Kapitel 7

Mindestens 20 Reporter rannten auf Lucas zu. Sie hielten Mikrophone oder Aufnahmegeräte in der Hand.

Die ersten Fragen brachen über Lucas herein. „Mr. Wolenczak, Mr. Wolenczak. Wie geht es ihnen nach dem Tod ihrer Eltern?"

„Wie wird die Beerdigung aussehen?"

„Wer wird zur Beerdigung da sein?"

Lucas konnte nicht antworten. Er war wie gelähmt. Wie konnten diese Reporter ihn so was fragen. Diese Sachen gingen sie nichts an. Doch die Fragen hörten nicht auf. Plötzlich drängelte sich ein Reporter durch die Massen und stand direkt vor Lucas und schaute ihm in die Augen.

„Mr. Wolenczak stimmt es das sie froh sind, dass ihre Eltern tot sind, weil die sie immer geschlagen haben?"

Lucas war geschockt. Sein Mund stand weit offen. Es dauerte ein paar Sekunden, dann hatte er sich gefangen und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.

„Wie können sie es wagen so etwas zu behaupten? Ich habe meine Eltern geliebt und liebe sie noch. Sie haben mich nie geschlagen, sondern immer gut behandelt."

„Dann stimmt es also nicht das ihre Eltern sie einfach auf ein U-Boot verfrachtet haben obwohl sie noch ein Kind waren ...äh sind?"

„Ersten nein, das stimmt nicht. Ich wollte auf das U-Boot und meine Eltern haben es mir erlaubt, worüber ich sehr froh bin. Und zweitens bin ich kein Kind mehr und jetzt lassen sie mich in Ruhe!"

Lucas rannte die Treppen zu der Tür des Beerdigungsinstituts hoch und öffnete diese hastig. Er huschte durch den kleinen Spalt und schloss sie hinter sich.

Die Reporter rannten ihm nach und versuchten mit aller Macht die Türklinke runterzudrücken.

Lucas stemmte sich so gut es ging dagegen, aber es sah so aus als ob er den Kampf verlieren würde. Plötzlich stand ein älterer Mann neben ihm der sich mit gegen die Tür lehnte und dann das Schloss rumdrehte. Die Tür war versperrt. Der Mann zog die Rollläden an den Fenstern und der Tür runter, damit niemand hineinsehen konnte.

Lucas drehte sich um: „Danke das sie mir geholfen haben."

„Kein Problem. Das hab ich gern gemacht. Diese Reporter sind wie die Assgeier. Du bist Lucas Wolenczak stimmts?"

„Ja, wollen sie etwa auch ein Interview von mir?"

„Nein, keine Angst. Aber man kennt dich halt. Du bist seit gestern das Thema Nummer eins in dieser Stadt."

„Warum?"wollte Lucas wissen.

Der Mann ging an seinen Schreibtisch holte eine Zeitung hervor und drückte sie Lucas in die Hand: „Da lies!"

Auf dem Titelblatt war ein Bild von Lucas und seinen Eltern. Als Überschrift stand da 'Wolenczaks bei Flugzeugabsturz gestorben. Sohn jetzt Weise!'

„Ich glaub es nicht. Die haben aus uns ne Titelgeschichte gemacht."meinte Lucas wütend.

„Nicht nur die. Alle Zeitungen haben darüber berichtet. Und die Fernseh- und Radiosender auch."

Lucas lies sich fassungslos auf einen Stuhl fallen. „Das kann nicht sein. Was geht es die Leute an was in unserer Familie passiert?"

„Hör zu, deine Eltern standen im Licht der Öffentlichkeit. Sie waren angesehene Wissenschaftler und überall bekannt. Da wollen natürlich alle etwas über ihren Tod wissen. Ob es sie was angeht oder nicht, dass ist denen egal."

Lucas nickte nur.

„Kann ich dir was anbieten mein Junge."

„Ja gern, was zu trinken wenn es geht."

„Kein Problem."Schon war der ältere Mann verschwunden und kam nach kurzer Zeit wieder mit einem Glas Wasser in der Hand und überreichte es Lucas.

Lucas nahm einen großen Schluck.

„Wie heißen sie eigentlich?"

„Ich bin Herbert Schmidt."

„Freut mich sie kennen zu lernen. Meinen Namen wissen sie ja schon."

Herr Schmidt schmunzelte ein wenig und nickte dabei. „Wenn ich richtig annehme, dann bist du nicht zufällig hier gelandet."

„Nein, bin ich nicht. Ich möchte das sie die Beerdigung ausstatten."

„Das mach ich gerne. Wollen wir gleich mit dem besprechen anfangen oder willst du ein anderes Mal wieder kommen?"

„Nein lieber gleich. Ich komme im Moment sowieso nicht raus."

„Da hast du wohl recht. Ok womit wollen wir anfangen?" „Ich weiß nicht mit den Särgen vielleicht?"

„Gut können wir machen. Aber bevor ich es vergesse möchte ich dir noch mein herzliches Beileid ausdrücken. Es tut mir wirklich sehr leid."

„Danke. Das ist nett."

Der Mann stand auf und lief zu einem Schrank, aus dem er einige Proschüren holte. Diese legte er vor Lucas auf den Tisch.

„Ok hör zu. Ich werde dir helfen alles rauszusuchen. Sowas ist nicht leicht für einen jungen Mann, vor allem nicht wenn es um die eigenen Eltern geht. Ich spreche da aus Erfahrung. Meine Eltern sind auch gestorben als ich noch sehr jung war."

„Oh das tut mir leid für sie."

„Schon gut. Das ist jetzt schon lange her. Irgendwann vergeht der Schmerz und man denkt nur noch an das Gute zurück was einmal war. Hast du denn eine Vorstellung wie alles sein soll?"

Lucas schüttelte mit dem Kopf: „Ich hab erst gestern davon erfahren und hatte noch keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen."

„Ich verstehe. Natürlich sollte es nicht zu teuer sein."

„Das Geld ist völlig egal. Sie wissen wohl doch nicht so viel über meine Eltern. Sie haben sehr viel Geld. Ich meine sie hatten sehr viel Geld. Ich will nur, das es schön wird."

„Ok, dann lass uns anfangen."

Herr Schmidt schlug den ersten Katalog auf. Und suchte schon mal ein paar schöne Modele raus während Lucas nun der festen Überzeugung war das er genau das richtige Institut ausgesucht hatte.

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Es dauerte eine ganze Weile bis sie alles beisammen hatten, doch dann war Lucas sehr zufrieden mit seiner Auswahl. Herr Schmidt hatte ihm sehr dabei geholfen.

Lucas hatte sich dazu entschlossen eine neue Variante von Sarg zu nehmen. Früher gab es immer nur die Särge für eine Person, doch jetzt gab es welche für 2 Personen. So einen hatte er für seine Eltern gewählt. Der Sarg war weiß und aus Eichenholz. Innen war er mit weichem, weißen Polster ausgestattet. Außen hatte der Sarg goldene Griffe zum tragen.

Lucas hatte sich entschlossen die Eltern nicht von Grabträgern tragen zu lassen, sondern den Sarg von einer weißen Kutsche mit 2 weißen davor gespannten Pferden tragen zu lassen.

Die Wolenczak's sollten auf dem Friedhof in der Nähe ihrer Villa begraben werden.

Bei der Beerdigung sollte das Grab mit Tulpen und Rosen geschmückt sein und jeder Trauergast sollte zwei gelbe Rosen erhalten um diese ins Grab werfen zu können.

Am Ende der Beerdigung sollte es kein Traueressen geben. Lucas war schon mal bei so etwas dabei gewesen als seine Oma starb und auf dieser Feier taten alle so als ob alles in Ordnung wäre. Das wollte Lucas einfach nicht. Außerdem war er schon immer der Ansicht, dass man nicht feiern sollte wenn jemand stirbt.

Die Beerdigung sollte im engsten Freundeskreis stattfinden. Und Lucas wollte mit Hilfe der Adressbücher seiner Eltern die wichtigsten Leute raussuchen. Verwandte gab es leider nicht mehr, außer Lucas. Und so waren es eben die Freunde die Abschied von seinen Eltern nehmen sollten.

Lucas bestellte noch ein paar Wachleute die verhindern sollten, dass irgendwelche Presse zur Beerdigung kommt oder Fotos davon macht. Er war der Ansicht das würde alles entweihen.

Als letztes bekam Lucas noch eine Telefonnummer von dem Pfarrer der auf dem Friedhof auf dem seine Eltern begraben werden sollten die Rede halten sollte.

Zur Verabschiedung versprach der Mann hoch und heilig der Presse kein Wort zu sagen und Lucas lud ihn auf die Beerdigung ein. Er fand dieser Mann hatte das Recht dabei sein zu dürfen, weil er ihm so geholfen hatte.

Als sie mit allem fertig waren ging Lucas zur Tür und sah hinter die Rollläden. Die Reporter standen noch immer da und es wurde langsam spät. Lucas wollte heute noch zu Darwin.

„Die sind immer noch da."beschwerte sich Lucas.

„Du wirst da wohl durchmüssen. Es gibt hier keinen Hinterausgang. Tut mir leid."

„Na gut. Bis bald."

„Machs gut. Viel Glück."

„Danke!"

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Lucas öffnete die Tür und schon stürmten alle auf ihn ein. Wieder stellten sie ihm hunderte Fragen. Doch Lucas reagierte nicht. Er quetschte sich nur irgendwie durch die Menge und als er ihr Ende erreicht hatte rannte er los.

Er bog um viele Ecken und rannte so schnell er konnte. Irgendwann versteckte er sich in einer Nische die in einer Gasse lag. Er sah die Reporter vorbeirennen. Er hatte sie endlich abgehängt.

Total außer Atem wollte er sich gerade hinsetzten als sein Blick auf das Ende er Gase fiel. Er konnte da ein kleines Tor sehen und dahinter konnte er ein kleines Stück Meer ausmachen. Sofort dachte er an Darwin und ging den Weg entlang.

Er öffnete das kleine Tor und schon stand er mitten im Sand. Das Meer lag groß und prachtvoll vor ihm. Er konnte den Delphin schon im Wasser springen sehen. Mit schnellem Schritt ging er näher ans Wasser heran. Dann setzte er sich keuchend in den weißen Sand.

Er musste sich erst einmal ausruhen. Er lies sich auf den Rücken fallen und schloss die Augen.

Plötzlich hörte er wieder etwas. Jemand rief wieder seinen Namen. Schnell riss er die Augen auf. Ob die Reporter ihn schon wieder gefunden hatten? Er sah sich um konnte aber nichts entdecken. Wieder hörte er es. Irgendjemand rief hier die ganze Zeit: „Lucas, Lucas!"

Irgendwie kam ihm diese Stimme bekannt vor. Je näher sie kam umso mehr überlegte er wem sie wohl gehörte. Nun war sie ganz nah und endlich erkannte Lucas sie. *Das ist doch...* dachte Lucas. Ein breites Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Wieder drehte er sich um, er hatte sich nicht verhört. Er sprang auf und lief der Person die ihn gerufen hatte entgegen. Er umarmte sie und riss die Person fast zu Boden.

„Schön dich wieder zu sehen Lucas. Ich hab dich so vermisst."

Lucas konnte nicht antworten er wollte einfach nur im Arm gehalten werden.

Nach einer ganzen Weile in der Umarmung antwortete Lucas doch noch: „Ich hab sie auch vermisst. Ich bin so froh sie endlich wiederzuhaben. Es ist so schade das sie nicht mehr auf der SeaQuest sind."

„Ja das find ich auch. Aber so sehr fehlt mir die SeaQuest gar nicht. Nur du hast mir so gefehlt. Du weißt das du für mich immer wie ein Sohn warst."