Ithilya: Hihi, freut mich echt, solches Lob zu hören. verbeug Ja, „Die Akte Jane" habe ich tatsächlich gesehen, sogar noch vor LotR. Aber eine Verbindung ist mir da bis jetzt noch nicht aufgefallen. Aber es hat tatsächlich was. Bis jetzt musste ich mich eher beherrschen, sie nicht zu nahe an Éowyn heranzubringen. Und übrigens war es eine ziemliche Kurzschlussentscheidung, Núneth da einzubauen. Irgendwie musste das einfach sein. =) Da bin ich froh, dass das anscheinend geklappt hat!

Pemaroth: g Ja, der arme Aragorn. Naja, er wird sich schon bald etwas eingewöhnen. Was natürlich nicht heisst, dass ich es ihm besonders leicht machen werde… =)

Ali: Hehe, das habe ich schon vor. Ich mag es nicht, wenn man Geschichten unfertig zurücklässt. Also werde ich mich schon bemühen, diese hier zu Ende zu schreiben.

nienna15: Danke schön! Mit Aragorn-Fan bist du da jedenfalls bei der richtigen Geschichte. Ich mag ihn auch sehr gern, ist mein absoluter Lieblingscharakter. Wenn du eine ähnliche Geschichte schreibst, dann lass mich das wissen! Normalerweise treibe ich mich praktisch nur im englischen FF-Bereich herum, da verpasse ich manchmal gute deutsche Werke.
Ich mag auch Geschichten, die von Aragorns Zeit in Gondor und Rohan handeln. Leider gibt es zu wenige davon… seufz

So, hier folgt nun endlich das nächste Kapitel. Ich hoffe, dass die Geschichte auch weiterhin gefällt…

Kapitel 4 - Wichtige Lektionen

Die Nacht brach über Minas Tirith herein und nur wenige Leute befanden sich noch auf den Strassen. In vielen der steinigen Häuser brannte Licht und so war es auch im Haus des Statthalters.

Ecthelion, seine Frau Artanis und deren Sohn Denethor sassen beim Abendessen. Keine Gespräche erfüllten die grosse Halle und nur das gelegentliche Geräusch von Besteck auf Porzellan und das Knacken des brennenden Holzes im offenen Kamin durchbrachen die Stille.

Ecthelion war in seinen Gedanken noch immer bei der Musterung vom Nachmittag. Gondor brauchte diese jungen Leute, die Situation wurde schlimmer von Jahr zu Jahr. Neue Feinde überfluteten Ithilien und in letzter Zeit kamen sie auch gefährlich nahe an Osgiliath heran. Er hatte Verstärkung hingeschickt, doch es fehlte ihm überall an Leuten.

Ecthelion seufzte tief. Mordor hatte spürbar an Macht zugenommen und seine Aufgabe als Statthalter war es, sein Volk vor dieser Gefahr zu schützen. So lange bis der König kam und das Reich von ihm zurückforderte. Diese Legende über die Rückkehr des Königs hatte vor langer Zeit ihre Glaubhaftigkeit verloren und Ecthelion bezweifelte, dass jemals ein König wieder auf dem Thron von Gondor sitzen würde. Als Statthalter besass er beinahe soviel Macht wie ein König, aber trotzdem trennte ihn noch etwas von dem Titel des Königs. Es war bloss ein Gefühl, eine Idee, die sich in den Köpfen des Volkes festgesetzt hatte und die es ihm nicht gestattete, den Thron zu besteigen. Aber Ecthelion hatte die Hoffnung, einmal den Status eines Königs zu erreichen, längst aufgegeben. Sein Schicksal war ein anderes und er konnte das gut akzeptieren. Sein Sohn hingegen war noch nicht soweit.

Ecthelion blickte zu Denethor hinüber, der sich abwesend ein Stück Fleisch in den Mund schob und auch seinerseits tief in Gedanken versunken zu sein schien. Eine Falte überzog seine Stirn und liess ihn älter aussehen als er eigentlich war. Denethor hatte sich noch nicht damit abgefunden, dass das Volk nicht gewillt war, einen Statthalter in den Rang eines Königs zu erheben. Als Denethor zum ersten Mal die Abneigung des Volkes gegenüber dieser Idee gespürt hatte, war er wütend und verbittert gewesen. Die Wut war gewichen, aber Bitterkeit überzog noch immer seine Züge.

Ecthelion hob das Glas und trank einen Schluck des süssen Weines, bevor er seinen Blick erneut auf seinen Sohn richtete. Dessen Augen hatten sich zu Schlitzen verengt und etwas Unangenehmes schien in seine Gedanken gefallen zu sein.

„Was betrübt dich, mein Sohn?"

Denethor zuckte etwas zusammen, als er so unerwartet angesprochen wurde, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.

„Den Ausbildungsstand der neuen Soldaten empfinde ich als bedenklich. Kaum einer ist dazu fähig, sich selbst zu verteidigen, geschweige dann richtig anzugreifen."

Ecthelion verbarg ein Lächeln schnell hinter dem Weinkelch. Jedes Jahr fing diese Diskussion wieder von vorne an und seit Denethor ihm bei der Musterung half, war es noch nie vorgekommen, dass sein Sohn einfach nur zufrieden gewesen war.

„Sie werden schon noch lernen, da bin ich mir sicher. Und ausserdem besitzen einige von ihnen durchaus Talent, um etwas zu erreichen."

Denethor schaute ihn unter zusammengekniffenen Brauen ärgerlich an.

„Wenn du auf diesen Thorongil anspielst, kann ich dir nicht Recht geben. Er besitzt eine gute Ausbildung und hat etwas Geschick mit dem Schwert, aber der hat es auf mehr abgesehen. Ich denke nicht, dass er sich einfach beugen wird, er wird versuchen, seinen Ruf auszunutzen, um seine Position zu stärken, das spüre ich schon jetzt. Es wäre mir lieber, er wäre in Rohan geblieben."

Dieses Mal konnte Ecthelion sein Lachen nicht mehr verbergen, was Denethor nur noch mehr reizte.

„Du beschwerst dich über die Qualität deiner Soldaten, aber wenn mal einer mit etwas breiteren Fähigkeiten daherkommt, ist dir das auch nicht Recht. Ich verstehe dich manchmal wirklich nicht."

Denethor brummte nur etwas Unverständliches und blickte wieder auf seinen Teller.

oooooo

Eine Hand schwebte über seiner Schulter um ihn unsanft aus dem Schlaf zu rütteln, doch Thorongil hatte die Augen bereits aufgeschlagen und blickte direkt in Gundors Gesicht. Der ältere Mann zog seine Hand wieder zurück, als er sah, dass Thorongil wach war.

„Du musst aufstehen, wir beginnen heute früh mit der Ausbildung."

Um ihn herum erhoben sich auch die anderen Männer allmählich und schlüpften in ihre Kleidung. Niemand schenkte ihm gross Beachtung. Das stimmte Thorongil etwas traurig als er sich schon wieder in die Rolle des Aussenseiters gedrängt fühlte. Bereits in Rohan war er seiner dunklen Haare und fremdländischen Aussehens wegen am Anfang mit Misstrauen behandelt worden. Einige der Rohirrim hatten diesen Argwohn bis zum Schluss nicht richtig ablegen können.

Mit diesem Gedanken kam auch gleich wieder der Streit vom vorherigen Abend mit aller Kraft zurück. Vielleicht würde der heutige Tag ja Besseres versprechen.

Zusammen gingen sie hinunter in die grosse Halle, wo sich bereits viele Soldaten versammelt hatten. Nicht nur die neuen Männer waren dort, sondern auch die älteren Soldaten, welche sich im Krieg bewährt hatten. Einige von ihnen lächelten etwas abschätzig, als sie die Neulinge ankommen sahen, wandten sich aber schnell wieder ihrem Frühstück zu.

Gemeinsam liess sich die Truppe an einem langen Holztisch nieder und die Männer begannen zu essen. Vom Nachbartisch her ertönten laute Gespräche während an Thorongils Tisch jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.

Thorongil beobachtete den Ausdruck auf den Gesichtern der Männer und er sah auf einigen davon Unsicherheit und auch etwas Angst. Nur zu gut erinnerte er sich an seinen ersten Tag als Waldläufer des Nordens oder als Soldat von Rohan. Die gleiche Unsicherheit hatte ihn fast überall hin begleitet und manchmal ertappte er sich dabei, wie sie auch seine jetzigen Entscheidungen überschattete. So vieles hing von seinem Urteil ab und er war sich längst nicht immer sicher, dass er sich richtig entschieden hatte. Doch von diesen Zweifeln hatte Elrond ihn schon einige Male gewarnt.

n „Du weißt, was du tust, vertraue auf deine Entscheidungen. Es hängt nicht davon ab, wie du dich entschliesst, sondern ob du daran glaubst. Habe Vertrauen in dein Handeln und trage die Hoffnung immer in deinem Herzen, Estel... Namarië!"

Dies waren Elronds Abschiedsworte gewesen, als er vor acht Jahren Bruchtal verlassen hatte. Sie hallten jetzt in seinen Gedanken wider.

Thorongil blickte dem jungen Mann, der ihm gegenüber sass und vor Aufregung kaum einen Bissen hinunterschlucken konnte, ins Gesicht und lächelte ihn aufmunternd an. Der andere antwortete mit einem Nicken und die Spannung verschwand etwas aus seinem Gesicht.

Auch wenn er Elronds Rat nicht immer selbst befolgen konnte, so würde er sich wenigstens Mühe geben, den anderen Zuversicht zu vermitteln.

Gleich nach dem Frühstück ging es in die Waffenkammer und jeder der neuen Soldaten wurde mit einem Übungsschwert ausgestattet, für das er in nächster Zeit selbst verantwortlich war. Mit Wehmut legte Thorongil seine prachtvolle elbische Klinge zur Seite und nahm stattdessen das schartige und stumpfe Schwert entgegen, welches Gundor ihm reichte. Die Waffe war schlecht ausbalanciert und würde in einem richtigen Kampf gegen schwere Rüstungen innerhalb kürzester Zeit zerbrechen.

Gundor, als ihr vorläufiger Ausbilder, teilte sie in Zweiergruppen ein und führte dann die Grundschläge des Schwertkampfes vor.

Thorongil bekam Dorlas als Partner. Der andere Mann redete noch immer nicht mit ihm und es war offensichtlich, dass er ihm die kurze Auseinandersetzung vom letzten Abend nicht verziehen hatte.

Zusammen gingen sie die Schläge durch und Thorongil merkte augenblicklich, dass Dorlas im Umgang mit dem Schwert ungeübt war. Seine Haltung war falsch, so dass er oftmals aus dem Gleichgewicht geriet und seine Schläge kamen unpräzise.

„Du musst dein Gewicht auf beide Beine verteilen, so dass du einen besseren Halt hast", erklärte ihm Thorongil nachdem sie das ganze das erste Mal durchgegangen waren. „Dein Gegner holt dich sonst mit einem vergleichsweise schwachen Schlag von den Füssen."

„Ich weiss selbst was ich tun muss und was nicht", fuhr Dorlas ihn wütend an. „Behalte deine Weisheiten für dich."

Thorongil runzelte die Stirn.

„Ich will dir nur helfen, das ist alles. Es geht hier nicht darum, wer besser ist. Dein Ziel sollte es sein, Gondor vor dem Schatten Mordors zu beschützen. Denn glaube mir, die Zeiten werden immer düsterer."

Dorlas brummte noch etwas vor sich hin, achtete dann aber beim nächsten Durchgang besser auf seine Haltung.

Das Klirren der Schwerter und Rufen der Männer erfüllte den ganzen Platz. Eine Zeit lang übten sie noch zusammen, dann wurden die Partner gewechselt. Thorongil sah sich unvermittelt Núneth gegenüber. Die zierliche Frau hatte ihre dunklen Haare aus dem Gesicht zurückgebunden und in ihren Augen funkelte es kampfeslustig auf. Nach den Übungen mit Dorlas war es beinahe eine Erlösung, mit Núneth zu kämpfen. Obwohl auch die junge Frau nicht annähernd so gut wie ein ausgebildeter Soldat war, so hatte sie dennoch mehr Kenntnisse im Schwertkampf als Dorlas. Und sie gab weniger schnell auf als Dorlas und so entwickelte sich aus den ruhig ausgeführten Übungen bald ein stürmischer Wettkampf.

Thorongil parierte ihre wilden, jedoch ziemlich unüberlegten Schläge mit einem Lächeln im Gesicht. Núneth versuchte mit aller Kraft, ihn zurückzudrängen oder ihn mit der Klinge zu berühren. Das war ihr bis jetzt nur einmal gelungen und nur, weil Thorongil es zugelassen hatte. Trotzdem schlug die junge Frau mit aller Kraft auf ihn ein und er freute sich an ihrem Einsatz. Schliesslich beschloss er, den Kampf zu beenden und anstatt wie vorher ihre Klinge mit der seinen abzufangen, duckte er sich blitzschnell darunter hindurch. Núneth stolperte infolge der unerwarteten Reaktion und fiel auf die Knie. Thorongil stand über ihr und seine Schwertspitze ruhte sachte an ihrer Kehle. Sie blickte schwer atmend zu ihm auf und er half ihr auf die Füsse.

„Dein Einsatz ist gut und du bist schnell und wendig. Trotzdem, du darfst dich nicht zu fest in der Hitze des Gefechts verlieren, versuche mit Taktik zu kämpfen und nicht mit Temperament."

Núneth antwortete mit einem Nicken und nahm dann unaufgefordert wieder die Anfangsposition ein. Das war auch etwas, dass er lieber an ihr hatte, als an Dorlas. Sie akzeptierte ihre Fehler und nahm seinen Rat an, während Dorlas sich schwer damit tat, seine Fehler überhaupt einzusehen.

Am Ende des Tages kam Gundor auf Thorongil zu und zog ihn etwas zur Seite.

„Du siehst, die Männer hier haben so gut wie keine Übung im Umgang mit Waffen. Wir brauchen jeden Mann, der etwas breitere Kenntnisse besitzt. Deshalb bitte ich dich, mir bei der Ausbildung zu helfen."

Thorongil schloss die Augen und drehte seinen Kopf zur Seite.

„Ich weiss nicht ob das die richtige Entscheidung ist, Gundor. Vielleicht sollten wir noch etwas abwarten und vorerst alles beim Alten lassen."

Gundor packte Thorongil an der Schulter und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen.

„Du willst doch nicht etwa sagen, dass dir das unüberlegte Gerede eines grünen Burschen den Mut genommen hat? Thorongil, ich bitte dich, das kann nicht dein Ernst sein! So wirst du kaum in Thengels Dienst bis zum Heerführer aufgestiegen sein."

Energisch riss Thorongil sich aus dem Griff los und trat einen Schritt zurück. Das ging ihm irgendwie alles etwas zu schnell. Er hatte in Rohan zu spüren bekommen, was es hiess, eine Truppe anzuführen und Verantwortung zu übernehmen. Nicht alles davon waren positive Erfahrungen gewesen. Er hatte nicht vorgehabt, so schnell wieder in eine Führungsrolle gedrängt zu werden. Ja, später sicher wieder, wenn er sich an die neuen Verhältnisse angepasst hatte, aber es ging ihm sehr gegen den Strich, etwas zu überstürzen.

„Das ist nicht deine Sache", antwortete er deshalb entsprechend barsch. „Was ich in Rohan getan habe, geht niemanden etwas an."

„Es interessiert hier auch niemanden", antwortete der ältere Mann ruhig. „Einzig und allein was du für Gondor in Zukunft bringst, ist hier von Bedeutung."

Thorongil schaute zu Boden und schwieg für einen Augenblick. Was Gundor sagte, war nichts als die Wahrheit. Vielleicht war jetzt nicht der geeignete Moment, um im Stillen abzuwarten und zu sehen, wie sich die ganze Sache entwickelte. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, einfach nur zu handeln. In letzter Zeit hatte er mehr in der Vergangenheit, als in der Gegenwart gelebt und vielleicht war nun die Zeit gekommen, um etwas mehr in die Zukunft zu schauen.

Die Entscheidung war nach kurzem Zögern gefasst.

„Wenn du mit den Männern redest und sie mit deinem Angebot einverstanden sind, dann stehe ich dir zur Seite."

TBC