.
Ein Klopfen am Fenster zog seine Aufmerksamkeit auf sich und er ging zum Fenster um die Eule hinein zu lassen die Rons Entschuldigung brachte.
~*~
Remus kam am späten Abend wieder und sah müde und abgekämpft aus.
Über die Stunden hatte sich Harrys Ärger gelegt, so dass er nichts weiter war als besorgt und Remus eine Decke umlegte, als sich dieser erschöpft in den Sessel fallen ließ.
Sie redeten nicht bis Harry Remus eine Tasse Tee in die Hand drückte und sich auf die Lehne des Sessels setzte. Remus starrte für einige Augenblicke die Flüssigkeit an, bevor er den Blick hob und Harry ernst anschaute.
„Nicht mehr wütend?"Harry schüttelte den Kopf „Es hat mich nur aufgeregt... alles.. weißt du.. ich würde nur gerne was machen.. irgendetwas machen..."
Remus nickte verstehend und nippte vorsichtig an seinem Tee. „Was ist passiert?", stellte Harry die Frage die ihn schon den ganzen Tag beschäftigt hatte.
Remus seufzte und stellte die Tasse ab, strich sich müde über die Augen. „Es gab einen Angriff... den ersten wirklich, seit der.. seit der Sache in den Ferien."
Harrys Augen weiteten sich. „Ein Angriff?! Aber der Tagesprophet hat nichts darüber geschrieben..."Remus schüttelte betrübt den Kopf.
„Das Ministerium versucht es solange wie möglich zu unterdrücken. Spätestens morgen früh wird es veröffentlicht worden sein.. glaub mir das..."
Er zögerte kurz und erklärte dann weiter. „Es war ein Muggledorf Harry. Viele Verletzte, wenn auch wenige schwer... zehn Tote..."
Harry kaute auf seiner Unterlippe herum und griff nach Remus Tasse um selber einen Schluck zu trinken. Er verzog das Gesicht. „Ich glaube ich hätte gerade lieber was alkoholisches.."
Remus lächelte schwach. „Du wirst Sirius ähnlicher und ähnlicher weißt du das?!", sagte er und beide schwiegen für einen kurzen Augenblick.
Schließlich stellte Harry die Tasse wieder auf dem Tisch und Remus griff nach seiner Hand. „Dean Thomas, Harry, der ist doch bei dir in der Schule oder?"
Harry nickte und zog seine Hand nicht zurück, weil er das Gefühl hatte, dass er die Stütze noch brauchen würde. Remus blickte nicht so drein wenn nichts los war.
„Er ist in meiner Klasse, in meinem Schlafsaal sogar.... er ist ein Freund von mir.."Remus zog ihn näher an sich heran.
„Seine Eltern wurden heute Abend getötet."
Harry schwieg und saß für eine Weile einfach da, bevor er sich zitternd an Remus schmiegte. „Ich muss nach Hogwarts zurück.", erklärte er und Remus nickte verstehend.
„Das hab ich mir schon gedacht. Das Ministerium schickt uns nachher einen Portkey."Harry nickte und schwieg dann für eine Weile.
„Niemand sollte seine Eltern verlieren müssen.", flüsterte Harry schließlich und spürte wie Remus Hände beruhigend über seinen Rücken strichen.
„Im Krieg werden Opfer von allen genommen Harry... daran wird sich nie etwas ändern."
Harry strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Wenn nur alle darunter leiden.. dann verstehe ich nicht warum ein Krieg überhaupt geführt wird."
Remus fielen viele Dinge ein, die er Harry hätte sagen können, doch er wußte, dass nichts Harry würde helfen können.
Und so schwieg er und hielt Harry einfach nur im Arm.
~*~
Harry war die Strecke von Hogsmead nach Hogwarts eher gerannt als gelaufen und Remus hatte Probleme gehabt mitzuhalten.
So war es nicht verwunderlich, dass Harry vollkommen außer Atem war als er das Büro von McGonagall erreichte. Das Büro war inzwischen fast vollkommen leer und in einem der beiden Sessel vor dem Tisch saß blass und verloren Dean.
Harry ließ seine Tasche an der Tür fallen und war mit wenigen Schritten neben Dean. Dean hob langsam seinen Kopf und blickte Harry an und obwohl er nichts sagte, konnte Harry sehen wie sich die Tränen ansammelten und zog Dean einfach in seine Arme und hielt ihn fest.
Dean und er mochten nicht die besten Freunde gewesen sein oder hatten sich besonders nahe gestanden, aber sie waren Freunde und sie wussten beide wie es war seine Eltern zu verlieren und das war alles was in diesem Moment zählte.
Erst als er ein Räuspern hörte wurde ihm bewusst, dass sich auch noch Remus und McGonagall im Raum befanden.
Er löste sich, so dass er aufblicken konnte, behielt seine Arme aber immer noch um Dean, der rutschte um ihm im Sessel Platz zu machen. Harry konnte sich vorstellen wie sehr Dean in diesem Moment Nähe brauchte.
„Mister Thomas.", begann McGonagall und setzte sich hinter den Schreibtisch während Remus im Sessel neben Harry Platz nahm.
„Was mit ihren Eltern passiert ist, tut uns ernsthaft und aufrichtig leid. Ich versichere ihnen, dass sie in nächster Zeit natürlich in allen Dingen von der Schule unterstützt werden."
Harry fühlte Dean schwach nicken und zog ihn noch etwas näher an sich heran. McGonagall schien nach Worten zu suchen. Harry fragte sich was er sagen würden wenn er an ihrer Stelle wäre.
Doch er war nicht an ihrer Stelle, sondern an der Stelle des Freundes und deshalb war es nur natürlich für ihn, als er sich aufrichtete und Dean mit sich zog.
„Ich denke Dean sollte zurück zum Gemeinschaftssaal gehen.", sagte er und McGonagall nickte. „Das wird wohl das beste sein Mister Thomas. Harry, ich würde dich gerne noch sprechen."
Harry blickte sie ernst an und schüttelte den Kopf.
„Es tu mir leid Professor, aber ich denke als Freund werde ich momentan mehr gebraucht als als ihr Schüler."
Sowohl McGonagall als auch Remus schwiegen, als Harry einen Arm um Deans Taille legte und den noch immer unter Schock stehenden Jungen aus dem Büro zog.
Sie hatten bereits die Hälfte des Weges hinter sich, als Harry es für angemessen hielt, die ersten Fragen zu stellen.
„Wissen es die anderen bereits?"Dean schüttelte den Kopf. „Ich wußte es selbst nicht.", erklärte der etwas Kleinere „Bis ich in McGonagalls Büro war."
Harry wollte eigentlich noch weitere Fragen stellen, doch er war sich mit einem Male sicher, dass Dean in Tränen ausbrechen würde, wenn er noch ein weiteres Wort würde sagen müssen und so schwieg er bis sie den Gryffindorturm erreichten.
„Fate.", sagte er und das Portrait schwang auf. Es war bereits spät und im Gemeinschaftssaal war nicht viel los, aber Hermione, Ginny und Ron saßen am Feuer und einige Drittklässler an einem der Tisch und er konnte Seamus mit einem Fünftklässler am Fenster reden sehen.
Naja.. so wie Harry Seamus kannte konnte man es wohl schlecht ‚reden' nennen sondern musste eher ‚flirten' sagen. So war Seamus immer.
Hermione war die erste, die sie bemerkte. Sie lächelte erst, dann wurde sie blass als sie Dean sah und konnte einen kleinen erschrockenen Schreckensschrei nicht unterdrücken, der auch die Aufmerksamkeit der anderen erweckte.
Vor allem erweckte er Seamus Aufmerksamkeit. Der Ire blickte einen Moment verwirrt, dann ließ er den Fünftklässler stehen und hastete durch den Raum, packte Dean sanft aber bestimmt an den Schultern.
„Dean! Was ist los?"Dean reagierte noch langsamer als er vorhin bei Harry reagiert hatte und Harry konnte sagen, dass es nicht mehr lange bis zum Zusammenbruch brauchen würde.
„Sie sind tot", sagte Dean und obwohl seine Stimme leise war, war es im Raum so still, dass jeder ihn hören konnte. „Meine Eltern sind tot."
Nach dem Moment verschwammen Harrys Erinnerungen etwas. Dean hatte irgendwann angefangen zu weinen und Ginny hatte die Drittklässler rausgejagt und Seamus hatte sich um Dean gekümmert und Hermione sich um ihn, denn der Tag hatte ihn geschafft und Deans Verlust hatte ihn daran erinnert wie er als Kind immer wieder gesagt bekommen hatte, dass er vollkommen alleine und ohne Eltern war.
Seine Erinnerungen wurden erst wieder klar, als Hermione ihn in den Sessel drückte und er Ron erkannte. Ron der sich nicht bewegt und irgendjemandem geholfen hatte, Ron der einfach nur da gesessen und nicht reagiert hatte.
Und das nicht weil er geschockt gewesen war, denn Harry konnte klar und deutlich sehen, dass Ron nicht aussah als wäre er geschockt. Genau genommen... sah Ron eher erschreckend normal aus.
„Was ist Harry?", fragte sein bester Freund und klang dabei ungeduldig und genervt. „Hab ich irgendetwas im Gesicht?"
Harry senkte den Blick und schaute auf seine Hände. Hermione, welche die ganze Zeit an seiner Seite gewesen war, war nun auf einmal verschwunden und er wünschte sich sie wäre hier um ihn zu helfen.
Er und Ron... Harry wußte selbst nicht woran es lag, aber er hätte das Gefühl als wären sie unendlich weit voneinander entfernt in letzter Zeit.
Er schaute erstaunt auf, als sich von der Seite zwei Arme um ihn schlangen und war überrascht nicht Hermione auf der Lehne neben ihm sitzen zu sehen, sondern Ron.
Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, wollte etwas fragen, denn es fühlte sich ungewohnt an, nach all der Zeit die vergangen war Trost von Ron zu empfangen. Und dennoch war es das natürlichste der Welt, denn schließlich war Ron sein bester Freund.
„Sei ruhig..", murmelte Ron so leise, dass Harry es beinahe selbst nicht hörte „Sei ruhig, sei einfach einmal ruhig..."und dann noch leiser „Es tut mir leid."
Er legte eine Hand in Harrys Nacken und zog ihn an seine Brust und hielt ihn fest und wiegte ihn leicht hin und her und murmelte Worte die keinerlei Sinn ergaben und die dennoch alles waren was Harry in diesem Moment brauchte.
Und während Harry sich lächelnd von Ron trösten ließ, liefen ihm brennende Tränen über die Wangen.
~*~
Frühstück am Sonntagmorgen war immer eine ruhige und angenehme Angelegenheit, denn kaum jemand stand Sonntags früh genug auf um etwas essen zu können und so war es erst beim Mittagessen, als den Gryffindors – und auch den Ravenclaws und den Hufflepuffs – auffiel, dass jemand fehlte.
„Wo ist Malfoy hin?", fragte Ginny als erste und schob das Tablett mit Speck aus ihrem Blickfeld. Seit sie Vegetarier geworden war, konnte sie das Essen nicht mehr sehen. „Die Verführung ist natürlich groß.", hatte sie Harry einmal gesagt. „Und manchmal würde ich gerne wieder Fleisch essen.... aber ich weiß, dass die Schuldgefühle hinterher größer wären."
Hermione blickte von dem Buch neben ihrem Teller auf und schaute zum Slytherintisch hinüber. „Dann fehlt er ja.. vielleicht ist er krank."
Harry schob seinen Rest Rührei von der einen Seite seines Tellers zur anderen. „Malfoy fehlt nie beim Frühstück."
Seine beste Freundin runzelte ihre Stirn. „Woher weißt du so was Harry?"
Seamus drängte sich auf den Platz zwischen Harry und Ron. Harry grinste verhalten. Seamus sah wirklich alles andere als wach auf – aber das sah er morgens nie.
„Weil Malfoy bei keiner Mahlzeit fehlt."Hermione bewegte ihren ungläubigen Blick von Harry zu Seamus. „Woher weißt du so was?"
Harry lachte und wußte ohne hinzusehen, dass Ron die Augen verdrehte. Dean der neben Hermione saß übernahm die Aufgabe ihr zu antworten. Harry war überrascht, wie wach und ausgeruht der Junge aussah. Natürlich war er noch immer blass, aber... er sah irgendwie lebendig aus.
Harry wußte nicht warum, aber er hatte etwas anderes erwartet. Er spürte wie Seamus näher rückte und blickte zu ihm, erwiderte dessen Lächeln, nicht wissend das er die – wenn auch wirklich freundlich gemeinte Geste missinterpretierte.
Wahrscheinlich musste das Leben weitergehen... auch wenn erst wenige Stunden vergangen waren. Die Erde konnte nicht einfach stehen bleiben.
„Schau Hermione..", riss Deans Stimme Harry aus den Gedanken. „Falls du es nicht mitbekommen haben solltest nochmal zum mitschreiben: Draco Malfoy ist männlich."
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Und....?"
Harry hatte das Gefühl alle in Hörweite unterdrückt aufstöhnen zu hören.
„Und das.", erklärte der niemals ungeduldige Dean weiter. „bedeutet für Seamus ist Malfoy ein potentielles Opfer."
Hermione blinzelte erstaunt und nippte an ihrem Orangensaft. „Kerle... ich verstehe sie einfach nicht."
Sie schien noch etwas sagen zu wollen wurde aber von Harry unterbrochen der mit einem Male aufsprang und knallrot angelaufen war.
Die Halle begann zu lachen, als Harry Seamus anschrie:
„Seamus!! Was hat deine Hand zwischen meinen Beinen zu suchen?!"
~*~
Hermione piekste Harry ungeduldig in die Seite. „Harry?"
Er seufzte und schluckte sein Stück Toast runter und drehte den Kopf zu seiner besten Freundin, schaute sie genervt an.
„Ja Herm. Malfoy war gestern beim Frühstück nicht da und beim Mittagessen nicht da und beim Abendessen nicht da und jetzt beim Frühstück ist er auch nicht da und nein, ich denke nicht das Ron Recht mit seiner Verschwörungstheorie hat. Wahrscheinlich ist Malfoy einfach nur krank."
Er fühlte sich selbst ebenfalls krank und müde. Dean hatte die ganze Nacht geweint und getrauert und obwohl Harry gewusst hatte, dass Seamus bei Dean war hatte er nicht schlafen können.
Wenn das hier erst der Anfang war.. wenn es schon so war ohne dass der Krieg ausgebrochen war.. wie würde es erst sein wenn sie sich mitten im Krieg befanden?
Hermione strich über seinen Arm. Ein Geste die wahrscheinlich beruhigend wirken sollte, aber auf Harry wirkte sie nur einengend und so zog er seine Hand wieder weg.
Sie sah verletzt aus, doch er ignorierte es.
„Das meinte ich nicht.", sagte sie schließlich. „Ich wollte dich eigentlich fragen ob du weißt wer der Mann dort oben bei McGonagall ist? Er sieht Asiatisch aus..."
Harry schielte kurz nach oben und griff dann nach einem weiterem Brötchen. „Er ist Japaner. Jiyu Osuneko. Der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste."
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Hattest du wieder ein Gespräch mit McGonagall?"Er kaute auf seinem Brötchen rum. „Ja – letzte Woche."
„Du hast mir nichts davon erzählt.", sagte sie, doch Harry wußte was sie eigentlich sagen wollte war ‚Du erzählst mir gar nichts mehr.'
Und das schlimme an der Sache war, dass er noch nicht einmal wußte was er dagegen sagen sollte. So schwieg er einfach und wurde erlöst, als McGonagall sich aufrichtete.
Es dauerte nicht lange bis es in der Halle still wurde, aber Harry war es dennoch schmerzlich bewusst, dass es einige Sekunden länger dauerte als es bei Dumbledore gedauert hatte.
McGonagall lächelte als sie sprach. „Guten Morgen. Ich werde ihre Aufmerksamkeit nicht lange in Anspruch nehmen meine lieben Schüler. Aufgrund der sich neu ergebenen Lehrersituation werden wir ab heute von einem neuen japanischen Kollegen unterstützt. Jiyu Osuneko wird ab heute die Position des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste annehmen."
Die Halle applaudierte lautstark und Harry konnte an seiner linken Seite Ginny und ihre Freundinnen kichern hören. Er stöhnte lautlos auf.
Seamus kam in den Raum gehetzt und zwängte sich auf den Platz zwischen Hermione und Ron.
„Guten Morgen ihr.", sagte er und griff völlig außer Atem nach einem der Brötchen. Er musste den Weg hierher gerannt sein.
Hermione lächelte ihn an. „Guten Morgen."
Harry wollte gerade etwas sagen, als die Tür hinter dem Lehrerpodium aufgerissen wurde. Eine Harry unbekannte Frau betrat das Podium redete hastig mit McGonagall. Bewegung geriet in die Erwachsenen. Die Lehrer standen alle auf und verließen das Podium bis nur noch McGonagall da war.
Harry wunderte sich später wieso er an diese Momente des Abends so wenige Erinnerungen hatte. Alle Geschehnisse waren viel zu schnell an ihm vorbeigeflogen.
Die Schulleiterin wies die Vertrauensschüler an sich um alle zu kümmern, denn in der großen Halle brach langsam aber sicher Panik aus.
Harry fühlte wie Hermione an Seamus vorbei nach seiner Hand griff, doch er reagierte nicht. Er wußte nicht was los war und worum es ging, aber er hatte eine Ahnung und er fühlte sich seltsam.
Es war als würde er sich außerhalb seines Körpers befinden und alles aus einer Sicht sehen... als würde er neben sich selbst stehen.
Seamus legte eine Hand auf seinen Arm, aber er fühlte es kaum. „Harry.. bist du okay?", fragte er und Harry wollte etwas sagen, doch seine Kehle war vollkommen trocken.
Bitte kein Angriff...
„Hedwig.", hörte er Ginny rufen und hob dem Blick, merkte aus den Augenwinkeln, dass fast alle Gryffindors von Hermione aus der Halle geführt wurden. Er hatte nicht einmal bemerkt wie sie seine Hand losgelassen hatte.
Wo war Ron?
Hedwig landete auf dem Tisch vor ihm und streckte ihm ihr Bein mit einem Pergamentstück entgegen. Harry streckte den Arm so aus, dass Seamus gezwungen war seine Hand zurückzuziehen wenn er nicht aufdringlich wirken wollte.
Und seltsamerweise – obwohl es Seamus war dem die Hand gehörte – zog er seine Hand tatsächlich zurück.
Harry las den Brief hastig, wissend das auch er die Halle endlich verlassen musste. Warum blieb Seamus neben ihm sitzen? Er hätte lieber mit den anderen gehen sollen.
Bleib in Hogwarts Harry. Egal was passiert bleib in Hogwarts!!!
Remus hatte schon immer einen Hang sich kurz auszudrücken und dennoch viel zu viel zu sagen. Und leider Gottes verstand Harry jedes einzelne Wort auch wenn es nicht geschrieben worden war. Seamus rüttelte wieder an seinem Arm.
„Harry... Harry was ist los?"
Harry knüllte das Blatt Papier in seiner Faust zusammen. Niemand außer ihm bemerkte wie es zwischen seinen Fingern zu Staub zerfiel.
„Es gab einen weiteren Angriff.", sagte er und stand auf und ging.
~Prolog Ende~
Autor: cristall
Teile: Prolog/3
Pairings: Harry/Draco
Warnings: Slash, Death, Angst
Serie : Harry Potter
Genre : Romantik, Angst, Death, Slash
Email: cristall_myra@web.de
Disclaimer: Harry Potter gehört nicht mir, sondern Rowling. Ich hab mir die Charas lediglich geliehen und ich verdiene hiermit auch kein Geld
Begonnen: 21.02.04
Kommentar: Diese Fanfic sollte eigentlich für den Shonen ai Wb auf Animexx sein... der ist aber am ersten April zu Ende und ich hänge am Anfang des zweiten Kapitels rum, deshalb habe ich mich entschieden nicht teilzunehmen, sondern die Fanfiction so zu veröffentlichen.. es tut mir leid, denn die Fanfic war an die Wettbewerbsbedingungen angepasst (Meer, Baka, Mamotte ageru müssen vorkommen(Mamotte ageru heisst soviel wie : Ich werde dich beschützen)) und das merkt man ab und zu auch... im Prolog denke ich noch nicht so... und es tut mir leiden wegen selene (verzeih mir!!!), weil der WB für uns etwas... besonderes ist, ne?!
Mir macht diese Fanfiction Spass zu schreiben auch wenn sie für meine Verhältnisse relativ dunkel ist.. ich halt dass nur nie ne Weile durch *lach* deshalb müssen ab und zu andere Szenen dazwischen sein um das ganze aufzulockern.
Ich mag Remus in dieser Fanfiction und Harry auch.. er ist anders als meine anderen Harrys zuvor denke ich... aber das wird erst in den späteren Teilen klar... und Draco mag ich auch, aber der hat hier im Prolog noch nicht viel zu sagen *lach*
Ich wird versuchen die Fanfic so regelmäßig wie möglich zu updaten... viele Teile hat sie ja nicht.. (obwohl.. PPF hatte auch nicht mehr und es hat Ewigkeiten gedauert..) jedenfalls streng ich mich an!! Ich kann mich einfach nicht zusammenreißen und eine Fanfic fertig machen bevor ich sie veröffentliche *grins*
Und für Mistery *wink* hab ich in dieser Fanfic ein, zwei Szenen als Geschenk eingepackt weil sie sich diese bei Past Present Future gewünscht hatte und ich sie ihr nicht erfüllen konnte... weissu was ich meine?!
Ansonsten nehme ich erneut Wünsche für Pairings an!!! Ein paar habe ich natürlich schon im Hinterkopf aber wenn ihr gerne etwas hättet dann schreibt mir das (und je schneller desto besser) dann versuche ich die Pairings reinzubringen.
Widmung: Ralna Malfoy, für liebe Kommentare, aufmunternde Worte und dafür, dass sie einfach süße ist und in Hoffnung auf ein baldiges Treffen ~.^
Und Selene, weil sie ist wie sie ist und mir durch diese Fanfic hilft *knuddel*
Anmerkung: Diese Fanfic ist nicht gebetat!!!
Prolog
Draco Malfoy hatte sein Vater immer bewundert.
Er konnte sich an keinen Moment in seinem Leben erinnern, an dem er seinen Vater nicht bewundert und ihn nicht geliebt hätte und in dem er nicht alles dafür getan hätte um seinen Vater stolz zu machen.
Gerade diese Tatsache war es, die es ihm selbst so unmöglich machte seine eigene Entscheidung zu begreifen. Was es ein bisschen einfacher machte war, dass jedes Mal sobald er nachdachte, dass Bild seines wütenden Vaters und seiner weinenden Mutter vor ihm auftauchte und seine Tat irgendwie... realer machte.
Er saß in einem der großen Sessel in Dumbledores Büro und wartete darauf, dass der Schulleiter endlich auftauchte.
Draco stand auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht und schritt langsam durch den Raum auf das Fenster zu und schaute hinaus und betrachtete das Schnee bedeckte Gelände.
Wie konnte sich Dumbledore in einer solchen Situation nur soviel Zeit lassen. Das Gespräch um das er gebeten hatte war dringend, dass sollte selbst – oder wohl eher vor allem – Dumbledore bewußt sein.
Draco wandte sich wieder vom Fenster ab, denn es machte keinen Spaß den Gryffindors bei einer ihrer albernen Schneeballschlachten zuzuschauen.
Er schaute sich in dem Raum um. Er war schon oft hier gewesen, aber fast immer nur in Begleitung seines Vaters und er hatte anderes zu tun gehabt als auf die Einrichtung zu achten. Und diese war wirklich Beachtung wert, denn sie war mehr als nur seltsam.
Vor allem eine kleine Glassäule in einem der Regal zog Dracos Aufmerksamkeit auf sich. Sie schimmerte silbern und golden und als Draco näher trat viel ihm auf, dass dies nur die Sonne war, die sich im Glas brach und von diesem vielfach reflektiert wurden.
Er blieb direkt vor dem Regal stehen und versuchte etwas in dem Glas zu erkennen ohne geblendet zu werden. Die Säule, die nicht höher als zehn Zentimeter war schien innen aus einigen Dutzend Spiegeln zu bestehen, die alle in verschiedenen Winkeln angeordnet waren.
Bevor Draco sich weitere Gedanken über diesen magischen Gegenstand machen konnten, ging die Tür auf und Professor Dumbledore trat zusammen mit Professor Snape ein.
Dumbledore lächelte sanft, aber seine Gesichtszüge wirkten müde und seine Augen waren klein und unter ihnen lagen dunkle Ringe.
„Mister Malfoy. Setzen sie sich bitte wieder."
Draco wich dem Blick des Mannes aus und setzte sich. Als er saß schaute er zwar Dumbledore an – denn wo sollte er sonst hinschauen – doch vermied es ihm direkt in die Augen zu blicken.
Snape blieb schräg hinter Dracos Sessel stehen. Draco wünschte sich sein Hauslehrer würde sich auch setzen, denn so konnte er nicht seinen Gesichtsausdruck sehen und das machte ihn nervös.
Dumbledore faltete seine Hände vor sich auf dem Tisch. „Nun Mister Malfoy, Professor Snape sagte mir, dass sie dringendst um ein Gespräch mit mir gebeten hätten?"
Draco nickte. „Das habe ich Sir."
Er war entschlossen nichts weiter zu sagen. Sollte Dumbledore doch das Gespräch beginnen. Draco hatte sich schließlich schon genug heruntergelassen und um das Gespräch gebeten.
Doch Dumbledore schwieg nur und trug dabei ein seltsames Lächeln auf seinen Lippen. Draco schwieg bis Snape eine Hand auf seine Schulter legte und leicht zudrückte.
Draco biss sich kurz auf die Unterlippe bevor er begann zu reden.
„Ich denke sie wissen warum ich hier bin, nicht wahr Professor?"Dumbledore betrachtete ihn einen weiteren Moment und Snape zog seine Hand zurück.
Draco war froh darüber, denn die Geste hatte nichts beruhigendes, sondern hatte ihn nur noch nervöser gemacht. Dumbledore zog wieder Dracos Aufmerksamkeit auf sich, als er nickte.
„Mir sind ihre momentanen Lebensumstände sehr wohl bekannt Mister Malfoy. Dennoch bitte ich sie mir zu erläutern was sie von diesem Gespräch erwarten."
Draco zögerte. Reden würde er so oder so müssen, aber er war sich nicht sicher, ob er dies auch in Snapes Anwesenheit tun konnte.
Er hatte den Zaubertrankmeister schließlich oft genug in der Malfoy Manor gesehen. Was wenn er auf der Seite seines Vaters stand?
Dumbledore schien die Gedanken zu verstehen und machte eine abwinkende Handbewegung.
„Sie müssen sich keinerlei Gedanken machen. Sie können hier vollkommen offen reden."
Draco biss sich erneut auf die Unterlippe und suchte nach Worten.
„Ich bitte um Schutz.", sagte er schließlich und blickte Dumbledore zum ersten Mal in die Augen, als er noch deutlicher wurde.
„Ich bitte um Schutz vor meinem Vater."
~*~
Früher einmal, in seinen ersten Jahren in Hogwarts hatte Harry die große Halle geliebt. Hogwarts war seine neue Heimat gewesen und die Menschen in Hogwarts seine Familie und die große Halle war ihm wie das Wohnzimmer vorgekommen in dem die ganze Familie zusammenkam.
Bei den Dursleys hatte er das Wohnzimmer nicht einmal betreten dürfen außer es hatte sich nicht vermeiden lassen.
Nun, wo er in seinem sechsten Jahr angekommen war und er festgestellt hatte, dass nicht unbedingt jeder in Hogwarts zu seiner Familie gehörte, empfand er die Große Halle nur noch als unangenehm.
Er schaffte es in diesem Raum einfach nicht zur Ruhe zu kommen. All die Menschen, der Lärm und das ständige Gefühl beobachtet zu werden und nicht zu wissen wer es war der einen beobachtete.
Harry blickte auf und traf für einen kurzen Augenblick Hermiones Blick und schenkte ihr ein kurzes Lächeln. „Ich werde schon einmal hochgehen. Wir sehen uns später ja?"
Hermione nickte und Harry stand auf und bemerkte McGonagall die hinter ihm stand erst, als diese eine Hand auf seine Schulter legte.
„Mister Potter?"Harry blinzelte erstaunt und drehte sich zu ihr um, so dass sie die Hand zurückziehen musste. McGonagall war blass und sah müde aus, doch das war nichts ungewöhnliches. In Zeiten wie diesen sahen sie wohl alle so aus.
Harry strich sich über die Augen und sah für einen Moment so etwas wie Mitleid in den Augen seiner Hauslehrerin aufblitzen. Auch er musste müde und geschafft aussehen – zumindest fühlte er sich so.
„Professor?".
„Der Schulleiter möchte sie gerne sprechen."Harry nickte „Sicher. Ich werde heute Abend...."Sie schüttelte den Kopf und unterbrach ihn.
„Nicht heute Abend. Jetzt direkt. Die Tür des Büros ist offen."
Harry zögerte kurz und wollte etwas sagen, doch da spürte er die Blicke der anderen Schüler auf sich und nickte nur und drehte sich um und verließ die Große Halle und ging zum Büro des Schulleiters.
Als er den Raum verließ fiel sein Blick für einen Moment auf Draco Malfoy und er war überrascht, dass der Slytherin ihn ohne jeglichen Sarkasmus sondern einfach nur mit nachdenklichem Interesse anblickte.
Harry verschob den Gedanken. Er hatte jetzt wirklich keine Zeit sich über Malfoy Gedanken zu machen.
In letzter Zeit war er seltsam oft ins Büro des Schulleiters gerufen worden. Nein, so dachte er während er durch die leeren Gänge ging und ein bitteres Lächeln formte sich auf seinen Lippen, eigentlich war es wirklich nicht seltsam. Irgendwo verstand er sogar warum ihn alle für fragile hielten.
Es war schließlich nicht lange her – genau gesagt ein halbes Jahr – dass er einige der schrecklichsten Tage seines Lebens erlebt und Voldemort gegenüber gestanden und zum ersten Mal bemerkt hatte wie viel er eigentlich falsch machen konnte. Es war nicht lange her, dass er seinen Paten verloren hatte.
Die Wahrheit aber war, dass es ihm gut ging – so gut wie es einem im Krieg gehen konnte und er in keinster Weise fragile war.
Ja, er hatte geschrieen und geweint und war verzweifelt und hatte um seinen Paten getrauert, aber er hatte auch festgestellt, dass die Welt nicht einfach stehen blieb, sondern dass es weiter ging und dass er nicht einfach stehen bleiben konnte.
Dennoch erwartete Dumbledore, dass er ihn regelmäßig besuchte, damit sich der Schulleiter versichern konnte, dass mit Harry alles in Ordnung war.
Harry ging die Treppe zum Büro hoch. Wenigstens Hermione und Ron ließen ihn in Ruhe. Irgendwann innerhalb des letzten halben Jahres hatten sie wohl verstanden, dass er nicht reden wollte.
Er klopfte an die Tür zum Büro und war erstaunt als diese nachgab und aufschwang.
„Professor?", fragte er und schob die Tür langsam auf.
Der Professor saß wie immer in seinem Sessel ,die Augen geschlossen und die Hände vor sich auf dem Tisch verschränkt.
Harry hatte es in letzter Zeit schon öfter erlebt, dass der Schulleiter einfach eingeschlafen war. Dumbledore war schließlich auch nicht mehr der jüngste.
Aber heute.. irgendetwas an der Atmosphäre im Raum war anders als sonst. Harry trat zögernd ein und schloss die Tür hinter sich, trat langsam auf den Professor zu.
„Professor Dumbledore?", fragte er erneut, seine Stimme halb gedämpft als hätte er Angst davor den Professor zu wecken.
Er trat zu dem Schulleiter und legte eine Hand auf dessen Schulter. Er erstarrte, als er bemerkte was falsch war. Der Professor atmete nicht mehr.
„Albus?", fragte er dennoch wieder, seine Stimme nur noch ein Flüstern und zitternd, denn sein Verstand erlaubte es ihm nicht, die Tatsachen zu verleugnen.
Albus Dumbledore war tot.
~*~
Harry betrachtete nachdenklich die dunkle Flüssigkeit in seiner Tasse und spürte wie der aufsteigende Dampf warm sein Gesicht streifte, machte jedoch keinerlei Anstalten etwas von dem Tee zu trinken.
Er blickte auf, als ein Schatten auf ihn fiel und blickte in Hermiones Gesicht. Ihre Augen waren gerötet und ihre Haut blass und er wusste, dass sie Trost brauchte, doch er fühlte sich einfach nicht in der Lage ihr Trost zu spenden.
Sie ging in die Hocke um mit ihm auf einer Ebene zu sein und griff nach der Decke die um seine Schultern lag und zog sie noch etwas fester um ihn.
Ihm war nicht kalt, aber die Decke war etwas, das ihm dieselbe Wärme gab wie eine Umarmung und wenn er die Augen schloss konnte er sich für ein paar Sekunden einbilden, dass er von seiner Mutter oder von Sirius umarmt wurde und nicht von einem muffeligen Stück Stoff.
„Brauchst du irgendetwas?", fragte sie und er schüttelte den Kopf. Sie strich ihm leicht durch die Haare und schien kurz zu zögern.
„Ich weiß nicht was ich tun soll.", erklärte sie schließlich und blickte zu ihrer Hauslehrerin, die in einem Sessel in der Ecke des Lehrerzimmers saß und auf nichts reagierte.
Harry begann auf seiner Unterlippe zu kauen, stoppte jedoch sofort als Hermione ihn strafend anblickte. „Die anderen Lehrer kommen bestimmt bald."
Hermione zögerte erneut und schaute ihn als, als wisse sie nicht was sie von ihm denken sollte. „Kannst du...", sie atmete tief durch und begann noch einmal von vorne. „Kannst du nicht mal versuchen mit ihr zu reden?"
Harry streckte ihr die Tasse entgegen. „Halt mal.", erklärte er und streifte beim Aufstehen die Decke ab und ging zu seiner Lehrerin hinüber.
„Professor.", sagte er leise und kniete sich neben ihren Sessel auf den Boden. Eine Hand ließ er auf der Lehne des Sessels liegen, die andere legte er auf ihren Arm.
„Professor. Schauen sie mich bitte an.", sagte er nach einigen Sekunden erneut und blickte sie durchdringend an. Die Frau reagierte noch immer nicht.
„Minerva.", meinte er und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und fuhr dann harsch weiter. „Könnten sie sich bitte zusammenreißen. Sie sind hier der Professor okay?! Und ich der Schüler?! Ich glaube wir haben gerade unsere Rollen vertauscht, denn schließlich bin ich es der den Professor gefunden hat und sie sollten sich gerade um mich kümmern."
Er wusste ohne hinzuschauen, dass Hermione etwas sagen wollte und hob seine Hand von der Lehne und brachte sie so dazu zu schweigen.
McGonagall reagierte noch immer nicht. „Professor!! Die Schule steht ohne Leitung da!! Bitte reißen sie sich zusammen!!"
Sie blinzelte und schaute Harry für einen Moment an, blickte dann aus dem Fenster. „Der Schnee schmilzt.", sagte sie und er war froh, dass sie wieder redete und dass er in ihrer Stimme einen Funken Leben finden konnte. Das war einfacher als er erwartet hätte.
„Ja Professor. Es wird Frühling."Sie schaute ihn wieder an. „Es ist kalt.", erklärte sie und er konnte ihre Gänsehaut spüren.
„Nein Professor. Es ist nicht kalt.", erwiderte er und ignorierte Hermione die mit seiner Decke neben ihn getreten war. Sie hatte die Decke wohl McGonagall um die Schultern legen wollen, doch bei seinen Worten zögerte sie.
„Sie bilden sich die Kälte nur ein.", fuhr er fort. „Sie wissen doch, dass die Hauselfen die Schule immer heizen."Harry hoffte, dass die anderen Lehrer bald wiederkommen würden. Die Professorin stand eindeutig unter Schock und er wusste nicht ob die Art wie er sprach hilfreich war oder alles nur noch schlimmer machte.
Hermione legte eine Hand auf seine Schulter und er fragte sich für einen kurzen Moment ob sie wusste wie viel Stärke ihm diese kleine Geste gab.
„Es wird nicht einfach sein.", meinte Professor McGonagall plötzlich und ihre Stimme war fast wieder normal. „Die Schule ohne Albus zu leiten."
Harry drückte ihren Arm leicht. „Bestimmt nicht, Professor. Aber sie haben ja Snape um sie zu unterstützen."Seine Professorin lächelte bei diesen Worten tatsächlich.
„Dafür müsste ich ihnen jetzt eigentlich Punkte abziehen.", sagte sie und schaute Harry direkt in die Augen.
„Aber das werden sie nicht."
Minerva lächelte noch immer und als Harry sie umarmte schlang sie ihre Arme um den Jungen der für sie wie ein Sohn war.
~*~
Harry zögerte für einen Moment und setzte dann seinen Turm vier Felder zurück, blickte Seamus fragend an. „Und? Wie war der Zug jetzt?"
Seamus schenkte ihm ein Lächeln. „Nicht schlecht. Du wirst besser Harry.", erwiderte er und bewegte seinen Läufer.
Harry betrachtete das Brett für einen Moment und schüttelte dann den Kopf. „Ich verstehe diesen Zug nicht."Er spürte ein Gewicht auf seiner Schulter und drehte den Kopf leicht, lächelte als er Rons erkannte, der Harrys Schulter als Stütze missbrauchte und interessiert das Brett musterte.
„Ist doch ganz klar was er tun will.", sagte er schließlich und griff nach Harrys Pferd und setzte es. Seamus stöhnt auf. „Das ist unfair Ron. Ich spiele gegen Harry und nicht gegen dich."
Ron ignorierte ihn mit einem Grinsen und schaute Harry an. „Er hätte dich in drei Zügen Schachmatt gehabt."Harry öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Ron ließ es mit einem Kopfschütteln gar nicht soweit kommen.
„Du warst nicht schlecht Kumpel, da hatte Seamus Recht, aber du bist immer noch zu sehr mit den Zügen beschäftigt, die in der Gegenwart liegen. Schach ist ein Strategiespiel. Du musst immer ein paar Züge weiter denken, sonst kommst du nicht weit."
Harry erwiderte das Lächeln obwohl er wusste, dass Ron nicht nur von seinem Verhalten beim Schach sprach. „Ich werde versuchen mich zu ändern.", sagte er und Ron nickte.
„Gut so. Ach und ich hab McGonagall irgendwann auf dem Gang getroffen, sie würde dich gerne sehen."Harry nickte und stand auf.
In den ersten paar Tagen nach Dumbledores Tod war es in der Schule chaotisch gewesen, doch nun einen Monat später verlief schon wieder alles wie früher.
Ron setzte sich auf Rons Platz und stellte die Figuren in ihre Ausgangsposition zurück. Seamus tat es ihm gleich. Harry betrachtete seine beiden Freund noch einen Moment und drehte sich dann um und verließ den Gemeinschaftssaal.
Ob es auch so einfach sein würde alle Probleme und Gefahren zu ignorieren wenn der Kampf erst einmal richtig losgebrochen war?
„Warum spielt ihr eigentlich mit Mugglefiguren und nicht mit Zauberfiguren?", hörte er Ron Seamus fragen und dann schloss sich das Portrait hinter ihm.
„Weil sei keinen eigenen Willen haben, Ron.", sprach Harry leise seine Gedanken als eine Antwort aus die Ron nicht mehr hören konnte. „Weil sie so nicht wie selbstständig denkende Wesen erscheinen. Weil man so nicht daran denken muss wie viele Menschen noch im wirklichen Kampf sterben werden."
„Mit wem redest du Darling?!", fragte das Portrait besorgt.
~*~
„Professor?`", Harry schob vorsichtig die Tür zum Schulleitungsbüro auf. Er hatte von McGonagall direkt das Passwort bekommen, aber dennoch erforderte es von im das überschreiten einer gewissen Hemmschwelle das Büro einfach so zu betreten.
McGonagall die an einem der vielen Regale stand drehte sich zu ihm um. Das Lächeln auf ihren Lippen war fast unsichtbar, aber Harry kannte seine Hauslehrerin gut genug um es zu erkennen.
„Harry, komm herein.", forderte sie ihn auf und er schob die Tür hinter sich zu. McGonagall hatten Dumbledores alten Sessel weggeschafft und Harry war froh darüber, denn jedes Mal wenn er in den letzten Wochen den Sessel gesehen hatte war vor seinen Augen das Bild des toten Dumbledores aufgetaucht.
Und Harry war inzwischen froh, dass sie Sirius Leiche nie gefunden hatten, denn er wollte nicht wie bei Dumbledore auch bei Sirius jedes Mal wenn er sich erinnerte den toten Körper seines Paten vor Augen haben.
„Setz dich Harry.", forderte sie ihn auf und er setzte sich auf einen der Stühle, blickte sich um. Über all standen Kartons und er bemerkte erst nun, dass McGonagall dabei war das Regal auszuräumen.
„Sie räumen die Sachen des Schulleiters zusammen, Professor?", fragte er und McGonagall drehte sich wieder um und blickte ihn an.
„Dies ist ein privates Treffen Harry. Kein Grund so höflich zu sein."Harry nickte auf die Worte hin, obwohl er sich unwohl fühlte.
So war es schon seit den Ferien. Immer öfter hatten die Lehrer ihm erklärt, dass Förmlichkeiten unnötig waren, wenn sie „privat"miteinander redeten.
Es war als hätten die Fehler die er begangen hatte, so schrecklich sie auch gewesen waren, ihn in den Augen der Erwachsenen abstruser Weise erwachsener werden lassen. Er verstand nicht warum, aber.. nunja die vergangenen Ereignisse hatten ihn gelehrt, dass es manchmal besser war auf Anweisungen und Ratschläge zu hören, statt immer aus dem Bauch heraus zu handeln.
Minerva zückte ihren Zauberstab und ein neuer Stuhl tauchte hinter dem großen Schreibtisch aus. Er sah weniger gemütlich aus und strenger, doch er passte in den Raum und vor allem passte er zu der Lehrerin.
„Es war an der Zeit.", erklärte sie „Ich kann seine Sachen nicht ewig hier bleiben. Schüler und Lehrer mit denen ich Gespräche führe fühlen sich nicht wohl wenn sie von den Dingen der Toten umringt sind.", sie zögerte kurz „Und ich auch nicht."
Harry nickte verstehend und war nicht überrascht als mit einem Male eine dunkelrote Tasse vor ihm stand. Die Tassen die Dumbledore hergezaubert hatte waren immer weiß gewesen.
„Früchtetee wie immer Harry?"Er nickte und die Tasse füllte sich mit einer roten dampfenden Flüssigkeit die aus dem Nichts zu kommen schien.
Ihre eigene Tasse füllte sich ebenfalls. Mit einer Hand hielt sie ihre Tasse, mit der anderen schob sie Harry einen dunkelbraunen dicken Umschlag entgegen.
„Die Ergebnisse von Albus Untersuchung sind da."
„Untersuchung?"
Harry stellte seine Tasse ab und nahm den Umschlang entgegen und zog einige Pergamentblätter heraus. Verwirrt zog er die Stirn kraus.
„Was bedeutet das alles?", fragte er „Die meisten der Fachbegriffe habe ich noch nie in meinem Leben gehört. Und warum wurde Professor Dumbledore überhaupt untersucht? Er ist doch nicht ermordet worden oder?"
Minerva seufzte „Albus war ein wichtiger und angesehener Mann Harry. Er hat mit seinem Testament veranlasst, dass ich Zugriff zu all seinen Unterlagen haben und selbst nach durchschauen dieser Sachen kenne ich wahrscheinlich gerade mal die Hälfte all seiner Kontakte. Es ist bei einem Menschen seiner Größe und mit so vielen Geheimnissen vollkommen normal ihn nach seinem Tode auf seine Todesursache zu untersuchen."
Harry packte die Schriftstücke wieder zurück. „Und? Wurde etwas festgestellt?"
Sie seufzte erneut und trank einen Schluck ihres Tees obwohl dieser noch immer heiß sein musste. „Es ist schwierig Harry. Die Experten sind sich selbst nicht wirklich sicher."
Harry verstand immer weniger. „Aber wie kann man sich denn nicht sicher sein, ob der Tod eines Menschen Mord war oder eine natürliche Ursache hatte?"
„In der Zaubererwelt ist alles etwas verschwommen. In Albus Blut wurde ein Stoff festgestellt, nunja.. er kann unter Umständen tödlich wirken, doch... es ist zuviel Zeit vergangen um nun noch festzustellen, ob dies Dumbledores Todesursache war."
Harry biss sich auf die Unterlippe. „Das versteh ich noch weniger... warum hat man die Untersuchungen dann nicht rechtzeitig gemacht?"
Minerva schloss die Augen und rieb sich mit der rechten Hand über die geschlossenen Augenlieder, eine Geste die sie müde und schläfrig erschienen lass. Harry wurde mit einem Male klar wie schwer sie der Verlust getroffen haben musste.
McGonagall war niemals eine schwache Frau gewesen, gewiss nicht. Aber bisher hatte sie sich in der Schule niemals nur auf ihre eigene Stärke stützen müssen, weil Dumbledore immer da gewesen war.
Nun stand sie alleine da und die Menschen im Schloss litten noch immer unter dem Verlust des alten Mannes. Und sie war die Frau die mit einem Male ohne jegliche Vorbereitung an der Spitze all dieser Menschen stand, sie führen sollte und ihnen Kraft geben sollte.
Harry schluckte als ihm bewusst wurde, dass er irgendwann einmal – wenn er alt genug war oder wenn der Krieg ihnen allen keine andere Möglichkeit mehr ließ, ihre Rolle würde übernehmen müssen.
Er war sich nicht sicher, ob er stark genug war um mit so einer Last klar zu kommen. Doch er war sich sicher, dass Minerva stark genug war.
„Du kennst das Ministerium Harry.. sie.. wollen gewisse Gefahren einfach nicht sehen. Albus Untersuchung wurde als Routine angesehen. Man hat es nicht für nötig gehalten die Priorität seiner Untersuchung höher zu stufen als unbedingt notwendig."
Harry ließ sich gegen die Lehne des Stuhles sinken, setzte sich jedoch gleich wieder aufrecht hin. Das Sitzen auf dem Holzstück wurde langsam aber sicher unbequem.
Minerva bemerkte sein Geste und verwandelte lächelnd mit einer kleinen Bewegung ihres Zauberstabes den Stuhl in einen Sessel ähnlich denen im Gryffindorsaal.
Er lächelte dankbar und schwieg. In seinem Kopf befanden sich mit einem Male viel zu viele Gedanken.
Minerva schwieg für eine Weile und ließ ihm soviel Zeit wie sie ihm im Moment geben konnte. „Dies ist aber nicht der Grund warum ich dich hergeholt habe Harry. Es geht um etwas anderes."
Harry blickte interessiert auf. Ob es irgendetwas neues im Orden gab? In letzter Zeit war es seltsam still geworden.
„Jetzt wo ich Schulleiterin bin, wirst du sicher verstehen, dass es mir unmöglich ist weiterhin eure Hauslehrerin zu bleiben, ebenso wenig werde ich noch die Zeit haben weiterhin Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterrichten – mein Einsatz in diesem Fach war ja sowieso nur eine Notlösung."
Harry nickte. Er hatte mit Dumbledore am Anfang des Schuljahres über diese Maßnahmen gesprochen. Und ihm waren die internen Maßnamen bekannt – zumindest soweit er das beurteilen konnte.
„Deshalb werden wir in den nächsten zwei Tagen Zulauf von einem neuen Lehrer bekommen. Jiyu Osuneko ist ein Kollege der bisher an einer Zauberschule in Tokyo unterrichtet hat und uns nun unterstützen wird."
„Japan?", fragte Harry erstaunt und Minerva lächelte.
„Ja Harry Japan. Schließlich müssen die Zauberkinder dort ja auch unterrichtet werden. Außerdem..", sie seufzte erneut. „Uns steht ein harter Kampf vor Harry und die asiatischen Zauberkünste unterscheiden sich von den hiesigen. Ich hoffe, dass Professor Osuneko Möglichkeiten besitzt und auch auf uns vielleicht unbekannte Art und Weise auf den Kampf vorzubereiten."
Harry dachte erneut einen Moment nach. Irgendwie... immer wenn er an den Krieg in der Zukunft gedacht hatte – und das hatte er oft. Hatte er nie an etwas anderes gedacht als an Schottland oder England.
Es hatte nie seine Gedanken gestreift, dass da draußen auch noch andere Länder existierten die ebenfalls in den Kampf verwickelt werden würden. Auch sie mussten doch unter Voldemort leiden? Wie sah es mit der Zusammenarbeit der Länder aus?
Minerva schüttelte den Kopf als würde sie seine Gedanken erraten und wahrscheinlich hatte sie das auch getan.
„Nicht jetzt Harry. Ich erkläre dir es wann anders oder wahrscheinlich.. sollte dies jemand anders tun, jemand der mehr Überblick und mehr Ahnung hat. Ich werde mit Remus reden."
Harry nickte und zögerte bei seiner nächsten Frage. „Warum haben sie mir von dem neuen Lehrer erzählt?", fragte er. Dumbledore hatte ihm zwar auch viel erzählt aber beim alten Schulleiter hatte er immer als erstes nachfragen müssen.
Er war es nicht gewohnt, dass man ihm von sich aus erzählte was los ist. Auch nicht wenn sich soviel im letzten halben Jahr geändert hatte.
„Ich brauche jemanden der Professor Osuneko durch Hogwarts führt und ihm alles zeigt. Normalerweise würde ich es selber machen, aber momentan sind wir Lehrer vollkommen ausgelastet. Ich weißt, dass du kein Vertrauensschüler bist aber ich würde dich dennoch darum bitten."
Harry fühlte sich als würde er gerade zur Beschäftigungstherapie verdonnert werden.
„Harry, Ich..", begann sie, doch Harry unterbrach sie nun seinerseits indem er den Kopf schüttelte. „Es ist in Ordnung Minerva.", sagte er und es fühlte sich irgendwie seltsam an bei einem solchen Gespräch ihren Vornamen zu benutzen. Auch wenn er gebeten wurde die Formalitäten zu lassen, änderte das nichts daran, dass er außerhalb der Privaträume der Lehrer immer noch ihr Schüler war.
„Wann kommt Professor Osuneko an?"
„Montag morgen. Ich werde sie beim Frühstück den Schülern vorstellen.", sie blickte auf die Uhr Dumbledores die noch immer im Regal stand. „Das Abendessen beginnt bald. Du solltest in die Große Halle gehen."
Harry nickte und stand auf. Er stoppte, als sie mit einem Male ebenfalls aufstand.
„Warte Harry.", erklärte sie und ging zu einem Regal und nahm einen kleinen Gegenstand heraus und reichte ihn ihm. „Albus wollte, dass du unter anderem dies bekommst. Er hat noch mehr seiner Gegenstände für dich vorgesehen... aber die muss ich erst raussuchen. Nimm dies schon einmal."
Harry betrachte diesen Gegenstand nachdenklich. Es war eine kleine Säule die das matte Licht im Raum durch die Dutzende Spiegel in ihrem Innerem reflektierte. Er war sich sicher, würde man die Säule ins Sonnenlicht stehen würde sie wie eine Lampe leuchten.
Harry wechselte sie von der linken in die rechte Hand. Sicher, sie war nett anzusehen, doch er wußte nicht wirklich was er damit anfangen sollte.
„Was ist das?", fragte er deshalb und erntete für die Frage ein trauriges Lächeln. „Albus hätte es lustig gefunden, sie das selbst rausfinden lassen."
Harry nickte verstehend und betrachte die Säule nachdenklich.
„Er hatte eine seltsame Art von Humor.", stellte er fest und spürte mehr als er sah, wie sich Minervas Blick ebenfalls auf die Säule fixierte.
„Ja das hatte er.", sagte sie und dann schwiegen sie beide, denn es gab soviel zu sagen, dass es besser war zu schweigen.
Manchmal sagt die Stille mehr als es alle Worte der Welt könnten.
~*~
Als Harry am nächsten Morgen die Augen aufschlug blickte er direkt in das Gesicht seines besten Freundes. Für einen Moment schauten sie sich nur an und Harry der sich noch immer im Halbschlaf befand wunderte sich was dieser komische Ausdruck in Rons Augen bedeuten sollte.
Doch gerade als er anfing klar Gedanken zu fassen und die Situation zu analysieren war Ron mit einem Male wieder wie immer und grinste und strubelte ihm durch die Haare.
„Aufwachen Harry. Wenn du dich nicht beeilst verpasst du noch das Frühstück."
Harry grummelte instinktiv und drehte sich auf die Seite und zog die Decke bis zu seiner Nase und schloss die Augen wieder.
„Noch fünf Minuten.", erklärte er und hörte wie Ron erneut laut auflachte. „Okay Kumpel, aber pass wirklich auf, dass du nicht wieder einschläfst. Wir haben in den ersten beiden Stunden Snape und ich werde nicht nochmal hochkommen nur um dich aus dem Bett zu schleifen."
Harry murmelte etwas von dem er selbst nicht einmal wußte was es bedeutete und lauschte wie sich Rons Schritte von seinem Bett entfernten und schließlich die Tür des Schlafsaals zufiel.
Der Gryffindor seufzte und blieb noch für eine Weile liegen, doch nach einigen Momenten ließ ihm sein schlechtes Gewissen keine andere Wahl und er rappelte sich auf und verließ mit müden Bewegungen das Bett.
Das Wasser in der Dusche war kalt und erzeugte bei ihm eine Gänsehaut. Er stützte sich mit den Händen an der Fliesenwand ab und schaut auf den Boden, während das Wasser über seine Haut lief.
Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die immer trockenen Lippen und lehnte seine Stirn ebenfalls gegen die Fliesen.
Er hatte nicht wirklich Lust runter zum Frühstück zu gehen. Er seufzte und drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und hob den Kopf, so dass er die Augen schließen musste, damit das Wasser nicht direkt in seine Augen tropfte.
Das war einer der vielen Tage in letzter Zeit an denen er es nicht leiden konnte in der Nähe anderer Leute zu sein.
Er drehte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch und wickelte es um seine Hüfte und trat aus der Dusche heraus, an die Waschbecken heran. Links von den Becken befand sich ein kleines Fenster und Harry blickte für einige Momente einfach nur hinaus.
Es wäre schön jetzt fliegen zu gehen, dachte er und drehte sich vom Fenster weg um sich hastig fürs Frühstück fertig zu machen.
Als er die Große Halle betrat waren viele schon gegangen und Harry war froh, dass einigermaßen Ruhe in dem großen Raum herrschte.
Er ließ sich neben Ron fallen und griff nach einem Brötchen, während er Hermione, die ihm gegenüber saß ein leichtes Lächeln schenkte.
„'ten Morgen.", murmelte er und schnitt das Brötchen auf, reichte eine der Hälften Ron, der ihn angrinste und sofort nach dem Glas mit der Schokoladencreme griff.
Hermione verdrehte die Augen. „Ronald Weasley. Soviel von diesem süßen Zeug kann einfach nicht mehr gesund sein."
Ron biss in das Brötchen und machte eine abwinkende Handbewegung. „Reg dich nicht auf Herm.", erklärte er, doch Hermione war nicht bereit so schnell aufzugeben.
„Harry! Sag ihm doch auch mal, dass er sich gesünder ernähren musste."
„Soviel Schokolade ist nur etwas für depressive Menschen, Ron.", erklärte Harry und bemerkte nicht einmal wie Ron sein Brot weglegte, weil Hedwig auf ihn zugeflogen kann und seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Hey du schöne..", begrüßte er die Schleiereule und strich ihr leicht durch das Gefieder, bevor er ihr den Brief am Bein abnahm.
Wir vermissen dich
Sagte der Brief, mehr nicht.
Harry packte den Brief in seine Robentasche und blickte auf und begegnete Hermiones Blick. „Und? Von wem ist der Brief?"
Harry seufzte. „Von Remus. Er möchte, dass ich am Wochenende zu ihm komme.", übersetzte er die drei Worte und griff nach Rons Schokobrot und biss hungrig hinein.
~*~
Harry starrte nachdenklich auf seine Tasche und drehte sich dann zu Ron um, der auf seinem Bett saß und in eins seiner Bücher vertieft war.
„Wieviel muss ich packen um am Wochenende kein Problem mit meiner Kleidung zu haben?"
Ron linste über seinen Buchrand und schaute Harry mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Fragst du mich gerade allen ernstes was du für zwei Tage einpacken sollst?"
Harry dachte einen Moment über diesen Satz nach. „Ich bin nur unsicher, weißt du..", begann er doch Ron winkte ab und begann weiterzulesen.
„Du redest dir deine Unsicherheit nur ein.", erklärte er und Harry betrachtete seinen besten Freund für einen Moment nicht sicher was er tun sollte, bevor er sich wieder zu seiner Tasche drehte und ein weiteres Shirt und eine Hose einpackte.
„Remus holt mich in ner Stunde ab.", erklärte er, doch von Ron kam keine Reaktion. Harry schloss die Tasche und stellte sie an sein Bettende und ging die Treppe zum Gemeinschaftssaal runter.
Hermione saß mit Ginny zusammen in den Sessel vor dem Kaminfeuer und schauten auf als Harry sich zu ihnen setzte.
„Ron ignoriert mich schon wieder.", erklärte er und Ginny legte für einen Moment eine Hand auf seinen Arm. „Er hat momentan einfach nur viel über das er nachdenken muss."
Harry schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es nur das ist. Hermione ignoriert er doch zum Beispiel nie. Und im einem Moment redet er noch ganz normal mit mir im nächsten tut er so, als würden wir uns kaum kennen."
„Das ist die Pubertät.", meinte Hermione und schlug eine Seite ihres Buches um. Harry und Ginny blickten sie aus großen Augen an.
„Hast du gerade das gesagt was ich denke was du gesagt hast?", fragte Harry und Hermione blickte erstaunt von ihrem Buch auf. „Was ist Harry?"
Harry ignorierte ihren verwirrten Gesichtsausdruck und hob ihr Buch hoch, so dass er den Titel lesen konnte. „'Die Psychoanalyse des jugendlichen Geistes' Du solltest wirklich anfangen vernünftige Bücher zu lesen."
Hermione verzog das Gesicht. „Das Buch ist..."„...sehr interessant, wir wissen es Hermione.", meinte Ginny lachend.
Ihre Hand lag noch immer schwer auf Harrys Arm.
~*~
Harry schulterte seine Tasche und hauchte Hermione einen Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns am Montag."Sie nickte und drückte seine Hand.
„Ron...", begann sie und er schüttelte den Kopf. „Mein bester Freund.. sitzt noch immer oben und ignoriert mich und mir ist es auch egal. Wenn wir Glück haben beruhigt er sich übers Wochenende wieder."
„Harry er meint es sicher nicht so. Für ihn ist es nicht leicht momentan. Seine ganze Familie bereitet sich auf den Kampf vor und er hat Angst sie zu verlieren und...", sie stoppte als sie bemerkte was sie da redete.
Harry Gesichts war hart geworden. „Wenigstens hat er noch eine Familie. Bis Montag."Ohne weiter auf sie zu achten verließ er den Gemeinschaftssaal und ließ Hermione zurück.
„Ich werde mit ihm reden!", rief sie ihm hinterher, doch er reagierte nicht mehr und war froh als das Portrait hinter ihm zufiel.
Remus wartete bereits in McGonagalls Büro auf ihn und sein blasses und ausgelaugtes Gesicht erinnerte Harry daran, dass erst vor zwei Tagen Vollmond war.
„Hallo Harry.", sagte er und zog Harry in eine Umarmung. Harry versteifte sich automatisch und zwang sich dann doch sich zu entspannen, denn schließlich war es Remus und sie hatten doch nur noch einander.
„Hey Remus...", murmelte er und schlang seine Arme um den älteren Mann und ignorierte, dass seine Tasche langsam von seiner Schulter glitt. Er hatte Remus seit den Sommerferien nicht mehr gesehen.
Natürlich hatte es die Möglichkeit gegeben sich zu treffen, aber bisher.. er war einfach nicht dazu bereit gewesen. Nicht wenn er jedes Mal wenn er Remus sah an Sirius denken musste.
Doch heute war es irgendwie anders. Und, so dachte er, als er Remus losließ und der Mann ihm lächelnd über die Haare strich, vielleicht war ein Wochenende weg von Hogwarts ja gar nicht so schlecht.
~*~
Harry stocherte in der Pfanne herum und verzog das Gesicht.
„Ich glaub ich hab das Essen versaut Remus.", sagte er und spürte wie Remus hinter ihn trat und über seine Schulter linste.
„Sieht so aus. Ich ruf den Pizzaservice an. Was willst du haben?", fragte Remus und griff nach dem Telefon, wählte die Nummer.
„Ne große Thunfisch und eine kleine Schinken.", erklärte Harry und brachte Remus damit zum grinsen. „Scheint als hätte da jemand Hunger."
Harry lachte und kratzte den Inhalt aus der Pfanne um das einstmalige Essen wegzuschmeißen und lauschte mit halbem Ohr wie Remus bestellte.
Dann schmiss er die Pfanne ins Waschbecken und ließ sich auf einen der Stühle am Küchentisch fallen. Für einen kurzen Moment schaute er nach draußen und stellte fest, dass es bereits dunkel war.
Er war gerade erst ein paar Stunden hier und es war immer noch Freitags abends aber es hatte sich bei ihm das Gefühl breit gemacht, dass schon die ganze Zeit ein Gespräch in der Luft lag zu dem keiner von ihnen wirklich den Mut hatte.
Remus legte das Telefon auf. Harry hatte schon in den ersten Minuten festgestellt, dass Remus Wohnung wie eine ganz normale Mugglewohnung eingerichtet war.
Es hatte ihn nicht gewundert – es war immerhin Remus in dessen Wohnung er sich befand und Remus.. nunja wenn man von der Werwolfgeschichte absah war es nun einmal aus irgendeinem Grund einfacher von Remus als Muggle und nicht als Zauberer zu denken.
„In zwanzig Minuten kommt die Pizza.", sagte Remus und Harry nickte und dann schwiegen sie beide. Harry fuhr mit dem Finger die Musterung des Tisches nach, als wäre es das interessanteste in der Welt.
Remus stand auf und schaltete das Radio an. Leise Musik erfüllte den Raum. Remus setzte sich wieder an den Tisch und sie blieben beide für einige weitere Minuten still.
„Ich vermisse ihn.", sagte Remus irgendwann und Harry hob den Blick und sie blickten sich beide an und Harry nickte und traute sich nicht etwas zu antworten, weil er sich sicher war, dass seine Stimme zusammenbrechen würde.
Dann wurde die Pizza geliefert und sie aßen sie nebeneinander im Wohnzimmer und schauten sinnlose Fernsehshows, während hinter der geschlossenen Tür in der Küche noch immer das Radio lief.
~*~
Harry wachte am Samstag morgen auf, weil Remus an seiner Schulter rüttelte.
Er grummelte und versuchte sich auf die Seite zu drehen, doch mit einem Male war auch noch Remus zweite Hand da und rüttelte ihn.
„Was ist denn los...?"murmelte er und richtete sich auf, froh als Remus Hände aufhörten zu schütteln und ihn einfach nur noch festhielten.
„Ich muss los Harry. Grimmaulds Place ist der Treffpunkt – der ganze Orden wurde zusammengerufen."Harry war schlagartig ganz wach und setzte sich aufrecht hin.
„Warum?"
Remus zog seine Hände zurück und begann hastig seine Robe zu glätten die er sich einfach nur übergeworfen hatte. „Ich weiß es nicht.", erklärte er und versuchte die Robe zusammenzubinden.
Harry seufzte schließlich und schob Remus Hände zur Seite um die Aufgabe selber auszuführen. Remus lächelte dankbar.
„Ich habe gerade von Arthur von dem Treffen erfahren und ich muss direkt los. Es tut mir leid Harry, ich dachte wirklich wir könnten das Wochenende zusammenverbringen, aber es geht nicht anders..."
Harry unterbrach ihn. „Ich möchte mit Remus."Remus seufzte und strich sich über die Haare. Harry war fertig und zog seine Hände zurück.
„Ich weiß, dass du mit willst, Harry, aber das geht nicht, du bist kein Mitglied des Orderns und zu jung."Er streckte eine Hand aus und strich Harry kurz über die Wange. „Ich schick dir nachher eine Eule okay? Vielleicht kannst du zum Mittagessen rüber kommen."
Remus zog die Hand zurück und lächelte als würde er erwarten, dass Harry von der ganzen Sache ganz begeistert wäre.
Das war Harry nicht und das zeigte sein Gesichtsausdruck auch, ebenso wie seine Stimme. „Zu jung? Wieso kommst du jetzt schon wieder mit so einem Mist an?! Was erwartet ihre eigentlich alle von mir? Alle reden immer davon, dass ich es einmal sein werde der euch alle retten soll, aber ihr gebt mir keine Möglichkeit in irgendeiner Weise zu handeln, sondern sperrt mich in Hogwarts ein. Wann habt ihr vor mich rauszulassen? Wenn Voldemort alle anderen getötet hat?"
Remus brauchte eine Weile um eine Antwort zu finden. „Harry, niemand sperrt dich in irgendeiner Weise ein, ganz bestimmt nicht. Wir machen uns nur Sorgen und wollen dich schützen!"
Harry war nicht bereit Remus zuzuhören. „Sorgen?! Na toll, als wenn mir das was bringen würde!! Sirius hat mich auch beschützen würde und jetzt...?!"
Das hatte er nicht sagen wollen und es tat ihm leid und er drehte den Kopf weg um Remus nicht anschauen zu müssen. Dieser schien von Harrys Ausbruch geschockt und verletzt, aber er streckte dennoch erneut die Hand nach Harry aus.
„Harry...", begann er, doch verstummte als Harry seiner Hand auswich.
Für einen kurzen Moment zögerte er, doch dann drehte er sich um und ging, denn er wußte nicht mehr was er sagen sollte.
Harry jedoch blieb alleine in seinem Bett sitzen und bewegte sich nicht und begann erst zu weinen, als die Tür hinter Remus zugefallen war.
~*~
Harry aß sein Frühstück draußen auf der Terrasse und versucht sich dabei zu beruhigen, doch es war nicht so einfach wie er sich das gewünscht hatte.
Langsam, aber sicher wurde ihm klar welches Spiel die Lehrer mit ihm gespielt hatten. ‚Lassen sie die Formalitäten. Dies ist ein privates Gespräch' hatten sie gesagt und er hatte sich stolz und toll gefühlt, weil sie ihm das Gefühl gaben, dass er dazu gehörte.
Aber die Wahrheit war, dass er nicht dazu gehört hatte. Wie ein kleines Kind hatten sie ihn behandelt... hatten geglaubt, wenn sie ihn fühlen ließen, dass er dazu gehörte würde er nicht nach mehr verlangen.
Aber die Wahrheit war.. die Wahrheit war, dass sie nie vorgehabt hatten ihn kämpfen zu lassen, dass konnte er nun sehen. Nun wo es wichtig wurde schlossen sie ihn erneut aus!!
Er schob den Teller von sich weg und stand auf, begann mit geballten Fäusten durch den kleinen Garten zu laufen.
Sie hatten alle nur mit ihm gespielt, hatten sich wahrscheinlich einen Spaß daraus gemacht ihn auf die falsche Fährte zu locken.
Schließlich ging er zurück zum Tisch, nahm seinen Teller und ging hinein, stellte ihn zu der Pfanne vom gestrigen Abend ins Spülbecken.
Er wußte, dass seine Wut unbegründet war – zum Teil zumindest. Und er wußte, dass es nichts bringen würde sich aufzuregen und sich aufzuführen als wäre er ein Kind wenn er nicht so behandelt werden wollte.
Aber er konnte nicht anders, die Wut war nun einmal da und er hatte sie bereits zulange unterdrückt um noch weiter still bleiben zu können.
Er blickte auf das Foto, dass auf dem Kaminsims stand und bis sich auf die Unterlippe. Er kannte das Bild.. es befand sich auch in dem Fotoalbum, dass Hagrid ihm in seinem ersten Jahr geschenkt hatte.
Es zeigte seinen Vater und seine Mutter und Remus und... Sirius...
Harry fühlte wie sein Hals trocken wurde und sich zusammenzog. Sirius hatte ihn immer wie einen Erwachsenen behandelt.
Vielleicht hat er aber auch nur deinen Vater in dir gesehen, flüsterte ihm eine Stimme in seinem Unterbewusstsein zu, doch er ignorierte sie.
Er war wirklich nicht in der Stimmung sich Gedanken über seine Beziehung zu Sirius machen.. eine Beziehung die vergangen war.
Ein Klopfen am Fenster zog seine Aufmerksamkeit auf sich und er ging zum Fenster um die Eule hinein zu lassen die Rons Entschuldigung brachte.
~*~
Remus kam am späten Abend wieder und sah müde und abgekämpft aus.
Über die Stunden hatte sich Harrys Ärger gelegt, so dass er nichts weiter war als besorgt und Remus eine Decke umlegte, als sich dieser erschöpft in den Sessel fallen ließ.
Sie redeten nicht bis Harry Remus eine Tasse Tee in die Hand drückte und sich auf die Lehne des Sessels setzte. Remus starrte für einige Augenblicke die Flüssigkeit an, bevor er den Blick hob und Harry ernst anschaute.
„Nicht mehr wütend?"Harry schüttelte den Kopf „Es hat mich nur aufgeregt... alles.. weißt du.. ich würde nur gerne was machen.. irgendetwas machen..."
Remus nickte verstehend und nippte vorsichtig an seinem Tee. „Was ist passiert?", stellte Harry die Frage die ihn schon den ganzen Tag beschäftigt hatte.
Remus seufzte und stellte die Tasse ab, strich sich müde über die Augen. „Es gab einen Angriff... den ersten wirklich, seit der.. seit der Sache in den Ferien."
Harrys Augen weiteten sich. „Ein Angriff?! Aber der Tagesprophet hat nichts darüber geschrieben..."Remus schüttelte betrübt den Kopf.
„Das Ministerium versucht es solange wie möglich zu unterdrücken. Spätestens morgen früh wird es veröffentlicht worden sein.. glaub mir das..."
Er zögerte kurz und erklärte dann weiter. „Es war ein Muggledorf Harry. Viele Verletzte, wenn auch wenige schwer... zehn Tote..."
Harry kaute auf seiner Unterlippe herum und griff nach Remus Tasse um selber einen Schluck zu trinken. Er verzog das Gesicht. „Ich glaube ich hätte gerade lieber was alkoholisches.."
Remus lächelte schwach. „Du wirst Sirius ähnlicher und ähnlicher weißt du das?!", sagte er und beide schwiegen für einen kurzen Augenblick.
Schließlich stellte Harry die Tasse wieder auf dem Tisch und Remus griff nach seiner Hand. „Dean Thomas, Harry, der ist doch bei dir in der Schule oder?"
Harry nickte und zog seine Hand nicht zurück, weil er das Gefühl hatte, dass er die Stütze noch brauchen würde. Remus blickte nicht so drein wenn nichts los war.
„Er ist in meiner Klasse, in meinem Schlafsaal sogar.... er ist ein Freund von mir.."Remus zog ihn näher an sich heran.
„Seine Eltern wurden heute Abend getötet."
Harry schwieg und saß für eine Weile einfach da, bevor er sich zitternd an Remus schmiegte. „Ich muss nach Hogwarts zurück.", erklärte er und Remus nickte verstehend.
„Das hab ich mir schon gedacht. Das Ministerium schickt uns nachher einen Portkey."Harry nickte und schwieg dann für eine Weile.
„Niemand sollte seine Eltern verlieren müssen.", flüsterte Harry schließlich und spürte wie Remus Hände beruhigend über seinen Rücken strichen.
„Im Krieg werden Opfer von allen genommen Harry... daran wird sich nie etwas ändern."
Harry strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Wenn nur alle darunter leiden.. dann verstehe ich nicht warum ein Krieg überhaupt geführt wird."
Remus fielen viele Dinge ein, die er Harry hätte sagen können, doch er wußte, dass nichts Harry würde helfen können.
Und so schwieg er und hielt Harry einfach nur im Arm.
~*~
Harry war die Strecke von Hogsmead nach Hogwarts eher gerannt als gelaufen und Remus hatte Probleme gehabt mitzuhalten.
So war es nicht verwunderlich, dass Harry vollkommen außer Atem war als er das Büro von McGonagall erreichte. Das Büro war inzwischen fast vollkommen leer und in einem der beiden Sessel vor dem Tisch saß blass und verloren Dean.
Harry ließ seine Tasche an der Tür fallen und war mit wenigen Schritten neben Dean. Dean hob langsam seinen Kopf und blickte Harry an und obwohl er nichts sagte, konnte Harry sehen wie sich die Tränen ansammelten und zog Dean einfach in seine Arme und hielt ihn fest.
Dean und er mochten nicht die besten Freunde gewesen sein oder hatten sich besonders nahe gestanden, aber sie waren Freunde und sie wussten beide wie es war seine Eltern zu verlieren und das war alles was in diesem Moment zählte.
Erst als er ein Räuspern hörte wurde ihm bewusst, dass sich auch noch Remus und McGonagall im Raum befanden.
Er löste sich, so dass er aufblicken konnte, behielt seine Arme aber immer noch um Dean, der rutschte um ihm im Sessel Platz zu machen. Harry konnte sich vorstellen wie sehr Dean in diesem Moment Nähe brauchte.
„Mister Thomas.", begann McGonagall und setzte sich hinter den Schreibtisch während Remus im Sessel neben Harry Platz nahm.
„Was mit ihren Eltern passiert ist, tut uns ernsthaft und aufrichtig leid. Ich versichere ihnen, dass sie in nächster Zeit natürlich in allen Dingen von der Schule unterstützt werden."
Harry fühlte Dean schwach nicken und zog ihn noch etwas näher an sich heran. McGonagall schien nach Worten zu suchen. Harry fragte sich was er sagen würden wenn er an ihrer Stelle wäre.
Doch er war nicht an ihrer Stelle, sondern an der Stelle des Freundes und deshalb war es nur natürlich für ihn, als er sich aufrichtete und Dean mit sich zog.
„Ich denke Dean sollte zurück zum Gemeinschaftssaal gehen.", sagte er und McGonagall nickte. „Das wird wohl das beste sein Mister Thomas. Harry, ich würde dich gerne noch sprechen."
Harry blickte sie ernst an und schüttelte den Kopf.
„Es tu mir leid Professor, aber ich denke als Freund werde ich momentan mehr gebraucht als als ihr Schüler."
Sowohl McGonagall als auch Remus schwiegen, als Harry einen Arm um Deans Taille legte und den noch immer unter Schock stehenden Jungen aus dem Büro zog.
Sie hatten bereits die Hälfte des Weges hinter sich, als Harry es für angemessen hielt, die ersten Fragen zu stellen.
„Wissen es die anderen bereits?"Dean schüttelte den Kopf. „Ich wußte es selbst nicht.", erklärte der etwas Kleinere „Bis ich in McGonagalls Büro war."
Harry wollte eigentlich noch weitere Fragen stellen, doch er war sich mit einem Male sicher, dass Dean in Tränen ausbrechen würde, wenn er noch ein weiteres Wort würde sagen müssen und so schwieg er bis sie den Gryffindorturm erreichten.
„Fate.", sagte er und das Portrait schwang auf. Es war bereits spät und im Gemeinschaftssaal war nicht viel los, aber Hermione, Ginny und Ron saßen am Feuer und einige Drittklässler an einem der Tisch und er konnte Seamus mit einem Fünftklässler am Fenster reden sehen.
Naja.. so wie Harry Seamus kannte konnte man es wohl schlecht ‚reden' nennen sondern musste eher ‚flirten' sagen. So war Seamus immer.
Hermione war die erste, die sie bemerkte. Sie lächelte erst, dann wurde sie blass als sie Dean sah und konnte einen kleinen erschrockenen Schreckensschrei nicht unterdrücken, der auch die Aufmerksamkeit der anderen erweckte.
Vor allem erweckte er Seamus Aufmerksamkeit. Der Ire blickte einen Moment verwirrt, dann ließ er den Fünftklässler stehen und hastete durch den Raum, packte Dean sanft aber bestimmt an den Schultern.
„Dean! Was ist los?"Dean reagierte noch langsamer als er vorhin bei Harry reagiert hatte und Harry konnte sagen, dass es nicht mehr lange bis zum Zusammenbruch brauchen würde.
„Sie sind tot", sagte Dean und obwohl seine Stimme leise war, war es im Raum so still, dass jeder ihn hören konnte. „Meine Eltern sind tot."
Nach dem Moment verschwammen Harrys Erinnerungen etwas. Dean hatte irgendwann angefangen zu weinen und Ginny hatte die Drittklässler rausgejagt und Seamus hatte sich um Dean gekümmert und Hermione sich um ihn, denn der Tag hatte ihn geschafft und Deans Verlust hatte ihn daran erinnert wie er als Kind immer wieder gesagt bekommen hatte, dass er vollkommen alleine und ohne Eltern war.
Seine Erinnerungen wurden erst wieder klar, als Hermione ihn in den Sessel drückte und er Ron erkannte. Ron der sich nicht bewegt und irgendjemandem geholfen hatte, Ron der einfach nur da gesessen und nicht reagiert hatte.
Und das nicht weil er geschockt gewesen war, denn Harry konnte klar und deutlich sehen, dass Ron nicht aussah als wäre er geschockt. Genau genommen... sah Ron eher erschreckend normal aus.
„Was ist Harry?", fragte sein bester Freund und klang dabei ungeduldig und genervt. „Hab ich irgendetwas im Gesicht?"
Harry senkte den Blick und schaute auf seine Hände. Hermione, welche die ganze Zeit an seiner Seite gewesen war, war nun auf einmal verschwunden und er wünschte sich sie wäre hier um ihn zu helfen.
Er und Ron... Harry wußte selbst nicht woran es lag, aber er hätte das Gefühl als wären sie unendlich weit voneinander entfernt in letzter Zeit.
Er schaute erstaunt auf, als sich von der Seite zwei Arme um ihn schlangen und war überrascht nicht Hermione auf der Lehne neben ihm sitzen zu sehen, sondern Ron.
Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, wollte etwas fragen, denn es fühlte sich ungewohnt an, nach all der Zeit die vergangen war Trost von Ron zu empfangen. Und dennoch war es das natürlichste der Welt, denn schließlich war Ron sein bester Freund.
„Sei ruhig..", murmelte Ron so leise, dass Harry es beinahe selbst nicht hörte „Sei ruhig, sei einfach einmal ruhig..."und dann noch leiser „Es tut mir leid."
Er legte eine Hand in Harrys Nacken und zog ihn an seine Brust und hielt ihn fest und wiegte ihn leicht hin und her und murmelte Worte die keinerlei Sinn ergaben und die dennoch alles waren was Harry in diesem Moment brauchte.
Und während Harry sich lächelnd von Ron trösten ließ, liefen ihm brennende Tränen über die Wangen.
~*~
Frühstück am Sonntagmorgen war immer eine ruhige und angenehme Angelegenheit, denn kaum jemand stand Sonntags früh genug auf um etwas essen zu können und so war es erst beim Mittagessen, als den Gryffindors – und auch den Ravenclaws und den Hufflepuffs – auffiel, dass jemand fehlte.
„Wo ist Malfoy hin?", fragte Ginny als erste und schob das Tablett mit Speck aus ihrem Blickfeld. Seit sie Vegetarier geworden war, konnte sie das Essen nicht mehr sehen. „Die Verführung ist natürlich groß.", hatte sie Harry einmal gesagt. „Und manchmal würde ich gerne wieder Fleisch essen.... aber ich weiß, dass die Schuldgefühle hinterher größer wären."
Hermione blickte von dem Buch neben ihrem Teller auf und schaute zum Slytherintisch hinüber. „Dann fehlt er ja.. vielleicht ist er krank."
Harry schob seinen Rest Rührei von der einen Seite seines Tellers zur anderen. „Malfoy fehlt nie beim Frühstück."
Seine beste Freundin runzelte ihre Stirn. „Woher weißt du so was Harry?"
Seamus drängte sich auf den Platz zwischen Harry und Ron. Harry grinste verhalten. Seamus sah wirklich alles andere als wach auf – aber das sah er morgens nie.
„Weil Malfoy bei keiner Mahlzeit fehlt."Hermione bewegte ihren ungläubigen Blick von Harry zu Seamus. „Woher weißt du so was?"
Harry lachte und wußte ohne hinzusehen, dass Ron die Augen verdrehte. Dean der neben Hermione saß übernahm die Aufgabe ihr zu antworten. Harry war überrascht, wie wach und ausgeruht der Junge aussah. Natürlich war er noch immer blass, aber... er sah irgendwie lebendig aus.
Harry wußte nicht warum, aber er hatte etwas anderes erwartet. Er spürte wie Seamus näher rückte und blickte zu ihm, erwiderte dessen Lächeln, nicht wissend das er die – wenn auch wirklich freundlich gemeinte Geste missinterpretierte.
Wahrscheinlich musste das Leben weitergehen... auch wenn erst wenige Stunden vergangen waren. Die Erde konnte nicht einfach stehen bleiben.
„Schau Hermione..", riss Deans Stimme Harry aus den Gedanken. „Falls du es nicht mitbekommen haben solltest nochmal zum mitschreiben: Draco Malfoy ist männlich."
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Und....?"
Harry hatte das Gefühl alle in Hörweite unterdrückt aufstöhnen zu hören.
„Und das.", erklärte der niemals ungeduldige Dean weiter. „bedeutet für Seamus ist Malfoy ein potentielles Opfer."
Hermione blinzelte erstaunt und nippte an ihrem Orangensaft. „Kerle... ich verstehe sie einfach nicht."
Sie schien noch etwas sagen zu wollen wurde aber von Harry unterbrochen der mit einem Male aufsprang und knallrot angelaufen war.
Die Halle begann zu lachen, als Harry Seamus anschrie:
„Seamus!! Was hat deine Hand zwischen meinen Beinen zu suchen?!"
~*~
Hermione piekste Harry ungeduldig in die Seite. „Harry?"
Er seufzte und schluckte sein Stück Toast runter und drehte den Kopf zu seiner besten Freundin, schaute sie genervt an.
„Ja Herm. Malfoy war gestern beim Frühstück nicht da und beim Mittagessen nicht da und beim Abendessen nicht da und jetzt beim Frühstück ist er auch nicht da und nein, ich denke nicht das Ron Recht mit seiner Verschwörungstheorie hat. Wahrscheinlich ist Malfoy einfach nur krank."
Er fühlte sich selbst ebenfalls krank und müde. Dean hatte die ganze Nacht geweint und getrauert und obwohl Harry gewusst hatte, dass Seamus bei Dean war hatte er nicht schlafen können.
Wenn das hier erst der Anfang war.. wenn es schon so war ohne dass der Krieg ausgebrochen war.. wie würde es erst sein wenn sie sich mitten im Krieg befanden?
Hermione strich über seinen Arm. Ein Geste die wahrscheinlich beruhigend wirken sollte, aber auf Harry wirkte sie nur einengend und so zog er seine Hand wieder weg.
Sie sah verletzt aus, doch er ignorierte es.
„Das meinte ich nicht.", sagte sie schließlich. „Ich wollte dich eigentlich fragen ob du weißt wer der Mann dort oben bei McGonagall ist? Er sieht Asiatisch aus..."
Harry schielte kurz nach oben und griff dann nach einem weiterem Brötchen. „Er ist Japaner. Jiyu Osuneko. Der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste."
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Hattest du wieder ein Gespräch mit McGonagall?"Er kaute auf seinem Brötchen rum. „Ja – letzte Woche."
„Du hast mir nichts davon erzählt.", sagte sie, doch Harry wußte was sie eigentlich sagen wollte war ‚Du erzählst mir gar nichts mehr.'
Und das schlimme an der Sache war, dass er noch nicht einmal wußte was er dagegen sagen sollte. So schwieg er einfach und wurde erlöst, als McGonagall sich aufrichtete.
Es dauerte nicht lange bis es in der Halle still wurde, aber Harry war es dennoch schmerzlich bewusst, dass es einige Sekunden länger dauerte als es bei Dumbledore gedauert hatte.
McGonagall lächelte als sie sprach. „Guten Morgen. Ich werde ihre Aufmerksamkeit nicht lange in Anspruch nehmen meine lieben Schüler. Aufgrund der sich neu ergebenen Lehrersituation werden wir ab heute von einem neuen japanischen Kollegen unterstützt. Jiyu Osuneko wird ab heute die Position des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste annehmen."
Die Halle applaudierte lautstark und Harry konnte an seiner linken Seite Ginny und ihre Freundinnen kichern hören. Er stöhnte lautlos auf.
Seamus kam in den Raum gehetzt und zwängte sich auf den Platz zwischen Hermione und Ron.
„Guten Morgen ihr.", sagte er und griff völlig außer Atem nach einem der Brötchen. Er musste den Weg hierher gerannt sein.
Hermione lächelte ihn an. „Guten Morgen."
Harry wollte gerade etwas sagen, als die Tür hinter dem Lehrerpodium aufgerissen wurde. Eine Harry unbekannte Frau betrat das Podium redete hastig mit McGonagall. Bewegung geriet in die Erwachsenen. Die Lehrer standen alle auf und verließen das Podium bis nur noch McGonagall da war.
Harry wunderte sich später wieso er an diese Momente des Abends so wenige Erinnerungen hatte. Alle Geschehnisse waren viel zu schnell an ihm vorbeigeflogen.
Die Schulleiterin wies die Vertrauensschüler an sich um alle zu kümmern, denn in der großen Halle brach langsam aber sicher Panik aus.
Harry fühlte wie Hermione an Seamus vorbei nach seiner Hand griff, doch er reagierte nicht. Er wußte nicht was los war und worum es ging, aber er hatte eine Ahnung und er fühlte sich seltsam.
Es war als würde er sich außerhalb seines Körpers befinden und alles aus einer Sicht sehen... als würde er neben sich selbst stehen.
Seamus legte eine Hand auf seinen Arm, aber er fühlte es kaum. „Harry.. bist du okay?", fragte er und Harry wollte etwas sagen, doch seine Kehle war vollkommen trocken.
Bitte kein Angriff...
„Hedwig.", hörte er Ginny rufen und hob dem Blick, merkte aus den Augenwinkeln, dass fast alle Gryffindors von Hermione aus der Halle geführt wurden. Er hatte nicht einmal bemerkt wie sie seine Hand losgelassen hatte.
Wo war Ron?
Hedwig landete auf dem Tisch vor ihm und streckte ihm ihr Bein mit einem Pergamentstück entgegen. Harry streckte den Arm so aus, dass Seamus gezwungen war seine Hand zurückzuziehen wenn er nicht aufdringlich wirken wollte.
Und seltsamerweise – obwohl es Seamus war dem die Hand gehörte – zog er seine Hand tatsächlich zurück.
Harry las den Brief hastig, wissend das auch er die Halle endlich verlassen musste. Warum blieb Seamus neben ihm sitzen? Er hätte lieber mit den anderen gehen sollen.
Bleib in Hogwarts Harry. Egal was passiert bleib in Hogwarts!!!
Remus hatte schon immer einen Hang sich kurz auszudrücken und dennoch viel zu viel zu sagen. Und leider Gottes verstand Harry jedes einzelne Wort auch wenn es nicht geschrieben worden war. Seamus rüttelte wieder an seinem Arm.
„Harry... Harry was ist los?"
Harry knüllte das Blatt Papier in seiner Faust zusammen. Niemand außer ihm bemerkte wie es zwischen seinen Fingern zu Staub zerfiel.
„Es gab einen weiteren Angriff.", sagte er und stand auf und ging.
~Prolog Ende~
