Titel:
Lovestory
Kapitel 2/3 (Epilog)
Autor: cristall
Email:
Livejournal:
Genre: Harry Potter
Warnings: Slash, Drama, Death
Pairing: Harry/Draco; Hints auf
Hermione/Ron, Dean/Seamus, Remus/Sirius
Anmerkung: Es tut mir
wahnsinnig leid, dass dieses Kapitel so ewig gedauert hat, aber
diesmal war es nicht nur meine Schuld. Vor etwa einem Monat hat es
mein Grandpa geschafft seine Festplatte zu schrotten und alle Daten
waren weg – sprich auch das damals fast fertige Kapitel 2 von
Lovestory.
Danach musste ich logischerweise alles noch mal
schreiben, was mir eigentlich ganz lieb war, da ich so alles noch mal
neu aufziehen konnte. Deshalb passen die Cookies, die vor einiger
Zeit in meinem Livejournal waren nun nicht mehr zu diesem Kapitel.
Der im ersten Kapitel vorgegebene Inhalt passt jedoch dennoch.
Nur die Beziehungen der Personen haben sich etwas geändert.
Dieses Kapitel hat sich etwas länger gezogen und ist damit
das bisher längste mit 26 Seiten (ca. 18.000 Wörter). Das
dritte Kapitel wird dieses wohl jedoch noch schlagen, da dort noch
ein paar neue Aspekte hinzukommen werden und schließlich das
große Finale stattfinden wird. Und im Epilog wartet dann noch
die ein oder andere Überraschung, deshalb würde es mich
freuen, wenn noch ein paar Leute diese Story lesen würde.
Vielen Dank für eure Geduld.
Chapter 2 – Hold me
More than angry words I hate this silence
It's getting so
loud
Well I want to scream
But bitterness has silenced these
emotions
It's getting hard to breathe
So tell me isn't
happiness
Worth more than a gold diamond ring?
I'm willing
to do anything
To calm the storm in my heart
I've never
been the praying kind
But lately I've been down upon my knees
Not looking for a miracle
Just a reason to believe
Savage Garden - Hold me
Die
Tage, die folgten waren geprägt von fast täglichen
Angriffen.
Harry vergrab sich im Training und in den Kämpfen
und wenn er nicht mit dem Krieg beschäftigt war, so saß er
bei Draco und erklärte ihm die Sachen, die sie in den wenigen
Unterrichtsstunden besprochen hatten oder trainierte mit ihm.
Und
in all der Zeit beobachtete Hermione ihn jede Sekunde. Harry wusste
dies, aber er ignorierte sie einfach. Hermione machte sich immer mehr
Sorgen, als notwendig war, dass war ihre Art Zuneigung zu zeigen. Und
nun, da Ron nicht mehr da war, galt all ihre Aufmerksamkeit Harry.
Harry hatte irgendwann aufgehört zu zählen wie oft sie
ihm heimlich gefolgt war. Was machte das denn schon? Sie tat ihm ja
nichts, mischte sich nicht ein, sie war nur einfach da.
Der
einzige Raum in dem sie ihm nicht folgte war Dracos Zimmer. Nicht,
dass es dort irgendetwas gab was Harry geheim halten wollte. Er und
Draco redeten über nichts was nicht die Schule oder die Kämpfe
betraf. Sie redeten nie über irgendetwas persönliches...
nie über irgendetwas wirklich Wichtiges.
Harry selbst war
eigentlich froh, dass sie nicht redeten. So musste er auch nicht
nachdenken. Nicht darüber wie Ron sie verlassen hatte, wie er
sie alle verraten hatte.
Warum?
Harry schüttelte
den Kopf und ignorierte die Frage die sich wie so oft in den letzten
Tagen in seinen Gedanken gebildet hatte. Es brachte nichts darüber
nachzudenken. Er würde so oder so keine Antwort finden.
„Worüber denkst du nach?", fragte Draco mit einem Male
und Harry schreckte aus seinen Gedanken hoch. „Was?", fragte er
und Draco lächelte leicht und kniff ihn dann kurz in die Seite.
„Du warst mit einem Male ganz woanders.", stellte Draco fest
und Harry brauchte einen weiteren Moment um zu verstehen was
geschehen war. Dann stand er ruckartig auf, packte seine wenigen
Sachen zusammen, die er zum Lernen mitgebracht hatte.
„Ich muss
gehen.", erklärte er und war bereits an der Tür, als
Draco es schließlich schaffte zu reagieren. „Was soll das
Potter?", sprach er Harry so scharf an wie er es schon lange nicht
mehr getan hatte. Und wahrscheinlich nur deshalb blieb Harry stehen
und drehte sich um, denn der Tonfall erinnerte ihn an die
Verfangenheit, der er so sehr nachtrauerte.
Im ersten Moment
wollte er sich irgendeine Ausrede einfallen lassen – er musste
jetzt einfach alleine sein, egal auf welchem Wege - aber dann
entschied er sich anders. Draco hatte einfach nicht das Recht ihm
eine so persönliche Frage zu stellen. Er war keinerlei
Rechtfertigung schuldig.
Und so drehte er sich schließlich
einfach weg und verließ den Raum ohne Draco noch einmal
anzublicken.
Hermione
wartete im Gemeinschaftssaal auf ihn. Sie saß alleine in den
Sesseln vor dem Kamin, denn die Gryffindors gingen ihr aus dem Weg
seit Ron gegangen war. Niemand wusste, wie er mit Hermione umgehen
sollte, denn es war in letzter Zeit nicht selten passiert, dass
Hermione plötzlich ausgerastet oder in Tränen ausgebrochen
war.
Und dennoch hasste Harry die Art wie die Anderen Hermione
ausgrenzten. Sie waren doch ein Haus, eine Familie. Und dennoch
hielten sie nicht zusammen. Waren Familien vielleicht doch nicht so
ideal wie Harry immer geglaubt hatte?
Harry zögerte nicht
sich zu ihr zu setzen. Er selbst war auch einmal so kompliziert
gewesen, kurz nach Sirius Tod und Hermione war damals dennoch
jederzeit für ihn da gewesen. Es war seine Pflicht jetzt genauso
für sie da zu sein.
Hermione blickte von dem Buch auf, das
sie gerade las und klappte es dann zu, als sie Harry erkannte. „Du
bist schon früh zurück.", erklärte sie erstaunt.
Wenn Harry bei Draco zum Lernen war kam er fast nie vor Mitternacht
zurück, denn Draco war ein wissensdurstiger Schüler, der
nachfragte bis er wirklich alles verstanden hatte.
Harry zuckte
mit den Schultern und öffnete die obersten Knöpfe seines
Hemdes. Es war warm am Feuer. „Hast du wieder den ganzen Abend
gelesen?", fragte er sie und sie lächelte verlegen, so wie sie
es bei dieser Frage immer tat, doch an diesem Abend – an jedem
Abend seit Ron gegangen war sah es gestellt aus und es schmerzte
Harry, das Leid hinter der Illusion des Glücks zu sehen, denn
trotz allem liebte er Hermione über alles.
„Es ist ein
interessantes Buch.", erklärte sie. „Das würde auch
dich interessieren. Es geht um Abwehrzauber... wie man zum Beispiel
nur mit geistiger Kraft ein Schild aufbauen kann."
„Leih es
mir wenn du fertig bist.", sagte er, denn natürlich wurde von
ihm erwartet, dass er begierig alle Bücher las die im Krieg
hilfreich sein konnten.
Harry strich sich die Haare aus dem
Gesicht und lehnte sich gemütlich im Sessel zurück. Die
Sache mit Draco lies ihn nicht los. Sie hatten immer alles
Persönliche vermieden, denn dadurch wäre es nur noch
komplizierter geworden, aber als Draco gefragt hatte, ob alles in
Ordnung war hatte es fast so geklungen, als wäre er wirklich an
Harrys Wohl interessiert.
Er blickte sich im Raum um, um auf
andere Gedanken zu kommen: Seamus saß auf dem Fensterbrett und
beobachtete Dean, der am Tisch hockte und irgendetwas schrieb.
„Reden sie immer noch nicht miteinander?", fragte er besorgt,
denn Dean sah müde und geschafft aus. Natürlich sahen sie
alle so aus, schließlich war dies hier ein Krieg, aber Harry
war sich sicher, dass es Dean besser gehen würde, wenn er
wenigstens Seamus an seiner Seite hatte. Harry hatte sich immer
besser gefühlt, wenn Ron bei ihm gewesen war. Aber nun war Ron
gegangen und hatte zu viele begangen, als das man ihm noch hätte
verzeihen können.
Und auch die Ursache dieser Kluft war ein
Fehler Rons.
Hermione schlug das Buch wieder auf und begann
demonstrativ weiter zu lesen. „Das ist ihr Problem.", meinte sie
noch, dann war sie schon wieder in das Buch vertieft und Harry sparte
sich seinen Kommentar, dass es sehr wohl auch ihr Problem war.
Schließlich waren Dean und Seamus auch ihre Freunde.
Harry
blieb eine Weile stumm in dem Sessel sitzen, bevor er schließlich
doch aufstand und zu Seamus ging. Er hatte schon bei Ron den Fehler
gemacht zu lange nichts zu sagen und er wollte nicht wie Ron solange
Fehler machen, bis es keine Entschuldigung mehr gab. Er würde
handeln bevor es zu spät war.
Oder zumindest versuchen zu
handeln, so dass er sich nachher nichts würde vorwerfen müssen.
„Hey Seam'.", sagte Harry und setzte sich neben Seamus auf
das Fensterbrett. Seamus blickte ihn erstaunt an. Sie hatten seit dem
Vorfall mit Ron nicht miteinander geredet, weil Harry immer auf Deans
Seite gestanden hatte. Harry erkannte nun, dass das ein Fehler
gewesen war. Er hatte einfach angenommen, dass Deans Meinung die
Richtige war, doch er hätte Seamus zumindest einmal zuhören
müssen.
Harry bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Dean sie
beobachtete. Gut so, dachte Harry sich und wandte sich dann endgültig
Seamus zu, wenn Dean sie beobachtete bedeutete das, dass er sich noch
immer für die Freundschaft interessierte.
„Ich wollte mit
dir reden Seamus.". Harry zog die Beine hoch, so dass er Seamus
direkt anblickte und seine Beine gegen Seamus gelehnt waren.
„Wegen
Dean?", fragte Seamus und Harry hatte die Vermutung, dass Seamus
schon lange auf dieses Gespräch gewartet hatte. Nur hatte er
selbst wohl nie den Mut gehabt es zu beginnen. Harry konnte ihn
verstehen. ER hatte bei Ron auch nie genügend Mut gehabt. Und
das war es, was sie alle davon abhielt etwas zu ändern: Der Mut
den ersten Schritt zu machen... und dabei waren sie doch Gryffindors.
Harry nickte. „Willst du nicht endlich mit ihm reden?",
fragte Harry und Seamus drehte den Kopf und blickte nach draußen.
„Er ist sauer auf mich. Nicht ich auf ihn."
„Aber du weißt
doch warum er sauer auf dich ist.", meinte Harry so sanft wie es
für ihn möglich war. Versöhnungsgespräche waren
noch nie seine Stärke gewesen. „Eben nicht.", erwiderte der
Ire und seine Stimme wurde langsam lauter. Harry ließ sich
davon nicht aus der Bahn bringen.
Eine Gruppe Erstklässler
verließ den Raum in Richtung Schlafsaal. Sie schienen wohl
Angst vor einem großen Streit zu haben – zu Recht, wie Harry
anmerken musste, wenn er Seamus betrachtete. Dennoch brach Harry das
Gespräch nicht ab.
Er hatte es sich vorgenommen, jetzt würde
er das Ganze auch durchziehen. Er wollte denselben Fehler nicht noch
einmal machen. Er wiederholte diesen Vorsatz immer wieder in
Gedanken, als könne er ihn dadurch erfüllen.
„Seamus.".
Harry griff nach Seamus Hand. „Komm schon. Als das mit Ron war...
da bist du Dean noch hinterhergelaufen um dich zu entschuldigen...
und jetzt willst du mir erzählen , dass du nicht weißt was
los ist?"
„Aber warum... warum musste er so reagieren... ich
meine.. das mit Ron hatte doch nichts mit ihm zu tun.. Ich weiß
einfach nicht, warum er so ein Theater machen muss."
„Weißt
du das wirklich nicht?"Seamus drehte sich ruckartig um und
erstarrte, als er Dean neben sich stehen sah. „Dean...", begann
er und brach dann ab, warf Harry einen Hilfe suchenden Blick zu, doch
Harry schüttelte den Kopf und lächelte ihn sanft an.
Er
drückte Seamus Hand noch einmal, dann stand er auf und ließ
die beiden alleine stehen, ließ sich wieder gegenüber von
Hermione in den Sessel fallen, atmete erleichtert auf.
Seine
beste Freundin blickte noch nicht einmal von ihrem Buch auf, als sie
sprach. „Seamus und Dean sind nicht du und Ron, Harry."
„Nein.",
sagte Harry und versuchte sich seinen Schmerz nicht anmerken zu
lassen. „Denn die sind wieder Freunde."
„Fühlst du
dich dadurch jetzt besser?", fragte sie und es klang wie ein
Vorwurf.
Das
Training am nächsten Tag, geleitet von Harry, sollte dieser
nicht so schnell vergessen.
Auch wenn die Jugendordensversammlung
beschlossen hatte, dass alle Vertrauensschüler das Training
leiten würden so hatte sich schnell herausgestellt, dass Harry
der Beste für diesen Job war. Und als er vorgeschlagen hatte die
Leitung zu übernehmen, während die anderen die Schüler
beobachteten hatte niemand widersprochen.
Snape hatte gestern die
Schule verlassen und keiner wusste wann er wiederkommen würde.
Natürlich war dies nie offiziell gesagt worden – Hoffnung war
das was sie alle momentan am nötigsten hatten, aber es war jedem
klar was los war, als Snape nicht zum Training auftauchte.
Lehrer
waren sowieso selten beim Training, aber Donnerstags kam Snape
eigentlich immer, so wie McGonagall jeden Dienstag kam um sich davon
zu überzeugen, dass alles in Ordnung war.
Die Schüler
begannen zu reden und zu flüstern und Harry merkte wie das
Schweigen einsetze, sobald er näher an eine Gruppe Schüler
herantrat um ihr Training zu überprüfen. Harry wurde
langsam bewusst wie viel sich eigentlich verändert hatte. Ihm
wurden Dinge klar, die er schon längst hätte bemerken
müssen. Es war als würde sich ein Schleier lüften der
ihm jahrelang die Sicht beeinträchtigt hatte.
Er gehörte
nicht mehr zu seinen Mitschülern. Er war nun ein Mitglied des
Ordens, er leitete als einziger Sechstklässler eine der
Kampftruppe, er führte das Training an – er war ihre Hoffnung,
er war ihr Held. Aber mehr auch nicht.
Natürlich hatte er
noch nie wirklich zu ihnen gehört nicht wahr? Er war immer
besonders gewesen... anders gewesen. Und doch war alles was er immer
gewollt hatte dazu zu gehören.
Ron und Hermione hatten ihm
das Gefühl gegeben vielleicht doch ein Teil der Gruppe – ein
ganz normaler Junge zu sein.
Als Ron und er sich in ihrem vierten
Jahr zum ersten Mal stritten wurde Harry langsam klar, dass es wohl
doch nicht so einfach war. Doch als nachher alles wieder in Ordnung
war, da er hatte er sich keine Gedanken mehr gemacht und die Bedenken
einfach verdrängt.
Aber nun war Ron weg und Hermione hatte
sich von ihm abgewandt und er stand alleine da. Seine einzige
Verbindung zu der Schülerschaft war gerissen. Er war kein Kind
mehr – aber er war auch noch kein Erwachsener.
Er war ein Held.
Zumindest war es das was alle glaubten. Nur konnte Harry selbst
es nicht glauben – und vielleicht war es gerade das, was ihn davon
abhielt wirklich zum Helden zu werden.
All dies und noch viel
mehr wurde Harry während diesem einen Training klar. Und auch
wenn er versuchte sich wie immer nichts anmerken zu lassen, denn
Trauer und Leid raubte die Hoffnung wie Dunkelheit das Licht. So fiel
das Training doch härter aus als jemals zuvor, denn unbewusst
wollte Harry die Schüler wohl irgendwie bestrafen, weil sie ihn
nicht akzeptierten.
Das war jedoch nicht das, was sich an diesem
Abend am meisten bei ihm einprägte. Das ereignisvollste war, als
die Tür aufging und Draco Malfoy eintrat.
Sofort war der
ganze Raum ruhig. Niemand sprach mehr, niemand bewegte sich. Alle
starrten nur den blonden Jungen an, der vollkommen gelassen in der
Tür stand.
Blaise Zabini war der erste, der sich aus der
Starre löste. Bevor irgendjemand reagieren konnte war er mit
einem Male losgerannt und warf sich Draco in die Arme. Harry
erinnerte sich mal von Pavarti gehört zu haben, dass Zabini in
Zusammenhang mit Malfoy der einzige war den man auch nur ansatzweise
Freund nennen konnte.
„Du verdammter Idiot.", schimpfte
Blaise und drückte Draco dabei noch näher an sich. Zu
Harrys Überraschung ließ dieser die Umarmung zu, erwiderte
sie sogar. „Ich hab mir Sorgen gemacht weißt du das?"
Draco antwortete nicht, aber Blaise schien auch nicht wirklich
eine Antwort zu erwarten. Blaise ließ Draco los und gab nun
auch den anderen Slytherins die Chance Draco zu begrüßen.
Doch keiner außer Pansy getraute sich Draco zu umarmen, obwohl
ihnen allen die Freude wahrlich anzusehen war. Ihr Prinz, ihre
Hoffnung, ihr Held war wieder da. Die Slytherins würden Harry
nicht brauchen solange sie nur Draco hatten.
Die Gryffindors
schienen von Malfoys Anwesenheit nicht begeistert zu sein. Doch
niemand hatte etwas anderes erwartet. Harry jedoch ließ sich
davon nicht aufhalten. Er schritt durch die Gryffindors durch, die
doch tatsächlich leicht zurückwichen. Harry konnte
innerlich nur grinsen. Dramatischer ging es nun wirklich nicht, oder?
Draco schien das selbe zu denken, denn er grinste als Harry
schließlich vor ihm stand. „Willkommen zurück Malfoy.",
erklärte Harry und streckte Draco die Hand entgegen.
Draco
schaute ihn einen Moment lang an, dann lächelte er und drückte
Harrys Hand. Ein bedeutender Moment, sowohl für Gryffindor und
Slytherin, als auch für Harry und Draco „Es freut mich wieder
zurück zu sein.". Es klang, als wäre es wirklich so
gemeint
Harry hielt Dracos Hand einen weiteren Moment lang fest,
dann drehte er sich zu seiner Trainingstruppe um. „Ich glaube
nicht, dass ich eine Pause angeordnet habe. Weiter trainieren",
stellte er in scharfen Ton fest. Die Schüler wandten ihren Blick
sofort ab. „Malfoy, du trainierst mit mir gemeinsam.".
Harry
sah aus den Augenwinkeln wie Draco ihm folgte und drehte sich nicht
mehr um, sondern beachtete Draco erst wieder als er am anderen Ende
des Raumes angekommen war. Harry blieb stehen und Draco trat direkt
neben ihn. Harry blickte sich um. Niemand stand in ihrer Nähe
und alle waren wie befohlen mit dem Training beschäftigt.
Harry
blickte den Slytherin fragend an. „Ich hatte nicht erwartet dich
hier zu sehen. Wolltest du dich nicht verstecken?"Er versuchte die
Besorgnis, die in ihm aufstieg aus seiner Stimme zu verbannen. Es gab
nichts Persönliches. Auch er musste sich an die Regeln halten
die er selbst aufgestellt hatte. Dennoch fragte er weiter. „Bringt
dich das nicht in Gefahr?"
„Deine Sorge um mich ist rührend
Potter... aber ich denke nicht, dass das dein Problem sein sollte."
Harry fühlte sich mit einem Male verletzt. Das hier ging ihn
etwas an. Draco war ein Teil seines Lebens geworden. Nicht unbedingt
ein positiver Teil, aber er gehörte einfach dazu.
Und dann
erinnerte er sich was passiert war, als er das letzte Mal bei Draco
gewesen war. Hatte er Draco nicht genau dasselbe angetan? Sich
zurückgezogen sobald es persönlich wurde? Hatte er dann
überhaupt das Recht nun verletzte zu sein? ER verdammte die
Regeln. Das hier war ein Krieg wer hielt sich schon an Regeln?
In
Harrys Kopf drehte sich alles. Er konnte einfach nicht genau sagen
wie nun eigentlich die Verbindung zwischen ihm und Draco war. Waren
sie immer noch Feinde? Waren sie verbündete? Waren sie Freunde?
War es überhaupt wichtig was sie waren?
Ja.
Ja, für
Harry war es wichtig. Er wusste nicht genau warum es wichtig war
(oder vielleicht wollte er auch einfach nicht darüber
nachdenken), aber an einigen Tatsachen konnte man einfach nichts
ändern.
Harry zuckte zusammen und blickte auf als eine Hand
über seinen Unterarm strich. Eine federleichte Berührung
durch Draco, die niemand außer ihnen beiden bemerkte.
„Keine
Angst.", erklärte Draco und er flüsterte nur, denn die
Schüler, die in ihrer näheren Umgebung trainieren wurden
langsam aufmerksam. „Die Entscheidung hat McGonagall getroffen. Mir
wird nichts passieren, solange jemand aus dem Orden bei mir ist."
Er blickte sich überprüfend um und fügte dann noch
bestimmender hinzu: „Und ich werde nicht zulassen, dass durch meine
Anwesenheit irgendjemand anderem Schaden zugefügt wird. Egal
wem."
Harry strich sich nervös mit der Zunge über die
trockenen und aufgesprungen Lippen, wusste nicht wirklich was er
sagen sollte. Was sagte man in einer solchen Situation? In was für
einer Situation befand er sich überhaupt?
Draco schien seine
Unsicherheit zu bemerken – wie er auch immer alles andere bemerkte
– denn er zog seinen Zauberstab aus seiner Jackentasche. „Lass
uns trainieren, Harry."
Zu seiner Überraschung fühlte
Harry wie er lächelte. „In Ordnung Draco."
Was auch
immer es war was zwischen ihnen war, wenn es ihn zum lachen brachte
konnte es ja nur etwas gutes sein oder?
Als
das Training zu Ende war wartete Minerva McGonagall am Eingang des
Raumes auf Harry. Harry verließ den Raum als Letzter, jedoch
gemeinsam mit Hermione und Draco.
Es war nicht so, dass dies
abgesprochen gewesen war. Es hatte sich einfach so ergeben. Draco,
der ja nun einmal mit Harry zusammen trainierte hatte, war einfach an
seiner Seite geblieben bis sie mit allem fertig gewesen waren und
Hermione hatte wie immer bis zur letzt möglichsten Sekunde
trainiert.
Als Harry zusammen mit Draco de Raum verlassen wollte
und Hermione sagte, dass sie nun gehen musste, hatte sie Draco zwar
für einen Moment einen Blick zugeworfen denn Harry nicht hatte
deuten können, hatte aber nichts gesagt. Ihre Freundschaft war
einfach nicht mehr stark genug um Kritik zuzulassen.
Minerva
jedoch zeigte keinerlei Verwunderung über das neue Trio. Es war
in diesem Moment in dem sie Minerva gegenüber standen, als Harry
erst Hermiones Blick im Raum verstand. Es war... als wären sie
ein neues Trio. Als hätte Draco Rons Stelle eingenommen.
Was
natürlich nicht so war, aber Harry wusste, dass dies nun nicht
der richtige Moment war um Hermione das zu erklären. Dennoch
konnte er nicht verstehen wie Hermione überhaupt annehmen
konnte, dass er Ersatz für Ron suchte.
Harry versuchte sich
zu konzentrieren. Dies hier war nicht der richtige Moment um über
so etwas nachzudenken. Wenn Minerva ihn schon extra aufsuchte, dann
musste es einfach um etwas wichtiges gehen.
„Harry.", sagte
Minerva und trat auf den Angesprochenen zu. „Ich muss mit dir
reden."
Harry blickte Hermione und Draco auffordernd an. „Geht
schon mal vor. Malfoy, wir sehen uns später."
Draco nickte
und ging, während Hermione neben Harry stehen blieb.
„Hermione...", begann er, doch Minerva unterbrach ihn. „Schon
in Ordnung Harry, dass was wir zu besprechen haben geht auch Hermione
etwas an."
Sie blickte sich um, als hätte sie Angst
verfolgt zu werden. „Am besten gehen wir in mein Büro."
Harry warf Hermione einen Seitenblick zu, doch sie reagierte
nicht darauf. Er seufzte verhalten, bevor er mit langsamen Bewegungen
Minerva folgte.
Harry gestand es sich selbst natürlich nicht
ein, aber er wünschte sich Draco wäre bei ihm geblieben.
„Gestern
wurden dem Orden einige Fotografien zugespielt.", erklärte
Minerva und reichte Harry einen verschlossenen Umschlag. Bevor er ihn
jedoch öffnen konnte stellte Hermione bereits ihre erste Frage.
„Von wem kam der Umschlag Minerva?", fragte sie und die
Professorin lächelte, als hätte sie genau diese Frage
erwartet. „Von einem Mitglied aus dem Orden. Den Namen kann ich
euch verständlicher Weise nicht sagen."Harry verzog das
Gesicht. Das war doch nur eine andere Art und Weise ihnen
mitzuteilen, dass sie noch immer keine vollwertigen Mitglieder des
Ordens waren, dass sie in den Augen der anderen Mitglieder nur Kinder
waren.
Er konnte das nicht mehr ausstehen. Er wollte nicht
einerseits zum Helden erkoren werden und andererseits immer als Kind
angesehen werden. Er wollte endlich... er wollte endlich... Er
überlegte einen Moment lang, denn er hatte seit Jahren nicht
mehr darüber nachgedacht was er wollte.
Und dann
stellte er überrascht fest, dass er nichts anderes wollte, als
er selbst zu sein. Aber war das wirklich so überraschend?
Hermione räusperte übertrieben und Harry blickte sie
entschuldigend an, bevor er den Briefumschlag öffnete und die
Fotos rausholte.
Die Bilder waren von schlechter Qualität,
unscharf und dunkel. Dennoch begann Harry nach nur wenigen Sekunden
immer mehr Einzelheiten wahrzunehmen.
Es waren Aufnahmen eines
Todessertreffens. Da Tageszeit und Umgebung immer gleich waren nahm
Harry an, dass alle Bilder dasselbe Treffen zeigten.
Harry
verharrte. Auf keinem der Bilder erkannte man Gesichter, doch auf
diesem... er war sich nicht sicher, aber... er beobachtete die
Bewegungen, wartete auf den richtigen Augenblick. Das Bild fror genau
im richtigen Moment ein.
Neben ihm begann Hermione zu schluchzen.
Harry wusste, dass von ihm erwartet wurde sie in den Arm zu nehmen
und zu trösten, aber er konnte einfach nicht. Er war selbst zu
geschockt.
Das Gesicht, was unter der dunklen Todessermaske zu
sehen war, gehörte seinem besten Freund Ron.
Hermione
schwieg den Rest der Sitzung. Harry hätte in dieser Ruhe bereits
die Stille vor dem Sturm erwarten sollen, aber er dachte noch nicht
einmal daran, was in Hermione vorging. Er hatte genug mit seinen
eigenen Gedanken zu tun.
Ron hatte sie verraten. Natürlich
hatte er das eigentlich schon gewusst... er hatte schließlich
Rons Brief gelesen, aber.. er hatte es sich bisher nicht eingestehen
wollen, dass Ron die Seiten gewechselt hatte. Er konnte das auch
einfach nicht verstehen.
Wie konnte so etwas passieren?
Wie
konnte Ron so eine Entscheidung treffen und alles verraten an das er
jemals geglaubt hatte? Wie konnte Ron so etwas seiner Familie,
Hermione und auch Harry antun?
Harrys Herz krampfte sich
zusammen. Ron war sein bester Freund gewesen und vor allen Dingen
sein erster Freund den er jemals gehabt hatte.
Er konnte solch
eine Entscheidung nicht verstehen. Für Harry hatte es immer nur
eine Seite gegeben. Er hatte niemals auch nur daran gedacht nicht für
das Gute zu kämpfen. Harry strich sich durch die Haare und
schloss die Tür des Büros hinter sich.
Der Umschlag mit
den Bildern steckte in der Innentasche seiner Robe. Er überlegte
ob er etwas sagen sollte, ob das von ihm erwartet wurde in einer
solchen Situation. Aber er wusste einfach nicht was er sagen sollte.
Harry bemerkte mit einem Male, dass Hermione nicht mehr neben ihm
her ging. Er blieb stehen und drehte sich um. Hermione stand einige
Meter von ihm entfernt. Sie sagte irgendetwas, doch Harry verstand
sie nicht. Er macht ein, zwei Schritte auf seine Freundin zu.
„Was
hast du gesagt?", fragte er nach, doch sie blickte ihn auch jetzt
nicht an. Ihre Stimme jedoch hatte sich gefestigt als sie erneut
sprach. Die Worte jagten Harry einen kalten Schauer über den
Rücken.
„Es ist alles deine Schuld."
Harrys Hände
waren feucht von Schweiß. „Was sagst du da Herm?"
Mit
einem Ruck hob sie den Kopf. Harry hatte das Gefühl von dem Hass
in ihren Augen erdrückt zu werden. „Nenn mich nicht so.",
schrie sie und Tränen begannen ihre Wangen hinunter zu laufen.
„Du hast kein Recht mich so zu nennen!!! Du bist Schuld... es ist
nur deine Schuld was mit Ron passiert ist!!"
Harry trat einen
Schritt zurück. Er hatte mit so etwas nicht gerechnet. Er hatte
die Distanz zwischen sich und Hermione nicht übersehen können,
aber er hatte sie noch immer für Freunde gehalten. Doch ihre
Worten bestanden nur aus Hass... purem Hass.
Trotz begann sich in
ihm zu bilden. Er würde Hermiones Worte so einfach nicht
akzeptieren. Er würde sich nicht auch noch Schuldgefühle
für etwas einreden lassen für das er nicht verantwortlich
gewesen war.
„Was redest du da Hermione?", erwiderte er so
freundlich wie möglich, doch er konnte die Wut nicht aus seiner
Stimme verbannen. Dabei wollte er sie eigentlich nur beruhigen –
vielleicht würde dann irgendwann ein vernünftiges Gespräch
zwischen ihnen möglich sein.
Es gab vieles was sie bereden
mussten.
Doch offensichtlich war dies nicht der richtige
Zeitpunkt für ein Gespräch, denn Hermione wurde durch
Harrys Worte nur noch aufgebrachter.
„Was ich hier rede?",
rief sie und ihre Stimme überschlug sich dabei. „Ich rede
davon, dass du deinen besten Freund auf die andere Seite getrieben
hast!!"
Harry schaffte es nicht mehr ruhig zu bleiben. Auch
seine Stimme wurde nun lauter. Er dachte nicht daran, dass
irgendjemand ihn vielleicht hören konnte.
„Ich?! Ich soll
ihn dazu getrieben haben?! Hermione, das ist Schwachsinn!! Es war
nicht meine Entscheidung, dass Ron uns verrät!! Es war nicht
meine Entscheidung, dass er uns alle im Stich lässt. Wenn du
wütend auf Ron bist, dann versteh ich das... aber lass deine Wut
nicht an mir aus. Auch ich bin wütend verdammt!! Er war mein
bester Freund und.."
„Red dich nicht raus!!", unterbrach
Hermione ihn und Harry zuckte erschrocken zusammen. In all den
Jahren, die er Hermione nun kannte hatte er bei ihr noch nie einen
solchen Ausbruch erlebt. „Es war deine Schuld Harry. Du hast schon
Recht... er war dein bester Freund. Du bist der Mensch den er immer
am meisten verehrt hat, dem er am meisten vertraute. Und du hast ihn
verraten. Ich weiß, dass du das nicht hören willst Harry...
wie könnte es auch so sein, dass der große Harry Potter
jemanden verrät. Aber du hast ihn verraten. Du wusstest doch,
dass er sich verändert hat. Du wusstest, dass er merkwürdig
geworden ist.
„Um alle kümmerst du dich.. für jeden
bist du da... selbst Dean und Seamus bringst du wieder zusammen, nur
damit du dich besser fühlst... aber deinen besten Freund nimmst
du nicht wahr... lässt du im Stich!! Ron hatte Recht mit dem was
er immer sagte, wusstest du das Harry?! Er hat immer in deinem
Schatten gestanden... und im Schatten verirrt man sich leicht, wenn
man kein Licht hat, dass einen führt... du warst sein Licht
gewesen, aber du hast ihm den Weg nicht gezeigt, weil du viel zu sehr
mit dir selbst beschäftigt warst."
Er blickte in ihre
Augen und nun lag in diesen nicht mehr Hass sondern Abscheu. Mit Hass
konnte er umgehen, Hass bekam er jeden Tag entgegen geworfen, aber
die Abscheu die sie gegen ihn hegte verletzte ihn tiefer als er es
für möglich gehalten hatte.
„Du hättest etwas
dagegen tun können Harry. Ich weiß nicht wie viel möglich
gewesen wäre, aber vielleicht hättest du es verhindern
können. Aber du hast nichts getan. Weil du zu arrogant warst und
noch immer bist. Du hast immer nur an dich selbst gedacht Harry und
nun hat es dich deinen besten Freund gekostet. Und mich... meinen
Geliebten."
Sie drehte sich um und ging, ohne ihm noch einen
einzigen Blick zu schicken.
Harry begann am ganzen Körper zu
zittern. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr und mit einem Male
gaben seine Knie nach und er sank zu Boden.
So saß er noch
immer da, als Draco ihn Stunden später fand.
Draco
beugte sich zu Harry, legte ihm besorgt eine Hand auf die Stirn.
„Fieber hast du nicht.", erklärte er und drehte sich dann
wieder zu seinem Tisch, begann dort rumzuwerkeln.
„Trink das.",
erklärte er schließlich und reichte Harry ein Glas mit
einer gelblichen Flüssigkeit. Harry hob den Kopf, blickte Draco
misstrauisch an.
„Es ist nur ein Schlaftrank – du musst dir
keine Gedanken machen."
Harry schüttelte den Kopf. „Ich
will das nicht.", erklärte er und es war das erste Mal seit
Stunden, dass er überhaupt sprach. „Ich will nicht schlafen."
Draco seufzte und stellte das Glas wieder weg, kniete sich dann
vor Harry hin, der auf Dracos Bett saß. „Was ist passiert
Potter?", fragte er und Harry wandte das Gesicht von ihm ab.
„Nichts.", sagte er schließlich und Malfoy lachte kurz
auf. „Sicher... deshalb hab ich dich auch mitten in der Nacht auf
dem Boden in einem gottverlassenen Gang gefunden nicht wahr?"
Harry starrte aus dem Fenster raus und reagierte nicht. Draco
blieb eine Weile vor ihm hocken, dann richtete er sich auf, seufzte
ergeben. Es war nicht seine Aufgabe sich um Harry zu kümmern,
dafür waren die Gryffindors da. Am besten würde er einfach
irgendjemanden aus Harrys Haus Bescheid sagen.
Das würde ihm
am wenigsten Arbeit und Ärger bereiten.
Aber er tat es
nicht. Er sagte niemandem Bescheid, sondern überlegte nur wie er
selbst wohl Harry würde helfen können, aber ihm fiel nichts
ein.
Er hatte noch nie auf diese Art und Weise mit Harry oder
irgendjemandem umgehen müssen. An dem Abend an dem Ron
verschwunden war, war alles irgendwie leichter gewesen. Er hatte sich
keine Gedanken gemacht, hatte Harry einfach nur einen Platz gegeben
an dem er bleiben konnte.
Irgendwie wusste er jedoch, dass ein
Platz zum übernachten diesmal nicht ausreichen würde um
Harry zu helfen.
Draco schüttete gerade den Schlaftrank weg,
als Harry erneut sprach. „Darf ich hier bleiben?", fragte er und
Draco drehte sich überrascht zu ihm um. Hatte er sich geirrt?
Brauchte Harry doch nur eine Nacht weg von den Gryffindors?
„Sicher.", erklärte Draco, denn er wusste nicht was er
sonst sagen sollte. „Willst du denn irgendjemandem Bescheid sagen,
dass du heute Abend hier bist?"
Harry blickte Draco an und
Draco war überrascht wie viel Trauer er in den Augen des
Gryffindors entdeckte.
„Ich meine nicht nur heute Abend.",
stellte Harry leise richtig. „Ich meine.. Ich will nicht mehr nach
Gryffindor zurück, nie mehr."
Draco riss erstaunt die
Augen auf. Damit hatte er nicht gerechnet. „Potter, denkst du
nicht, dass du jetzt etwas übertreibst. Was ist denn passiert,
dass du vor deinen treuen Freunden fliehst?"Draco bereute seine
Worte sofort, als er erkannte wie sehr seine Worte Harry verletzt
hatten.
Er seufzte verzweifelt. Er fühlte sich einfach
hoffnungslos überfordert – natürlich hätte er dass
niemals zugegeben. Warum hatte er sich überhaupt erst mit einem
Gryffindor eingelassen?
„Ich verstehe schon.", erklärte
Harry mit einem Male und stand auf, ging Richtung Tür. Draco
brauchte einen Moment um zu begreifen, dass Harry gehen wollte, dann
stand er schon neben Harry, hielt diesen am Handgelenk fest.
Hatte
er gerade nicht noch seine Ruhe gewollt? Warum hielt er Harry jetzt
auf?
„Potter.", meinte Draco und war überrascht wie
sanft seine Stimme klang. „Du kannst natürlich hier bleiben,
ist ja nicht so, als hätte ich irgendein Privatleben, dass du
durch deine Anwesenheit stören könntest. Ich frage mich nur
ob es das Richtige ist, dass du hier bleibst."
„Es ist meine
Schuld.", flüsterte Harry mit einem Male und starrte dabei auf
den Boden. Draco konnte sein Gesicht nicht richtig sehen, aber er war
überzeugt, dass Tränen in Harrys Augen schimmerten.
„Was
redest du da?"
Harry hob den Kopf mit einem Ruck. Draco war
geschockt als er erkannte, dass über Harrys Wangen tatsächlich
Tränen liefen.
„Ich habe Ron zu den Todessern getrieben.",
schrie Harry dann und begann mit hastigen Worten zu erzählen was
zwischen ihm und Hermione vorgefallen war. Als er fertig war ließ
Draco seinen Arm los, trat bestimmt erst zwei, dann drei Schritte
zurück.
„Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen,
dass du diesen Schwachsinn glaubst Potter?"Draco lachte auf und
schüttelte den Kopf. „ist dir eigentlich klar, wie verrückt
das klingt?! Weasley war für seine Entscheidungen selber
zuständig!! Und Granger ist verletzt.... Dass ist halt das was
die Liebe mit einem anstellt."
Harry strich sich die Tränen
von den Wangen, doch es brachte nichts. Immer neue strömten nach
und hinterließen Spuren auf seiner Haut. „Du bist nicht
fair.", erwiderte er und seine Stimme klang heiser. „Hermione hat
vollkommen Recht. Ob sie Ron geliebt hat oder nicht spielt keine
Rolle... denn...", er suchte nach Worten und blickte Draco
schließlich verzweifelt an. „Verstehst du denn nicht?! Er war
wie ein Bruder für mich!! Er war immer für mich da!! Aber
nun wo er mich gebraucht hat war ich nicht für ihn da!!"
Draco schüttelte missbilligend den Kopf. Langsam fand er die
Kontrolle über sich und seinen Körper wieder. „Hör
dir doch mal zu!! Hat Weasley dich nicht oft genug im Stich
gelassen?! Wie oft habt ihr euch gestritten und hat dich dann
wochenlang ignoriert?! Hat er wirklich immer zu dir gestanden wenn du
ihn gebraucht hast? Was war bei dem Trimagischen Tunier? War da nicht
Granger die einzige an deiner Seite gewesen? Hat er dir damals
geglaubt?! Nein hat er nicht... weil er von seiner eigenen Eifersucht
beherrscht worden war!!"
Nun war es Harry der erschrocken
zurückwich. Seine Augen hatten sich vor Erstaunen geweitet.
„Woher weißt du das alles?"
Draco lachte kurz auf. „Die
ganze Schule weiß das Potter. Du kannst jeden einzelnen Schüler
hier fragen. Schließlich bist du der Junge, der lebte... jeder
hat dich beobachtet... dich und deine tollen „Freunde"."
„Ron
war mein Freund... egal was du sagst... er war mein Freund.. er hat
mich verstanden... er wusste was in mir vorging."
„Bist du
dir da wirklich sicher?! Natürlich.. dein bester Freund sollte
immer wissen was in dir vorgeht... sollte wissen wann du dich
schlecht fühlst... sollte wissen wann du Trost brauchst und mit
welchen Worten er dir helfen und mit welchen er dich verletzen kann....
Wusste Weasley all dies über dich?"
Harry, der die ganze
Zeit versucht hatte nicht auf Dracos Worte zu reagieren, konnte nun
nicht anders. Gedanken begannen in seinem Kopf zu kreisen und er
erinnerte sich. Da waren so viele Momente in denen Ron nicht
verstanden hatte, so viele Augenblicke in denen er durch unbedachte
Worte Wunden in Harrys Seele noch weiter aufgerissen hatte, so viele
Stunden des Leidens in denen Ron für ihn hätte da sein
sollen aber nicht für ihn da gewesen war.
Da waren so viele
Ereignisse die sie immer weiter auseinandergetrieben hatten.
„Ich
hätte ihn retten können.", flüsterte Harry und
blickte auf als er die Nähe eines anderen Menschen spürte.
Draco stand nun direkt vor ihm.
„Du kannst nicht jeden retten
Potter.", sagte Draco sanft und beruhigend, doch erneut ließ
Harry die Worte nicht an sich heran, zu sehr war er in seine Rolle
verfahren in die ihn alle in den letzten Jahren getrieben hatten.
„Ich sollte es aber können!! Es ist mein
Schicksal!!"
Zu Harrys Überraschung machten Draco diese
Worte wütender als alles was Harry bisher zu ihm gesagt. Zorn
verzerrte Dracos Gesicht und Harry trat verängstigt einen
Schritt zurück und wünschte sich er hätte nichts
gesagt.
„Halt endlich deine Klappe Potter!! Bist du nur in der
Lage einen Weg entlang zu laufen den andere dir vorgegeben haben?!
Kannst du denn nicht deine eigenen Entscheidungen treffen?"
Wie
hatte er diese Seite an Malfoy vergessen können? Wie hatte er
vergessen können was für Leid Malfoy all den Gryffindors
angetan hatte?
Harry schollt sich selbst für seine Dummheit.
Er hatte sich so allein gelassen gefühlt, dass er verzweifelt
nach jedem Halt gegriffen hatte, den er bekommen konnte. Und hatte
dabei nicht einmal gemerkt, dass er nach einer Schlange gegriffen
hatte, die nur auf den richtigen Moment zum zubeißen wartete.
Harry fühlte mit einem Male Abscheu sich selbst gegenüber.
Er hatte so viele Fehler begangen... er hatte nicht nur Ron, sondern
alle Gryffindors verraten. Er hatte schon so viele Fehler begangen,
aber er wusste, dass er diesen nicht mehr würde gut machen
können.
Ebenso wie er Sirius nicht mehr zurück ins
Leben holen konnte und nicht all das Leid heilen konnte die seine
Freunde seinetwegen erlitten hatten.
Er wich einen weiteren
Schritt zurück und lehnte mit dem Rücken gegen die Tür.
Seine Hand tastete wie von selbst nach der Türklinke.
Er
musste hier weg. Es gab soviel über das er nachdenken musste und
hier war nicht der richtige Ort dafür .
„Es tut mir
leid.", flüsterte er und der Zorn in Dracos Gesicht wich
Erstaunen und Unwissen. Harry verstand diese Gefühle nur zu gut.
Er wusste selber nicht wirklich wofür er sich eigentlich
entschuldigte.
Doch bevor er darüber nachdenken konnte hatte
er sich bereits umgedreht und war aus dem Raum gerannt.
Draco
wartete am nächsten Morgen in der Bücherei auf Harry.
In
Wirklichkeit wusste Harry nicht, ob Draco tatsächlich auf ihn
wartete, aber er nahm es gerne an, denn das würde bedeuten, dass
Draco sich auch die ganze Nacht mit ihrem Streit beschäftigt
hatte. Es war unsinnig sich über diesen Streit Gedanken zu
machen. Der ganze Streit war unsinnig gewesen, aber er war nun einmal
passiert und niemand konnte daran etwas ändern. Nun war es
einfach nur nötig darüber zu reden und dafür zu
sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passieren würde.
Harry
wollte dieses Problem natürlich nicht bewältigen um Dracos
und seine Freundschaft zur retten, denn sie waren keine Freunde.. es
ging einzig und allein darum, dass Team des Ordens zuretten zu dem
Draco nun einmal auch gehörte.
Harry ließ sich auf den
Stuhl gegenüber von Draco fallen. „Was liest du da?", fragte
er und hoffte, dass man nicht zu deutlich sah wie wenig er in er
Nacht geschlafen hatte. Draco würde wahrscheinlich sofort wissen
warum er nicht geschlafen hatte.
Draco blickte auf und in seinen
Augen lag für einen Moment etwas, dass Harry nicht deuten
konnte, bevor sie wieder ihre übliche Kälte ausstrahlten.
„Für das Training heute Nachmittag.", erklärte Draco
und klappte das Buch zu. „Ich muss ja schließlich schauen,
dass ich meinen Rückstand irgendwie wieder aufhole."
Harry
wusste, dass dies Unsinn war. Gestern beim Training hatte sich
deutlich gezeigt gehabt, dass Draco in keinster weise zurückstand.
Er hatte es mit Harry aufnehmen können und alle anderen ohne
Probleme besiegt. Doch Harry sagte nichts dazu, denn was hätte
er überhaupt sagen sollen? Draco wollte scheinbar nicht
preisgeben was er da las und das musste Harry akzeptieren.
Eine
Weile saßen sie sich schweigend gegenüber, bevor Draco
schließlich aufstand und seine Bücher zusammenpackte. „Ich
gehe dann mal.", erklärte er und riss somit den Gryffindor aus
seinen Gedanken. Harry sprang hastig auf. Er wusste wenn er jetzt
nicht darüber reden würde, würden sie das Problem nie
bewältigen.
„Es tut mir leid.", sagte er, bevor er sich
irgendetwas wirklich überlegen konnte. Draco verharrte und
schaute ihn an. „Dann hast du gestern schon gesagt.", erklärte
er schließlich „Und ich weiß immer noch nicht wofür
du dich eigentlich entschuldigst."
Harry jedoch wusste es
inzwischen – zumindest glaubte er das. Es war nur schwer, das was
er dachte in vernünftig klingende und verständliche Worte
zu fassen. „Es tut mir leid wie ich gestern reagiert und was ich
gesagt habe. Du hattest Recht mit dem was du gesagt hast und wolltest
mir nur helfen... ich konnte gestern nur nicht akzeptieren was du
gesagt hast. Es ist schwer für mich verstehst du? Egal was alles
zwischen uns vorgefallen ist ich habe in Ron trotzdem immer nur
meinen besten Freund gesehen und ich weiß nicht ob sich das
jemals ändern wird."
Zu Harrys Überraschung lächelte
Draco bei diesen Worten. „Ich weiß. Ich habe gestern zu
voreilig reagiert, ich hätte dir mehr Zeit zum nachdenken geben
lassen müssen, aber in Zeiten wie diesen verliert man seine
Geduld leider viel zu schnell."
Harry blickte Draco ungläubig
an. „War das gerade eine Entschuldigung?", fragte er Draco und
konnte sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. Draco erwiderte das
Grinsen. „Niemand wird es dir glauben, wenn du ihm davon erzählst."
Sie lachten beide und es tat gut. Harry fühlte noch immer
die Anspannung in seinem Körper und die Trauer und Wut und
Verzweiflung, aber die Last auf seinem Herzen schien etwas leichter
geworden zu sein.
Draco war kein Mensch mit dem man einfach
umgehen konnte, aber es schien, als hätte er in ihm eine Art
Genossen gefunden, jemand der nicht nur zuhörte und versuchte zu
verstehen, sondern jemand der wirklich verstand, weil er selber schon
Schrecken und Leid gegenübergestanden hatte und dem dunklen Lord
ins Gesicht geblickt hatte.
Vielleicht war es eine solche Person
an seiner Seite, die Harry schon die ganze Zeit gebraucht hatte.
„Willst du immer noch bei mir einziehen?", fragte Draco und
Harry lächelte. „Ja."
Draco packte seine Sachen und ging
zur Tür. Harry konnte sein Gesicht nicht mehr sehen, aber er
wusste, dass auch Draco lächelte. „Dann solltest du deine
Sachen zu mir bringen, bevor ich mich anders entscheide und meine
Türen für dich verschließe."
Harry
hatte seine Sachen schnell gepackt und in Dracos Zimmer verfrachtet.
Auspacken war wiederum eine andere Sache.
Die Stimmung zwischen
ihm und Draco hatte sich wesentlich verbessert und Draco schien das
als Anlass zu sehen jedes von Harrys Besitztümern selber aus
dessen Tasche zu holen und zu kommentieren. Harry ließ das
Ganze lächelnd über sich ergehen, denn er konnte die
Ablenkung gut gebrauchen.
Jeder im Gryffindorturm hatte
mitbekommen, dass er dabei war seine Sachen einzupacken, doch keiner
hatte darauf reagiert. Hermione hatte ihn noch nicht einmal
angesprochen. Die einzigen die ihm in den Schlafsaal gefolgt waren,
waren Seamus und Dean gewesen und die hatten sich schon gedacht was
los war und es hatte nicht mehr viel zwischen ihnen zu bereden
gegeben.
Harry wusste nicht ob er froh sein sollte oder sich
ärgern sollte, dass keiner seinen Weggang als erstaunlich und
verwunderlich ansah. Selbst Minerva hatte reagiert als hätte sie
schon lange so etwas erwartet, als er mit ihr geredet hatte.
Harry
fühlte sich irgendwie hilflos.. als wäre er in einer Welt
in die er gar nicht wirklich gehört. Als wäre er ein
Fremdkörper, den zwar alle akzeptieren den aber niemand wirklich
wahrnahm. Selbst beim Training schien es ihm als würden alle
zwar seine Kommandos nicht aber ihn bemerken.
Und dennoch
erwarteten alle von ihm, dass er sie retten würde. Er war
schließlich ihr Held. Harry hatte niemals erwartet, dass Helden
einsame Menschen sein konnten.
In all seinen Träumen die er
sich in der Kammer unter der Treppe ausgedacht hatte waren Helden
immer strahlende Persönlichkeiten gewesen, umringt von Freunden
und geliebten Personen. Und waren sie einmal verraten worden, dann
nie von Menschen die sie geliebt hatten. Es waren immer Menschen, die
v oller Fehler waren, die ihre Mitmenschen schädigen.
Zumindest
hatte Harry immer so gedacht. Aber nun stellte er fest, dass er
alleine war... und dass es sehr wohl möglich war, dass Menschen
die er liebte ihn verrieten. Denn jemanden zu lieben bedeutete nicht
wieder geliebt zu werden. Und sowieso war Liebe niemals stark genug
um einen vor Schmerz zu bewahren.
Draco holte einen Stapel Bücher
aus Harrys Tasche. „Was ist das?", fragte er und schaute Harry
an. „Ich habe dich nie für einen Bücherwurm gehalten."
Harry betrachtete die Bücher nachdenklich. „Bin ich auch
nicht. Die Bücher hat Hermione mir nach und nach geschenkt um
mir etwas Bildung zu verschaffen. Ich musste sie alle lesen, denn sie
hat mir nachher Fragen dazu gestellt. Es sind wohl ihre
Lieblingsbücher, deshalb hat sie da großen Wert drauf
gelegt. Ron hat sie auch ein Exemplar von jedem Buch geschenkt."
Ein trauriges Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er
konzentrierte sich darauf Draco zu beobachten, wie er jedes Buch
einzeln betrachte, durch die Seiten blätterte und es dann
sorgfältig in das Regal stellte in dem er extra Platz für
Harrys Sachen gemacht hatte.
„Das hier hört sich
interessant an.", meinte Draco und hielt ein kleines Buch hoch.
Harry legte den Kopf schief. „Eine ganz bekannte Muggleautorin...
die Bücher sind zwar schon älter, aber noch immer
interessant.. der Stil ist umwerfend.."
Draco warf einen Blick
auf die restlichen Bücher. „Die sind wohl alle von Muggle
was?", fragte er und als Harry nickte erwartete er schon, dass
Draco die Bücher weglegen würde, doch der Slytherin schaute
sie mit der selben Sorgfalt durch wie zuvor die anderen Bücher.
„Was ist das?", er hielt ein kleines Buch zu und Harry griff
danach. „Achso.... Ein Tagebuch von einem Mädchen während
des zweiten Weltkrieges."
„Und das?", fragte Draco weiter
und brachte damit Harry zum reden. Harry war sich ziemlich sicher,
dass Draco sich nicht wirklich für die Bücher interessierte
(er hatte nämlich selbst kaum welche im Regal stehen) und fragte
sich warum Draco ihn wohl dennoch nach jedem Buch fragte.
Ob
Draco ihn damit davon abhalten wollte sich zu viele Gedanken zu
machen?
„Was ist das?", fragte Draco erneut und als Harry
schaute stellte er erstaunt fest, dass Draco nun kein Buch in der
Hand hielt, sondern eine kleine Glassäule. Harry brauchte einen
Moment um sie zu erkennen und wann dann noch erstaunter. Er hatte den
Gegenstand komplett vergessen.
„Ich habe ehrlich gesagt keine
Ahnung.", meinte Harry und stand von seinem Stuhl auf, setzte sich
neben Draco aufs Bett und nahm diesen den Gegenstand ab. „Dumbledore
hat ihn mir vererbt. Minerva hat ihn mir kurz nach seinem Tod
gegeben. Sie wusste auch nicht was es war. Ich habe in letzter Zeit
nie daran gedacht."
Harry erinnerte sich, dass er vorgehabt
hatte Hermione danach zu fragen, aber dann war soviel geschehen.
Beschämt stellte Harry fest, dass er in letzter Zeit nie an den
alten Schuldirektor gedacht hatte. Wie viel Zeit war schon seit
seinem Tod vergangen? In letzter Zeit war einfach viel zu viel
geschehen.... Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren.... All die
Ereignisse, die ständigen Angriffe und das unregelmäßige
Training.. es fehlte eigentlich die Routine die sonst seinem Leben
zugrunde gelegen hatte.
„Wir sollten demnächst mal in der
Bücherei nachforschen. Irgendwo muss ja etwas darüber
stehen. Wenn es dem alten Kauz gehört hat wird es bestimmt nicht
nur zum anschauen da sein."
Er nahm Harry die Säule wieder
ab und stellte sie auf den kleinen Tisch neben dem Bett.
„Was
hast du denn sonst noch so?", fragte er und griff erneut in die
Tasche und zog den nächsten Gegenstand heraus. Ein braunes
Fotoalbum dem anzusehen war, dass es häufig angeschaut worden
war.
„Das sind Bilder von meinen Eltern.", erklärte
Harry, während Draco langsam die Seiten durchblätterte.
„Ich hatte keine von ihnen und dann hat Hagrid mir in meinem ersten
Jahr dieses Album geschenkt. Es ist alles was ich von meinen Eltern
habe."
Er schaffte es nicht die Traurigkeit aus seiner Stimme
zu verbannen, doch Draco reagierte nicht auf sie und Harry war froh
darüber. Er mochte es nicht über seine Eltern zu reden...
dabei erinnerte er sich nur wieder an Sirius und an alles was
passiert war und....
„Bist du das?", fragte Draco und zeigte
auf das Baby, das James Potter im Arm hielt. Harry lachte. „Natürlich
bin ich das... wer sollte das sonst sein...?"
Draco lächelte
ebenfalls. „Hätte ja sein können.... Es ist ungewohnt
mich dir ohne Narbe vorzustellen..."
Harry schwieg betroffen
und schaute zur Seite. Er zuckte zusammen, als er plötzlich
Dracos Hand die Haare aus seinem Gesicht streichen spürte. Fast
kaum spürbar fuhren seine Fingerspitzen die berühmte Narbe
nach.
Noch nie hatte jemand seine Narbe berührt. Es fühlte
sich seltsam an, aber angenehm...
„Draco...", meinte Harry
leise und Draco zog seine Hand ruckartig zurück. „Wir sollten
schauen, dass wir deine Sachen wegpacken bis wir zum Essen müssen.",
stellte er fest und Harry nickte und half Draco seine Sachen
wegzupacken.
Sie redeten kein Wort mehr bis sie zum Essen ging,
doch Harry empfand die Stille nicht als unangenehm, denn er wusste,
dass nun zum ersten Mal wahrscheinlich nichts zwischen ihnen stand.
Als
Harry zusammen mit Draco die Große Halle betrat wurde ihm
bewusst, dass er keine Ahnung hatte wo er sich hinsetzen sollte. Am
Gryffindortisch wollte ihn wohl keiner mehr und an einen der anderen
Tische setzen? In den letzten Tagen hatte er nie vor dieser Wahl
gestanden, denn er hatte meistens in der Küche gegessen.
Das
war nicht immer beabsichtigt gewesen... es hatte sich einfach so
ergeben. Neben dem Training und den Stunden bei Draco war ihm kaum
Zeit für sich selbst geblieben und dann hatte er meistens das
Essen einfach vergessen.
Aber nun war es das erste Mal seit
Ewigkeiten, dass Draco auch zum Essen kam und Harry hatte über
solche Dinge gar nicht nachgedacht als er zusammen mit Draco hierher
gekommen war.
Draco jedoch nahm ihm die Wahl ab, indem er einfach
nach Harrys Arm griff und ihn Richtung Slytherintisch zog. Harry
überlegte einen Moment sich zu wehren, doch was hätte das
denn schon gebracht?
So ließ Harry zu, dass er zum ersten
Mal an seinem Leben am Slytherintisch saß und das auch noch
neben dem Dreiergespann Malfoy, Parkinson, Zabini.
Hätte
Harry genauer darüber nachgedacht wäre ihm aufgefallen,
dass er die Situation gar nicht so schlimm fand, wie er sie vor
einiger Zeit noch gefunden hätte. Natürlich waren die drei
Slytherins, aber Harry stellte fest, dass es genauso wie bei Draco
auch bei Pansy und Blaise Wege gab mit ihnen umzugehen. Mit Blaise
kam man von allen noch am leichtesten klar... so dachte Harry
zumindest anfangs.
Später stellte er fest, dass hinter der
gutmütigen und freundlichen Hülle des Jungen zwar auch das
steckte als was er äußerlich erschien, er aber auch alle
Eigenschaften hatte die ein Slytherin brauchte. Niemand wurde in das
falsche Haus einsortiert – normalerweise zumindest.
Parkinson
war da schon anders. Sie war sarkastisch und zickig, aber wenn man
das wusste, konnte man ihre schlechten Launen meistens noch
einigermaßen abwenden. Harry fühlte sich in der Runde
schneller wohl als er angenommen hatte.
Und erst jetzt bemerkte
er wie sehr er es vermisst hatte in der Nähe von anderen
Menschen zu sein. Einfach nur zu reden und sich über
Kleinigkeiten aufzuregen, Probleme zu schaffen wo gar keine waren um
später darüber lachen zu können. Sich gegenseitig
aufzuziehen und dann doch wieder nette Worte zu finden, die dem
anderen zeigten, dass alles nur ein Spaß war.
Harry
bemerkte endlich wie sehr er Freunde vermisste.
Alles was er in
letzter Zeit gehabt hatte waren Mitschüler und Zimmergenossen,
doch keine Freunde. Jede Freundschaft die er einmal gehabt hatte war
zerbrochen oder hatte sich als Illusion herausgestellt. Harry fühlte
sich mit einem Male unglaublich alleine, denn obwohl er mit diesen
drein zusammen saß, so gehörte er doch nicht dazu. Er war
kein Teil der Gruppe.
Er gehörte zu niemandem.
Er senkte
den Blick und blieb für einen Moment stumm und starr da sitzen,
bevor er sich zu Draco drehte. „Ich gehe schon mal ins Zimmer.",
erklärte er und stand auf. „Aber du hast noch kaum was
gegessen.", warf Draco ein und obwohl Harry ihn klar und deutlich
gehört hatte tat er als ob er das nicht getan hätte und
ging einfach.
Scheinbar war sein Bild eines Helden tatsächlich
vollkommen falsch gewesen. Helden waren dazu verdammt alleine zu
sein.
Aber wie hatte es Ron in seinem Brief gesagt? Er hatte
selbst gewählt ein Held zu sein. Und so weh es tat sich das
einzugestehen, so hatte Ron mit dieser Aussage doch Recht. Wann war
Harry denn schon mal aufgestanden und hatte sich wirklich gewehrt?
Natürlich hatte er nicht gewollt, dass seine Eltern und all
die anderen Unschuldigen starben und er hatte auch keine Fehler
machen und damit Sirius und so viele andere in Gefahr bringen wollen,
aber er konnte nicht länger leugnen, dass er gerne von den
Menschen angesehen wurde.
Bevor er erfahren hatte, dass er ein
Zauberer gewesen war, da war er ein Niemand gewesen. Ein
unsichtbarerer Niemand. Seine Tante und sein Onkel und sein Cousin
hatten ihn nur wahrgenommen wenn es unbedingt sein musste und auch
jeder andere hatte ihn ignoriert.
Aber als er dann in die
Zaubererwelt gekommen war... da hatten ihn alle angeschaut. Sie
hatten ihn bewundert und ihn zu etwas besonderem gemacht. Sie hatten
seinem Leben einen Wert gegeben, so schien es Harry zumindest damals.
Und nun wo er angesehen wurde, war er auch in der Lage
Freundschaften zu schließen, war in der Lage Dinge zu tun nicht
weil sie ihm befohlen wurden, sondern weil er sie wirklich tun
wollte.
Es hatte Spaß gemacht im ersten Jahr nach dem Stein
der Weisen zu forschen. Natürlich gab es Momente in denen er
Angst gehabt hatte, aber es war ein Abenteuer gewesen, dass er
zusammen mit seinen Freunden bestreiten konnte, so wie er es in
seinen Träumen schon Tausende Male getan hatte.
Zu spät
hatte er gemerkt, dass es kein Traum mehr war, dass er nun wirklich
ein Held war, dass Menschen Hoffnungen in ihn steckten und an ihn
glaubten. Nun war es zu spät einen Rückzieher zu machen.
Menschen waren auf ihn angewiesen und er konnte seine Rolle nicht
mehr verlassen.
Wenn er nicht das tat was sie von ihm erwarteten,
dann würde er die Menschen nur enttäuschen... sie würden
sich verraten fühlen und würden ihn nicht mehr ansehen und
er würde wieder zu einem Niemand werden.
Und dann hatte er
Sirius getroffen. Mit Sirius war es anders gewesen. Sirius hatte zu
ihm gestanden und ihm Fehler erlaubt, nicht weil er Harry Potter,
sondern einfach nur, weil er Harry war.
Mit Sirius an seiner
Seite wäre es nun so viel einfacher.
Aber er hatte die
Fehler begangen die Sirius in den Tod getrieben hatten. Er durfte nun
kein Selbstmitleid haben, denn das würde alles nur noch
schlimmer und schwieriger machen. Er musste nun aufrecht gehen und
sein Schicksal erfüllen. Nur so würde er sich von diesem
befreien können.
Der Traum war zerplatzt und alles was nun
noch blieb war eine Illusion die darauf wartete zur Realität
gemacht zu werden.
Als
Harry am nächsten Morgen aufwachte saß Draco bereits an
seinem Schreibtisch. Harry rutschte hin und her und versuchte einen
bequemeren Platz zu finden. Die andere Hälfte des Bettes war
noch warm... Draco konnte erst vor kurzem aufgestanden sein.
Harry
richtete sich auf und schlug die Decke zurück. Seine Müdigkeit
war mit einem Schlag vollkommen verschwunden. Ein Blick aus dem
Fenster zeigte ihm, dass die Sonne gerade erst aufging.
Harry
gähnte und stand auf, tapste zu Draco herüber und lehnte
sich neben ihm gegen den Schreibtisch. „Warum bist du denn schon
wach?", fragte er und Draco legte den Kopf in den Nacken um Harry
anblicken zu können. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe.
„Ich
konnte nicht schlafen.", erklärte er und Harry seufzte
besorgt. Er wusste nicht wirklich ob er das Recht hatte zu fragen
auch noch allem was in den letzten Stunden geschehen war, aber er
wollte fragen und er war es Draco schuldig sich Sorgen um ihn zu
machen.
Er strich sich durch die Haare und zögerte einen
weiteren winzigen Moment, bevor er erneut redete. „Willst du
darüber reden?"
Draco blickte ihn fragend an. Harry kannte
diesen Blick von ihm nicht, denn er beinhaltete keinerlei Arroganz.
Aber es fühlte sich gut an auf diese Art und Weise von Draco
angeblickt zu werden. Es war fast die selbe Art wie Draco seine
Freunde anschaute. Aber nur fast.
„Was meinst du?", fragte
Draco und Harry setzte sich im Schneidersitz auf den Tisch, sorgsam
darauf bedacht nichts von Dracos Sachen durcheinander zu bringen.
„Naja...wenn du die ganze Nacht nicht geschlafen hast, dann muss
dich doch irgendetwas beschäftigen... was macht dir Sorgen
Draco?"
Draco blickte ihn einen Moment lang an, dann stützte
er seine Arme auf Harrys Beine und legte seinen Kopf auf diese ab.
„Macht es dir denn keine Angst?", fragte er und irgendwie
überraschte es Harry solche Worte von Draco zu hören und
doch wieder nicht. Soviel hatte sich in der letzten Zeit geändert.
„Was meinst du?", fragte Harry und legte eine Hand auf Dracos
Arm genau neben Dracos Kopf. „Die Kämpfe. Wenn der nächste
Angriff kommt wird es das erste Mal sein, dass ich draußen
kämpfen werde. Was ist wenn ich einen Fehler mache? Die Leute
hier misstrauen mir sowieso... wenn ich etwas falsch mache, dann
werden sie mir niemals vertrauen... sondern sie werden mich hassen..."
Hassen? Ein Malfoy hatte Angst davor gehasst zu werden?
Und
mit einem Male verstand Harry wie ähnlich Draco ihm eigentlich
war.. auch er hatte durch seine Entscheidungen alles verloren was er
einmal besessen hatte. Er brauchte die Anerkennung seiner Mitmenschen
ebenso wie Harry.. auch er war irgendwo nur auf der Suche nach sich
selbst...
Ohne, dass Harry es bemerkt hatte, hatte er angefangen
beruhigend durch Dracos Haare zu streichen. Jetzt wo ihm das auffiel,
überlegte er einen Moment seine Hand einfach zurückzuziehen,
doch das hätte die ganze Situation wohl noch peinlicher gemacht.
„Du wirst nichts falsch machen.", erklärte Harry und
ignorierte dabei das Gefühl von Dracos Haaren zwischen seinen
Fingern. „Du bist einer der Besten unter uns Malfoy und daran
ändert auch die Tatsache, dass du so gut wie nie beim Training
dabei warst nichts. Und du wirst in meinem Team sein – wenn du
trotz allem einen Fehler machst werde ich ihn wieder gut machen. Ich
verspreche es dir."
Draco schmiegte seinen Kopf mit einem Male
eng an Harrys Hand. Harry erstarrte. Er war selten einem anderen
Menschen so nahe gewesen. Nur Ron und Hermione waren ihm in all den
Jahren nahe gekommen und das war immer etwas anderes gewesen...
Harrys Finger begannen langsam wieder durch Dracos Haare zu
streichen. Es musste ja nichts schlimmes sein eine neue Freundschaft
zu schließen, nicht wahr?!
Draco drehte den Kopf leicht um
Harry anschauen zu können. Auf seinen Lippen lag ein leichtes,
aber freundliches Lächeln. „Du wirst deinem Erzfeind den Kopf
retten?"
Harry lachte und betrachtete Draco einen Moment lang
nachdenklich, bevor er leise erklärte: „Nicht meinem Erzfeind,
nein... aber das bist du ja nicht.. oder Draco?"Für einen
Augenblick herrschte vollkommene Stille in dem Raum, bevor Draco die
Worte vollkommen begriffen hatte. Er schreckte auf als seine freie
Hand plötzlich von Dracos umschlossen wurde.
„Nein..",
flüsterte Draco und blickte Harry nicht mehr an. „Das bin ich
wohl nicht."
Dean
wartete vor der Großen Halle auf ihn. Harry war für einen
Moment etwas verwirrt, denn er konnte sich nicht vorstellen was Dean
wohl von ihm wollen sollte, doch dann erklärte er Draco, dass er
nachkommen würde und ging direkt auf Dean zu.
„Was ist
los?", fragte Harry und Dean blickte ihn voller Sorge an. „Ich
mache mir Gedanken um dich Harry. Warum hast du den Gryffindorturm
verlassen? Ich dachte zuerst es hätte etwas mit dem Orden zu
tun, aber Hermione weigert sich über dich zu reden und da dachte
ich..."
Harry starrte Dean einen Augenblick nur an. Er hatte
gedacht Dean und Seamus wüssten zumindest ansatzweise warum er
gegangen war, aber offensichtlich hatte er sich auch hier geirrt.
Doch überraschenderweise war die Enttäuschung nicht mehr so
groß wie sie beim ersten Mal gewesen war.
„Da dachtest du
was?", fragte er und Zorn sprang aus seiner Stimme hervor. Dean war
deutlich eingeschüchtert. „Da dachte ich, ich frage dich am
besten selbst, denn wenn du Hilfe brauchen würdest, dann.. dann
möchte ich, dass du jemanden hast, der dir zuhört und wenn
du sonst niemanden hast, dann möchte ich gerne für dich da
sein."
Harry blickte in die Große Halle. Durch die offene
Tür konnte er Draco am Slytherintisch sitzen sehen. Für
einen Moment trafen sich ihre Blicke und Draco nickte ihm aufmunternd
zu. Harry drehte sich wieder zu Dean. „Das ist gut gemeint Dean,
aber nicht nötig... ich habe jemanden der für mich da ist...
wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich möchte
noch etwas essen, bevor das Training beginnt."
Harry
bemerkte erst wie angespannt er auf den nächsten Angriff
gewartet hatte als dieser geschah.
Der Angriff passierte in der
Nähe der Schule, nur einige Kilometer entfernt, so dass selbst
die jüngeren ohne Probleme dorthin apparieren konnten. Harry war
der einzige Sechstklässler dem es erlaubt war seine eigenen
Truppe zu leiten. Obwohl er zwar das Haupttraining leitete, wurden
die Einsatztruppen von den Lehrern zusammengestellt, so wie es in den
Jugendordensversammlungen besprochen worden war und nur Siebtklässler
hatten die Erlaubnis Truppen zu leiten.
Obwohl alles besprochen
worden war und sie versucht hatten alle Fehler der letzen Male schon
im voraus aus dem Weg zu schaffen herrschte in der Schule seit der
Nachricht des Angriffs pures Chaos.
Harry gab seiner Truppe klare
Anweisungen und sie gehorchten sofort. Er hatte nur die Besten in
seiner Gruppe und vor allen Dingen fast nur Slytherins. Das bedeutete
nicht, dass sie ihn als ihren Anführer mochten, aber sie
akzeptierten seine Anweisungen ohne Nachfragen anzustellen oder seine
Autorität in Frage zu stellen.
Und das war es worauf es in
einer Extremsituation ankam. Da konnte man nicht darüber
nachdenken ob das was man tut Gut oder Schlecht, Richtig oder Falsch
war. Man musste einfach nur tun was man tun konnte und was der
Situation angemessen war.
Harry hatte das bereits früh
gelernt und auch seine Leute hatten diese Erfahrungen früh
machen müssen.
Harry hoffte nur, dass, wenn das alles einmal
vorbei war, sie in der Lage sein würde zu vergessen was sie
alles erlebt hatten. Vergessen wie viele Leben sie nicht hatten
retten können und wie viele Menschen regelrecht in ihren Armen
gestorben war.
Er schüttelte den Kopf um solche Gedanken zu
vertreiben. Nun war nicht der richtige Moment um über solche
Dinge nachzudenken. Es ging nun nur darum weitere Opfer zu vermeiden.
Jede Truppe hatte ihren Treffpunkt der möglichst zentral in
der Schule gelegen war, so dass bei einem Angriff alles schnell gehen
konnte. Harry blickte sich um. Parkinson, Blaise, Malfoy, Tibeth,
Smith und Lucas. Es waren alle da und alle trugen ihr Amulett.
Harry
nickte ihnen zu. „Wir apparieren nach Dethtone, nahe des
Stadtinneren. Richtet euch dabei bitte nach mir und achtet darauf,
dass ihr mich nicht verliert. Wenn wir nicht als Truppe arbeiten
haben wir keine Chance."
Die andren erwiderten das Nicken und
legten ihre Hand auf Harrys ausgestreckte. Das mochte nach einer
typischen Teamgeste aussehen, hatte aber nur mit der Apparation zu
tun. Minerva und Hermione hatten die übliche Apparation
weiterentwickelt, kannte nun nur einer den Ort, konnten doch alle,
die gemeinsam mit ihm reisten diesen erreichen.
Als sie den Ort
erreichten konnten sie die Kampfgeräusche sofort hören.
Harry strich sich durch die Haare und blickte sich um, versuchte sich
so schnell wie möglich einen Überblick zu verschaffen. Er
verzog das Gesicht. Das war so untypisch. Normalerweise griffen die
Todesser nie einen ganzen Ort an und noch dazu nicht so einen großen.
Bei all ihren bisherigen Angriffen hatten sie nur kleine Dörfer
und Ortschaften angegriffen, die übersichtlich gewesen waren und
sich schnell unter Kontrolle bringen lassen hatten.
Warum hatten
sie ihre Vorgehensweise geändert? Waren sie so stark geworden,
dass sie sich selbst vor so einer Herausforderung nicht fürchteten?
Harry bemerkte, dass ihn alle erwartungsvoll anblickten. Er hatte
zu lang gebraucht um seine Gedanken zu sortieren.
„Wie werden
ins Stadtinnere vordringen.", erklärte er mit fester Stimme.
„Von da aus können wir uns am besten eine Übersicht
verschaffen. Unser nächstes Ziel ist herauszufinden von wo sie
handeln. Irgendjemand muss diesen Angriff leiten... wir müssen
die Zentrale ausschalten, dann verlieren sie ihre Organisation und
sind leichter zu bekämpfen. Wir haben dabei keine Zeit für
kleinere Rettungsaktionen verstanden? Dafür sind andere Truppen
zuständig."
Die anderen nickten und folgten ihm, jeder mit
gezücktem Zauberstab in der Hand. Sie mussten jederzeit mit
einem Angriff rechnen.
„Harry.", flüsterte jemand –
Harry vermutete, dass es Pansy war, denn sie war die einzige die alle
mit Vornamen ansprach. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und
nun wusste er mit Sicherheit, dass es Pansy war. Sie sprach nur
gedämpft für den Fall, dass jemand in der Nähe war.
„Schau dort drüben."
Er blickte in die angewiesene
Richtung und schluckte. Schwarzer Rauch stieg auf und verteilte sich
in der Luft. Irgendwo brannten die Häuser.
„Wir müssen
weiter.", sagte Harry. Sie konnten nicht die einzigen sein, die den
Rauch bemerkt hatten. Sicher waren schon Trupps auf den Weg dorthin.
Er winkte seine Truppe zu sich und setzte sich wieder in Bewegung.
„Wir müssen uns beeilen.", erklärte er. Jede weitere
Sekunde bedeutete weitere Menschenleben.
Der
Marktplatz war vollkommen ausgestorben.
Zabini wollte schon aus
der Seitengasse in der sie sich befanden heraustreten, doch Harry
hielt ihn zurück. „Nicht.", erklärte er und blickte
sich um. „Diese Stadt ist ziemlich alt und dementsprechend
aufgebaut.", erklärte er. „Der Marktplatz ist das Zentrum
des Ortes. Von hier aus, erreicht man jede Stelle der Stadt schnell
und auf einfachem Wege. Die Todesser sind nicht so dumm und lassen
solch einen Ort unberührt. Das würde nicht ihre Dummheit
bezeugen, sondern wäre auch ihr Untergang, denn es würde
uns die Möglichkeit geben effektiver gegen sie
vorzugehen."
„Was bedeutet die Leere dann?", fragte Smith,
doch nicht Harry, sondern Draco antwortete ihm. „Es ist eine
Falle.", sagte er leise und Harry sah wie seine Augen blitzschnell
die Gegend absuchten, jeden kleinsten Hinweis in sich aufsogen. War
hier irgendetwas Ungewöhnliches würde Draco es
wahrscheinlich als erstes bemerken. Harry war froh ihn in seine
Truppe aufgenommen zu haben. Er war das Teilchen, dass ihnen zur
Vollendung ihres Teams gefehlt hatte.
„Harry.", sagte Draco
und es klang seltsam so von Draco genannt zu werden. Selbst nach
allem was schon zwischen ihnen passiert war. Es schien als würde
Draco sich den Gewohnheiten in der Truppe auf alle Fälle
anpassen wollte. Harry folgte seinem Blick und ihm stockte der Atem.
„Nein!!", keuchte er und wollte schon aufspringen, doch
Zabini hielt ihn auf seinem Ort. „Nicht.", zischte er und obwohl
Harry wusste, dass es richtig war sich nicht zu bewegen., so wehrte
er sich doch einen Moment gegen den Griff, denn.. denn... was er da
sah, war so unglaublich...
Diagonal gegenüber von ihnen war
eine weitere Truppe aufgetaucht. Harry erkannte sie sofort als eine
der Meditruppen, die von Madam Pomfrey eine gesonderte Ausbildung
erfahren hatten. Es war offensichtlich, dass sie auf dem Weg zu den
brennenden Häusern waren, doch statt in der Dunkelheit zu
bleiben und sich auf Schleichwegen zu bewegen liefen sie mitten über
den Platz, sichtbar für jeden.
Wut stieg in Harry auf. Wie
konnten die nur so einen Anfängerfehler begehen? Hatten sie denn
beim Training überhaupt nichts gelernt? Wie konnten sie sich nur
so ausliefern.
Harry Blick flog über die Gesichter. Er
kannte sie alle, denn es waren fast nur Gryffindors. Dean war dabei
und auch Hermione.
Und dann kamen die Zaubersprüche. Es
waren nicht die Todesflüche, aber das war auch die einzige
Hoffnung die sich ihnen bot. „Nun wissen wir wo sie sind.", sagte
Tibeth und Harry musste ihr Recht geben. Die Flüche waren
eindeutig aus dem oberen Stockwerk eines der Gebäude zu ihrer
Linken gekommen.
Harry überlegte blitzschnell. Sie würden
nicht alleine fertig werden und Magie konnten sie nicht einsetzen,
denn wahrscheinlich arbeiteten die Todesser mit Magieregistrierung.
Das Dorf hier bestand hier fast nur aus Mugglen und durch die
Feststellung von Magieeinsatz war es am einfachsten für die
Todesser Gefahren festzustellen. So würde es zumindest Harry
machen, wenn er an ihrer Stelle wäre.
Er musste andere
holen. Sie würden nicht alleine klar kommen. Da oben befand sich
irgendein hohes Todessermitglied. „Tibeth. Lucas.", die beiden
Siebtklässler an seiner Seite reagierten sofort. „Ihr lauft
zurück. Findet möglichst viele andere Truppen. Am besten
Minervas. Sie sollen sich organisieren und einen Angriff planen. Wir
werden inzwischen schauen wie weit wir alleine kommen."
„Harry...",
begann Draco, doch Harry brachte ihn mit einem Blick zum schweigen.
Niemand widersprach seinen Kommandos und nun bei einem Angriff war
Draco nicht mehr wert als alle anderen. Das musste er verstehen und
Harry erkannte an Dracos Gesichtsausdruck, dass er dies auch tat.
„Wir versuchen von hinten rein zu kommen. Jedes Haus hat doch
schließlich einen Hintereingang."Er grinste die anderen an
und die erwiderten das Grinsen auf eine ehrliche Art und Weise.
Harry
wachte mit einem hämmernden Kopf auf. Er wollte seine Hände
bewegen, doch sie waren gefesselt, ebenso wie seine Füße.
Er blieb regungslos liegen und hielt seine Augen für einen
weiteren Moment geschlossen um sich zu erinnern was geschehen war.
Er erinnerte sich, dass sie tatsächlich einen Hintereingang
gefunden hatten und dass er als erster hineingegangen war. Danach
wurde alles schwarz. Harry versuchte möglichst logisch darüber
nachzudenken. Sie mussten wohl mit so einem Angriff gerechnet haben
und sie überfallen haben, denn Harry war offensichtlich ein
Gefangener und es gab keinen anderen Weg, der zu diesem Ausgang
führte.
Er öffnete die Augen und ignorierte seine
Kopfschmerzen. „Bist du endlich wieder wach, ja?", meinte eine
Stimme neben ihm und Harry erkannte Dracos Stimme sofort. „Haben
sie dich also auch erwischt?", fragte er, doch sowohl für ihn,
als auch für Draco war offensichtlich, dass der Spott in seiner
Stimme nicht boshaft gemeint war.
Draco lächelte und lehnte
sich leicht zur Seite, so dass er mit der Schulter gegen Harrys
lehnte. „Ich bin nicht der einzige.", erklärte Draco und
Harry blickte sich um. In dem Raum herrschte Dämmerlicht, doch
nach und nach erkannte Harry die anderen. Parkinson, Zabini von
seinem Trupp, dann noch Patil, Dean und Hermione von der anderen
Truppe.
Alle schliefen oder waren bewusstlos.. zumindest hoffte
Harry das. „Sie haben uns die Zauberstäbe abgenommen und uns
mit Muggleseilen und Magie doppelt gefesselt.", erklärte Draco
ihm. „Ich weiß nicht wer genau sie sind. Sie tragen das
Dunkle Mal, aber nicht die typischen Todesserroben. Fast so als hätte
Voldemort eine neue Spezialtruppe ausgebildet."
„Wie lange
bist du schon wieder bei Bewusstsein?", fragte Harry und schob es
auf die Gefangenschaft, dass er sich schwach fühlte und sich
immer weiter gegen Draco lehnte.
„Ich war es die ganze Zeit.
Sie haben erkannt wer ich bin und haben beschlossen mich möglichst
wenig anzufassen.", er wandte das Gesicht ab, so dass Harry aus
diesem keine Emotionen lesen konnte. „Scheint, dass mein Vater mich
lebend will."
Nach
und nach erlangten alle ihre Bewusstsein wieder.
In dem Raum
herrschte Angst und Furcht und die Luft wurde immer drückender.
Der Raum hatte keine Fenster und Harry konnte selbst die Tür
nicht erkennen. Wahrscheinlich war ihr Gefängnis magisch
verriegelt. Harry versuchte mehrmals Hermiones Blick einzufangen,
doch sie wich ihm jedes Mal auf und redete auch nicht mit ihm.
Harry
schaute sich um. Alle waren nun wach. Er konnte nicht länger
warten. Seine Fähigkeiten waren vielleicht ihre einzige Chance
und er musste sie nutzen. Wenn die Todesser wiederkamen würden
sie niemandem verschonen außer Draco und Harry.. und dass auch
nur, weil sie zu wertvoll waren um schnell zu sterben.
„Hört
zu.", meinte Harry und es war das erste Mal seit langem, dass einer
sprach, denn die Luft wurde knapp und sie mussten sich darauf
konzentrieren sowenig Sauerstoff wie möglich zu verbrauchen.
Harry verstand noch immer nicht alles, aber zum nachdenken würde
er später noch Zeit finden.
„Ich kann uns hier
herausholen.", erklärte er den anderen auch wenn er wusste,
dass er es später bereuen würde. Sobald er seine
Fähigkeiten erkannt hatte, hatte e nachgeforscht und
festgestellt, dass auch diese in den Bereich der schwarzen Zauberei
fielen. Er wollte nicht, dass die Schüler noch mehr Angst vor
ihm hatten, aber es ging nicht anders. „Ihr müsst mir
vertrauen. Ihr müsst an mich glauben... und ihr dürft nicht
zweifeln oder Angst haben, denn wenn ich das tue muss es schnell
gehen, sonst bekommen sie uns... sie spüren Magie bestimmt."
Hermione riss die Augen auf und es war das erste Mal in diesem
Raum, dass sie ihn ansah und sogar mit ihm sprach. „Aber sie haben
unsere Zauberstäbe genommen.. du kannst doch nicht etwa...!!"
Nach und nach schienen auch die anderen zu verstehen, doch da war
Harry schon dabei sich zu konzentrieren. Er spürte die Magie in
seinen Händen vibrieren, dann waren sie frei und kurz darauf
auch seine Hände.
Er bewegte seine Hände um die
Handgelenke zu lockern und schaute Hermione dabei voller Arroganz an.
„Doch ich kann.", er hob demonstrativ seine Hände.
„Zauberstablose Magie."
Alle schauten ihn an und Harry
erkannte in ihren Augen nichts was er nicht erwartet hatte: Angst und
Furcht vor dem Umbenannten und scheinbar Bösen. Draco ließ
sich davon jedoch nicht beeindrucken, stattdessen stieß er
Harry demonstrativ mit der Schulter an. „Nun mach schon
Wonderboy!!", erklärte er und als Harry ihn anschaute war es
das Grinsen auf Dracos Lippen, dass ihn am meisten erstaunte. „Oder
willst du der einzige sein, der sich bewegen kann?"
Harry hob
seine Hände und befreite auch Draco, dann drehte er sich zu den
anderen. „Also...", sagte er und bemühte sich seine Stimme
so fest wie möglich klingen zu lassen. „Soll ich euch nun auch
befreien oder habt ihr zuviel Angst vor mir?! Es ist ja nicht so,
dass ich mein Leben für euer Wohl nicht schon oft genug aufs
Spiel gesetzt habe um euch endlich einmal zu beweisen, dass ich kein
dunkler Zauberer bin, sondern auf eurer Seite stehe."
Scham
machte sich in den Augen der anderen breit und nach und nach hoben
sie alle ihre Hände, die Slytherins zuerst und dann erst langsam
die Gryffindors. Harry wusste, dass er froh sein sollte, dass sie
dies taten, doch es war ihm auch klar, dass das was ihm nun entgegen
brachten kein wirkliches Vertrauen war.
Doch für diesen
Augenblick würde es reichen müssen.
Die
Flucht aus dem Raum war einfacher, als Harry erwartet hatte. Nachdem
Harry einmal Licht in dem Raum geschaffen hatte war es einfacher zu
erkennen, wie die Tür verriegelt worden war.
Harry brauchte
Zeit und viel Konzentration um diese Verriegelung zu lösen, aber
es klappte schließlich und er sackte erschöpft in sich
zusammen. Draco hockte beinahe sofort neben ihm, griff besorgt nach
seinem Arm. „Ist alles in Ordnung?", fragte er und Harry nickte
obwohl er sich schwach und ausgelaugt fühlt.
„Es
verbraucht nur viel Energie."Draco stützte Harry als dieser
sich aufrichtete. Harry versuchte einen Moment sich zu befreien –
wie sah das denn aus, wenn er sich durch ein Todesserversteck tragen
ließ? Doch kaum stand er alleine aufrecht, gaben seine Beine
schon nach und diesmal wehrte sich Harry nicht, als Draco nach seinem
Arm griff.
„Du bist ein Trottel.", murmelte Draco so, dass
nur Harry es hörte. Harry zwang sich zu einem kurzen Lächeln,
bevor er sich darauf konzentrierte einen Fuß vor den anderen zu
setzen ohne zu stolpern.
Der Gang vor dem Raum war vollkommen
leer und Harry hörte kein Geräusch, doch er wollte sich
nicht wirklich darauf verlassen. „Blaise du gehst vor, Pavarti du
auch. Hermione achte bitte auf den Gang hinter uns. Dean und Pansy
ihr achtet auf die Seitentüren."
Obwohl die von der
anderen Truppe kurz das Gesicht verzogen, dass Harry das Kommando an
sich riss sagten sie doch nichts, denn – so fiel es Harry nun auf –
ihr eigener Leiter war ja nicht dabei. Harry drehte sich zu Dean. „Wo
ist der Rest eurer Truppe?", fragte er und Dean zuckte mit den
Schultern. „Ich weiß es nicht genau. Wir haben die anderen
auf dem Weg zum Brand verloren."
Harry verzog das Gesicht nun
seinerseits. Wer auch immer dieses Truppe leitete waren
offensichtlich nicht in der Lage diesen Job weiter auszuführen.
„Harry.", meinte Draco und Harry wurde sich bewusst in welcher
Situation sie sich gerade befanden. Sie standen mitten auf dem Gang,
gerade ausgebrochen und wenn es an dem Gefängnis Sensoren
gegeben hatte war ihre Flucht bestimmt schon bemerkt worden.
Also...
links oder rechts? Harry zögerte einen Moment, dann entschied
er, dass es vollkommen egal war.. er hatte sowieso keine Orientierung
und die anderen wahrscheinlich auch nicht. „Wir gehen links.",
entschied er und nun gehorchten die anderen ohne zu zögern.
Sie
erreichten die Treppe ohne zu zögern und fanden an dieser auch
endlich das erste Fenster in dem ganzen Gebäude. Dean schaute
hinaus und schätzte, dass sie sich im dritten oder vierten Stock
befanden. Sie begannen die Treppe hinunterzugehen. Draco hatte
inzwischen einen Arm und Harrys Taille gelegt um ihn besser zu
stützen.
Ein Stockwert tiefer überfielen Harry starke
Zweifle. So einfach konnte es nun einmal nicht gehen. Die Todesser
hatten Harry Potter und Draco Malfoy gefangen. Einen Erzfeind und
einen Verräter. Es konnte doch nicht sein, dass sie einfach
unbehelligt aus dem Gebäude fliehen konnten. Harry hatte oben
versucht ob es möglich war zu apparieren, doch es hatte nicht
geklappt. Magie aber schon. Das Schutzsystem war dem von Hogwarts
ähnlich.
Irgendetwas hier war seltsam... irgendetwas war
ganz eindeutig falsch. Im Erdgeschoss warteten zwei Todesser auf sie.
Harry fühlte sich beruhigt und gleichzeitig noch unbehaglicher.
Endlich zeigten sich Todesser, aber nur zwei? Warum so wenig?
Als
sie ihre Kapuzen zurückschlugen wusste Harry warum.
Vor
ihnen standen Lucius Malfoy... und Ronald Weasley.
Instinktiv
traten alle um sie herum einen Schritt zurück. Harry blieb
stehen und auch Draco an seiner Seite rührte sich nicht. Dracos
Arm lag noch immer um seine Taille. Harry überlegte für
einen Augenblick ob er sich aus dem Griff befreien sollte, doch er
entschied sich dagegen. Wahrscheinlich würde er doch nur zu
Boden sinken.
Harry studierte Rons Gesicht, doch er konnte
keinerlei Emotionen erkennen.. nicht in seinen Augen, nicht in seinen
Gesichtszügen... nichts, gar nichts.. nur absolute Kälte.
Harry drehte den Kopf zu Lucius und stellte fest, dass dieser
sich wohl in einem stillen Blickgefecht mit seinem Sohn befand. Harry
wurde bewusst, dass er nicht der einzige war, der hier vor einem
ehemaligen Vertrauten und einer geliebten Person stand.
Er wollte
Draco gerne Mut spenden so wie Dracos Nähe ihm Mut gab, doch
jede Geste, die dies vermocht hätte wäre zu auffällig
gewesen. So konnte Harry nur still da stehen und sich nicht rühren.
Was sollte er nun tun? Seine Gedanken rasten. Er musste die anderen
rausbekommen, aber wie?
Er selbst war geschwächt und würde
kaum noch Magie anwenden können und die anderen hatten ihre
Zauberstäbe nicht. Sie waren vollkommen hilflos. Wenn Lucius und
Ron sie töten wollten, dann würden sie dies auch tun.
Warum warteten sie dann? Warum sagten sie nichts? Harrys Herz
raste immer mehr und er bekam Panik die er eigentlich nicht hätte
bekommen dürfen. Was würde nun passieren?
Er fühlte
regelrechte Erleichterung als Lucius und einen Schritt vor trat und
begann zu reden.
„Soso..", meinte er mit einer Ruhe, die
Harry noch mehr beunruhigte. Zu seiner Überraschung schlang
Draco seinen Arm noch etwas enger um Harry und zog ihn komplett an
sich. Harry wollte sich erst wehren – draco gab damit seinem Vater
doch nur noch mehr Angriffsfläche!! Er zeigte doch, dass sie
eine Verbindung hatten, dass Harry auch noch geschwächt war –
doch er hatte nicht wirklich die Möglichkeit sich dagegen zu
wehren und eigentlich... wollte er es auch nicht...
Harry zwang
sich, sich zu konzentrieren. Das war wirklich nicht der richtige
Moment um über seine Gefühle zu Draco nachzudenken.
Lucius
sprach weiter. „Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass ihr euch
selbst befreien würdet. Eigentlich hatte ich erwartet, dass
innerhalb der nächsten Stunde ein Rettungstrupp hier auftauchen
würde um euch zu befreien. Aber gut.. scheinbar haben wir eure
Fähigkeiten etwas unterschätzt."
Harry zwang sich,
sich nichts anmerken zu lassen. Er hatte ganz vergessen, dass er
Lucas und Tibeth losgeschickt hatte... wahrscheinlich wartete draußen
schon die Verstärkung. Er hoffte es zumindest, denn das war ihre
einzige Chance. Er konzentrierte sich und sammelte langsam seine
Energie. Er musste den Leuten draußen ein Zeichen geben sobald
der richtige Moment gekommen war.
Zu Harrys Überraschung
begann Draco zu sprechen. „Du hast dich selbst schon immer über-
und deine Gegner unterschätzt, Vater."Lucius wandte seinen
Blick von Harry ab und blickte Draco an. Seine Augen brannten von
Hass. „Dass du dich hierher gewagt hast werde ich wohl nie
verstehen Draco. Ich hatte weisere Entscheidungen von dir erwartet,
anstatt dich mit einem Muggleliebhaber einzulassen, Sohn."
Er
sprach das Wort ‚Sohn' mit ebenso viel Abscheu aus wie Draco das
Wort ‚Vater'. Harry verstand, dass diese Ansprachen für
diese beiden nur noch eine Beleidigung war, die er nicht verstand, da
er die komplizierte Beziehung zwischen Vater und Sohn nicht
nachvollziehen konnte.
„Ich hatte nicht erwartet, dass du so
dumm und größenwahnsinnig wärst ein ganzes Dorf
anzugreifen."Zu Harrys Überraschung begann Lucius zu lachen.
„Oh Draco, Draco.. wie haben sie deine Fähigkeiten verkommen
lassen.. hast du es immer noch nicht begriffen?"
Harry drehte
den Kopf zur Seite und sah wie Draco, dessen Stimme die ganze Zeit
fest gewesen war vor Schreck bleich wurde. „Eine Falle.",
flüsterte Draco und Harry hörte seine Leute hinter sich
erschrocken nach Luft schnappen. „Dir ist das Dorf vollkommen egal.
Alles was du wolltest war... ich."
„Wer ist nun
größenwahnsinnig kleiner Draco..?! Nicht alles in der Welt
dreht sich um dich... Aber tatsächlich... bin ich über
deine Anwesenheit ganz froh... denn du hast das zu mir gebracht was
ich wirklich wollte."
Lucius streckte die Hand aus und strich
Harry über die Wange. Harry wollte ihn wegstoßen, wollte
ihn angewidert davon abhalten, doch er durfte die Energie aus seinem
Körper nicht verschwenden. Es stellte sich heraus, dass er
Lucius gar nicht wegstoßen musste.. dass tat Draco schon mit
seinem freien Arm.
„Fass ihn nicht an.", zischte er und
Lucius wollte gerade etwas erwidern, als mit einem Male Hermione von
hinten hervortrat und vor Ron trat. Harry zog scharf die Luft ein.
Wie viele Fehler wollte sie an diesem Abend denn noch machen. Harry
schaute Ron an. Er hatte sich bisher nicht bewegt, kein Wort
gesprochen.
„Ron.", bettelte Hermione und Harry musste ihr
Gesicht nicht sehen um zu wissen, dass sie weinte. "Ron bitte...
bitte tu das nicht... bitte...", ihre Stimme hörte sich
schrill und heiser und verzweifelt an. Harry wandte den Blick ab,
weil er langsam verstand wie Hermione sich fühlte und sie nicht
länger anblicken konnte. „Bitte komm zu uns zurück.. komm
zu mir zurück.. ich liebe dich..."
„Weasley.",
schnappte Lucius und Ron hob die Hand und schlug Hermione mitten ins
Gesicht. „Halt die Klappe.", erklärte er und obwohl
Hermiones Wange sofort rot wurde wich sie nicht zurück. Harry
konnte langsam die Wut in Rons Gesicht aufsteigen sehen. Er musste
handeln bevor es zu spät war.
Seine Hand begann langsam zu
glühen, doch niemand sah es, alle schauten nur Hermione und Ron
an. Er brauchte nur noch wenige Sekunden, dann hätte er genug
Energie. Noch drei... Lucius Kopf schnellte in seine Richtung als
könne er die Magie riechen.
„Was tust du da?", schrie
er, doch es war zu spät. Mit einem Ruck riss Harry seinen Arm
noch vorne und die Energiekugel flog an Ron und Lucius und Hermione
vorbei, riss die hinter ihnen liegende Wand weg und flog gen Himmel,
wo sie wie eine Leuchtrakete explodierte.
Er grinste und rang
sich mit letzter Mühe noch die Worte raus die sich wie von
selbst zu bilden schienen. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er
während der ganzen Aktion so radikal gedacht hatte, doch er
erinnerte sich an eine von Snapes frühen Lektionen. Das einzige
was zählte war der Sieg – egal welche Opfer man dafür
bringen musste.
„Nun weiß jeder wo ihr seid.", brachte
er keuchend hervor, während das Bild vor seinen Augen langsam
verschwamm. „Bringt uns ruhig um... ihr werdet dennoch nicht siegen
sondern verlieren..."
Er hatte zuviel Energie verbraucht. Er
spürte wie sein Körper in sich zusammensackte und von Draco
aufgefangen wurde.. alles was er sah war vollkommen verschwommen und
die Zeit spielte verrückt.. in dem einem Moment raste sie, in
dem nächsten verging sie viel zu langsam.
War das ein
Zauberstab in Rons Hand? Grünes Licht überall. Wieso stand
Hermione mit einem Male vor ihm? War sie es die schrie oder selbst?
Und dann war das letzte was er spürte der Schwund von Dracos
Wärme, das Gewicht eines toten Körpers in seinen Armen und
schließlich Dunkelheit, die ihn sanft umfing.
Das
erste was Harry wahrnahm als er wieder zum Bewusstsein zurückfand
waren die Stimmen von McGonagall, Draco und Madam Pomfrey. Er
entspannte sich automatisch. Wenn diese drei hier waren musste er
sich in Sicherheit befinden... dann war alles vorbei und sie hatten
sich befreien können.
„Das kann doch nicht ihr Ernst sein
Professor!", erklärte Draco in diesem Moment und zog damit
Harrys Aufmerksamkeit auf sich. „Sie wollen ihn anlügen um ihn
zu beschützen?! Sie wissen doch wie oft Menschen schon diesen
Fehler bei Harry gemacht haben.. sie können doch nicht allen
ernstes den selben Fehler noch einmal begehen."
„Reißen
sie sich zusammen Mister Malfoy!! Es ist immer noch meine
Entscheidung was hier in dieser Schule passiert. Mister Potters
Zustand ist kritisch und er sollte keinem zusätzlichen Stress
ausgesetzt werden. Wer weiß wie er auf eine solche Nachricht
reagieren würde. Ich habe beschlossen, dass ihm Zeit gelassen
wird und so wird es auch geschehen."
Harry kniff die Augen
zusammen. Wovon redeten die da? Was war geschehen? Es musste
irgendetwas schlimmes sein, wenn sie ihn davor beschützen
wollten. Aber er wollte nicht schon wieder angelogen werden!! Es war
seltsam, dass gerade Draco derjenige war, der dies verstand und mit
einem Male für ihn eintrat.
„Hören sie Professor. Ich
will ihre Autorität ja gar nicht in Frage stellen, auch wenn sie
das vielleicht glauben. Aber ich kenne Harry besser als sie alle
zusammen, verstehen sie das nicht? Ich habe jahrelang mit Harry
gekämpft und ich kenne ihn deshalb besser, weil ich nicht nur
seine Stärken sondern auch seine Schwächen sehe, etwas wozu
sie nicht in der Lage sind, weil sie ihn nicht verletzen wollen,
sondern beschützen."
„Aber sie wollen ihn verletzen
nicht wahr Mister Malfoy?", fragte Madam Pomfrey und Harry
widerstand dem Drang die Augen zu öffnen. Hätten sie
bemerkt, dass er wach war hätten sie das Gespräch mit
Sicherheit sofort abgebrochen. Außerdem wollte er die Antwort
auf Pomfreys Frage hören.
„Ich wollte ihn einmal
verletzen, dass stimmt. Aber wie sie am besten wissen sollten
entwickeln Menschen sich weiter. Nun will ich ihn nicht mehr
verletzen... ich will ihn beschützen ebenso wie sie selbst, aber
ich werde es auf meine eigene Art tun. Ich werde Harry nicht anlügen...
und auch wenn sie es tun werden, so werde ich ihm doch immer die
Wahrheit sagen. Das habe ich mir selbst versprochen."
McGonagall
schnaubte verächtlich. „Und das soll ich ihnen wirklich
glauben? Sie mögen inzwischen vielleicht ein Teil des Ordens
sein Malfoy, aber sie sind noch immer ein Teil ihrer Familie und ich
werde sie so behandeln bis sie bewiesen haben, dass man ihnen
vertrauen kann."
Harry hörte Draco nach Luft schnappen.
„Und wann soll das sein? Ich habe dort draußen mein Leben
riskiert und war nicht weniger oder mehr wert als alle anderen
Mitglieder des Ordens. Ich habe nicht gemeckert, sondern habe
gekämpft, weil ich weiß, dass ich auf der richtigen Seite
stehe. Was soll ich noch mehr tun?"
„Das weiß auch
nicht. Aber denken sie immer daran Mister Malfoy, dass noch immer ich
entscheide wie sehr der Orden ihnen vertraut. Sie.."
„Es
reicht!!", unterbrach Harry das Gespräch so laut wie er konnte
und richtete sich keuchend auf. Die anderen brauchten nur Sekunden um
bei ihm zu sein, doch Draco war der schnellst, drückte ihn
beinahe sofort wieder in die Kissen.
„Du bleibst gefälligst
liegen Potter.", erklärte er „Mir hat es gereicht, dass du
einmal zusammengebrochen bist."Harry grinste ihn frech an. „Hat
sich da etwa jemand Sorgen um mich gemacht?", fragte er und Draco
verpasste ihm eine solch spielerische Kopfnuss, dass Harry sie fast
gar nicht spürte. „Was soll man auch sonst mit dir anfangen?!"
Harry entspannte sich langsam und drehte den Kopf zu Madam
Pomfrey. „Bin ich schwer verletzt?"Sie lächelte leicht und
beugte sich zu ihm, kontrollierte seine Temperatur während sie
mit ihm redete. „Du bist gestürzt, dabei hast du dir einige
schwere Verletzungen zugezogen. Die größten Verletzungen
sind aber bereits wieder verheilt. du wirst nur noch wenige Tage hier
bleiben müssen."
Harry nickte zufrieden und blickte erst
Minerva an, überlegte es sich dann aber anders und richtete
seine Frage an Draco. „Was ist mit den anderen? Geht es ihnen gut?"
Irgendwann während er dem Gespräch der anderen
gelauscht hatte waren die Erinnerungen an die letzten Sekunden die er
bewusst erlebt hatte zurückgekehrt und er musste an das Gefühl
des toten Körpers in seinen Armen denken. Sein ganzer Körper
schrie danach, dass sein Bewusstsein überfordert gewesen war,
dass seine Wahrnehmungen Täuschungen unterlegen gewesen waren.
Draco blickte Minerva an, doch diese hielt dem Blick nicht lange
stand, drehte schließlich den Kopf weg. „Tun sie doch was sie
wollen.", erklärte sie leise und blickte dann Harry an. „Ich
bin froh, dass es dir gut geht Harry, aber ich bin nun nicht mehr für
dich verantwortlich. Ich hoffe wir werden uns bald wieder sehen."
Sie verließ den Raum mit schnellen Schritten und Pomfrey
folgte ihr. Harry blickte Draco an. „Was meinte sie damit?",
fragte er und eine dunkle Vorahnung machte sich in ihm breit und er
konnte sie nicht wirklich einordnen.
„Draco.", meinte er,
diesmal eindringlicher. „Was ist passiert?! Was ist los?!"
Draco
seufzte und zog sich einen Hocker heran, setzte sich neben Harrys
Bett. „Harry hör mir zu.", meinte er und seine stimme war so
sanft und zärtlich wie Harry sie noch nie gehört hatte.
2Nachdem du die Leuchtkugel und Energie oder was auch immer es war
losgefeuert hast ist alles in dem Raum etwas durcheinander geraten.
Du hast das richtige getan, dass bezweifelt auch keiner, denn sonst
hätte es wahrscheinlich noch mehr Opfer gegeben."
„Opfer?",
keuchte Harry und Draco redete einfach weiter. „Allerdings hat das
nicht nur unseren Leuten gezeigt, wo wir sind, sondern auch den
anderen und das hat die ganze Situation etwas... dramatisch gestaltet
und hat seine Opfer gefordert. Fast alle sind schon wieder auf den
Beinen und kaum einer wurde wirklich schwer verletzt, aber mein
Vater... hat noch nie viel von physischen Angriffen gehalten... im
Gegensatz zu Weasley..."
Harry riss die Augen auf. Hermione
hatte geschrieen... so laut geschrieen...
„Draco...",
bettelte Harry und Draco seufzte, blickte ihn eine Weil einfach nur
an, bevor er sanft eine Hand hob und Harry durch die Haare strich.
„Hermione ist tot."
In
den nächsten Tagen wurde Harry jedes Mal besucht sobald Madam
Pomfrey es erlaubte.
Remus war der erste der kam und Harry war
überrascht wie sehr er seinen Freund in den letzten Tagen
vermisst hatte. Der Professor war die einzige Familie die er hatte,
aber sie hatten sich in letzter Zeit kaum gesehen und es war schön
wieder Zeit mit Remus zu verbringen, auch wenn es unter solchen
Umständen war.
Sie redeten nicht darüber was geschehen
war und auch nicht darüber was geschehen würde. Draco hatte
Harry erzählt, dass ihre Truppe versetzt worden war. Harry hatte
noch nicht einmal gewusst, dass so etwas möglich war, aber ab
jetzt würden sie im Hauptquartier wohnen und von dort aus
arbeiten.
Harry war sich nicht wirklich sicher ob sie das
verdient hatten, aber scheinbar glaubten alle sie hatten bei dem
Angriff richtig gehandelt und er war nicht wirklich in der Lage
darüber mit irgendjemanden zu streiten und der Rest seiner
Truppe schien ganz froh zu sein aus Hogwarts wegzukommen.
Auch
die anderen Professoren besuchten Harry, doch sie redeten noch
weniger mit ihm als Remus es schon tat. Der einzige mit dem Harry
reden konnte war Professor Osuneko. Der Professor erzählte ihm
viel von früher, von seinem Vater und von Sirius und von seiner
Mutter. Harry stellte fest, dass er von Mal zu Mal weniger Trauer und
mehr Wissbegier empfand und irgendwann freute er sich auf diese
Besuche.
Selbst Pansy und Blaise tauchten an einem frühem
Abend aus. Zu Harrys großer Überraschung sogar ohne Draco.
Pansy half ihm sich aufzurichten, während Blaise zwei Hocker
ans Bett heranzog. Harry war über den Besuch überrascht.
Ja, sie waren zwar in seinem Team aber sie hatten nie wirklich etwas
miteinander zu tun gehabt. Sie hatten ihn akzeptiert, aber nie
wirklich als Mensch geschätzt.
Warum waren sie nun hier? War
es Mitleid oder hatte Draco sie gebeten hierher zu kommen. Draco war
in der letzten Woche eigentlich jeden Tag gekommen, aber heute hatten
er sich noch nicht blicken lassen und Harry stellte fest, dass ihm
die Anwesenheit des Slytherins fehlte. Er hatte sich inzwischen dran
gewöhnt, Draco immer in seiner Nähe zu haben.
Pansy und
Draco schauten sich für einen Augenblick an, bevor Pansy begann
zu reden und sichtlich nach den richtigen Worten suchte. Wir hatten
eigentlich schon viel früher vor zu kommen.", sagte Pansy und
lächelte verlegen. „Aber in der Schule ist soviel los.."
Sie brach ab und blickte Blaise an. Harry begann langsam zu
begreifen, dass die beiden tatsächlich aus eigenem Antrieb hier
waren. Irgendetwas gab es wohl was sie ihm unbedingt sagen wollten.
Harry musste beinahe lächeln, als er feststellte, dass sie in
seiner Anwesenheit inzwischen nicht mehr die kalte Fassade der
Slytherins aufrecht erhielten mit der sie sich sonst immer schützten.
Das hieß wohl sie akzeptierten ihn nun mehr als vorher.
„Draco
hat dir bestimmt erzählt wie viel sie uns momentan trainieren
lassen oder?", fragte Blaise und auf seinen Lippen lag ein freches
Grinsen. „Da wir ihn kaum noch zu Gesicht bekommen dachten wir uns,
dass er wohl in seiner freien Zeit hier ist."
Draco war
tatsächlich andauernd bei ihm und erzählte ihm alles. Er
war der einzige der keine Rücksicht auf Harry nahm und Harry war
froh darüber.
„Jedenfalls.", begann Pansy als Blaise
nicht weiter redete. „Geht es um folgendes. McGonagall hat uns
erzählt was sie mit unserem Team vorhaben. Das wir nach
Grimmauld Place gehen sollen. Sie hat uns die Wahl gelassen. Wir
dachten, dass sie dir das bestimmt nicht gesagt hat. Wir haben mit
Draco darüber geredet und er meinte es wäre unsere Wahl ob
wir dir davon erzählen, aber er würde es dir auf jeden Fall
sagen."
Sie nickte Blaise zu und dieser bestärkt dadurch,
dass nun ein Anfang gemacht wurde redete selbstsicher weiter. „Da
haben wir uns entschieden, dass wir es dir persönlich sagen
wollten. Draußen auf dem Gang haben wir Tibeth, Lucas und Smith
getroffen, die wohl auch zu dir wollten, aber dann haben wir
entschieden, dass zwei wohl genug wären. Jedenfalls.. wie gesagt
hat McGonagall uns die Wahl gelassen. Sie meinte, wenn wir hier
bleiben wollen oder nicht mehr unter dir arbeiten wollen, dann können
wir hier bleiben und werden durch andere ersetzt."
Beide
schwiegen nun und Harry schaute sie auffordernd an. Damit hatte er
nicht gerechnet. Er hatte geglaubt es wäre klar, dass sie
zusammen ins Hauptquartier gehen würden. McGonagall wollte sein
Team auseinander reißen? Was war in die Professorin geraten?
Sie wusste ganz genau, dass Harry sich sein Team selbst
zusammengestellt hatte, dass er nur die besten genommen hatte, weil
man nur mit den Besten die besten Ergebnisse erreichen konnte.
Pansy
räusperte sich und riss Harry damit aus seinen Gedanken.
„Entschuldigt.", erklärte er „Ich war gerade mit meinen
Gedanken woanders. Pansy lächelte ihn an. „Das haben wir
gemerkt. Jedenfalls.. warum wir eigentlich hier sind... wir wollten
dir sagen, dass wir in deinem Team bleiben werden."
Harry
blickte erstaunt erst Pansy, dann Blaise an. Dieser nickte. „Es ist
nicht so, dass wir nicht in Hogwarts bleiben wollen.", erklärte
er „Aber wir wollen in deinem Team bleiben. Weil du der Beste ist.
Und weil wir dir vertrauen können."
Harry spürte wie
er selbst lächeln musste und seine Augen begannen zu brennen.
Gott, seit wann war er so nahe am Wasser gebaut? Und doch konnte und
wollte er nicht verleugnen wie gütlich es ihn machte, dass seine
Truppe zu ihm stand. Vielleicht war er doch nicht ganz so alleine wie
er gedacht hatte? Sie waren vielleicht keine Freunde (noch nicht),
aber zumindest vertrauten und schätzten sie ihn.
Pansy
lachte und legte eine Hand auf seine Schulter, als könne sie
seine Gedanken lesen. „Kein Grund uns zu danken, Harry. Wir haben
dir zu danken. Mit deinen Fähigkeiten hast du uns und viele
andere gerettet.", sie stand auf und Harry war froh darüber,
denn die Trauer machte sich wieder in ihm breit. Es war wahr,
wahrscheinlich hatte er ihnen wirklich das Leben gerettet, aber das
auch nur, weil Hermione ihm das Leben gerettet hatte. Und er hatte
das Risiko in Kauf genommen ihrer aller Leben zu opfern.
Aber
dennoch vertrauten sie ihm.
Beide standen auf. Blaise drückte
kurz seine Hand und Pansy küsste ihn kurz auf die Wange. Ihre
Art auszudrücken, dass er jetzt zu ihnen gehörte. Vor einem
Jahr hätte Harry den Gedanken gar nicht zugelassen ein Teil der
Slytherins zu sein, doch jetzt war froh und stolz darauf.
Später
besuchte Dean ihn. Ihr Gespräch war beklemmender als alle
Gespräche die er in den letzten Tagen erlebt hatte und Harry war
froh als Dean endlich aufstand und ging. Er fühlte sich nicht
mehr als Gryffindor und auch nicht mehr als Deans Freund. Er wusste
nicht was er ihm sagen sollte.
Harry durfte nicht zu Hermiones
Beerdigung, denn sein Zustand war noch zu instabil. Es wäre
seine erste Beerdigung gewesen und das eine stattfand war schon
ungewöhnlich zurück. In Zeiten des Krieges war für
Beerdigungen meist keine Zeit. Doch Hermione hatte dem Jungen, der
lebte das Leben gerettet und deshalb wurde ihr eine besondere
Behandlung zuteil.
Nach der Beerdigung jedoch kamen Hermiones
Eltern zu ihm. Er hatte sie bisher noch nicht oft gesehen und kannte
sie nicht allzu gut, aber er wusste, dass sie ihre Tochter über
alles geliebt hatten und er hatte Angst davor ihnen gegenüber zu
treten, denn sicher mussten sie ihn nun hassen.
Doch sie hassten
ihn nicht. Tatsächlich dankten sie ihm sogar, auch wenn Harry
nicht verstand wofür und er konnte sie auch nicht fragen, denn
während dem ganzen Gespräch brachte er keinen Ton heraus.
Die Grangers jedoch schienen zu verstehen, denn als Harry still blieb
lächelten sie nur und wünschten ihm alles Gute und
erklärten, dass sie ihn gerne bald wieder sehen wollten.
„Egal
wo Hermione ist.", sagte Hermiones Mutter beim Abschied. „Ich bin
mir sicher sie beobachtet dich und dankt dir für all die Jahre
der Freundschaft die du ihr gegeben hast."
Als sie gegangen war
brach Harry zum ersten Mal seit Hermiones Tod wirklich in Tränen
aus und es dauerte nicht lange bis Draco bei ihm war um ihn zu
trösten.
Draco
saß auf der Bettkante und las in einem Buch, als Harry
aufwachte. Harry gähnte und streckte sich, begann dann Draco zu
beobachten. Er war es inzwischen gewohnt, dass Draco da war wenn er
aufwachte und erschrak nicht mehr, aber in den letzten Tagen hatte
Draco teilweise die Leitung des Trainings übernommen und war
deshalb kaum noch da gewesen.
„Hast du heute kein Training?",
fragte Harry und Draco klappte das Buch zu und drehte sich zu ihm,
lächelte leicht. „Nein. Du wirst heute entlassen, Harry. Heute
Abend werden wir Hogwarts verlassen. Es wäre mir zu stressig
geworden hätte ich heute noch das Training leiten müssen."
Harry nickte verstehend und ließ sich wieder in die Kissen
sinken. Draco blickte ihn einen Moment lang an, dann legte er das
Buch weg und stieß Harry an. „Rück mal ein Stück.",
sagte er und legte sich dann neben Harry.
Nebeneinander liegend
blickten sie an die Decke, schwiegen beide in angenehmer Art und
Weise. Harry zuckte für einen Moment zusammen, als Draco nach
seiner Hand griff, lächelte dann aber und ließ die
Berührung zu. Die Zeit in der Krankenstation war anders gewesen.
Obwohl Draco ihm alles erzählt hatte was draußen passiert
war, war alles so weit weg von ihm gewesen und er hatte sich nicht
wirklich Sorgen machen müssen.
Es war als hätte er all
seine Traurigkeit, seine Gedanken und seine Einsamkeit draußen
vor der Krankenstation abgelegt und war endlich in der Lage positive
Gedanken zuzulassen. Und er war in der Lage endlich etwas zwischen
sich und Draco zuzulassen.
Harry drehte sich auf die Seite um
Draco anblicken zu können und Draco tat es ihm gleich. Sie
schauten sich an und Draco war derjenige, der begann zu reden.
„Geht
es dir wirklich wieder gut?", fragte er und hob seine freie Hand
und legte sie auf Harrys Seite. Harry nickte und grinste ihn an.
„Natürlich geht es mir gut. Denkst du Madam Pomfrey würde
mich hier rauslassen, wenn ich auch nur den kleinsten Kratzer hätte?"
Draco erwiderte das Grinsen zwar, aber die Besorgnis wich nicht
aus seinem Gesicht. „Das meine ich nicht.", erklärte er
schließlich und seine Fingerspitzen schlichen sich unter Harrys
Shirt und strichen leicht die freigelegte Haut. „Ich meine...",
er suchte für einen Moment nach den richtigen Worten. „Willst
du wirklich schon wieder kämpfen?"
Harry blickte ihn an
und schüttelte dann den Kampf. „Nein das will ich nicht.",
erklärte er „Aber ich kann wieder kämpfen und das
ist das wichtige nicht wahr? Außerdem kann ich dich da draußen
doch nicht alleine lassen."
Harry rückte vorsichtig ein
Stück näher an Draco heran. „Wir können auch noch
ein paar Tage hier bleiben Harry, wenn dir das lieber ist. Wir müssen
uns nicht gleich wieder ins Getümmel stürzen."
Dracos
Körper war nun nur noch Zentimeter von Harrys entfernt und Harry
konnte die Wärme des anderen spüren. Die Sorge des
Slytherins tat ihm gut und er fühlte wie er sich langsam aber
sicher endgültig entspannte. „Du brauchst dir keine Gedanken
um mich machen Draco... wirklich nicht... wenn es mir zuviel wird
werde ich dir Bescheid sagen."
Draco nickte zufrieden und sie
lagen wieder still nebeneinander. Harry beobachtete wie Draco seine
Augen schloss und wie seine Brust sich regelmäßig hob und
senkte, wie seine Lippen leicht geöffnet waren. Er erschrak
beinahe etwas als Draco mit einem Male seine Augen wieder aufschlug
und Harry direkt wieder anblickte. Noch mehr erschraken ihn aber, die
Worte die Draco nun sprach.
„Darf ich dich küssen?",
fragte Draco und Harry fühlte sich so unvorbereitet wie schon
lange nicht mehr. „W-Was...?", stotterte und spürte wie er
rot wurde als Draco grinste. „Du hast mich sehr wohl verstanden
Harry.", erklärte er und seine Finger strichen noch immer über
Harrys Haut und machten es schwer sich zu konzentrieren. „Also...
darf ich...?"
Harry starrte Draco nur an, denn er wusste nun
wirklich nicht was er darauf sagen sollte und Draco nahm dies wohl
als ein ‚Ja', denn er überwand die wenigen Zentimeter die
noch zwischen ihnen lagen, drückte seine Lippen leicht auf
Harrys, jedoch ohne irgendetwas zu verlangen oder Harry zu
überfordern.
Als er sich zurücklehnte stellte Harry
überrascht fest, dass er irgendwann während der Berührung
die Augen geschlossen hatte und bevor er wirklich wusste was er tat
hatte er sich schon wieder vorgelehnt und presste seine Lippen gegen
Dracos.
Die Küsse die folgten wurden immer
leidenschaftlicher, immer gefühlvoller und irgendwann fand sich
Harry von Draco in die Kissen gedrückt wieder, atemlos und
offensichtlich süchtig nach Dracos Küssen. Draco lehnte
sich leicht zurück und betrachtete Harry, der wusste, dass er
verrückt aussehen musste mit dem Grinsen auf seinen Lippen, dass
einfach nicht verschwinden wollte.
Draco jedoch machte das
Grinsen wohl nichts aus, denn er beugte sich nur erneut nach unten,
küsste Harry immer und immer wieder.
Schließlich
trennten sie sich nur, weil beide vollkommen außer Atem waren
und nach nötigem Sauerstoff schnappen mussten. „Wow....",
murmelte Harry, denn der Kuss – oder besser die Küsse –
hatten ihn tatsächlich umgehauen. Er war selten irgendjemanden
so nahe gekommen.. da waren die Küsse mit Cho und der eine Kuss
mit Dean und einmal spät Abends bei einer Feier ein Kuss mit
Seamus, aber mehr war da nie gewesen. Und vor allem hatte nie ein
Kuss all diese Gefühle bei ihm ausgelöst, die nun in ihm
herumschwirrten.
Draco schien es ebenso zu gehen – oder
zumindest ähnlich – denn auf seinen Wangen lag eine leichte
Röte und seine Augen glänzten. „Wow trifft es Recht
gut.", erklärte Draco und strich Harry die Haare aus dem
Gesicht.
„Ich gehe also davon aus.", begann Draco und Harry
versuchte sich auf seine Worte zu konzentrieren und nicht einfach nur
auf Dracos Lippen zu starren. „, dass ich dich das nächste Mal
nicht mehr um Erlaubnis bitten muss, wenn ich dich küssen will?"
Harry lachte und küsste Draco als Antwort nur erneut.
Sein
Zimmer in Grimmauld Place hatte sich in keinster Weise verändert
seit er das letzte Mal hier gewesen war und das war nun schon ein
gutes Jahr her.
Harry stellte seine Tasche ab und ließ sich
dann auf den Rand des Bette sinken. Dracos Zimmer war auf der
gegenüberliegenden Seite des Ganges und Harry hatte vor seine
Sachen so schnell wie möglich wegzuräumen und dann zu ihm
hinüber zu gehen.
Es schien als könne er von seiner
neuen Beziehung zu Draco einfach nicht genug bekommen. Harry packte
seine Sachen schnell weg und zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage
fiel ihm Dumbledores Glassäule in die Hand. Er zögerte,
setzte sich dann auf die Bettkante und betrachtete die Säule.
Ein weiteres Zeugnis des Todes. Harry atmete tief durch. Er
wollte sich nicht mehr an den Tod klammern. Er hatte die Lust darauf
verloren. Hermione, Sirius, Dumbledore und seine Eltern waren tot.
Und er hatte genug davon. Er hatte genug davon jeden Abend zu trauern
und sich selbst zu bemitleiden und sich selbst seine eigenen Fehler
vorzuhalten.
Er würde es niemals schaffen den Krieg und das
Leid zu beenden und in die Zukunft zu treten wenn er nicht irgendwann
von der Verfangenheit ablassen würde. Das war etwas was er von
Draco gelernt und sich zu Herzen genommen hatte.
Harry stand auf
und schloss die Augen für einen Moment und atmete tief durch.
Wenn er endlich einen Schlussstrich machen würde, würde er
auch endlich auch wieder in der Lage sein die positiven Dinge der
Welt zu sehen.
Er ging zum Regal an der gegenüberliegenden
Seite des Raumes und öffnete es betrachtete die Dinge in den
Fächern für einen kurzen Moment. Hier befand sich alles was
ihn in irgendeiner Weise an die Dursleys erinnerte. Dinge die er
nicht vergessen, an die er aber auch nicht täglich denken
wollte.
Harry streckte sich und stellte die Glassäule in das
oberste Fach, lächelte dabei leicht. Dann stand er für
einen Moment vollkommen still, bevor er in seine Robentasche griff
und Sirius Spiegel herauszog. Er spürte wie seine Kehle sich
zusammenzog.
Dennoch streckte er sich erneut und legte den
Spiegel neben die Glassäule.
„Auf Wiedersehen Sirius.",
murmelte Harry.
Er drehte sich gerade wieder weg, als die Säule
mit einem Male explodierte und den Raum mit gleißenden Licht
erfüllte. Harry schrie erschrocken auf, doch aus seinem Mund kam
kein Laut. Und bevor er wusste was geschah umfing ihn erneut
unendliche Dunkelheit.
Als er die Augen öffnete war nichts
mehr um ihn herum dunkel und auch nicht hell und egal wo er sich
gerade befand der Raum hatte weder Wände noch Boden. Es war...
als würde er sich einfach im Nichts befinden. Harry strich sich
dich Haare aus dem Gesicht. Was verdammt noch mal war jetzt
schon wieder passiert? Harry hasste es wenn Magie mal wieder machte
was sie wollte.
„Harry.", sagte jemand und Harry fuhr mit
einem Ruck komplett herum – er kannte die Stimme.
Erschrocken
schnappte er nach Luft und wäre wohl einen Schritt
zurückgetaumelt wenn sein Körper nicht wie erstarrt gewesen
wäre. Das konnte doch nicht...! Seine Stimme krächzte als
er sprach.
„Mum...? Dad...?"
Er spürte wie Tränen
in seine Augen aufstiegen. Er unterdrückte sie eine Weile
erfolgreich, bevor er die dritte Person erkannte die mit einem Male
vor ihm stand und ihn dazu brachte sich aus seiner Starre zu lösen
und zu ihr zu rennen und sie zu umarmen. Tränen liefen
ungehalten seine Wangen hinunter.
„Sirius!!"
Kapitel 2 Ende
Im nächsten Kapitel:
Gerade
in dem Moment in dem Harry sich von seiner Vergangenheit
verabschiedet begegnet er den Geistern der Personen die er liebt und
wieder ändert sich alles was er bisher dachte und sich
vorgenommen hatte.
Schließlich ist Harry wild entschlossen
den Krieg endlich zu beenden und zusammen mit Remus, Osuneko und
Draco kommen sie Voldemorts Tod näher als sie es jemals waren.
Doch dann endlich enthüllt sich Rons Position bei den Todessern
und Harry steht schließlich vor der schwersten Entscheidung
seines Lebens, bei der ihm niemand helfen kann.
