Teil 15

Severus nahm ihn mit zitternden Händen von seinem Platz und setzte ihn sich auf. Sofort hörte er die Stimme des sprechenden Hutes in seinem Kopf.

‚So, wen haben wir denn da? Oh, ein Snape?' Der Hut machte eine kurze Pause. ‚Diesen Snape? Severus, Dich habe ich ja schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.' Der Hut lachte leise.

‚Da hast Du Dir aber was Feines geleistet. Also, ich soll Dich einem Haus zuordnen? Lass mich mal überlegen!'

Für die anderen Schüler und Lehrer war nur das zerknautschte Gesicht des Hutes sichtbar, wie es sich in tiefer Überlegung immer weiter verknautschte

‚Also, Severus. Du weißt wie man andere in Deinem Sinne beeinflusst. Du bist listig. Du strebst aber auch nach Wissen, Du kannst Dich in Wissen nahezu verlieren. Dann bist Du aber auch Deinen Prinzipien treu, hast keine Angst vor großen Aufgaben und bist Deinen wahren Freunden ergeben. Aber – Du bist über alles andere außerordentlich mutig! Sonst hättest Du wohl auch kaum all die Jahre zwischen den Fronten überlebt, nicht wahr?'

Severus hatte gar nicht zugehört. Ihm war es beinahe egal, in welches Haus er kam – solange es nicht …

„Gryffindor!" Der Hut ließ seine Wahl laut und für alle vernehmlich durch die Große Halle ertönen.

Severus sackte zusammen. Solange es nicht genau dieses Haus war!

Albus nahm ihm den Hut ab.

„Bravo, Nikodemus. Du wirst Dich wohl fühlen, glaube mir." Die Augen des Direktors funkelten belustigt ob der Wahl des Hutes. Dann beugte er sich flüsternd vor.

„Denk daran, SIE ist auch in diesem Haus!"

Severus nickte nur betäubt und ging dann langsam zum Tisch seiner alten „Feinde".

Am Tisch der Gryffindors brachen Hermine und Ron in Jubel aus und die meisten am Tisch stimmten mit ein. Harry hingegen schwieg und beäugte den Sohn seines verhassten Lehrers immer noch misstrauisch.

Severus schleppte sich wie betäubt mit hängenden Schultern zu dem Trio. Geschlagen ließ er sich auf den einzigen freien Platz zwischen Hermine und (warum eigentlich ausgerechnet der?) Longbottom fallen.

Hermine strahlte und Neville starrte ihn nur mit offenem Mund an.

Albus stand immer noch an seinem Pult und hob wieder beide Hände, um die Schüler zu beruhigen.

„Ich habe noch zwei weitere Ankündigungen für Euch! Wie Euch sicher aufgefallen sein wird, befindet sich Professor Snape heute Abend nicht hier in der Halle. Ich muss zu meinem Bedauern Euch leider mitteilen, dass mein Freund und Kollege sich dazu entschlossen hat, für eine gewisse Zeit sich eine Auszeit zu nehmen. Seine Vertretung in Zaubertränke wird für die Dauer seiner Abwesenheit Professor Lupin übernehmen!"

Bei der Ankündigung von Snapes Abwesenheit waren die Schüler verstummt. Sie konnten es nicht glauben. Der selbst von den Slytherin weitestgehend gehasste Tränkemeister hatte die Schule auf unbestimmte Zeit verlassen? Und sie würden Lupin wieder bekommen?

Ein unbeschreiblicher Jubel brach unter den Schülern aus. Natürlich wurde am Tisch der Gryffindors am lautesten gejubelt.

Hermine warf Nikodemus einen Blick zu. Sie sah, wie er verkrampfte, als die Schüler zu jubeln anfingen. Zögernd griff sie nach seiner Hand.

„Dein Vater ist hier leider nicht sehr beliebt. Es tut mir leid, Nikodemus." Sie drückte seine schlaffe Hand tröstend.

Severus hatte über all die Jahre, die er an dieser Schule unterrichtete (immerhin 16 Jahre) gewusst, dass seine Schüler ihn nicht mochten. Es verletzte ihn nichts desto trotz, dass sie ihre Begeisterung so offen zeigten. Vor allem die seines eigenen Hauses!

Neville beäugte ihn unterdessen von der anderen Seite immer noch mit offenem Mund.

Severus drehte sich zu ihm um.

„Mach den Mund zu! Das sieht lächerlich aus." Er hielt sich im Ton zurück und legte nur ein wenig Nachdruck in seine Stimme.

„Nikodemus Snape." Er streckte dem Schrecken seines Unterrichts die Hand entgegen.

„Neville Longbottom." Neville löste sich wieder aus seiner Starre.

Dann siegte endlich seine Neugier

„Bist Du mit Sn … Snape verwandt?"

Severus lächelte leicht und nickte.

„Er ist mein Vater."

Am Tisch der Gryffindor hätte man nach diesen Worten eine Stecknadel fallen hören können. Alle Gryffindor starrten ihn jetzt an. Severus fühlte sich unwohl ob dieser ungewollter Aufmerksamkeit.

„Bitte, lasst das Thema gut sein, ja? Ich will nicht darüber reden! Ich bin Nikodemus und damit soll es genug sein!" Er warf seinen Mitschülern einen bittenden Blick zu.

Neville tippte ihn an.

„Bist du gut in Zaubertränke?"


Draco Malfoy beobachtete diesen Nikodemus Snape von seinem Platz am Tisch der Slytherins aufmerksam. Wer war er? War er mit Snape verwandt? Das konnte nicht sein. Snape hatte keine Verwandten mehr. Das hätte er gewusst. Dafür war Snape einfach zu oft bei Lucius zu Gast. Und sein Vater hätte Draco darüber informiert.

Er musste es unbedingt herausfinden. Eine Eule an seine Eltern war angesagt.


Anmerkung:

NathalyaKiaraMcElwood: es tut mir leid – aber ich habe irgendwie einen Hang dafür, ihn ganz besonders Leiden zu lassen! gg