Pemaroth: Danke fürs Komliment! Jetzt krieg ich gleich auch noch die Gelegenheit, dir ebenfalls für das Review auf fanfiktion.de für „Ich will diese Macht nicht" zu danken. =) Meine kleine Anmerkung am Schluss sollte eigentlich nicht ganz so weinerlich und bemitleidenswert rauskommen, aber irgendwie ist sie es dann trotzdem geworden… etwasschäm Ist mir erst nachher aufgefallen. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob da tatsächlich noch wer mitgelesen hat… =)

ithilya: Danke auch dir! Hihi, du hast mich durchschaut, bin durchaus eine ziemliche Aragorn-Verehrerin… g Wer will schon geschniegelte Elben haben, wenn man schmutzige Waldläufer bekommen kann…? g

Zu deinem Review: Ich habe mich total darüber gefreut! Ich bin manchmal auch skeptisch wenn jemand ein besonders heikles oder schwieriges Thema auswählt und kann so deine anfänglichen Ängste gut verstehen. So fühle ich mich umso mehr geehrt, dass dir die Geschichte bis hier gefallen hat.

Ich habe mir absichtlich dieses Thema ausgewählt, weil es einmal etwas völlig anderes als die übrigen Slash- oder Legolas-Romance-Stories ist. Ich interessiere mich sowieso für Hintergrundgeschichten und die von Aragorn hat mich einfach nicht mehr losgelassen.

Falls du dich auch einmal entscheidest, von Aragorn als Thorongil zu schreiben, dann würde ich das liebend gern lesen!

Danke noch einmal für das Reviews, solche Kommentare versüssen einen wirklich den Tag! strahl

Kapitel 2 – Ein neuer Anfang in einer fremden Stadt

Ein unablässiges Klopfen weckte ihn aus einem tiefen Schlaf. Leise seufzend rollte sich Thorongil auf den Rücken und schlug verschlafen die Augen auf. Im ersten Moment war er verwirrt, eine steinerne Decke, anstatt der vertrauten Holzbalken über sich zu sehen. Bevor er jedoch seine Gedanken ordnen konnte, klopfte es erneut an der Tür. Ein schmaler Junge von höchstens zehn Jahren streckte seinen Kopf ins Zimmer.

"Herr, die Musterung beginnt in wenigen Minuten unten auf dem Übungsplatz. Mir wurde aufgetragen, nach Euch zu sehen, da ihr Euch noch nicht auf dem Platz zeigtet."

Thorongil blinzelte einige Male, bis schliesslich sein müder Verstand begriff, was gerade gesagt wurde. Ein Schwall von zwergischen Flüchen brach hervor und Thorongil rappelte sich hastig hoch. Als er an sich herabsah, bemerkte er, dass er noch immer in seinen vor Dreck starrenden Kleidern steckte, und er fluchte erneut. Erst jetzt sah er, dass der Botenjunge noch immer in der Türe stand und ihn mit offenem Mund anstarrte. Thorongil grinste schief.

"Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es bereits so spät ist. Du kannst gehen."

Der Junge nickte hastig und floh dann aus dem Zimmer, während Thorongil hektisch seine Sachen zusammensuchte.

Was für einen wundervollen ersten Anblick ich wohl abgeben werde! Aber die Zeit reicht nicht, um mich zu waschen und auch das Essen muss bis später warten', dachte er sich mit knurrendem Magen. Schnell schnallte er sich das Schwert um die Hüfte und war mit wenigen Schritten auf dem Gang draussen. Auf dem Weg durch die Gänge konnte er gar nicht anders, als noch einmal den Kopf über sich selbst zu schütteln. Er war sonst nie einer gewesen, der regelmässig verschlief, im Gegenteil. Er kam auf lange Zeit mit wenig Schlaf aus ohne etwas seiner Aufmerksamkeit einzubüssen. Die Strapazen der Reise jedoch hatten sein Äusserstes gefordert und er fühlte sich trotz der wenigen Stunden Schlaf noch immer müde.

‚Das ist nicht gerade die beste Voraussetzung für eine erste Musterung', dachte Thorongil und eilte auf den Hof hinaus. ‚Ich hoffe, dass weder der Statthalter noch sein Sohn anwesend sein werden.'

Doch seine Hoffnungen erwiesen sich als vergebens. Neben den rund zweihundert Männern jeden Alters, die mit nervöser Anspannung auf den Beginn der Musterung warteten, befanden sich auch der Statthalter Ecthelion II und sein Sohn Denethor auf dem riesigen Platz. Letzterer war erster Heerführer der Heere von Gondor und hatte es sich nicht nehmen lassen wollen, sich die neuen Rekruten selbst anzuschauen.

Als Thorongil als einer der letzten hastig den Platz beschritt, schüttelte Denethor missbilligend den Kopf. Sein Blick bohrte sich direkt in den des ehemaligen Heerführers von Rohan und als dieser weder den Kopf senkte noch seinen Blick abwandte, sagte Denethor eisig: "Disziplin ist die erste Lektion, die ihr zu lernen habt. Und zu Disziplin gehört auch ein Teilgebiet, welches sich Pünktlichkeit nennt. Einige von euch scheinen noch etwas Mühe damit zu haben. Ich kann nicht verstehen wie man es fertig bringt, bereits bei der ersten Musterung zu spät zu kommen."

"Sei nicht zu streng mit ihnen, mein Sohn", erwiderte Ecthelion milde und trat von hinten an Denethor heran. "Sie werden bestimmt noch genügend Gelegenheit haben, sich deiner als würdig zu erweisen."

Der Blick des ersten Heerführers von Gondor wich während dem Gespräch kein einziges Mal von Thorongils Gesicht. Als er antwortete, trat ein dünnes Lächeln auf seine Lippen.

"Wie Ihr wünscht, mein Herr."

Bevor er sich zu seinem Vater umdrehte, schickte er Thorongil noch einmal einen warnenden Blick zu. Dieser erwiderte den Blick ohne zu blinzeln und es war schliesslich Denethor, der zuerst wegschaute.

‚Immerhin', dachte Thorongil bei sich, ‚vermag er mich mit diesem Blick nicht einzuschüchtern. Denethor hat zwar einen durchdringenden Blick, aber an Elrond, den Herrn von Bruchtal, kommt er nie heran.'

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er an seinen Ziehvater zurückdachte. Wie oft hatte er sich gewünscht, in den Boden zu versinken, wenn Elrond ihn mit diesem strengen Blick angestarrt hatte.

‚Aber er hatte da wohl so seine Gründe...'

Das Lächeln wurde breiter, als er an seine zahlreichen Streiche mit den Zwillingen zusammen dachte. Man sagte den Elben zwar Alterslosigkeit nach, aber Thorongil war sich sicher, seinem Ziehvater einige graue Haare beschert zu haben. Er war bei weitem kein einfaches Kind gewesen und die Vorstellung daran, wie sehr er den auf Ruhe und Harmonie ausgelegten Haushalt von Bruchtal auf den Kopf gestellt hatte, liess das Blut in seine Wangen schiessen. Ohne überlegen zu müssen, hätte er sofort an die Dutzend Streiche aufzählen können, in die er verwickelt gewesen war. Zu Dritt hatten sie oft ganz Imladris in Angst und Schrecken versetzt.

Thorongil spürte deutlich den Stich von Wehmut in seiner Brust, den diese Erinnerungen hervorrief. Es war nun mehr als acht Jahre her, seit er seine Familie und sein Zuhause das letzte Mal gesehen hatte. Acht Jahre, gefüllt mit dem Leid und dem Schrecken des Krieges, in denen er oft an Elrond, seine Brüder und natürlich auch an Gilraen, seine Mutter, gedacht hatte. Er spürte jedoch, dass die Zeit der Kämpfe und des Krieges für ihn noch lange nicht vorbei war.

Während Thorongil noch seinen Gedanken nachhing, gingen die Ausbilder durch die Reihen der zukünftigen Soldaten und prüften sie auf ihr Geschick im Umgang mit dem Schwert und mit Pfeil und Bogen. Die Ausbilder gingen nicht gerade sanft mit ihren neuen Schützlingen um und kaum einer konnte sich nur ansatzweise gegen die Soldaten bewähren. Danach wurden sie in verschiedene Stärkeklassen eingeteilt. Unter den 200 Rekruten gab es Männer jedes Könnens, von Bauernjungen, die noch nie eine Waffe in der Hand gehalten hatten, bis zu den Söhnen von Soldaten, welche die Klinge schon fast so sicher wie ihre Ausbilder zu führen vermochten.

Die zierliche Gestalt einer jungen Frau fiel Thorongil plötzlich mitten in den Reihen der Männer auf. Ihre dunklen Haare fielen ihr andauernd ins Gesicht, als sie verbissen mit einem der Ausbilder kämpfte und zusehends verlor. Sie hatte weder genügend Kraft um sich gegen den viel grösseren Mann zu wehren noch besass sie besonderes Talent. Trotzdem gab sie nicht auf, auch wenn sie bereits zum dritten Mal im Dreck lag.

Ihr Ausbilder stand über ihr und brüllte sie an, endlich aufzustehen. Ohne sich irgendetwas anmerken zu lassen, erhob sie sich erneut und kämpfte weiter.

Thorongil wunderte sich, weshalb wohl eine Frau zur Musterung zu gelassen worden war. Es war sonst nicht üblich in Gondor, dass Frauen mitkämpften. Es war zwar früher in den Tagen der Not öfters vorgekommen, dass Frauen in der Schwertkunst unterrichtet wurden und auch an der Seite ihrer Männer kämpften, aber diese Tradition war über die Jahre verloren gegangen.

‚Vielleicht steht es doch schlechter um Gondor, als ich gedacht habe. Sie brauchen jeden, der kämpfen kann und will.'

Nach einiger Zeit kam schliesslich auch Thorongil an die Reihe. Ein Mann um die vierzig stand vor ihm in der glänzenden Rüstung eines höheren Offiziers von Gondor. Der weisse Baum auf der Brustplatte des Mannes funkelte in der Sonne. Der Ausbilder mass Thorongils schmutzige und zerschlissene Erscheinung mit einem herablassenden Blick.

"Immerhin trägst du eine Waffe bei dir", war die Zusammenfassung der eingehenden Betrachtung und der Ausbilder zog sein Schwert. Er bedeutete Thorongil, das Gleiche zu tun. Als aber aus der unscheinbaren Scheide die blitzende Klinge eines kostbaren elbischen Schwertes hervorschoss, schnappte der Ausbilder überrascht nach Luft. Einen Moment lang herrschte Stille, aber dann hatte er sich bereits wieder unter Kontrolle.

"Die elbische Klinge macht aus dir noch lange keinen Schwertmeister", sagte er abschätzig als er die fremd anmutenden, in der Klinge eingravierten Runen betrachtete, nahm dann sein eigenes Schwert in beide Hände und spreizte die Beine ein wenig. "Zeig mir was du kannst!"

Und damit griff er an. Thorongil parierte die ersten paar Schläge mühelos, hielt sich aber zurück, bis sich seine verhärteten Muskeln etwas lösten. Der Ausbilder liess seine Hiebe in immer schnellerer Abfolge auf Thorongil niederprasseln. Er merkte jedoch rasch, dass sein Gegner die Schläge nur halbherzig blockte und seinerseits keine Angriffe führte. Ein verärgertes Zischen kam über die Lippen des Ausbilders, da er das Gefühl hatte, dass der andere nur mit ihm spielte. Mit einer Schnelligkeit die selbst Thorongil verblüffte, wirbelte er herum und führte den Ausfall nach Thorongils Seite mit aller Kraft durch. Mit Befriedigung bemerkte der Offizier, dass sein Gegner nur mit Mühe sein Schwert hochreissen konnte und dadurch stolperte.

Thorongil sprang einige Schritte zurück, als das Schwert seines Angreifers nur knapp vor seinem Gesicht hinabsauste. Er wischte sich den Schweiss vom Gesicht und runzelte die Stirn.

‚Nun gut, wenn er gerne richtig kämpfen will, soll es mir auch Recht sein.'

Thorongil liess sein Schwert zweimal prüfend durch die Luft kreisen, bevor er angriff. Seine Hiebe waren elegant, aber kraftvoll und er führte die Klinge mit einer Präzision, gegen die sein Gegner keine Chance hatte. Immer weiter trieb er den Ausbilder zurück, der die Hiebe nur noch knapp abwehren konnte. Schliesslich brachte Thorongil ihn in einem unkonzentrierten Augenblick mit einem Tritt aus dem Gleichgewicht. Der andere Mann taumelte und ein letzter Schlag genügte, um ihm das Schwert aus der Hand zu prellen.

Für einen Augenblick herrschte Stille, in der nur das harsche Atmen der beiden Gegner zu hören war. Thorongil blickte auf und sah, dass alle anderen auf dem Platz ihre Waffen gesenkt hatten und ihnen zuschauten. Der Ausbilder richtete sich mit einem leisen Stöhnen auf und Thorongil bückte sich nach dem Schwert. Eine leichte Verbeugung folgte der Geste, als er dem Ausbilder das Schwert anbot. Dieser nahm es in eine Hand, einen verlegenen Ausdruck auf dem Gesicht.

"Gut gemacht, Soldat", presste er hervor. "Wie ist dein Name?"

Thorongil antwortete nicht sofort, sondern wartete, bis sich alle anderen Männer auf dem Platz wieder ihrem eigenen Kampf gewidmet hatten. Dann gab er wahrheitsgemäss Antwort. Zum zweiten Mal an diesem Tag beobachtete er, welch verblüffende Reaktionen die Nennung seines Namens auslöste. Unglauben, danach langsames Erkennen spiegelten sich auf dem Gesicht des Ausbilders.

"Kein Wunder, dass du so gut im Umgang mit dem Schwert bist, Junge", meinte er schliesslich und klopfte Thorongil anerkennend auf die Schulter. "Dein Name hört man hier oft, aber ich hätte nie gedacht, dass es sich dabei um einen so jungen Burschen wie dich handelt. Ich habe einen Sohn in deinem Alter, der heute auch zum ersten Mal hier ist. Er wird dieses Jahr fünfundzwanzig."

Thorongil klärte den Mann nicht darüber auf, dass er in Tat und Wahrheit bereits vierunddreissig Jahre alt war und somit nur wenige Jahre jünger als der Ausbilder selbst. Das Blut der Númenórer und damit der Elben, das in seinen Adern floss, liessen ihn viel jünger wirken als er in Wirklichkeit war. Würde er dem Mann aber sein wahres Alter verraten, dann würde das bestimmt zu angeregten Diskussionen führen und das wollte er wenn möglich vermeiden.

Der Ausbilder klopfte ihm noch einmal kräftig auf den Rücken, dann drehte er sich um und ging zum Statthalter hinüber. Als Thorongil sein Schwert in der Scheide verschwinden liess, beobachtete er, wie Ecthelion während des kurzen Wortwechsels mit dem Ausbilder einige Male zu ihm hinüber blickte. Schliesslich hatte Thorongil diese Geheimnistuerei satt und er begegnete dem Blick des Statthalters ohne zu blinzeln, bevor er den Kopf einmal zum Gruss nickte. Überrascht sah er, wie der andere Mann lächelte und ihn mit einer Hand hinüberwinkte.

"Ich grüsse Euch, mein Gebieter", sagte Thorongil und liess sich vor dem Statthalter auf ein Knie nieder. Diese Geste schien Ecthelion zu belustigen und sein Lächeln wurde breiter.

"Bitte, Thorongil, erhebe dich. Eine einfache Verbeugung genügt vollständig. Oder lässt König Thengel seine Untertanen immer vor sich im Dreck knien?"

Ecthelions Stimme war angenehm tief und ruhig, auch wenn die Belustigung deutlich daraus herauszuhören war. Thorongil hob die Augenbraue ein klein wenig bevor er sich erhob.

"Nein, natürlich nicht", antwortete er, etwas vorsichtiger und überlegter als am Anfang. "Ich habe aber in meiner langjährigen Ausbildung gelernt, dass man immer Respekt vor seinem Gebieter zu zeigen hat."

Ecthelion lachte und in seinen Augen blitzte es amüsiert.

"Dass du Anstand und gute Manieren besitzt, das hast du jetzt jedenfalls bewiesen. Auch wenn man es dir auf den ersten Blick nicht ansieht."

Damit blickte er bedeutungsvoll auf Thorongils schmutzige und zerschlissene Kleidung. Matsch klebte noch an den Stiefeln und der eine Ärmel war bis zum Ellbogen aufgerissen. Thorongil schüttelte sich die verklebten Haare aus dem Gesicht und hob stolz sein Kinn etwas an.

„Es tut mir Leid wenn ich Euch mit meinem Äusseren nicht gerade beeindrucke, mein Herr, aber ich habe die Zeit noch nicht gefunden, mich umzuziehen. Mit Eurer Erlaubnis würde ich das gerne bald nachholen."

Ecthelion schmunzelte, als er auf seinen neuen Soldaten zuging.

„Anscheinend besitzt du nicht nur Anstand sondern verfügst auch über eine gewisse Schlagfertigkeit. Ich dachte immer, König Thengel würde übertreiben als dich in den höchsten Tönen lobte aber du bist gerade auf dem besten Weg, mir diese Illusionen zu nehmen. Ausserdem erlaube ich dir, gleich nachdem du einen Übungsschuss mit dem Bogen ausgeführt hast, dich in deine Quartiere zurückzuziehen und dich vorzeigbar zu machen. Du scheinst es wirklich nötig zu haben."

Ecthelion blickte noch einmal mit einem leichten Kopfschütteln auf die völlig verdreckten Stiefel bevor sein Ton ernst wurde.

"Dennoch ist es mir lieber so, als wenn du in feinster Kleidung, jedoch ohne jeglichen Fähigkeiten hierher gekommen wärest. Dass du dein Schwert meisterlich beherrschst, das hast du heute bewiesen. Ich habe selten jemanden gesehen, der mit solchem Talent und Können die Klinge führt. Sag mir, wer war dein Lehrmeister?"

Thorongil blickte auf, konnte sich aber nicht dazu bringen, dem Blick des Statthalters zu begegnen. Diese Frage mit der Wahrheit zu beantworten, war unmöglich. Denn wenn er enthüllte, dass Elrond selbst und seine Söhne ihm die Schwertkunst beigebracht hatten, dann würde das Aufsehen erregen und Misstrauen erwecken. Es war äusserst ungewöhnlich, dass ein Elbenherr ein Menschenkind aufzog und so würden sofort unangenehme Fragen über seine Herkunft auftauchen. Die Zeit war noch nicht reif dafür, das spürte Thorongil deutlich.

"Wer mein Schwertmeister war, kann ich Euch nicht sagen, mein Herr, aber wisst, dass ich viele meiner Fähigkeiten in Rohan erworben habe."

Eine steile Frage stahl sich auf Ecthelions Stirn. Er hatte auch schon mit Thengel über Thorongil geredet und auch der schien so gut wie nichts von der Vergangenheit seines Heerführers zu wissen. Doch trotzdem hatte er nur Gutes über ihn gehört, nämlich dass Thorongil ein treuer und pflichtbewusster Soldat sei.

Mit einem Seufzen betrachtete der Statthalter den Mann vor sich.

"Es gefällt mir nicht besonders wenn man mir wichtige Dinge verheimlicht, vor allem nicht, wenn es sich um jemanden wie dich handelt, der seine Waffen so gut zu führen weiss wie du. Dennoch", fuhr Ecthelion fort und schnitt Thorongil auch gleich das Wort ab als dieser etwas einwenden wollte "dennoch respektiere ich deine Zurückhaltung solange du mir keinen Grund gibst, deine Loyalität in Frage zu stellen."

Thorongil hielt dem durchdringenden Blick stand.

"Solche Gründe wird es nicht geben, mein Herr."

"Ich bin beruhigt das zu hören", antwortete der Statthalter und entliess seinen neuen Soldaten mit einem Kopfnicken.

Thorongil kehrte nachdenklich auf den Übungsplatz zurück. Ecthelion erschien ihm als weiser Mann, der einen natürlichen Anteil an Misstrauen besass. Es gab genügend Leute, die sich ihr Brot als Spione verdienten und Gondor damit schadeten.

Der Ausbilder trat auf ihn zu, jede Spur von Überheblichkeit war von seinen Zügen gewichen.

"Du solltest noch einige Übungsschüsse mit dem Bogen machen, damit ich dein Geschick beurteilen kann."

Thorongil nickte. Seine Brüder hatten ihm nicht nur den Umgang mit dem Schwert sondern auch mit dem Bogen beigebracht. Obwohl er den Schwertkampf bevorzugte, war er bei weitem kein schlechter Schütze. Ruhig nahm er den dargebotenen Bogen und liess seine Finger versuchsweise über die Sehne gleiten, bevor er einen Pfeil nahm und auf das Ziel anlegte.

‚Konzentriere dich nur auf das Ziel, die Umgebung spielt keine Rolle. Der Bogen ist dein Instrument, spiele es gut und mit Gefühl. Ziele immer etwas höher als du es eigentlich für nötig hältst, denn der Pfeil wird in der Luft nach unten gezogen.'

Diese Ratschläge hörte er so deutlich in seinem Kopf, als stehe Elrond persönlich an seiner Seite und unterweise ihn das erste Mal in der Kunst des Bogenschiessens. Die runde Scheibe war nicht weit entfernt, höchstens zweihundert Fuss. Thorongil zielte und liess den Pfeil los. Beinahe gleichgültig beobachtete er, wie der Pfeil sicher das Ziel traf, dann reichte er dem Ausbilder den Bogen und wandte sich ab. Der Mann blickte zuerst auf den Bogen in seiner Hand, dann auf die Zielscheibe, bevor er bemerkte, dass Thorongil nicht mehr neben ihm stand. Hastig lief er ihm nach.

"Du schiesst gut. Wir werden erst später sagen können, in welcher Position wir dich einsetzen werden."

Als Thorongil nur nickte und ansonsten keine Anstalten machte, seine langen Schritte zu verlangsamen, rief der Ausbilder: "Wo willst du überhaupt hin?"

"Mich waschen und umziehen gehen. Mit der Bewilligung des Statthalters persönlich", antwortete Thorongil über seine Schulter hinweg. "Das, was ich schon lange hätte tun sollen."

Ein Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Ausbilders ab und er blieb stehen. "Keine schlechte Idee."

Thorongil lachte leise auf, gab aber sonst mit keiner Geste zu verstehen, dass er den Kommentar gehört hatte.

‚Das könnte genauso gut von Elladan oder Elrohir stammen.'

Amüsiert schüttelte er den Kopf und verliess den Übungsplatz.

TBC