Sam :)
- Kapitel 2 -
Ich klopfe leise an die Tür zu meinem Schlafzimmer.
Eine merkwürdige Geste über die ich sicher lächeln würde, wenn der Grund dafür nicht so ernst wäre.
Nachdem keine Antwort erfolgt, öffne ich sanft die Tür in der Annahme, dass Potter noch schläft.
Als ich auf das Bett sehe, erkenne ich meinen Irrtum.
Potter liegt steif wie ein Brett auf der Matratze, den Blick starr zur Decke gerichtet. Die Bettlaken, die ich zwischendurch immer wieder glatt gestrichen habe, wirkt wie aus Marmor gemeißelt. Keine weichen Wellen, sondern nur scharfe Kanten. Wie für die Ewigkeit aufgebettet.
Sein Gesicht ist starr, seine Augen leblos. Ich frage mich, ob sie schon immer so dunkel waren, denn im Moment wirken sie tiefschwarz. Seine Haut leichenblass, wie Wachs.
Seine Atmung ist so schwach, dass man sie kaum ausmacht, seine Körperhaltung wie in Totenstarre. Kein Muskel scheint sich zu bewegen. Seine Augen sind noch immer bewegungslos.
Potter sieht aus als würde er sich auf seinem Totenbett befinden.
„Mister Potter?", frage ich ruhig.
Keine Reaktion.
Ich weiß, dass ich bei der gleichen Frage auch die selbe Antwort erhalten werde. Ich überlege, was ihn zum Reden animieren könnte.
Seine Freunde.
Ungünstig nur, dass der eine tot ist und der andere ihn verachtet.
Günstig für mich, dass das Potter noch nicht weiß.
„Mister Potter? Meinen Sie nicht, dass Sie zu Ihren Freunden gehen sollten? Sie machen sich sicher bereits Sorgen", sage ich sachte und sogar ohne zu lügen, auch wenn mein Blick auf das Betttuch gerichtet ist.
Auch wenn ich nicht gelogen habe, bessert es mein Unwohlsein nicht sonderlich.
„Es wartet niemand auf mich", kommt plötzlich eine schwache Antwort, doch als ich aufsehe, sehe ich keinerlei Anzeichen dafür, dass dieser...Tote etwas gesagt hat.
„Wie kommen Sie darauf, Mister Potter?", frage ich ihn, erneut ruhig und mit neutraler Stimme.
„Hermine ist getötet wurden und ein Blick in Rons Gesicht danach sagte alles. Ich habe niemanden, der auf mich wartet", wiederholt er seine vorangegangene Behauptung und ich seufze innerlich.
Wieso muss es ihm immer so schwer gemacht werden?
Weshalb kann er einmal nicht den Tod seiner Freunde und Familie sehen?
Selbst den Mord an den Dursleys hat er durch eine Vision mitverfolgen müssen, auch wenn er einen relativ unbeschadeten Eindruck danach bei mir hinterließ, was ich mir bis jetzt nie erklären konnte.
„Was ist mit Lupin?", frage ich plötzlich, selbst überrascht, dass mir der Gedanke nicht eher kam.
Seine Augen richten sich auf mich und ich bin zutiefst beunruhigt, was ich in ihnen sehe.
Oder sollte ich besser sagen, was ich nicht sehe?
„Tot", kommt es schwach über seine Lippen und seine Augen richten sich erneut zur Decke.
Ich weiß nicht, was ich daraufhin sagen soll und schweige daher lieber.
Nach einigen Minuten, in denen er nicht einmal geblinzelt hat, unterbreche ich die Stille schließlich wieder.
„Wollen Sie einen Schlaftrank?", frage ich sachte und er nickt kurz, kaum mehr als nötig.
Ich verlasse den Raum um den benötigten Trank zu holen und kehre schnell wieder zurück.
Traurig sehe ich kurz auf ihn herab. Fast hatte ich gehofft, er wäre aus dem Bett gesprungen.
Die Leiche liegt noch immer auf der Bahre.
„Trink", sage ich ruhig und ohne eines Blicks darauf zu werfen, schluckt er den gesamten Inhalt.
Als seine Augen zufallen, habe ich den Verdacht, dass er gehofft hat, es wäre Gift.
„Fühlen Sie sich besser?", frage ich, als er am nächsten Tag in das Wohnzimmer kommt.
Als ich aufblicke, landet das gelesene Buch unbeachtet in meinem Schoß, zu überrascht bin ich von seiner Erscheinung.
Wie hätte ich denken können, dass er nicht glänzen könnte?
In neuen Roben steht er in der Tür, seine frischgewaschenen Haare wirken fast lebendig. Seine Haut glänzt wieder und es ist, als wäre er nie in den letzten Kampf gegangen.
„Ja, vielen Dank, Professor Snape", erwidert er ruhig und lächelt mich dankend an. Ein Lächeln, dass seine Augen erreicht.
Mir wäre es lieber gewesen, es wäre nicht so gewesen, denn so hätte man noch sehen können, dass dies nur eine Maske ist.
Doch scheint, als hätte Potter schon auf zu vielen Maskenbällen getanzt als das sich auch nur ein Fehler in seiner Verkleidung zeigen würde.
Wann war der Junge ein so guter Schauspieler geworden?
„Ich werde dann mal nach oben gehen, Sir. Ich denke, ich werde bereits erwartet", fährt er fort und abwesend nicke ich.
Als sich die Tür hinter ihm schließt, schaue ich ihm nachdenklich und betrübt nach.
Wo war das verzweifelte...Kind, das ich auf dem Schlachtfeld erlebt habe?
Wo ist dieser todessehnsüchtige Mensch geblieben?
Und dann fallen mir seine Worte noch einmal ein.
„Ich werde bereits erwartet."
Und plötzlich verstand ich, welche Verkleidung er sich angezogen hatte.
Der-Junge, nein, Mann-der-lebt, die letzte Hoffnung muss auch jetzt, wo er selbst bereits zerbrochen ist, andere heilen.
Muss der Öffentlichkeit das zeigen, was sie von ihm nun brauchen und erwarten.
Einen strahlenden Sieger.
Den Held in goldener Rüstung, den es nicht gibt.
Doch keiner sieht es, niemand hat ihn nach seinem Sieg auf dem Schlachtfeld erlebt, außer ich.
Niemand hat dieses zerbrechliche Kind gesehen, dass bereits gestorben war.
Und niemand wird es sehen wollen und Potter ist das bewusst.
Er kennt seine Rolle in der Welt.
Hat sie erneut aufgeschrieben bekommen, ohne selbst zu wählen.
Der goldene Junge.
Nicht alles was glänzt, ist Gold.
Ich denke, wir hätten schon vor Jahren versuchen können, dass Gold abzukratzen.
Wie viel wäre damals noch übrig geblieben?
Wie viel ist jetzt noch davon vorhanden bis man auf den Kern stößt?
Würde er schwarz sein?
Bereits seit Jahren gestorben?
Ich frage mich, wie viel von dem Jungen seine Maske ist und ob ihn überhaupt jemand ohne kennt.
Ich weiß wie blass ich aussehen muss, wie meine Augen vor sich hin starren ohne wirklich zu sehen. Wenn Albus jetzt hereinkommen würde, würde er sicher fragen, ob jemand gestorben ist. Ein Tod, von dem er noch nichts wüsste.
„Ja."
Dann würde er mich fragend ansehen, ein bereits trauriger Ausdruck über dem Gesicht. Er würde wissen wollen, wer gestorben ist.
„Harry Potter."
Ich kann mir genau vorstellen, wie Albus entsetzt zu mir gesehen hätte.
Versucht hätte zu begreifen, wie Potter plötzlich hätte sterben können, wo er doch in Sicherheit hier, bei mir, ist. „Harry?", hätte er gefragt, den Namen wiederholt, um sicher zu gehen, dass wir von seinem geliebten Jungen reden. Der wichtigsten Person des Krieges.
„Ja, Harry", wiederhole ich und verstumme dann kurz.
„Und wir haben es noch nicht einmal bemerkt."
Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die mir reviewt haben, ihr seit die besten....aber bitte seit nicht böse, dass heute keine Kommentare beiliegen, aber ich habe noch einiges zu tun..sorry. Ich hoffe, das nächste Mal steht wieder mehr darunter :)
Bye, Sam (und bitte seit so lieb und reviewt dennochganzliebschaut eure Meinung ist nämlich sehr wichtig :))
