Ich weiß ja nicht, ich weiß ja nicht. Soll ich dir Story zu Ende schreiben?
Soll ich nicht? Lohnt es sich? Der beste Ansporn ist eben doch noch das
Feedback und davon kommt reichlich wenig. Zur Zeit überlege ich viel mehr,
die Triologie von PotC zu vollenden. Mal sehn, hab ja wie immer noch ein
paar Chais im Petto, die stell ich erst mal und dann sehen wir weiter.
Celebne: Schön, dass es doch noch jemanden gibt, der Midiels Fluch liest, hehe. Danke für die Review. Du siehst ja, Faramir ist eben mein Lieblings- Charakter. ;-)
Vicky: Hey, danke noch mal für deine vieeelen lieben Reviews. Freut mich immer wieder. Oioioi. Da war ich schon ewig nicht mehr im FF.net und bin gar nicht mehr auf dem Laufenden mit den ganzen Storys. schnell zu dir durchklickt ;-)
Freud und Furcht
Sie ritten nun schon vier Stunden und die Pferde wurden langsam müde, keuchten und ihr Fell war nass vor Schweiß.
Eomer bemerkte dies natürlich und sah nach vorn, wo sein zukünftiger Schwager die Führung übernommen hatte und sie beständig vorantrieb. Sicher kamen sie schnell voran, jedoch brauchten sowohl Pferde, als auch Reiter eine Pause und so spornte Eomer sein Ross noch mehr an, damit es mit dem Führer der Gruppe aufschloss.
Nach wenigen Minuten hatte er Faramir erreicht und ritt neben ihm, bemerkte, dass der Mann ihn zuerst gar nicht wahrnahm. Erst als er ihn im Ritt anstieß, sah Faramir vom Weg ab und schaute den König fragend an.
„Was?!"sagte er überrascht von dem Mann.
Sein rotes gelocktes Haar wehte im Wind und wurde noch mehr durcheinander gebracht, als er den Blick zu Seite wendete. Sein dunkles Pferd ritt standhaft und leicht unter seinem nicht allzu schweren Gewicht, jedoch war selbst jenes, als auch Eowyns erschöpft.
„Lass uns eine Pause einlegen! Wir sind weit gekommen für heute und schon vor der Zeit!"rief Eomer in den Gegenwind.
Er beobachtete, wie Faramir sehnsüchtig einen Blick zurück und dann einen fragwürdigen nach vorne richtete. Eomer konnte beobachten, dass in dem jungen Stadthalter etwas vor sich ging, aber konnte nicht sagen, was es war.
„Faramir!"drängte er.
Der Mann schluckte und seine grauen Augen schauten gegen den blauen Himmel.
„Es muss sein, nicht wahr?"
„Warum die Tiere quälen?"
Das war wahr und Faramir versuchte den Grund für seine Eile zu erfassen, der ihn so schnell vorantreiben wollte. Ohne Erfolg. Sein Gefühl trieb ihn und sein Wille musste einiges an Stärke aufbringen, um den Befehl zum Halt geben zu können.
Er hob unsicher den Arm, als Zeichen zum Halt und Eomer tat es ihm gleich.
„Wir sind weit gekommen, für heute morgen! Jetzt lasst uns essen und Kraft schöpfen,"sagte der König und die Männer ließen sich dankbar von den Rücken der Pferde fallen, führten die Tiere an den Rand des Anduin, damit sie trinken konnten. Danach nahem sie etwas zu Essen aus ihren Satteltaschen und machten es sich bequem.
Eowyn streichelte ihr Pferd und führte es in die Nähe von Faramirs, wo der Stadthalter gerade abstieg.
„Du bist geritten, als wäre eine Horde Orks hinter uns her,"stellte sie fest.
Er drehte sich um und sah ihre schöne Gestalt vor sich. Seine grauen Augen erfassten die ihren und er erhob eine Hand, streichelte durch ihr goldenes Haar.
„Was ist los?"
Er schnappte nach Luft, als er versuchte seine Gefühle zu ergründen.
„Eowyn,"er machte eine Pause.
Sie legte den Kopf schief und nahm sein Gesicht in ihre Hand.
„Was ist es? Sprich mit mir Faramir."
„Ich... ich weiß es nicht. Es... es..."
„Du redest so wirr, ich verstehe dich nicht. Es?"
„Eowyn."
Seine grauen Augen wurden traurig und sein Kopf senkte sich.
„Meine schöne Eowyn."
„Um Himmels Willen, was ist mit dir?!"
Faramir räusperte sich.
Jetzt lass dich nicht so gehen!
„Eowyn, ich fühle mich seltsam, seit wir von Ithilien fort sind."
„Ist es wegen der Hochzeit?"
„Ja... ich meine nein... ich... ich weiß nichts! Mein Kopf ist so leer!"
„Hast du etwa Zweifel?"
Eowyns Herz setzte einen Schlag aus, als sie auf seine Antwort wartete. In ihr wuchs eine Befürchtung, die sie vielleicht nicht ertragen würde, wenn sie sich als wahr erweisen würde.
Er schaute in ihr liebliches Gesicht, in die blauen Augen, die von der Stärke zeugten, die in ihr wohnte und ihm war in all seiner Verwirrung eines gewiss...
„Ich liebe dich, Eowyn, oh Schildmaid Rohans! Du bist das, was mich ausmacht, was mein ganzes Sein bestimmt und meinem Leben einen Sinn gibt. Mit dir vermag ich der glücklichste Mann der Welt zu sein, ohne dich nicht mehr als ein Elend! Wie weit habe ich es kommen lassen, dass du in mir Zweifel vermutest? So zweifle auch du nicht an mir und meiner Liebe zu dir, denn es mag noch nichts geben, das sie erlöschen lassen könnte!"
Nichts hätte die Frau in diesem Augenblick glücklicher machen können, als dieses erneute Liebesversprechen, welches ihre größte Angst versiegen ließ, als wäre sie ein Tropfen Wasser auf einem heißen Stein.
„Was ist es dann?"
„Ich weiß es nicht Eowyn, aber eines sei dir gewiss! Ich werde nichts zwischen dich und mich kommen lassen! Gib mir die Zeit, die ich brauche, um in mich zu sehen, zu erkennen, was es ist. Vielleicht ist es Heimweh, vielleicht die Furcht, nach Minas Tirith zurück zu kehren, wo mein Vater einst regierte. Doch beides muss überwunden werden und keines könnte mich von unserer Heirat abbringen."
Er schaute ihr tief in die Augen und hielt ihr Gesicht, so dass sie ihn direkt ansehen musste.
„Hast du das verstanden? Nichts!"
Ergriffen und bestärkt nickte sie und ihre Arme schlossen sich rasch um seinen Nacken. Sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss und die Männer am Feuer fingen leise an, Witze zu reißen. Eomer, welcher bei ihnen saß, ließ sie gewähren und lächelte über das junge Paar und ihre Hingabe zueinander.
„So gehört sich das,"sagte er laut und Beregond brach in Gelächter aus.
Aragorn sattelte sein Pferd und führte es aus dem Stall. Gimli stand murrend draußen neben Legolas und suchte unbewusst die Nähe des Elben. Jedoch schien es Legolas nicht anders zu ergehen und nie entfernte er sich weiter, als einige Schritte von dem Zwerg.
„Die Pferde sind bereit,"erklärte Aragorn und stieg auf.
Auch Legolas erhob sich auf sein Pferd und zog Gimli zu sich auf das Tier. Der Zwerg fluchte und von der Höhe schwindelnd hielt er sich fest an Legolas Rücken fest.
„Warum reiten wir fort, so kurz vor dem Fest? Wollten nicht Eomer und Faramir bald kommen?"
Aragorn ritt neben sie und sah Legolas selbst fragend an.
„Wenn sie eintreffen, wird Arwen hier sein, um sie zu empfangen,"erklärte der König.
„Ich halte es nicht für gut, diese Sache hier in der Stadt aus zu machen und schon gar nicht bei Tage,"hauchte er in den Wind und roch darin den Westen.
Seit heute Nacht im Thronsaal hatte Gimli keine ruhige Minute Schlaf mehr gefunden und sich nur hin und her gewälzt. Aragorns Reaktion auf Legolas Geschichte hatte ihn die ganze Zeit beschäftigt und ihm nur noch mehr Rätsel aufgegeben, denn obwohl Aragorn zu verstehen gab, dass er diese „Zeichen"bemerkt hatte, hatte er sich darüber ausgeschwiegen und ihnen nicht mitgeteilt, was sie bedeuteten.
Sam wurde zu äußerster Diskretion angehalten und durfte nicht einmal Merry und Pippin davon erzählen, bis sie sich dieser mysteriösen Sache gewiss waren. Vor allem Pippin sollte, nach Aragorn nicht wissen, um was es hier ging. Doch war es nicht sehr hilfreich, dass Legolas nichts verriet und immer wieder, wenn Gimli ihn in der Nacht danach gefragt hatte, zusammenzuckte, wie ein scheues Tier, und ihn auf diesen unbekannten anderen vertröstete, der sie im Morgengrauen aufklären würde.
Wieder ärgerte Gimli sich, dass ihm anscheinend kein Vertrauen entgegen gebracht wurde. Weder von Legolas, der Angst zu haben schien, irgendjemandem etwas zu verraten, noch Aragorn, der sich weigerte, sein Wissen über den Unbekannten auszusprechen.
„Ich glaube das alles erst, wenn ich ihn vor mir sehe,"hatte er dem Zwerg geantwortet und ihm danach versichert, dass er ihn brauchte. „Gimli, ich fürchte, hier geht etwas vor, das sogar einen Elben in Schrecken versetzen kann. Ich bitte dich, uns morgen zu begleiten, auch wenn es ungewiss ist, was uns erwartet."
„Da bin ich dir so lange gefolgt und du glaubst noch, mich bitten zu müssen, das ein weiteres Mal zu tun? Was kann schlimmer sein, als das Erlebte, als der Krieg, den wir zusammen durchgestanden haben?"
„Ich weiß es nicht Gimli, ich denke nicht dass es eine erneute, so große Gefahr für Mittelerde gibt. Dennoch... Legolas Rückkehr gibt mir mehr als genug Grund, hier zu argwöhnen, denn noch nie ist ein Elb von Westen wieder gekehrt. Und dass dieser Elb noch so verunsichert ist, macht die Sache nicht gerade besser."
Gimli hatte den Ernst der Lage begriffen, doch das Ausmaß war ihm völlig unbekannt. Er wollte wissen, was auf ihn zu kam, wie gut er seine Axt schärfen musste und in welcher Gefahr seine Freunde waren.
Aragorn beugte sich von seinem Pferd herunter und küsste Arwen.
„Wir werden bald wieder zurück sein. Mit etwas Glück sogar vor der Ankunft Eomers. Achte auf die Hobbits und kümmere dich, dass alles bereit sein wird für Mitsommer. Ich möchte nicht, dass das Fest abgesagt wird, noch bevor wir wissen, was eigentlich ist. Wenn etwas ist, so werden dir die Hobbits sicher gerne helfen. Bestimmt brennt Pippin nur so darauf, dir bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen."
Arwen lächelte und streichelte ihm über die bärtige Wange.
„Ich weiß. Sorge dich nicht um uns, wir werden zurrecht kommen. Reite und finde heraus, warum wir uns überhaupt sorgen, denn noch sind wir über alles im Unklaren."
Aragorn nickte und aufrecht ritt er zum zweitobersten Tor, das direkt vor ihnen Lag. Die Fackeln, welche sie brauchten, da es noch zu früh war und die Sonne noch nicht am Himmel stand, zeigten ihnen den Weg. Als das Tor offen war und ein Horn durch die Stadt hallte, dass auch die anderen Tore geöffnet werden sollten, gab der König seinem Pferd die Sporen und zusammen mit seinen zwei Begleitern preschte er davon, hinaus aus der Stadt und über die Felder des Pellanor. Sie waren außer Sicht noch bevor die Sonne aufgegangen war.
Sie erreichten den Erui noch bevor es Nachmittag war und das weiße Gebirge tat sich neben ihnen mächtig und erhaben auf, wie es das schon seit beginn der Zeit getan hatte.
Dort wo der Erui seinen Ursprung hatte am Fuße des Gebirges, stoppte die Gruppe und Legolas war höchst zufrieden mit ihrem Ritt. Ohne Pause waren sie durchgeritten, die Pferde gut ausgeruht und frisch hatten sie ohne Mühe bis hier her getragen. Doch als Legolas anhielt und vom Pferd abstieg, befand Aragorn es als gut, dass sie den Pferden eine Pause gönnten, denn der Rückweg lag noch vor ihnen.
Auch der König stieg ab und hielt sein schwarzes Pferd fest am Halfter, sah sich um. Außer dem Fluss und den Bergen war sonst nur noch eine weite Steppe zu sehen, dich sich über das Land hinweg zog. Die Sonne tauchte das Land in ein leuchtendes Gelb.
„Wann wird er hier sein,"fragte Gimli und kam somit Aragorn zuvor.
Legolas schirmte seine Augen gegen die Sonne ab und schaute über das Gras. Als er einen Punkt zum fixieren fand, hielt er in der Bewegung inne und starrte einige Minuten nach Westen.
„Wir sind gut geritten, noch besser, als ich vermutet hatte. Er kommt in einer Stunde,"sagte der schlanke Elb und seine herrliche Figur ragte dem Wind entgegen, wie ein dünner Baumstamm.
Ob er den Düsterwald vermisste, grübelte Gimli, aber fragte nicht. Eine Stunde. Er hasste Warten.
Aragorn setzte sich in den Schneidersitz und packte etwas zu Essen aus. Sie hatten weder Gefrühstückt, noch etwas zu Mittag gegessen und der einstige Waldläufer wusste: wer sich nicht stärkte, hatte keine Kraft.
Gimli war das nicht ungelegen und er nahm dankend ein Stück Brot an, das ihm Aragorn reichte. Des Königs Gesicht schien wieder wie früher. Das Haar zerzaust und das Gesicht etwas schmutzig. Die grauen scharfen Augen sahen sich während der Mahlzeit immer wieder um und überflogen das weite, flache Land.
Legolas lehnte Aragorns Angebot, etwas zu essen dankbar ab und zog es vor, hin und her zu laufen, immer wieder die Hand zur Stirn zu erheben und Ausschau zu halten. Auf den König machte er einen höchst nervösen Eindruck und Aragorn glaubte auch, den Ansatz von Augenringen in seinem Gesicht erkennen zu können. Ein schweigsames Grauen lag auf ihm.
Es sorgte ihn, einen Elben so unruhig zu sehen. Jedoch konnte er sich keinen Grund dafür erdenken, dass einer der Erstgeborenen sich so betrug und so aus der Fassung gebracht werden konnte. Mit tiefen Falten in der Stirn folgte er Legolas Blick in die Ferne und erblickte einen kleinen Punkt, der sich schnell näherte.
Aragorns Puls wurde schneller.
Legolas drehte sich zu seinen Begleitern und der finstere Ausdruck auf seiner Mine, verriet Aragorn, dass es so weit war. Der Elb schien so blass und plötzlich sah Aragorn einen Angehörigen seiner Art völlig unsicher und schwach. Er konnte beobachten, wie seine stolze aufrechte Haltung dahinschwand und seine Schultern schließlich schlapp herab hingen, seine Arme und Beine viel zu lang schienen, so dass sie beinahe bis auf den Boden reichten.
„Legolas!"Gimli lief zu seinem Freund.
Auch dem Zwerg war es aufgefallen, wie blass der Prinz nun geworden war.
Legolas schüttelte sich und versuchte sich etwas mehr aufzurichten, damit er seine Freunde beruhigen konnte. Jedoch war es ihm nicht sehr gut gelungen. Zu große Laster lagen auf seinen Schultern, zu viel Wissen, bzw. Nichtwissen. Er hatte gesehen, was noch keiner gesehen hatte. Etwas völlig Unmögliches war geschehen und er war Zeuge davon geworden. Es widersprach allem, was er wusste, stellte sich gegen alle Naturgesetze, denn was wussten die Lebewesen dieser Welt denn schon, außer dass der Tod endgültig war? Dessen war sich doch jeder gewiss!
Der Punkt wurde schärfer, spaltete sich in zweie auf und wuchs beständig an, als er sich der kleinen Gruppe näherte.
Trotz aller Furcht, die sein Inneres beherrschte, trat Legolas vor die anderen, machte sich die Grundsätze der Elben bewusst und vergaß einen Augenblick, was diesen widersprach. Stärke! Er würde sie finden, dieser Sache entgegen zu treten, sich ein weiteres Mal damit konfrontieren und seine Angst überwinden, wie er es schon so oft getan hatte. Und er war nicht allein. Der weiße Zauberer war mit ihnen!
„Gandalf!"keuchte Aragorn aus, als der Schatten aus der Ferne sich in einen Lichtpunkt wandelte und sich schließlich die Figur eines weißen Pferdes mit einem Reiter abzeichnete.
Dieser strahlend weiße Mann! Es konnte nur ein einziger sein!
Gimli brummte überrascht, als er zwar Aragorns Worte hörte, aber ihnen noch keinen wirklichen Glauben schenkte. Jedoch als der Reiter näher kam und seine Augen schmerzten von diesem Licht, welches heller als die Sonne selbst schien, erkannte er den Zauberer.
„Die Zeichen!"hauchte Aragorn. „Die Sonne, die Krähe! Er hat es mir die ganze Zeit zu sagen versucht und ich habe es nicht erkannt!"
„Mach dir keine Vorwürfe, mein Freund. Wie hättest du das denn vermuten sollen? Wer in ganz Mittelerde hätte damit rechnen können? Die Wahrscheinlichkeit für unsere Rückkehr war so gering!"Legolas Haar wehte in der aufziehenden Briese und wiegte sich im gleichen Takt wie das Gras hin und her.
„Es ist wirklich Gandalf!"schnaufte Gimli und seine Hautfarbe glich sich derer Legolas an.
„Wer ist bei ihm?"fragte Aragorn, dem das zweite Pferd nicht entgangen war.
Es folgte Gandalfs in einigem Abstand denn es kam an Schattenfells Schnelligkeit nicht im Geringsten heran. Auf dem gescheckten Pferd saß eine verhüllte Gestalt, welche allerdings schwer zu erkennen war. Aragorn sah den Mann nur, weil er wusste, dass Gandalf nicht mit zwei Pferden ritt und deshalb jemand darauf sitzen musste.
Gimli konnte den Verhüllten nämlich nicht sehen, da er nicht kritisch genug sein Augenmerk auf das Pferd legte, selbst nach Aragorns Bemerkung war der Fremde unsichtbar für ihn.
Sie waren etwa einen halben Kilometer entfernt, als Aragorn erste Abschätzungen über den Neuankömmling vornehmen konnte und er kam zu dem Schluss, dass er ziemlich groß und stark sein musste, denn trotz Schattenfells imposanter Größe, überragte der Verhüllte den Zauberer fast und seine Schultern waren beinahe so breit, wie der Rücken seines Pferdes.
Legolas hob eine Hand und sein Gruß wurde aus der Ferne von dem Zauberer erwidert. Aragorns Herz raste. Gandalf!
Die Pferde preschten heran, das eine mit donnernden Hufen, das andere geräuschlos. Sie ritten heran und nach wenigen Minuten waren sie mannsgroß und noch einige Sekunden später kamen die Tiere mit Schnauben und Wiehern zum Stehen, tänzelten einen Moment auf der Stelle, bis die Reiter die Pferde beruhigt hatten.
Auf dem vorderen saß, aufrecht und erhaben, Gandalf der Weiße und sein Haar wehte im Wind, der sich aus dem leichten Lüftchen entwickelt hatte. Seine gütigen Augen schauten herab auf König und Zwerg, welche staunend vor ihm standen. Sein weißes Gewand leuchtete und hätte die Sonne erblassen lassen, wäre sie nicht schon von selbst dunkler geworden. Einige Wolken waren mit dem Wind aufgezogen und zogen sich nun wie ein Vorhang vor sie.
Legolas ging zögerlich auf das zweite Pferd zu und nahm dessen Zaumzeug, redete leise auf es ein. Der Mann darauf tätschelte seinen Hals mit kräftigen Händen.
„Gandalf!"Aragorn löste sich von seinem Standpunkt und ging zu Schattenfell.
Seine Stimme war heißer und seine Augen fragend. Der weiße Zauberer jedoch lächelte zur Begrüßung und ließ sich sanft und elegant von Schattenfell ab, welchen er ohne jegliches Zaumzeug ritt.
Gandalf legte seine Rechte Hand auf Aragorns linke Schulter.
„Es ist schön dich wieder zu sehen, Elessar, König von Gondor!"begrüßte der Zauberer ihn mit seiner dunklen wohlklingenden Stimme und Aragorns Herz beruhigte sich etwas.
„Auch ich freue mich über deine Rückkehr, Gandalf. Jedoch... Ich begegne dir mit Befürchtungen und Fragen, wie beinahe jedes Mal, alter Freund. Legolas will nicht sprechen, was vor sich geht und du scheinst gar nicht in Sorge zu sein!"
Gandalfs Gesichtsausdruck wurde einen kurzen Augenblick ernst, als er die folgenden Worte sorgfältig wählte.
„Ich weiß nicht um unsere Besorgnis, Aragorn, ich weiß nicht, ob sie begründet ist oder nicht. Um dies heraus zu finden, bin ich gekommen und muss dringend mit dir Rat halten."
Seine Mine erhellte sich wieder und der König stand erwartungsvoll vor ihm.
„Doch nicht unheilvoll scheint mir das Geschehene! Mein Freund, der Krieg vermochte einen weniger in seine kalten tödlichen Klauen zu bekommen und er kehrt unter wundersamen Umständen wieder, gegen alle Gesetze der Natur. So fürchte ich mich nicht nur vor dem Grunde, der ihn zurück brachte, sondern freue mich auch darüber, dass er wieder unter uns weilt!"
Aragorn schaute zu dem Fremden und Grauen durchzuckte ihn.
„Ich verstehe das nicht, sprich doch einmal nicht in Rätseln!"beschwerte sich Gimli, zu überwältigt von allem.
Aragorn ging langsam auf den Fremden zu und erkannte, den Grund dafür, dass dieser vorhin so schwer zu erblicken war. Er hielt den Atem an, als er den Elbenmantel sah, der jegliche Gefahr fernhielt und jemanden für alle schwer erkennbar machte.
Der König ging näher heran und Legolas trat einen Schritt zur Seite, damit er besser sehen konnte.
Aragorn erkannte immer mehr, als er den Schatten der Kapuze durchschaute. Dann blieb er stehen und Gimli starrte den König besorgt an, der sich nicht mehr rührte. Niemand sprach, weder Legolas, noch Gandalf und der Verhüllte saß nur stumm auf dem Pferd.
Aragorns Augen blickten wild hin und her, als sein Verstand versuchte zu verarbeiten, was er da sah.
„Boromir?"
Der Verhüllte nickte, wagte es allerdings nicht, sich vom Pferd zu rühren oder sonstige Bewegungen zu machen.
Gandalf hatte ihn darum gebeten, aus Angst, einer der Anwesenden könnte zu nervös oder verängstigt werden.
Gimli ließ seine Axt auf den Boden fallen, seine kräftigen Finger wurden taub und seine Beine weich.
Aragorn stand immer noch da, mit geöffnetem Mund und starrte Boromir unter seiner Kapuze an. Er schüttelte den Kopf, als wolle er eine Halluzination vertreiben.
„Ich träume!"brachte er hervor. „Wie könnte es sonst möglich sein, dass drei verloren geglaubte Freunde zu mir zurückkehren?"
„Wachen wir, oder träumen wir?"fragte auch Gimli und sah Gandalf an.
Dieser lächelte.
„Ihr schlaft keineswegs, jedoch halte ich es nicht für unmöglich, dass diese Situation heute Nacht in euer Bewusstsein zurückkehrt. Dann könntet ihr Gewissheit haben, zu träumen. Doch nun seid ihr hellwach und steht etwas so unwahrscheinlichem gegenüber, dass es ganz natürlich ist, es in Frage zu stellen. Vertraut mir. Unmittelbare Gefahr ist nicht gegenwärtig."
„Zeig uns dein Gesicht,"verlangte Gimli, der den Neuankömmling noch nicht wirklich erkannt hatte.
Die dunkelgrüne Kapuze wurde zurückgezogen und zum Vorschein kam feuerrotes Haar, ein markantes Kinn und graue Augen. Gimli keuchte, als er Boromirs Gesicht wahrhaftig vor sich sah, der ihn kurz ansah.
Doch dann wandte er den Blick wieder zu Aragorn, der immer noch fassungslos vor dem Pferd stand und bat ihn mit flehenden Augen, dass er doch etwas sagen möge. Seine Augen schickten ein stummes Gebet zum König, er wolle ihn doch erkennen und ihn akzeptieren.
Entgegen all seinem Verstand gab Aragorn sich einen Ruck, schluckte hart und hob sein königliches Kinn.
„Steige ab, Boromir, Sohn des Denethor! Komm herab und grüße mich angemessen, wie einen Freund."
Der Mann atmete hörbar auf und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht, als er den König so reden hörte. Mit einem Satz sprang er von seinem Pferd und kam mit den schweren Stiefeln auf der Erde auf.
Hinter Aragorn machte Gimli einen Schritt zurück, als befürchtete er einen Angriff, aber Gandalf stellte sich ermutigend neben ihn und gab ihm Kraft.
Aragorn graute, als Boromir auf ihn zu kam, hielt jedoch stand.
„Aragorn."
Es war Boromirs Stimme!
„König Elessar, sei gegrüßt!"
Aragorn keuchte. Das war Boromir! Seine Stimme, sein Gebahren! Dies war Boromir!
Plötzlich wich alle Furcht aus Aragorns Herzen und überwältigt schüttelte er den Kopf.
„Bei den Valar! Boromir, du bis es tatsächlich!"
Der Krieger nickte lächelnd und voller Freude fielen sich die beiden Männer in die Arme. Sie hielten einander und der rothaarige flüsterte seinem König zu.
„Ich werde dir folgen, mein Bruder. Mein König!"
Aragorn konnte es noch immer nicht wahr haben. So groß war die Freude über seinen verloren geglaubten Gefährten. Er drückte ihn nach hinten und hielt seine Schultern fest, ihn ansehend.
„Boromir! Ich traue meinen Augen nicht, aber mein Herz will glauben! Und doch... wie ist das möglich?"
Da verdunkelte sich die Mine des Kriegers und sein Gesichtsausdruck wurde traurig.
„Ich weiß es nicht, mein König und Führer. Wenn ich es wüsste, so fühlte ich mich besser in meiner eigenen Haut. Tot habe ich mich selbst geglaubt, den letzten, den ich vor meinem Schwinden sah, wart Ihr! Damit war ich bereit, mich der Ungewissheit des Todes zu stellen."
Sein Blick senkte sich.
„Doch ein seltsames Erwachen kam über mich."
Celebne: Schön, dass es doch noch jemanden gibt, der Midiels Fluch liest, hehe. Danke für die Review. Du siehst ja, Faramir ist eben mein Lieblings- Charakter. ;-)
Vicky: Hey, danke noch mal für deine vieeelen lieben Reviews. Freut mich immer wieder. Oioioi. Da war ich schon ewig nicht mehr im FF.net und bin gar nicht mehr auf dem Laufenden mit den ganzen Storys. schnell zu dir durchklickt ;-)
Freud und Furcht
Sie ritten nun schon vier Stunden und die Pferde wurden langsam müde, keuchten und ihr Fell war nass vor Schweiß.
Eomer bemerkte dies natürlich und sah nach vorn, wo sein zukünftiger Schwager die Führung übernommen hatte und sie beständig vorantrieb. Sicher kamen sie schnell voran, jedoch brauchten sowohl Pferde, als auch Reiter eine Pause und so spornte Eomer sein Ross noch mehr an, damit es mit dem Führer der Gruppe aufschloss.
Nach wenigen Minuten hatte er Faramir erreicht und ritt neben ihm, bemerkte, dass der Mann ihn zuerst gar nicht wahrnahm. Erst als er ihn im Ritt anstieß, sah Faramir vom Weg ab und schaute den König fragend an.
„Was?!"sagte er überrascht von dem Mann.
Sein rotes gelocktes Haar wehte im Wind und wurde noch mehr durcheinander gebracht, als er den Blick zu Seite wendete. Sein dunkles Pferd ritt standhaft und leicht unter seinem nicht allzu schweren Gewicht, jedoch war selbst jenes, als auch Eowyns erschöpft.
„Lass uns eine Pause einlegen! Wir sind weit gekommen für heute und schon vor der Zeit!"rief Eomer in den Gegenwind.
Er beobachtete, wie Faramir sehnsüchtig einen Blick zurück und dann einen fragwürdigen nach vorne richtete. Eomer konnte beobachten, dass in dem jungen Stadthalter etwas vor sich ging, aber konnte nicht sagen, was es war.
„Faramir!"drängte er.
Der Mann schluckte und seine grauen Augen schauten gegen den blauen Himmel.
„Es muss sein, nicht wahr?"
„Warum die Tiere quälen?"
Das war wahr und Faramir versuchte den Grund für seine Eile zu erfassen, der ihn so schnell vorantreiben wollte. Ohne Erfolg. Sein Gefühl trieb ihn und sein Wille musste einiges an Stärke aufbringen, um den Befehl zum Halt geben zu können.
Er hob unsicher den Arm, als Zeichen zum Halt und Eomer tat es ihm gleich.
„Wir sind weit gekommen, für heute morgen! Jetzt lasst uns essen und Kraft schöpfen,"sagte der König und die Männer ließen sich dankbar von den Rücken der Pferde fallen, führten die Tiere an den Rand des Anduin, damit sie trinken konnten. Danach nahem sie etwas zu Essen aus ihren Satteltaschen und machten es sich bequem.
Eowyn streichelte ihr Pferd und führte es in die Nähe von Faramirs, wo der Stadthalter gerade abstieg.
„Du bist geritten, als wäre eine Horde Orks hinter uns her,"stellte sie fest.
Er drehte sich um und sah ihre schöne Gestalt vor sich. Seine grauen Augen erfassten die ihren und er erhob eine Hand, streichelte durch ihr goldenes Haar.
„Was ist los?"
Er schnappte nach Luft, als er versuchte seine Gefühle zu ergründen.
„Eowyn,"er machte eine Pause.
Sie legte den Kopf schief und nahm sein Gesicht in ihre Hand.
„Was ist es? Sprich mit mir Faramir."
„Ich... ich weiß es nicht. Es... es..."
„Du redest so wirr, ich verstehe dich nicht. Es?"
„Eowyn."
Seine grauen Augen wurden traurig und sein Kopf senkte sich.
„Meine schöne Eowyn."
„Um Himmels Willen, was ist mit dir?!"
Faramir räusperte sich.
Jetzt lass dich nicht so gehen!
„Eowyn, ich fühle mich seltsam, seit wir von Ithilien fort sind."
„Ist es wegen der Hochzeit?"
„Ja... ich meine nein... ich... ich weiß nichts! Mein Kopf ist so leer!"
„Hast du etwa Zweifel?"
Eowyns Herz setzte einen Schlag aus, als sie auf seine Antwort wartete. In ihr wuchs eine Befürchtung, die sie vielleicht nicht ertragen würde, wenn sie sich als wahr erweisen würde.
Er schaute in ihr liebliches Gesicht, in die blauen Augen, die von der Stärke zeugten, die in ihr wohnte und ihm war in all seiner Verwirrung eines gewiss...
„Ich liebe dich, Eowyn, oh Schildmaid Rohans! Du bist das, was mich ausmacht, was mein ganzes Sein bestimmt und meinem Leben einen Sinn gibt. Mit dir vermag ich der glücklichste Mann der Welt zu sein, ohne dich nicht mehr als ein Elend! Wie weit habe ich es kommen lassen, dass du in mir Zweifel vermutest? So zweifle auch du nicht an mir und meiner Liebe zu dir, denn es mag noch nichts geben, das sie erlöschen lassen könnte!"
Nichts hätte die Frau in diesem Augenblick glücklicher machen können, als dieses erneute Liebesversprechen, welches ihre größte Angst versiegen ließ, als wäre sie ein Tropfen Wasser auf einem heißen Stein.
„Was ist es dann?"
„Ich weiß es nicht Eowyn, aber eines sei dir gewiss! Ich werde nichts zwischen dich und mich kommen lassen! Gib mir die Zeit, die ich brauche, um in mich zu sehen, zu erkennen, was es ist. Vielleicht ist es Heimweh, vielleicht die Furcht, nach Minas Tirith zurück zu kehren, wo mein Vater einst regierte. Doch beides muss überwunden werden und keines könnte mich von unserer Heirat abbringen."
Er schaute ihr tief in die Augen und hielt ihr Gesicht, so dass sie ihn direkt ansehen musste.
„Hast du das verstanden? Nichts!"
Ergriffen und bestärkt nickte sie und ihre Arme schlossen sich rasch um seinen Nacken. Sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss und die Männer am Feuer fingen leise an, Witze zu reißen. Eomer, welcher bei ihnen saß, ließ sie gewähren und lächelte über das junge Paar und ihre Hingabe zueinander.
„So gehört sich das,"sagte er laut und Beregond brach in Gelächter aus.
Aragorn sattelte sein Pferd und führte es aus dem Stall. Gimli stand murrend draußen neben Legolas und suchte unbewusst die Nähe des Elben. Jedoch schien es Legolas nicht anders zu ergehen und nie entfernte er sich weiter, als einige Schritte von dem Zwerg.
„Die Pferde sind bereit,"erklärte Aragorn und stieg auf.
Auch Legolas erhob sich auf sein Pferd und zog Gimli zu sich auf das Tier. Der Zwerg fluchte und von der Höhe schwindelnd hielt er sich fest an Legolas Rücken fest.
„Warum reiten wir fort, so kurz vor dem Fest? Wollten nicht Eomer und Faramir bald kommen?"
Aragorn ritt neben sie und sah Legolas selbst fragend an.
„Wenn sie eintreffen, wird Arwen hier sein, um sie zu empfangen,"erklärte der König.
„Ich halte es nicht für gut, diese Sache hier in der Stadt aus zu machen und schon gar nicht bei Tage,"hauchte er in den Wind und roch darin den Westen.
Seit heute Nacht im Thronsaal hatte Gimli keine ruhige Minute Schlaf mehr gefunden und sich nur hin und her gewälzt. Aragorns Reaktion auf Legolas Geschichte hatte ihn die ganze Zeit beschäftigt und ihm nur noch mehr Rätsel aufgegeben, denn obwohl Aragorn zu verstehen gab, dass er diese „Zeichen"bemerkt hatte, hatte er sich darüber ausgeschwiegen und ihnen nicht mitgeteilt, was sie bedeuteten.
Sam wurde zu äußerster Diskretion angehalten und durfte nicht einmal Merry und Pippin davon erzählen, bis sie sich dieser mysteriösen Sache gewiss waren. Vor allem Pippin sollte, nach Aragorn nicht wissen, um was es hier ging. Doch war es nicht sehr hilfreich, dass Legolas nichts verriet und immer wieder, wenn Gimli ihn in der Nacht danach gefragt hatte, zusammenzuckte, wie ein scheues Tier, und ihn auf diesen unbekannten anderen vertröstete, der sie im Morgengrauen aufklären würde.
Wieder ärgerte Gimli sich, dass ihm anscheinend kein Vertrauen entgegen gebracht wurde. Weder von Legolas, der Angst zu haben schien, irgendjemandem etwas zu verraten, noch Aragorn, der sich weigerte, sein Wissen über den Unbekannten auszusprechen.
„Ich glaube das alles erst, wenn ich ihn vor mir sehe,"hatte er dem Zwerg geantwortet und ihm danach versichert, dass er ihn brauchte. „Gimli, ich fürchte, hier geht etwas vor, das sogar einen Elben in Schrecken versetzen kann. Ich bitte dich, uns morgen zu begleiten, auch wenn es ungewiss ist, was uns erwartet."
„Da bin ich dir so lange gefolgt und du glaubst noch, mich bitten zu müssen, das ein weiteres Mal zu tun? Was kann schlimmer sein, als das Erlebte, als der Krieg, den wir zusammen durchgestanden haben?"
„Ich weiß es nicht Gimli, ich denke nicht dass es eine erneute, so große Gefahr für Mittelerde gibt. Dennoch... Legolas Rückkehr gibt mir mehr als genug Grund, hier zu argwöhnen, denn noch nie ist ein Elb von Westen wieder gekehrt. Und dass dieser Elb noch so verunsichert ist, macht die Sache nicht gerade besser."
Gimli hatte den Ernst der Lage begriffen, doch das Ausmaß war ihm völlig unbekannt. Er wollte wissen, was auf ihn zu kam, wie gut er seine Axt schärfen musste und in welcher Gefahr seine Freunde waren.
Aragorn beugte sich von seinem Pferd herunter und küsste Arwen.
„Wir werden bald wieder zurück sein. Mit etwas Glück sogar vor der Ankunft Eomers. Achte auf die Hobbits und kümmere dich, dass alles bereit sein wird für Mitsommer. Ich möchte nicht, dass das Fest abgesagt wird, noch bevor wir wissen, was eigentlich ist. Wenn etwas ist, so werden dir die Hobbits sicher gerne helfen. Bestimmt brennt Pippin nur so darauf, dir bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen."
Arwen lächelte und streichelte ihm über die bärtige Wange.
„Ich weiß. Sorge dich nicht um uns, wir werden zurrecht kommen. Reite und finde heraus, warum wir uns überhaupt sorgen, denn noch sind wir über alles im Unklaren."
Aragorn nickte und aufrecht ritt er zum zweitobersten Tor, das direkt vor ihnen Lag. Die Fackeln, welche sie brauchten, da es noch zu früh war und die Sonne noch nicht am Himmel stand, zeigten ihnen den Weg. Als das Tor offen war und ein Horn durch die Stadt hallte, dass auch die anderen Tore geöffnet werden sollten, gab der König seinem Pferd die Sporen und zusammen mit seinen zwei Begleitern preschte er davon, hinaus aus der Stadt und über die Felder des Pellanor. Sie waren außer Sicht noch bevor die Sonne aufgegangen war.
Sie erreichten den Erui noch bevor es Nachmittag war und das weiße Gebirge tat sich neben ihnen mächtig und erhaben auf, wie es das schon seit beginn der Zeit getan hatte.
Dort wo der Erui seinen Ursprung hatte am Fuße des Gebirges, stoppte die Gruppe und Legolas war höchst zufrieden mit ihrem Ritt. Ohne Pause waren sie durchgeritten, die Pferde gut ausgeruht und frisch hatten sie ohne Mühe bis hier her getragen. Doch als Legolas anhielt und vom Pferd abstieg, befand Aragorn es als gut, dass sie den Pferden eine Pause gönnten, denn der Rückweg lag noch vor ihnen.
Auch der König stieg ab und hielt sein schwarzes Pferd fest am Halfter, sah sich um. Außer dem Fluss und den Bergen war sonst nur noch eine weite Steppe zu sehen, dich sich über das Land hinweg zog. Die Sonne tauchte das Land in ein leuchtendes Gelb.
„Wann wird er hier sein,"fragte Gimli und kam somit Aragorn zuvor.
Legolas schirmte seine Augen gegen die Sonne ab und schaute über das Gras. Als er einen Punkt zum fixieren fand, hielt er in der Bewegung inne und starrte einige Minuten nach Westen.
„Wir sind gut geritten, noch besser, als ich vermutet hatte. Er kommt in einer Stunde,"sagte der schlanke Elb und seine herrliche Figur ragte dem Wind entgegen, wie ein dünner Baumstamm.
Ob er den Düsterwald vermisste, grübelte Gimli, aber fragte nicht. Eine Stunde. Er hasste Warten.
Aragorn setzte sich in den Schneidersitz und packte etwas zu Essen aus. Sie hatten weder Gefrühstückt, noch etwas zu Mittag gegessen und der einstige Waldläufer wusste: wer sich nicht stärkte, hatte keine Kraft.
Gimli war das nicht ungelegen und er nahm dankend ein Stück Brot an, das ihm Aragorn reichte. Des Königs Gesicht schien wieder wie früher. Das Haar zerzaust und das Gesicht etwas schmutzig. Die grauen scharfen Augen sahen sich während der Mahlzeit immer wieder um und überflogen das weite, flache Land.
Legolas lehnte Aragorns Angebot, etwas zu essen dankbar ab und zog es vor, hin und her zu laufen, immer wieder die Hand zur Stirn zu erheben und Ausschau zu halten. Auf den König machte er einen höchst nervösen Eindruck und Aragorn glaubte auch, den Ansatz von Augenringen in seinem Gesicht erkennen zu können. Ein schweigsames Grauen lag auf ihm.
Es sorgte ihn, einen Elben so unruhig zu sehen. Jedoch konnte er sich keinen Grund dafür erdenken, dass einer der Erstgeborenen sich so betrug und so aus der Fassung gebracht werden konnte. Mit tiefen Falten in der Stirn folgte er Legolas Blick in die Ferne und erblickte einen kleinen Punkt, der sich schnell näherte.
Aragorns Puls wurde schneller.
Legolas drehte sich zu seinen Begleitern und der finstere Ausdruck auf seiner Mine, verriet Aragorn, dass es so weit war. Der Elb schien so blass und plötzlich sah Aragorn einen Angehörigen seiner Art völlig unsicher und schwach. Er konnte beobachten, wie seine stolze aufrechte Haltung dahinschwand und seine Schultern schließlich schlapp herab hingen, seine Arme und Beine viel zu lang schienen, so dass sie beinahe bis auf den Boden reichten.
„Legolas!"Gimli lief zu seinem Freund.
Auch dem Zwerg war es aufgefallen, wie blass der Prinz nun geworden war.
Legolas schüttelte sich und versuchte sich etwas mehr aufzurichten, damit er seine Freunde beruhigen konnte. Jedoch war es ihm nicht sehr gut gelungen. Zu große Laster lagen auf seinen Schultern, zu viel Wissen, bzw. Nichtwissen. Er hatte gesehen, was noch keiner gesehen hatte. Etwas völlig Unmögliches war geschehen und er war Zeuge davon geworden. Es widersprach allem, was er wusste, stellte sich gegen alle Naturgesetze, denn was wussten die Lebewesen dieser Welt denn schon, außer dass der Tod endgültig war? Dessen war sich doch jeder gewiss!
Der Punkt wurde schärfer, spaltete sich in zweie auf und wuchs beständig an, als er sich der kleinen Gruppe näherte.
Trotz aller Furcht, die sein Inneres beherrschte, trat Legolas vor die anderen, machte sich die Grundsätze der Elben bewusst und vergaß einen Augenblick, was diesen widersprach. Stärke! Er würde sie finden, dieser Sache entgegen zu treten, sich ein weiteres Mal damit konfrontieren und seine Angst überwinden, wie er es schon so oft getan hatte. Und er war nicht allein. Der weiße Zauberer war mit ihnen!
„Gandalf!"keuchte Aragorn aus, als der Schatten aus der Ferne sich in einen Lichtpunkt wandelte und sich schließlich die Figur eines weißen Pferdes mit einem Reiter abzeichnete.
Dieser strahlend weiße Mann! Es konnte nur ein einziger sein!
Gimli brummte überrascht, als er zwar Aragorns Worte hörte, aber ihnen noch keinen wirklichen Glauben schenkte. Jedoch als der Reiter näher kam und seine Augen schmerzten von diesem Licht, welches heller als die Sonne selbst schien, erkannte er den Zauberer.
„Die Zeichen!"hauchte Aragorn. „Die Sonne, die Krähe! Er hat es mir die ganze Zeit zu sagen versucht und ich habe es nicht erkannt!"
„Mach dir keine Vorwürfe, mein Freund. Wie hättest du das denn vermuten sollen? Wer in ganz Mittelerde hätte damit rechnen können? Die Wahrscheinlichkeit für unsere Rückkehr war so gering!"Legolas Haar wehte in der aufziehenden Briese und wiegte sich im gleichen Takt wie das Gras hin und her.
„Es ist wirklich Gandalf!"schnaufte Gimli und seine Hautfarbe glich sich derer Legolas an.
„Wer ist bei ihm?"fragte Aragorn, dem das zweite Pferd nicht entgangen war.
Es folgte Gandalfs in einigem Abstand denn es kam an Schattenfells Schnelligkeit nicht im Geringsten heran. Auf dem gescheckten Pferd saß eine verhüllte Gestalt, welche allerdings schwer zu erkennen war. Aragorn sah den Mann nur, weil er wusste, dass Gandalf nicht mit zwei Pferden ritt und deshalb jemand darauf sitzen musste.
Gimli konnte den Verhüllten nämlich nicht sehen, da er nicht kritisch genug sein Augenmerk auf das Pferd legte, selbst nach Aragorns Bemerkung war der Fremde unsichtbar für ihn.
Sie waren etwa einen halben Kilometer entfernt, als Aragorn erste Abschätzungen über den Neuankömmling vornehmen konnte und er kam zu dem Schluss, dass er ziemlich groß und stark sein musste, denn trotz Schattenfells imposanter Größe, überragte der Verhüllte den Zauberer fast und seine Schultern waren beinahe so breit, wie der Rücken seines Pferdes.
Legolas hob eine Hand und sein Gruß wurde aus der Ferne von dem Zauberer erwidert. Aragorns Herz raste. Gandalf!
Die Pferde preschten heran, das eine mit donnernden Hufen, das andere geräuschlos. Sie ritten heran und nach wenigen Minuten waren sie mannsgroß und noch einige Sekunden später kamen die Tiere mit Schnauben und Wiehern zum Stehen, tänzelten einen Moment auf der Stelle, bis die Reiter die Pferde beruhigt hatten.
Auf dem vorderen saß, aufrecht und erhaben, Gandalf der Weiße und sein Haar wehte im Wind, der sich aus dem leichten Lüftchen entwickelt hatte. Seine gütigen Augen schauten herab auf König und Zwerg, welche staunend vor ihm standen. Sein weißes Gewand leuchtete und hätte die Sonne erblassen lassen, wäre sie nicht schon von selbst dunkler geworden. Einige Wolken waren mit dem Wind aufgezogen und zogen sich nun wie ein Vorhang vor sie.
Legolas ging zögerlich auf das zweite Pferd zu und nahm dessen Zaumzeug, redete leise auf es ein. Der Mann darauf tätschelte seinen Hals mit kräftigen Händen.
„Gandalf!"Aragorn löste sich von seinem Standpunkt und ging zu Schattenfell.
Seine Stimme war heißer und seine Augen fragend. Der weiße Zauberer jedoch lächelte zur Begrüßung und ließ sich sanft und elegant von Schattenfell ab, welchen er ohne jegliches Zaumzeug ritt.
Gandalf legte seine Rechte Hand auf Aragorns linke Schulter.
„Es ist schön dich wieder zu sehen, Elessar, König von Gondor!"begrüßte der Zauberer ihn mit seiner dunklen wohlklingenden Stimme und Aragorns Herz beruhigte sich etwas.
„Auch ich freue mich über deine Rückkehr, Gandalf. Jedoch... Ich begegne dir mit Befürchtungen und Fragen, wie beinahe jedes Mal, alter Freund. Legolas will nicht sprechen, was vor sich geht und du scheinst gar nicht in Sorge zu sein!"
Gandalfs Gesichtsausdruck wurde einen kurzen Augenblick ernst, als er die folgenden Worte sorgfältig wählte.
„Ich weiß nicht um unsere Besorgnis, Aragorn, ich weiß nicht, ob sie begründet ist oder nicht. Um dies heraus zu finden, bin ich gekommen und muss dringend mit dir Rat halten."
Seine Mine erhellte sich wieder und der König stand erwartungsvoll vor ihm.
„Doch nicht unheilvoll scheint mir das Geschehene! Mein Freund, der Krieg vermochte einen weniger in seine kalten tödlichen Klauen zu bekommen und er kehrt unter wundersamen Umständen wieder, gegen alle Gesetze der Natur. So fürchte ich mich nicht nur vor dem Grunde, der ihn zurück brachte, sondern freue mich auch darüber, dass er wieder unter uns weilt!"
Aragorn schaute zu dem Fremden und Grauen durchzuckte ihn.
„Ich verstehe das nicht, sprich doch einmal nicht in Rätseln!"beschwerte sich Gimli, zu überwältigt von allem.
Aragorn ging langsam auf den Fremden zu und erkannte, den Grund dafür, dass dieser vorhin so schwer zu erblicken war. Er hielt den Atem an, als er den Elbenmantel sah, der jegliche Gefahr fernhielt und jemanden für alle schwer erkennbar machte.
Der König ging näher heran und Legolas trat einen Schritt zur Seite, damit er besser sehen konnte.
Aragorn erkannte immer mehr, als er den Schatten der Kapuze durchschaute. Dann blieb er stehen und Gimli starrte den König besorgt an, der sich nicht mehr rührte. Niemand sprach, weder Legolas, noch Gandalf und der Verhüllte saß nur stumm auf dem Pferd.
Aragorns Augen blickten wild hin und her, als sein Verstand versuchte zu verarbeiten, was er da sah.
„Boromir?"
Der Verhüllte nickte, wagte es allerdings nicht, sich vom Pferd zu rühren oder sonstige Bewegungen zu machen.
Gandalf hatte ihn darum gebeten, aus Angst, einer der Anwesenden könnte zu nervös oder verängstigt werden.
Gimli ließ seine Axt auf den Boden fallen, seine kräftigen Finger wurden taub und seine Beine weich.
Aragorn stand immer noch da, mit geöffnetem Mund und starrte Boromir unter seiner Kapuze an. Er schüttelte den Kopf, als wolle er eine Halluzination vertreiben.
„Ich träume!"brachte er hervor. „Wie könnte es sonst möglich sein, dass drei verloren geglaubte Freunde zu mir zurückkehren?"
„Wachen wir, oder träumen wir?"fragte auch Gimli und sah Gandalf an.
Dieser lächelte.
„Ihr schlaft keineswegs, jedoch halte ich es nicht für unmöglich, dass diese Situation heute Nacht in euer Bewusstsein zurückkehrt. Dann könntet ihr Gewissheit haben, zu träumen. Doch nun seid ihr hellwach und steht etwas so unwahrscheinlichem gegenüber, dass es ganz natürlich ist, es in Frage zu stellen. Vertraut mir. Unmittelbare Gefahr ist nicht gegenwärtig."
„Zeig uns dein Gesicht,"verlangte Gimli, der den Neuankömmling noch nicht wirklich erkannt hatte.
Die dunkelgrüne Kapuze wurde zurückgezogen und zum Vorschein kam feuerrotes Haar, ein markantes Kinn und graue Augen. Gimli keuchte, als er Boromirs Gesicht wahrhaftig vor sich sah, der ihn kurz ansah.
Doch dann wandte er den Blick wieder zu Aragorn, der immer noch fassungslos vor dem Pferd stand und bat ihn mit flehenden Augen, dass er doch etwas sagen möge. Seine Augen schickten ein stummes Gebet zum König, er wolle ihn doch erkennen und ihn akzeptieren.
Entgegen all seinem Verstand gab Aragorn sich einen Ruck, schluckte hart und hob sein königliches Kinn.
„Steige ab, Boromir, Sohn des Denethor! Komm herab und grüße mich angemessen, wie einen Freund."
Der Mann atmete hörbar auf und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht, als er den König so reden hörte. Mit einem Satz sprang er von seinem Pferd und kam mit den schweren Stiefeln auf der Erde auf.
Hinter Aragorn machte Gimli einen Schritt zurück, als befürchtete er einen Angriff, aber Gandalf stellte sich ermutigend neben ihn und gab ihm Kraft.
Aragorn graute, als Boromir auf ihn zu kam, hielt jedoch stand.
„Aragorn."
Es war Boromirs Stimme!
„König Elessar, sei gegrüßt!"
Aragorn keuchte. Das war Boromir! Seine Stimme, sein Gebahren! Dies war Boromir!
Plötzlich wich alle Furcht aus Aragorns Herzen und überwältigt schüttelte er den Kopf.
„Bei den Valar! Boromir, du bis es tatsächlich!"
Der Krieger nickte lächelnd und voller Freude fielen sich die beiden Männer in die Arme. Sie hielten einander und der rothaarige flüsterte seinem König zu.
„Ich werde dir folgen, mein Bruder. Mein König!"
Aragorn konnte es noch immer nicht wahr haben. So groß war die Freude über seinen verloren geglaubten Gefährten. Er drückte ihn nach hinten und hielt seine Schultern fest, ihn ansehend.
„Boromir! Ich traue meinen Augen nicht, aber mein Herz will glauben! Und doch... wie ist das möglich?"
Da verdunkelte sich die Mine des Kriegers und sein Gesichtsausdruck wurde traurig.
„Ich weiß es nicht, mein König und Führer. Wenn ich es wüsste, so fühlte ich mich besser in meiner eigenen Haut. Tot habe ich mich selbst geglaubt, den letzten, den ich vor meinem Schwinden sah, wart Ihr! Damit war ich bereit, mich der Ungewissheit des Todes zu stellen."
Sein Blick senkte sich.
„Doch ein seltsames Erwachen kam über mich."
