Tjaja, da hab ich wirklich jemanden, der aufpasst, nicht wahr? Und es stimmt ja, dass Frodo und Gandalf erst Jahre später in den Westen segeln. Ich wollte mir im zweiten Kapitel einfach mal frei halten, mit welchen Figuren ich arbeite, bzw ob ich Frodo mit rein bringen will oder nicht, deshalb ist Aragorn im Ungewissen, was mit ihm und Gandalf ist. Legolas sollte zu diesem Zeitpunkt auch noch in Mittelerde sein, das ist auch richtig. Jedoch maße ich mir jetzt mal einfach an zu behaupten, dass Legolas, Gandalf und Frodo möglicherweise nach Westen gesegelt sind. Aber keine Angst an alle Leggi-Fans! He`ll be back! Und zwar mit Pauken und Trompeten *g*... Mist! Jetzt hab ich was verraten... nun ja. Das vergesst ihr jetzt mal schön wieder und lasst euch überraschen.

@sara: Toll, dass es dir gefällt! Ich bin sicher, dass ich euch noch ziemlich überraschen werde... Aber du hast Rech... wie schon gesagt, im 2. Chapi wollte ich mir einfach freihalten, welche Figuren ich einbringe. Aber jetzt halte ich mich wieder strikt ans Buch und wenn nicht, so bitte ich um Kritik! *lol*

@Vicky23: Jupp, du hast sooo Recht! S ist so! Ich hab mich nicht ans Buch gehalten... scheint mich bei meinen Storys so n bissel zu verfolgen, was? *zwinker* Das Storybord ist zwar noch nicht fertig, aber ich hab mich jetzt festgelegt und werde mich gaaanz dolle an das Buch zu halten versuchen! *schmört*

@Orlandopsycho010: Jo! Voll cool! Ein englischsprachiger Leser! Sowas hatte ich ja noch nie! Soll ich dir die Antwort auf deine Reviews auf Englisch geben oder kommst du klar? Wo kommst du denn her? Ach du lieber! Schreib mir doch mal eine Mail, ich würde mich sehr freuen, was über dich zu erfahren! Ansonsten: viel Spaß beim Lesen!

Ithiliens Wäldchen

Eomer trat hinaus in die immer noch kühle Morgenluft. Schon bald würde sie sich wandeln, in würzige Winde, die über die Wälder Ithiliens hinwegfegten. Dann würde die Sonne einen warmen Sommertag heraufziehen lassen.

Der junge König atmete tief ein. Hier roch es ganz anders als in Rohan, bemerkte er. Die Bäume und das feuchte Moos hielten immer einen Erdigen Geruch, während die Wiesen und Steppen Rohans voller Grasgeruch und Blumenduft war.

Er stand an der Hintertüre, die zum kleinen, aber geordneten und gut gehorteten Garten führte. Eomer wunderte sich, dass Faramir in solch kurzer Zeit und in so wenig Anwesenheit, doch die Gelegenheit gefunden hatte, etwas anzubauen. Er schritt mitten hindurch, immer auf dem vorgegebenen Weg und stand schon bald am Waldrand. Mit der Hand die Augen abschirmend, spähte er hinein, doch stellte fest, dass es ihm nicht möglich war, in diesem dichten Büschen und Bäumen etwas zu entdecken.

„Sucht ihr mich, mein Herr König?"

Eomer zuckte innerlich zusammen, aber bemühte sich, es nicht nach außen ansehen zu lassen. Er drehte sich um und musste aufsehen, um Beregonds Züge zu erkennen.

Der König war sicher kein kleiner Mann und nahm sich gut gegen andere aus. Dennoch war Beregond beinahe wie ein Riese neben ihm und überragte ihn um mindestens einen Kopf. Unwillkürlich kam Eomer in den Sinn, dass der Mann den meisten Feinden im Ringkrieg um Weiten überlegen gewesen sein musste. Schnell schüttelte er diese Gedanken ab und kam wieder zur Gegenwart.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll,"gab Eomer zu. „Was ich von deinem Betragen von Vorhin halten soll."

Beregond schien plötzlich zu schrumpfen und die Schultern hängen zu lassen.

„Ich möchte nicht Frau Eowyn mehr Sorgen bereiten, als sie sich im Moment sowieso schon macht. Wenn es um meinen Herren geht, so kann es mich sehr mitnehmen."

Eomer seufzte und versuchte nach einigem Hin- und Hersehen doch wieder den Blickkontakt zu halten. Er bedauerte, dass er nicht mehr über Beregond oder Faramir in Erfahrung gebracht hatte. Wohl wusste er, dass der neue Stadthalter viele Verluste hatte ertragen müssen. Aber wer hatte dies nicht? Theoden war ebenfalls im Krieg gefallen...

„Beregond, vielleicht wollt ihr mir von den Stadthaltern erzählen? Dann kann ich Euer Leid besser nachvollziehen."

Beregond schnaufte und wandte nun selbst den Blick vom König ab, starrte tief in den Wald. Eine Stille herrschte zwischen den Beiden, dass das Getümmel im Hause und das Zwitschern der Vögel die beiden übertönte.

Schließlich machte Beregond kehrt und ging auf den Stall zu.

„Wollt ihr mich begleiten? Ich habe heute Morgen noch Arbeit zu tun."

Tatsächlich war dies ein willkommenes Angebot für Eomer, denn in Ställen fühlte er sich immer wohl. Schließlich war er ein Rohirrim und liebte in der Tat neben seinem Land und seiner Familie nichts mehr, als Pferde. So begleitete er den Mann.

„Ich kenne Faramir schon, seit er ein kleines Kind war,"begann Beregond. „Ein wirklich entzückendes Kind. Damals war ich gerade Stallbursche geworden und in den Dienst der Stadthalter getreten. Faramir und sein Bruder..."

„Boromir?"

Beregond nickte.

„Die beiden waren ein Herz und eine Seele, nichts vermochte sie zu trennen. Einer hing mehr am andern als der andere. Und Denethor... nun ja. Er war ein Vater, wie er besser nicht sein konnte. Beide Söhne liebte er zu gleichen Maßen. Faramir, den Sensiblen, Zarten und Klugen, wie auch Boromir, den Starken, Lebhaften und Selbstbewußten. Doch dies änderte sich eines Tages."

Eomer öffnete die Stalltür, während Beregond die Mistgabel ergriff und ein Bündel Stroh packte, aufhob, als wäre es nichts weiter, als Eimer Wasser. Zusammen gingen sie hinein.

„Dies änderte sich?"

„Ja, nach dem Tod von Faramirs Mutter hat sich Denethor verändert. Zuerst wies er Faramir nur zurecht, wenn er Flöte spielte, dann öfter und öfter aus unersichtlichen Gründen. Manchmal war ein Lachen genug, um den Stadthalter aus der Haut fahren zu lassen. Einige male wurde er sogar handgreiflich. Faramir litt sehr unter dem Verhalten seines Vaters, wurde ruhiger und ruhiger. Ebenso litt auch Boromir. Für ihn war es unverständlich, dass sein Vater seinen kleinen Bruder so behandelte. Und als er sich gegen ihn auflehnte, da war er in dem Alter, als er zwischen Kindheit und Männlichkeit stand, da schalt ihn der Stadthalter so sehr und, dass der junge Mann drei Tage nicht sein Zimmer verließ. Jedoch konnte selbst Boromirs Zorn nicht von Dauer sein. Zum einen, weil der Hunger ihn heraus trieb, zum anderen, weil er Denethors Ältester und Bevorzugter war. Er war einfach schon zu lange den Geschenken, dem Lob seines Vaters erlegen und alle Liebe, die er zu seinem Bruder hegte, kam nicht gegen den verächtlichen Blick Denethors an. Also fügte er sich und versuchte so gut es ging, Faramir zu schützen."

Eomer lehnte an einer Mistgabel und stützte sein markantes Kinn darauf. Er lauschte sehr interessiert und war zugleich bestürzt über das, was er hörte.

Beregond fing an das Stroh im Stall zu verteilen. Vier Pferde beherbergte er, neben seinem eigenen gescheckten auch das dunkelbraune Faramirs, dessen Fell immer samtig glänzte, und Eowyns helle Stute, die ganz wie ihre Herrin ungestüm und wild war. Das vierte ganz vorne links war eines, welches sich Magd und Knecht teilten, wenn es etwas zu besorgen galt.

„Ich werde die Nacht in Osgiliath niemals vergessen. Faramir kam gerade zurück, leichenblass, völlig durchnässt und abwesend, als sei er in einer anderen Welt. Lange hatte er nicht gesprochen, was ihm auf dieser Nachtstreife begegnet war und erst am späten Vormittag, vier Stunden nach seiner Rückkehr, redete er mit uns. Unter seinem Umhang hatte er verborgen, was er uns dann offenbarte. Schrecken fuhr durch unsere Reihen und einige starke Männer brachen in Tränen aus! Eomer, in Tränen! Was Faramir in Händen hielt, war Boromirs gespaltenes Horn! Niemand sprach das Endgültige aus, jeder redete sich guten Mut zu, aber allesamt wussten sie: Boromir war gefallen. Und später, nachdem sich die Männer beschäftigten, um sich vor ihrer Furcht abzulenken, nahm mein Herr mich an die Seite und erzählte mir von seinem Nachtstreifzug. Es war wie eine Geistergeschichte, muss ich Euch sagen. Er habe seinen Bruder gesehen, wie er schlafend in einem Elbenboot den Anduin entlang trieb. Wahrscheinlich hatte Faramir selbst im Wasser gestanden, denn er war bis auf die Knochen durchnässt."

Eomer schnaufte und durch einen Zufall, tat Eowyns Pferd es ihm gleich. Der König drehte sich überrascht um und glaubte, das Pferd wolle ihm einen Streich spielen. Er schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zu Beregond, dem das lustige Schauspiel nicht aufgefallen war.

„Faramir ging seit je her oft in den Wald. Ich denke, er verarbeitet alles auf seine eigene Weise. In letzter Zeit ist er etwas öfter gegangen, er hat ja auch viel hinter sich."

„Was meintet ihr damit: Denethor hat Faramir verraten."

„Vielleicht drücke ich mich zu hart aus, aber im Prinzip empfinde ich es so. Erinnert ihr Euch, dass er mit Eowyn im Haus der Heilung war?"

„Aber natürlich. Die beiden wurden in der Schlacht verwundet."

Und wieder kamen ihm diese schrecklichen Laute der Nazgul in den Sinn, seine Ohren fingen an zu schmerzen und die Härchen an seinem Körper stellten sich auf.

„Ja... Eurer Schwester haben wir in der Tat viel zu verdanken,"dachte auch Beregond nach. „Doch Faramirs Leiden war unnötig."

Eomer zog eine seiner dunklen Brauen hoch, die sich so sehr von seinem goldenen Haar abhoben.

„Nicht, dass ich finde, Eure Schwester wäre nötiger Verwundet worden. Nein, vielleicht wäre Faramir sogar im Krieg umgekommen, hätte sein Vater ihn und seine Mannen nicht gegen dieses gigantische Heer geschickt. Jedoch war er der einzige, der von dieser aussichtslosen Mission lebend – oder eher tot – zurückkam. Nur dem jungen Hobbit Pippin haben wir es zu verdanken, dass man merkte, dass er noch lebte."

„Wie meint ihr das?"

„Als Denethor seinen letzten Sohn auf der Bahre sah, verwundet, wurde er vollends verrückt. Nicht nur, dass er Faramir in den Tod geschickt hatte, er hat ihn auch aufgegeben. Dem Wahn verfallen, wollte er sich und seinen Sohn verbrennen in den ehrwürdigen Hallen der Toten. Obwohl Faramir noch lebte. Gandalf und Pippin kamen mir gerade noch so zur Hilfe und verhinderten seine Verbrennung. Was dann geschah, wisst ihr. So viel unschuldiges Blut habe ich vergossen..."

„Aragorn half sowohl ihm, als auch Eowyn."

Beregond nickte und stellte die Mistgabel an die Wand, ging zu Eowyns Pferd, wo Eomer stand und das Tier sanft über den Rücken streichelte.

„Wie steht es nun um Euer Verständnis, Herr König?"

Eomer besah sich das glatte Fell des Pferdes und kam zum Schluß, dass es außerordentlich gut gepflegt ward.

„Ich verstehe, dass Ihr an Eurem Herrn hängt und bewundere, wie sehr Ihr Euch sorgt und mit ihm leidet. Aber vielleicht ist es Zeit, Eurer beider Leid zu vergessen? Vielleicht müsst ihr loslassen. Ein neues Zeitalter steht bevor, Gondor und Rohan werden von Neuem erblühen und der König Gondors braucht seinen Stadthalter."

Beregond antwortete nicht, aber sein Gesichtsausdruck ließ Eomer erahnen, dass der Mann darüber nachdachte. Eigentlich hätte er ihn nun allein und seinen Gedanken überlassen, aber da war noch etwas.

„Beregond, wo geht Faramir im Wald spazieren, jeden Morgen?"

Beregond zuckte mit den Schultern, als seine Gedanken wieder zu Eomer fanden. Der blonde Mann stand wahrhaftig wie ein König, seine jungen, aber weisen Augen waren die eines Königs... er sprach wahr, wie es ein König tat.

„Ich weiß es in der Tat nicht. Er geht, bevor noch das Haus erwacht. Nicht einmal meine Frau hört ihn morgens das Haus verlassen und sie wacht schon ehe Frau Eowyn. Aber wenn der Lord wieder kommt, so aus dieser Richtung."

Beregond wies in den dichten Wald hinter dem Garten. In der Ferne glaubte Eomer einen kleinen Pfad zu erspähen.

„Der Pfad führt an der Felswand nach Osten. Ihr könnt Euch gar nicht verlaufen."

Eomer nickte dankend und kehrte dem Größeren den Rücken. Er schritt durch den Garten, der wohl mit Kohl, Karotten und weiterem Gemüse gefüllt war und als er das kleine Salatbeet hinter sich gebracht hatte, stand er direkt vor dem Weg, der ihm gewiesen wurde. Der Wald sah verwuchert, dicht und wild aus, als hätte noch kein Mensch Hand an ihn gelegt oder ihn gar erblickt, auch wenn Faramirs Haus direkt dabei stand.

„Macht der Mann denn kein Holz?"sprach Eomer leise zu sich selbst.

Unbewusst zögerte er, einen Fuß auf den dunklen, mit Nadeln übersäten Boden zu setzen. Mit kaum wahrnehmbarer Mühe aber schaffte er es und der Schritt war irgendwie dumpf, so schoss es ihm durch den Kopf. Er selbst schien kein Geräusch zu machen, wenn er nicht gerade auf einen Zweig oder einen Tannenzapfen trat. Schon nach wenigen Metern konnte man den König dabei beobachten, wie er seinen Weg fortsetzte, sehr darauf bedacht, immer auf Stöcke, Zapfen oder Ähnliches zu treten. Manchmal war der nächste Ast zu weit entfernt und der König sprang bis dort hin oder trat das Erdreich auf, damit er wenigstens die fallende Erde hörte.

Bald aber gesellten sich zu den dichten Tannen auch hier und da ein Busch oder eine hagere kleine Birke. Bald nahmen die Birken Überhand.

Eomer blieb an einem dieser seltsamen Bäume stehen und betrachtete Rinde und Blätter.

„Weiße Bäume,"überlegte er laut. „Ich dachte, die gäbe es nur in Minas Tirith!"

Doch dann erinnerte er sich daran, dass der weiße Baum in der Stadt von anderer Art war. Die Borke war völlig glatt und die Blätter ebenfalls weiß. Dennoch fand er diesen Wald nicht mehr so bedrückend, sondern viel mehr faszinierend. Nicht nur, weil es in Rohan wenig Wälder gab, sondern auch, weil es dort keine Birken gab.

Diese Bäume ließen das Licht des Sommers durch ihr weites Blätterdach hindurchregnen und der Boden schien besprenkelt von etlichen Lichtpunkten, als seinen leuchtende Blätter darauf gefallen und breiteten einen leuchtenden Teppich über dem saftig grünen Moos aus.

„Iiiieeeeehhh!"

Eomer sah auf.

„Iiiieeeeehhhh!"

Über dem Kopf des Königs flog ein majestätischer Adler und zog seine Kreise. Doch plötzlich, als hätte er Eomers Blick bemerkt, stürzte er herab und stieß durch das Blätterdach. Zuerst hatte Eomer befürchtet, der Vogel würde auf ihn zustoßen, aber dies bewahrheitete sich nicht und der Adler wurde schnell langsamer und ließ sich auf einem Ast über dem Mann nieder.

„Iieeeh!"schaute er den Eindringling an.

„Na du?"flüsterte Eomer dem neugierigen Tier zu und hielt zur Probe eine Hand hoch.

Das beeindruckte den Adler in keinster Weise, dieser legte nur den Kopf auf die Seite und blinzelte.

Der junge König musste leise lachen, doch er war bedacht, seine Stimme leise zu halten, damit er das sonderbare Tier nicht erschreckte.

Aber er hatte leider keine Zeit, sich dem Vogel zu widmen und zwang seinen Blick ab von ihm, ging weiter.

„Iiiiieeeh!"protestierte der Vogel, als sich der Mensch entfernte und durch den Wald streifte.

Eomer hielt Ausschau nach einer menschlichen Gestalt, doch weit und breit war nichts zu sehen. Aber schon bald kam er zu der Felswand, von der Beregond gesprochen hatte. Die Wand leuchtete ihm hellgrau entgegen und ganz am Rand war ein kleiner Streifen Gras, auf dem sich Schmetterlinge tummelten.

Der König staunte über das Bild, welches sich ihm in völliger Stille offenbarte. Gelbe und rote Falter tanzten um rosa Distelblüten, schwebten auf dem Wind, flatterten hüpfend umeinander, einen anderen Falter einladend, sich ihm anzuschließen. Dem Schutz des Waldes entzogen, wurde diese kleine Wiese von einer frischen Briese gestreichelt und von der Sonne inniglich geküsst. Eomer fühlte Wärme in sich aufsteigen und genoss das Gefühl, puren Friedens und wahrhaftigen Sommers. Die Bäume am Waldrand rauschten leise und die Blätter wiegten sich sachte im Wind.

Plötzlich, als wäre er in einem Traum, ertönte helle Musik! Sie schien so weit entfernt, aber konnte es nicht sein, sonst wäre sie nicht so deutlich.

Eomer wandte den Kopf, um die Melodie besser erfassen zu können, um zu erkennen, wo die Musik herkam. Sie war leise, schwingend, sehnsüchtig, aber nicht traurig. Der König vermutete, dass es die Laute einer Flöte waren. Hell und klar legte sich das Spiel über den Wald und erfüllte ihn plötzlich mit Stimmen, die sich zur Musik gesellten. Auf einmal vernahm Eomer das Zwitschern der Vögel und das Summen von Bienen, Käfern und sonstigem Getier. Der Wald war voller Leben und Heiterkeit, voller Zuversicht und Frieden. Die Musik wurde gediegener, lange Töne schienen die Ferne herbei zu sehnen und wanden sich durch Bäume und Gras.

Ohne es zu registrieren fingen des Königs Beine an, sich vom Boden zu lösen, ihn nur noch beiläufig zu berühren. Eomer bekam ein Gefühl, als schwebe er dahin und flöge, wie ein Adler, durch den Wald, ließ Bäume neben sich, hinter sich. Immer schneller wurde sein Lauf, immer schneller trugen ihn seine Beine in die Richtung, in die es ihn auf so seltsame Art und Weise zog. Der Wald raste an ihm vorbei, Eomers Füße berührten den weichen Boden nicht einmal genug, um darauf Spuren eingedrückten Mooses zu hinterlassen. Die frische Luft wehte ihm ins Gesicht, drang durch seinen Bart und kühlten die Haut.

Plötzlich kam er abrupt zum Stehen und fiel beinahe vorn über. Der König schnappte nach Luft, keuchte heißen Atem aus. Nicht vor Anstrengung wegen dem Lauf, sondern vor Erstaunen, was er gerade gefühlt hatte, wie er durch den Wald „geflogen"war, wie berauschend dieses Erlebnis gerade gewesen war.

Das Spiel veränderte sich wiederum und die Lage erhöhte sich etwas. Die Melodie verwandelte sich in ein wunderbares Spiel virtuoser Tonleitern, waghalsiger Sprünge und harmonischer Triller. Träumerisch ließ sich Eomer mitreißen, schloss seine Augen und ließ sich fallen, während seine Gedanken sich gen Himmel erhoben und über das Blätterdach des Waldes hinwegfegten. Das Ende des Wäldchens kam in Sicht und sein Geist schoss darüber hinaus. Eomer sah die glitzernden Wasser des Anduin und sah in der Ferne Türme und Dächer einer Stadt. Als er näher kam, erkannte er Osgiliath! Rasend flog er darauf zu, darüber, ließ es zurück! Zu seiner Linken war das weiße Gebirge und es begleitete ihn auf seinem Flug. Die hohen mächtigen Gipfel beschrieben seinen Weg und schauten auf ihn herab, wie er über die Wiesen entlang strich. Ohne es sich zu versehen, wand sich die Entwasser unter ihm hindurch. Eomer war so überrascht von dem Flüsschen, dass er versuchte, sich umzudrehen. Ein Fehler.

Bevor er noch die Gelegenheit hatte, sich bewusst zu werden, dass die saftigen Wiesen Rohans vor ihm lagen, oder sich nach der Entwasser umzusehen, entwand sich ihm der Traum, die Vision, Halluzination?

Eomer sog die würzige Luft tief ein und schrak hoch, die schwarzen Augen weit aufgerissen. Er starrte in den wundervollen Wald vor sich und erfasste, mit sich wild bewegenden Augen, wo er war.

Die Flöte spielte ein Ritadanto und schien seinen inneren Frieden wiederzubringen, auch wenn Eomer sich nicht sicher war, ob er diesen jemals entbehrt hatte. Dem König fiel auf, dass die Bäume vor ihm niedriger waren und die Blätterdächer sich beinahe auf seiner Höhe befanden. Als er den Blick senkte, bemerkte er, dass sich vor ihm ein kleiner Abgrund auftat und etwa 5 Meter abfiel.

Und dort war, nach dem er gesucht hatte. Unten am Fuße der „Schlucht"auf einer erhellten Lichtung, saß ein rothaariger Mann auf einem Stein. Tatsächlich war der Boden dort mit Findlingen übersät zwischen denen sich eine silberne Ader hindurch wand. Ein Quell hatte seinen Ursprung in dem Felsen, auf dem Eomer gerade stand und ergoss sich vor Faramirs Füßen.

Der junge Mann saß entspannt, aber aufrecht da und hielt etwas in Händen. Die Flöte! Er entlockte dem Instrument einen langen, ersterbenden Ton, der sich bald schon im Wald und im Echo verlief und damit das Stück beendete, welches die ganze Zeit erklungen ward.

Faramir setzte das Instrument von seinen Lippen und legte die Querflöte auf seine Oberschenkel, ließ seine Hände eine Weile darauf ruhen.

„Bist du glücklich?"

Faramir nickte.

„Entspann dich."

Faramir atmete tief ein und lockerte seine Schultern, spürte seinen Körper und wie die aufsteigende Sonne ihn wärmte, fühlte den Wald, wie er zum Leben erwachte.

„Bleib."

Der junge Mann genoss die Strahlen auf seinem Gesicht und öffnete die Augen, sah den Wald. Doch auf einmal schrak er hoch.

„König Eomer!"

Mit einem Mal stand Faramir fest auf den Füßen und mit einem Stiefel im Wasser. Er fühlte Hitze in seine Wangen steigen und war sich völlig bewusst, dass er gänzlich rot sein musste vor Scham.

Der König stand vor ihm und schaute in schief an, schien nach seinem Blick zu suchen, dem Faramir zunächst unbewusst auswich. Als er den Kopf zur anderen Seite legte, sah er beinahe aus, wie ein Pferd, denn seine dunklen Augen schauten so intensiv und sein langes Haar schwang leicht mit.

Schließlich schaffte der Lord es, sich wieder zu fassen.

„Ihr seid schon da?"

„Aber natürlich! Denkt ihr, ich reite in praller Mittagssonne?"schnappte Eomer und bedachte Faramir ernst.

Die beiden starrten sich an und keiner wich dem Blick des anderen. Braune Augen trafen auf graue. Doch keine Spannung war zwischen den beiden und sobald Eomers Mundwinkel zu zucken anfingen, konnte sich keiner der beiden mehr beherrschen und sie brachen in lautes Lachen aus. Faramir wurde eine der berühmt berüchtigten Umarmungen des Rohirrim Königs zu Teil, welche schon so manchem Manne die Luft aus der Brust gepresst und hier und da sogar schon eine Rippe gebrochen hatte. Doch Faramir entspannte seinen Körper, so dass ihn die Umarmung nicht zu hart treffen konnte und legte seiner seits seine kräftigen Arme um den Mann und drückte kräftig.

„Faramir, Freund und Schwager! Was suchst du zu solch früher Stund in diesem Wäldchen und lässt meine Schwester allein am Herd zurück?!"lachte Eomer laut.

Faramir erhob die Hand zum Kopf und tat überaus bestürzt, was ja auch zum Teil zutraf.

„Das tut mir reichlich leid, Herr König!"scherzte Faramir. „Doch ich muß behaupten, dass Eure Schwester sehr gut zurecht kommt und die Herrin am Herde und im Hause ist. Was die Zeit an geht, so gebe ich Euch Recht, ich muss sie vergessen haben!"

„Was nicht zu verübeln ist, bei solch schönem Wäldchen und... solch schöner Weise! Warum spieltet ihr mir nicht schon früher?"

Faramir besah sich die Flöte in seiner Hand, dieses fein geschnitzte Instrument, welches er einst selbst gefertigt hatte.

„Ich weiß nicht,"dachte er nach. „Wahrscheinlich hatte sich die Gelegenheit noch nicht ergeben..."

„Oder die Gelegenheit war Eures Spiels nicht würdig?"

Faramir lächelte.

„Vielleicht die Umstände."

„Ich verstehe. Sicherlich spielt es sich in dieser Umgebung doppelt so leicht und schön. Ich muss zugeben, dass ich beeindruckt von Ithilien bin."

„Gut genug für Eure Schwester?"

„Euer Haus erscheint mir klein..."

„Nicht prunkvoll."

„Eure Gefolgschaft wenig..."

„Familiär."

„Die Gegend abgelegen..."

„Friedlich."

Eomer grinste breit und umarmte Faramir ein weiteres Mal. Diesmal allerdings sanfter.

„Wollen wir gehen? Meine Schwester sorgt sich."

Faramir nickte und wies den Weg und schritt über das Moos in Richtung der Anhöhe, von der Eomer gekommen war. Er nahm einen Stein nach dem anderen, bis beide Männer die Klippe erklommen hatten und der Lord einen letzten Blick auf seine Lichtung warf, die er so mochte. Dann drehte er sich wieder um und setzte den Weg fort.

„Wie auch Beregond und Eure Dienerschaft."

Sie waren keine weiteren drei Schritte gegangen, als der König dies ausgesprochen hatte und damit zu verstehen gab, dass er das Thema wechseln würde. Da blieb der jüngere stehen und drehte sich um, starrte den König an.

„Was habt ihr gesagt?"

Faramir schien völlig überrascht und unwissend. Unverständig sah er Eomer an, wartete auf eine Erklärung. Eomer atmete tief ein, ließ sich Zeit, seine Worte sorgfältig zu wählen.

„Wußtet ihr denn nicht, dass Eowyn sich ernsthaft sorgt?"

Eomer ging langsam an Faramir vorbei, den Weg erahnend, der sie zurückführen würde, während Faramir zu Boden sah und seine Augen in tiefer Überlegung hin und her wanderten. Eomer war bereits einige Meter weiter, als Faramir in rief.

„König Eomer, Ihr geht in die falsche Richtung!"

Eomer blieb abrupt stehen und versuchte sich zu erinnern, in welche Richtung er vorhin geflogen – gerannt war. Dann wandte er sich um und kehrte zurück zu seinem Gefährten.

Faramir sah ihn fragend an.

Eomer schaute über den Wald, als er sprach.

„Nun ja. Ihr verschwindet jeden Morgen in diesen endlosen Wäldern, die selbst einen König irreführen, ihr kehrt erst gegen Vormittag wieder. Was soll man dazu sagen? Zudem scheint ihr mir verschwiegen und abwesend, Lord Faramir. Schon seit langer Zeit."

Faramir sah den König überrascht an und seine Augen waren groß vor Entsetzen. Dann senkte er den Blick und sah auf seine Flöte, spielte an dem Mundstück herum, drehte es hin und her.

„Ich spiele gern,"seufzte er und schritt voran.

*War das eine Erklärung?* überlegte Eomer und entschloss sich schließlich, lieber dem Mann zu folgen, bevor er sich noch verirrte.

„Freund!"sagte er ruhig. „Was macht Euch so melancholisch?"

Der Stadthalter schnaufte, steckte die Flöte weg, schüttelte den Kopf. Dann lachte er leise, was Eomer überrumpelte. Der König hielt den Atem an und sah seinen Freund an.

„Ihr redet wie mein Bruder."

Eomer zuckte zusammen. Hatte er etwas Falsches gesagt? War er zu grob oder zu plump vorgegangen? Aber dann entschied er, dass dies nicht der Fall gewesen war. Wenn er seiner Schwester von Nutzen sein wollte, so musste er tun, was er versprochen hatte.

„Ich verstehe nicht ganz."

Faramir nahm einen dicken großen Stock vom Boden, der direkt auf dem Pfädchen lag und hielt es Eomer hin, der es ergriff und sich ansah.

„Ein Stock?"

„Mein Bruder,"berichtigte Faramir.

Wieder bückte sich der Mann und stich ein paar Blätter vom Boden, damit er einen darunter versteckt liegenden dünnen Ast aufheben konnte.

„Und das bin ich,"meinte er.

Eomer fand das lächerlich.

„Was soll das?"

„Dünnere Zweige werden leichter verdeckt durch die Blätter, die darauf fallen. Sie sind unscheinbarer und geraten viel leichter unter das Laub."

Der König sah kurze Zeit auf seinen Ast und zuckte mit den Schultern. Dann holte er damit aus und gab Faramir einen leichten Schlag auf den Kopf. Dieser drehte sich um und schaute völlig verdutzt drein, rieb sich dabei die Stelle, die den Schlag abbekommen hatte.

„Ich bin sicher, ihr seid diesem Ast ziemlich ähnlich, wenn ihr mich nun zurückschlagt,"grinste Eomer und hielt den seinen hoch.

Faramir grinste zurück und ZACK! Da sirrte der dünne Ast durch die Luft und traf Eomer auf die Hand. Ein brennender Schmerz durchzuckte des Königs Hand und ein roter Striemen erschien fast sofort nach dem kleinen Angriff.

„Meint Ihr immer noch, dass sich mein Ast genauso anfühlt, wie der Eure?"

„Zumindest ruft er eine Art Schmerz hervor,"konterte Eomer. „Und zwar einen, den man nicht unterschätzen sollte."

„So? Nun, versucht mal diesen Ast zu biegen,"schlug Faramir vor und stellte sich vor den Rohirrim, seinen Zweig an beiden Enden ergreifend.

Eomer tat es ihm gleich. Dann spannten sich seine Muskeln, als er langsam versuchte, den Ast durchzubrechen. Zur gleichen Zeit bog Faramir seinen mit Leichtigkeit, während Eomers starr und unnachgiebig blieb. Faramir hatte seine Hände beinahe zusammen geführt, da brach sein Stock, zeitgleich mit Eomers.

Der König ließ das Holz fallen und sah zu Boden, während der andere sich umdrehte und ging. Auf dem Heimweg sprachen sie nicht mehr, doch Eomer wurde sich bewusst darüber, dass er über des Anderen Demonstration das eigentliche Thema vergessen hatte und nahm dies interessiert zur Kenntnis. Jedoch sagte er nichts weiter, vielleicht reichte es schon aus, dass er Faramir darauf angesprochen hatte.