Teil 6

„Severus, was ist los mit Dir?" Albus Dumbledore sah seinen Kollegen besorgt über den Rand seiner Brille hinweg an.

„Dubist in letzter Zeit ein wenig ... zerstreut? Ich meine, Kaffee ist ja schön und gut, aber Kaffee mit Senf statt Sahne?" Die Augen des Schulleiters funkelten belustigt.

Severus starrte erst Albus fragend an und begutachtete dann seinen Kaffee genauer.

Es stimmte! Er hatte tatsächlich Senf statt Sahne in den Kaffee getan. Kein Wunder, warum das Gebräu schlimmer schmeckte als fast alle Zaubertränke zusammen.

Er stellte angewidert die Tasse zur Seite.

Aus müden Augen sah er den alten Mann an.

„Es ist nichts, Albus. Nur einfach zu viele Gedanken."

„Dann, mein Junge, hörauf zu denken!" Und Albus wendete sich wieder seinem Frühstück zu.

‚„Hör auf zu denken!" Wie stellt er sich das denn vor? Vor allem, wenn SIE da vorne sitzt!'

Severus war in der Tat gedankenverloren gewesen Er hatte beinahe während des gesamten Frühstücks hinüber zum Tisch der Gryffindors geblickt und Hermine beim Essen und Reden mit ihren Freunden beobachtet.

Sie hatte ja so Recht! Es war nicht nur unanständig, dass er etwas für sie empfand. Nein, es war auch im höchsten Maße unmoralisch und pervers!

Er seufzte leise, was ihm einen fragenden Blick von Albus einbrachte.

„Ist wirklich alles in Ordnung, Severus?" Dumbledores Blick folgte dem von Severus.

„Vielleicht sollten wir nach dem Frühstück uns einmal unterhalten, junger Mann!"

Es war kein Vorschlag, es war ein Befehl.

„Severus, was geht inDir vor? Ich habe wohl gemerkt, wieDu die junge Miss Granger betrachten!"

Severus erbleichte. Ihm war schlecht. Warum musste Dumbledore nur so eine gute Beobachtungsgabe besitzen? Warum musste SIE so intelligent sein? Warum er so hässlich?

„Sie ist natürlich sehr jung, gerade mal 18 Jahre! Aber..."

„Sie ist 18?" Er blickte den alten Mann erstaunt an. Seiner Berechnung nach war sie doch gerade erst 17.

„Nun, Miss Granger hatte das unstillbare Verlangen nach Wissen und das konnte sie nur mit Hilfe eines Zeitumkehrers befriedigen. Und da sie über das gesamte dritte Schuljahr diesen verwendet hat, wurde ihr diese Zeit mit angerechnet. Sie ist also bereits 18!" Dumbledore strahlte Severus an.

„Oh!"

„Nun, Severus. Es gibt in der Geschichte Hogwarts einige, sagen wir mal, ‚unpassende' Verbindungen zwischen Lehrern und Schülern. Solange bestimmte Regeln befolgt werden, sieht der Schulrat aber von einem Eingreifen ab!"

„Albus, wo von sprichst Du?"

„Nun, solange es auf Gegenseitigkeit beruht, es diskret geschieht, die Notenvergabe durch einen unabhängigen Kollegen geprüft wird, gibt es keinerlei Konsequenzen für den betroffenen Lehrer und den betroffenen Schüler." Albus sah seinen Schützling lange an.

„Du solltest sie fragen, mein Junge! Es bringt nichts, sich wie die Motte nach der Flamme zu sehnen, die einen dann nur verbrennt!"

„Genau davor habe ich ja Angst, Albus! Ich habe Angst, dass sie mich zurückweist."

„Severus, durch Niederlagen werden wir erst stark! Aus jeder Niederlage geht man mit neuen Erfahrungen hervor. Es ist zwar bequem, den einfachen Weg zu gehen, nur was bringt er? Wenn man an eine Hürde kommt, kann man sie dann nicht erklimmen, weil man es nie gelernt hat!"

„Ich werde darüber nachdenken, Albus!"