Die Ordensbesprechung
Am nächsten Morgen erwachte Harry gut ausgeruht. So fest hatte er seit langer Zeit nicht mehr geschlafen. Nachdem er seine Brille aufgesetzt hatte, sah er das Medaillon auf seinem Nachttisch liegen, welches ihm die vorige Nacht wieder in Erinnerung rief. Ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen. Noch immer spürte er den nochmaligen Verlust seines Vaters wie einen Stich im Herzen. Doch gleichzeitig half ihm diese Begegnung gestern abend dabei, den Tod seiner Eltern zu verarbeiten.
Harry seufzte und sah auf. Ein dünner rötlicher Sonnenstrahl malte einen langen Streifen auf den Fußboden des Zimmers. Patrick räkelte sich ausgiebig in seinem Bett und wenige Augenblicke später kam sein verstrubbelter Kopf unter der Bettdecke hervor.
„Guten Morgen", sagte Harry freundlich „Gut geschlafen?"
„Hmm. Morgn", murmelte Patrick und gähnte herzhaft.
Während Harry sich wusch und anzog, weilten seine Gedanken bei dem heutigen Treffen des Ordens. Harry sah diesem Treffen mit ungeduldiger Erwartung entgegen. Er wusste noch nicht, was bei solchen Versammlungen besprochen wurde, doch er wusste ganz sicher, dass er endlich aktiv werden wollte.
Harry hatte gerade einen Pullover übergestreift, als er lebhafte Stimmen sich dem Zimmer nähern hörte, die ihm wohl bekannt waren. Und tatsächlich öffnete sich die Tür nur wenige Augenblicke später und Fred und George kamen gutgelaunt ins Zimmer.
„Guten Morgen Harry, schön dich wieder zu sehen. Hallo Patrick", grüßten die Zwillinge fast gleichzeitig.
„Mom hat das Frühstück fertig. Eigentlich wollten wir euch wecken, aber offensichtlich sind wir dafür ein bisschen zu spät gekommen", sagte Fred mit gespielter Enttäuschung
Harry, der Rons Geschwister schon seit fünf Jahren kannte, wusste, dass ihre gute Laune ihre Art war, mit Sorgen umzugehen. Doch selbst das Lächeln auf ihren Gesichtern und ihre lockeren Sprüche konnten nicht über ihre müde Körperhaltung und die tiefen Ringe unter ihren Augen hinwegtäuschen.
Um auf Freds Spiel einzugehen, atmete Harry übertrieben erleichtert auf. „Mann, da haben wir ja gerade noch mal Glück gehabt. Wenn ihr zwei uns geweckt hättet, würden wir uns danach nie wieder trauen, schlafen zu gehen", sagte Harry und grinste. „Ich hatte gestern sowieso schon Bedenken, als Patrick sagte, dass wir vier uns ein Zimmer teilen", fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
„Da brauchst du keine Angst zu haben", beruhigte George ihn. „Wir haben jetzt kurz vor Schuljahresbeginn so viel mit unserem Scherzartikelladen zu tun, dass wir relativ selten hier übernachten."
„Jetzt sind wir auch nur wegen der Versammlung da. Danach verduften wir wieder", fügte Fred hinzu.
„Ihr seid auch im Orden?", fragte Harry neugierig.
„Ja, seit zwei Monaten", antworteten beide stolz.
In diesem Moment hörten sie Mrs Weasley laut rufen, dass das Frühstück fertig sei. Also machten sie sich auf den Weg in Richtung Küche.
Als die vier Jungs die Küche betraten, saßen Hermine, Ginny, Arthur Weasley und Remus Lupin schon am reich gedeckten Tisch und mampften auf beiden Backen. Mrs Weasley stand am Herd und wendete eifrig den Speck.
Harry und die Zwillinge setzten sichHermine und Ginny gegenüber, während Patrick sich neben seinen Vater setzte.
„Mann, hab ich einen Kohldampf!", verkündete George laut und lud sich einen großen Haufen Rührei auf seinen Teller.
Mrs Weasley sah ihren Sohn mit einem gespielt vorwurfsvollen Blick an, bevor sie sich lächelnd abwandte. Plötzlich jedoch ging ihr Blick zu dem schmalen hohen Küchenfenster.
„Oh, die Post kommt", verkündete sie und stieg auf eine kleine Fußleiter um das Fenster zu öffnen.
Auf dem schmalen Fensterbrett zum Küchenfenster tummelten sich vier große Eulen, jede mit einem Brief an ihren Beinen. Mrs Weasley nahm die Briefe ab und die Eulen flogen laut kreischend wieder davon.
„Eure Briefe aus Hogwarts sind da", sagte Mrs Weasley und teilte die Pergamente aus. „Das ist sehr praktisch, da können Ginny und ich in die Winkelgasse gehen und alles besorgen, während ihr eure Versammlung habt."
Ginny lächelte ein bisschen bitter. Sie hasste es, dass sie bei der Versammlung nicht dabei sein durfte, doch stattdessen einkaufen zu gehen, war keine so schlechte Alternative.
Nun jedoch, wandte Ginny sich aufgeregt an Harry und Hermine. „Schnell macht schon eure Briefe auf. Wieviele ZAGs habt ihr geschafft?"
Harry, der gerade dabei war, seinen Brief aufzureißen, hielt erschrocken inne.
„Die ZAG-Ergebnisse!!!" schoss es ihm durch den Kopf. Die Endjahresprüfungen des fünften Schuljahres in Hogwarts waren sehr wichtig für die zukünftige Karriere aller jungen Zauberer. Doch seit Beginn der Ferien hatte Harry keinen Gedanken mehr an sein Abschneiden in diesen Prüfungen verschwendet.
Nun fühlte er, wie sich eine immer stärker werdende Nervosität in seiner Magengegend ausbreitete. Harry war normalerweise nie so aufgeregt, wenn es um Schulnoten ging, doch diesmal waren sie wichtig für Harry, denn nur mit sehr guten Ergebnissen, hatte er eine Chance, sich seinen Berufswunsch zu erfüllen und Auror zu werden.
Mit einem flauem Gefühl im Magen, nahm er das Papier aus dem Umschlag.
Verwandlung: Erwartungen übertroffen
Zauberkunst: Erwartungen übertroffen
Zaubertränke: Ohne Gleichen
Verteidigung gegen die dunklen Künste: Ohne Gleichen
Geschichte der Zauberei: Mies
Pflege magischer Geschöpfe: Erwartungen übertroffen
Astronomie: Mies
Kräuterkunde: Annehmbar
Wahrsagen: Schrecklich
Harry starrte ungläubig auf seine Ergebnisse. Dies waren nicht nur die besten Noten, die er je gehabt hatte. Sie erfüllten sogar die Auror-Anforderungen. Voller Stolz und Glück hielt er sein Zeugnis vor sich und mit der Sicherheit, dass auch seine Eltern von seinem schulischen Erfolg wussten, verstärkte sich dieses Glücksgefühl noch.
Aufgeregt wollte er Hermine seine Ergebnisse mitteilen, doch der Satz blieb ihm im Halse stecken, als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah. Ihre Augen waren voll Bitterkeit und ihr Mund hatte sich zu einem sarkastischem Grinsen verzogen.
„Hermine…", fragte er vorsichtig „Bist du nicht zufrieden mit deinen ZAGs?"
Hermine reagierte nicht sondern starrte weiterhin auf ihren Brief. Inzwischen hatten auch die anderen ihre Aufmerksamkeit auf sie gelenkt.
„Hermine, die ZAGs…", versuchte Lupin zu trösten
„Ich pfeiff auf meine ZAGs!!!" rief Hermine aus, zerknüllte den Brief, schleuderte ihn auf den Tisch und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
Geschockt sahen alle Anwesenden sie an. So hatten sie Hermine noch nie erlebt. Sollte sie etwa tatsächlich in einer ihrer Prüfungen durchgefallen sein?
Zögerlich legte Ginny ihren Arm auf Hermines Schultern.
„Es ist nicht fair, es ist einfach nicht fair!", sagteHermine leise.
Fred hatte sich inzwischen ihr Zeugnis geschnappt und warf jetzt gemeinsam mit George einen Blick darauf. Ungläubig schauten die Zwillinge abwechselnd den Brief und die unglückliche Hermine an.
„Hermine, du bist dir aber schon sicher, dass du den Brief richtig rum gehalten hast, oder", fragte George nach einer Weile
„Wenn mich meine unwürdigen Augen nicht täuschen, bist du die Jahrgangsbeste. Ich meine, wir hatten nie dieses Vergnügen, daher wüssten wir natürlich nicht, dass das die Standardreaktion auf diese Art von Neuigkeit ist…", plapperte Fred weiter.
„Und was nützt es mir, wenn ich Jahrgangsbeste bin, wenn ich nicht wieder zurück nach Hogwarts kann?"unterbrach ihnHermine mit erstickter Stimme.
Harry schaute sie betroffen an. Für Hermine hatte die Schule oberste Priorität, doch gleichzeitig würde sie niemals ihre Eltern gefährden.
„Liebes, du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir so eine Ausnahmeschülerin wie dich von der Schule fernhalten würden", tröstete Mrs Weasley und nahm sie in den Arm. „Natürlich werden wir einen Weg finden, wie du weiterlernen kannst, ohne dass deine Eltern gefährdet werden."
Tapfer blickte Hermine auf und kämpfte die Tränen zurück. „Ich weiß", sagte sie dankbar und brachte sogar ein kleines Lächeln zu Stande. „Es war nur einfach zuviel in den letzten Tagen. Es tut mir leid, ich sollte nicht so empfindlich sein."
„Ist schon in Ordnung, Liebes", sagte Mrs Weasley freundlich.
Hermine lächelte etwas gezwungen und atmete tief durch.
„Wann fängt die Versammlung eigentlich an?", bemühte sie sich, das Thema zu wechseln.
Mrs Weasley schaute auf ihre Uhr. „Ach du meine Güte. In zwanzig Minuten", rief sie. „Wie schnell die Zeit vergeht! Jungs, könntet ihr schnell die Tische u-förmig aufstellen, während Ginny und ich uns um das Geschirr kümmern", verteilte sie die Aufgaben
Innerhalb der nächsten Minuten schien ein Wirbelsturm durch die Küche zu fegen. Tische, Stühle, Teller und Tassen flogen scheinbar chaotisch durch die Luft. Doch nur wenige Augenblicke später war die Küche zum Versammlungsraum umfunktioniert worden und das Geschirr stand wieder sauber im Schrank.
Etwas außer Atem wischte sich Mrs Weasley über die Stirn. „So Kinder, ihr solltet mir besser eure Einkaufslisten geben. Patrick, du kannst dir aussuchen, ob du mit in die Winkelgasse kommen willst, oder lieber zu deiner Oma gehst."
Patricks Augen leuchteten vor Begeisterung. „Natürlich möchte ich gerne die Winkelgasse sehen", sagte er glücklich.
Ginny war während der Aufregung beim Frühstück nicht dazu gekommen, ihren Brief zu öffnen und holte dies nun nach, um ihrer Mutter die Bücherliste zu geben. Doch als sie den Umschlag öffnete, fiel ein rot-goldenes Abzeichen heraus. Ungläubig hob siees auf. „Mom, ich bin Vertrauensschülerin", sagte sie fassungslos.
Mrs Weasley wirbelte zu ihrer Tochter herum. „Wie bitte?"
„Ich bin Vertrauensschülerin", sagte sie glücklich und genoss den Klang dieses Wortes.
Mrs Weasley umarmte Ginny stürmisch, Mr Weasley klopfte ihr stolz auf die Schulter und auch alle anderen Anwesenden beglückwünschten sie aufs Herzlichste.
„Ginny", sagte Mrs Weasley lächelnd, „Wie gut, dass du mit in die Winkelgasse kommst, dann kannst du dir gleich etwas Schönes aussuchen."
„Wirklich?", Ginny strahlte übers ganze Gesicht.
„Natürlich, mein Liebling. Deine Brüder, die Vertrauensschüler geworden sind, haben schließlich auch was bekommen", Mrs Weasley warf den Zwillingen bei diesen Worten einen missbilligenden Blick zu.
Diese grinsten offen ihre Mutter an. „Komm schon Mom, gib zu, dass du stolz auf uns bist.", sagte George.
In diesem Moment ging die Küchentür auf und eine junge Frau mit lila Haaren kam herein. „Hallo, alle zusammen, sieht so aus, als wäre ich ein wenig zeitig", sagte sie lächelnd.
„Hallo Tonks" , wurde sie von allen herzlich begrüßt. „Die anderen sollten auch jeden Moment da sein. Es ist schließlich schon fünf vor zehn", sagte Arthur Weasley.
„Richtig", sagte Mrs Weasley. „Ginny, Patrick, es wird Zeit, dass wir gehen. Wir sehen euch dann alle heute Mittag", winkte sie zum Abschied.
Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis schließlich alle Mitglieder des Ordens in der Küche versammelt waren. Harry und Hermine schauten sich unsicher um. Obwohl sie einen Großteil der Ordensmitglieder zumindest vom Sehen her kannten, ging eine ungewohnte, geschäftsmäßige Atmosphäre von ihren kurzen leisen Gesprächen, die sie untereinander führten, aus, so dass die beiden Hogwartschüler sich ein wenigfehl am Platzefühlten.
Harry fasste Hermine am Ärmel ihres Umhangs. „Lass uns einen Sitzplatz suchen", flüsterte er ihr zu.
Einige Augenblicke später betrat Professor Dumbledore den Raum. Fast sofort wurde es sehr ruhig in der Küche, als er sich zum Kopfende des Tisches begab.
„Guten Morgen, meine Damen und Herren, und herzlich willkommen unseren jungen Gästen", sagte er und nickte Harry und Hermine zu.
„Wie Sie bereits wissen, hat in der jüngsten Vergangenheit eine Reihe von Entführungen gegeben, doch bevor wir uns diesem Thema widmen, gibt es Neuigkeiten aus dem Ministerium.
Wie mir die Ministeriumsmitarbeiter von Ihnen sicherlich bestätigen können, herrschen dort derzeit chaotische Zustände. Minister Fudge ist völlig überfordert und meinen Quellen zufolge soll übermorgen entschieden werden, ob er des Amtes enthoben wird."
Ein Murmeln wurde laut im Raum. „Tatsächlich", sagte Mr Weasley halblaut „Ich hatte so was gehört, aber ich wusste nicht, ob es stimmte."
„Gibt es schon einen Nachfolger?", fragte ein Harry unbekannter Mann.
„Es wird darüber spekuliert, dass Amelia Bones die Nachfolge übernehmen wird. Derzeit ist sie Vorsitzende der Abteilung für magische Strafverfolgung. Das wäre in unserem Sinne. Sie ist kompetent und arbeitet gegen Voldemort."
Ein kurzes hoffnungsvolles Schweigen breitete sich über den Raum aus.
„Gut", sagte Dumbledore, „Wenn es keine weiteren Fragen gibt, möchte ich David Winter bitten, uns über die Entführungen zu berichten"
Ein sehr großer, breitschultriger Mann mit kantigem Gesicht und eisgrauen Augen stand auf. Er war Anfang fünfzig und sein kurzes dunkles Haar war mit grauen Strähnen durchsetzt.
Tonks lehnte sich zu Harry und Hermine herüber. „Captain Winter ist mein Vorgesetzter", flüsterte sie.
David Winter ergriff das Wort. „Innerhalb der letzen zwei Wochen sind insgesamt 38 Menschen entführt worden. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Familienangehörige muggel-geborener Hogwartsschüler. Die einzige Ausnahme ist Ronald Weasley." David Winter unterbrach sich kurz und warf Mr. Weasley einen mitfühlenden Blick zu.
„Alles deutet darauf hin, dass Ronald Weasley tatsächlich von Todessern entführt worden ist", fuhr er fort, „Doch wir sind fast sicher, dass die Muggelentführungen auf das Konto einer anderen, bisher noch unbekanntenGruppe gehen. Offensichtlich sympathisieren sie mit Voldemort, und stehen vielleicht mit Todessern in Verbindung, aber wir gehen davon aus, dass eigenständig handeln.
Diese Nacht war die erste, in der es keine Entführung gegeben hat. Meine Leute haben Warnsysteme überall im Land installiert und wir arbeiten weiterhin daran, Schutzschilde rund um die Häuser nicht reinblütiger Zauberer aufzustellen. Ich hoffe, dass die Lage in spätestens zwei Tagen komplett unter Kontrolle ist."
„Sie haben gesagt, dass Ron in der Gewalt von Todessern ist. Wissen Sie schon genaueres?", fragte Mr. Weasley, wobei er vergeblich versuchte, das Zittern aus seiner Stimme zu verbannen.Auch seine Augen waren voller Sorge.
David Winter wandte sich zu Harry um und sah ihn durchdringend an, während er weiter sprach. „Unsere erste Vermutung war, dass Ronald Weasley als Köder für Harry Potter dienen sollte."
Harry fühlte wie sein Mund plötzlich furchtbar trocken wurde. Er hatte daran gedacht, dass Rons Entführung etwas mit ihm zu tun hatte, doch es vom Chef der Auroren persönlich gesagt zu bekommen, war etwas anderes.
„Fakt ist", fuhr Winter fort, „dass wir weder Erpresserbriefe noch andere Nachrichten von Voldemort oder den Todessern erhalten haben. Über den Aufenthaltsort von Ronald Weasley haben wir derzeit noch keine Informationen."
Winter wandte seine Augen von Harry ab und ließ sie zu Snape wandern. „Mr. Snape, ihre Hilfe in diesem Fall wird unverzichtbar sein."
Snape nickte ernst. Jede Spur der sonst üblichen Selbstherrlichkeit fehlte in seinem Gesicht.
„Auch über die Aufenthaltsorte der anderen Opfer wissen wir noch nicht viel. Wir können aber mit relativ großer Sicherheit sagen, dass sie sich alle außerhalb Englands befinden. Wir haben uns schon mit den Zaubereiministerien anderer Länder in Verbindung gesetzt. Sie haben uns ihre Unterstützung zugesichert."
„Vielen Dank, Mr. Winter", meldete Dumbledore sich nun wieder zu Wort. „Die Drohungen, die mit den Entführungen einhergingen galten insgesamt 17 Schülern, davon vier, die dieses Jahr Erstklässler gewesen wären. Wir sollten die Drohungen auf jeden Fall ernst nehmen, bis wir Näheres erfahren-"
„Professor, es muss doch eine Möglichkeit geben, die betroffenen Schüler trotzdem zu unterrichten", entfuhr es Harry, der an Hermine´s Reaktion auf ihre ZAG-Ergebnisse denken musste.
„Harry", flüsterte Hermine vorwurfsvoll und fasste ihn am Arm.
Professor Dumbledore lächelte die beiden an. „Ihr wisst, Hogwarts wird immer denen offen stehen, die lernen wollen. Wir müssen jedoch sichergehen, dass die Unterrichtung der betroffenen Schüler geheim gehalten wird.
Zwölf der 17 Schüler wollen weiterhin Hogwarts besuchen unter der Bedingung, dass ihre Angehörigen nicht gefährdet werden. Ich nehme an, dass dies auch auf Sie zutrifft, Miss Granger?"
Hermine nickte hoffnungsvoll und Harry warf ihr einen kurzen, lächelnden Seitenblick zu.
„Nun, es wird nicht ganz einfach werden. Der Unterricht wird zum größten Teil Selbststudium sein und in der Heulenden Hütte stattfinden. Die Einzelheiten dazu werde ich mit den Betroffenen später besprechen."
Dumbledore blickte fragend in die Runde. „Wenn es keine weiteren Fragen gibt, möchte ich jetzt zum letzten Punkt des heutigen Treffens kommen. Harry Potter möchte um Aufnahme in den Orden bitten."
„Professor", sagte Hermine, „auch ich bitte um Aufnahme in den Orden."
Ein langes Schweigen folgte. Alle Anwesenden schienen die beiden Schüler mit ihren Blicken genau zu sondieren.
Schließlich meldete Snape sich zu Wort. Er verzog den Mund abfällig, während er sprach. „Das sind Kinder, Professor. Wir sind im Krieg und im Krieg haben Kinder nichts zu suchen."
„Auch ich bin der Meinung, dass Miss Granger und Mr. Potter noch sehr jung sind. Doch wir müssen daran denken, dass sie schon häufiger gegen die dunklen Mächte antreten mussten als viele von uns", warf McGonagall ein.
Harry blickte überrascht auf. Hatte sich McGonagall eben für seine Aufnahme in den Orden ausgesprochen?
Mr. Weasley ergriff nun das Wort. „Auch wenn es mir schwer fällt, meine Zustimmung zu geben, bin ich doch der Meinung, dass wir Harry und Hermine beitreten lassen sollten. Sie sind beide noch jung, doch der Krieg betrifft sie genauso wie uns."
„Das ist richtig. Wir sollten auch bedenken, dass viele Gefahren in den letzten Jahren durch Missverständnisse und zu wenig Informationsfluss entstanden sind. Wenn wir Hermine und Harry beitreten lassen und sie regelmäßig an den Treffen teilnehmen dürfen, sinkt diese Gefahr", sagte Lupin mit einem Augenzwinkern in Harrys und Hermines Richtung.
Harry grinste zurück.
„Darf ich Sie so verstehen, dass Sie der Aufnahme Harry Potters und Hermine Grangers in den Orden zustimmen?", fragte Professor Dumbledore in die Runde.
Allgemeines zustimmendes Murmeln war zu hören. Snape starrte Harry und Hermine feindselig an, und Harry gab sich Mühe ein Grinsen zu unterdrücken.
„Gut, dann heiße ich euch beide herzlich im Orden des Phönix willkommen. Die Informationen, die bei den Treffen ausgetauscht werden sind vertraulich zu behandeln.
Unser nächstes Treffen wird stattfinden, wenn der nächste Zaubereiminister feststeht, oder wenn es wichtige neue Informationen gibt. Ich gebe Ihnen dann auf dem bekannten Weg Bescheid. Meine Damen und Herren, Sie wissen alle, was Sie zu tun haben. Ich beende hiermit dieses Treffen."
Harry und Hermine schauten sich hilflos an, als alle um sie herum aufstanden. Sie waren jetzt Ordensmitglieder, doch außer Stillschweigen zu bewahren hatten sie keine spezielle Aufgabe.
Harry stand auf und ging auf Dumbledore zu. Hermine folgte ihm. „Professor Dumbledore, entschuldigen Sie bitte", sagte er. „Sie sagten eben, wir wüssten alle, was wir zu tun hätten. Nun … äh … Hermine und ich wissen eigentlich nicht, was wir machen sollen."
Professor Dumbledore lächelte. „Bis auf weiteres besteht eure Hauptaufgabe darum, so fit wie möglich in der Verteidigung gegen die dunklen Künste zu werden. Harry, wenn du die DA an Hogwarts weiterführen könntest, wäre das eine wichtige Hilfe."
„In Ordnung Professor. Und Danke, dass Sie uns vertrauen."
Professor Dumbledore lächelte Harry und Hermine zu, bevor er die Küche verließ.
