Phönix-Asche
Als Harry und Ginny aus dem Gang unter der Peitschenden Weide heraustraten, stand die Sonne schon sehr tief über den Bäumen des Verbotenen Waldes. Auf den Wiesen rund um das Schloss waren außer ihnen keine weiteren Schüler zu sehen und auch Hagrid schien es sich wieder in seiner Hütte gemütlich gemacht zu haben, denn aus dem Kamin stieg ein dünner Rauchfaden auf.
Zügig machten sich Harry und Ginny auf den Weg zum Schloss, denn sie wollten das Abendessen nicht verpassen.
„Ich hatte noch gar keine Gelegenheit zu fragen, was du gestern abend noch erledigen musstest", sagte Ginny, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander gelaufen waren.
„Oh, achso, ich war noch bei Dumbledore, meine Okklumentikstunden besprechen", antwortete Harry. „Meine erste Stunde hab ich am Montag abend. Ich bin echt gespannt, wie es wird, wobei es ja nur besser werden kann im Gegensatz zu den Stunden bei Snape."
„Oh ja", stimmte Ginny zu. „Ich würde dieses Ekelpaket auch nicht öfter haben wollen, als notwendig."
Harry nickte nur abwesend. Eine Bewegung, die er nur aus dem Augenwinkel wahrnahm, in den Büschen hinter den Gewächshäusern hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er blieb stehen und bedeutete Ginny leise zu sein. Angestrengt schaute und lauschte er in die zunehmende Dämmerung.
„Was ist denn?" flüsterte Ginny nervös. Harry warf noch einen letzten Blick ins Gebüsch, bevor er die Schultern zuckte und sich wieder zu Ginny herumdrehte. „Wahrscheinlich nichts weiter. Lass uns weitergehen."
Ginny schaute sich noch einmal nervös um, doch dann zuckte auch sie mit den Schultern und beide nahmen ihren Weg wieder auf. Sie waren nur wenige Schritte gegangen, da schoss plötzlich ein roter Lichtstrahl haarscharf an Harrys linkem Ohr vorbei. Sekundenbruchteile später folgte ein zweiter roter Lichtstrahl und traf Ginny in die rechte Schulter und ihr knickten die Beine ein.
Harry, der bereits seinen Zauberstab gezogen hatte und in die Richtung der Angriffe herumgewirbelt war, fuhr durch Ginny´s erschrecktes Luftschnappen blitzschnell zu ihr herum und reagierte gerade noch rechtzeitig um sie aufzufangen, ehe sie aufschlug.
Zügig doch sanft ließ er ihren reglosen Körper zu Boden gleiten, warf ihr noch einen kurzen besorgten Blick zu und stand auf, um sich wieder seinem Angreifer zuzuwenden. Doch die Zeit, die er sich für Ginny genommen hatte, war zu lang gewesen. Noch bevor er sich herumdrehen konnte, spürte er wie ein Zauberstab grob in seinen Rücken gestoßen wurde.
„Na, Narbengesicht", schnarrte eine Harry wohlbekannte und verhasste Stimme von hinten. „Wo treiben wir uns denn um diese Uhrzeit noch mit dem kleinen Wiesel herum? Hätte ich dir gar nicht zugetraut, die Abwesenheit vom großen Wiesel so schamlos auszunutzen."
„Malfoy!", stieß Harry zwischen den Zähnen hervor. „Eigentlich hätte ich es erwarten sollen, dass so eine feige Schlange wie du von hinten angreift."
„Der Zweck heiligt die Mittel. Und Zweck ist es, dir eins auszuwischen", kam die lässige und selbstgefällige Antwort. „Und jetzt gib mir deinen Zauberstab", fügte er fordernd hinzu.
„Hol ihn dir doch", fauchte Harry, der unglaublich frustriert darüber war, dass er sich von dem schleimigen Slytherin überrumpeln lassen hatte. Er wusste genau, dass er sich eigentlich sofort gegen die Angriffe hätte wehren müssen, aber er konnte es einfach nicht zulassen, dass Ginny sich beim Sturz auf dem felsigen Untergrund verletzte.
Draco zuckte mit den Schultern. „Tu ich auch. EXPELLIARMUS!" Harry keuchte vor Überraschung, als er mit unheimlicher Wucht nach vorn geschleudert wurde und ihm der Zauberstab aus der Hand flog. Er landete unsanft einige Meter entfernt und musste mehrmals zwinkern, um die schwarzen Flecke vor seinen Augen loszuwerden. Wie aus weiter Ferne hörte er, wie Draco „Accio Zauberstab" rief.
„Ich weiß ja nicht, was so besonders an deinem Zauberstab ist, Potter, aber mein Vater schien sich sehr dafür zu interessieren", sinnierte er, während er gedankenverloren mit dem Zauberstab herumspielte.
Harrys Augen weiteten sich vor Unglauben und Furcht. „Dein Vater sitzt in Azkaban", sagte er trotzig, doch er fühlte, wie sich Verzweiflung in ihm breit machte.
Draco zog nur nachlässig eine Augenbraue hoch. „Noch, Potter", sagte er und musterte dann Harry von oben herab. „Aber bevor ich deinen Zauberstab weitergebe, werde ich dir erstmal zeigen, dass man den nicht nur für selbstmörderische gryffindormäßige Dinge gebrauchen kann." Ohne sich abzuwenden rief er seine Kumpanen Crabbe und Goyle. Harry hatte sie zwar bis jetzt noch nicht gesehen, aber er war auch nicht wirklich überrascht, dass sie bei dieser Aktion dabei waren. „Passt auf Potter auf, während ich mich um Weasley kümmere", befahl er.
„Was willst du eigentlich, Malfoy? Du hast mich, du hast meinen Zauberstab. Lass Ginny aus dem Spiel!", rief Harry verärgert und voller Hass und kam unsicher wieder auf seine Füße.
„Im Gegenteil, Potter", grinste Malfoy fies. „Ein Blinder mit Krückstock sieht doch, dass dir jeder beliebige Dahergelaufene wichtiger ist als du dir selbst. So typisch Gryffindor", fügte er abfällig hinzu
Dracos Kumpane waren jetzt fast heran und Draco senkte den Zauberstab, um sich Ginny zuzuwenden.
In dem Moment, als Harry sich nicht mehr durch seinen Zauberstab bedroht sah, stürzte er sich mit einem wütenden Schrei auf ihn und warf ihn mit sich zu Boden. Er legte seine ganze Kraft in den Fauststoß auf Dracos Nase. Doch noch bevor er ein zweites Mal zuschlagen konnte, wurde er von zwei starken Händen brutal von Draco fortgerissen.
Kaum war sein Oberkörper in eine senkrechte Position gebracht, explodierte ein heftiger Schmerz in seinem Unterkiefer als eine nicht weniger starke Faust mit seinem Kinn Kontakt machte.
Harry wusste, dass er Dracos Gorillas körperlich weit unterlegen war. Er atmete tief durch und versuchte seine Situation und seine Chancen einzuschätzen. Goyle, der ihn von Draco weggezogen hatte stand hinter ihm und hielt seine Arme hinter seinem Rücken fest. Crabbe, der ihm soeben ins Gesicht geschlagen hatte stand vor ihm und grinste ihn nun dämlich an. Draco hielt sich die rechte Hand vor sein blutiges Gesicht und kam stolpernd wieder auf die Beine.
Doch Harrys Beobachtungen wurden in dem Moment jäh unterbrochen, als er sah, wie Crabbe zu einem weiteren Schlag ausholte. Mit aller Kraft warf er sich zur linken Seite. Die Gelenke in seinem rechten Arm schienen aufzuschreien, weil er immer noch von Goyle gehalten wurde. Aber wenigstens traf Crabbe ihn nicht. Doch durch das erschreckte Luftschnappen und den geringeren Druck auf seinen Armen, ahnte er, dass Crabbe beinahe Goyle getroffen hätte.
Und tatsächlich wurde sein Verdacht nur einen Augenblick später bestätigt als Goyle sich lautstark beschwerte „Sag mal bist du total bescheuert? Du sollst Potter schlagen, nicht mich."
„Was kann ich denn dafür, wenn du Knalltüte ihn nicht richtig festhältst!", konterte Crabbe.
Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte Harry über so viel Dummheit lauthals losgelacht.
„Ihr sollt ihn nicht schlagen, sondern nur festhalten, ihr Trottel", hörte er Dracos gereizte Stimme.
Daraufhin trat Crabbe aus seinem Gesichtsfeld und jeder der beiden Draco-Bodyguards hielt nun einen Oberarm von ihm mit schraubstockähnlicher Härte fest. Dafür hatte er nun einen freien Blick auf Draco, der sich, noch ein wenig wankend Ginny näherte.
Draco hatte Harrys Zauberstab auf Ginny gerichtet und weckte sie nun mit „Enervate". Stöhnend setzte sie sich auf. Dann schüttelte sie verwirrt den Kopf und schaute sich um. Als sie jedoch Draco mit gezücktem Zauberstab vor sich stehen sah, hielt sie abrupt in ihrer Bewegung inne. „Malfoy!", spie sie seinen Namen förmlich aus.
Harry, der der Szene tatenlos zusehen musste, wand sich vergeblich im festen Griff von Crabbe und Goyle, aber sie waren einfach zu stark für ihn. Er fühlte, wie blinde Wut, und Angst um Ginny in ihm aufstiegen. Das Gefühl der Demütigung und unglaubliche Wut auf Malfoy kursierten durch seine Adern, füllten jede einzelne Faser seines ganzen Körpers aus. Er sah zu, wie Draco Ginny mit einem Silencio-Zauber verstummen ließ und spürte wie seine Kopfhaut anfing zu prickeln. Das Prickeln weitete sich über seinen Nacken, seine Schultern und den Rücken bis in die Arme und Beine aus.
Nur wie aus weiter Ferne hörte er, wie Malfoy schmierig grinsend kommentierte „Wir wollen ja niemanden beim Essen stören." Wie zu sich selbst fügte er hinzu „Na dann will ich doch mal sehen, was ich über den Sommer so gelernt habe …" Draco murmelte einen Fluch, den Harry nicht verstand und ein hellblauer Strahl kam von seinem Zauberstab und traf Ginny in den Bauch.
Sie ging zu Boden und wand sich vor Schmerzen. Ihr Gesicht war verzerrt und ihr Mund wie beim Schreien geöffnet, doch sie gab sie keinen Ton von sich.
„Nein! Hör auf damit!" schrie Harry aus Leibeskräften und versuchte verzweifelt sich loszureißen. Das Prickeln auf seiner Haut war jetzt fast schmerzhaft. Ein heftiger böiger Wind kam plötzlich auf. Nur am Rand nahm er wahr, wie Crabbe und Goyle ihn losließen und erschrocken vor ihm zurückwichen. Vor sich sah er wie Malfoy den Cruciatus Fluch abbrach und ungläubig seinen Zauberstab anstarrte, der angefangen hatte, rötlich zu leuchten. Dracos Augen weiteten sich vor Angst und Schmerz, als er vergeblich versuchte, seine rechte Hand zu öffnen, um den Zauberstab fallen zu lassen.
Die rote Farbe des Zauberstabes wurde immer intensiver und aus Dracos Hand begann nun leichter Rauch aufzusteigen. Vor Schmerzen aufschreiend brach Draco in die Knie und umklammerte mit seiner linken seine rechte Hand, die den Zauberstab immer noch nicht freigeben konnte. In Dracos Schreie mischte sich nun ein Gesang wie der Gong einer Bronzeglocke, der von überall her und nirgends zu kommen schien.
Dann, nach weniger als einer halben Minute, aber Harry kam es wie eine Ewigkeit vor, war alles still. Harry fühlte sich völlig erschöpft und ausgepumpt. Er ließ seinen Blick über die Szene vor ihm wandern. Draco lag zusammengekrümmt am Boden. Im Hintergrund konnte er die Gestalten von Crabbe und Goyle sehen, die zum Schloss hinauf rannten. Links von ihm versuchte Ginny, sich hustend aufzusetzen, doch noch immer gab sie keine Geräusche von sich.
Hastig eilte Harry ihr zu Hilfe. Er nahm ihren Zauberstab, der etwa einen halben Meter neben ihr lag und beendete den Silencio-Zauber mit „Finite Incantatem".
„Ginny…", flüsterte er besorgt und nahm sie vorsichtig in den Arm. Sie ließ sich einige Augenblicke von ihm halten. Dann lehnte sie sich zurück und fragte leicht verunsichert „Harry, was war das eben, was ist passiert?"
Harry fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich … ich weiß es nicht. Malfoy hatte meinen Zauberstab … und ich … ich war so wütend, als er dir damit wehgetan hat."
Ginny nickte und sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
„Komm, lass uns deinen Zauberstab holen und zurück zum Schloss gehen", sagte Ginny leise. Harry nickte und half ihr auf. Langsam gingen sie auf Draco zu, der noch immer bewusstlos war.
Harry ging neben ihm in die Hocke und drehte ihn auf den Rücken – und stolperte erschrocken zurück. Dracos Hand war außen knallrot, seine Handfläche zeigte einen angekohlten Streifen, dort wo sie direkt mit Harrys Zauberstab in Berührung gewesen war und an seinen Fingern hatten sich hässliche Brandblasen gebildet. Aber was Harry am meisten schockte: sein Zauberstab war nicht mehr da. Stattdessen lag neben Dracos Hand ein kleines Häufchen Asche.
„Oh nein", hauchte er und starrte ungläubig auf den Aschehaufen, der einmal sein Zauberstab gewesen war.
Ginny fasste ihn tröstend am Arm. „Harry, wenn wir am Wochenende sowieso nach London gehen, dann können wir doch auch gleich einen neuen Zauberstab für dich besorgen."
Harry schüttelte traurig den Kopf. „Du verstehst nicht. Voldemort und ich hatten Bruder-Zauberstäbe. Deshalb konnte er mich vor anderthalb Jahren nicht töten. Stattdessen kam es zum Priori Incantatem."
Ginny schaute Harry verwirrt an. Sie wusste nicht was Priori Incantatem bedeuten sollte, doch sie verstand, dass sein Zauberstab wahnsinnig wichtig war. Entschlossen suchte sie einen geeigneten Stein, transfigurierte ihn in einen kleinen Lederbeutel und rief „Accio Asche". Dann band sie den Beutel zu und drückte ihn Harry in die Hand. „Lass uns zu Dumbledore gehen", sagte sie leise. „Vielleicht kann er dir helfen."
Harry nickte wie automatisch und ging neben Ginny zum Schloss hoch. Er war unglaublich müde, sein Kiefer schmerzte und er konnte es immer noch nicht fassen, dass er seinen Zauberstab verloren hatte.
„Äh, weißt du das Passwort zu Dumbledores Büro?", fragte Ginny als sie vor dem Gargoyle angekommen waren, der das Zimmer des Schulleiters bewachte.
„Schokofrosch", antwortete Harry gleichgültig und der Gargoyle gab den Weg zur Wendeltreppe frei, die zum Büro von Professor Dumbledore führte.
„Guten Abend, Harry, Ginny", begrüßte Professor Dumbledore die beiden Gryffindorschüler freundlich. „Was kann ich für euch tun." Mit einer Handbewegung beschwor er eine Kanne Tee und drei Tassen und einen Teller voll Teegebäck herauf. „Bitte setzt euch doch", forderte er Harry und Ginny auf.
Ginny kam der Aufforderung nach und setzte sich in einen der roten Sessel vor dem Schreibtisch des Professors. Harry jedoch schien Dumbledore gar nicht gehört zu haben. Seit er das Büro betreten hatte, starrte er gebannt Fawkes, den Phönix des Schulleiter an, der ihn wiederum durchdringend aus seinen goldfarbenen Augen anschaute.
„Harry", riss Professor Dumbledore ihn aus seinem stummen Dialog mit dem Vogel. „Möchtest du mir nicht sagen, was euch zu mir geführt hat?"
„Professor…ich…" stammelte er, ohne die Augen von dem Phönix zu lassen. „Mein Zauberstab…er ist…ich hab ihn zerstört", brachte er schließlich heraus und legte das Säckchen mit der Asche auf den Schreibtisch seines Schulleiters. „Ginny hat die Reste noch aufgesammelt, aber da ist ja sowieso nichts mehr zu retten."
Dumbledore nickte langsam. „Harry, warum setzt du dich nicht und erzählst mal ganz von vorn", sagte er ernst und schenkte Harry eine Tasse duftenden Tee ein.
Harry löste nun endlich seinen Blick von Fawkes, seufzte und ließ sich dann schwer in den Sessel neben Ginny fallen. „Also", sagte er und begann die Geschehnisse des Abends zu berichten.
Professor Dumbledore hörte aufmerksam zu, nickte an einigen Stellen wissend, und an anderen Stellen fragte er nach. Auch Ginny, die ja die meiste Zeit ohnmächtig gewesen war, lauschte gespannt Harrys Bericht.
Als er fertig war, zu erzählen, stand Professor Dumbledore auf und ging zügig zu seinem Kamin. Er warf eine Handvoll Flohpulver hinein, kniete sich davor und rief laut und deutlich „Madam Pomfrey". Nur wenige Augenblicke später konnten Harry und Ginny die gedämpfte Stimme der Krankenschwester auf der anderen Seite des Feuers hören.
„Ja, Professor?", fragte sie. „Poppy, Mr. Malfoy aus Slytherin liegt mit Brandwunden bei den Gewächshäusern. Würden Sie sich bitte um ihn kümmern." – „Natürlich, Professor", kam die sofortige Bestätigung und Albus Dumbledore begab sich wieder zurück an seinen Schreibtisch.
„Nun Harry, reden wir über deinen Zauberstab", sagte er und in seinen Augen funkelte es schelmisch. „Bedien dich ruhig", fügte er hinzu als er Harry den Gebäckteller hinhielt. Harry sah ihn verständnislos an. „Professor, ich versteh nicht, warum sie nicht besorgt sind", sagte Harry verwirrt.
„Ah, siehst du Harry, was auf den ersten Blick aussieht wie ein Unglück kann sich manchmal als Segen herausstellen", antwortete Dumbledore mild lächelnd. Harry runzelte die Stirn „Ich weiß nicht so ganz, was sie meinen, Professor", gab er zu.
„Harry, die Schwanzfeder eines Phönix ist eines der mächtigsten Materialien zur Herstellung von Zauberstäben. Nur selten geben Phönixe freiwillig Schwanzfedern zu diesem Zweck her. Wie du weißt, hat Fawkes vor vielen Jahren zwei Federn gespendet von den eine in Tom Riddles Zauberstab und eine in deinem verarbeitet wurde."
Harry nickte ein wenig ungeduldig. All das war ihm bekannt. „Aber was nützt mir das, wenn mein Zauberstab jetzt in Flammen aufgegangen ist?", entfuhr es ihm lauter, als er beabsichtigt hatte.
Doch Dumbledore schien ihm das nicht übel zu nehmen. Ruhig fuhr er fort. „Ein noch mächtigeres und noch selteneres Material als die Feder eines Phönix ist Phönix-Asche", sagte er und schaute Harry dabei vielsagend über den Rand seiner Brille an.
Harry zwinkerte, doch bevor er etwas sagen konnte, meldete Ginny sich aufgeregt zu Wort. „Sie meinen, sie könnten aus der Asche von Harrys Zauberstab einen neuen, noch stärkeren herstellen?"
Professor Dumbledore schmunzelte ihr amüsiert zu. „In der Tat Ginny, es war sehr gut von dir, dass du so schnell reagiert hast und die Asche eingesammelt hast, ehe sie weggeweht wurde.
Harrys Gesicht hellte sich auf. „Professor", begann er, „heißt das dann auch, dass mein und Voldemorts Zauberstäbe dann keine Brüder mehr sind und ich trotzdem den Stärkeren habe?", fragte er erwartungsvoll.
„Ja, das heißt es", antwortete Dumbledore und schaute Harry dabei ernst an. „Allerdings ist ein Zauberstab nur so mächtig, wie der Zauberer, der ihn benutzt. Du hast also noch viel zu lernen, Harry. Und wir müssen sehen, was wir in den zwei bis drei Monaten tun, die es dauern wird, bis dein neuer Zauberstab fertig ist."
Harry lehnte sich zurück während er über all die Informationen nachdachte, die ihm der Schulleiter gerade gegeben hatte und die die heutigen Ereignisse gleich in ein viel freundlicheres Licht für Harry gerückt hatten.
„Aber Professor", sagte er langsam, als ihm ein neuer Gedanke kam, „Wenn Asche so viel mächtiger ist als die Feder eines Phönix, warum verbrennt man dann die Feder nicht, bevor man sie verarbeitet."
„Das ist eine gute Frage Harry", sagte Dumbledore. „Um sie zu beantworten musst du wissen, dass der Phönix ein Geschöpf des Feuers ist. Selbst die heißeste Flamme der Welt kann ihm von außen nichts anhaben. Ein Phönix muss sich von innen heraus entzünden."
Harry nickte langsam. „Aber wie konnte dann mein Zauberstab überhaupt erst Feuer fangen?", fragte Harry.
Dumbledore schaute Harry lange nachdenklich an. „So genau weiß ich das nicht", gab er zu. „Fakt ist jedoch, dass es etwas mit den kraftvollen Emotionen zu tun hatte, die du heute freigesetzt hast, vor allen Dingen der Wunsch, Ginny zu beschützen. Ich gehe davon aus, dass es sich dabei um die gleiche Magie handelt, die verhinderte, dass Professor Quirell dich damals in deinem ersten Jahr anfassen konnte", sagte er verschmitzt.
Harry wurde ein wenig rot und wechselte schnell das Thema. „Äh, vielen Dank Professor. Ich glaube, wir müssen dann langsam gehen. Ich hab dann noch Astro."
Professor Dumbledore zwinkerte amüsiert. „Natürlich", sagte er. „Ich nehme an, ihr habt heute abend noch nichts gegessen. Warum macht ihr vor deiner Astrostunde nicht noch einen Abstecher in die Küche?", schlug er vor.
„Ja, werden wir machen", sagte Harry während er und Ginny aufstanden. „Noch einmal vielen Dank, Sir"
Als sie das Büro des Schulleiters verließen musste Harry unwillkürlich grinsen. „Eigentlich sollte ich mich bei Malfoy bedanken, meinst du nicht auch?"
