Kapitel 3

Als Harry am nächsten Morgen aufwachte, waren seine Gedanken immer noch bei der Begegnung vom vorherigen Tag. Einerseits hatte er die Zeit mit Blaise Zabini gemocht, andererseits fühlte er, als ob er das Vertrauen des Ordens und von Professor Dumbledor verraten würde.

Das Problem lag darin, daß er sicher war, daß sobald Dumbledor und der Orden von dem Treffen erfuhren, sie weitere Treffen verbieten würden. Wenn er darüber nachdachte, wunderte er sich, daß er noch keinen Brief erhalten hatte, der ihm weitere Treffen verbot.

Hieß es, daß er nicht mehr so stark bewacht wurde, wie im vorherigen Sommer. Oder daß Mundungus die Wache war, und wieder wegen seiner "Geschäfte" unterwegs war. Da kam ihm die Idee, daß Mundungus bestimmt über die Zabinis Bescheid wußte und die Information einfach zurückgehalten hatte um sie erst der Seite anzubieten, die dafür zahlen würde. Im nächsten Augenblick verwarf er diese Idee als komplett hirnverbrannt, denn er war sicher, daß bei all seinen Fehlern Mundungus nie den Orden verraten würde. Wobei eine skeptische Stimme in seinem Kopf ihn fragte, wie Mundungus reagieren würde, wenn er wüßte, daß dadurch kein Schaden für Harry und den Orden entstehen würde.

Harry verdrängte entschlossen diese Gedanken und begann mit seiner täglichen Routine.

Es war Nachmittag als Harry das Haus der Dursleys verließ und sich auf den Weg zum Park machte. Diesmal nahm er Zaubergeld mit, für den Fall, daß sie irgendwo hingehen würden, wo man bezahlen mußte. Harry wußte, daß er mit Zaubergeld nicht bezahlen konnte. Aber er konnte es Blaise Zabini geben, in dem Fall, wenn sie für ihn mit Muggelgeld bezahlte.

Er fühlte sich einfach besser, bei dem Gedanken für sich selbst sorgen zu können, auch wenn nur über einen Umweg.

Als er den Park erreichte, war dort niemand. Da Harry früher als besprochen gekommen war, machte er sich keinen Gedanken. Als die Zeit des Treffens vorbei und immer noch keiner da war, schluckte er seine Enttäuschung runter und setzte sich auf die Schaukel. Wobei er sich in einem bitterem ironischem Tonfall fragte.

"Idiot, seit wann glaubst du einer Slytherin"

In diesem Moment sah er eine weibliche Figur, die auf der anderen Seite den Spielplatz betrat. Sie stoppte und schaute sich um. Als sie ihn sah, winkte sie ihm fröhlich zu und ging energisch auf ihn zu. Harry stand auf und ging ihr entgegen, wobei er seine bitteren Worte von vorher völlig vergaß.

"Hallo Blaise, na endlich ausgeschlafen",

rief er fröhlich dem schwarzhaarigen Mädchen, das ihm entgegen kam, zu, wobei er mit einem ehrlichen Lächeln den Worten die Schärfe nahm.

Blaise zuckte darauf nur mit der Schulter, lächelte auch und sagte:

"Also meine Mutter sagt immer, daß das Zuspätkommen ein Privileg der Frauen ist, und da wir so wenige haben, sollten wir wenigstens diese ausnutzen. Wenn du mit mir zu tun haben willst, solltest du dich also daran gewönnen."

Dann trat sie einen Schritt zurück und schaute ihn skeptisch an. Harry wurde darauf stark seiner abgetragenen viel zu großen Hosen und T-Shirts bewußt.

Blaise sagte dann.

"Also als erstens sollten wir dein Aussehen verändern, wie viel Geld hast du denn?" "Na ja, wie ich schon Gestern erzählt habe, habe ich nur Zaubergeld. Ich habe 400 Galeonen kurz vor den Ferien abgehoben. Heute mitgenommen habe ich aber nur 200 Galeonen.",

antwortete Harry darauf.

Blaise sah ihn kurz an und meinte:

"Bei einem Kurs von 1 Galeone zu 2 Pfund wird das ohne Problem für Schuhe 2 Paar Hosen und einige T-Shirts reichen."

Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort.

"Wir sollten uns beeilen, es gibt viel zu tun."

Harry wußte zwar nicht, wieso es solange dauern würde ein Paar Sachen zu kaufen, fügte sich aber. Wobei er das Gefühl hatte, daß Proteste hier nichts genützt hätten. Offensichtlich war das Zuspätkommen nicht das einzige Privileg der Frauen.

Zwei Stunden später saß Harry in einem Sessel in einem Kleidergeschäft vor den Anprobekabinen und wartete darauf, daß seine neue Bekanntschaft ihm die 10 Kombinationen von Rock und Bluse vorführte.

Harry selbst trug eine neue blaue Jeans, ein neues graues T-Shirt und neue Sportschuhe von Adidas. Noch ein Paar Hosen, die restlichen T-Shirts und seine alten Kleiderlagen in einer Plastiktasche hielt er in seinen Händen.

Auch bemerkte er, daß Blaise unbedingt wesentlich auffälligere Sachen für ihn kaufen wollte als er es gewohnt war und sich auch größtenteils durchsetzen konnte, was wenn man seine restlichen T-Shirts durchsah offensichtlich wurde. Obwohl er gesagt hatte, daß es ihm ausreiche, daß die Hexen und Zauberer ihn anstarren, und er es nicht brauche, daß Muggel es auch noch tun. Doch Blaise antwortete fachmännisch, daß die Muggel an solche Kleidung gewohnt sind und ihn gar nicht beachten würden.

In diesem Moment kam Blaise aus der Anprobekabine. Sie hatte einen blauen kurzen Rock an, der eine großen Teil ihrer schlanken wohlproportionierten Beine zeigte. Weiter hatte sie eine weiße Bluse und ein rotes Top an.

Blaise schritt vor ihn und drehte sich langsam vor ihm, dabei fragte sie.

"Was meinst du, wie sieht's aus, oder soll ich lieber die Bluse ausziehen und das Top zu dem Rock tragen?"

Sie zog die Bluse aus und drehte sich wiederum vor ihm, diesmal aber nur im Rock und Top. Dies erlaubte Harry einen Blick auf einen netten flachen Bauch und ließ ihn die Form von zwei sehr nett anzuschauenden Brüsten erahnen, die bestimmt nicht zu groß und nicht zu klein waren. Harry war von dem Anblick, den ihm die junge Frau - definitiv eine junge Frau zu urteilen nach dem was er gerade sah - bat, total überwältigt. Er mußte erstmal schlucken, bevor er die Frage beantworten konnte.

"Ja, also du siehst gut aus, ich meine wirklich gut, super."

Und fügte nach einer kleinen Pause hinzu.

"Ich habe ganz bestimmt nichts dagegen dich darin wieder zu sehen."

Blaise lachte nur über seine Worte, auch wenn Harry bemerkte, daß ihre Wangen eine leicht rötlichen Schimmer bekommen hatten. Sie war wohl mit dem Eindruck, den sie auf Harry gemacht hatte, sehr zufrieden.

Blaise ging dann zurück in die Anprobekabine um ihre Kleidung wieder anzuziehen. Während dieser Zeit kam Harry der Gedanke, daß Blaise Zabini sich vor keiner der Schönheiten von Hogwarts zu verstecken brauchte. Dies führte zu einer nicht so schönen Erinnerung an seine Ex – fast – Freundin, Cho Chang. Cho Chang war unzweifelhaft eine der Schönheiten von Hogwarts, da war sich die männliche Population der Schule einig. Aber die beiden jungen Frauen, die er gerade verglich, hatten komplett verschiedene Charaktere und eine völlig unterschiedliche Wirkung auf Harry.

In der Nähe von Cho hatte sich Harry immer unwohl und ungelenkig gefühlt. In der Gesellschaft von Blaise fühlt er sich entspannt, da konnte er selbst sein und brauchte nicht jedes seiner Worte auf eine Goldwaage legen, und konnte ihre Gesellschaft einfach genießen.

In diesem Moment kam Blaise aus der Anprobekabine und ging zu dem Verkaufsschalter. Harry nahm das Paket mit den gekauften Sachen und seiner alter Kleidung und folgte Blaise. Hier stellte er erstaunt fest, daß Blaise nur das Top kaufte und die Bluse und den Rock zurückgelegt hatte. Harry folgte ihr aus dem Geschäft und erst hier fragte er:

"Wie kommt's, daß du nur das Top gekauft hast und den Rock und die Bluse zurückgelegt hast?" "Ich habe schon einen ähnlichen Rock und auch eine Bluse, ein neues Top kann ich dagegen gebrauchen. Die Teile kann ich sowieso nur in den Sommerferien tragen. Snape würden bestimmt die Augen ausfallen, McGonagal würde mich gleich zum Umziehen schicken und meine Klassenkameraden würden mir doch nur hinterher sabbern. Brrr, Grabe und Goyle, die einem hinterher sabbern. Nein, Danke!"

Sie schauderte bei ihren letzten Worten.

"Da kann ich dir nur zustimmen, obwohl den geschockten Snape würde ich gerne sehen. Aber sabbernde Grabe und Goyle sind definitiv abtörnend"

Antwortete Harry darauf.

Sie gingen schweigend zur nahen Bushaltestelle und nahmen den nächsten Bus nach Hause. Die Busfahrt war ereignislos und still, denn sie waren beide müde und hingen ihren Gedanken nach. Aber dies war keine unangenehme Stille, wo Personen einfach nicht wissen über was sie reden sollen, sondern eine angenehme Stille von Personen, die einfach die schweigsame Gesellschaft des Anderen genossen.

Sie waren fast am Ende ihrer Reise, als Harry der Gedanke kam, daß er seine neue Kleidung den Dursleys erklären mußte. Er entschied sich, ihnen nichts von Blaise zu erzählen, sondern zu sagen, daß Freunde ihn zum Einkaufen mitgenommen hatten und ihm das Geld gegeben haben.

Er begleitete Blaise zu dem Tor zur Villa, in der sie mit ihrer Familie wohnte, und verabschiedete sich von ihr. Sie hatten sich für den nächsten Tag wieder auf dem Spielplatz im Park verabredet.

Als Harry im Haus der Dursleys ankam, war nur seine Tante zu Hause. Als sie seine neue Kleidung sah, wollte sie gleich wissen, wo er das Geld dafür her hatte. Als Harry darauf antwortete, daß Freunde von ihm zum Einkaufen mitgenommen hatten und ihm das Geld gegeben haben, war sie nur beunruhigt, daß jemand aus der Nachbarschaft oder Bekannte von den Dursleys seine abnormalen Freunde gesehen haben. Worauf Harry ihr versicherte, daß niemand seine Freunde gesehen habe, und sie sich gleich beruhigte.

Danach beschäftigte sich Harry mit seinem Nachmittagsprojekt. Es war spät am Abend, als er sich erinnerte, daß Morgen die Zeit für seinen nächsten Brief an den Orden war. Er hatte sich immer noch entschieden, was bezüglich Blaise schreiben sollte. Wenn er überhaupt über sie schreiben sollte. In diesem Moment kam ihm die Idee, was er zu tun, oder besser gesagt zu schreiben hatte. Nachdem er dieses Problem gelöst hatte, ging Harry zu Bett und schlief ein.