Teil 20:
Ich danke nochmals allen Reviewern! Ihr seit ein tollen Publikum!
Beim nächsten Teil werd ich mich wieder jedem meiner Reviewer persönlich widmen! Versprochen!
Auf den Tribünen des Quidditch-Feldes tobten die Schüler. Gryffindor gegen Slytherin – Harry Potter gegen Draco Malfoy. Das Spiel wog hin und her. Keine Seite war der anderen wirklich überlegen.
Die eine hatte die besseren Spieler, die anderen waren einfach Slytherin.
Severus stand eingequetscht zwischen Neville und dem Halbriesen und Lehrer für Magische Kreaturen Rubeus Hagrid, der seit jeher immer nur Gryffindor angefeuerte.
„Was für'n Spiel, junger Snape, eh?" Er hatte das Gefühl keine Luft mehr bekommen zu können, als der Halbriese ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter gab.
Er fühlte sich hin und her gerissen.
Zum einen war er jahrelang der Hauslehrer Slytherins gewesen und ihnen daher auch verpflichtet, zum anderen war er aber jetzt auch ein junger Gryffindor und musste Harry Potter zu jubeln.
„Na, vor allem Malfoys Haarfarbe ist gut!" Neville musste erneut lachen, als er an das Schweigen der Schüler dachte, welches einsetzte, als Draco das Feld betrat.
Severus nickte.
„Und der Zauber hält noch eine Woche!"
„Du warst das?"
„Ja. Das Frettchen ging mir auf die Nerven und ich hab den Eindruck, euch geht's nicht anders."
„Nun, das Verzaubern oder Verhexen von Mitschülern ist nicht erlaubt, Nik!" Neville warf Hagrid einen besorgten Blick zu, doch der Halbriese hatte von dem Gespräch nichts mitbekommen, er war viel zu beschäftigt, Harry anzufeuern, der gerade dem Schnatz hinterher jagte.
„Nun, wenn du es niemandem sagst, dann kann gar nichts passieren. Malfoy wird sich wohl zwar bei seinem Vater ausheulen, aber er muss immer noch an mir vorbei, ehe er an euch rankommt." Severus sah ihn aufmunternd an.
„Kopf hoch! Ist nachher eigentlich noch der Duellier-Club? Mein Vater hat viel darüber erzählt! Vor allem über den Lehrer, wie hieß er noch: Lockhardt!"
Neville warf ihm einen Blick zu, der besagte, du beliebst zu scherzen!
„Nun, er findet immer noch statt – aber er wurde immer von Deinem Vater beaufsichtigt. Zumindest seit letztem Jahr. Also seit Du-weißt-schon-wer tot ist."
„Voldemort. Nenn ihn doch bei seinem Namen. Er ist tot, vernichtet. Er kann Dir nichts mehr tun. Das Einzige wofür er jetzt noch gut ist, ist als Kinderschreck herzuhalten." Severus schraubte seine Stimme hoch und drohte Neville spielerisch mit dem Zeigefinger.
„Wenn Du nicht brav bist und Deine Suppe ist, kommt Lord Voldemort Dich holen!"
Neville wusste nicht, ob er lachen oder ihn Ohnmacht fallen sollte ob soviel Dreistigkeit.
Wenn Professor Snape hier wäre … Nun, dann wäre er sicherlich umgekippt. Wer hätte das gedacht, dass dieser Mann einen solchen Sohn haben würde. Der junge Gryffindor sah Nikodemus als einen Freund. Innerhalb kürzester Zeit waren sie sehr gute Freunde geworden, um genau zu sein. Es war ihm, als würden sie sich schon Jahre kennen und hätten nun endlich alle Vorurteile gegenüber dem anderen abgelegt.
Wenn Neville nur wüsste!
„HARRY POTTER FÄNGT DEN SCHNATZ!" Die Stimme Dean Thomas' dröhnte über das Feld.
„WURDE LANGSAM AUCH ZEIT, HARRY! GRYFFINDOR GEWINNT. DIE SLYTHERIN SIND FERTIG!"
Die Spieler brachten ihre Besen zu Boden und nahmen die Gratulationen der Zuschauer und ihrer Freunde entgegen. Severus ließ sich dabei von Neville und Hagrid zu Harry und dem Rest des Gryffindor-Teams zerren.
„Harry, großartig! Wirklich großartig!" Der Wildhüter schien wie so auf mit den Tränen zu kämpfen. Severus wunderte sich immer wieder aufs Neue, dass ein Halbriese wie Hagrid ein so sanftes Gemüt hatte. Nun, Hagrid sorgte sich um jedes Geschöpf – sogar um einen ehemaligen Todesser wie ihn. Er musste unwillkürlich an all die Nächte denken, in denen Hagrid ihn halbtot nach den Treffen mit dem Dunklen Lord an der Apparationsgrenze Hogwarts aufgesammelt und ihn zusammen geflickt hatte. Er verdankte ihm mehr als nur einmal sein Leben.
Er wurde von Crabbe und Goyle angerempelt und aus seinen Gedanken gerissen.
„Aus dem Weg, Schlammblutfreund!"
„POTTER! Das zahle ich Dir heim!" Malfoys Gesicht war puterrot – eine passende Ergänzung zu den Strähnen, wie Severus schmunzelnd befand. Rot war definitiv Dracos Farbe!
„Was denn, Malfoy? Das ich einfach der bessere Sucher bin? Das Du einfach den Schnatz nicht siehst? Also ehrlich, Draco – Du solltest lieber mehr üben, als mit Deinen Trollfreunden andere Schüler belästigen!" Harrys Stimme war von freudig-erregt zu wütend gewechselt und seine grünen Augen funkelten gefährlich.
Severus machte einen Schritt nach vorne und stieß nun seinerseits Malfoys „Leibwächter" zur Seite.
„Nun, Malfoy. Ich denke, dass ich vorhin meinen Standpunkt eigentlich klar gemacht hatte oder irre ich mich da? Ich wiederhole mich nur ungern. Das sollten Sie eigentlich bereits bei meinem Vater gelernt haben. Und meine Geduld ist – wie auch die meines Vaters – nicht die ausgeprägteste." Severus' starrte den jungen Slytherin verärgert an. „Ich würde vorschlagen, Sie erklären Ihren Ausbruch hier und jetzt und wir regeln das wie gebildete Zauberer und diskutieren es aus. Oder aber, und Variante zwei ist meine Lieblingsvariante … " Sein Blick wandelte sich blitzschnell von wütend-verärgert zu arrogant-herausfordernd. Er beugte sich vor und flüsterte Draco ins Ohr, seine Stimme nur noch ein seidiger Hauch. „Nun dies wäre ein Duell nach alten Regeln."
Jeder Schüler wusste, wenn Professor Snape diese Stimme verwendete, dass die Hölle ein lauschiges Plätzchen für einen netten Nachmittagstee war im Vergleich dazu, was er mit seinem „Opfer" vorhatte. Nun, dies war zwar nicht Snape, sondern „nur" Nikodemus. Draco hatte aber das Gefühl, dass es in dieser Hinsicht keinerlei Unterschied zwischen Vater und Sohn gab.
Jede Farbe verließ das Gesicht des platinblonden Jungen. Ein Duell nach alten Regeln? Bei Merlin. Er war tot! Er war ja so tot! Er war zwar recht gut im Duellieren, schließlich hatte er bei Snape persönlich Unterricht auf Wunsch seines Vaters erhalten. Aber die Snapes galten seit jeher als Duellmeister. Und das Snape sich sogar Meister aller Meister hätte nennen dürfen war ihm bereits nach der allerersten Zusammenkunft des Duellierclubs im zweiten Jahr klar gewesen. Gilderoy Lockhardt war ein Idiot und Schaumschläger. Das hatte Snape allen mit nur einem einfachen Zauber gezeigt.
„Also, Mr. Malfoy – was wählen Sie?" Severus hob spöttisch eine Augenbraue. Der Junge verging ja beinahe vor Angst. Wenn er jetzt … Er konnte einfach nicht widerstehen.
„BUH!"
Draco kippte einfach um.
Ein Hauch von Bedauern legte sich über Severus' Miene.
„Schade! Er hat echt keine Nerven. Hätte mich gerne mal mit ihm duelliert."
Dann wandte er sich den beiden Clowns zu, die sich Leibwächter schimpften.
„So, und nun zu Euch. Wonach ist Euch? Ach, ich vergaß. Euer Gehirn ist ja zurzeit außer Gefecht. Also noch mal langsam und deutlich! Soll ich Euch Zauber auf den Hals jagen, dass Ihr nicht mehr von Euren Eltern erkannt werdet oder haut Ihr freiwillig ab und lasst meine Freunde in Ruhe?"
Crabbe und Goyle warfen einander unschlüssige Blicke zu und traten von einem Bein aufs andere.
„Packt ihn und verschwindet von hier!" Sie bewegten sich nicht. „Ist. Das. Klar?" Severus zischte ihnen die letzten Worte zwischen zusammengepressten Zähnen entgegen. Endlich griffen die beiden Draco und zogen ihn mehr schlecht als recht in die Kerker Hogwarts.
„Das war cool, Nik!" Harry schlug ihm auf die Schulter. „Das Frettchen ist einfach umgekippt." Harry lachte mittlerweile Tränen, wie auch der Rest der anwesenden Gryffindors.
„Harry, gratuliere. Du hast gut gespielt." Severus ignorierte seine innere Stimme, die in Protest aufschrie, als er dem Sohn seines Todfeindes freundschaftlich die Hand gab, um diesem zu seinem Sie über Slytherin zu gratulieren. Dabei entging ihm aber nicht, dass Harry sich anscheinend jemand suchend umsah.
„Hat einer von Euch Hermine gesehen?"
Hermine starrte auf das am Boden liegende Buch. Die Seite mit dem magischen Photo des Professors war wie aus Hohn aufgeschlagen und der Bewohner des Bildes warf ihr wütende Blicke zu, während er immer wieder versuchte, dem Fokus der Kamera zu entkommen.
Severus Septimus Nikodemus Snape! Es war kein Zufall. Es konnte einfach keiner mehr sein. Sie kannte die Bücher, in denen sie nachgelesen hatte. Es waren Ministeriumsdokumente, die sich von selbst immer auf dem neuesten Stand hielten. Das war einfach ihre Magie. Selbst wenn er irgendwo auf dieser Welt einen Nachkommen oder entfernten Verwandten gehabt hätte, so wäre dieser oder diese in diesem Buch aufgeführt worden.
Nikodemus war also nicht der Sohn, sondern Professor Snape selbst.
Hermine starrte das Bild lange an. Auf einmal wurde ihr eine Absonderlichkeit bewusst und sie fing schallend an zu lachen.
Professor Severus Snape, Hauslehrer von Slytherin, Todesser (zugegebenermaßen außer Dienst), Spion für den Orden des Phönix, Meister für Zaubertränke und halt ein Slytherin durch und durch war nach Gryffindor sortiert worden und teilte sich nun ein Zimmer mit Harry, Ron und Neville!
Draußen brach lauter Jubel aus. Sie warf einen Blick durchs Fenster und sah, dass Gryffindor gewonnen hatte. Dann wurde ihr Blick zur Mitte des Quidditch-Feldes gelenkt, wo sich eine kleine Traube um einen rotgesträhnten Malfoy und seinen Leibwächtern gebildet hatte, welche sich augenscheinlich mit einem jungen Mann anlegten, welcher schulterlanges schwarzes Haar hatte.
Nikodemus! Sie sprang auf. Nein, es ist ja Professor Snape! Aber warum ergriff er Partei für ihr Haus? Als sie auf dem Weg zur Bibliothek war, war sie an den Jungentoiletten vorbeigekommen und hatte Teile einer Unterredung zwischen Nikodemus und Draco Malfoy mitbekommen.
Sie hatte gehört, wie er Draco gedroht hatte. Warum tat er das? Warum war er auf einmal so … so Gryffindor?
Hermine seufzte. Und warum sorgte sie sich überhaupt um ihn?
Sie musste sich eingestehen, dass sie wenigen Wochen genossen hatte, seine Assistentin zu sein. Die Gespräche, welche sie beim Zubereiten der einzelnen Tränke miteinander führten waren geistig fordernd, zumal er verlangte, dass sie auch den jeweiligen Trank im Auge behielt. Sie dachte an die langen Abende zurück, welche sie in der Gegenwart des gefürchtetesten Professors in der Geschichte Hogwarts verbracht hatte. Wie er immer freundlicher und offener ihr gegenüber wurde. Und wie auch sie immer mehr den Menschen in ihm sah – auch wenn sie es zu dem Zeitpunkt einfach nicht erkennen hatte wollen. Es war halt einfach nur Snape gewesen. Snape, das schleimige Ekel, welches alle Gryffindor im Allgemeinen und sie – Hermine Granger – im speziellen einfach nur hasste.
Und dann kam dieser Abend des Hogsmeade-Wochenendes. Wie er sie in den Armen gehalten und ihr über den Rücken gestrichen hatte. Sein einzigartiger Geruch kam ihr in Erinnerung. Kräuter. Und als Grundnote Sandelholz.
Sie atmete tief durch.
„Warum hat er sich in sein jüngeres Selbst verwandelt?" Auf ihre Frage bekam sie natürlich keine Antwort.
Draco Malfoy saß nachdenklich auf seinem Bett. Vor ihm lag der Brief seines Vaters, auf welchen er nur gewartet hatte.
Werter Sohn,
in der Tat habe ich nicht erwartet, dass Du ein Interesse in anderen Dingen außer Potter, seinen so genannten Freunden und Quidditch entwickeln würdest.
Nun, Deine Anfrage kommt tatsächlich für mich derartig überraschend, und Du kannst Dir gewiss sein, dass einen Malfoy nicht wirklich etwas überraschen kann. Aber, Du hast es geschafft.
Nun, Severus war mit vielen Frauen zusammen bei den gemeinsamen Treffen. Ausführlicheres kann ich Dir bei Deinem nächsten Besuch berichten. Aber ich kann Dir darüber hinaus versichern, dass mein guter alter Freund Severus nie einen Nachkommen gezeugt hat. Ich habe dies durch sichere Quellen in Erfahrung gebracht.
Würdest Du nur einmal Deinen Verstand benutzen, Draco, so wärest Du von selbst darauf gekommen, die Ministeriumsstammbücher zu befragen. Aber wie ich Dich kenne, nimmst Du ja immer lieber den einfachen Weg. Manchmal frage ich mich, ob die Bücher nicht vielleicht doch falsch dokumentieren. Du kannst einfach nicht mit mir verwandt sein!
Hochachtungsvoll,
Lucius Malfoy
Professor Snape hatte also keinen Nachkommen. Wer war dieser Nikodemus aber dann? War er etwa ein Hochstapler, der die Abwesenheit des Professors ausnutzte?
Er würde schon noch dahinter kommen. Dessen war Draco sich sicher. Und dann würde dieser dahergelaufene Zauberer dafür büßen, dass er ihn vor der gesamten Schule derart erniedrigt hatte. Bitter würde er dafür zahlen!
Er war schließlich ein Malfoy. Und einen Malfoy erniedrigte man nicht ungestraft öffentlich.
