Eryndi: Danke für die Review, schön, dass Dir die Story gefällt – jahaaa, ich mag den Haldir-Slash auch - schmunzel sabber
Isidra: Danke für die vielen lieben Review, mein Putzi! lacht
Kapitel 12
Bruchtal
Mit einem Sprung saß Aewrin in den Ställen des Hauses ab und tätschelte der Stute den sehnigen Hals. Sie war gut geritten, hatte sie an alle Gefahren vorbeigetragen, die zwischen Lorien und Bruchtal in diesen Tagen herrschen mochten. Sich die Handschuhe ausziehend, um ihre Satteltaschen, Bogen und Köcher zu nehmen, bat sie den Stallmeister, sich um das Tier zu kümmern, dann trat sie in den Sonnenschein hinaus.
In Bruchtal schien immer Herbst zu sein, warmes, freundliches Licht beschien bunte Wälder und grüne Wiesen, die voll im Saft standen und auf denen Tiere spielten. Mit einem kleinen Lachen machte sich Aewrin auf dem Weg zum Haus, ihre Satteltaschen über der Schulter ebenso wie den Köcher. Mit der Spitze des Bogens tippt sie hie und dort einen vertrauten Stein an, wie um sich zu überzeugen, dass er wirklich dort war.
Ein freudiger Ruf drang aus Elronds Haus und eine Gestalte trat aus der großen, stets geöffneten Tür hervor und auf sie zu. Grüßend hob Aewrin den Bogen, als sie Elladan erkannte.
„Mae gewonnen", grüßte sie freundlich. „Es ist gut, Dich wiederzusehen."
„Die Freude ist ganz meinerseits", erwiderte Elladan, der Ältere von Elronds Zwillingssöhnen und nahm ihr die Taschen von der Schulter. „Vater hat erst heute Morgen erfahren, dass Du auf dem Weg hierher bist. Orks sollen den Pass bewachen, wie gemeldet wurde und wir waren in Sorge."
„Noch mehr Orks? Auch dem Goldenen Wald sind sie schon bedrohlich nahe gekommen." Besorgt furchte Aewrin die Stirn, doch dann lächelte sie den Spielgefährten aus längst vergangener Zeit an. „Es tut gut, wieder hier zu sein. Hast Du meinen Gefährten gesehen?"
„Belegren? Er verbringt viel Zeit mit Vater in der Bibliothek und heute Morgen ist eine Gruppe von Zwergen angekommen. Viel Anzeichen sprechen dafür, dass uns Unheil droht."
„Nicht die richtige Zeit für meine Reise", stellte Aewrin unbehaglich fest, doch Elladan schüttelte leicht den Kopf. Aus dem übermütigen Gefährten ihrer Jugend war ein vielversprechender Krieger geworden, dessen Antlitz von der Weisheit beschatte war, die auch seinem Vater zu Eigen war.
„Komm, ich bringe Dich zu Vater, vielleicht ist Belegren bei ihm." Er machte eine einladende Geste und ging dann voraus ins Haus. Jeder Winkel jedes kostbare Möbelstück vermittelte Aewrin das Gefühl von Heimkehr. Als Elladan nach einem kurzen Klopfen die Bibliothek des Hausherren betrat und sie ihm folgte, um kurz darauf Elrond zu sehen, der sich aus seinem Stuhl erhob, überflutete sie helle Freude. „Vater, sieh mal, wer da ist", verkündeten Elladan und zog sich dann zurück. Die Tür fiel leise zu.
„Belegren, Ihr seid ein glücklicher Mann, mit einem so schönen Kind Bruchtal verbunden zu sein", sprach Elrond zu dem Mann, der ihm am Schreibtisch gegenüber saß und ging dann mit langen Schritten auf Aewrin zu, um ihre Hand zu nehmen und zu drücken. Seine wissenden Augen berührten kurz ihr Gesicht. „Ihr seid blass. Kommt und setzt Euch zu uns."
Auch Belegren hatte sich erhoben, um sie zu begrüßen und als sie sich neben ihn auf einen freien Stuhl setzte, spürte sie seine prüfenden Musterung über sich ergehen und schenkte ihm ein kleines, unsicheres Lächeln, das er nicht erwiderte. Es war ihm anzusehen, dass es ihm nicht Recht war, dass sie nach Bruchtal gekommen war und seine Worte ließen keine Zweifel mehr offen.
„Was machst Du hier? Wie konntest Du so eine gefährliche Reise unternehmen?"
Elrond räusperte sich, doch seine Stimme klang freundlich und mitfühlend.
„Ja, auch ich bin gespannt, dies zu erfahren." Stockend berichtete Aewrin von den Überfällen an Loriens Grenzen und der Entführung durch die Orks. Auch Haldirs Eingreifen ließ sie nicht unerwähnt und war verblüfft über den Schatten, der sich bei ihren Worten über Belegrens Gesicht legte. Es war keine Besorgnis, was sie sah, sondern grüblerische Unruhe und das verwirrte sie zutiefst. Elrond lehnte sich nach dem Ende ihres Berichtes zurück gegen die Lehne seines Stuhls und presste die Spitzen der langen Finger zusammen. „Galadriel und ich hatten es befürchtete und es sprechen viele Zeichen dafür, dass sich der Schatten der Bedrohung noch weiter ausdehnen wird. Die nächsten Tage werden zeigen, was wir den Entwicklungen entgegenzusetzen haben." Dann blickte der Herr Bruchtals Aewrin lächelnd an. „Ihr seid sicherlich erschöpft von der Reise. Belegren, Ihr möchtet Eure Gefährtin sicherlich begleiten. Wir sehen uns später."
Gemeinsam verließen die beiden Elronds Bibliothek, die Wissen aus vielen Jahrausenden in Regalen aus dunklem Holz in sich barg und in der Aewrin oft gewesen war. Als sie die Tür hinter sich schloss, atmete sie auf und lächelte. Belegren schien ihre Stimmung nicht zu teilen, denn in seinem Gesicht, in dem sie oftmals vergeblich nach Spuren von Gefühl oder Regung gesucht hatte, standen Missbilligung und Zorn.
„Was hattest Du mit Haldir zu schaffen? Wie kommt es, dass ausgerechnet er Dich gerettet hat? Gab es keine anderen Grenzwachen? Sag es mir!"
Aewrin wich einen Schritt vor ihm zurück und sah ihren Gefährten ruhig an. Sie gab ihrer Stimme einen sicheren Klang, obwohl sie nicht so empfand.
„Was ich mit ihm zu schaffen hatte? Ich habe im Lazarett die Verwundeten gepflegt und ihn dort kennengelernt. Und warum er mir nachging, als ich entführt wurde? Die Orks hatten seinen Bruder abgeschlachtet, der bei mir war bei dem Überfall."
Belegren ging einige Schritte im Flur hin und her.
„Es ist gut, dass wir nicht mehr in Lorien sind. Ich hätte mir denken können, dass er -." Abrupt verstummt er und ballte die Hände zu Fäusten. Dann richteten sich seine grünen Augen kalt auf Aewrin, die sein Benehmen verwirrt beobachtete. „Wenn wir zurückkehren, werde ich auf gar keinen Fall dulden, dass Du Dich noch einmal mit ihm abgibst, hast Du mich verstanden? Er ist gefährlich und bösartig und wird keine Gelegenheit außer Acht lassen, mir zu schaden."
„Dir schaden? Aber warum -?" Langsam begannen sich die wirren Bilder in ihrem Kopf zu ordnen. Zwischen den beiden Männern bestand ein Groll, in den sie hineingeraten sein musste. Haldir hatte ihr nachgestellt, das wusste sie, aber warum nur hatte er sich zurückgezogen? Sie erinnerte sich an seinen schmerzerfüllten Blick bei ihrer Begegnung im Wald und hörte erneut seine Worte, sie solle sich nicht zur Beute machen lassen. Er hatte sie gewarnt, vor sich, vor seinem wie auch immer ausgelöstem Rachedurst.
„Das ist ohne Bedeutung!" Belegren richtete sich hoch auf. „Ihm ist nicht zu trauen, vergiss das niemals. Ich gehe zurück zu Elrond, Du kannst in unser Haus gehen."
Dann verließ er sie und Aewrin blieb wie benommen im Flur stehen, fortgeschickt wie eine Magd, wütend und traurig zur selben Zeit. Das Gefühl der Geborgenheit, das sie bei ihrer Ankunft empfunden hatte, war verflogen und es blieb nur stumpfe Leere. Sie ging hinaus und in den blühenden Garten, wo sie auf einer sonnenbeschienen Bank Platz nahm und Bogen und Köcher beiseite stellte.
Mit einem Seufzen schloss sie die Augen. Ihre Gedanken glitten zu Haldir, der sein Spiel mit ihr gespielt, sie verletzt und gelockt hatte, um Belegren zu schaden. Seine Warnungen und sein Rückzug, warum waren sie geschehen? Um ihrer Selbst willen, weil er vielleicht, ebenso wie sie selbst - ? Sie unterbrach sich in ihren törichten Gedanken. Nein, vielleicht war es nur ein Winkelzug mehr, der sie verwirren sollte. Belegren hatte Recht. Es war gut, nicht in Lorien zu sein.
