Kapitel 1: Feuer

Wie spät war es? 2 oder 3 Uhr? Grummelnd legte Hermine sich auf die Seite. Wieder vernahm sie jenes laute Gebrüll, dass direkt aus dem Wohnzimmer herzurühren schien. Sie versuchte es zu ignorieren, doch es schien nicht wirklich funktionieren zu wollen. Also nahm sie sich eines der kleinen Kissen und drückte es sich aufs Gesicht. Leider trat die gewünschte Wirkung dadurch auch nicht ein und sie musste einsehen, dass sie so auch noch wenig Luft bekam.

Lautes Gebrüll, vermischt mit... War das Glas gewesen? Plötzlich saß Hermine kerzengerade im Bett und lauschte in die Dunkelheit. Einen Augenblick lang war absolute Stille im Haus der Grangers. Dann setzte wieder das bekannte Gebrüll ein. Diesmal erkannte sie die Stimme ihrer Mutter und versuchte aus ihrem wilden Wortschwall einige Gesprächsfetzen heraus zu filtern. Wahrscheinlich wieder die gleichen Themen, die ihre Eltern letzte Nacht auch hatten... und die Nacht davor ebenfalls.

Hermine verstand es einfach nicht. Hätte man ihr vor drei Jahren erzählt, dass in der kommenden Zeit so viel geschehen würde, sie hätte sich an den Kopf gegriffen und es nicht geglaubt. Doch nun hatten sie innerhalb weniger Zeit ihr Haus verloren. Die kleine Familie wohnte nun in einer Wohnung am Rande der Stadt und ihre Mutter, die immer noch ihre Praxis führte versuchte sich durch zu kämpfen. Es lief einfach kaum noch. Immer weniger Kunden kamen und seit Melina, eine Angestellte, die schon seit Hermine denken konnte in der Praxis arbeitete, hatte gekündigt. Eine weitere Sprechstundenhilfe hatte sich ebenfalls verabschiedet und es schien einfach zu schwer für ihre Mutter alleine.

Hermines Vater hatte seinen Beruf an den Nagel gehängt und seit dem fielen immer mehr Streitigkeiten an. Ihre Mutter hatte lange versucht ihn wieder dazu zu bewegen zurück zu kommen um ihr in der Praxis wenigstens noch ein bisschen unter die Arme zu greifen. Doch Mr Granger vergrub sich lieber hinter einer Zeitung, eine Zigarette im Mund und mutierte immer rascher zu einem Kettenraucher.

Sachte schwang Hermine ihre Füße über die Bettkante und tapste aus ihrem Zimmer, immer darauf bedacht möglichst leise zu sein. Die Wohnzimmertür war nicht verschlossen und sie konnte es wagen einen Blick durch den Türspalt zu erhaschen. Mitten im Zimmer lag die große Whisky-Flasche in tausend Scherben und der Inhalt über den gesamten Boden geleert. Davor stand ihre Mutter, vor Wut kochend und mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Sauerei deutend.

„Weißt du was, Samuel? Verschwinde! Ich bin es satt deine ständigen Jammereien zu ertragen... Wenn dir dein Leben so nicht mehr gefällt, wenn du unbedingt Abwechslung möchtest, dann GEH DOCH ENDLICH!", schrie Mrs Granger den Tränen nahe ihrem Ehemann entgegen.

Hermine hielt die Luft an. Hatte ihre Mutter eben ihren eigenen Vater hinaus geworfen?

Samuel Granger starrte seine Gegenüber nur an. Man sah ihm deutlich an wie er überlegte, sein Kopf zu arbeiten schien. „Gut...!", meinte er dann nur schlich und lief um die große Pfütze herum.

Hermine rannte ohne weiter nachzudenken so schnell sie konnte zurück in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Einen Moment ließ sie das eben geschehene Revue passieren, versuchte ihren Atem zu normalisieren und lauschte wieder.

Sie hörte wie ihr Vater ins elterliche Schlafzimmer lief, den großen Koffer vom Schrank plumpsen ließ und die Schranktüren auf riss. Er schien sich wohl nicht die Mühe zu machen leise zu sein um seine Tochter womöglich zu wecken. Doch wahrscheinlich war sie ihm sowieso egal, überlegte Hermine und konnte immer noch nicht glauben, dass ihr Vater gerade dabei war seine Sachen zu packen.

Dann keine 5 Minuten später fiel die Haustür lautstark ins Schloß.

Noch eine Weile vernahm sie hin und wieder lautes Schimpfen, doch achtete sie nicht weiter darauf. Sie kroch wieder in ihr Bett, kramte ihr Tagebuch hervor, das sie nun schon seit ihrem 10. Lebensjahr führte. Seit sie den Brief von Hogwarts bekommen hatte. Sie vertraute ihm alles an. Es war wie ein Freund, der alles über sie wissen durfte und bei dem sie sich sicher sein konnte, dass er nichts davon verraten würde. Einen Moment überlegte sie noch wie sie anfangen könnte und begann zu schreiben.

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Noch einmal wurde Hermine diese Nacht wach, nachdem sie fast eine halbe Ewigkeit gebraucht hatte bis sie unter den vielen Gedanken und Emotionen endlich Schlaf gefunden hatte. Es roch irgendwie komisch. „Was ist denn das?", murmelte sie noch ein wenig schlaftrunken und richtete sich auf. Plötzlich ertönte ein Knall.

Aufmerksam blickte sie sich in ihrem Zimmer um, doch es war zu dunkel um irgendetwas zu erkennen. Sie suchte sich den Weg zu ihrem Fenster und zog den Rollladen hinauf. Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg in das kleine blau tapezierte Zimmer und kitzelten Hermines Nase.

Der Geruch intensivierte sich und nun wurde sie nachdenklich. Es roch wie wenn ihre Mutter etwas hatte anbrennen lassen. Aber was würde ihre Mutter denn um diese Uhrzeit kochen? Mit einem Seitenblick zu ihrer Uhr stellte sie fest, dass es gerade 6 Uhr morgens war. Sie öffnete ihre Tür, die sie heute Nacht verschlossen hatte als ihr Vater... Sie versuchte nicht daran zu denken, doch was sie dann sah war noch schlimmer als die Geschehnisse der Stunden zuvor.

Die ganze Wohnung war in dichten Rauch gehüllt und Hermine tastete sich hustend vorwärts. Eine unerträgliche Hitze lag in der Luft und Panik stieg in dem jungen Mädchen auf. Was war nur geschehen? Das konnte doch nicht wahr sein!

Sie brauchte einen Moment um zu überlegen, doch dann als ihre Gedanken wieder einigermaßen normal arbeiteten riss sie die Haustür auf. „Krummbein, LAUF!", schrie sie dem Kater entgegen, der sich nun sanft an ihre nackten Beine schmiegte. Mit einem lauten Miau lief er dann jedoch hinaus.

Dann öffnete sie die Schlafzimmertür, doch ihre Mutter schien nicht da zu sein. Sie war doch wohl nicht gegangen?

Sich weiter tastend erreichte sie die Küchentür und suchte verzweifelt das Telefon. Unter einem Geschirrtuch vergraben fand sie das Mobiltelefon ihres Vaters und wählte. Wie lang würde die Feuerwehr brauchen? Als sich eine Männerstimme am anderen Ende meldete erklärte sie hastig wo sie wohnte und ihre Lage, dann rannte sie zurück. Erst schaute sie im Badezimmer nach, doch da war keine Spur ihrer Mutter und in der kleinen Vorratskammer, die Hermine in ihrer Panik aufriss, schien auch nichts und niemand zu sein.

Vorsichtig näherte sie sich dem Wohnzimmer, doch wilde Flammen züngelten da wo noch wenige Stunden vorher der Streit ihrer Eltern statt gefunden hatte. Der beige Teppich war nur noch stellenweise zu erkennen und war in ein tiefes schwarz gefärbt. Die Möbel leuchteten in goldenen Flammen und von der Couchgarnitur war gar nichts mehr zu sehen.

Aber ihre Mutter konnte sie nicht sehen. Sie wusste einfach nicht wo sie noch nach sehen konnte! Wo war ihre Mutter? Verdammt!

Tränen traten in ihre Augen. Der Rauch brannte ganz schrecklich in ihrer Kehle und Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie rannte in ihr Zimmer, packte ihren bereits gepackten Hogwarts-Koffer und schrie noch ein letztes Mal nach ihrer Mutter. Keine Antwort! Schnell schnappte sie sich noch ihren Pullover vom Vorabend und rannte ihren Koffer hinter sich herziehend aus der Wohnung.

Weit entfernt konnte sie die Sirenen hören. Es würde wohl nicht mehr allzu lange dauern.

Unten auf der Straße waren bereits die ersten Menschenmengen versammelt und sahen Hermine komisch an. Die alte Frau, die im Haus neben an wohnte kam zu dem Mädchen gelaufen und wirkte ganz aufgelöst. „Mein Gott, Kleine...!", und mit diesen Worten nahm sie Hermine in die Arme. Doch plötzlich löste sie sich aus der Umarmung und sah zu der grauhaarigen Frau auf: „Wo ist meine Mutter? Haben sie gesehen wo sie hin gelaufen ist?!"

„Deine Mutter? Ich habe keine Ahnung!"Und dann traf auch schon der erste rote, große Feuerwehrwagen ein und die Männer gingen ihrer Arbeit nach und versuchten zu retten was noch nicht dem Feuer zum Opfer gefallen war.

Ein Sanitäter kam auf Hermine zu und führte sie zu seinem Auto während ein anderer Feuerwehrmann dazu kam und fragte ob noch Personen in der Wohnung wären, doch Hermine verneinte.

Schweigend ließ sie die Untersuchungen über sich ergehen und sah zu dem Fenster hoch, dass einstmals die Küche gewesen war. Doch was man nun sah ähnelte eher einer Ruine.

Jegliches Zeitgefühl war von ihr gewichen und sie starrte nur noch starr geradeaus. Nun ein Gutes hatte der Streit ihrer Eltern, ihr Vater war nicht mehr im Haus gewesen. Und von ihrer Mutter fehlte jede Spur. Hoffentlich hatte Krummbein sich ein gutes Versteck gesucht!

Endlich schien das Feuer erstickt zu sein und Hermine sah wie einer der Männer wild mit der Hand wedelte. „Hey, da ist noch jemand!"

Gebannt betrachtete sie wie zwei weitere Männer zur Hilfe eilten und sie zusammen den menschlichen Körper, der er wohl einmal gewesen war, aus dem Haus trugen.

„Sie lag hinten an der Wand. Ein Schrank war auf sie gestürzt!", erklärte ein hochgewachsener, junger Feuerwehrmann als man die Leiche auf eine Barre legte und der Sanitäter, der sie vorhin untersucht hatte, eine silberfarbene Folie über ihren Körper zog.

Hermine spürte wie sich alles in ihrem Inneren zusammen zog. Ihr Hals schien sich zu zuschnüren und ließ keinen Atemzug mehr in ihre Lungen. Sie japste nach Luft und schien plötzlich nur noch ein hilfloser Zuschauer. Sie versuchte sich ein zu reden, sie würde träumen. Erfolglos.

Das war ganz bestimmt nicht ihre Mutter! Das war sie ganz bestimmt nicht! Nein! Denn sie hatte ja nach ihr gesucht...

Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. Mit einem Miauen zu ihren Füßen machte Krummbein auf sich aufmerksam und schmiegte sich an sie. Schluchzend nahm sie den Kater auf ihren Arm und verbarg ihr Gesicht in seinem Fell.

So, das wäre das erste Kapitel. Gibt es hier Leute, die weiter lesen möchten? Dann bitte einfach ein Review hinter lassen :-) Außerdem suche ich noch einen Beta! Wer Lust hat, meldet sich einfach bei mir!