Disclaimer:

Alles, was nicht Eigentum von Joanne K. Rowling ist, gehört Quillitch und ihrer Fanfic „Hand-me-down Clothes". Dies ist nur eine Übersetzung. Mir gehört absolut gar nichts.


Kapitel Neun: Adoption und Feuerrote Drachen

Sein verdammter Vogel, er war verärgert! Oh ja, er gab ihm definitiv den bösen Blick, dieser lächerliche, taugenichtige Plagegeist von einem Pfau...

Severus Snape blickte den Vogel, der nahe der Tür hockte, finster an und drehte ihm dann den Rücken zu. Er verlagerte das Gleichgewicht auf den anderen Fuß, verknotete seine Hände ruhelos umeinander und wartete ungeduldig darauf, von dem silberhaarigen Mann bemerkt zu werden. Vor ihm saß Dumbledore an einem ovalen Schreibtisch, welcher mit verschiedenen Papierfetzen und einer Muggelzeitung bedeckt war. Seit fünf Minuten versuchte Severus sie verkehrt herum zu lesen, da Dumbledore drin vertieft war, einen Brief zu schreiben und bis jetzt hatte er noch keine Anstalten gemacht, dass er wusste, dass Severus hier war.

Gerade als er dies dachte, legte der Schulleiter seine Feder und Tinte zur Seite, rollte und versiegelte den Brief und sah zu ihm auf.

„Ah, Severus Snape."

Wenn das nicht genug war, um Severus nervös zu machen. Der Mann bat ihn nicht sich zu setzen, bat ihm keinen Tee oder gar ein Sherbert Zitrone an. Oh, er streckte wirklich wirklich tief in der Scheiße.

„Hast du etwas zu sagen?", fragte Dumbledore mit einer gehobenen Augenbraue und ohne ein Funkeln in den Augen.

Severus biss die Zähne zusammen.

„Nein" fauchte er. Als er sah, wie sich die Augenbraue wieder senkte, fügte er hinzu: „Sir."

Dumbledore seufzte und sein erschöpfter Tonfall klang wie der, den eine Mutter für ihre unartigen Kinder verwendet. Severus hörte dies und schnitt eine Grimasse.

„Wenn du dich wie ein schmollender Schuljunge aufführst, Severus, dann werde ich dich so behandeln" warnte Albus, der die erstaunliche Fähigkeit besaß, direkt in die Gedanken anderer sehen zu können.

Mit einem unbehaglichen Gefühl im Magen verlagerte Severus sein Gewicht auf seinen anderen Fuß und versuchte seinen Geist zu leeren. Er erwartete nie ernsthaft gegen Dumbledore ein Duell in Legilimentik zu gewinnen – etwas an dem Mann machte einen unglaublich offen. Vielleicht war es dieses verdammte Funkeln – da war es schon wieder, als ob der Mann seine Gedanken amüsant fand, ihn amüsant fand! Das war eine Beleidigung gegen den ganzen Slytherin-Kern seiner Existenz!

„Oh, Severus" sagte Albus und gluckste leise. „Das muss aufhören."

„Was?", rief er.

Dumbledore schaute ihn nur an und aus irgendeinem Grund fühlte sich Snape ein wenig beschämt, was ihn endlos wurmte.

„Harry ist nicht James", sagte Dumbledore deutlich.

„Er hätte mich beinahe getäuscht", murmelte Snape.

„Du täuschst dich selbst" sagte der Schulleiter. „Du wirst keinen Frieden für deine schmerzlichen Erinnerungen finden, indem du Harry tyrannisierst. Es wäre viel besser, wenn du dich mit dem Jungen anfreundest-"

„Bist du wahnsinnig?", unterbrach Severus mit herausquellenden Augen.

„Ich glaube zu dieser Frage haben sich bereits einige Parteien geäußert" antwortete Albus ernst, „aber was diese Sache betrifft kann ich dir versichern, dass ich komplett bei Verstand bin... denke ich."

„Ich werde mich mit dem Jungen nicht anfreunden!" schnappte Severus.

„Nein?", sagte Dumbledore, während er seine Fingerkuppen aufeinander legte und sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Seine hellblauen Augen waren intensiv auf Snapes gerichtet.

„Nein!" rief Severus entschlossen.

Dumbledore machte ein vages Geräusch in der Kehle.

„Nein" sagte Snape wieder, jedoch klang er ein wenig unsicher.

Ein weiteres vages Geräusch und eine leichte Drehung des Kopfes. Snape begann, verzweifelt zu werden.

„Ich hasse den Jungen!"

„Tsk!", sagte Dumbledore. „Du kennst den Jungen nicht!"

„Ich weiß, ich hasse ihn. Er ist genau wie sein-"

„Er ist nicht genau wie sein Vater, aber! Du kannst das gar nicht wissen, weil du den Jungen nicht kennst."

„Und ich habe kein Interesse daran" schnarrte Snape. Er fragte sich, ob er das Fenster erreichen konnte, wenn er rannte – außer natürlich der alte Spinner hatte die Fenster zugenagelt.

„Nein?", fragte Dumbledore wieder, diesmal mit einer winzigen Portion Neugier.

Nein!" sagte Snape und zuckte zusammen.

„Wie du wünschst" sagte Dumbledore ruhig und wartete.

„Ich wünsche es!", rief Snape wütend.

„Was wünschst du?"

„Zu gehen!"

„Wie du wünschst. Würde es dir etwas ausmachen, für eine Stunde nach dem Mittagessen auf Harry aufzupassen? Ich fürchte, ich bin schrecklich beschäftigt."

„Ja ja, sicher!" zischte Severus. Er wollte nur so schnell wie möglich die Flucht ergreifen.

„Gut, gut. Ich entschuldige mich, deine Zeit beansprucht zu haben."

„Uh", sagte Severus. Nun war er komplett verwirrt. Dumbledore entschuldigte sich? Er schüttelte den Kopf und drehte sich verdattert zum Gehen um.

„Oh, nur eines noch, Severus" rief Dumbledore fröhlich. Snape hielt mitten in der Bewegung nach dem Türgriff inne. Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse aus gefälliger Zufriedenheit und wandte sich zurück, um zu sehen, wie sich zwei stahlgraue, stechende Augen in die seinen bohrten.

„Eine harsche Bewegung oder Bemerkung zu Harry und die Konsequenzen werden mehr als schrecklich sein. Lausche meinen Worten aufmerksam, Severus, da ich in Bezug auf dieses Thema nicht ‚herumalbere'. Verletze den Jungen, und ich werde dich verletzen. Verstanden?"

Severus nickte wortlos.

„Gut" Dumbledore lächelte gutmütig. „Hab eine schöne Zeit heute Nachmittag!"

Und Severus Snape ging. Ungefähr drei Stufen weiter unter im Korridor, fing er an zu brüllen.


„...Und dann bin ich umgedreht und bin zurück Richtung Opa gerast, richtig schnell und Opa hat gelacht, aber Mrs McGonagall ist zur Seite gesprungen und Madame Hooch ist auf und ab gehüpft, richtig begeistert und-"

„Harry" unterbrach Mrs Figg.

„Ja, Mrs Figg?"

„Ich nehme an, du fliegst gern?"

„Ja! Es ist großartig! Ich kann-"

„Gut, gut, aber denkst du, du könntest mich zu Duh- Großvater bringen, damit ich ihn sprechen kann?"

„Oh, okay." Harry sah ein wenig enttäuscht aus. Sie standen im Foyer und Mrs Figg, die zur Abwechslung mal wieder eine Robe trug, anstatt dieser grauenhaft unbequemen und engen Muggel-Kleider, bemerkte anerkennend Harrys Klamotten- und Verhaltensänderung.

„Ich bin auch hier, um dich zu sehen, Harry, aber ich muss erst mit Großvater über etwas sehr wichtiges sprechen", erklärte sie. Ihre Worte glätteten die Falten auf seiner Stirn.

„Okay" Harry lächelte. „Er ist in seinem Büro. Er hat mich geschickt, um an die Tür zu gehen." Er hob die Brust, und fühlte sich offensichtlich sehr wichtig. Mrs Figg versteckte ihr Lächeln und schnitt dann eine Grimasse, als sie begannen, die Treppe hochzusteigen, die zu einer anderen Treppe führte, die, wie sie sich jetzt erinnerte, zu einer weiteren Treppe führte. Verdammt, was für eine verfluchte Schule.

Einige Zeit später erreichten sie den Wasserspeier, der Dumbledores Büro bewachte. Sofort als der Wasserspeier Harry erblickte, zwinkerte er und hüpfte zur Seite. Im selben Moment öffnete Dumbledore die Bürotür, um von oben auf sie herunter zu blicken.

„Ich habe schon begonnen mich zu fragen, was dich aufgehalten hat" sagte er. Seine Gestalt wurde von dem Licht im Zimmer hinter ihm erleuchtet.

Im Flüsterton murmelte Mrs Figg etwas, das unverzeihlich gewesen wäre, hätte Harry sie verstanden. Klein-Harry jedoch sah ein wenig bedrückt aus wegen der Verspätung.

„Was bringt dich zu mir, Arabella?" fragte Dumbledore höflich und bat ihr einen Stuhl vor seinem Schreibtisch an. Sie setzte sich mit einem erleichterten Seufzer, bevor sie ihn mit einem Blick durchbohrte, mit dem man Farbe abblättern könnte.

„Wie lange genau hast du geplant zu warten?"

„Warten?"

„Bis du das Ministerium informierst!", schnappte Mrs Figg.

„Oh, das" sagte Albus, als wäre es etwas, das ihm gerade entfallen war.

„Ja, das!" Mrs Figg warf ihm einen bitterbösen, verärgerten Blick zu.

„Möchtest du Tee?"

Albus! Der Minister kommt – heute! Er ist vor Wut an die Decke gesprungen, als er es gehört hat! Dumbledore, du Narr!"

„Jetzt Arabella" protestierte der soeben beschimpfte Mann sanft.

„Er wird Harry wegbringen! Idiot!", bellte Mrs Figg. Sie sah nun wirklich sehr wütend aus.

Vom Fensterplatz war ein leiser Schluchzer zu vernehmen. Beide Erwachsenen drehten sich um und sahen einen überaus verängstigen Harry.

„Ich wusste das ist es, warum du gekommen bist!" weinte Harry. „Ich werde weggeholt!"

Dumbledore blickte zu Mrs Figg und dann zurück zu Harry, bevor er deutlich sprach:

„Nein, Harry. Ich werde es nicht erlauben, dass man dich wegbringt."

Mrs Figgs Lippen verzogen sich und sie gab einen verächtlichen Laut von sich. Es war klar, dass sie glaubte, Dumbledore mache dem Jungen falsche Hoffnungen. Harry hörte und verstand sie.

„Du hast es versprochen!" Harry fühlte sich verraten. „Du hast es versprochen! Du hast mir dein Wort gegeben, du hast gesagt: ‚Niemals nie nie'!"

Albus Dumbledore ging zügig zu Harry herüber und kniete sich vor den kleinen Jungen. Er umfasste Harrys Schultern, sah ihm in die Augen und sprach mit all seinem Herzen.

„Harry, ich schwöre dir, mein Versprechen steht, und es wird nicht gebrochen. Der Minister wird dich nicht von mir wegholen können. Ich werde das niemals, nie erlauben. Glaubst du mir?"

Harrys smaragdgrüne Augen tränten und er hatte furchtbare Angst, dass er zu den Dursleys zurück musste. Wieder dorthin zurück, wo her unerwünscht und unglücklich war, in einem Schrank lebte, Klamotten aus zweiter Hand trug und vor allem, nicht geliebt wurde.

„Harry" flüsterte Dumbledore mit einer Träne im Auge. Was auch immer er in Harrys Augen sah, tat ihm weh. „Ich liebe dich, Kind."

Einen Moment lang herrschte angespanntes Schweigen. Dann atmete Harry tief durch, um seine Tränen zu schlucken. „Bitte, lass sie mich nicht fortbringen, Opa."

„Niemals in einer Millionen Jahren, Harry" sagte Dumbledore mit leuchtenden Augen. Sein Gesicht hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen.

Auf Harrys Gesicht zeigte ein zögerndes, kleines Lächeln und für Dumbledore war es der herrlichste Sonnenstrahl auf der Welt. Der alte Mann hob die Hand, um ihm eine Träne wegzuwischen und Harry flog in seine Arme.

„Oh, danke Großvater, danke, danke!" sagte Klein Harry Potter. Er glaubte noch immer, dass jedes Glück ein Gefallen und kein Geschenk war. Liebe und Freude waren etwas völlig neues für ihn.

„Shhh, mein lieber Junge, du brachst dich nicht zu bedanken. Bin ich nicht dein Großvater?" Während er das sagte, ging ihm ein Licht auf. „Natürlich!", flüsterte er aufgeregt. „Harry, wie wäre es, wenn du mein richtiger Enkel werden würdest?"

Harry hob neugierig seinen Kopf. „Bin ich das nicht schon?", fragte er.

„Ja, ja, aber ich meine sowohl namentlich, als auch urkundlich?"

„Oh, nein, Albus" sagte Mrs Figg. „Hast du den Verstand verloren?"

„Nicht in diesem Fall, nein", sagte Dumbledore. Er stand auf und fragte sich, ob mit seinem Schnurrbart heute etwas nicht stimmte, etwas, dass ihn seltsamer als sonst aussehen ließ.

„Ich versteh nicht" sagte Harry.

„Würdest du gerne adoptiert werden, Harry?" fragte Dumbledore sehr ernst, obwohl er breit grinste.

„Adoptiert?", sagte Harry und sah beunruhigt aus. „Von wen?

„Von wem" korrigierte Mrs Figg und klang dabei erstaunlich ähnlich wie Mrs McGonagall.

„Von mir natürlich!", lachte Albus. „An wen hast du denn gedacht?"

„Du? Du willst mich adoptieren?", fragte Harry.

„Wenn du..." Dumbledore hielt inne. „Denkst du das ist eine gute Idee?"

„Ich denke, das ist eine wundervolle Idee!", rief Harry. Er sprang auf Dumbledores Schoß, als der Schulleiter seinen Platz einnahm. „Kannst du das?"

„Ich sehe keinen Grund, warum ich es nicht kann" strahlte Dumbledore.

„Dumbledore" sagte Mrs Figg sauer. „Das Ministerium wird dir nie erlauben den Jungen-der-lebt zu adoptieren."

„Oh doch, das werden sie", widersprach Dumbledore ruhig.

„Oh nein, sie-" Figg machte eine Pause. „Dumbledore, er ist-"

„Und ich bin Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore."

Das Wortgefecht war beendet. Mrs Figg, die Ex-Aurorin, kam nach stiller Überlegung zu dem Schluss, dass Dumbledore recht hatte: Das Ministerium würde dem mächtigsten guten Zauberer auf der Welt nicht verwehren, einen kleinen Jungen zu adoptieren. Vor allem wenn Dumbledore das tat, würde sich der Minister vor Angst in die Hose machen.

„Was geschehen ist, ist geschehen." sagte sie nach einiger Zeit leise. „Ich wünsche euch beiden alles Glück auf Erden. Vergiss nicht, mir zu schreiben, Harry Potter-Dumbledore."

„Müssen Sie schon gehen?", fragte Harry traurig.

„Ich muss, der Minister könnte jeden Augenblick eintreffen und ich darf nicht gesehen werden, wie ich euch ‚vorgewarnt' habe."

„Ich verstehe, Arabella" sagte Dumbledore nickend. Seine blauen Augen funkelten, als er sie anlächelte. „Vielen Dank."

„Es wäre nicht nötig gewesen, wenn du nur den Minister informiert hättest" murmelte sie leise. Ihre Laune sank bei dem Gedanken diese ganzen Treppen wieder runter laufen zu müssen.

„Erlaube Fawkes" bot Dumbledore ihr höflich an. Mit großer Erleichterung mied Mrs Figg die Treppen und verschwand stattdessen in einer spektakulären Feuerflamme.

„Ich nehme an, er tat das um dich zu beeindrucken" sagte Dumbledore und sah herunter zu einem schwer beeindruckten Harry.

„Wird sie sich verbrennen?", fragte ein besorgter Harry.

„Nein" sagte Dumbledore überzeugt.

„Werde ich wirklich deinen Namen bekommen?"

„Du kannst meinen Namen annehmen, wenn du es wünschst."

„Ich wünsche es!", sagte Harry glücklich und seine Worte erinnerten Dumbledore sofort an jemand anderen.

„Ah" sagte der weise Mann. „Ich habe heute Nachmittag viel zu tun, Harry. Macht es dir etwas aus, wenn einer der anderen Lehrer auf dich aufpasst?"

Harry dachte darüber nach. „Ich komme zum Tee wieder zu dir zurück?"

„Oh, sicher!", sagte Dumbledore. „Es ist nur für den Nachmittag, Harry."

Harry nickte feierlich seine Zustimmung, gerade als Dumbledores Bürotür aufgerissen wurde.

„Hallo, Severus" sagte Dumbledore ohne aufzublicken. Harrys Gesicht war das Abbild seines bevorstehenden Schicksals - er war solch ein schlauer Junge. „Es gab eine kleine Planänderung-"


Cornelius Fudge, Zaubereiminister und Träger eines Orden des Merlin Erster Klasse, war außer Atem. (Um die Wahrheit zu sagen: sein Orden des Merlin kam mit dem Amt des Ministers, außer natürlich man hatte bereits einen – wie Dumbledore). Er war verärgert und aus der Puste, jedoch sicherlich nicht in der Lage Häuser umzupusten. Es hatte gerade begonnen zu regnen - dicker schwerer Regen aus Sommergewittern. Zu allem Überfluss donnerte es. Wenn es etwas gab, was Fudge mehr Angst einjagte als Du-weißt-schon-wer und Muggel-Clowns, dann waren es Gewitter.

Die Wolken, graue und schwarze Furien, zogen über seinem Kopf hinweg. Regen prasselte in einem Winkel herunter, der dazu bestimmt war, in jede mögliche Lücke seines sogenannten wasserdichten Umhangs einzudringen und trotz seiner besten Versuche einen Wasserabweisenden Zauber zustande zu bringen, war er tief durchnässt. Ein Donnerschlag teilte den Himmel und der Minister rettete sich unbeholfen unter einen Baum. Ein gezackter Blitz entflammte über dem Verbotenen Wald und etwas raschelte in den Blättern über ihm...

Es gab noch nie einen unglücklicheren Zauberminister.

Als er endlich die Großen Türen von Hogwarts erreichte, nachdem er die letzten Meter in gebückten Sprint zurückgelegt hatte, sah er ziemlich heruntergekommen aus. Er stand triefnass und deprimiert in der Eingangshalle. Er war wütend auf Dumbledore und wünschte sich, er hätte daran gedacht einen Floh-Zugang zu beantragen (der nur für VIPs und in Notfällen genehmigt war).

Ein Wärme-Zauber war ineffektiv und ein Trocken-Zauber hatte keine Chance gegen seinen Berg von durchnässter Kleidung. Er sah sich nach jemandem um, an dem er seinen Unmut auslassen konnte: in der Ferne schritt jemand mit einem schwebenden Stapel Bücher neben sich durch einen schlecht beleuchteten Korridor.

„Sie da!", rief er. Als die Person sich umdrehte, erkannte er, dass er auf die hochnäsige stellvertretende Schulleiterin mit der scharfen Zunge zeigte. „Sagen Sie Dumbledore, dass ich gekommen bin, um ihn zu sprechen."

„Der Schulleiter erwartet Sie" antwortete Professor McGonagall gelassen. „Sie können direkt nach oben gehen." Und ohne ein weiteres Wort oder eine weitere Geste schwebte sie davon.

„Der Schulleiter erwartet Sie" ahmte er sie spöttisch und genervt nach, seine üblich umgängliche Art fehlend.

Er brauchte eine halbe Stunde, um die Treppen zu Dumbledores Büro hochzusteigen. Seine Klamotten trockneten ihm mühsam auf der Haut und er konnte spüren, wie sich seine Zehen kringelten wie getrocknete Datteln. Sein Haar war kraus. „Oh, wenn ich in Dumbledore Büro komme-" drohte er flüsternd „Oh Junge, er wird das bereuen, oh ja..."


Eine halbe Stunde früher: Pragmon Pope Rechtsanwälte Seit 312 v.Chr.

„Dumbledore, alter Freund! Nun, das ist eine angenehme Überraschung!"

„Hallo, Theoros Pragmon" grüßte Dumbledore freundlich.

„Geschäftlich oder Privat, alter Knabe?"

„Ich fürchte, der Grund meines Anrufs ist geschäftlich."

„Ah, ja, uh-hm, natürlich, einen Moment." Theoros Pragmons runzliger Kopf verschwand aus dem Feuer. Der alte Mann wandelte schon solange auf dieser Erde, dass die meisten Leute sich daran erinnerten ihre Großeltern von ihm erzählen zu hören. Albus kannte ihn natürlich auch schon länger.

Es waren einige verwirrte Stimmen aus dem Feuer zu hören. Es schien, als ob einer von Pragmons jüngeren Enkeln gegen die plötzliche und unerklärte Absage der Nachmittagstermine protestierte.

Theoros erster und einziger Sohn, Dikastes Pragmon, unterbrach die Proteste seines fünften Sohnes. Seine tiefe Stimme, die Geduld und Weisheit verbreitete, konnte vernommen werden. Offensichtlich musste die berühmte Diplomatie der Pragmon Popes noch an diesen jungen, ungestümen Neuling weitergegeben werden.

Das Pragmon Pope Rechtsanwälte war ein sehr altes Unternehmen mit einem exzellenten Ruf. Um sich ihre Dienste leisten zu können, brauchte man viel Vermögen und soziales Ansehen. Dumbledore besaß beide dieser erforderlichen Voraussetzungen, hatte es jedoch nicht nötig diese in Anspruch zu nehmen.

Vor langer Zeit hatte Theoros Pragmon einige unkluge Geschäftsentscheidungen getroffen, nachdem er nach dem Tod seines Vaters plötzlich und unerwartet Kontrolle über das Familienunternehmen erhielt. (Sein Vater starb einen natürlichen Tod - reiche und mächtige Anwälte wurden selten ermordet – es galt als unprofessionell)

Nur dank Dumbledore blieb der Betrieb und die Ehre des Familiennamens intakt. Theoros stand nun wieder fest auf der guten Seite und es gab eine unausgesprochene Vereinbarung, dass Dumbledore und jeder Erbe, den er jemals hervorbringen würde, die Dienste der Pragmon Pope Rechtsanwälte beanspruchen konnte, wenn er sie benötigt.

Theoros und sein Sohn Dikastes und dessen ältester Sohn Trygaius (und eines Tages dessen ältester Sohn) waren sich alle still und respektvoll dieser unausgesprochenen Abmachung bewusst. Die Einigung funktionierte in beiden Richtungen: Jedes Projekt, das von dem großen Albus Dumbledore unterstützt wird, profitierte gewaltig von dem Ansehen, den das vereinte. Egal wie geheim seine Aufträge waren – Dumbledore ließ gelegentlich die Information der Zusammenarbeit mit Pragmon durchsickern, als unerwähnte Belohnung dafür, dass sie Aufgaben für ihn erledigten, ohne einen Schimmer zu haben, worum es geht.

Ja, es war vielleicht verwirrend, doch Albus Dumbledore hatte mehrere dieser Vereinbarungen innerhalb der Magischen und Nicht-Magischen Gesellschaft: Sie waren der Schlüssel zu seiner Macht und seinem riesigen Netzwerk von Informanten, obwohl er das nicht ganz so sah.

„In Ordnung!" sagte Theoros. Sein Kopf erschien wieder in den grünen Flammen. „Ich bin sofort da."

„Exzellent" strahlte Dumbledore. „Meinen Dank."


„Was werden wir machen, Mr. Snape?", fragte Harry schnaufend, als er versuchte mit den schnellen Schritten des Mannes mitzuhalten.

„Machen?", erklang die knurrende Antwort, „Ich sag dir, was ich machen werde. Ich werde dich von der Spitze des Astronomieturms werfen, wenn du nicht aufhörst kindische Fragen zu stellen!"

Harry kicherte. „Sie sind lustig." Er lächelte zu dem überraschten Gesicht über ihm hoch. Snape sah angewidert aus. „Schwachkopf" murmelte er leise. Harry hörte es nicht; sie hatten gerade einen Raum betreten, den er noch nie gesehen hatte. Es sah mehr nach einer Höhle aus: dunkel und düster, aber mit den faszinierernsten Dingen im Inneren. Tische mit leeren Holzhockern füllten mehr als die Hälfte des Platzes. Riesige schwarze Kochtöpfe standen auf jedem Arbeitsplatz und Reagenzgläser und Flaschen voller seltsamer und leicht ekliger Dinge standen in wackligen Regalen, die die Wände säumten. Es war das Lieblingsversteck eines jeden kleinen Jungen. Mit Schatten, in denen man sich verstecken konnte und schmuddlig aussehenden Substanzen in Töpfen – ein Platz an dem man Kämpfe fechten und Zaubertränke zubereiten konnte, um die Welt vor Mr. Hyde zu retten. Als ein weiteres Plus, und es war ein großes Plus, konnte er, wenn er hungrig wurde, Mr. Snape mit seinen Kuchen helfen. Harry liebte Kuchen; er hatte in der letzten Woche hier mehr davon gegessen als in den letzten sechs Jahren bei den Dursleys, was allerdings nicht hieß, dass er hier verzogen wurde mit Süßigkeiten.

„Ich habe einen Zaubertrank zu brauen" sagte Snape mit gekräuselten Lippen. „Du wirst dieses Klassenzimmer nicht verlassen und dich selbst unterhalten, leise! Verstanden, Welpe?"

„Ja, Sir!" sagte Harry, der bereits an das fürchterliche Gefecht dachte, das er gegen den riesigen feuerspeienden Drachen kämpfen wird, der momentan im hinteren Teil der Höhle lebte.

Einige Zeit später hatte Harry bereits vergessen leise zu sein und veranstaltete gerade ein ziemliches Tohuwabohu, indem er Kessel und Tische umstieß, als gegen seinen Drachen mit dem Bein eines kaputten Stuhls kämpfte.

„Zurück! Zurück sagte ich!" brüllte er und schwang sein langes, unhandliches Schwert. Es ertönte ein überdurchschnittlich lautes Krachen, als er ein wackliges Regal traf und es umfiel. Sechs Flaschen voller Zaubertrank-Zutaten zerbarsten, als sie auf dem Boden aufschlugen und sich die Luft mit ungesunden Dämpfen und seltsamen Farben füllte. Mehrere Explosionen folgten, als sich die Zutaten vermischten und neue, übler riechende Verbindungen entstanden. Harry, der sich zuerst erschrocken hatte, entschied es war die Heimtückische Hexe, die für Ablenkung gesorgt hatte, damit der purpurrote Drache ihn fressen konnte. Er fing wieder ernsthaft an, sein Schwert zu schwingen, „Niemals! Du wirst mich nie besiegen! Hörst du, niemals!" rief er, um den Siegesschrei eines edlen Ritters bestmöglichst nachzuahmen, als er plötzlich von den Füßen gehoben wurde und frei über dem Boden hing. Er sah auf und blickte überrascht in Mr. Snapes purpurrotes Gesicht. „Hallo, Sir." Er lächelte gewinnend, während ihm eine leise Stimme in ihm sagte, dass er das Regal vielleicht nicht hätte zerbrechen sollen.

„Ich sir dich gleich!" zischte Snape und sah bedenklich wütend aus. Für Harry sah es eher so aus, als hätte er sich verschluckt.

„Wasser hilft" sagte er freundlich.

„Das weiß ich" schnappte Snape. Er dachte, Harry würde von dem Gemisch aus Zaubertränken sprechen, die den Boden des Klassenzimmers bedeckten: Er packte den Jungen fester am Kragen, doch plötzlich hallte bedrohlich eine Stimme durch seinen Kopf. Eine harsche Bewegung... nur eine harsche Bewegung oder Bemerkung zu Harry... Verletze den Jungen und ich werde dich verletzen. Er setzte Harry vorsichtig ab. „Verdammt!"


Cornelius Fudge schlug die Tür zu Dumbledores Büro auf. Er konnte innen das Gemurmel von Stimmen vernehmen und hatte große Freude an der Tatsache, dass er als Zaubereiminister der Person oder den Personen rechtsmäßig befehlen konnte, zu gehen.

„Guten Tag, Cornelius" sagte Dumbledore ohne auch nur in seine Richtung zu blicken. Er saß hinter seinem Schreibtisch, aber neben ihm, neben ihm saß Theoros Pragmon!

„Dumbledore, Sie und ich müssen uns unterhalten – allein" sagte Fudge und versuchte selbstsicher dreinzublicken, obwohl er wusste, dass er unordentlich, nass und ungekämmt aussah.

„Sir Dumbledore hat um meine Anwesenheit gebeten" sagte Pragmon, dessen fesch gebügelter Umhang aus das-Beste-was-es-gibt Material nur als scharfer Kontrast zu Fudges Umhang diente.

„Dann kann Sir Dumbledore Ihren auch sagen, wieder zu gehen!", sagte Fudge grob. Sein Tag war nicht gut verlaufen und jetzt musste der Idiot auch noch Dumbledores Ritterwürde ins Spiel bringen.

„Wir sprachen gerade über Harry" unterbrach Dumbledore ruhig. Er beobachtete mit höflichem Interesse Fudges Reaktion.

„Harry Potter!" rief der Minister.

„Ja" sagte Dumbledore „Ich werde ihn adoptieren."

Fudge lachte.

Das war ein Fehler.

Fünf Minuten später war er nie mehr überzeugt, dass es eine gute Idee war, wenn Dumbledore den Jungen-der-lebt adoptierte. Tatsächlich war es eine fabelhafte Idee und während er dem Anwalt und Dumbledore half, die Adoptionsurkunde aufzusetzen, konnte er sich kaum stoppen zu erwähnen, was für eine fantastische Idee das war.


Während dem Abendessen in Hogwarts

Der Lehrertisch war voll besetzt, belebt und laut vom Geschwätz und Gespräch der Professoren, die mit ein wenig Beklommenheit den Anfang der letzten Woche ihrer Freiheit entgegensahen. Ein kleiner Junge mit rabenschwarzem Haar und leuchtend grünen Augen, der vor kurzem gelernt hatte, dass Sprechen nicht mit Verbannung in den Schrank oder ausgelassenen Mahlzeiten bestraft wurde, ließ sich gerade bei der leicht amüsierten stellvertretenden Schulleiterin, über seine Tagesaktivitäten aus...

„Mr. Snape unterrichtet Kochen" sagte Harry munter. Mrs McGonagall sah ihn mit zuckenden Lippen an. „Ich hab ihm ein bisschen geholfen. Wir haben einen Hexenkuchen gemacht!"

„Einen Hexenkuchen?", fragte sie.

„Weil da sind alle möglichen Eidechsenstücke und viel Unkraut drin, und ich hab Mr. Snape daran erinnert, Geschmack rein zu tun, weil man in einen Kuchen Geschmack reintun muss. Er hat okay gesagt, du machst deinen eigenen Hexenkuchen und ich mache meinen und das habe ich dann gemacht. Hier ist er, ich hab ihn für dich gemacht, weil du eine Hexe bist und lieb bist!"

Mrs McGonagall nahm das Geschenk, das ihr angeboten wurde und versuchte so auszusehen, als ob sie es appetitlich fand. Es war in ein gläsernes Gefäß gegossen worden, aber wenn man es für einen Moment stehen ließ, sah es so aus, als klettere es langsam über den Rand. Sie stellte sicher, dass sie den Deckel fest zuschraubte.

„Siehst du, Severus, es war gar nicht so schlimm" sagte Dumbledore weiter unten am Tisch. Seine blauen Augen leuchteten über dem Rand seiner Brillengläser. Sein Zaubertrank-Spezialist schenkte ihm einen Blick der Bände sprach. „Vermutlich hattest du heute mehr Spaß mit Harry, als du selbst weißt."

„Vermutlich" knurrte Snape, während die Ärmel seiner Robe noch immer qualmten.


Mr. Theoros Pragmon von Pragmon Pope Rechtsanwälte schüttelte verwundert den Kopf, während er seinen Kakao vor dem Zubettgehen schlürfte (ein etwas würzigeres Rezept, als das von Sir Dumbledore) und über die Ereignisse des Tages nachdachte. Nur Albus Dumbledore konnte solch einen abrupten Herzenswandel in einem Menschen bewirken, dessen Selbstbewusstsein so aufgebläht war. Nur Dumbledore konnte soetwas mit wenigen ruhigen und gleichzeitig unglaublich bedrohlichen Worten zustande bringen und den Mann trotzdem als Verbündeten wegschicken. Doch es schien, als würde es einen weiteren Dumbledore geben – nicht ganz das Original, aber sicherlich ähnlich genug – da Harry Potter gewiss die Herzen der Menschen, die ihm begegnen, stark beeinflusste. Das war die Natur derer, mit den Funkelnden Augen.