So, endlich der nächste Teil. Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber dafür ist es diesmal auch der Längste. Ab diesem Chap kommen übrigens ‚Out of Nemesis' Szenen vor, die ich vor allen Dingen brauchen werde, wenn das ganze Slashzeug endlich losgeht. Hoffe ihr amüsiert euch!
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Ich erwachte bereits wenige Stunden später wieder. Er war als habe mir die Nacht etwas zugeraunt, aber du kennst ja meine Mutter: Sie nuschelt! Möglicherweise war es auch die Dunkelheit, aber ich habe den Dialekt von dem Typ noch nie verstanden.
Dennoch schwang ich die Beine aus dem Bett und tappste dann vorsichtig durch den Schlafsaal und dann eine Treppe hinunter, das leise Schnarchen hinter mir lassend. Der Aufenthaltsraum war unbeleuchtet, aber das störte mich selbstredend nicht. Harry saß im Schatten versteckt, zusammengesunken in einem Sessel.
Ich schwankte kurzzeitig zwischen Ist er tot? Oh, Zeus, ist er tot? Und Ohhh…armer armer Schatz. Mama kommt und nimmt dich in den Arm.
Letzteres zeigt deutlich, in welch schlechter Verfassung ich mich befand. Ich hasse es, mitten in der Nacht aufzustehen. Dann bin ich immer so leicht angesoffen.
Schaffte es, diese widerwärtigen Schutzhormone niederzukämpfen und mich vollkommen ruhig neben ihn zu setzen.
Ich schwieg.
Er schwieg.
…
Vielleicht hatte er mich gar nicht bemerkt. Vielleicht schlief er. Vielleicht war er tatsächlich to…Moment mal! Checkte kurz die Lage. Ich und das Narbengesicht. Allein. Alle schliefen. Möglichkeit, wieder gestört zu werden: Fast null. Aber wirklich nur fast. Hatte vorhin einen Poltergeist gesehen. Dennoch…Angriff!
„Wer ist an deinem Elend schuld, Harry?" Ich blieb vollkommen ruhig, monotone Stimmlage. Ganz Profi. Vielleicht sprang er ja darauf an. Oh, bitte, bitte! Ich wollte hier weg!
Er hob kurz den Kopf und sah mich an. Abschätzend. Innerlich jubilierte ich. Ich kannte diesen Blick. Der Junge wollte wem sein Herz ausschütten und ich, als vollkommen Unbeteiligte, war perfekt für diesen Job.
„Ich selbst."
Blinzelte. Gab es das? Gut, war schon vorgekommen, aber so etwas ignorierten wir doch normalerweise.
„Ich hatte mal einen Paten."
Aha.
„Er hieß Sirius."
Wie aufregend.
„Er hat mal das Portrait der fetten Dame zerfetzt."
Oho! Der Junge wird mir auf einmal richtig sympathisch.
„Er ist letztes Jahr verstorben. Ermordet."
Oh! Wir kommen der Sache näher. Dummerweise stoppte er jetzt seinen Redefluss. Möglicherweise war ihm aufgegangen, dass man so etwas lieber mit Leuten besprach, dem man auch vertrauen konnte. Sah ihn aus großen, unwissenden, dummen Augen an. Versuchte treuherzig zu wirken. Komm schon. Du willst es doch auch…
„Ich hab ihn in den Tod gelockt, weil ich zu stur war, weil ich mich bei Okklumentik nicht mehr angestrengt habe…"
Kurzer Seitenblick zu mir. Versuchte immer noch unschuldig zu wirken. Da drückte also der Schuh mit dieser Okklumentikgeschichte.
„Und du bist ganz allein an seinem Tod schuld?" Du siehst, mache meinen Job gründlich.
Harry ballte die Fäuste. „Ich und Snape."
Snape? „Snape?"
„Unser Zaubertranklehrer. Du hast ihn schon gesehen am Lehrertisch beim Festessen."
Äääähhh….nö. Hab keine Ahnung, wovon du redest. Aber erzähl weiter! Lass dich nicht aufhalten! „Was hat er getan?"
„Er ist Schuld, dass Sirius nicht vom Mord an meinen Eltern frei gesprochen wurde. Und er hat sich geweigert mir weiter Okklumentik beizubringen, nur weil ich diese blöde Erinnerung gesehen habe."
Ah. Roch verdammt nach Doppelauftrag. Wollte aber hier weg. War außerdem gerade in einem kreativen Tief. Meine Fantasie reichte nie und nimmer für zwei Kunden.
Potter sah erleichtert aus, aber auch ein wenig ärgerlich über sich selbst. Vermutlich hatte sich über die letzten Monate da so einiges angestaut.
„Was ich dir erzählt habe, ist mittlerweile eh ein offenes Geheimnis, aber ich würde dich dennoch bitten, nicht darüber zu sprechen." Er stand auf, wirkte kurz etwas unschlüssig, ehe er weitersprach. „Und danke. Auch wenn ich nicht weiß, warum ausgerechnet du aufgetaucht bist." Er sah mich noch kurz auf diese seltsame Art und Weise an, dann drehte er sich um und verschwand in Richtung der Jungenschlafsäle. Entschloss mich, mir diesen Snape etwas genauer vorzunehmen und dann das ganze möglichst schnell über die Bühne zu bringen. Und
am besten vorher noch eine Mütze voll Schlaf zu bekommen.
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Frühstück erfolgreich beendet und von Dumbledore, McGonnagoll und Co. schlichtweg ignoriert worden. Habe darum beschlossen, mich unauffällig an Harrys Fersen zu hängen. Hoffe das wird nicht allzu sehr auffallen, wenn ich in Ginnys Schlafsaal und ihren Kursen bin. Egal.
Immer noch nicht rausbekommen, wer denn nun dieser Snape ist. Irgendwie erschien es mir zu auffällig einfach danach zu fragen. Hermine und Ron stiefelten gemeinsam mit ein paar Gryffindors Richtung Pudmukräume. Erste Stunde, laut dem Plan der beiden. Sofort das neue Fach. Praktisch für mich, so konzentrierten sie sich möglicherweise zu sehr auf den Unterricht, als dass sie mich bemerken würden. Dann spürte ich Harrys Hand auf meiner Schulter. (Ich wusste, dass es seine Hand war, immerhin bin ich ein GOTT! Nur so zur Erinnerung…) Überlegte mir bereits eine einigermaßen schlüssige Ausrede, als ich von einer bonbonweichen Stimme von jeder Erklärungsnot befreit wurde.
„Mr. Potter? Sie sind die erste Stunde vom Unterricht befreit. Folgen Sie mir bitte." Schwenkte gedanklich eine Dumbledore-Fanfahne. Natürlich zitronendropsgelb.
Einen Augenblick lang verharrte Harrys Hand noch auf meiner Schulter, dann konnte ich förmlich spüren, wie er mit den Schultern zuckte und dem Direktor folgte. Seufzte kurz erleichtert und folgte dann Ron und Hermine, erschuf auf dem Weg noch schnell eine Schultasche, inklusive Schreibzeug und Zauberstab. Kann man sich das vorstellen? Diese Dilletanten müssen mit einem Stück Walnussholz herumfuchteln, um auch nur ein Minimum an Magie freizusetzen und bilden sich dann auch noch sonst was drauf ein.„Warum muss Bill Lehrer werden? Warumwarumwarum?"
Vermutlich nur um dich zu ärgern.
„Percy kann man ohnehin vergessen, Fred und George haben so etwas
wie Nationalheldenstatus erreicht, Charlie dressiert Drachen und
jetzt wird Bill auch noch Lehrer. Wofür eigentlich? Hat schon
mal irgendwer von diesem Fach gehört?"
Hermine setzte ihren
Oberlehrerblick auf und hakte sich bei dem leicht entsetzten
Rotschopf unter und öffnete den Mund. In diesem Augenblick
allerhöchster Gefahr war ich wieder einmal unendlich dankbar
dafür, kein Sterblicher zu sein. Schaltete einfach meinen
Gehörsinn aus. Verstand nicht einmal mehr das leiseste Geräusch.
Ron beherrschte diese Technik dummerweise nicht. Folgte den beiden
mit einem schadenfrohen Grinsen. War das Leben nicht schön?
Zumindest, wenn wir uns den ganzen Quatsch einfach mal kurz
wegdenken.
Gerade noch rechtzeitig fiel mir auf, dass wir uns in einem Klassenraum befanden, der Typ mit dem Pferdeschwanz auf dem Lehrertisch saß und die Beine baumeln ließ. Öffnete mein Gehör. Es ploppte leicht unangenehm in meinem Gehörgang, sodass ich angewidert das Gesicht verzog. Dennoch ließ ich mich schnell in der letzten Reihe nieder. Wollte schließlich nicht von Ron und Hermine bemerkt werden, die mit offensichtlich recht gemischten Gefühlen den neuen Lehrer beobachteten, der beide schelmisch angrinste. Wenn ich den zuckenden Mundwinkel und die zusammengepressten Lippen richtig interpretierte, war Ron nicht erfreut. Nee, nicht wirklich irgendwie.
„Also…", der Pferdezopf klatschte in die Hände und sicherte sich so kurzzeitig die gesammelte Aufmerksamkeit, „mein Name ist Bill Weasley und ich bin euer neuer Lehrer in Politik und Diplomatie beim Umgang mit magischen Geschöpfen. Kurz Pudbumg. Bei diesem Fach geht es darum, dass ihr nicht plötzlich auf einen Riesen oder einen Kobold trefft und ihn so beleidigt, dass am Ende seine ganze Rasse zu Du-weißt-schon-wem überläuft. Leider gibt es zu diesem Fach keine Lehrwerke, schließlich haben wir es ja auch erst neu geschaffen. Wir werden also hauptsächlich mit Zeitungsartikeln arbeiten. Noch irgendwelche Fragen?"
Konnte mir denken, welche Frage Ron mit diesem mörderischen Blicken verschickte. Warum? Warum tust du mir das an? Wo ist das Messer, das ich dir in den Rücken stoßen kann?
Bills Blick heftete sich auf mich. Lächelte und versuchte im allgemeinen, mich unsichtbar zu machen. Du siehst mich nicht. Du siehst mich nicht. Anscheinend reichte meine Macht doch nicht ganz so weit, wie ich es gerne hätte. Der Typ sah mich weiter an. „Du da, in der letzten Reihe…", alle Augenpaare richteten sich auf mich, „…kann es sein, dass du dich irgendwie in die falsche Klasse verirrt hast?"
Mist…
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Out of Nemesis
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Harry war schon öfter in Dumbledores Büro gewesen , aber dieses Mal war es anders als sonst. Der Professor war sichtlich beunruhigt, beinahe glaubte Harry so etwas wie eine unterdrückte Angst in seinen Augen. Er konnte sich nicht erinnern, den Direktor je so gesehen zu haben.
„Was ist los mit Ihnen, Professor?"
„Ich sehe Unglück, Harry, und dafür brauche ich keine Prophezeiung. Unglück wird über uns kommen, auch wenn ich noch nicht weiß in welcher Form." Er schien einen Moment zu überlegen, der ausreichte, um bei Harry ein mehr als nur ungutes Gefühl auszulösen. Was konnte Dumbledore so beunruhigen? Was? (A/N: Wie wär's mit einer plötzlichen Knappheit an Zitronendrops? Junkies reagieren mitunter etwas empfindlich…)
Erst jetzt, als Dumbledore begann, mit dem Zauberstab darin herumzurühren, bemerkte Harry das Denkarium.
„In das Denkarium kann man auch Erinnerungen geben, die einem unangenehm sind. Vor denen man sich fürchtet. Lass mich dir eine Frage stellen, Harry: Hast du mit Miss Hood über…Wünsche gesprochen? Oder über ein Unrecht, dass dir widerfahren ist?"
‚Mein ganzes Leben ist eine Aneinanderreihung von Ungerechtigkeiten.' Er dachte an das, was er gestern oder auch heute Morgen zu Robin gesagt hatte. „Nein.", sagte er schließlich. Dasselbe Nein, mit dem er Dumbledore so oft zuvor schon geantwortet hatte.
Dumbledore schien erleichtert und beinahe hätte Harry ein schlechtes Gewissen bekommen. Aber eben nur fast.
„Ich möchte, dass du dir eine meiner Erinnerungen ansiehst."
Harry nickte und beugte sich, nach einer auffordernden Handbewegung Dumbledores, über das runde Gefäß. Einige Minuten verbrachten sie schweigend, dann richtete sich Harry sich wieder auf. Verwirrt betrachtete er den alten Mann, das Gesicht, die Augen hinter den Halbmondgläsern.
Dann begriff er und es rann ihm kalt den Rücken herunter. „Das ist doch nicht möglich…"
Dumbledore drehte sich mit einem Ruck um und nahm die Erinnerung wieder in sich auf. Seine Stimme klang seltsam monoton und fremd. „Ich möchte, dass du Hood um drei in den großen Saal schickst. Wir werden uns um die Wahl ihres Hauses kümmern.
Harry nickte, dann floh er beinahe die breite Wendeltreppe hinab und durch die Gänge, bis er den Wasserspeier nicht mehr sehen konnte.
