Vielen vielen Dankwieder an Eva! freu
Kapitel 3
„Vielen Dank, John.", sagte Claire, als sie die beiden erreichte.
Er lächelte sie kurz an, dann wandte er sich an Jack.
„Ich werde mehr davon suchen so lange es noch hell ist, je öfter wir den Verband wechseln, desto besser."
„Gut, danke.", antwortete dieser.
Also Locke weg war, nahm sich Claire ein Herz und stellte die Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf der Seele brannte:
„Was ist zwischen Charlie und seinem Bruder vorgefallen?"
Jack blickte sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Es liegt nicht an mir, Dir das zu erzählen, Claire.", sagte er und schüttelte den Kopf. „Wenn Charlie dazu bereit ist, wird er es Dir sagen."
„Aber - warum weißt Du davon? War er in irgend welche krummen Sachen verwickelt? Er fragte mich, ob die Pillen von seinem Bruder stammen..."
Jack atmete durch und überlegte, was er am besten antworten sollte.
„Wir alle haben eine Vergangenheit, die hier nicht mehr zählt.", sagte er und stand auf.
Enttäuscht sah ihm Claire hinterher.
„Ich kann es Dir nicht sagen.", fügte Jack noch einmal hinzu, dann ging er.
War es wirklich so wichtig, was Charlie in der Vergangenheit getan hatte? Seit sie ihn kannte - naja, zugegeben war es noch nicht sehr lange, da sie sich ja nicht an ihn erinnerte - war er immer für sie da gewesen.
Sie seufzte. Nein, es war nicht wichtig. Sie mochte den Charlie, den sie hier kennen gelernt hatte.
Sie nahm das feuchte Tuch von seiner Stirn und tauchte es in frisches Wasser.
Als sie es wieder zurück legen wollte, verkrampfte sich sein Körper plötzlich und er fing an zu zittern.
Geschockt wusste Claire im ersten Moment nicht, was sie tun sollte.
Schnell stand sie auf und lief so schnell sie konnte in die Richtung, in der Jack verschwunden war.
„Jack?", rief sie in Panik. Alle umstehenden sahen sie erschrocken an. „Wo ist Jack?"
„Keine Ahnung. Was ist denn los?", fragte Hurley.
„Charlie! Er hat einen Krampfanfall. Verdammt, wie konnte er uns nur alleine lassen?"
Tränen standen ihr in den Augen. Vor Wut und Verzweiflung wusste sie nicht mehr weiter.
„Ich helfe Dir suchen.", sagte Hurley. „Ich laufe zum Strand."
Claire nickte ihm dankbar zu.
„Ich glaube er ist da entlang!", rief Walt, der wie so oft, mit Hurley zusammen war.
Sie lief in die Richtung, in die Walt gedeutet hatte - der Pfad führte direkt in den Dschungel.
„Jack?", rief sie völlig außer Atem, nachdem sie ein Stück weit gelaufen war.
Wie lange war sie jetzt schon weg? Wie es wohl Charlie ging? Warum hatte sie niemanden bei ihm gelassen?
Das Gefühl, einen schrecklichen Fehler gemacht zu haben, stieg in ihr auf.
„Jack?", rief sie noch einmal und sah sich um. Sie hörte ein Rascheln hinter sich und drehte sich erschrocken um. „Jack, bist Du das?"
Langsam wich sie zurück, als sie keine Antwort bekam. Ängstlich sah sie sich um. Welchen Weg sollte sie einschlagen? Wo war sie her gekommen?
Panisch lief sie einfach los, weg von dem Geräusch.
„Jack!", schrie sie nun schrill, so laut sie konnte.
Irgendwann blieb sie stehen. Sie hatte sich verirrt, das wurde ihr nun klar. Sie hätte schon längst wieder bei den Höhlen sein müssen.
Wieder hörte sie Geräusche - dieses Etwas schien sie zu verfolgen.
Zitternd und erschöpft blieb sie stehen. Sie fühlte sich völlig schutzlos - in einiger Entfernung bewegten sich Blätter von niedrigen Sträuchern...
Jeden Moment würde sich das Etwas auf sie stürzen! Sie drückte sich gegen einen Baumstamm und dann geschah es - aus dem Unterholz preschte plötzlich Walts Hund!
Erleichtert ließ Claire sich zu Boden sinken. Unwillkürlich kamen ihr die Tränen und während der Hund sie begrüßte, konnte sie nicht aufhören zu weinen.
„Du blöder, dummer Hund.", sagte sie zu ihm und grinste halbherzig. „Kannst Du nicht bellen, wenn man dich ruft?"
Der Hund leckte ihr übers Gesicht und wedelte freudig mit seinem Schwanz. Claire schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen den Baumstamm.
Der Hund legte sich artig neben sie auf den Boden und blickte sie treu ergeben an.
Claire beschloss, erst einmal wieder zu Atem zu kommen und dann einfach dem Hund zu folgen. Er musste ja den Weg zurück kennen...
Einige Minuten später machte sich Claire auf den Weg. Der Hund lief, noch immer vor Freude mit dem Schwanz wedelnd, vor ihr her.
Nach einer Weile schien der Hund aber einer anderen Fährte zu folgen.
„Wo gehst Du denn hin?", rief sie dem Hund zu. „Hey!"
„Claire?"
Das war Jack!
„Wo bist Du?", rief Claire und sah sich um.
„Hier drüben!"
Sie lief weiter und dann sah sie ihn. Er war gerade dabei, auf einem Bananenbaum herum zu turnen um auch alle Bananen zu ernten.
„Ist etwas mit Charlie?", fragte er und stieg sofort herunter.
„Er hat eine Art Anfall... Jack, wir müssen sofort zu ihm."
Jack nickte und lief los.
„Wer ist jetzt bei ihm?", rief er während des Laufens.
„Ich weiß es nicht.", sagte Claire und Schuld stieg in ihr auf. Sie spürte, dass sie total erschöpft war und hielt ihren Bauch, der sie behinderte und ihr plötzlich furchtbar schwer vorkam.
„Jack, ich muss einen Moment ausruhen.", sagte sie, nachdem sie endlich wieder die Lichtung mit den Höhlen erreicht hatten. Ihr Rücken schmerzte furchtbar, ganz zu schweigen von ihren Beinen.
Er nickte und lief allein weiter.
Sie setzte sich kurz auf einen Felsen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Sie hatte sich nicht mehr so schlecht gefühlt, seit Ethan sie gezwungen hatte, den ganzen Weg durch den Dschungel zu hetzen...
Erschrocken blickte sie auf - Ethan. Sie erinnerte sich an diesen Tag!
„Oh mein Gott.", stieß sie aus und sie fühlte, wie ihr Herz zu rasen begann.
Sie erinnerte sich daran, wie Ethan sie und Charlie durch den Dschungel gehetzt hatte... ja, ganz deutlich. Er war brutal vorgegangen, ohne Rücksicht auf ihre Schwangerschaft - und schon gar nicht auf Charlie.
„Oh Gott.", sagte sie noch einmal und Tränen stiegen in ihr auf. Warum musste sie sich daran erinnern? Und warum gerade jetzt? Jetzt, da sie ihn noch einmal verlieren konnte!
Sie sprang auf und lief so schnell sie konnte auf seinen Schlafplatz zu.
Jack, Walt und Rose waren da. Es hatte sich also doch jemand um ihn gekümmert während sie weg war!
Dankbar lächelte sie Rose und Walt kurz an.
„Kind, was ist denn los?", fragte Rose erschrocken.
Claire war Tränen überströmt, doch sie konnte sie nicht zurück halten. Ihre Gefühle waren zu stark, als dass sie sie zurück halten konnte.
„Ich erinnere mich - ich erinnere mich.", sagte sie nur immer wieder und schluchzte.
Jack hatte ihr etwas Wasser gegeben und ihr gesagt, sie sollte sich hinlegen, doch jedes Mal wenn Claire ihre Augen schloss, kamen neue Erinnerungen in ihr hoch. Nicht nur von der Entführung, nein auch vom Absturz des Flugzeuges, der furchtbaren Zeit die sie in Ethans Gewalt war... nein, sie wünschte, sie hätte ihr Gedächtnis nicht wieder erlangt.
Jack hatte ihr erklärt, dass sie sich beruhigen musste, es sei nicht gut für das Baby wenn sie sich so aufregte - doch er hatte gut Reden. Er hatte ihr auch gesagt, dass es Charlie wieder besser ging. Dass sein Körper jetzt anfing, das Fieber zu bekämpfen und deshalb der Anfall wohl ausgelöst wurde.
Sie sah immer wieder zu ihm hinüber. Er schlief nun wieder ruhig und fest.
„Mein Gott,", dachte sie. „was er mitgemacht hat, nur weil er mich schützen wollte."
Sie konnte seine Augen nicht von ihm wenden.
Rose, die bei Charlie geblieben war, stand auf und setzte sich neben sie.
„Er hat sich schreckliche Vorwürfe gemacht, als Du verschwunden warst.", sagte sie und lächelte Claire an.
Claires Augen füllten sich wieder mit Tränen. Rose strich ihr über die Haare.
„Jetzt ist ja alles wieder gut.", sagte sie.
„Ich... ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, was geschehen war.", antwortete Claire leise.
Rose legte einen Arm um sie.
Überwältigt von so viel Mitgefühl, konnte sie die Tränen nun nicht länger zurück halten...
