Yavanna:
Hmm, ja ich musste da Arwen einbauen, da konnte ich sie einfach nicht mehr
ignorieren… Auch wenn es eine Qual war. =) Nein, so schlimm war es nicht. Gegen
die Buch-Arwen habe ich ja eigentlich auch nichts, nur die Film-Arwen nervt
mich halt tierisch.
Ja, mir gefällt der Spruch „Onen i-Estel Edain, ú-chebin estel anim" auch sehr
gut. Er geht mir nicht mehr aus dem Kopf, seit ich ihn das erste Mal gelesen
habe. Und so musste er einfach mit in die Geschichte. Danke wie immer fürs
Reviewen, ich habe mich schon sehr daran gewöhnt!
Nienna:
Die englische Geschichte ist von Siri2 und heisst ebenfalls „Thorongil". Hmm,
ich weiss, sie waren zuerst da mit dem Titel und ich wollte ihn ursprünglich
mal noch abändern, aber mir fiel halt nichts Passendes ein. Da habe ich es so
gelassen.
Ja, der Spruch ist aus den Anhängen, und er hat mir sehr gefallen. Auch von
Gilraen, ich habe ihn so eingebaut, wie es auch wirklich hätte stattfinden
können. Das versuche ich auch sonst zu erreichen, dass sich die Leute denken:
„Doch, so hätte es gewesen sein können, so passt es in das Geschehene in den
Büchern hinein."
Hehe, es gibt so viele tolle Stories wo entweder Elrond oder Glorfindel oder
sonst wem vom Haushalt ein Streich gespielt wird, ich konnte mich da nicht
zurückhalten, auch einen einzubauen…
Ja, ich werde mir Mühe geben, das hier zu Ende zu bringen. Bis Kapitel 12 ist
alles gesichert, du brauchst dir vorläufig noch keine Sorgen zu machen. ;)
Ithilya:
Kein Problem, dass du etwas länger nicht reviewt hast. Ich bin froh, dass dir
die Geschichte immer noch gefällt und dass nicht dass der Grund war, nicht mehr
zu reviewen. =)
Die Gedanken von Aragorn zu seiner Familie waren auch eine ziemlich spontane
Zugabe, ich hatte plötzlich das Bedürfnis, sie miteinzubringen. Sie sollen auch
die ganze Zeit präsent sein, wie sein Ansporn, um weiterzumachen. Es freut mich
zu hören, dass sie dir gefallen haben.
Und ich finde es toll, dass sich jemand für Dorlas und Núneth interessiert! =)
Die zwei liegen mir nämlich auch sehr am Herzen.
Shiruy:
Danke fürs Reviewen! Ja, da kann ich mich nur anschliessen, dass es viel zu
wenig Geschichten über Aragorn als Thorongil gibt. Ich habe oben Nienna eine
Geschichte empfohlen aus dieser Zeit, aber die ist auf Englisch. Aber trotzdem
sehr gut geschrieben, wenn auch mit einem etwas anderen Schwerpunkt.
Huch, da bin ich froh dass das klappt mit den Gedankengängen… Das ist immer so
eine Sache. Für einen selbst wirkt alles ganz logisch, aber dann lesen es
andere und es stimmt vielleicht nicht mehr. Dieses Mal ist das zum Glück nicht
der Fall.
Den Anfang der Schlacht kriegst du jetzt zu lesen, wenn auch aus einem völlig
anderen Blickwinkel. Ich hoffe, es gefällt trotzdem! =)
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Dann geht es hier einmal weiter mit dem nächsten Kapitel. Leider gibt es in diesem Kapitel keinen Aragorn, dafür zwei neue Charaktere. Also nicht verunsichert aufhören, wenn dieses Mal nicht die gewohnten Charaktere an erster Stelle stehen… =) Trotzdem viel Spass beim Lesen!
Kapitel 8 – Ein Morgen ohne Hoffnung
„Wie lange wohl noch, bis Verstärkung eintrifft?"
Falcred zuckte etwas zusammen bei dieser unerwarteten Frage mitten in die Stille hinein und löste seinen Blick von der Leere, in die er gestarrt hatte. Langsam drehte er den Kopf und schaute in die klaren Augen des jungen Mannes neben ihm.
„Ich weiss es nicht, mein Herr, aber ich hoffe bald", antwortete Falcred und drehte sich wieder etwas ab, so dass sein Gebieter, der im gleichen Atemzug auch sein Schützling war, nicht die Verzweiflung in seinen Augen sah. Der uralte, kühle Stein der Burg unter seinen Händen vermochte ihm nicht die Zuversicht zu geben, die er sich inständig wünschte. Seufzend blickte Falcred von der Zinne herab auf das im Moment noch ruhig unter ihnen liegende Lager. Die Dunkelheit der Nacht liess ihn auf diese Distanz nicht allzu viel erkennen, nur die Feuer stachen wie flackernde Augen aus der Finsternis heraus. Sie schienen überall zu sein, diese Lichter, und er konnte nur grob schätzen, wie gross ihre Zahl war. Es mussten weit mehr als siebenhundert sein. Erst gestern hatten die Haradrim Verstärkung erhalten. Diesen Vorteil hatten sie auch sofort ausgenutzt, das Tor hatte dem Ansturm nicht standgehalten und die Stadt war gefallen. Nun würde es nicht mehr lange gehen, bis sie auch die Burg einnahmen, ihr derzeitiger Zufluchtsort.
Falcred liess den auf einmal schweren Kopf hängen. Wo blieb bloss die Verstärkung von Minas Tirith? Wenn ihnen nicht bald jemand zu Hilfe kam, dann würden sie untergehen, Seite an Seite mit dem kläglichen Rest des gondorianischen Heeres. Und er, Falcred, würde sein Versprechen gegenüber dem Fürsten von Dol Amroth brechen müssen, denn es bestand in so einer Schlacht keine Hoffnung, dass dessen Sohn überleben würde.
Dabei hatte doch alles ganz viel versprechend angefangen. Es waren gut elf Tage her, seit sie von Dol Amroth aufgebrochen waren und sich kurz darauf wie geplant dem Heer Gondors angeschlossen hatten auf ihrem Weg zurück nach Minas Tirith. Calmacil hatte sie freundlich aufgenommen und sie waren zügig vorangekommen.
Bis sie mitten in die Falle der Haradrim geraten waren.
Falcred ballte seine Hände zu Fäusten und schloss die Augen. Wie Anfänger waren sie in den Hinterhalt getappt. Sie waren viel zu sorglos gewesen und die Hitze hatte die Soldaten träge und die Anführer nachlässig gemacht.
Obwohl er auch zugeben musste, dass die Falle gut geplant gewesen war. Nichts hatte auf einen Hinterhalt hingedeutet als sie über die Ebene an dem kleinen Wald vorbei marschiert waren. Alle hatten sich auf das frische Wasser des Flusses gefreut und so war der Angriff heftig und vor allem unerwartet gekommen. Calmacil, der zweite Heerführer Gondors, war eines der ersten Opfer gewesen und so war nicht viel Zeit für Taktik und Strategie übrig geblieben. Lothron, einer der zwei übrig gebliebenen Hauptmänner, hatte es schliesslich zustande gebracht, wieder etwas Ordnung in das Heer zu bringen und sie hatten den Rückzug in die kleine Stadt Harion geschafft, wo sie zuvor einen kurzen Zwischenhalt eingelegt hatten.
Das war vor fünf Tagen gewesen. Seither versuchten sie erbittert, die Stadt und Burg zu halten. Die Stadt war bereits gefallen unter dem Ansturm der Haradrim, sie hatten nicht einmal den Hauch einer Chance gehabt, sie gegen diese Übermacht zu verteidigen. Harion war keine militärische Festung, sondern nur eine ländliche Provinzstadt. Ihr einziger Vorteil war die Burg, die noch von der altvorderen Zeit hier stand. Ebenso wie die Mauern von Minas Tirith waren auch diese hier aus demselben weissen, beinahe unzerstörbaren Stein gehauen. Das würde das Heer der Haradrim aber dennoch nicht davon abhalten, die Burg einzunehmen, denn schlussendlich war es nur solange möglich, eine Festung zu verteidigen, wie es noch Männer gab, die dafür kämpften – in diesem Fall also nur noch eine Handvoll Krieger. In dieser Burg hatten sich der Rest der Männer und die Stadtbewohner verschanzt und harrten aus. Aber die Vorräte wurden langsam knapp, so wie es ihnen auch an Heilern und Arzneimitteln für die Verwundeten fehlte.
‚Dennoch bereitet mir das Versorgungsproblem am wenigsten Sorgen', dachte Falcred düster. ‚Wenn heute keine Verstärkung eintrifft, werden wir den Abend sowieso nicht mehr erleben.'
„Falcred, bitte, löst Euch aus Euren finsteren Gedanken und redet mit mir."
Erneut zuckte er leicht zusammen und blickte darauf den jungen Mann an seiner Seite vorwurfsvoll an.
„Fürst Imrahil, hat Euch Euer verehrter Vater nicht beigebracht, dass man Menschen, die in Gedanken versunken sind, nicht einfach so aufschreckt?"
Imrahil erkannte sofort den Unterton in Falcreds Stimme und wusste, dass es dem Waffenmeister nicht Ernst war mit der sanften Zurechtweisung. Ganz leicht hob er eine Augenbraue.
„Ich dachte, dass Ihr für meine Ausbildung zuständig seid. Also ist es Eure Schuld, wenn mir die Manieren fehlen. Ihr könnt nicht immer alles auf meinen Vater abschieben."
Falcred schmunzelte, als er sah, dass sein Schützling sofort mitspielte. Ein wenig Ablenkung schadete ihnen bestimmt nicht, übermüdet und verzweifelt wie sie waren.
Der Waffenmeister beobachtete, wie sich das Gesicht des jungen Mannes sofort wieder verschloss, als er gedankenverloren in die Tiefe starrte. Der Junge war schon immer von nachdenklicher und schweigsamer Natur gewesen, selten hatte er ihn herzhaft lachen gehört. Trotzdem hatte er ihn immer gerne unterrichtet. Über all die Jahre hinweg war Imrahil von einem unerfahrenen Schüler, der sich vor der scharfen Schneide der Klinge fürchtete, zu einem hervorragenden Schwertkämpfer herangewachsen. Falcred hatte den Jungen unterrichtet, korrigiert und gelobt. Da er selber nie Frau und Kinder gehabt hatte, hatte er Imrahil von Anfang an ins Herz geschlossen und geliebt wie einen eigenen Sohn, lange sogar noch bevor er ihm die Schwertkunst beigebracht hatte.
Mittlerweile war Imrahil nicht mehr sein Schüler, sondern auch sein Herr. Doch vor all dem waren sie einfach nur gute Freunde.
Falcred war bereits mit Adrahil, dem derzeitigen Fürst von Dol Amroth und Vater von Imrahil, in die Schlacht gezogen und hatte sich dort meisterlich bewährt. Obwohl er selber nicht aus adeligen Kreisen kam, sondern einfacher Abstammung war, so hatte er sich doch mit Adrahil angefreundet und war schliesslich zum obersten Waffenmeister von Dol Amroth ernannt worden.
In militärischen Dingen war Falcred auch einer der engsten Berater Adrahils und es geschah selten, dass sie anderer Meinung waren. Ausser in einem Punkt.
Nachdem Imrahil alles an Techniken der Kriegskunst erlernt hatte, die nötig waren um zu kämpfen und sich zu verteidigen, hatte Fürst Adrahil beschlossen, seinen Sohn für einige Jahre in die Heere von Gondor zu schicken um dort zu lernen, was nur Übung und Erfahrung zu lehren vermochten.
■ „Alles was du ihm hier beibringst sind Theorien, Falcred! Diese Theorien und Techniken werden ihm nichts nützen, bevor er sie nicht im Kampf eingesetzt hat. Der Kampf, der Krieg – Das sind ganz andere Dimensionen als deine lockeren Übungsspielchen hier am Hof! Er muss darauf vorbereitet werden."
„Bei Eru, Adrahil! Er ist erst achtzehn Jahre alt, noch fast ein Junge!"
„Ich war weitaus jünger als er, als ich das erste Mal in den Krieg ziehen musste. Er wird gehen, das ist mein letztes Wort." ■
Nur zu gut erinnerte sich Falcred an das Streitgespräch, aber es war abzusehen gewesen, dass Adrahil das letzte Wort haben würde. Schliesslich hatte er den Fürsten wenigstens dazu überreden können, dass er mit Imrahil hatte mitgehen können, um ihm doch noch vor dem Schlimmsten beschützen zu können falls es nötig war. Er hatte Fürst Adrahil beim Abschied sein Wort gegeben, auf den Jungen Acht zu geben.
Falcred seufzte und schaute hoch in den Nachthimmel hinauf. Ein feiner heller Streifen im Osten kündete bereits den neuen Tag an, was immer er auch bringen mochte. Wolken verdeckten die Sterne und das erste Mal seit Tagen war es wieder etwas kühler. Vielleicht würde es bald regnen, es würde dem Land und der Ernte gut tun.
‚Was machst du dir Gedanken über die Ernte?' schalte Falcred sich selber. ‚Du wirst den kommenden Tag wohl kaum überleben.'
Mitten in der Überlegung zog auf einmal eine Bewegung unten im Lager des Feindes seine Aufmerksamkeit auf sich. Falcred beugte sich weit über die Zinne und beobachtete mit sinkendem Mut, wie das Lager erwachte, wie Geräusche des Aufbruches erklang – wie sie sich ihrem Ende näherten.
Auch Imrahil hatte bemerkt, was vor sich ging.
„Fasst Mut, Falcred, wir werden ihnen wenigstens noch würdigen Widerstand leisten."
Der Waffenmeister nickte schweren Herzens und fühlte sich im gleichen Atemzug auch etwas beschämt, von seinem Schüler ermutigt werden zu müssen. Er sollte es eigentlich sein, der Imrahil beruhigen und Trost spenden sollte. Aber da war trotzdem diese Verzweiflung und Reue in ihm drin. Nicht für ihn selbst fühlte er Bedauern aufsteigen, er war kein junger Mann mehr und hatte ein erfülltes Leben gelebt, sondern für die Bewohner von Harion, für all die Soldaten von Gondor, die jeden Tag so tapfer um ihr Überleben kämpften, und am meisten für Imrahil. Der Junge hatte es nicht verdient, so jung zu sterben. Aber an ihrer Situation konnte er nichts ändern, das lag nicht in seiner Hand, und so konnte er nur – wie Imrahil es gesagt hatte – so heftigen und langen Widerstand als möglich leisten. Bis zum Ende.
Falcred packte Imrahil bei den Schultern und lächelte grimmig.
„Euer Vater wäre stolz auf Euch, wenn er Euch so sehen würde."
Er bekam ein Nicken und ein gefasstes Lächeln als Antwort.
Damit drehte Falcred sich um und stieg die Wendeltreppe des Turmes hinab, gefolgt von Imrahil, und lief über den Burghof. Da und dort erkannte man in der Dunkelheit die Gestalten von schlafenden Menschen, für die es in der grossen Halle keinen Platz mehr gehabt hatte. Falcred lief an einer jungen Frau vorbei, die zwei kleine Buben im Arm hielt. Ihre Wange war blutig von einer tiefen Schramme und die Augen waren geschlossen in Erschöpfung. Die Kinder weinten nicht. Es war sowieso unnatürlich still in der ganzen Burg, man konnte kaum glauben, dass sich an die sechshundert Menschen darin aufhielten, das meiste davon Frauen, Kinder und alte Leute. Von den kampffähigen Männern lagen die meisten tot unten in den Strassen der Stadt und vor den Toren der Burg.
Falcred warf der Frau und den Kindern noch einen mitleidigen Blick zu, bevor er sich abwandte. Niemand hatte es verdient, den Ehemann oder Vater auf diese Weise zu verlieren. Aber zu lange schon war er im Krieg gewesen, als dass schwere Verluste noch etwas Neues für ihn gewesen wären. Diese Kämpfe forderten immer Leben, oftmals das Leben Unschuldiger, das wusste er, trotzdem vermochte es ihn noch immer zu erschüttern.
Nach einigen langen Schritten stand er vor der zweiflügligen Steintüre und er blieb stehen. Aus Gewohnheit heraus straffte er seine schmutzige und zerschlissene Kleidung und fuhr sich einmal durchs ergrauende Haar, bevor er eintrat. Dies brachte nicht viel, dessen war sich Falcred bewusst, er würde noch genauso müde und hoffnungslos aussehen wie zuvor. Er wechselte noch einen Blick mit Imrahil neben ihm, bevor er eintrat.
In der grossen Halle brannten nur wenige Fackeln, welche einen flackernden Schein auf die am Boden liegenden Gestalten warf. Auch hier waren es überwiegend Frauen, Kinder und alte Leute. Das spärliche Licht vermochte nicht alle Winkel des grossen Raumes zu beleuchten, aber Falcred erkannte trotzdem, dass es viele Menschen waren, die hier Schutz suchten.
Man merkte, dass die Halle lange Zeit nicht als Zufluchtsort für Kriegsopfer gedient hatte, sondern als Nahrungsmittelspeicher und Versammlungsplatz bei Festen. Das Gemäuer wirkte alt und brüchig, als würde es beim nächsten Ansturm einstürzen. Falcred wusste aber, dass dem nicht so war. Dieser Stein war weitaus standfester als er aussah und er würde auch dem nächsten Angriff standhalten.
Imrahil seinerseits musterte seine Umgebung genau und bemerkte die nachdenklichen Blicke, die der Waffenmeister den Mauern der Burg schenkte. Prüfend fuhr er mit der Hand über den rauen Stein und lächelte leicht.
„Es mag merkwürdig klingen, aber mir scheint es, als ob selbst diese Gemäuer versprechen, Stand zu halten bis am Schluss."
Falcred nickte abwesend.
„Diese Mauern sind uralt, sie haben viele Kriege gesehen und überstanden. Ich bezweifle nicht, dass sie auch noch stehen werden, wenn wir schon längst untergegangen sind."
Imrahil fühlte eine merkwürdige Leere und Ruhe in sich aufsteigen, als Falcred vom Ende sprach. Es war fast so, als sähe er sich selbst von aussen, als wäre das nicht er selbst, der dies alles mitmachte. Aber das Gefühl war nicht unbedingt unangenehm, so weit man überhaupt von Gefühl sprechen konnte. Sie waren beide schon beinahe über den Punkt hinaus, noch richtige Gefühle zu empfinden. Es war eher einfach ein Zustand.
Als Imrahil sich wieder etwas aus seiner Betäubung herauszuschütteln vermochte, sah er wie Falcred die Türe am anderen Ende der Halle öffnete. Er beeilte sich, wieder an die Seite des Waffenmeisters zu gelangen.
Mittlerweile war Falcred in den kleinen Raum mit nur einem Tisch in der Mitte eingetreten. Eine Karte lag darauf. Auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt, sass Lothron, Hauptmann des gondorianischen Heeres. Falcred kannte ihn nicht besonders gut, hatte ihn aber als fröhlichen Mann kennen gelernt, der gerne scherzte und bereits nicht mehr der Jüngste war. Trotz seiner geringen Körpergrösse – er reichte Falcred gerade einmal bis zur Schulter – war er ein geschickter Kämpfer und ein pflichtbewusster Hauptmann. Nach dem Angriff hatte er es geschafft, Ruhe in die Panik hineinzubringen und war seitdem ihr Führer geblieben.
Jetzt sass er auf dem kühlen Stein, den Kopf auf die Knie gelegt, offensichtlich in tiefem Schlafe. Falcred spürte beinahe Mitleid in sich aufsteigen, den erschöpften Mann aus seiner wohlverdienten Ruhe zu reissen. Aber die drohende Gefahr war wichtiger und sie mussten sich zum Kampfe rüsten.
Falcred ging zu ihm hin und rüttelte ihn sachte an der Schulter.
Lothron fuhr auf, die Hand sofort auf dem Griff des Schwertes.
„Es ist so weit", sagte Falcred ruhig. „Die Haradrim brechen ihr Lager ab. Sie werden wohl in kürzester Zeit vor den Toren der Burg stehen."
Falcred beobachtete wie verschiedene Gefühle sich auf dem Gesicht des Hauptmannes spiegelten. Zuerst Verwunderung, dann Verzweiflung und schliesslich Resignation. Dieser Ausdruck blieb bestehen.
„Danke, Soldat."
Niemand durfte auf ein Wunder hoffen, aber einige taten es trotzdem, ganz im Verborgenen.
-TBC-
