Auch diesmal meinen Dank an alle Reviewschreiber, besonders Callista! Ich versuche bewusst, Snape nicht nur als böse oder fies darzustellen, der Typ hat garantiert mehr zu bieten. Dein Déjà vu ist tatsächlich durch Zufall entstanden, meine Anstrengungen, mich in ihn hineinzudenken, was und wie er etwas sagt, scheinen halbwegs erfolgreich zu sein ;-).
Malina: Ich schreibe lieber Dialoge als Handlung, werde aber sehen, dass sich das im weiteren Verlauf besser ausbalanciert. Die Rocker-Fee ist übrigens ein klasse Ausdruck!
Kürbiskern wird euch durch die ganze Story begleiten, ohne sie würde das Handlungsgefüge in sich zusammenbrechen.
Hier kommt also das dritte Kapitel und bevor jetzt jemand behauptet, ich hätte mit dem Tisch übertrieben: Ungefähr genauso sieht der Schreibtisch meiner Tochter aus, wenn man sie 2 Wochen vor sich hinwurschteln lässt, ohne ein gelegentliches Machtwort zu sprechen.
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Kapitel 3
Der Zaubertränkemeister machte ein ratloses Gesicht. „Hier wohne ich, was ist denn daran auszusetzen?"
Kürbiskern ließ den Blick über das vor ihr liegende Panorama schweifen. Vor ihr erstreckte sich ein großer, niedriger Raum, dessen Decke vom Ruß diverser Fackeln fleckig geschwärzt war. Der Boden war mit schiefen, ausgetretenen und an vielen Stellen gesprungenen Steinplatten gefliest. Wo der Putz nicht von den Wänden bröckelte, hatten sich Mauerschwämme und Schimmelkolonien häuslich eingerichtet und die eine oder andere Spinne schaukelte erwartungsvoll in ihrem ausgedehnten Netz.
Ein paar holzwurmzerfressene Regale versuchten, nicht unter der Last der wahllos in ihren Fächern gestapelten Folianten zusammenzubrechen, wahrscheinlich wurden diese Konstrukte nur von Staub und Spinnweben zusammengehalten, die alles mit einem klebrig aussehenden Schleier überzogen.
Auch der große Eichentisch in der Mitte war eine näheren Betrachtung wert: Hier vermengten sich Pergamentrollen, angenagte Federkiele, aufgeschlagene Bücher, halb korrigierte Schüleraufsätze, Teller mit angeschimmelten Essensresten, schmutzige Kaffeetassen, einige alte Socken, ein paar Bananenschalen, der Tagesprophet von vorletzter Woche mit einem angebissenen Butterbrot ähnlichen Verfalldatums darauf, eine schmuddelige Haarbürste und ein paar häufig benutzte Taschentücher zu einem unvergesslichen Stilleben. Eingebranntes Kerzenwachs und kunstvoll platzierte Flecken undefinierbarer Herkunft erweckten den Verdacht, dass Putzlappen in diesem altehrwürdigen Haus Mangelware wären.
Über das ganze Zimmer lagen, großzügig verteilt, zusammengeknüllte Kleidungsstücke herum, wenigstens fiel dadurch nicht ganz so sehr auf, dass auch der Boden einer gründlichen Reinigung bedurfte.
Einen offenen Kamin gab es natürlich auch, allerdings war er spinnwebenverhangen und offensichtlich schon lange nicht mehr in Gebrauch. Davor fristete ein mottenzerfressenes Tigerfell sein kümmerliches Dasein, es hatte wohl aus den Zeiten, als hier noch jemand das Prasseln eines heimeligen Kaminfeuers zu schätzen gewusst hatte, etliche Brandlöcher abbekommen und wirkte deswegen entschieden räudig.
Daneben thronte eine unsägliche Scheußlichkeit von Ohrensessel mit speckigem Kopfpolster, die Armlehnen waren an einigen Stellen aufgeplatzt und die Füllung quoll hervor. Zu seinen Füßen fand sich schließlich eine fast geleerte Flasche Ogdens Firewhiskey nebst fleckigem Glas.
Einige altersschwache Stühle und vollgeramschte Kommoden, die direkt vom Sperrmüll zu stammen schienen, rundeten das Bild ab und über allem lag ein muffiger, schimmeliger Geruch, der an eine Grabkammer erinnerte.
„Das ist..." begann Kürbiskern, als sie sich einigermaßen gesammelt hatte, „das ist... DER EKELHAFTESTE SAUSTALL, DEN ICH JEMALS ZU GESICHT BEKOMMEN HABE! Dieses Chaos, und dann erst dieser Dreck, ich hätte nie gedacht, wie heruntergekommen ihr Menschen haust!"
„Würdest du dich bitte mäßigen?" Snape warf sich in den Sessel, der protestierend ächzte. „Hier herrscht nicht das geringste Chaos, vielmehr befindet sich jedes Stück an seinem Platz." Er schenkte sich den Rest aus der Flasche ein und ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit genüsslich im Glas kreisen.
„Aber es ist doch alles total versifft, sind eure Hauselfen im Streik, oder warum siehts hier so aus?"
„Wie kleingeistig muß man veranlagt sein, um sich an so einem bisschen Staub zu stören", entgegnete der Tränkemeister von oben herab. „Ich weiß mit meiner Zeit wirklich besseres anzufangen, als hier den Besen zu schwingen. Und damit das gleich klar ist, hier kommt mir kein Hauself herein, ich hasse diese kleinen, neugierigen Schnüffelnasen!"
Die kleine Fee grinste listig. „Soso, kleingeistig. Was meinst du wohl, was Hermione sagen würde, wenn sie diese Müllhalde hier sehen würde?"
„Was interessiert mich die Meinung von diesem..." Noch so ein Satz, den er nicht zuende bekam. Wenn er es sich nämlich genau überlegte, interessierte es ihn inzwischen sehr wohl, welchen Eindruck sein Quartier auf dieses Schlammbl... Hermione machen würde. Und nicht nur sein Quartier! Snape verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse, wohl wissend, dass die Tage seines zweifelhaften Seelenfriedens unwiederbringlich dahin waren.
„Wenn du meinst, kannst du ja morgen ein bisschen saubermachen", sagte er gönnerhaft. Nur nicht anmerken lassen, dass das kleine Miststück schon wieder eine Runde gewonnen hatte.
„Hast du sie noch alle? Ich bin doch nicht deine Putzfrau!" Die Fee schien ehrlich empört.
„Dann laß dir was anderes einfallen, schließlich war es deine Idee. Was mich betrifft, der Whiskey ist alle, also gehe ich jetzt zum Abendessen." Eigentlich hätte er viel lieber den Abend alleine in seinen Räumen verbracht, aber die Aussicht, der kleinen Nervensäge dann völlig schutzlos ausgeliefert zu sein, war nicht sonderlich verlockend. Außerdem würde die Granger auch zum Essen erscheinen und diese Aussicht hatte auf einmal einen erheblichen Reiz.
„Du hast mir nicht mal was von der Plorre angeboten", beschwerte sich Kürbiskern und nahm wieder ihren Stammplatz auf seiner Schulter ein. „Manieren wie der letzte Penner! Ich muß schon sagen, dieses Dreckloch passt zu dir wie Soße zu Kartoffeln. Und jetzt beweg dich, ich will auch was zu spachteln; und wenn ich etwas Glück habe, gibt's hier auch irgendwo sauberes Geschirr."
Snape konnte man einiges nachsagen, dumm war er allerdings nicht. So hatte er sehr schnell begriffen, dass er gegen seinen Quälgeist nichts ausrichten konnte, dass Drohungen und beleidigender Zynismus bei ihr vergebene Liebesmüh waren. Also biß er die Zähne zusammen, verkniff sich eine geharnischte Antwort und machte sich mit ihr zusammen auf den Weg in die große Halle.
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Dumbledore strahlte ihm entgegen, als er am Lehrertisch Platz nahm. „Wie schön, dass du dich doch noch zu uns gesellst, mein Junge. Oder wolltest du deine geflügelte Freundin zum Essen ausführen?"
„Aber nein, mein neues Haustier muß gefüttert werden" entgegnete Snape, triefend vor Sarkasmus. „Aua, was war das denn?"
‚Das' war eine Erdbeere, welche Kürbiskern, die sich bereits an der Obstschale großzügig bediente, nach ihm geworfen hatte. Zielsicher ist sie ja, dachte Snape und rieb sich die Wange.
Die Lehrerschaft musterte neugierig die kleine Fee, zum Glück war den Schülern noch nichts aufgefallen.
„Severus, du hast doch nicht etwa eine Verehrerin?" Remus Lupin grinste anzüglich.
„Also wirklich, du könntest mir schon etwas mehr Geschmack zutrauen", fauchte Kürbiskern an die Adresse des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste.
„Meine neue Nemesis" bequemte sich der Tränkemeister zu einer Antwort. „Was darüber hinausgeht, kein Kommentar und jetzt würde ich es vorziehen, in Ruhe zu Abend zu essen." Er lud sich den Teller voll und brachte das Kunststück fertig, das Gespräch zwischen seinen Kollegen und der Fee vollständig zu ignorieren. Sollte doch Dumbledore die Sachlage erklären, er selbst hatte nicht die geringste Lust dazu.
Sein Blick wanderte durch den Raum und blieb am Gryffindortisch hängen; oh ja, da war sie. Mit glühenden Wangen schien sie diesem unfähigen Longbottom etwas zu erklären, welch eine Verschwendung von Brillanz! Und dieser Dummkopf wusste ihre Gesellschaft wahrscheinlich noch nicht einmal richtig zu schätzen, er schaute schon wieder drein wie ein Huhn wenn es donnert.
Snape ertappte sich bei der Wunschvorstellung, daß er Hermiones Tischnachbar wäre und sie mit seinen geistreichen Kommentaren unterhielt. Wie sie dann intelligent kontern und ihre Augen dennoch bewundernd leuchten würden, wie sie beide die Köpfe zusammenstecken und über einen besonders gelungenen Witz lachen könnten.
Vorher brauchte er allerdings frische Pfefferminzbonbons, das durfte er auf keinen Fall vergessen! Vielleicht könnte es aber auch nicht schaden, schon einmal das Terrain zu bereiten. Was spräche dagegen, sie nachher abzufangen und ein paar belanglose Höflichkeiten mit ihr zu tauschen? Vielleicht ließe sich ja damit die Scharte von vorhin auf dem Gang wieder auswetzen...
Voller Entsetzen zwang er sich auf den Boden der Tatsachen zurück. Wie kam er dazu, so etwas auch nur zu denken?
„Kürbiskern", raunte er, als er sich unbeobachtet glaubte. „Wird dieser verfluchte Zustand eigentlich noch schlimmer?"
„Aber natürlich", war die fröhliche Antwort. „Das hier ist doch erst der Anfang. Noch schaffst du es, dich dagegen zu sträuben, aber dein Gefühl wird ständig weiter wachsen, bis selbst so ein sturer Bock wie du die Waffen strecken muß."
Wundervolle Aussichten. Snape war hin- und hergerissen zwischen Kapitulation und eisernem Widerstand, aber so leicht würde er nicht aufgeben. Er hatte schließlich einen Ruf zu verlieren! Die teils belustigten, teils mitleidigen Blicke seiner Kollegen waren schon jetzt kaum zu ertragen, natürlich waren sie sicher alle längst im Bilde. Zumindest hatten sie soviel Anstand, ihn nicht weiter auf sein Dilemma anzusprechen, aber wie würde das werden, wenn er anfing, sich öffentlich zum Narren zu machen? Gnädiger Merlin, soweit durfte es einfach nicht kommen!
Doch als das Essen beendet war und sich die Schülerschaft zu zerstreuen begann, fand er sich plötzlich vor der Treppe zum Gryffindorturm wieder. „Miss Granger", begann er, als ihre buschige Haarmähne in Sichtweite kam. „Könnte ich sie für einen Moment sprechen?"
„Natürlich, Professor." Sie klang überrascht. „Geht schon mal vor, ich komme gleich nach", sagte sie, an Potter und ihre anderen Freunde gewandt. „Worum geht es denn, Professor Snape?"
Er brauchte einen Augenblick um zu begreifen, dass der letzte Satz an ihn gerichtet war. „Ähhh, ich wollte ihnen eigentlich nur sagen... ich meine, wegen vorhin... ja also..."
Hermione schaute jetzt ziemlich irritiert drein. Soviel zum Thema geistreiche Kommentare, dachte sich Snape und verfluchte sein Gestammel.
„Sag ihr, dass du ihre Meinung sehr wohl zu schätzen weißt", wisperte plötzlich das Stimmchen der Fee in sein Ohr, „daß du aber in Situationen wie der von vorhin mit absoluter Autorität durchgreifen musstest."
Er wiederholte gehorsam Kürbiskerns Worte und war zum ersten mal beinahe froh über ihre Anwesenheit.
„Das verstehe ich vollkommen, Professor", entgegnete Hermione. „Aber Autorität ist nicht gleichbedeutend mit Ungerechtigkeit!" Sie streckte kampflustig das Kinn vor, doch zu ihrer Überraschung brachte ihr ihre Antwort keinen erneuten Punkteabzug ein.
„Ich werde das überdenken, Miss Granger", sagte Snape stattdessen. „Aber sie sollten nicht aus den Augen verlieren, dass es auch bei solchen Kleinigkeiten oft um größere Dinge geht, die ich in Betracht ziehen muß."
„Aha", machte Hermione nur und sah dabei ausnahmsweise einmal nicht sehr intelligent aus.
„Wir befinden uns schließlich im Krieg, und etwas, was ihnen als Ungerechtigkeit erscheint, mag uns an anderer Stelle überaus nützlich sein."
Jetzt dämmerte Verstehen in ihren Augen auf. „Sie meinen, sie müssen die Slytherins bei Laune halten, damit..."
„Aber, aber, bitte keine Details an diesem Ort, die Wände können Ohren haben! Ich wollte nur, dass sie das verstehen, und seien sie bitte auch klug genug, diese Erkenntnis nicht überall auszuposaunen."
„Bestimmt nicht!" Hermione bedachte ihn mit einem warmen Lächeln. „Vielen Dank, Professor Snape, das finde ich sehr freundlich von ihnen. War das alles?"
„Ja, das war alles. Gute Nacht, Miss Granger." Er wandte sich abrupt ab und floh beinahe den Gang hinunter. Dieses Lächeln, das einem die Knie in Gelee verwandelte, gehörte wirklich verboten!
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Es war eine sehr nachdenkliche Hermione, die kurz darauf durch das Portraitloch in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors schlüpfte.
„Was wollte der olle Schmierbolzen denn von dir?" verlangte Ron zu wissen.
„Wenn ich das so genau wüsste. Er wollte mir nur erklären, warum er uns vorhin mal wieder zur Schnecke gemacht und seine Slytherins verschont hat."
„Er hat WAS?" Jetzt wurde auch Harry hellhörig.
„Ja, er hat zu verstehen gegeben, dass er Malfoy und seine Kumpane bevorzugen muß, damit die nicht auf die Idee kommen, er würde auf der ‚guten' Seite stehen. Für diese Deppen ist er ja nach wie vor Voldemorts Spion bei Dumbledore, und nicht umgekehrt."
„Seit wann hält Snape es für nötig, darüber eine Erklärung abzugeben?" Ron verstand die Welt nicht mehr.
„Und wieso ausgerechnet dir?" Auch Harry war fassungslos. „Er kann dich nicht ausstehen, er haßt dich sogar fast so sehr wie mich. Warum also kommt er bei dir mit etwas an, was fast schon als eine Entschuldigung durchgeht?"
„Ich habe doch keine Ahnung", seufzte Hermione. „Und behaltet es bitte für euch, er hat gesagt, ich soll es nicht groß rumerzählen."
„Leuchtet ein", meinte Harry. „Das erklärt aber nicht, warum er es dir überhaupt erzählt hat."
„Es waren die ersten freundlichen Worte, die ich von dem in fast sieben Jahren zu hören bekommen habe." Sie kicherte ein bisschen. „Und das finde ich irgendwie nett. Vielleicht ist ihm plötzlich eingefallen, dass er doch der Spezies Mensch angehört?"
„Wahrscheinlich hatte er bloß einen Whiskey zuviel", war Rons Vermutung. „Oder er wollte uns in Sicherheit wiegen, weil ihm für die nächste Stunde eine neue Gemeinheit eingefallen ist, die er an uns ausprobieren will."
„Warten wir's ab", meinte Hermione. „Und weil uns diese Spekulationen sowieso nicht weiterbringen, setze ich mich jetzt noch an unsere Arithmantik-Aufgaben. Habt ihr die schon fertig?"
„Ähhhhhhhhh" sagten Harry und Ron gleichzeitig. „Wir wollten eigentlich gerade..."
„...noch eine Partie Zauberschach spielen", vollendete Ron den Satz. „Arithmantik hat Zeit, das läuft uns nicht weg."
„Hermione seufzte erneut. „Mit eurer Einstellung werdet ihr noch eine böse Überraschung erleben, wenn die Abschlussprüfungen kommen", prophezeite sie. „Wollen wir wetten?"
Niemand wollte wetten, denn Hermione behielt meistens Recht. Sie konnten allerdings nicht ahnen, dass ihnen allen, besonders ihr, in nächster Zeit noch so einige Überraschungen bevorstanden, die nichts mit den Prüfungen zu tun hatten.
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„Sieh mal einer an, wir machen ja tatsächlich Fortschritte", flötete Kürbiskern, als sie in das wohnliche Heim des Tränkemeisters zurückgekehrt waren.
„Pah", machte Snape nur, doch dann siegte seine Neugierde. „Wie war ich denn?"
Die Fee begann zu lachen, es klang wie ein silbriges Glockenspiel. „Die Lieblingsfrage aller Männer, allerdings wird sie normalerweise in anderem Zusammenhang gestellt. Du warst gar nicht mal so schlecht, wenn man dir die richtigen Stichworte liefert, kannst du sogar selbständig denken. Hätte ich dir gar nicht zugetraut."
„Zu gütig, aber warum kommt bei dir eigentlich auch noch ein Lob als Beleidigung heraus?"
„Ich habe mir doch nur deine Methoden angeeignet." Kürbiskern grinste unverholen. „Bloß niemals einem Mitmenschen etwas Nettes sagen und wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt, stoß ihn dabei wenigstens anständig vor den Kopf. Entnommen aus der langjährigen Lehrpraxis des Professor Severus Snape. Wolltest du sonst noch was sagen?"
Snape schluckte. Es war eine Sache, auf anderen herumzutrampeln, aber diese Dosis seiner eigenen Medizin schmeckte bitter und hinterließ einen unschönen Nachgeschmack. Besser, wenn er darüber nicht länger nachdachte.
„Da fällt mir ein, stand für heute nicht auch noch ein Bad auf dem Programm?"
Sein Leidensweg war für heute anscheinend immer noch nicht ausgestanden. „Kommt überhaupt nicht in Frage", entgegnete er giftig. „Ich habe noch einige Dokumente zu studieren und möchte dann zu Bett gehen."
„Aber so ein schönes, heißes Bad dauert doch nicht lange und würde dir nur gut tun!" Kürbiskern steuerte eine der beiden Türen im Hintergrund des Zimmers an und öffnete sie mit einem Fingerschnippen.
„Vergiß es, ich kann jetzt kein Bad nehmen!"
„Und warum nicht?" Die Fee warf einen Blick in den Waschraum. „Oh, ich verstehe", meinte sie dann. „Mal davon abgesehen, dass es da drinne genauso dreckig ist wie hier, wofür sammelst du eigentlich all diese eingebrannten, alten Kessel in deiner Wanne?"
Tatsächlich verfügte Snape über ein großzügig angelegtes, mit dunkelgrünem Marmor ausgelegtes Badezimmer und über eine wunderschöne, in den Boden eingelassene Wanne darin. Auch hier wüteten Moder und Schimmel, am auffälligsten war jedoch eine eindrucksvolle Sammlung schmutziger Kessel in allen Größen, die im Bassin aufgestapelt waren.
„Was für eine selten dumme Frage", näselte der Tränkemeister. „Was meinst du wohl, wo die ganzen Kessel herkommen, die ich meine Schüler bei ihren Strafarbeiten schrubben lasse? Das hier ist gerade einmal die Ration für die nächste Woche und es war viel Mühe, sie so herzurichten, dass man mit jedem einzelnen stundenlang beschäftigt ist."
„Du bist ein Sadist", zeterte die Fee. „Gibs zu, es macht dir Spaß, die armen Schüler so zu quälen!
Sie erntete das berühmte, Snape-typische hämische Grinsen. „Schon möglich. Warum auch nicht? Schließlich bereitet es denen mindestens ebensoviel Vergnügen, mir das Leben zur Hölle zu machen. Sieh es als reine Selbstverteidigung."
„Daran werden wir auch noch arbeiten. Denk dir einfach bei allem was du tust, was Hermione dazu sagen würde."
Snape wollte aber nicht mehr denken, besonders nicht daran. Er gähnte demonstrativ. „Ist dann endlich Ruhe für heute?"
„Na schön, weil du's bist. Vielleicht solltest du aber noch gründlich lüften, bevor du schlafen gehst."
„Lüften?"
Kürbiskern seufzte. „Überfordert das deinen Wortschatz? Ich spreche von die Fenster aufreißen, damit sich der Mief hier verzieht."
„Wie es aussieht, ist es deiner Aufmerksamkeit entgangen, dass wir uns in den Dungeons befinden." Er betonte diesen Satz, als hätte er eine besonders begriffsstutzige Schülerin vor sich. „Es gibt hier keine Fenster."
„Klugscheißer", murmelte Kürbiskern. „Aber warts nur ab, auch dafür finde ich noch eine Lösung."
„Weck mich, wenn du eine gefunden hast, aber bitte nicht eher. Morgen ist Sonntag und ich möchte ausschlafen!" Mit diesen Worten verschwand Snape in seinem Schlafzimmer; krachend flog die Türe hinter ihm ins Schloß.
Ein Glück, dass mir wenigstens das erspart geblieben ist, dachte die kleine Fee. Soll dieser Trottel doch pennen gehen, dafür wird es morgen ein unvergessliches Erwachen für ihn werden.
