Wie gewohnt, gehts mit den Reviews zum letzten Kapitel los.
Die geballte Beschreibung von Snapes trautem Heim hat einfach Spaß gemacht, es gibt auch in der realen Welt Erwachsene, bei denen zuhause ein ähnliches Chaos herrscht.
Der Griff in die Klischeekiste ließ sich nicht vermeiden, schließlich musste sich Kürbiskern auf die Schnelle eine Steilvorlage einfallen lassen, wie Snape sein Verhalten erklären konnte. ‚Schlammblut' finde ich eigentlich ein ganz furchtbares Wort, es drückt eine so richtig abgrundtiefe Verachtung aus und ist deshalb wie geschaffen für einen waschechten, konservativen Slytherin. Aber keine Sorge, der gute Snape wird es sich schon noch abgewöhnen.
Übrigens habe ich Harry Potter größtenteils auf Englisch gelesen, die deutsche Übersetzung ist einfach nicht besonders gut. Deshalb ist Hermione für mich einfach keine Hermine. Sogar meine Tochter, die die Bücher auf Deutsch hat, findet ‚Hermione' schöner und versucht sich jetzt an den englischen.
Die Story wird nicht mehr allzu lange weitergehen (das hoffe ich jedenfalls), genau damit der Witz nicht verpufft. Mein Glück ist, dass der Schluß schon steht, er ist wirklich etwas absolut außergewöhnliches und hat einen gewissen Knalleffekt. Jetzt muß ich es nur noch fertig bringen, den Bogen dorthin zu schlagen.
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Kapitel 4
Severus Snape hatte wirklich schon ruhigere Nächte erlebt, so war es eigentlich kein Wunder, dass er schon sehr früh wieder erwachte. Es gab dafür aber auch einen handfesten Grund, im Nebenraum waren nämlich Stimmen zu hören. Augenblicklich setzte er sich kerzengrade im Bett aus. Wer wagte es, in seinen eigenen Räumen eine ausgedehnte Konversation zu führen? Snape konnte sich nicht erinnern, jemanden eingeladen zu haben, also blieb nur eine Möglichkeit: Kürbiskern!
Der letzte Tag war also kein böser Traum gewesen und das Dilemma ging in die nächste Runde. Lautlos huschte Snape zur Tür und öffnete sie einen spaltweit, wenn die kleine Fee am Werke war, musste man mit dem Schlimmsten rechnen.
So auch diesmal. Das kleine Monster thronte wieder einmal auf dem Kaminsims, hatte die Hauselfen aus der Küche aufmarschieren lassen und erteilte ihnen gerade ihre Anweisungen: „Also Leute, ihr seht ja selbst, was hier los ist. Diese Schutthalde ist ein Fall für Spezialisten, da müssen echte Fachkräfte ran. Was ist, kriegt ihr das geregelt?"
Dobby, der Sprecher der Hauselfen, hüpfte mit leuchtenden Augen auf und ab. „Putzen", rief er entzückt. „Eine richtige Herausforderung! Wann dürfen Dobby und seine Freunde anfangen?"
„Sofort, wenn es sich machen lässt", entgegnete die Fee.
Das ließen sich die dienstbaren Geister nicht zweimal sagen, sie stoben in alle Richtungen auseinander, schleppten Eimer, Seife und Putzlappen heran und begannen mit der Arbeit.
„Paßt aber auf, dass ihr nichts durcheinanderbringt, dann wird der Alte nämlich echt saue..."
Ein Räuspern von der Schlafzimmertür unterbrach sie. „Morgen Severus!" Kürbiskern war, wen wunderte es, nicht im Mindesten verlegen und grinste fröhlich. „Ich habe deinen Vorschlag aufgegriffen und mich um alles gekümmert, und wenn wir gerade dabei sind", sie schnippte in Richtung der Wände, „kann hier ab sofort auch gelüftet werden."
Im nächsten Moment verfügte das Wohnzimmer über ein paar große, mit einem Fries aus Buntglas verzierte Fenster, durch die die Morgensonne hineinschien.
„Kein Grund mir zu danken, mein Lieber, in zwei Stunden hast du ein richtiges Luxusappartement."
Snape schlug die Tür zu, blinzelte ein paar Mal und riß sie dann wieder auf. Keine Veränderung, der Albtraum ging weiter, er war also wach.
„Ich – will – aber – keine – Fenster", brachte er mit mühsam unterdrücktem Zorn hervor. „Und ich verlange, dass du die Putzgeister wieder wegschickst. Sofort!"
Kürbiskern tat, als habe sie nichts gehört, sie musterte den Tränkemeister vielmehr mit interessiertem Blick. „Diesen Fetzen muß dein Großvater vor schätzungsweise achtzig Jahren beim Schlussverkauf erstanden haben", meinte sie. „Wirklich nicht gerade sehr sexy!"
„Hä?" Es war entschieden zu früh am Tag, um ihren Gedankensprüngen zu folgen.
„Ich meine dein Nachthemd in diesem hinreißend schmuddeligen Grauton."
Ein lautes Scheppern aus dem Badezimmer lenkte die Aufmerksamkeit von der Kleiderfrage ab. „Was zum..."
Als nächstes musste Snape zusehen, wie seine gründlich präparierten Kessel herausgetragen wurden, nicht nur aus dem Bad sondern gleich aus der Wohnung.
„Master Snapes Kessel sind jetzt sauber, Winky, Mitsy und Herby bringen sie in den Unterrichtsraum", piepste einer der Hauselfen geschäftig im Vorbeigehen.
„Ich glaube das einfach nicht", murmelte Snape, völlig überrumpelt. Alles ging so schnell, dass ihm nichts einfiel, wie er diesem Treiben Einhalt gebieten könnte. „Kürbiskern, du Tochter einer räudigen Banshee, hast du mir noch nicht genug angetan? Was fällt dir als nächstes ein?"
„Als nächstes kriegst du eine schöne Tasse Kaffee, aber erst, wenn hier alles picobello ist", sagte die kleine Fee. „Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, leg dich lieber noch mal hin und genieße den Morgen, es ist schließlich Sonntag. Außerdem verspreche ich dir, dass es dir gefallen wird, wenn alles fertig ist."
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Zwei Stunden später war die Wohnung tatsächlich nicht wiederzuerkennen und der Tränkemeister musste im Stillen zugeben, dass sie zum ersten mal gemütlich wirkte. Alles blitzte vor Sauberkeit, die angeschlagenen Möbelstücke waren restauriert, die Bücher und Pergamente sorgfältig in den Regalen geordnet.
„Na du alter Miesepeter, was sagst du jetzt?" Die Fee nebst dem Hauselfengeschwader warfen ihm erwartungsvolle Blicke zu.
„Es hätte schlimmer sein können", knurrte Snape.
„Meister Snape ist hochzufrieden mit eurer Arbeit", übersetzte Kürbiskern für die Hauselfen. „Solange er jetzt sein Bad nimmt, könnt ihr euch um das Schlafzimmer kümmern."
Ach ja, das Bad dräute ja auch noch, es war sogar schon eingelassen. Außerdem stand da plötzlich eine ganze Batterie von Haarshampoo und Badezusätzen neben dem Becken, ein unmissverständlicher Wink mit dem Zaunpfahl. Snape schnupperte misstrauisch an einigen der Fläschchen, doch ihm gefiel der Duft nach Zedernholz und Zitrone. Wenigstens kein so pappsüßes Zeug, nach dem Lockhart immer gestunken hatte!
Eigenartig, es war eigentlich sehr angenehm, so im heißen Wasser zu liegen, das musste er völlig vergessen haben. Verständlich, da er ja seit Jahr und Tag die Wanne für die ganzen Kessel gebraucht hatte. Genüßlich räkelte sich Snape in dem großen Becken, sogar das Haarewaschen machte fast schon Spaß, wenn man es nicht mehr über einem winzigen Waschbecken tun musste. Ohne es zu wissen, machte der Tränkemeister gerade seine ersten Erfahrungen mit dem Begriff Lebensqualität.
Eine weitere Neuerung waren große, saubere Handtücher und ein flauschiger Bademantel, Kürbiskern hatte außerdem auch ihre Drohung wahrgemacht und für eine Zahnbürste nebst einer Tube ‚Wizzard's wonder whitening' gesorgt. Suspekt, aber ausprobieren konnte man es ja, vielleicht würde er sich dadurch in Zukunft die Pfefferminzbonbons sparen können. Wenn er ehrlich war, hing ihm ihr Geschmack nämlich schon seit Jahren zum Halse heraus. Aber die Flasche mit dem Rasierwasser war dann doch entschieden des Guten zuviel, obwohl, schaden konnte es doch eigentlich nicht. Snape nahm seinen Mut zusammen, verteilte einige Tropfen davon auf seinen Wangen und kam sich fast schon verwegen vor.
Wehe, wenn die Fee auch nur eine abfällige Bemerkung darüber machte, dann würde er ihr die Flasche in den Rachen stopfen!
Kürbiskern schien aber endlich einmal rundherum zufrieden mit ihm, als er wieder zum Vorschein kam. „Du siehst ja richtig schnuckelig aus", strahlte sie. „Und geruchsmäßig kann man sich jetzt auch gefahrlos in deine Nähe wagen. Was wetten wir, dass du damit bei Hermione ein paar Punkte machst?"
Hermione! Bis gerade eben war es ihm vergönnt gewesen, nicht an sie denken zu müssen, aber jetzt schlug die ‚Gefühlskeule', wie er diesen Zauber insgeheim nannte, erneut zu. Hermione. Würde ihr diese Veränderung überhaupt auffallen? Würde er ihr damit vielleicht ein erneutes Lächeln abringen können? Seine Chancen standen nicht einmal schlecht, jedenfalls besser, als sie es jemals getan hatten. Der Tränkemeister stellte mit Erschrecken fest, dass er sich beinahe schon darauf freute, mit ihr zusammenzutreffen.
„Dann kann ich es auch gleich hinter mich bringen", sagte er und es klang viel giftiger, als er sich in Wirklichkeit fühlte.
Das Schlafzimmer war inzwischen ebenfalls runderneuert worden, geputzt, das Bett frisch bezogen und ein Fenster gab es hier jetzt auch. Das war aber nicht die einzige Überraschung, die kleine Fee hatte anscheinend auch an seiner Kleidung ein paar Veränderungen vorgenommen. So waren die ausgebeulten, angegrauten Unterhosen verschwunden und durch schwarze Slips aus weicher Baumwolle ersetzt worden. Zuerst wollte Snape deswegen den nächsten Wutanfall hinlegen, aber er musste feststellen, dass die neuen wunderbar saßen, nicht mehr rutschten und herrlich bequem waren. Mit seiner Oberbekleidung war auch irgendetwas passiert, sie war nicht neu, aber plötzlich viel weicher, und frischer roch sie auch.
Als er dann fertig angezogen dastand, merkte er auf einmal, dass er sich zum ersten mal, seit er sich erinnern konnte, an einem sonnigen Sonntagmorgen richtig wohl fühlte.
„Was ist jetzt mit dem versprochenen Kaffe?" Dieser Satz kam schon viel freundlicher heraus als geplant.
„Ich schätze, dazu gehst du am besten nach oben, es dürfte so langsam Frühstückszeit sein", meinte Kürbiskern. „Und ein kleines Stimmchen hat mir geflüstert, dass Hermione auch schon wach ist. Also ran an den Speck, ich wünsche dir viel Erfolg."
Snape wollte sich schon auf den Weg machen, dann stockte er. „Moment mal, kommst du nicht mit? Du kannst mich doch nicht mit dem Mädchen alleine lassen, ich werde mich garantiert blamieren. Vor ihr, und vor allen anderen genauso!"
„Du bist eigentlich alt genug, um so etwas alleine auf die Reihe zu kriegen", versetzte die Fee. „Ich hatte außerdem den Eindruck, dass du ganz froh bist, mich nicht ständig um die Ohren zu haben. Und ob du's glaubst oder nicht, ich habe auch noch ein paar andere Dinge zu tun, als rund um die Uhr auf dich aufzupassen." Die nackte Panik in seinem Gesichtsausdruck stimmte sie dann doch etwas milder. „Schau, so schwierig ist das nun auch wieder nicht", meinte sie. „Hast du nicht selbst gesagt, dass du schon mit ganz anderen Sachen fertiggeworden bist? Ich muß jetzt jedenfalls weg, machs gut, wir sehen uns heute Abend." Mit diesen Worten flatterte sie durch das geöffnete Fenster hinaus und war verschwunden. Zurück blieb ein sehr verunsicherter Tränkemeister, der mit seinem neuen Gefühlschaos nun zum ersten mal auf sich alleine gestellt war.
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Hermione Granger war wie meistens eine der ersten beim Frühstück, der Tag schien einfach zu schön, um ihn sinnlos im Bett zu vertrödeln. Ron, Harry und ihre anderen Freunde schliefen lieber aus und Hermione genoß die ruhigen Stunden, die sie ganz für sich alleine hatte.
Was sollte sie heute anfangen? In der Bibliothek wartete ein dicker Foliant über die Stammbäume diverser Trollsippen darauf, von ihr gelesen zu werden, aber dazu hatte sie nicht die rechte Lust. Ihre Hausaufgaben hatte sie selbstverständlich schon erledigt, aber sie könnte ja wenigstens ein paar Verwandlungszauber üben. Die Prüfungen kamen schneller als man erwartete. Wenn sie allerdings ganz ehrlich war, hatte Hermione auch dazu keine Lust, sie wollte vielmehr... ja, was denn eigentlich?
Der Anblick von Seamus und Parvati, die in diesem Moment Hand in Hand und mit strahlendem Lächeln in der Halle erschienen, versetzten ihr einen Stich. Nicht, dass sie den beiden ihr frisch verliebtes Glück geneidet hätte, aber es machte ihr wieder einmal klar, wie einsam sie eigentlich war. Freunde hatte sie durchaus, sehr gute sogar, doch etwas fehlte in ihrem Leben, und das wurde ihr immer deutlicher bewusst. Sie hatte niemanden, der sie wirklich verstand, niemanden, mit dem sie händchenhaltend am See spazieren gehen könnte, niemanden, der sie wirklich liebte. Und sie hatte niemanden, den sie auf diese Weise lieben konnte.
Ihre Altersgenossen waren ihr entweder zuwenig intelligent, die kamen für sie nicht in Frage. Oder aber, sie selbst war ihnen zu klug und sie hatten Angst vor ihr, für die kam Hermione nicht in Frage. Harry und Ron liebten sie, aber wie eine Schwester, und genau da lag der Hund begraben. Hermione wollte endlich auch einmal ein richtiges Date haben, wollte wissen, wie sich eine Umarmung anfühlte, die mehr als nur freundschaftlich gemeint war. Kurz gesagt, sie wollte sich auch einmal als Frau fühlen, und nicht immer nur als Bücherwurm, zu dem alle immer nur kamen, wenn sie ihre Hilfe benötigten. Aber solange sie hier in Hogwarts war, musste sie diese Sehnsüchte wohl begraben. Hermione seufzte und setzte, wie schon so oft, ihre Hoffnungen auf das Leben an der Universität. Ja, dort würde ihr sicher jemand begegnen, der wirklich zu ihr passte. Diese Aussicht zauberte wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht, ganz bestimmt würde ab nächstem Jahr alles anders, und vor allem, besser werden! Sie war jedenfalls fest entschlossen, sich bis dahin nicht die Laune verderben zu lassen, schließlich konnte man auch alleine am See spazieren gehen und genau das würde sie jetzt machen!
Als Snape die große Halle betrat, war Hermione gerade dabei, vom Tisch aufzustehen. Verdammt, was für ein miserables Timing! In einer Minute würde sie an ihm vorbeikommen, und wenn ihm bis dahin kein brauchbarer Grund eingefallen wäre, um mit ihr ein Gespräch anzufangen, würde er sie wohl erst am Abend wieder zu Gesicht bekommen.
Schon hatte sie den Weg nach draußen eingeschlagen und er überlegte fieberhaft. Womit begann man so eine harmlose Unterhaltung? Vielleicht mit einer Bemerkung über das Wetter? Keine Chance, dann würde sie sich im günstigsten Fall fragen, ob er an akuter Demenz leiden würde. Hogwarts gefürchteter Zaubertrankmeister machte einfach keinen Smalltalk, dafür war er nicht der Typ. Hermione allerdings genauso wenig, wie ihm im nächsten Moment klar wurde, und darüber kam ihm der rettende Einfall: „Miss Granger, haben sie jetzt gerade schon etwas Besonderes vor?"
Hermione, die ihre Schritte beschleunigt hatte, um möglichst schnell an ihm vorbeizukommen, erstarrte in ihrer Bewegung. „Nichts Spezielles, Professor Snape", stotterte sie. „Warum?"
Snape schluckte. Wie sie so vor ihm stand, das Haar von den Strahlen der Morgensonne durchglüht, bot sie einen Anblick, der einem das Herz erwärmen konnte. „Nun, weil... weil sie mich doch kürzlich nach den Zutaten des Mespolinum-Trankes gefragt hatten. Er ist, wie sie sicher wissen, sehr kompliziert und nicht ganz ungefährlich zu brauen und wird deshalb nicht im Unterricht durchgenommen."
Hermiones Augen begannen erwartungsgemäß zu glänzen und Snape beglückwünschte sich im Stillen zu seiner Geistesgegenwart. Hermione wäre nicht sie selbst, wenn sie sich von der Aussicht, etwas außerhalb des Lehrplans lernen zu dürfen, nicht ködern lassen würde.
„Zufälligerweise steht genau dieser Trank heute auf meinem Programm", führte er weiter aus, „und ich dachte mir, dass sie vielleicht Interesse hätten, mir dabei zu assistieren."
„Wirklich?" fragte sie, hin- und hergerissen zwischen Begeisterung und Ungläubigkeit. „Sie wollen tatsächlich, dass ausgerechnet ich ihnen dabei helfen soll?"
„Wer denn sonst? Ich wüsste hier niemanden, der außer ihnen so viel Talent und einen derartigen Wissensstand aufzuweisen hätte." Hermione war perplex. Er hatte ihr soeben tatsächlich eine Art Kompliment gemacht, mehr noch, er hatte sie fast schon freundlich behandelt. Schon wieder. Hermione verstand die Welt nicht mehr und hätte viel darum gegeben, zu erfahren, was plötzlich mit Snape los war. „Es wäre mir eine Freude, Professor" sagte sie dann. „Wollen sie gleich anfangen?"
„Nicht so hastig, zuerst brauchen wir ein paar Zutaten, ich war deshalb gerade auf dem Weg ins Gewächshaus. Wir müssen ein paar Yangowurzeln beschaffen und ihnen ist sicher ebenfalls bekannt, dass das alleine etwas schwierig ist. Folgen sie mir!"
Mit diesen Worten rauschte Snape schwungvoll durch das Portal hinaus ins Freie, er widerstand der Versuchung, sich nach ihr umzudrehen, doch ihre schnellen Schritte verrieten ihm, dass sie ihn tatsächlich begleitete.
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Snape fühlte sich regelrecht großartig. Er hatte es wirklich geschafft, dass Hermione freiwillig ein paar Stunden mit ihm verbringen würde, wenn auch ihr Interesse nicht seiner Person, sondern der zu bewältigenden Aufgabe galt, da machte er sich nichts vor. Vorerst war er dafür jedoch beinahe ein bisschen dankbar, denn die ganze Situation drohte ihn nach wie vor, völlig zu überfordern. Er wusste immer noch nicht, wie er mit dem in ihm tobenden Gefühlsdurcheinander aus starker Ablehnung und gleichzeitig ebensolcher Zuneigung umgehen sollte, doch hatte er immerhin schon einmal die erste Hürde genommen. Jetzt hoffte er nur noch, daß sein Zustand auch weiterhin auf einer kontrollierbaren Ebene bleiben würde, denn anderenfalls... bloß nicht daran denken!
Hermione ahnte natürlich nichts von alledem, als sie zu ihm aufschloß. „Bei Professor Sprout haben wir noch nie Yangowurzeln ausgraben dürfen", verriet sie ihm und es klang, als würde sie sich darauf freuen.
„Natürlich nicht, sie sind sehr empfindlich und auch sehr wertvoll", entgegnete Snape. „Außerdem ist es eine ziemliche Drecksarbeit. Nichts, was man einem Haufen von unfähigen Schülern anvertrauen könnte. Mit Yangowurzeln hat man, wenn man sich dafür interessiert, normalerweise erst an der Universität zu tun."
Erneut fühlte sich Hermione geschmeichelt, dass er sie anscheinend nicht dem unfähigen Haufen zurechnete, seltsam nur, dass ihm das ausgerechnet heute einfiel. Fast sieben Jahre lang hatte er auf ihr herumgehackt wo es nur ging, doch seit gestern Abend behandelte er sie plötzlich nicht mehr wie ein fleischgewordenes Ärgernis.
„Ich vermute doch stark, dass sie beabsichtigen, nach ihrer Schulzeit ihre Studien fortzusetzen", riß er sie aus ihren Gedanken. „Haben sie sich schon für ein Fach entschieden?"
„Noch nicht", meinte Hermione. „Es gibt einfach zu viele Dinge, die mich interessieren, und die ich gerne lernen würde."
„Die hohe Kunst der Zaubertränke wäre keine schlechte Wahl, sie haben Talent dafür."
Nicht zu fassen, Snape war heute sogar richtig gesprächig; langsam wurde ihr die Situation unheimlich.
Glücklicherweise hatten sie die Abteilung des Gewächshauses erreicht, in dem Schüler normalerweise nichts zu suchen hatten. Nur einmal waren sie von Professor Sprout hier hindurchgeführt worden, mit der strikten Anweisung, auch ja nichts anzufassen. Zielsicher steuerte Hermione jetzt auf eine ziemlich große Pflanze mit violett gezeichneten Blättern zu. „Yango", meinte sie, „und reif zur Ernte. Man erkennt es an der Äderung."
Snape nickte anerkennend. „Nicht schlecht, Miss Granger. Aber wissen sie auch, wie man ihre Wurzeln aus der Erde bekommt?"
„Einfach anpacken und ziehen?" Sie musterte das harmlos aussehende Gewächs. Irgendeine Besonderheit war damit, aber erstaunlicherweise kam sie nicht mehr darauf.
„Im Prinzip ja, aber man braucht zwei Paar Hände dazu", erklärte Snape. „Passen sie auf." Er trat an die Pflanze heran und im nächsten Moment kam Bewegung in die Blätter. Als würde der Yango ahnen, was ihm bevorstand, schmiegte er sein Laubwerk dicht an den Boden. So kam man unmöglich an den Strunk heran.
„Streichen sie jetzt sanft über die oberen Blätter, keine Angst, es passiert ihnen nichts."
Hermione tat wie ihr geheißen und machte dann große Augen, die Pflanze richtete sich nämlich wieder auf und schien ihren Händen entgegenzudrängen.
„Das habe ich ja noch nie erlebt, eine Pflanze, die gestreichelt werden möchte!"
Wer würde das nicht wollen, von diesen Händen, dachte Snape, doch er schaffte es, das für sich zu behalten. „Dann wollen wir mal", sagte er stattdessen, packte den Yango ganz unten am jetzt freiliegenden Stiel und begann zu ziehen. Nichts rührte sich. „Diese Biester werden auch von Jahr zu Jahr renitenter", knurrte er.
„Soll ich mit anfassen?" Hermione wartete keine Antwort ab, sie griff mit einer Hand zu und zerrte ebenfalls daran. Der Yango schien sich förmlich in der Erde festzukrallen, doch nach und nach löste er sich doch aus dem Boden.
„Vorsicht, jetzt kommt der schmutzige Teil", warnte Snape noch, als die Wurzel plötzlich hervorgeschossen kam. Sie riß dabei einen ganzen Haufen lockeres Erdreich mit sich in die Höhe, welches sich genauso explosionsartig über die beiden ergoß.
„Na ganz toll", meinte Hermione und schüttelte die nassen Schmutzklumpen von ihrer weißen Bluse. „Die furchtbare Rache des schrecklichen Yangos! Ist das jedes Mal so eine Schweinerei?"
„Meistens sogar noch schlimmer." Snape verbiß sich ein Grinsen, so ganz schaffte er es aber nicht. „Und ich habe noch eine gute Nachricht: Wir benötigen im Ganzen zehn von diesen Wurzeln."
„Hätten sie mir nicht vorher sagen können, was das für eine Schlammschlacht wird?" So komisch war die Situation eigentlich gar nicht, doch Hermione begann trotzdem zu kichern. Es hatte etwas leicht irrationales, Seite an Seite mit Snape im Gewächshaus zu stehen, an sich vehement sträubende Wurzeln zu zerren und dafür jedes mal eine Ladung nasse Erde abzubekommen. Snape fand daran auch nichts witziges, doch er fühlte sich wohl in Hermiones Gesellschaft und ihre gute Laune steckte an.
Eine gute Stunde und neun Wurzeln später hatten beide ein Bad mehr als nötig.
„Ich beginne zu verstehen, warum sie schwarze Kleidung bevorzugen, Professor", meinte Hermione mit einem Augenzwinkern und erntete dafür tatsächlich ein Lächeln. Ein echtes, ohne Spott oder Häme.
„Es hat seine Vorteile", entgegnete er. „Trotzdem ist es jedes mal überaus lästig, Yangos zu ernten." Er nahm sich einen der überall herumliegenden Körbe und verstaute ihre Ausbeute darin. „Jetzt müssen wir uns wohl beide etwas frisch machen, wäre es ihnen Recht, wenn wir dann am Nachmittag mit dem Brauen des Trankes beginnen?"
„Ob es mir Recht ist?" Hermione verschluckte sich beinahe. Was würde er wohl sagen, wenn ihr der Zeitpunkt nicht passen würde? Doch das wollte sie lieber nicht ausprobieren. „Selbstverständlich, Professor Snape", sagte sie deshalb. „Und ich finde es sehr freundlich von ihnen, dass ich dabei helfen darf!"
„Keine Ursache", meinte er, unangenehm berührt. Hauptsache, sie kam nicht auf die Idee, nach den Gründen für diese Freundlichkeit zu fragen.
Gemeinsam gingen sie zum Schloß zurück und plauderten dabei über die Zubereitung des Mespolinum-Trankes. Sie weiß wirklich erstaunlich viel, dachte Snape und merkte, dass er davon beeindruckt war. Beeindruckt vom Wissen einer Schülerin, oh ja, er war wirklich tief gesunken, doch er fühlte weder Wut noch Verachtung dabei. Vielmehr erschien es ihm ganz natürlich, als ob er mit Hermione eine Vertrautheit teilen würde, die nichts Bedrohliches an sich hatte, sondern belebend wirkte. Gehörte das etwa auch zu Kürbiskerns Fluch?
Hermione stockte plötzlich mitten im Satz und richtete ihre Aufmerksamkeit auf ein Pärchen, das in einiger Entfernung in enger Umarmung auf einer Bank saß. Dann seufzte sie ganz leise und ihre Mundwinkel zogen sich herab.
Snape musterte seinerseits die beiden Gestalten, konnte aber nicht erkennen, um wen es sich handelte. „Freunde von ihnen?" fragte er deshalb aufs Geratewohl.
„Ich weiß nicht", entgegnete sie. „keine Ahnung, wer das ist, sie sind zu weit weg."
„Und warum lassen sie sich dann von denen die Laune verderben?"
„Es ist nur, weil..."
„Weil was?"
„Ach nichts. Ist nicht weiter wichtig."
Es musste ihr sehr wohl wichtig sein und Snape hätte nur zu gerne erfahren, was da dahintersteckte. Ein weiteres „Geschenk" von Kürbiskerns Zauber. Noch während er überlegte, wie er das Thema auf unverfängliche Weise weiter verfolgen könnte, wurden sie von einer wohlbekannten Stimme unterbrochen: „Na sowas, da sieht Granger doch tatsächlich mal aus wie das, was sie ist: Ein Schlammblut!"
Draco Malfoy war neben ihnen aufgetaucht, natürlich in Begleitung der beiden Schwachköpfe Crabbe und Goyle. Er musterte Hermiones verschmutzte Kleidung mit angewidertem Blick.
In Snape rastete etwas aus, oder ein, das vermochte er später nicht mehr zu sagen. „20 Punkte Abzug für Slytherin!" Seine Stimme war mehr als eisig. „Mr. Malfoy, ich wünsche diesen Ausdruck nie wieder zu hören, auch nicht von ihnen!"
Dann nahm er die restlos verblüffte Hermione am Ellenbogen und zog sie mit sich, während Malfoy und seine Kumpanen ihnen mit offenen Mündern hinterherstarrten.
Am Schlossportal ließ er den Arm des Mädchens wieder los. „Ich erwarte sie dann am Nachmittag", sagte er knapp, wandte sich ab und verschwand mit eiligen Schritten in Richtung Dungeons.
Er kochte vor Wut, einerseits auf Malfoy, andererseits aber auch auf die kleine Fee und ihren elenden Fluch. Wie konnte er sich nur so gehen lassen? Dieser Vorfall würde ein Nachspiel haben und sich in Windeseile herumsprechen. Snape zog seinen Slytherins plötzlich Punkte ab, weil sie eine Gryffindor beleidigt hatten, das war noch nie dagewesen. Wie lange würde es wohl dauern, bis jemand die richtigen Schlüsse zog? Und das schlimmste war, Hermione würde jetzt ebenfalls Fragen stellen und er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er ihr sein Verhalten erklären sollte.
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Autor nochmal am Drücker: Ich weiß genau, was ihr jetzt alle über Snape und Hermione denkt, aber freut euch nicht zu früh, es kommt anders.
Die Beschreibung über die wundersame Verwandlung von Snape und seinem Heim hätte es eigentlich nicht so ausführlich gebraucht. Ich wollte aber, dass ihr in Zukunft genau wisst, wem ihr es zu verdanken habt, wenn Snape frisch gewaschen, wohlriechend, sauber gekleidet und mit vorzeigbarem Quartier in euren Stories auftaucht: Kürbiskern nämlich ;).
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