Cornelia: Danke für das Review! Es ist gut zu wissen, dass „mein" Aragorn buchgetreu hinüber kommt, denn ich wollte ihn nicht irgendwie verändern, sondern so übernehmen, wie Tolkien ihn in den Büchern beschrieben hat. Ich liebe die Bücher über alles und auch ich nerve mich manchmal ziemlich über die Leute, die einfach so mit den Charakteren herumpfuschen. Ausser in Parodien, da habe ich nichts dagegen.
Das mit dem wahrheitsgemäss hat schon etwas, aber da habe ich mich nicht so sehr darauf geachtet. Nur habe ich mir halt auch vorgestellt, dass Thorongil tatsächlich für eine Weile sein richtiger Name und halt auch ein Teil seiner Identität war. Das war auch der Grund, weshalb ich immer Thorongil und nicht Aragorn schreibe, obwohl es ja eigentlich alles aus seiner Sicht erzählt wird.

Ithilya: Auch hier ein grosses Dankeschön! Ihr versüsst mir mit solchen Reviews wirklich den Tag! =) Ja, Aragorn ist ein komplexer Charakter und deshalb liebe ich ihn auch so sehr! Und ich bin auch ganz deiner Meinung, dass er sich enorm verändert hat, indem er durch all diese Prüfungen und langen Jahre des Krieges hindurch muss. In meiner Geschichte ist er nicht der Gleiche, den er später während der Zeit des Ringkrieges sein wird, aber ich versuche zu erzählen, wie es dazu kam. Ich stelle ihn mir als Thorongil weitaus unsicherer, aber auf eine Art auch idealistischer vor. Darüber werde ich noch schreiben, wenn die Geschichte voranschreitet.

Isildur: Danke auch hier für das Lob. Ja, die Story wird fortgesetzt. Ich kann kein regelmässiges Posten versprechen, da mir immer wieder das eine oder andere die Zeit stiehlt, aber ich versuche trotzdem, von Zeit zu Zeit wieder ein neues Kapitel zu liefern.

Pemaroth: Dankeschön! Hihi, auch hier finde ich es genial, dass dir mein Aragorn gefällt. Ich bin ja echt froh, dass du da ähnliche Vorstellungen wie ich hast. Ja, und das mir Denethor hat wirklich gleich super geklappt… Die zwei sind wirklich ein Herz und eine Seele… Naja, es wird noch so weitergehen… =)

So, und dann kommt hier Kapitel Drei. Es ist etwas kurz, aber ich hoffe trotzdem, dass es euch gefällt.
Danke noch einmal an alle fürs Reviewen, es freut mich zu hören, dass sie gut ankommt.

Kapitel 3 – Einsamkeit

Das heisse Wasser umfing ihn wie eine weiche Decke. Thorongil seufzte behaglich und lehnte sich zurück in der Badewanne. Es tat gut, den wochenalten Dreck von seinem Körper zu waschen. Egal was seine Brüder oder Legolas behaupteten, er genoss es dennoch, sauber zu sein.

Thorongil grinste und liess seinen Kopf unter Wasser sinken. Das Wasser hatte mittlerweile eine dunkelbraune, undefinierbare Farbe angenommen und Thorongil beschloss, dass er selbst wohl kaum mehr sauberer würde. Langsam trocknete er sich ab und schlüpfte dann in die für ihn vorgesehenen Kleider. Alle Soldaten trugen dieselbe Kleidung. Das Hemd und die Hose waren einfach geschnitten, doch der Stoff war angenehm weich.

So gekleidet verliess er das Bad und suchte dann seine neue Unterkunft auf. Schon von weitem hörte er laute Stimmen, als sich die Männer in ihren Zimmern bereits zu Gruppen zusammenschlossen. Die Türe zu dem Raum, in dem er in nächster Zeit wohnen würde, stand weit offen. Wie das vorherige Zimmer war auch dieses hier klein und spärlich eingerichtet. Thorongil zählte zwölf Betten und einige Truhen. Und ein genauerer Blick sagte ihm, dass alle anderen elf Männer bereits anwesend waren. Halt, das heisst zehn Männer und eine Frau. Die zierliche junge Frau von vorhin auf dem Übungsplatz war ebenfalls in dieses Zimmer eingeteilt worden. Sie stand abseits von den Männern, die ihr den Rücken zudrehten, und sah etwas verloren aus. Ein dicker Vorhang schützte ihr Bett vor den Blicken ihrer männlichen Zimmergenossen und sollte ihr wohl etwas Würde lassen. Der Vorhang war aber zurückgeschlagen und der wütende Blick, mit dem die junge Frau den Vorhang anstarrte, verriet ihm, dass sie mit dieser Idee von Geschlechterteilung gar nicht zufrieden war. Ihre dunklen Augen hatten zwar einiges von ihrem Feuer von vorhin verloren, was noch mehr durch ihre müde Haltung und den Kratzer auf ihrer Stirn betont wurde, aber dennoch hielt sie ihr Kinn stolz erhoben.

Thorongil schaute sich um und sah, dass nur noch das Bett abseits neben ihr gleich vor dem Vorhang frei war. Einen Seufzer unterdrückend betrat er das Zimmer und lenkte sogleich die Aufmerksamkeit auf sich.

"He, stimmt es dass du von Rohan hierher gekommen bist? Das Gerücht geht um, dass du Heerführer Thorongil persönlich bist!"

Der junge Mann, der gesprochen hatte, lachte und es war ihm anzusehen dass er diesen Gerüchten keinen Glauben schenkte. Die anderen stimmten ein.

"Eigentlich würde ich nicht glauben was man sich so alles erzählt", erwiderte Thorongil und warf seine wenigen Habseligkeiten aufs Bett, "aber in diesem Fall stimmt es. Ja, ich bin aus Rohan gekommen und mein Name ist tatsächlich Thorongil. Nur frage ich mich langsam, was man sich hier so alles über mich erzählt, denn jeder scheint mich zu kennen. Das kann unmöglich alles von meinem Dienst her sein."

Der junge Mann grinste.

"Ach, man erzählt sich da so einiges. Du habest Gefallen an Théodwyn, der Tochter des Königs gefunden und seiest deshalb vom Dienst verwiesen worden."

Thorongil musste sich beherrschen, den Mann nicht mit offenem Mund anzustarren. Théodwyn war die Frau seines guten Freundes Éomund und er hatte nie auch nur daran gedacht, sie zu verführen. Erstens einmal würde er nie einen Freund auf solche Art betrügen und zweitens würde er es sowieso nicht lange überleben, denn Éomund liebte seine Frau über alles und würde wohl jeden erschlagen, der sie nur ungebührlich ansah.

"Da sieht man dann also, dass solche Gerüchte nicht stimmen. Verbreitet solche Gerüchte bloss nicht weiter, sonst wird man meinen Namen wohl erst recht überall hören."

Lachend erhob der junge Mann die Arme und schüttelte dann den Kopf.

"Keine Angst, das war nicht wirklich ernst gemeint. Bis jetzt ist dein Ruf noch blendend, das vorhin war meine eigene kleine Ausschweifung. Mein Name ist übrigens Dorlas, Sohn von Galdor."

Damit streckte er Thorongil die Hand hin und dieser nahm sie, nun ebenfalls lachend.

Nacheinander wurden die Namen genannt und Thorongil nickte jedem zu. Die meisten von ihnen waren jünger als er selbst, bis auf drei Männer, die um einiges älter zu sein schienen. Gundor, Credulf und Borthand trugen bereits viele Narben von vergangenen Kämpfen und es war Gundor, dem die Rolle des Ausbilders für diese Gruppe übertragen worden war. Er war ein schweigsamer und grimmiger Mann, aber Thorongil hatte dennoch das Gefühl, dass er gerecht war und dass sie gut miteinander auskommen würden.

Mitten in den Gesprächen mit seinen Zimmergenossen fiel Thorongil auf einmal ein, dass er von der jungen Frau weder den Namen noch ihre Herkunft wusste. Er drehte sich um und ging zu ihr hinüber. Sie hatte sich mittlerweile aufs Bett gesetzt und massierte abwesend ihr rechtes Handgelenk. Als Thorongils Schatten über sie fiel, schreckte sie hoch. Ein verärgertes, unverständliches Murmeln kam über ihre Lippen bevor sie wieder damit fortfuhr, ihr Handgelenk zu begutachten.

"Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken", begann Thorongil, aber sie winkte bereits irritiert ab.

"Es macht nichts, ich mag es bloss nicht, wenn man sich an mich heranschleicht."

"Das war bestimmt nicht meine Absicht. Wie ist dein Name?"

Die junge Frau zögerte etwas, bevor sie antwortete.
"Ich heisse Núneth."

"Einfach nur Núneth? Oder hast du auch eine Herkunft?"

Núneth blickte zornig auf.

"Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du deine Herkunft laut preisgegeben hättest. Und bei dir ist es ja auch ‚einfach nur' Thorongil."

Thorongil biss sich auf die Lippen und wünschte sich, die letzten Worte wieder zurücknehmen zu können. Er hatte es geschafft, sowohl die Frage über seine Abstammung wieder aufzuwerfen als auch Núneth zu verärgern.

‚Wunderbar, Aragorn, und das alles mit zwei Fragen!'

Bevor er die Sache aber wieder geradebiegen konnte, kam Dorlas an seine Seite und legte ihm einen Arm um die Schulter.

"Du darfst nicht allzu fest auf das hören, was das Weibsbild hier sagt. Irgendetwas hat ihr das Leben vermiest und jetzt denkt sie, sie sei ein Mann und müsse das jedem beweisen. Wahrscheinlich hat ihr Bräutigam sie vor dem Hochzeitstag verlassen und jetzt ist sie wütend auf die ganze Männerwelt. Besser du lässt sie einfach in Ruhe."

Núneth hatte ihre Hände zu Fäusten geballt und vor Wut stiegen ihr Tränen in die Augen.

"Wenn du mich in Ruhe lassen willst, warum tust du es dann nicht einfach? Und meine Verbitterung ist wohl gut zu verstehen bei solchen Schafsköpfen wie du einer bist!"

Mit dieser Bemerkung schoss sie vom Bett hoch und eilte aus dem Raum.

Thorongil schloss die Augen und fuhr sich mit einer müden Bewegung über die Augen. An diesem Tag lief einfach nichts so wie es sollte. Es war ein Wunder, dass er sich bei der Musterung nicht versehentlich die Hand an seinem Schwert abgeschnitten hatte.

Gereizt drehte er sich zu Dorlas herum.

"Musste das jetzt sein? Was hat sie dir eigentlich getan, dass du sie so behandelst? Auf dem Übungsplatz hat sie gezeigt, dass sie Kampfgeist in sich hat. Du solltest ihr die gleichen Chancen geben wie uns allen. Sie gehört jetzt zu unserer Gruppe und ich werde nicht dulden, dass ihr weiterhin mit ihr umspringt, als wäre sie nichts wert!"

Jetzt war es an Dorlas, Thorongil wütend anzufunkeln.

"Du bist hier kein Heerführer mehr, Thorongil, und deshalb wäre es wohl besser, wenn du dich nicht mehr wie einer aufführen würdest. Du kannst uns hier gar nichts sagen, das hier ist nicht Rohan sondern Gondor."

Damit drehte er Thorongil den Rücken zu und ging zu den anderen Männern hinüber. Thorongil seufzte tief und streckte sich dann auf seinem Bett aus, Gesicht zur Wand. Weshalb musste alles so kompliziert sein? Gerade jetzt, wo er seine Familie und sein Zuhause mehr vermisste als je zuvor, war er so einsam wie noch nie. Wäre er noch in Rohan, hätte er jetzt Éomund oder Thengel aufgesucht oder er hätte sich einfach zu seinen Männern gesetzt und ihren derben Scherzen zugehört. Was hatte ihn eigentlich dazu bewegt, nach Gondor zu gehen?

Sein Schicksal. Er musste dafür stark sein.

Ausserdem spürte er, dass er eines Tages zu seiner Familie und zu seiner Liebe zurückkehren würde. Es mochten noch viele Jahre vergehen bis es so weit war, aber er wusste dass er sie wieder sehen würde.

Mit diesem tröstenden Gedanken holte ihn die Müdigkeit ein und zog ihn in die behütende Umarmung des Schlafes.

TBC